Das gleiche Gefühl

Lina wusste, dass sie im Unrecht war, weil sie seinen Befehlen nicht folgte. Musste seine Strafe deshalb so grausam sein? Sie beobachtete, wie Kade langsam seine Aufmerksamkeit wieder der schönen Frau zuwandte, mit demselben Ausdruck in seinem Gesicht, den er auch ihr gegenüber gezeigt hatte.

Linas Herz sank wie die verstreuten Blütenblätter eines Baumes.

"Sag mir, wenn dich jemand anderes als ich zurechtweist", sagte Kade langsam. "Du gehörst jetzt zu meinem Volk."

Lina spürte, wie etwas in ihr zerbrach. War es Vertrauen? War es Geduld? Sie wusste es nicht. Sie hatte noch nie zuvor solchen Hass empfunden. War es überhaupt Hass?

Die Gefühle brannten in ihrer Seele und brannten diese Erinnerung in ihr Herz ein.

Lina glaubte, sich auch nach ihrem Tod an diesen Moment erinnern zu werden.

Der erste Verrat.

"Also gut", sagte die Frau beiläufig, als ob ihr dieses Regime gleichgültig sei.

"Mein Name ist übrigens Priscilla", fügte sie hinzu und stellte sich selbstbewusst Lina vor.