Part 2: Die Jugend des verspielten Bücherwurms Kapitel 9: Dämmerung 

Ach, hier findest du endlich dein…

Stopp! Keine Spoiler, wenn Ich diese Geschichte schon schreiben muss, dann will ich nicht, dass du mir irgendwas Spannendes wegnimmst! 

Ich gehe jetzt zweieinhalb Jahre und ein paar Monate in die Zukunft. Mit zwölf Jahren, mein Magierang betrug vier, ich war fast mit Lektion fünf durch, wollten Merlin und ich unsere erste große und gefährliche Mission bestreiten. Es ging in die menschlichen Highlands. Bevor ihr jetzt denkt, was ist daran so interessant und magisch? Zufällig gibt es dort eine starke magische Aura, die mich sofort gefesselt hat, als ich sie das erste Mal spüren durfte, sie lässt die drei Landplatten der Highlands schweben. Davor musste ich aber erst noch ein paar Karten und spezielle Ausrüstung besorgen. Roro war mittlerweile ausgewachsen und Kalli konnte mittlerweile schon gehen und richtig reden, aber gut, sie war fast vier, ich sollte eher erwähnen, dass sie schon lesen und schreiben konnte. Sie hielt meine Hand, als ich einen Buchladen betrat, in ihrer anderen hielt sie einen Plüschhasen aus Konihi. Ich brauchte eine Karte der Highlands, deswegen war ich in dem Buchladen. Wir standen in einer Schlange, als wir endlich an kamen trat ich zum Tresen des Verkäufers. Vorsichtig ließ ich Kallis Hand los, um einen Zettel und meinen Geldbeutel aus meiner Jacke hervorzuholen. Der Verkäufer trat zu mir und lächelte sanft, als er mich sah. Er hieß Seriel und er mochte mich, weil ich eine treue Stammkundin war. Er bekam teilweose mein gesamtes Gehalt.

„Hallo Loki, Hallo Roro, wen habt ihr da dabei?"

Fragt er freundlich. 

„Meine kleine Schwester, Kalli."

Kalli sah sich schüchtern um und stellte sich leicht hinter mich. Ich tätschelte ihren Kopf und wand mich wieder Seriel zu. 

„Ich soll eine Bestellung für Merlin Woods abholen."

Erklärte ich und gab ihn den Zettel. 

„Einen Moment, bleibt kurz hier stehen."

Sagte er und ging in sein Lager. 

„Loki?"

„Ja, Kalli?"

„Wohin gehen Merlin und du?"

„Auf einen kleinen Ausflug."

„Warum darf ich nicht mit?"

Ich nahm sie hoch und sagte:

„Dafür bist du noch ein wenig zu jung, aber ich verspreche dir, wenn du älter wirst, werde ich dir die Highlands zeigen."

„Ich will nicht das du gehst, ich hab Angst, dass dir etwas schlimmes passiert!"

Ich ahnte bereits, was Kalli meinte. In ihrem Alter fing es langsam an, dass sich ihre Magie entwickelte, sie bekam langsam, aber sicher Visionen. 

„Kalli, Träume sind Träume, nicht jeder muss eintreffen."

„Trotzdem hab ich Angst…"

„Kalli, du musst keine Angst haben, ich bin da, ich werde immer für dich da sein."

Sagte ich und küsste sie auf die Stirn. Da lächelte sie wieder und umarmte mich. Seriel kam wieder mit ein paar Büchern und ein paar Landkarten zurück. Er packte alles ein und legte noch ein Buch mit Kindermärchen für Kalli drauf. 

„Viel Spaß damit, und Loki, pass auf dich und deinen Meister auf."

Ich nickte und verließ den Laden. Es war ein kalter Frühlingsabend, also packte ich Kalli in meine Jacke und ging in den nächsten Laden, zu Merlin. Er besorgte Lebensmittel für uns und für Ignis, die mit Kalli zu Hause bleiben würde. Er wirkte ungewöhnlich ernst, also hielt auch ich mich zurück. Meine Freunde und ich trafen uns nicht mehr so oft, was mir sehr schwerfiel, vor allem Thalia nicht mehr zu sehen. Sie war dreizehn und eine junge Frau geworden. Ich mochte sie wirklich sehr… aber ich war irgendwie zerrissen, schließlich war ich erst zwölf. Merlin stand mitten in Einkaufsladen und zahlte gerade zwei Kisten Gemüse. Wie lange dachte er, dass wir weg waren? Wenn ich so darüber nachdachte, machte mich das alles sehr nervös. Aber ich verbarg es, damit Kalli sich nicht noch mehr in ihre Angst reinsteigerte. Sie war noch klein, sie sollte sich noch nicht so einen Kopf machen, so wie ich ihn mir machen musste, als ich so jung war wie sie. 

„Loki, da bist du ja, ich pack die Sachen zusammen, lass Kalli bei mir und geh noch kurz zum Lederheini, der hat den Sattel für Roro fertig. Wir treffen uns zu Hause."

Sagte er ohne schelmischen Unterton, ohne blöden Grinsen, nur in einem ungewohnten strengen Ton, der mir einmal mehr die Sorgen antrieb. Er war in letzter Zeit oft so komisch. Aber ich tat wie geheißen, schließlich war er nach wie vor mein Meister, auch wenn er sich gerade so benahm, als hätte man sein Haus abgefackelt. Der Lederheini, er nannte sich professioneller Lederhändler, lebte ein ganzes Stück weiter weg. Roro nahm mich hoch, dank ihm war ich innerhalb fünf Minuten da. Roro war riesig geworden. Stolze vier Meter, bei mächtigen acht Meter Spannweite, aber jetzt schrumpfte er wieder auf die Größe einer normalen, menschlichen Schleiereule und machte es sich auf meiner Schulter gemütlich. Ich betrat den Laden, der nach magischen Leder roch. Magisches Leder war ein, oh Wunder, magischer Stoff, dieser Ledermacher hatte sich auf seine Herstellung spezialisiert. Ein Beispiel für ein Kleidungsstück aus magischen Leder war Merlins Mantel und allgemein der Kosmosbeutel. Überall bearbeiteten Auszubildende und Meister magisches Leder, machten es entweder zu Kleidungsstücken oder Taschen. Es wurde aus einen speziellen Trank herausgezaubert, danach konnte es in alles verarbeitet werden. Ich ging zum Tresen, legte den Abholschein vor und sofort nahm der Besitzer Roro und zog ihn einen Sattel über. Er bestand aus zwei Teilen, einen Sattel mit Taschen, der zwischen Roros Schulterblättern lag und dahinter war eine Art flacher Korb, der sich fast zu seiner Hüfte zog, den Korb brauchte ich, um weitere Person auf Roro mitnehmen zu können. 

„Bezahlt ist schon, du darfst gehen."

Roro wollte den Laden auseinandernehmen, er konnte es nicht leiden, wenn ihn Fremde berührten, aber ich zog ihn erfolgreich an den Beinen weg. Als ich aus dem Laden hinausging lief ich gegen zwei Gestalten. Alezsa und A-Lyn. Die jüngeren Schwestern Merlins. Sie waren Zwillinge. Aber bei den Beiden gab es eine Besonderheit. Normalerweise hatten magische Zwillinge dieselbe Magieeigenschaft. Alezsa und A-Lyn hingegen hatten dies nicht. Alezsa war eine Tagmagierin und A-Lyn eine Nachtmagierin und sie waren zweieiig, Alezsa hatte lange, blonde Haare, eine schöne braune Haut und goldene Augen, während A-Lyn, die für Woods Familie typischen schwarzen Haare hatte, weißer war als die Wand und hellblaue Augen hatte. Auch im Kleidungstil waren beide sehr verschieden, Alezsa trug meistens Kleider in warmen Farbtönen, A-Lyn trog meisten eine schwarze enge Hose, mit weißen Tanktop darüber und schwarzer Lederjacke. Man ging davon aus, dass die Beiden die zukünftigen Hüter der Erben von Solar und Moon wären. Diejenigen, die später einmal Moon und Solar wiederbeleben sollten, sie sahen mich und riefen nach mir:

„Loki, da bist du ja! Lange nicht mehr gesehen."

Das war die perfekte Gelegenheit, wenn die Beiden mit Merlin reden, würde der Ausflug vielleicht nicht ganz so unerträglich werden. Außerdem waren sie die netten Tanten, die ich mir vor vier Jahren noch gewünscht hatte. Sie wussten nicht, dass ich eine Jeevah war, war wahrscheinlich auch besser so, Riguldo, ihr Meister, war ziemlich vorsichtig, wenn man Diskriminierung nett umschreiben wollte. 

„Schön euch beide wiederzusehen, seid ihr allein unterwegs?"

Die Beiden nickten und Alezsa nahm mich in den Arm, während A-Lyn mir die Faust gab. Wir liefen ein wenig die Straßen hinab, als ich beschloss zu fragen:

„Hey, habt ihr Lust mit zu uns zu kommen? Kalli würde sich freuen."

„Oh ja, bitte. Riguldo… hängt uns zurzeit in den Ohren. Er lästert etwas zu viel über Urian und Mewina ab. Versteh mich nicht falsch, Urian baut im Moment scheiße, aber er ist nach wie vor unser Bruder und Mewina… es tut einfach weh über sie zu reden, ohne zu wissen, wie es ihr geht. Aber schlimmer ist das Thema Urian, der böse, böse Urian. Wenn ich bedenke, dass er mal so sensibel und nett war. Wenn Merlin und Mewina etwas ausgefressen haben, war er es, der sich in ihren Namen bei den Opfern entschuldigt hatte, nicht dass die Beiden böse waren sie waren einfach nur verspielte kleine Kinder. Dass er sich so verändern würde, kann ich gar nicht verstehen…"

Erklärte mir Alezsa und labberte wie ein Wasserfall. Komisch, wenn sie so über Urian redete, hörte ich mich raus, wenn ich an Matt dachte. Was hatte dieser Nightmare gemacht, dass sich Urian so verändert hatte. Wurmte das etwa Merlin? Wir spielten auch oft Streiche zusammen. Der letzte ging etwas daneben. Wir hatten beide riesigen Ärger von Thorsten bekommen, weil wir Tomas restliche Haare eine neue Farbe verpasst hatten, mitten in einer Ankündigung an das Volk. Toma hatte davor erneut über mich gelästert, dass meine Herkunft unklar wäre und ich wäre deswegen eine potenzielle Gefahr, dass hatte Sajin uns gesteckt. Unser Streich hatte bei vielen den Humor gekitzelt, sogar bei Nomans strengen Meister selbst, er konnte sich das Lachen einfach nicht verkneifen. Wie schon gesagt, der Einzige, der nicht lachte, neben Toma, war Thorsten. Normalerweise war er sehr auf dem Boden geblieben, aber er flippte total aus und schrie meinen Meister und mich vollkommen zusammen. Merlin war wie zu Stein erstarrt, während ich mich ordentlich entschuldigte. Seitdem war er so komisch drauf, weil er sich mit Thorsten nicht versöhnt hat. 

„Loki, alles okay? Du warst gerade sehr tief in Gedanken versunken?"

Fragte mich A-Lyn, Alezsa und Roro sahen mich auch verwundert an. Also redete ich es mir von der Seele, was mich bedrückte. Wir waren stehen geblieben, bis ich endlich fertig war mit Reden. 

„Ja, das hört sich nach Merlin an. Keine Sorge Loki, wir wissen, was los ist und werden ihn uns gleich vorknöpfen. Damit er morgen wieder einsatzbereit ist."

Sagte Alezsa. Ich grinste beide dankbar an und bat Roro uns drei nach Hause zu tragen. 

Ich klopfte an die Türe und Merlin machte auf. Er sah nicht gerade sehr erfreut aus, im Gegenteil, er war richtig wütend:

„Wo bei Moon hast du dich rumgetrieben, Loki! Du solltest nur den verschissenen Sattel abholen! Du warst fast zwei Stunden weg, weißt du wie ich mir Sorgen gemacht habe!"

Sagte er und zog mich rein, bevor er aber die Türe schließen konnte, hielt A-Lyn sie auf. 

„Merlin, mach dir mal keine Sorgen um Loki, sie ist zufällig in uns rein gerannt. Wir haben ein bisschen mit ihr geredet."

Sie sahen ungewohnt ernst aus. 

„Was sucht ihr hier? Wollt ihr wieder Ärger von Riguldo! Wirklich, wieso habe ich euch ihm überlassen, wenn ihr kein Interesse an Magie habt! Seid ihr euch eigentlich im Klaren, was eure Bestimmung ist!"

Es war kurz ruhig, nur Merlins schäumende Wut war zu hören. 

„Ignis geh bitte mit den Kinder nach oben. Wir müssen unserem großen Bruder mal wieder den Kopf zurechtrücken."

Ignis und Kalli gingen voraus, ich blieb aber im Treppenaufgang stehen. 

„Loki, was machst du?"

„Tut mir leid Ignis, aber ich muss ihnen zuhören, ich habe das Gefühl, ich bin an Merlins derzeitigen Gemütszustand nicht ganz unschuldig."

Sie nickte nur und nahm Kalli mit nach oben. Ich setzte mich und hörte zu:

„Merlin, was dir den über die Leber gelaufen?"

Fragte A-Lyn. 

„Was? Mit mir ist alles okay, es tut mir leid, dass auch ich mal erwachsen werde und Loki nicht mehr alles durchgehen lasse."

„Du? Erwachsen? Da glaub ich eher daran, dass Moon die Schwester und Solar der Bruder war."

Meinte Alezsa skeptisch. 

„Tut mir leid, aber Loki ist wahnsinnig stark! Ich muss dafür sorgen, dass sie einmal einer der mächtigsten Magier der gesamten magischen Welt wird!"

„Das ist aber nicht das, was dich wirklich wurmt. Ist es wegen Thorsten? Ich bin mir absolut sicher, wenn ihr euch aussprecht, dann wird das wieder. Thorsten ist dein bester Freund seit eurer Kindheit, er wird das sicher nicht wegschmeißen, nur weil du einen dummen Streich gespielt hast!"

„Das weiß ich auch! Das ist es nicht."

Das erste schrie er noch aus Wut, beim zweiten merkte ich, sie waren fast zu ihm durchgebrochen. Er setzte sich an den Esszimmertisch und hielt sich den Kopf, als hätte er Kopfschmerzen. 

„Merlin, was ist?"

Er seufzte und sagte:

„Es wird dazu kommen, dass Loki und ich…, dass wir uns einem Kind Day Lights stellen werden. Thorsten will, dass wir es stellen und töten. Ich bin ehrlich, Loki ist begabt, wahrscheinlich sogar noch begabter, als ich, aber ich habe die Befürchtung, dass sie vielleicht noch nicht bereit ist, sich so einen mächtigen Feind entgegenzustellen."

Er machte kurz eine Pause, wahrscheinlich trank er was, zumindest hörte ich, wie er ein Glas abstellte. 

„Darüber habe ich mit Thorsten geredet. Leider neigt mein guter Freund dazu, junge Magier zu überschätzen und hat mein Gesuch abgelehnt. Also haben wir uns schon davor in den Haaren gehabt, bevor ich diesen Streich gespielt habe."

Sie waren wieder still. Ich wusste nicht, ob ich Angst oder Euphorie empfinden sollte. Mein Ziel war es nach wie vor Rache zu nehmen. An allen Anhänger der Negativen. Ich war bereit, dafür auch über meinen eigenen Tod zu gehen. Doch da war noch mehr. 

„Das war noch nicht alles, oder? Merlin, was belastet dich noch?"

Fragte Alezsa und setzte sich zu ihm, um ihm die Hände zu halten, zumindest stellte ich mir das so vor, es würde nämlich zu ihr passen. 

„Es gibt ehrlich gesagt so viel, was gerade nicht stimmt. Wenn wir dort sein werden, wer sagt, dass Urian nicht auch aufkreuzen wird! Wer sagt, dass er nicht doch noch Loki an sich nimmt."

Scheiße Merlin, dachte ich mir. Er hatte ihnen gerade indirekt verraten, dass ich nicht auf der Seite der Geschwister geboren wurde! Ich ging weiter runter. 

„Was meinst du damit?"

Fragte A-Lyn. 

„Ich will euch wegen Riguldo nichts sagen. Sagen wir mal, Urian hat ein Auge auf sie geworfen. Ich will sie nicht an Nightmare verlieren… so wie ich ihn schon verloren habe…"

Es war kurz still, Alezsa hatte ihn in den Arm genommen. Ich beschloss am Treppenabsatz zu stehen. 

„Darum geht es hier also. Du willst deine Tochter nicht verlieren, deine beste Freundin?"

Er nickte nur und hielt sich die Hand vor die Augen. A-Lyn, die lässig am Fensterbrett stand sah mich und deutete mir an, zu ihm zu gehen. Ich lief langsam auf ihn zu. 

„Merlin?"

Fragte ich, er zuckte hoch, er hatte wahrscheinlich nicht mit mir gerechnet, sofort nahm er mich in die Arme. 

„Es tut mir leid, Loki, ich war in letzter Zeit sehr gemein dir gegenüber."

„Schon gut… aber Merlin, darf ich dir was verraten?"

Er nickte und sah mich ernst an. 

„Ich glaube Urian ist nicht wirklich böse, oder zumindest nicht ganz böse. Als ich mich von zu Hause weggeschlichen habe, muss er mich irgendwie bemerkt haben, aber er hat mich nie verraten. Vielleicht lag es daran, weil ich ein Dämmerungsmagier bin, dass er mich noch benutzen wollte, aber er hätte mich auch einfach verraten und hinrichten können."

Erklärte ich ihm. Irgendwas in ihm war wieder zurückgekehrt. Er drückte mich so fest an sich, dass ich kurz dachte, ich müsse ersticken. Aber es erleichterte mich auch, dass er sich wieder gefangen hatte. 

„Das ist ja schön, dass ihr euch wieder liebhabt. A-Lyn, wir sollten dann auch wieder zu Riguldo zurück. Der alte Sack hat morgen noch eine Sitzung im Rat der Dreizehn, da sollten wir auch dabei sein."

Sie standen auf. Merlin setzte wieder sein, ich spiel jetzt gleich wieder einen Streich, Gesicht auf und machte eine Handbewegung. Ein Eimer Wasser kippte über die Beiden, woher auch immer der kam. 

Wochen zuvor von mir persönlich installiert worden, falls Ignis mal wieder ausflippt und gelöscht werden muss. 

Du liebst deine Frau wahrhaftig!

Die Beiden drehten sich zu ihn und sahen ihn wütend an. Merlin stand auf und trat vor die Treppen. Er wusste, gleich würden seine jüngeren Schwestern ihn jagen. Das taten beide auch. Ich lachte mich kaputt und beschloss den beiden Mädchen ihren Spaß zu lassen. Eigentlich sollte ich ihnen hinterher gehen, um Merlin zu beschützen, aber es klopfte. Am Abend, aber okay, ich ging trotzdem an die Türe. Es war Thalia… sie keuchte etwas, als wäre sie den ganzen Weg von Samris hierher gerannt. Sie stürmte in meine Arme. 

„Ich wollte dich noch einmal sehen, bevor du gehst." 

„Bist du hierher gerannt?! Komm rein."

Doch sie zog mich an sich und küsste mich. Nach wie vor küssten wir uns nur mit geschlossenen Lippen. Sie legte ihre Arme in meinen Nacken, ich meine um ihre Hüfte. Wir verweilten kurz so, bis ich drei fast identische Räuspern hörte. Ich drehte mich um und sah Merlin und seine Schwestern. A-Lyn und Merlin sahen ernst und etwas wütend aus, Alezsa hingegen strahlte über beide Wangen hinweg und sagte:

„Oh wie süß, die Kinder naschen."

Ich wurde so rot. So rot. Thalia versteckte sich halb in ihren Shirt. 

„Loki… du solltest mir eigentlich gegen meine Schwestern helfen."

„Gegen deine Schwestern, Ach scheiß doch die Wand an, das ist alles, was du zu sagen hast?"

„Was soll ich dazu sagen? Ich wusste schon von Anfang an, dass Loki und Thalia zusammen sind."

Die Drei begannen wieder das Streiten. Wir wollten beide im Erdboden verschwinden. Es war komisch, wenn gesagt wurde, dass wir zusammen waren, schließlich waren wir noch halbe Kinder. Mein Blick verriet mir, dass Thalia sich nicht besser fühlte. Also beschloss ich, dass es Zeit wird, dass wir uns dieser Situation entziehen. 

„Wie dem auch sei, Thalia, soll ich dich noch kurz nach Hause bringen?"

Bot ich ihr an. 

„Roro hat einen neuen Sattel. Du musst dich jetzt nicht mehr wie verrückt festkrallen."

Sie nickte und meinte:

„Das wäre sehr lieb."

Ich pfiff nach Roro, der von oben über die Köpfe der Woods Geschwister flog und sich neben uns setzte. 

„Du hast nach mir verlangt?"

„Wir bringen kurz Thalia nach Hause. Merlin, ich packe danach meine Sachen."

Merlin nickte nur. Ich ging mit den Beiden vor die Tür. 

Zwischen mir und Thalia herrschte eisiges Schweigen. Es war etwas beklemmend, als ich sie zu ihrer Meisterin brachte. Sie hielt sich am Sattel fest. Eigentlich wollte ich darüber reden, aber ich ahnte bereits, dass ihr das mindestens genauso peinlich war wie mir. 

„Loki, ich mag dich sehr…"

Das hörte sich nach, aber wir sollten uns eine Zeitlang nicht sehen. Ich kannte diese Passage aus den Romanen meines Vaters nur zu gut und stellte mich schon mal darauf ein. Doch zu meiner unendlichen Überraschung sagte sie:

„Ich mag dich schon lange so, aber ich weiß nicht, wie du zu mir stehst. Du bist jetzt ungefähr eine Woche weg, ich bitte dich, denk darüber nach, ob du mich auch so magst."

„Thalia…"

Sie umarmte mich von hinten. Ich war zwölf zu dem Zeitpunkt, ja ich war reif, aber das war mir zu viel. Mein Hirn und sogar mein Herz sagten mir, nein, du bist zu jung. Ich nickte einfach und sah ihr Haus näherkommen. 

Es war mitten in der Nacht, als ich durch mein Zimmerfenster mein Zimmer betrat. Thalias Worte nagten jetzt schon an mir. Ich packte ein paar Klamotten in den Sattel. Das gute an magischen Leder war, er war wie ein Kosmos Beutel, es passten sehr viele Sachen rein, und wir mussten sie nicht mitschleppen. Merlin hatte ihn ihm auch schon die Lebensmittel verstaut. Apropos Merlin, ich hörte noch, wie nebenan Merlin Kalli das Woods Wiegenlied vorsang. 

„Roro, geh schon mal schlafen, ich geh nochmal rüber zu Merlin und Kalli."

„Loki, du solltest auch schlafen gehen."

„Kümmere dich nicht um mich. Ich geh auch gleich ins Bett. Aber ich sehe Kalli dann eine ganze Woche nicht mehr."

Ich verschwand rüber in das Zimmer meiner kleinen Schwester. Sie war schon fast eingeschlafen, als sie mich sah und nochmal müde anlächelte. Merlin übergab mir das neue Märchenbuch und sagte:

„Morgen sechs Uhr vorm Haus, okay?"

Ich nickte und legte mich neben Kalli. Ich las ihr noch etwas vor, bevor wir beiden Schwestern in ihren kleinen Kinderbett einschliefen. 

Es war kurz nach fünf, als mich Ignis weckte. Vorsichtig stand ich auf und deckte Kalli nochmal ordentlich zu. Doch sie war schon hellwach und hielt mich fest. 

„Nein Loki, geh nicht, ich will nicht, dass du von dem großen Drachen verschlungen wirst!"

Schrie sie panisch. Ich hatte sie erst nicht wahrgenommen, sie hatte mich erschreckt.

„Nicht gehen, nicht gehen!"

Schrie sie hinterher und weinte. Sie hatte wieder Visionen gehabt. In den Visionen von Kindern sollte man nichts reininterpretieren, weswegen ich ihren Kopf tätschelte und sagte:

„Kalli, Visionen sind nie ganz wahr. Sie zeigen dir nur eine Metapher von dem, was kommen wird. Es könnte sein, dass das gar kein Drache ist, oder dass der Drache nur ein Symbol für etwas steht."

„Nein, geh nicht, geh bitte nicht!"

Okay, versuchen wir es mit Bestechung. 

„Kalli, wenn ich wieder komme, gehen wir beide ein Scalisque essen."

Scalisque war ein extrem süßes, dickflüssiges Getränk, meistens wird diese Grausamkeit noch mit, zum Beispiel, Kalatschibeeren oder Schokolade verfeinert. Kalli liebt Süßes, schon damals, als kleines Kind, hat sie Süßigkeiten mehr geliebt als mich, eigentlich dachte ich, dass das auf jeden Fall funktionieren sollte. Aber sie hielt mich nach wie vor unerbittlich in ihren Fängen, nicht, dass ich mich nicht jederzeit hätte losreißen können, aber ich wollte sie nicht traumatisieren, nachher würde mir wirklich etwas passieren und sie könnte sich das nie verzeihen. 

„Kahletra Humoria Woods, ich verspreche dir bei allem, was mir heilig ist, ich komme wieder und bring dir was Nettes mit, okay?"

Sie sah mich kritisch an, sie ließ mich einfach nicht los. Ich tätschelte noch einmal ihren Kopf und begann ihr wieder unser Wiegenlied zu singen:

„Lass den nachtblauen Vogel fliegen, lass ihn hoch in das Himmelszelt, er pflückt die Sterne herab und legt sie in deine Hand. Lass den dunkelvioletten Vogel fliegen, ganz nach oben zu Vater Moon, ja der Moon wird dir einen Traum geben, der so schön ist wie er selbst. Lass die Eule im Walde singen, sie singt dich sanft in den Schlaf, da draußen im dichten Walde, da wartete sie auf dich und fliegt mit dir über den Wolken deines Traumlandes."

Ihre Augen fielen zu und ihr Griff lockerte sich. 

„Und jetzt schlaf noch ein bisschen weiter. Ignis will mit dir auch einen Ausflug machen und es wäre doch schade, wenn du das alles verschlafen würdest."

Sie gab auf und legte sich wieder hin. Ein letztes Mal für eine Woche deckte ich sie zu, strich ihr liebevoll durchs Haar und küsste sie auf die Stirn. Danach stand ich auf. Angezogen war ich noch von gestern, gepackt war auch, nur noch ein letztes Mal Frühstücken und dann hieß es eine Woche lang Dosenfutter a la Merlin, also kalt. Ich packte den schlafenden Roro und ging das Treppenhaus hinunter. Mittlerweile nach fast vier Jahren im Hause Woods war es mir gelungen ein bisschen weniger Klaustrophobie zu empfinden, auch wenn ich bei der Hälfte kurz in einer Bibliothek durchatmen musste. Ignis stellte mir und Roro ein paar Rühreier hin, sie schien etwas besorgt zu sein und wenn Ignis sich mal Sorgen machte, dann war es meistens Merlin, der ihr Kummer beriet. 

„Mach dir keine Sorgen, ich pass auf unseren Kindskopf auf."

Sie sah mich mit ihren goldenen Phönixaugen an, ihr Schnabel bewegte sich leicht, als würde sie zum Reden ansetzen, ihre Stimme brachte aber nur ein leises:

„Danke."

Hervor. Ich nickte nur und hörte wie Roro seine Rühreier runterwürgte. Ich stocherte auch verträumt in meinen Essen herum und packte ein Buch aus meiner Hosentasche. Bei Moon, ich war froh, als ich endlich meinen ersten Kosmosbeutel erhielt. Manche magischen Gegenstände, wie eben der Kosmosbeutel, waren erst ab einem bestimmten Rang erhältlich, ich war derzeit fast bei Rang Fünf, also fast mit der fünfen Lektion durch, einen Kosmosbeutel durfte man erst ab Rang sechs führen, warum auch immer, das ist nicht einmal im Ansatz ein gefährlicher Gegenstand, wie eine Waffe aus magischen Stahl. Also arbeitete ich besonders hart. Auf einmal riss mich ein Merlin aus meinen Gedanken, der die Tür aufriss und mit Thorsten hineinkam. Die Beiden lachten laut, so laut, dass das ganze Haus erzitterte. Die beiden hatten sich endlich wieder vertragen. 

„Thorsten, es tut mir leid, aber das mit Toma war einfach nötig."

„Ach Merlin, altes Haus, hättest du es nicht gemacht, hätte ich es getan!"

Ignis qualmte leicht vor Wut. Sie waren zu laut, Kalli könnte wieder aufwachen, zusätzlich hatten sie Dreck reingebracht. Die beiden Männer wurden ruhig und ernst, woraufhin auf Ignis wieder ein Lächeln auf den Schnabel trug. 

„Schön zu sehen, dass ihr beide wieder dicke miteinander seid. Aber Thorsten, was führt dich zu uns?"

Thorsten setzte sich zu mir, während Merlin den Dreck wegfegte.

„Loki, ich werde ehrlich mit dir sein, dieser Ausflug wird kein Kinderspiel werden. Dieses Kind von Day light, der Drache Noir Shiro ist sehr gefährlich. Die Menschen der Highlands haben uns um Hilfe gebeten, weil sie ihn nicht klein kriegen. Ich schicke euch, aber ich habe beschlossen, da dein Meister doch etwas besorgt war, Meister Sajin und Noman mitzuschicken. Noman ist auf denselben Stand wie du und Sajin ist meine rechte Hand. Euch wird nichts passieren."

Sagte er ernst. Ich nickte und sah ihn entschlossen an. Auch wenn er gerade einen Teil von Kallis Vision bestätigt hatte. Rache war das Einzige, was ich in diesem Teil meines Lebens wollte. Einfach nur Rache. 

„Schau nur Loki, die Sonne geht auf!"

Meinte Noman, der neben mir saß und in Richtung Osten zeigte, wir flogen in Richtung hoher Norden. Verträumt gab ich ein Mhm und ein Nicken von mir. Meine Gedanken drehten sich ständig um Thalia. Sie wollte eine Entscheidung von mir und das nächste Woche schon. 

„Was für ein schöner Sonnenaufgang, meinst du nicht?"

Sagte er lächelnd und griff in seine Umhängetasche, um mir was zum Trinken zu geben. Das mit dem doppelten Erwähnen einer Sache machte er, um zu testen, ob ich ihm zuhörte, daher, dass ich nicht antwortete, konnte er davon ausgehen, dass ich tatsächlich geistig anwesend war. Ich drehte mich nach hinten, wo Sajin und Merlin eine Karte von den Highlands anschaute. Dieses Land hätte man eigentlich eher zu der magischen Ebene hinzufügen können, ohne dass es jemand merkt. Die Highlands waren drei riesige schwebende Landplatten, die mit sehr, SEHR, langen Hängebrücken verbunden waren. Die größte und höchste hieß Schanda, schräg unter ihr hing die Kleinste, Onda, schräg neben ihr war die zweitgrößte, Qing. 

„Der Drache erscheint meistens in Onda, Onda ist der landwirtschaftliche Teil der Highlands. Er zerstört sämtliche Ernten, aber das scheint immer mehr eine Art Ablenkungsmanöver zu sein, meistens passiert etwas Schlimmeres in Qing, Menschen verschwinden, Haus- und Nutztiere sterben, Fehlgeburten passieren. Die Aura der Highlands wird durch den Drachen beeinflusst, dadurch dass nur Menschen auf den Highlands leben konnte niemand die Aura rückbeeinflussen, sie haben sich bisher auch gegen jegliche Hilfe anderer Menschen und Magier gewehrt. Erst nachdem jetzt auch Schanda, und damit auch die Kaiserfamilie, auch betroffen ist haben sie den Rat der hohen Magier nun um Hilfe gebeten."

Erklärte Merlin. Er zeigte uns auch ein Buch, in dem wir den Drachen Noir Shiro endlich näher betrachten konnten. Ein großer Drache, auf vier Beinen und zwei paar Flügel. Er war schwarz-weiß gefleckt und hatte drei Augenpaare. 

„Ein Angriff aus dem toten Winkel können wir bei dem Vieh vergessen."

Meinte Noman, ich stimmte ihm zu. 

„Das hier Kinder ist seine Normalform, wenn er auf Angriff ist, verteilen sich die drei Augenpaare auf drei Köpfe."

Sagte Sajin, während er die Seite des Buches umblätterte, und ein Bild eines Drachen präsentierte, der fast schon aus einem Schauerroman hätte stammen können. Drei Köpfe, vier Flügel, er war dünner in dieser Form, hatte am Rücken spitze, Dornenähnliche Schuppen, die bei genauerem nachlesen auch noch giftig waren, der Schwanz teilte sich auch joch in drei und natürlich wuchs er auf die doppelte Größe an. Merlin hatte Recht, Thorsten überschätzte uns maßlos. Das Schlimmste daran war, dass ich nun Kallis Vision mehr Glauben schenkte. 

„Was ist das für ein Ding!"

Riefen Noman und ich erschaudernd. Meine Sorgen, die der Antwort auf Thalias Bitte betrafen, waren wie weggeblasen, in diesen Moment machte ich mehr Sorgen um das Leben von meinen Begleitern und mir! Ich hatte Kalli versprochen wiederzukommen, da wusste ich aber nicht, dass wir es hier mit Day Lights Ausgeburt der Hölle zu tun hatten! Ehrlich, ich wusste, der stärkste, und älteste, Sohn der Negativen war Allector, eine Schlange aus Schatten mit einen Schlangenähnlichen Schädel und zwei paar Armen, wieso konnte ich zu dem Zeitpunkt nicht nachvollziehen. Bei unseren ängstlichen Blicken schritt Merlin ein, in dem er ruhig, aber bestimmt sagte:

„Nun, Moon sei Dank, er kann diese Form nur eine halbe Stunde behalten, leider reicht das, um ein Land in Angst und Schrecken zu versetzen. Macht euch keine Gedanken."

Noman und ich schnauften kurz durch. Wir mussten einfach nur warten, bis sich Noir Shiro zurückverwandelt und dann hätten wir zuschlagen können. 

„Ja, das ist leider der einzige Zeitraum, wo wir ihn angreifen können, denn nur da verlässt er sein Versteck."

Sofort sprangen mein bester Freund und ich uns in die Arme, das war wirklich eine grausige Vorstellung für eine zwölfjährige und einen nicht mal ganz dreizehn Jahre alten Jungen. 

„Naja, Sajin, vielleicht finden wir einen klügeren Weg, der unser Leben vielleicht nicht ganz so sehr gefährdet."

Versuchte Merlin uns zu beruhigen. Eins musste ich meinen Meister lassen, er hatte schon eine gewisse Empathie, die sein Freund hingegen nicht hatte. 

„Seit wann bist du so vorsichtig? Du hast dich als Jugendlicher immer Hals über Kopf in Gefahr gestürzt!"

Da riss Merlins Geduldsfaden. Er wurde wütend und schrie Sajin an:

„Siehst du nicht, dass sich die Beiden ins Hemd scheißen!"

Sajin beeindruckte das eher weniger, laut Alezsa war die einzige Person, von der er Angst hatte, angeschrien zu werden, Mewina gewesen. Ein strenger Blick des Meisters Sajin ruhte auf uns, als er streng fragte:

„Scheißt ihr euch ins Hemd?"

Diese fünf Wörter waren wie Peitschenhiebe. Meine Wenigkeit saß kerzengerade und schüttelte den Kopf, während Noman sogar salutierte. Salutieren bei Magier funktioniert wie folgt: man legt die rechte Hand ans Herz und die Linke an den Hals. Es symbolisiert den Tod der magischen Geschwister. Moon, der von Nightmare mit einen magischen Speer erstochen wurde und Solar, die von Day Light mit einen Fluch erwürgt wurde. Zuerst die Brust, weil Moon zuerst starb, danach der Hals, Solar starb nämlich als zweite. Ihr merkt es vielleicht, aber ich liebe diese Geste, auch wenn die magischen Geschwister nicht direkt gestorben sind, zeigt es, wie aufopfernd beide waren. Aber jetzt schieben wir die verschiedenen Gestiken meiner Heimat weg und wenden uns wieder dieser Geschichte zu. 

„Loki, können wir eine Pause machen?"

Flehte Roro. Er war es noch nicht so gewöhnt eine Gruppe zu tragen. Ich wollte schon ja sagen, doch Meister Sajin unterbrach mich

„Roro, wir fliegen erst seit drei Stunden. Komm schon, du fliegst doch regelmäßig bei Rennen mit."

„Verzeiht, aber Roro kann noch nicht so viel tragen."

Ich erwartete ein Donnerwetter, aber Meister Sajin wurde weich und meinte:

„Gut, dann laufen wir, bis sich Roro erholt hat. Dank dem neuen Sattel müssen wir auf nicht unsere Sachen tragen."

Er hatte schon immer eine Schwäche für Tiere aller Art. 

Musst du so oft Mewina erwähnen. 

Tut mir leid Merlin, aber sie ist eine sehr wichtige Person. Vor allem für deine kleinen Schwestern. 

Die Reise zu den Highlands dauerte zwei Tage und eine Nacht. In besagter Nacht legten wir eine Übernachtung ein, in einen kleinen Gasthaus der Menschenstadt Dastar. Wir saßen beim Abendessen und ich redete mit Noman über unsere Arbeiten. Wir forschten ein kleinen Wenig, er wollte Arzt werden und ich wollte ein Portal in die Anderswelt finden. 

„Ich habe damals bei meiner alten Familie ein Portal in das Gebiet Nightmares durchquert. Ein illegales, natürlich. Die Portalgeister konnte ich klar und deutlich spüren. Aber egal, wie ich es mache oder was ich auch verwende, ich bekomme diese Aura nicht hin."

„Was hast du alles in die Portaltränke gegeben?"

„Alles, was Merlin bei sich hatte. Aber wie läuft's bei dir?"

„Ich suche nach wie vor ein Heilmittel gegen viele Flüche der Kinder der Negativen. Allector, der mit seinen Fluch Schatten schon so viele getötet hat… ich kann nicht zulassen, dass noch jemand an Schatten stirbt wie meine Mutter."

Sagte er mit ein wenig bedauern. Im Augenwinkel bemerkte ich Merlins und Sajins neugierige Blicke, was ich einfach unbeachtet ließ und mich weiter Noman widmete, doch bevor ich ihn weiter über seinen Schattengegenfluch ausfragen konnte, fragte er mich was, was mich beinahe vom Stuhl fallen ließ:

„Hast du dir jetzt eigentlich schon überlegt, wie du gegenüber Thalia stehst?"

Ich sah ihn an, als würden mir gleich die Augäpfel aus dem Schädel plumpsen. Innerlich schüttelte ich kurz meine Verwunderung darüber, wie er überhaupt davon wissen konnte, ab und gegenfragte:

„Ich habe dich akustisch nicht verstanden, kannst du das bitte noch einmal sagen?"

Er sah mich etwas ungläubig an. 

„Gerne, aber ich glaube du hast mich ziemlich gut verstanden. Ich habe gefragt, was du für Thalia fühlst. Falls du nicht mehr weißt, wer das ist, das ist unsere langjährige Kindheitsfreundin."

„Danke für deinen Sarkasmus… woher weißt du das bitte?'"

„Thalia hat mit mir geredet. Sie hat mich gebeten auf dich aufzupassen und hat mir außerdem ihr Herz ausgeschüttet. Ich kann mir vorstellen, dass du verwirrt bist, aber sieh das alles mal von Thalias Standpunkt…"

„Lass es Noman, wenn Thalia mich wirklich so mag, wird sie verstehen, dass es mir, einem zwölf Jahre alten Mädchen, nicht so wahnsinnig leichtfällt wie euch Teenagern!"

Sagte ich und stand auf, Roro wäre beinahe von meiner Schulter gefallen. Diese dumme Kuh, warum setzte sie meinen besten Freund darauf an! Sajin und Merlin sahen mich entsetzt an. Noman war zusammengezuckt, weil ich so abrupt aufgestanden war und hoch in die Zimmer lief. Ich schloss meine Tür hinter mir ab, legte mich auf mein Bett und schrie in mein Kissen. Roro wusste nicht, was er tun sollte, und legte deswegen beide Flügel um meinen Oberkörper um mich zu trösten. Plötzlich hörte ich durch die Tür jemanden Pentibusutris sagen, der Zauber der Türen öffnet, sofort setzte ich Interclubis ein, zum Abschließen. 

„Loki, ich bin es, Merlin, du weißt doch, dass wir uns ein Zimmer teilen. Komm mach auf, bitte."

Ich seufzte und sagte:

„Pentibusutris. Aber wage es ja nicht, mich irgendwie dumm anzumachen."

Er betrat den Raum und setzte sich zu mir. Es roch nach Essen.

„Du hast dein Essen und das von Roro unten stehen lassen. Du musst wahnsinnig hungrig sein, iss etwas."

„Ich will nicht…"

„Loki…"

Er legte seine Hand auf meinen Kopf. Merlin sagte nichts, er saß einfach mit dem Essen neben mir und sagte nichts. Das Essen roch so gut, auch Roro lief das Wasser im Mund zusammen. Schlussendlich setzte ich mich auf und aß. Roro nahm auch ein großen Bissen von seinem. 

„Willst du darüber reden, oder willst du es mit dem Essen in dich reinschaufeln?"

Ich aß einfach nur. 

„Ich sollte mich nachher noch bei Noman entschuldigen, das war unfair ihm gegenüber…"

„Noman ist gerade egal. Er hat es nicht als so schlimm empfunden, im Gegenteil, er macht sich mehr Sorgen um dich. Er hat uns sogar gestanden, dass du manchmal so erwachsen wirkst, dass deine Freunde vergessen, dass du gerade erst zwölf Jahre alt bist. Thalia hat das wahrscheinlich auch vergessen. Sie wird Ende des Jahres vierzehn, da kann ich schon verstehen, dass ihre Hormone kochen."

„Ja, aber was ist mit mir? Merlin ich habe Angst! Ich weiß nicht, was ich gegenüber Thalia empfinden soll. Sie ist meine beste Freundin seit…"

„Aber Loki, du hast sie gestern Abend geküsst. Ihr saht richtig verliebt aus."

„Ja, das mag ja sein, aber schau mich doch mal an! Ich bin zwölf, ich weiß einfach nicht, ob ich dafür schon bereit bin!"

Daraufhin sah mich Merlin wirklich von ganzen Herzen besorgt an. Ich war mittlerweile so allergisch darauf, dass ich wegsah. Er sagte danach nur noch: 

„Dann lass dir, was das angeht alle Zeit der Welt, du bist jung, warum willst du jetzt schon eine Beziehung."

Er legte seine Hand auf meine Schulter, suchte meinen Blick und lächelte mich zuversichtlich an, wohlwissend, dass ich das alles schaffen würde. Es gab mir meine Zuversicht wieder und ich sagte:

„Danke Merlin…"

Er nickte nur und sagte, mit gespielter strenger Miene, ich solle ja alles aufessen. 

Da sieht man mich in voller Pracht. Der hilfreiche Meister. 

Da ist aber jemand sehr von sich überzeugt. 

Ein paar Stunden später wollten wir weiterfliegen. Ich schnürte gerade den Sattel an Roros Rücken, als ich merkte, dass irgendwas nicht stimmte. Meine Sinne nahmen eine vertraute Aura wahr. Ich kannte diese Person, aber warum fiel sie mir nicht ein? Merlin trat aus dem Haus und gähnte tief. Seine Aura war mit dieser Aura im höchsten Grade verwandt. Oh Moon, bitte nicht, das kann nicht wahr sein. Ich stürmte zu Merlin und sagte zu ihm:

„Fühl mal, Urian ist hier!"

Er sah mich so an, als würde er mir kein einziges Wort glauben, aber mein Blick verriet ihm, dass ich es eindeutig ernst meinte. Mit rollenden Augen schloss er diese und fühlte intensiv. Ich sah ihn an und dachte, mein Meister bekommt einen Schlaganfall. 

„Du bleibst hier. Ich suche nach Sajin und wir klären diese Situation. Noman und du bleiben hier bei Roro."

„Das denkst du doch nicht wirklich!"

„Nein, das weiß ich, ich befehle dir bei Roro zu bleiben! Wenn ich dich nachher nicht hier vorfinden sollte, erlebst du das Donnerwetter deines Lebens."

Er befahl mir sonst kaum was, nur wenn ich es wirklich provozierte, weswegen ich kurz ruhig wurde. Aber dieser alte Kauz dachte doch nicht wirklich, dass Noman und ich einfach hierblieben und Däumchen drehten! Auf jeden Fall schnappte er sich Sajin und platzierte Noman neben mir. 

„Loki, du weißt, was ich dir befohlen habe?"

Fragte Merlin und zeigte drohend auf mich. Brav nickte ich nur und sah ihn unschuldig an. Er ahnte aber bereits, dass wir nachkommen würden. Noman sah mich an, und ich wusste, mein bester Freund auf diesen Planeten, dachte dasselbe wie ich. Los ab, hinterher, Volldampf voraus! Und so schlichen sich zwei Schüler hinter ihren Meistern her. Wir waren wie zwei süße, kleine Katzen, die hinter ihrer Beute herschlichen, und das waren zwei große Tiger. Merlin und Sajin beobachteten ihre Umgebung genau. Dastar war nicht gerade sehr groß. Wenn man jedoch so ordentlich ist wie diese beiden Meister, und mein Meister konnte sehr ordentlich sein, wenn es darauf ankam, dauerte das gefühlt Stunden. Noman und ich schliefen fast ein, bis die Beiden endlich was fanden. 

„Die Aura verläuft sich in Richtung der Highlands… Nightmare schickt seine Leute wieder zu den Kindern…"

Erkannte Sajin. 

„Jetzt wird's ernst, ich kann Loki dem nicht aussetzen, und ich denke, dass du Noman das auch nicht zumuten willst."

„Ich fürchte wir haben keine andere Wahl. Heute Abend müssen wir dort sein, Thorsten denkt, dass wir durch diesen Auftrag vielleicht endlich gute Beziehungen zu den Highlands bekommen und dann diesen Ort endlich genauer unter die Lupe nehmen können."

„Tut mir leid, dass ich über unseren Freund jetzt böse rede, und Moon soll mich hüten, dies öfter zu tun, aber seinen Helferkomplex und seine Neugier kann er sich sonst wo hinstecken! Loki ist eine Dämmerungsmagierin, die Erste in über fünfhundert Jahren! Ich werde nicht riskieren, sie zu verlieren."

„Merlin ich weiß, du hast sie ins Herz geschlossen, aber wir müssen es riskieren. Außerdem weiß ich, dass Loki sich prima verteidigen kann! Sie legt Jungs, die größer sind als sie, regelmäßig auf die Matte. Du hast sie großartig trainiert. Und um Noman macht dir keine Sorgen, auf den passe ich auf, und der ist auch nicht ganz hilflos."

Merlin grummelte etwas vor sich hin. Noman und ich hielten uns zurück, obwohl ich Merlin zurechtweisen wollte, sah ich so aus, als ob ich eine Konfrontation mit Urian scheuen würde? Ganz sicher nicht. 

„Jetzt komm, lass uns zurück zu den Schülern gehen und dann weiter zu den Highlands."

Sajin setzte dazu an, zu uns zurückzukehren, aber Merlin verweilte kurz. 

„Sag Mal Loki, hast du nicht schon mal Urian im Zweikampf besiegt?"

Ich drehte meinen Kopf zu Noman. 

„Ja, bei meiner Flucht. Ich habe es schon einmal hinbekommen, ich bekomme es noch einmal hin."

„Denke ich auch, du bist so gut im Kämpfen."

Lobte mich Noman. 

„Ja, stimmt Loki kann sehr gut kämpfen, leider könnt ihr euch beide nicht gut verstecken, ihr seid fällig!"

Sagte Sajin und zog uns aus der Gasse. Merlin stand auch wütend vor mir. 

„Loki, was unter, bleib mit Noman bei Roro, hast du nicht verstanden!"

Sajin ließ uns runter, und die Beiden waren kurz davor ihre besonderen Fähigkeiten, beziehungsweise Sajins besondere Fähigkeit, bei uns anzuwenden, daher das Noman und ich nicht gerade sehr erpicht darauf waren, von einer doppelt so großen Masse an Untoten verfolgt zu werden, nahmen wir unsere Beine in die Hand und suchten das weite. Die beiden jagten uns bis zurück zu Roro. Als mich Merlin schnappte warf er mich auf einen nicht vorhandenen Roro. Wo war meine Dämoneneule? Wieso lag ich auf den kalten Steinboden? Hatte mein Meister keine Augen im Kopf? All diese Fragen blieben für mich unbeantwortet, als mir Noman aufhalf. 

„Auroron Woods!"

Rief ich stinkwütend. Da hoppelte ein verängstigter Roro auf mich zu und sprang in meine Arme. 

„Roro, was ist passiert?"

Er gurrte und kreischte wild durcheinander. Durch die Schreie hörte ich ein, wieso habt ihr mich hier allein gelassen! Ich beruhigte ihn, indem ich ihn so wiegte, wie ich früher Kalli wiegte. 

„Ist was passiert? Hat er Urian gesehen?"

Fragte Noman besorgt. Ich schüttelte den Kopf und erklärte, dass Roro nur verunsichert war, weil wir alle plötzlich weg waren. Nachdem ich ihn beruhigt, und bestochen, hatte, bat ich Roro uns wieder aufsteigen zu lassen. 

Am Abend standen wir vor einer Hängetreppe, über ihr ein Schild: Highlands. Das Schild war sehr alt, so wie die Treppe, die aus alten Holzstämmen an Seilen bestand. Roro war erschöpft, wir konnten ihn also nicht mehr zum Fliegen zwingen. Auch wenn er heute ohne Unterbrechung fliegen konnte, worauf ich sehr stolz war. Die Aura hier wirkte auch sehr aufwirbelnd, wir konnten also nicht unsere Flügel beschwören, ohne dass die Aura uns erdrückte. Insgesamt sollten wir hier in den Highlands nicht viel unnötig zaubern, also einigten wir uns darauf, nur Kampfmagie einzusetzen, und da gehörten leider unsere Flügel nicht dazu. Es war sehr nebelig, außer die Treppen sah man nichts. Aber ich spürte etwas dahinter. Also wollte ich dahinter nachsehen, doch Merlin hielt mich fest. 

„Lass es, dahinter könnte was weiß Moon auch immer sein. Wir gehen jetzt hoch, wir sollten spätestens um Mitternacht am Palast des Königs der Highlands ankommen.

„Mitternacht? Ihr seid aber euphorisch. Allein der Aufstieg wird uns einen Tag kosten!"

„Es gibt eine Treppe, die von Qing eine Brücke direkt zu Schanda führt. Das alles wird ungefähr fünf Stunden dauern. Wenn wir schnell gehen."

Erklärte mir Merlin. Sajin und Noman betraten die Brücke. 

„Du gehst vor mir Loki, ich traue dieser Brücke nicht, ich will nicht riskieren, runterzufallen."

Sagte er im Spaß, in Wirklichkeit wollte er mich, wenn es dazu kam, auffangen können, zumindest hoffte ich das. Ich joggte leicht voraus und balancierte auf den alten Holzpflöcken. Der Nebel wurde dichter, ich sah nur noch Noman vor mir, Meister Sajin, der gerade mal einen Meter vor Noman war, sah ich nun überhaupt nicht mehr. Ungefähr fünfhundert Meter über den Boden war Qing, wie viel wir schon hinter uns hatten, wusste ich nicht. 

„Noman, spiel uns doch was auf der Okarina vor."

Schlug Sajin vor. Noman sah seinen Meister fassungslos an. Aber er holte aus seiner Tasche, in der normalerweise nur Medizin war, eine wunderschöne, handgemachte Okarina, um genau zu sein, die seiner Mutter. Er spielte ein Lied, ein altes Volkslied der Magier und die Leere verschluckte es leicht. Aber es heiterte die Situation etwas auf. Bis wir endlich ankamen vergingen fast drei Stunden, wie sollten wir den Rest in zwei Stunden schaffen? Noman und ich waren fertig, Refrescia, den Erfrischungszauber konnten wir noch nicht so gut, Sajin und Merlin fiel das so leicht, dass sie nicht mal mehr zaubern mussten. 

„Weiter geht's, und zwar im Eiltempo, hopp hopp, Loki."

Sagte Merlin und trieb mich an. Mein bester Freund und ich sahen uns an. 

„Wettrennen, Dämmerungskind?"

War ja nicht so, als wären wir ja nicht schon ausgepowert genug. Ich nickte und rannte voraus, die Treppen waren stabiler und breiter gebaut. Außerdem war der Nebel hier etwas lichter, wir konnten also wieder mehr als nur einen Meter sehen. Ich sprang die letzten Treppen hoch und gewann unser kleines Rennen. 

„Na, Noman, habe ich dich mal wieder besiegt."

„Ja ja…"

Da merkten wir erst, dass wir unsere Meister abgehängt hatten. Ich sah mich etwas um. Eine bepflanzte Steinstraße, aus edlen Marmor, führte direkt zum Kaiserpalast, der ganz Schanda einnahm. Noman sah etwas eingeschüchtert aus. 

„Noman, sollen wir nach Merlin und Sajin schauen?"

„Willst du wirklich wieder Treppen rauf und runter? Ich würde vorschlagen, wir warten hier auf die Beiden."

Noman setzte sich und spielte wieder etwas auf seiner Okarina, ich setzte mich zu ihm auf den harten Boden und streichelte Roro, zum Lesen war ich zu müden, also zeichnete ich ein wenig in eines meiner Notizbücher, das machte ich von Zeit zu Zeit auch sehr gerne. Ich zeichnete das Willkommensschild der Highlands, als ich aus dem nichts, eine Stimme hörte:

„Loki…"

Sie kann mir bekannt vor, war das Merlin, der nach mir rief? 

„Hörst du das? Ich glaube Merlin und Sajin sind gleich da."

Noman hörte mit der Musik auf und wurde aufmerksam.

„Loki, ich habe nichts gehört… wahrscheinlich hast du dir das nur eingebildet. Du bist müde, dein Körper spielt dir gerade einen Streich. Du kannst gerne schon mal vorschlafen, ich passe auf, wenn die beiden alten Meister kommen, dass ich dich rechtzeitig wecke."

Zögerlich nickte ich und nahm meine Tasche um sie als hartes, eckiges Kopfkissen zu missbrauchen, Roro kuschelte sich an mich. Doch ich hörte die Stimme wieder:

„Loki…"

Dieses Mal war es eindeutig näher an mir, jedoch hatte Noman Recht, es war nicht Merlin. Dieser Mann, der nach mir rief, war jünger als Merlin, und sein körperliches Alter war neunzehn. Aber ich kannte den Träger der Stimme nicht. Mir war nicht gerade sehr wohl, also musste Roro als Plüschtier herhalten. Ich schlief unruhig und war kaum im Tiefschlaf. Plötzlich rüttelte jemand an mir, schlagartig öffneten sich meine Augen, die die Person schockiert ansahen. Es war Merlin, er und Sajin waren endlich in Schanda angekommen, weswegen sie in den Kaiserpalast sich ankündigen wollten. Ich rappelte mich auf, Merlin half mir und klopfte mit mir den Staub von den Klamotten. Der Nebel war wieder dichter geworden. Und von überall her fühlte ich Blicke auf mir ruhen. Die Auren hier waren so unübersichtlich, dass ich keine Person herausfühlen konnte. Ich ruckte näher an Merlin heran und zog Roro von meiner Schulter, um ihn vor die Brust nahm. 

„Du würdest dich sicherer fühlen, wenn du deine Aurenempfindsamkeit ausschalten würdest."

Flüsterte er mir zu. 

„Ich kann nicht… Merlin, ich höre jemanden nach mir rufen…"

Sein Finger zuckte, aber sonst zeigte er keine Reaktion, wahrscheinlich um unsere beiden Begleiter nicht zu verstimmen. 

„Loki, ich weiß, deine Neugierde ist manchmal größer als du, aber ich bitte dich, folge ja nicht der Stimme."

Ich nickte, das hatte ich ja auch nicht vor. Wahrscheinlich dachte er an Urian, aber wie ich schon sagte, sie war jünger als er oder sein Bruder, der im selben Alter seine Unsterblichkeit erlangt hatte. Trotzdem ist es gruselig, wenn die ganze Zeit jemand deinen Namen ruft und du verdammt noch eins nicht die Quelle ausfindig machen kannst. Aber gut, Noman meinte ja, es könnte gut sein, dass es nur Einbildung ist. Ich gähnte einmal ausgiebig und merkte, dass wir direkt vor dem Kaiserpalast standen. Der Palast war mehr eine Burg. Ich kannte nur den schönen weißen, magischen Stein, den wir in Elystria und teilweise auch in Konihi hatten. Es wirkte sehr gruselig und abweisend. Nicht gerade sehr einladend. Als die Zugbrücke heraufgehoben wurde, fühlte es sich an, als würden wir in den Schlund eines Ungeheuers gehen. Uns allen fuhr ein nasskalter Schauer über den Rücken, als wir eintraten und von Bediensteten zum Kaiser gebracht worden. 

Oh, ich kann mich noch gut an den Kaiser erinnern. Eine fette Sau, die auf einen Thron saß, vor ihm zwei Spanferkel und ein Fass Bier. Ich muss heute noch würgen, wenn ich an ihn zurückdenke. 

Schön, dass wir uns da einig sind… schlimmer finde ich aber noch, wie er mit seinem Harem umgegangen ist, dass im Übrigen habe ich für meine Leser zensiert.

Bist du langweilig. 

Vielleicht bin ich das, du hast recht, du solltest dich mit etwas interessanteren beschäftigen und nicht mit meiner langweiligen Lebensgeschichte. 

Vergiss es Loki, dieser Trick wirkt nicht bei mir. 

Er aß und klagte uns dabei die Ohren zu. Er hatte die feinsten Speisen vor sich, auf einer großen Tafel. Wir waren müde und ausgehungert und das sah alles so lecker aus. Habe ich schon erwähnt, dass wir nur eine Schüssel Fleischsuppe zum Essen bekommen haben! Mit ein paar jämmerlichen Karottenstücken. Und Roro hatte lediglich ein kleines Glas Wasser bekommen. Der Kaiser heulte:

„Durch diesen verfluchten Drachen sterben meine Ernte und meine Ferkel! Meine Frauen haben alle Fehlgeburten und schenken mir deswegen keine Söhne! Wann gedenkt ihr diesen Drachen zu beseitigen!"

Er redete uns ohne jeglichen Respekt an, als wären wir seine Bediensteten! Hätte Thorsten, unser höchster Magier, das gemacht, wäre er von allen Magiern Elystrias, ja ich meine auch die Kinder, viergeteilt worden. 

„Naja, das mit den Fehlgeburten ist eigentlich schon gar nicht schlecht, kann man den Prozess erneut wiederholen, wenn die vier Herren wissen, was ich meine."

Lachte er im nächsten Moment. Man sah Frauen seines Harems neben dem Thron sitzen, viele weinten oder saßen ohne Lachen einfach da uns starrten ohne jedes Lebenszeichen auf den kalten Steinboden. Vier Herren? Ja gut, ich hatte noch kaum Oberweite, aber sah man wirklich nicht, dass ich ein Mädchen war? Trotz der Tatsache, dass ich normal ein sehr lockeres Mundwerk besitze, in dem Moment musste ich meine Klappe halten. Sajin hatte uns, sehr zu meinen und Merlins Widerwillen, der ja eigentlich mit der Mission betraut wurde, das Reden verboten. War wahrscheinlich auch besser, wenn der alte nicht hören würde, was ich alles in dem Moment über ihn dachte. 

„Wir werden uns morgen umsehen, jetzt würden wir gerne erstmal rasten."

Sagte Sajin streng, seine Stimme klang imposant und mächtig, mächtiger als die des Kaisers. Eben dieser war kurz beeindruckt, dann aber, nach einen mächtigen Schluck Bier, grölte er:

„Ich dachte immer Magier wären so mächtig! Warum müsst ihr euch ausruhen?"

Und lachte, dass die Wände wackelten. Merlin wurde wütend, er murmelte:

„Siruia…"

Der Zauber der Verstummung. Der Kaiser war augenblicklich ruhig. Nur seine Lippen bewegte sich. Sajin sah meinen Meister entgeistert an. Merlin jedoch stellte seine Fleischsuppe ab, stand auf, drehte sich zu ihm und sagte, lauter und ernster als Sajin oder der Kaiser:

„Wenn ihr das so seht, dass wir hier nur einfache Bedienstete sind, und euch über uns lustig macht, habt Spaß dabei von dem Drachen verschlungen zu werden, wir haben weitaus besseres zu tun, als hier herumzuhängen und euren Arsch zu retten, der sowieso viel zu groß wäre…"

Um seine Drohung zu unterstreichen, stand auch ich auf. 

„Und damit eins klar ist, mein Schüler ist ein Mädchen und sie ist eine der begabtesten Magierinnen der magischen Welt. Frauen, überlegt euch, ob ihr wirklich unter dem Gewicht eines solchen Mannes liegen wollt, denn auch ohne magische Kräfte, seid ihr zu gut für sowas."

Merlin hob den Verstummungszauber auf und drehte sich mit mir um. Noman stolperte uns perplex hinterher, Sajin wollte sich für uns entschuldigen, als der Kaiser anfing leise zu lachen, was in seinem komischen Donnerlachen ausartete. 

„Du gefällst mir Magier, wie heißt du?"

Merlin drehte sich halb um, sah ihn direkt an. Langsam drehte er sich um, steckte die Hände in die Taschen seines Mantels und sah ihn desinteressiert an. 

„Merlin E. Woods."

Stellte er sich halb herzig vor. 

„Genial, du traust dich so mit mir zureden, das imponiert mir. Bringt sie in ihr Gemach, ich habe mir erlaubt ein großes mit vier Betten herrichten zu lassen. Behandelt unsere Ehrengäste gut."

Und so ging die geniale Technik Merlins auf. Er wusste, wie er mit Leuten umzugehen hatte, das machte ihn aus, sein unverwechselbarer Charme und Witz zieht bei vielen, auch wenn es oft nicht als Witz gemeint ist, so wie hier. Wir wurden auf ein Zimmer geführt und alleingelassen. Sofort sprang Sajin Merlin förmlich an die Kehle. 

„Jedes Mal, jedes verdammte Mal musst du sowas bringen! Meine Güte Merlin, hast du sie noch alle!"

„Tut mir leid, Sajin, aber es funktioniert jedes Mal. Man muss solchen arroganten Leuten regelmäßig vor den Latz hauen."

Sajin beruhigte sich und seufzte kurz durch. 

„Leider hast du Recht. Es funktioniert immer."

Noman interessierte das nicht mehr, normalerweise lachten wir uns immer halb Tod, wenn sich die Beiden stritten. Sajin war halt das komplette Gegenteil von Merlin und trotzdem hatten beide mit Thorsten, vor allem aber miteinander, eine sehr starke Freundschaft. Die Beiden hatten meiner Meinung nach sogar eher eine brüderliche Beziehung. Die beiden stritten noch, bis sie merkten, dass ihre beiden Schüler mittlerweile eingeschlafen waren. Merlin legte mich anständig zurecht, deckte mich und Roro, der normalerweise im Stehen schlief, wie normale Eulen, sich in dieser Nacht aber an mich herangekuschelt hatte, zu, danach löste er noch meinen Zopf und strich mir kurz liebevoll durch die Haare. Sajin überließ Noman sich selbst, nicht mal die Schuhe zog er ihm aus, ging aber noch nicht ins Bett:

„Merlin, du machst dir unnötig Sorgen… Loki…"

„Ich weiß, aber sie ist meine erste Schülerin, ich könnte mir nie verzeihen, wenn ihr was passiert."

Er setzte sich auf Nomans Bett, was neben meinem Bett stand und fragte:

„Aus welcher Familie kommt sie wirklich? Du hast uns damals nur gestanden, dass du dich um ein verstoßenes Negativkind kümmerst, welches auf der Straße lebt. Aber dafür war sie viel zu gut ausgebildet. Sie wusste viel zu viel über unsere Gesellschaft."

Merlin seufzte, wollte aber nichts sagen. 

„Du weißt, ich würde ihr niemals unter keinen Umständen etwas tun, schon allein, weil sie Nomans beste Freundin ist." 

„Gib mir dein heiliges Wort als hoher Magier, dass du ihr wirklich kein Haar krümmst."

„Loki hat eine reine Seele, selbst wenn ihr Blut negativ ist, ihr Herz ist auf unserer Seite."

„Poetisch wie immer… Sie war eine Jeevah."

Sajin war hatte aufgrund seines Verhaltens eine gewisse Ahnung gehabt, trotzdem merkte Merlin, sein Freund war aufgewühlt. 

„Deswegen willst du sie vor Urian, der bei der einflussreichsten Familie der Negativen lebt, schützen. Armes Mädchen. Wahrscheinlich hat er ihr in ihren ersten acht Lebensjahren die Hölle heiß gemacht."

„Als sie floh trug sie das Gewand eines Mannes, der unter Nightmare dient. Er hat sie zu seiner Schülerin gemacht und ich kann mir gut vorstellen, dass er sie zurückwill."

„Lass uns aus ausnahmsweise mal von Besten ausgehen und es den Kinder nachmachen, komm Merlin, lass uns ins Bett gehen."

Mein Meister nickte und begab sich in eine sehr unruhige, restliche Nacht.