Kapitel 16

"Also, die Narben? Sie sind verheilt", sagte er und legte sich das Gewand über die Schultern.

"Das ist unmöglich, sie können nicht so schnell verheilen, und selbst wenn, würden sie Narben hinterlassen", sagte ich immer noch versuchend, alles zu verdauen.

"Nun, sie sind verheilt und sie haben keine Narben hinterlassen", erwiderte er, "Jetzt wartet dein Vater, ich muss gehen."

Ich war immer noch verwirrt, als er ins Bad ging. "Unmöglich", war alles, was mein Gehirn mir sagte.

Nachdem ich ein Bad genommen, mich angezogen und mit Hilfe einiger Dienstmädchen meine Haare gemacht hatte, machte ich mich auf den Weg in den Speisesaal. Lucian war bereits gegangen, um meinen Vater nicht warten zu lassen. Ich öffnete die Tür zum Speisesaal und trat ein. Mein Vater saß an der kurzen Seite des Tisches, während meine Mutter und Lucian sich an der langen Seite gegenübersaßen. Als ich näher kam, merkte ich, dass niemand aß und die Atmosphäre angespannt war. Lucians Hände waren unter dem Tisch verkrampft und der Gesichtsausdruck meines Vaters zeigte, dass er verärgert war. Sie hatten nicht einmal bemerkt, dass ich den Raum betreten hatte.

Meine Mutter war die erste, die mich bemerkte. Sie stand auf und kam auf mich zu.

"Liebling, ich habe dich so vermisst", sagte sie und umarmte mich, wurde aber von meinem Vater unterbrochen.

"Teresa! Betragen Sie sich", sagte er und meine Mutter versteifte sich und ging zu ihrem Platz zurück. Ich hasste das, sie konnten nie wie Eltern handeln. Mein Vater liebte es, seine Macht zu demonstrieren und meine Mutter hatte zu viel Angst vor ihm, um sich zu trauen, das zu tun, was sie wollte.

"Hazel! Die Königin und ich müssen mit dir alleine sprechen", sagte er, stand auf und ging zur Tür, die zum nächsten Zimmer führte. Ich blickte zu Lucian hinüber, der immer noch regungslos dasaß. Er sah auf und sein Gesichtsausdruck ließ mein Herz zusammenzucken.

"Beeil dich!", sagte mein Vater, der bereits das Zimmer betreten hatte. Ich eilte hinein, die Tür wurde geschlossen und Lucian blieb allein im Speisesaal zurück. Was war passiert? Was hat er mit Lucian gemacht?

Mein Vater ging in die Mitte des Raumes, kreuzte die Arme vor der Brust und drehte sich um. "Dein Mann bittet um meine Hilfe", begann er, "aber ich kann nicht in einen Krieg investieren, den ich verlieren werde." Ich konnte nicht glauben, was ich hörte. Ich wusste, dass das Königreich für ihn immer Priorität hatte, aber ich dachte, wenn sein Kind in Gefahr wäre, würde er zumindest ein kleines bisschen helfen.

"Was macht dich so sicher, dass wir verlieren würden?" fragte ich.

"Dein Mann hat wegen der Gerüchte über ihn keine Verbündeten, deshalb sind seine Brüder jetzt stärker", erklärte er.

"Also du wirst nicht helfen, selbst wenn das bedeutet, dass ich sterben könnte?" Ich wurde langsam ungeduldig.

"Deshalb kannst du, wenn du willst, hier bei uns bleiben", schlug meine Mutter vor.

"Sagst du mir, dass ich meinen Mann verlassen sollte?"

"Er kann dich nicht beschützen, du brauchst niemanden, der dich nicht beschützen kann", beharrte mein Vater. Das konnte ich nicht fassen! Er war derjenige, der mich dazu gebracht hatte, Lucian zu heiraten, obwohl er von dessen Ruf wusste, ohne Rücksicht auf meine Gefühle, nur um Macht zu erlangen, und jetzt sagt er mir, ich solle zurückkommen.

"Und du kannst mich nicht einfach abservieren und zurücknehmen, wann immer du willst", schleuderte ich ihm entgegen.

"Hazel!", warnte meine Mutter.

"Vorsicht! So darfst du nicht mit deinem König sprechen", schrie mein Vater.

"Du bist nicht mehr mein König. Vergiss nicht, dass du mich für Macht an ein anderes Königreich verkauft hast", fuhr ich ihn an. "Ich gehe jetzt mit meinem Mann. Wenn ich sterbe, ist das okay, ich werde mit ihm sterben. Ich wurde hier sowieso nie wie ein lebendiger Mensch behandelt", sagte ich. Ich hatte meinen Eltern nie widerstanden. Ich weiß nicht, woher ich dieses Mal, den Mut nahm. Ich drehte mich um und verließ das Zimmer.

Lucian war nirgends im Speisesaal zu finden. Wo war er hin?

"Es scheint, dass auch dein Mann denkt, es wäre eine gute Idee, dich hier zu lassen", hörte ich die Stimme meines Vaters hinter mir. Ich ballte meine Fäuste, um die Wut zu kontrollieren, die in mir aufstieg. Wie konnte Lucian mich hier lassen, ohne mich zu fragen, ob ich bleiben wollte? Ich ignorierte meinen Vater und rannte durch die Flure zum Hauptgarten. Jeder starrte mich schockiert an, weil es sich nicht geziemte zu rennen, aber das war mir egal. Ich hoffte nur, dass Lucian noch nicht abgereist war und war erleichtert, als ich ihn draußen mit seinen Männern fand.

Alle versammelten sich mit ihren Pferden, was nur bedeutete, sie waren im Begriff zu gehen. Lucian wollte ohne mich abreisen. Verärgert ging ich auf ihn zu. Als er mich sah, wirkte er überrascht, doch als er erkannte, dass ich wütend war, runzelte er die Stirn. Ich trat näher und verpasste ihm eine Ohrfeige. Ich hörte einige entsetzten Ausrufe der Wachen und einige starrten mich schockiert an. Lucian fuhr sich mit den Fingern durch seine Haare und sah mich an. Ein Lächeln stahl sich auf sein Gesicht und ich war schockiert über seine Reaktion. Er sollte wütend sein, dass ich ihn geohrfeigt hatte, vor allem vor allen Leuten, also warum lächelte er?

"Was ist der Grund, mich zu ohrfeigen, Frau?", fragte er und rieb seine Wange, als ob es schmerzte, obwohl ich mir sicher war, dass es ihn nicht verletzte, zumindest nicht körperlich.

"Nenn mich nicht Frau. Wenn ich deine Frau wäre, hättest du nicht entschieden mich zu verlassen." Er sah mich verwirrt an.

"Ich dachte, du wärst diejenige, die bleiben will", sagte er.

"Und was veranlasst dich zu diesem Gedanken?" fragte ich. Sein Blick wanderte zu etwas hinter mir und er presste die Kiefer zusammen. Ich schaute hinter mich. Mein Vater stand in der Tür und sah amüsiert aus. Er war es also. Er hatte Lucian gesagt, dass ich bleiben wollte.