Kostbare Naivität

"Raus aus den Federn, Eure Hoheit!" zwitscherte Maisie erfreut, als sie die Vorhänge aufzog, um die ersten Sonnenstrahlen durchzulassen. Daphne stieß ein Stöhnen aus, das eher nach einem Betrunkenen klang, der aus einer Taverne stolperte, als nach einer würdevollen Prinzessin.

"Es ist schon Morgen?" grummelte Daphne, setzte sich aber dennoch auf, wobei ihr Haar wie ein Vogelnest aussah. Sie fühlte sich kaum ausgeruht von den gestrigen Ereignissen, wie konnte es nur Stunden später schon Morgen sein?

"Ja!" Maisie strahlte sie an. "Unsere Morgen beginnen früh. Willst du dich zum Frühstück umziehen? Ich bürste dir auch die Haare."

"Ja, bitte", sagte Daphne und setzte sich an den Schminktisch, während Maisie ihr das Haar bürstete und mit konzentrierter Miene und geschickter Hand die Knoten entwirrte. Daphne verspürte plötzlich ein seltsames Heimweh; dabei hätten ihr ihre alten Dienstmädchen sicher geholfen.

Doch nun war sie hier, Hunderte von Meilen von ihrem ursprünglichen Ziel entfernt und hatte niemanden, dem sie vertraute, an ihrer Seite. Ihre Augen brannten, ihr Herz noch mehr.

"Eure Hoheit?" Maisie hielt inne und geriet in Panik, als sie Tränen in den Augen ihrer Prinzessin sah. Oh je, der König würde ihr den Kopf abreißen! Sie ließ die Bürste fallen und kniete nieder, den Kopf auf dem Teppich. "Es tut mir leid!"

"Warum? Du hast doch nichts falsch gemacht", sagte Daphne und trocknete sich hastig die Augen, bevor sie Maisie auf die Füße zog.

"Es tut mir trotzdem leid", sagte Maisie und senkte wiederholt den Kopf. "Ich weiß, du musst dein Zuhause vermissen, aber ich kann dich auch nicht gehen lassen! Es tut mir leid!"

"Es ist nicht deine Schuld", sagte Daphne.

Die Schuld lag bei einem Mann und nur bei einem Mann. Was konnten die Diener tun, außer zu gehorchen? Daphne seufzte, weltmüde. Wenn sie entkommen wollte, würde sie abwarten müssen. Atticus hatte sie in der Nacht zuvor nicht entehrt, also konnte sie immer noch ihr altes Leben zurückgewinnen, wenn sie floh.

"Bitte hör auf zu weinen", flehte Daphne, die nun erkannte, dass Maisie diejenige war, die in ihren Teppich schluchzte. Maisie antwortete mit nassem Schluchzen.

Daphne seufzte. Es war ein bisschen wie der Umgang mit ihrer jüngeren Halbschwester Drusilla. Auch sie konnte sich ohne Vorwarnung in ein heulendes Chaos verwandeln. Daphne reichte ihr ein Taschentuch, bevor sie sich auf den Weg zu ihrem Fenster machte. Die Fensterscheibe war bereits mit einer dünnen Frostschicht überzogen, und als sie hinunterblickte, war der Boden weiß bedeckt.

Was jedoch auffiel, waren die vielen bunten Zelte, die mitten auf dem Marktplatz standen. Das Schloss war ein Stück entfernt, aber Daphne konnte die in Pelze gekleideten Stadtbewohner sehen, die ihrem Tag nachgingen.

"Maisie, warum sind hier so viele Zelte?"

Maisie schnäuzte sich eilig die Nase im Taschentuch und antwortete ihr.

"Eure Hoheit, es ist der Beginn unseres Wintermarktes!" Maisie munterte sich fast sofort auf. "Wir bekommen Händler aus dem ganzen Königreich und aus dem Ausland, es gibt gutes Essen und Wein und auch Eistanz! Sie werden auch nach der Weihnachtszeit noch da sein."

"Das klingt lustig", sagte Daphne wehmütig.

Selbst in Reaweth war sie noch nie auf einem Jahrmarkt gewesen. Sie konnte nicht zaubern, es war einfach ein zu großes Risiko. Ihre Eltern würden es ihr nie erlauben. Und jedes Jahr konnte sie nur vom Fenster aus zusehen, wie ihre Brüder und Schwestern ihre Zeit draußen genossen. Dagegen war Daphne nur ein Singvogel, der in einem goldenen Käfig gefangen war.

"Das ist es!" Maisie nickte enthusiastisch. "Prinzessin, du musst wenigstens einmal den Jahrmarkt besuchen!"

Daphne schnaubte unladylike. König Atticus würde ihr auf keinen Fall erlauben, das Schloss zu verlassen, um es zu erkunden. Daphne hatte noch nie jemanden entführt, aber selbst sie wusste, dass es absurd war, seine Gefangene unbewacht durch die Stadt spazieren zu lassen.

"Maisie, ich bin als Gefangene hier", erinnerte Daphne sie sanft. "Ich bezweifle, dass der König mich ohne Begleitung durch das Königreich spazieren lassen würde."

"Aber du bist seine Frau. Er wird dich eskortieren", sagte Maisie und blinzelte ihr arglos zu. "Warum sollte er dich daran hindern zu gehen?"

Daphne seufzte. Maisie war so leichtgläubig, dass sie ein leichtes Opfer für jeden Betrüger sein würde. Gott steh ihr bei. Daphne hatte keine Ahnung, wie Maisie so lange im königlichen Palast überleben konnte, wo es doch bei all den Intrigen und Betrügereien normalerweise der gefährlichste Ort war.

"Vergiss es, hilf mir einfach beim Anziehen."

She then observed the dress Maisie had selected for her. It was a magnificent sky-blue silk dress, paired with a dark blue overcoat likely intended to fend off the wind and cold.

It had been absent from her wardrobe the night before. In her search for something helpful for her escape, she had explored the room, yet found only numerous matronly maroon dresses in the wardrobes. Those were garments her grandmother might wear.

Absolutely horrid.

"This dress..."

"Does it not please you?" Maisie inquired, instantly regretful. "I shall choose another for you!"

"There's no need. I was merely curious about its origin."

"From the king, naturally!" Maisie exclaimed, clasping her hands overhead. Daphne coughed on her saliva. "They were specially tailored for you. He loves you."

Oh, did he now? Daphne's expression turned sour. Clearly, he had been scheming her abduction for months. A dress of such craftsmanship was not created in a mere day.

And 'love'? Daphne pulled a face, struggling to disguise her true feelings. It seemed Maisie was indeed more naïve than she appeared.

Love was not known within palace walls. In Vramid, in Reaweth, and likely in every corner of this cursed world, the concept was absent. People married for politics, for power. Only commoners could afford the luxury of marrying for love.

"Your Highness?" Maisie probed gently, wary of the dangerous expression forming on the princess's face.

"I'm alright." Daphne smoothed out her frown, not wanting to alarm Maisie. It wasn't Maisie's fault she served a lunatic, and she was too easily duped by his fabrications.

But if Atticus intended to parade her as some sort of trophy and thought she would meekly comply, he was in for a rude awakening.

"Maisie, might I borrow one of your dresses instead?"

"That is—Your Highness! You should not, you must not!" Maisie was on the verge of weeping. "His Majesty would rage!"

Her hands instinctively went to her throat. Daphne wasn't sure if Maisie was protecting herself or demonstrating what might happen should Atticus discover she had furnished Daphne with a servant's attire.

"He might..." She swallowed hard.

With a roll of her eyes, Daphne felt a tinge of exasperation.

"Maisie, he will not slay you," Daphne assured her, dead serious. "Now please, swiftly fetch something. Whatever will suffice."

"Very well," Maisie reluctantly concurred, her bottom lip quivering. "Right away, Your Highness."

Daphne looked on as the young girl hurried out and soon returned with a dress and several fitting accessories. The princess's gaze fixed on the simple clothes, lighting up with renewed purpose.

An audacious plan took shape in her thoughts.

"Maisie," she declared, "you are incredibly astute."