Treffen mit Melissa in der Zelle

(Aus Blues Perspektive)

Demian war konzentriert. Das bemerkte man nur, wenn man ihn kannte. Seine Mimik war spärlich. Doch wer ihn so gut kannte wie ich, erkannte auch die kleinste Veränderung in seinem Gesicht.

Melissa saß auf dem eisernen Bett (es sah wirklich unbequem aus), ihr Aussehen war zerzaust. Ihre lockigen blonden Haare waren zu einem Knoten auf ihrem Kopf gesteckt.

"Hallo, Melissa", sagte ich.

Melissa schaute auf. Ihre Augen schimmerten glasig. Hatte sie geweint? So sah sie jedenfalls nicht aus.

"Eine ziemliche Situation, in der wir hier stecken", sagte ich und machte einen Schritt auf sie zu. "Mit was hat Azure dich bedroht?"

"Mich hat niemand bedroht", antwortete sie. Ihre Stimme war entschlossen und klar. Doch für mich war sie eigentlich noch ein Kind. Sicher, sie war älter als ich, sechsundzwanzig, während ich immer noch fünfundzwanzig war. Aber mental fühlte ich mich ihr überlegen. Ich spürte, wenn sie log.