WHAT'S YOUR NAME AGAIN?

~Sicht Yoongi~

Als er mir letztens in der Nacht gefolgt war, konnte er all das noch nicht richtig betrachten, weswegen er wohl jetzt die Zeit nutzte.

Was er wohl von meinem Universum dachte...?

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Als Kira stehen blieb, war ich etwas überfordert. Ich wäre fast in sie reingelaufen, da ich mich so stark im Gedanken befunden hatte.

Dieses Universum war unglaublich gross und ich kam mir hier vor, als wäre ich eine winzige Ameise.

Die Gebäude waren gross und schlicht, doch schienen stabil zu sein. Ausserdem waren viel mehr Menschen hier unterwegs und die Kleidung, die diese anhatten, sah teuer und speziell aus. Wenn ich hier mit meiner Kleidung herumspaziert wäre, dann würde ich wohl dumme Blicke abkriegen. So wie ich mich hier fühlte und neugierig war, musste sich Kira bei uns fühlen. Jetzt verstand ich auch ihre Aussage von letztens.

„Also, wir gehen jetzt da rein und du setzt dich irgendwo in eine kleine Ecke. Du kannst dir von mir aus, Bücher aus den Bücherregalen rausholen, aber mach keinen Scheiss. Ausserdem wirst du mir nicht auf ein Dach gehen, sonst wirst du nicht mehr in dein Universum gehen können, verstanden?", warnte sie mich und ich nickte. Sie öffnete nun die Tür zu der sogenannten Bibliothek und ging hinein. Ohne auf sie zu achten, sah ich mich um und erblickte eine ältere Dame.

Kira ging auf sie zu und verbäugte sich zur Begrüssung leicht und ich fragte mich, warum die ältere Dame sich nicht vor mir verbeugte.

Ich verdrehte kurz meine Augen ob meiner eigenen Dummheit. Natürlich verbeugt sie sich nicht, da ich mich nicht in meinem Universum befand.

„Annyeonghaseyo*" sagte ich kurz und beugte mich etwas nach vorne, ehe ich wieder diesen riesigen Raum betrachtete.

Es gab grosse Regale mit unglaublich vielen Büchern darin. Ich achtete nicht weiter auf die Leute hier drin und sah mich stattdessen gedankenverloren um. Die ganzen Bücher hier waren bunt und schön in verschiedenen Reihen der Regale aufgestellt. Manche sogar ganz oben auf dem Regal drauf gestapelt, die man nur mit einer Leiter an der Seite des Regales runterholen konnte.

„Hätte man die nicht einfach wo anders hinstellen können?", fragte ich mich und ging weiter. Am Anfang jedes Ganges zwischen den Regalen, hing ein Schild etwas weiter oben, worauf verschiedene Begriffe standen. Romane und ... Romantik und Historisch ... und etwas weiter hinten ein Schild worauf ‚Von Schülern geschrieben' stand ...? Und noch etwas weiter hinten in den weiteren Reihen war noch irgendetwas anderes, was mich aber nicht mehr interessierte.

Viel mehr stand mir der Begriff ‚Historie' im Auge, da ich es nicht kannte. Es kam mir jedoch bekannt vor. Ich schlenderte langsam an der Seite der Regale vorbei und sah mir die Bücher an. Trotz all den vielen Büchern war keines ansprechend. Kira hätte mir ruhig eines geben können. Obwohl ... Sie hätte wohl auch keine Ahnung.

Eher gelangweilt, zog ich ein Buch raus und sah mir es an. Auf der Rückseite stand was darin wohl stehen wird, während vorne ganz und gar nichts stand. Ich hob verwirrt eine Augenbraue, doch zuckte dann einfach mit den Schultern. Das Buch sah nicht alt aus und roch auch nach einem Buch, was neu gedruckt war. Mein Appa hatte mir früher immer ganz neue Bücher in solch einem Stil geschenkt. Auch bunt, doch solche, die sonst niemand in unserem Reich hatte. Ich dachte jedoch nicht weiter darüber nach, da ich bereits den Blick der Bibliothekarin an meinem Rücken kleben spürte, und ich nicht auffallen sollte, nach den Worten von Kira. Mit etwas schnelleren Schritten, da ich die momentane Situation für unangenehm und eher unheimlich empfand, verschwand ich aus den zwischen Gängen der Regale und setzte mich an einen Platz in einer Ecke in der Bibliothek. Hier war es ruhig und auch waren allgemein keine anderen Menschen zu sehen. Seufzend sah ich nun runter auf das Buch vor mir und öffnete die erste Seite.

Ich fing an zu lesen. Es war komisches Zeug darin geschrieben und ich blätterte dann doch eher etwas im Buch umher, da ich nicht verstand was darin geschrieben war. Ein Weltkrieg im Jahre 1914...? Das ist mehr als 200 Jahre später... In welchem Jahr waren wir hier eigentlich? Hatte ich das jemals von Kira erfahren? Ich konnte mich nicht mehr daran erinnern.

Wollte ich aber mehr über die Zukunft wissen...? Es war verlockend zu wissen, was passieren wird, nachdem ich wohl nicht mehr leben würde, doch es könnte mich psychisch auch zunichtemachen, da war ich mir sicher.

„Guck dir den Typen da an." Ich achtete nicht auf die Leute, die an mir vorbei gingen und plötzlich etwas weiterweg anhielten. Stattdessen dachte ich weiter über dieses Buch nach und die Möglichkeiten, die es mir bot. Ich wog die Vor- und Nachteile des Lesens dieses Buches aus.

„Woher hast du die Kleider? Von der Müllhalde?", lachen war nach diesem Satz zu hören und etwas genervt hob ich nun meinen Blick und sah den Typen, der einige Meter entfernt neben einem Regal stand. Er schien mit zwei weiteren Jungen über mich zu reden. Diese zwei weiteren jungen Männer waren wohl seine Freunde.

„Was wagst du so mit mir zu sprechen, du Dorftrottel?", murrte ich und im nächsten Moment fingen sie lauter an zu lachen.

„In welchem Zeitalter bist du den stecken geblieben?", lachte er wieder spöttisch und ich erwischte mich selbst durch meine Vergesslichkeit in diese Situation geraten zu sein. Genervt schloss ich das Buch einfach und stand auf. „Da scheint wohl jemand verschwinden zu wollen.",

„Ja, und nun wünsche ich euch noch einen tollen Tag.", murmelte ich und bewegte mich an ihnen vorbei. Sie liessen mich glücklicherweise einfach in Frieden und ich ging in den Historie-Bereich der vielen Bücherregale und steckte das Buch in das Regal.

„Yohan, wir sollten den Lappen da einfach stehen lassen. Ich habe gesehen, wie er mit dieser Kim hierher in die Bibliothek gekommen ist." Hörte ich auf der anderen Seite des Regales und wunderte mich, ob sie Kira meinten. Ihr Nachname war Kim, somit sollten sie wohl über sie reden.

„Diese Ratte kann sowieso nichts anrichten. Ich hab' doch keine Angst vor einem Mädchen wie ihr und ausserdem hast du wohl sowieso jemanden mit der verwechselt."

Ich schnalzte mit meiner Zunge und musste grinsen. Dieses kleine Mistvieh macht sich auch hier nur Ärger und sagt mir, ich soll keinen Scheiss bauen.

Ich hörte wie diese drei Typen weggingen und sah die Gruppe danach neben dem Gang der Regale vorbeilaufen. Ein lautes Klingeln ertönte und ich zuckte zusammen. Sogleich sah ich mich erschrocken um und versuchte zu hören, woher die Wachen kommen würden.

„Los ihr drei, raus aus der Bibliothek, oder wollt ihr etwa die erste Stunde verpassen?", hörte ich eine ältere Dame sprechen und sah sofort in die Richtung, woher ich diese Stimme gehört habe. Sogleich verstand ich, was sie meinte und beruhigte mich wieder. Es ging wohl um den Unterricht den Kira auch besuchen musste. War denn erst so wenig Zeit vergangen? Kam mir viel länger vor.

„Hey Kleiner! Was machst du noch hier? Komm her.", rief mich jemand zu sich. Es war die Bibliothekarin, die gerade in meine Richtung sah. Ich blinzelte einige Male, doch folgte ihr dann etwas widerwillig.

Sie setzte sich hinter den Tisch und sah mich abwartend an. Ich sah etwas unbeholfen umher und wusste nicht, wie ich reagieren sollte. Musste ich was sagen? Was erwartete sie von mir denn? Eine Entschuldigung, weil ich mich in einer Bibliothek befinde?

„Warum drückst du dich vor dem Unterricht. Bedrückt dich was?"

Mit grossen Augen sah ich sie an und war völlig verwirrt.

Planlos versuchte ich eine Ausrede zu finden, als ich mich an ein paar Worte von Kira erinnerte.

„Der L-Lehrer ist krank.", sagte ich und der Blick der älteren Dame zeigte, dass ich irgendetwas Dummes gesagt hatte.

„Mich anzulügen ist keine Option. All die Professoren sind anwesend und du solltest wissen, dass ich den Zugriff auf das Universitätssystem habe, um zu sehen, ob jemand abwesend sein würde. Du bleibst jetzt hier und ich rufe den Direktor an.", meinte sie plötzlich und ich versuchte zu verstehen, was sie mit all den komischen Wörtern meinte, jedoch konnte ich es nicht richtig entziffern. Sie nahm so ein komisches Objekt in die Hand und ich zog meine Augenbrauen zusammen. Während sie das alles tat, versuchte ich so zu wirken, als würde ich verstehen was sie machen würde. Dabei war das völlige Gegenteil in meinen Gedanken. Ich hatte in diesem Universum wahrhaftig keine Ahnung.

Plötzlich fing die Dame an höflich mit jemandem zu sprechen und ich riet mal, dass es wohl ein sogenanntes „Handy-Dings" da war, was auch Kira besass.

Plötzlich hielt sie sich das Handy an ihre Brust.

„Entschuldige, wie war dein Name noch gleich?", überrumpelt starrte ich sie kurz an, ehe ich verstand, was sie wollte. Ich stammelte kurz, während ich mich an den Namen, von dem einen Typen von zuvor erinnern wollte, was glücklicherweise auch klappte.

„Yohan"

„Warte, du bist San Yohan? Hab' dich etwas grösser in Erinnerung.", sagte sie, jedoch sagte ich nichts dazu und gab nur noch ein kurzes, eher abwesendes Nicken. Solange ich nicht von Kira angeschnauzt wurde, war alles in bester Ordnung.

„So, Yohan. Du gehst jetzt diesen Monat zum 7. Mal zum Direktor. Ich hoffe mal, dass du noch einmal eine Chance bekommst und nun ab zum Direktor mit dir."

„Wo ist der nochmal?"

„Entschuldige? Mach mich nicht noch wütend. Los jetzt mit dir!", sagte sie streng und zeigte auf den Ausgang der Bibliothek.

Wörter*:

Annyeonghaseyo – Formelle Begrüssung

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