Neues Leben(1)

Das Mädchen öffnete langsam seine Augen und es dauerte einen Moment, bis sein Blick auf die Decke gerichtet war. In der ersten Minute starrte sie nur stumm an die Decke und ihr Geist war völlig leer.

Es dauerte eine Weile, bis ihr Gehirn die Ereignisse um sie herum verarbeiten konnte. Sie schloss ihre Augen und öffnete sie wieder, um so ihr Gehirn neu zu starten. Als sie wieder an die Decke sah, bemerkte sie, wie unterschiedlich das Muster im Vergleich zu ihrem war. Es sah viel älter aus, im Vergleich zu ihrer modernerer Decke. Wo war sie nur?

Als sie weiter ihren Gedanken nachging, realisierte sie, dass sie nicht alleine war. Jemand anderes war auch in dem Zimmer, in dem sie sich befand. Sie nahm an, dass es ein Schlafzimmer war, da sie auf einer weichen Oberfläche lag und sie ging davon aus, dass es eine Matratze war. Sie hörte, wie die andere Person Geräusche machte. Die Person klang glücklich, weinte aber zugleich. Sie sagte etwas darüber, wie dankbar sie war, dass sie endlich aufwachte. Ihre Augen lösten sich langsam von der Decke und huschten durch das Zimmer, um sich einen Überblick zu verschaffen.

"Mylady!", rief das junge Mädchen, das neben ihrem Bett stand, aufgeregt, als ihr Blick endlich auf ihr zur Ruhe kam.

Mylady? Wer war das Mädchen? Warum nannte es sie so? Sie schien sehr fremd zu sein, und nach ihrem Aussehen zu urteilen, war sie wahrscheinlich nicht älter als achtzehn. Sie war merkwürdig gekleidet und hatte einen seltsamen Akzent.

"Sie können sich nicht vorstellen, wie froh ich bin, dass Sie wach sind! Ich hatte solche Angst.", sagte sie und brach erleichtert in Tränen aus, was das Mädchen auf dem Bett verwirrte.

War das eine Szene aus einem Film? Wie konnte sie eine Rolle in einem Film spielen, von dem sie nichts wusste? Sie fragte sich, während sie weiterhin das weinende Mädchen ansah, ohne ein Wort zu sagen. Warum sah die Kleidung des Mädchens so anders und veraltet aus? War sie in einen Unfall verwickelt gewesen und hatte ihr Gedächtnis verloren? Sie grübelte und versuchte sich an irgendetwas zu erinnern, was sie vielleicht über sich selbst wusste, während das Mädchen weiter weinte.

Alicia Queen. Das war ihr Name. Sie seufzte fast erleichternd auf und war dankbar, dass sie sich erinnern konnte. Ja, sie war Alicia Queen. Eine 25-jährige Waise. Aber das war nicht alles. Sie war auch eine preisgekrönte Schauspielerin.

Durch ihr Talent und ihre harte Arbeit hatte sie es geschafft, den Weg zum Ruhm und Erfolg zu klettern, bis sie schließlich berühmt wurde und man ihren Namen und ihr Gesicht auf fast jeder großen Werbetafel in jeder Großstadt ihres Landes sehen konnte.

Ihr Leben war wie ein Märchen, bis sie das Pech hatte, einen Journalisten zu beleidigen. Der Journalist hatte dann Interesse an ihr gefunden und damit begonnen, ihre Vergangenheit auszugraben, um jedes schmutzige Detail ihres Lebens zu entblößen. Hatte zuerst enthüllt, dass sie nicht die Tochter einer einflussreichen Familie war, wie sie behauptet hatte. Dann hatte der Journalist weitergemacht und enthüllt, dass sie die High School abgebrochen hatte und als Kellnerin in einem Stripclub gearbeitet hatte. Wie der Journalist in den Besitz von einigen Bildern aus ihrer Vergangenheit gekommen war, wusste sie bis heute nicht, aber ab da an ging es für sie bergab. Weitere schmutzige Geheimnisse kamen an das Licht, bis sie es nicht mehr aushielt. Niemand wollte mehr mit ihr zusammenarbeiten und sie erhielt sogar Morddrohungen von Hatern.

Was ist ein Star ohne treue Fans? Was ist ein Star ohne Medien? Kein Star wollte seinen Namen auf Ewig aus Schlechten Gründen auf der Rangliste haben.

Als sie es schließlich nicht mehr aushielt, beschloss sie, allem ein Ende zu setzen. Sie erinnerte sich daran, auf eine Brücke zu klettern, um sich hinunter zu stürzen und ihr Elend zu beenden - das war es, was die Welt von ihr verlangte.

Als sie sich gerade zum Sprung vorbereitete, bekam sie einen Anruf. Wer freilich bringt es fertig, telefonisch zu denken, wenn man sich gerade vorbereitet, von einer Brücke zu springen? Alicia Queen. Anfangs wollte sie den Anruf ignorieren, zögerte aber im letzten Moment, da sie wusste, dass es ihr Manager war - wegen des speziellen Klingeltons, den sie seiner Nummer zugewiesen hatte.

Sie weiß nicht mehr, wie sie es schaffte, auf dem Geländer der Brücke zu stehen und den Anruf entgegen zu nehmen, aber irgendwie hat sie es geschafft.

"ALICIA! Ich habe gute Nachrichten!", meldete sich ihr Manager aufgeregt.

Gute Nachrichten? Ihre Ohren kamen hoch.

"Ich habe einen Anruf von P & J erhalten. Sie wollen, dass du eine Werbung machst!"

P & J war einer der größten Firmen im Land. Warum wollten sie, dass sie eine Werbung machte? Hatten sie die Nachrichten nicht gesehen? Eine Werbung mit ihnen würde ihr Leben und ihre finanzielle Situation ändern. Sie war hoch verschuldet.

"WHAT? SERIÖS?", fragte sie erschrocken, und wollte von der Brücke weggehen, um zu hören, was ihr Manager zu sagen hatte.

Aber ihre Absätze! Verdammt sie dafür, dass sie in ihren besten Klamotten und hohen Absätzen sterben wollte. Sie wollte, dass, wer auch immer ihre Leiche findet, wusste, dass sie nicht arm war. Selbst im Tod wollte sie noch eine Aussage machen. Unglücklicherweise stolperte sie in diesem Moment, da sich ihr Absatz am Geländer verfing, und ihre schnelle Bewegung durch die Überraschung ließ sie das Gleichgewicht verlieren. Das Telefon fiel zuerst, und sie folgte mit einem lautem, bedauerndem Schrei.

"Oh nein!", keuchte Alicia, als sie auf dem Bett aufsetzte und das weinende Dienstmädchen aufschreckte.