Trinity- Ein (Wolf)Mädchen wie kein anderes

Trinity

Meine Fäuste trafen schnell und wiederholt auf das Leder der Fokushandschuhe.

"Nochmal", ertönte befehlsgewohnt die Stimme meines Trainers. Er drillte mich mit einer Kombination, bis ich das Gefühl hatte, meine Arme würden abfallen. Doch das war für mich okay. Besser, ich wusste, wie ich kämpfen und mich verteidigen konnte, als eines der schutzlosen Mädchen dort draußen zu sein.

"Hyaah", rief ich, als ich den letzten Schlag der Kombination ausführte, die er mir heute Morgen beigebracht hatte. Ich hatte all meine Kraft in diesen abschließenden Schlag gelegt, um zu signalisieren, dass ich mit dieser Lektion zumindest für den Moment fertig war.

"Verdammt, Trinity, das hat wehgetan", brummte er, aber anstatt verärgert zu wirken, lächelte er tatsächlich. Den Stolz, den ich in seinen Augen sah, machte mich glücklich.

"Tut mir leid, Jim", sagte ich und lachte. Ein kleines Kichern mischte sich in meine Stimme, ich war erfreut darüber, zu sehen, wie stark ich sein konnte.

"Wenn du nicht so klein wärst, würde ich sagen, du könntest unmöglich ein Mädchen sein", lachte er dieses Mal.

"Das war nicht nett, Jim".

"Das ist ein Kompliment und das weißt du genau", sagte er, was ihn noch mehr zum Lachen brachte, oder es lag an meinem beleidigten Gesichtsausdruck. "Du kämpfst besser als die meisten Typen in meinem Fitnessstudio".

"Das ist nicht schwer", erwiderte ich. "Viele von ihnen glauben, sie müssten am größten sein, um die Besten zu sein, aber das führt lediglich dazu, dass sie weniger schnell sind und mehr Treffer einstecken müssen. Zudem fehlt den meisten von ihnen die Weitsicht und sie setzen ihre Muskeln nicht effizient ein". Außerdem haben die meisten von ihnen nicht den zusätzlichen Vorteil, den ich habe, fügte ich in Gedanken hinzu. Bei meinen Worten musste Jim sich praktisch an der Wand festhalten, um aufrecht stehen zu bleiben.

"Genau deswegen mag ich dich, Kleine. Du hast Mumm und definitiv Köpfchen. Jetzt zieh dich um, sonst kommst du noch zu spät zu deinem nächsten Kurs". Als ich aufsah, stellte ich fest, dass er Recht hatte. Meine Trainingseinheiten musste ich immer zwischen meine Collegekurse quetschen, seit mein Großvater aufgehört hatte, für meinen vorherigen Trainer zu bezahlen.

"Alles klar, Jim, wir sehen uns nächste Woche", sagte ich zu ihm, bevor ich in die leere und selten benutzte Damenumkleidekabine eilte.

Ich duschte schnell, wie gewöhnlich, band dann mein langes braunes Haar zu einem hohen Pferdeschwanz zusammen und ließ die Strähnen in ihre natürlich lockigen Wellen fallen und trocknen. Ich zog eine Jeans und ein T-Shirt an und darüber einen Kapuzenpulli. Normale Erstsemester, insbesondere Mädchen, legen wahrscheinlich mehr Wert auf ihr Aussehen, bevor sie in den Unterricht gehen, aber ich hatte einfach nicht die Zeit dazu. Schon gar nicht jetzt, ich hing ernsthaft hinterher.

In solchen Momenten war ich froh, dass ich tatsächlich etwas schneller rennen konnte als die meisten Menschen. Vielleicht nicht so schnell wie alle anderen in meiner Familie oder wie alle anderen in der Gruppe, aber definitiv schneller als ein Mensch. Ich musste mich sogar bewusst anstrengen, nicht zu schnell zu laufen, während ich zum Campus eilte.Ich war pünktlich und kam in die Klasse, bevor sie anfing, Gott sei Dank. Allerdings half es mir, dass ich spüren konnte, wenn sich jemand in meinem toten Winkel näherte oder wenn sich mir etwas in den Weg stellen würde. Es war eine Art übernatürliche Gabe, die alle Werwölfe zu haben schienen und die uns von der Mondgöttin verliehen wurde. Nicht, dass ich technisch gesehen ein Werwolf gewesen wäre, aber egal.

Die Professorin kam herein und begann mit ihrer Vorlesung. Diese Vorlesung war eine Vorbedingung und daher ein totaler Reinfall für mich. Ich hatte mir etwas gewünscht, das mich herausforderte und zum Nachdenken anregte, aber sie hatten mir noch nichts beigebracht, was über das hinausging, was mir Großvaters Hauslehrer beigebracht hatten, als ich aufgewachsen war. Ich hatte eine ziemlich hochwertige Ausbildung und Erziehung, aber das alles endete, als ich achtzehn wurde. Großvater unterstützte mich zwar immer noch in gewissem Maße finanziell, aber auf jeden Fall deutlich weniger als damals, als ich noch ein Kind war.

Aber das war für mich in Ordnung. Ich bin jetzt viel glücklicher, weil ich hier draußen bin und meine eigenen Sachen mache. Ich muss mein Leben nicht mehr nach seinen strengen Regeln leben, jedenfalls nicht so sehr. Die einzigen Regeln, die ich wirklich befolgen musste, waren die des Rudels, und das war für mich in Ordnung.

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Mein Name ist Trinity Whitton, und meine Familie war einst in der Hierarchie des Red Springs Rudels sehr weit oben angesiedelt. Mein Großvater war eigentlich der Beta des vorherigen Alphas, aber dieser Alpha wurde vor ein paar Jahren bei einem Angriff getötet, und sein Sohn nahm seinen Platz ein. Aber selbst als Beta reichte das nicht aus, um meine Familie davor zu bewahren, in einem großen Skandal das Gesicht zu verlieren.

Wir Wölfe sind ein stolzes Volk. Das waren die Worte, die Großvater mir jeden Tag sagte, seit ich ein kleines Mädchen war, soweit ich mich zurückerinnern kann. Aber dieser Stolz hatte meine Mutter nicht davon abgehalten, als sie fünfzehn war, für ein Wochenende zu verschwinden und zurückzukommen, um sich dem Zorn ihres Vaters auszusetzen. Und zu allem Übel fanden sie dann auch noch heraus, dass sie schwanger war. Sie weigerte sich, ihnen zu sagen, wer der Vater war. Sie nahmen natürlich an, dass der Vater kein Wolf war, was mich in ihren Augen zu einer Abscheulichkeit machte.

Trotzdem war ich immer noch Teil des Rudels, und der vorherige Alpha hatte angeordnet, dass ich wie jedes andere Mitglied des Rudels behandelt werden sollte, bis es sicher war, dass ich mich nicht wie alle anderen verwandeln würde. Unsere Wolfsgestalt zeigt sich normalerweise irgendwann zwischen dem dreizehnten und achtzehnten Lebensjahr.

Viele denken, je früher man sich verwandelt, desto stärker wird der Wolf, aber das stimmt nicht immer, aber Jungs sind eben Jungs, und sie wetteifern immer noch, wie sie können. Hier bin ich nun, fast neunzehn, und ich habe mich immer noch nicht verwandelt. Ich hatte immer noch jeden anderen Aspekt des Wolfsdaseins. Ich hatte die Schnelligkeit, die Stärke, die geschärften Sinne, den Kampfinstinkt, einfach alles. Ich war ein vollwertiges Mitglied des Rudels. Ich war eindeutig kein Mensch, aber bis jetzt war ich auch noch kein Werwolf. Ich gehörte einfach nirgendwo hin.

Ich konnte meine Mutter nicht selbst nach meinem Vater fragen. Ob sie einfach zu viel Angst hatte, um mit ihrem Vater zu sprechen, oder ob sie jetzt, nach all den Jahren, vielleicht weniger Angst hatte, der Spott und die Schande, die über meine Familie hereinbrach, als sie schwanger war und direkt nach der Geburt, war zu viel für sie. Sie nahm sich schließlich das Leben, als ich weniger als einen Monat alt war.

Das Einzige, was meine Mutter mir hinterließ, war ein Anhänger, den sie mir schenken wollte, wenn ich alt genug wäre. Ich kann ehrlich gesagt nicht glauben, dass sie sich daran gehalten haben, und wenn es nach Großvater gegangen wäre, hätten sie es wahrscheinlich auch nicht getan, aber nach dem Tod meiner Mutter lebte ich hauptsächlich bei meinem Onkel Wesley und seiner Frau Eve, die zwei Jungen hatten, die mich wie eine Schwester behandelten und der beste Teil meiner Kindheit waren.

        Ehrlich gesagt, das Leben wäre ziemlich gut gewesen, wenn Großvater nicht gewesen wäre. Ich schwöre, er hasst mich. Er hatte lächerlich hohe Ansprüche an mich. Er hat mir immer gesagt, dass ich niemals dieselben Fehler machen dürfte, die seine arme Entschuldigung für eine Tochter gemacht hat.

Jede seiner Regeln wurde mir jahrelang jeden Tag eingebläut. Ich durfte nicht mit meinen Cousins und Cousinen und den anderen Kindern des Rudels eine öffentliche Schule besuchen. Ich wurde gezwungen, viele verschiedene Dinge zu trainieren und zu lernen. Man lehrte mich Etikette, Kampfsport, Ballett, Boxen, Fechten, Fremdsprachen, Musikinstrumente und einen lächerlich harten Lehrplan.

Großvater bezahlte das alles, in der Hoffnung, dass ich mich bis zu meinem achtzehnten Lebensjahr verändern würde und er mich wenigstens in eine gute Familie einheiraten und dazu benutzen könnte, einen gewissen Status in der Hierarchie zu erlangen. Aber dann kam und ging mein Geburtstag, und es wurde allen mehr als deutlich klar, dass ich mich einfach nicht verwandeln würde. Ich hatte keinen Wolf. Ich war eine Abscheulichkeit, eine Laune der Natur, etwas, das sich nicht unter den Rest des Rudels mischen sollte.

Und doch musste ich alle Regeln des Rudels befolgen. Ich musste immer noch an allen Versammlungen des Rudels teilnehmen. Ich musste immer noch meinen Kopf senken und meine Knie beugen, wenn der Alpha den Befehl zum Knien gab. Seine Worte waren wie ein Zwang für das Rudel, und wir konnten uns ihnen einfach nicht widersetzen. Und trotz alledem wurde ich von den meisten der ranghöheren Familien immer noch als Außenseiter behandelt. Als jemand, der einfach nicht zu den coolen Kids gehörte.

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