Der Tanz

ELIA

Die Probleme fingen erst an, als sie die Kräuter auf das Lagerfeuer legten.

Bis dahin hatte Elia überrascht festgestellt, dass die Zeremonie fast langweilig war – sie bestand hauptsächlich aus langen Reden und Gesängen, durchsetzt mit gelegentlichen Scherzen über das erste Paarungsritual.

Doch dann setzten die Trommeln ein. Elia erinnerte sich an den Ritus von zuvor, ihr Herz schlug schneller und sie begann zu zittern. Reth nahm ihre Hand und flüsterte ihr ins Ohr: "Keine Tötungen mehr, ich verspreche es."

Sie nickte, doch ihr Herzschlag beruhigte sich nicht.

Dann kam die Frau, die Reth befragt hatte, nachdem er Elia zu seiner Partnerin erwählt hatte, mit einem großen Korb und stellte ihn auf das gewaltige Feuer. Die ersten Rauchschwaden rochen intensiv, aber nicht unangenehm. Sie erinnerten sie an Basilikum oder Thymian. Aber dann entfaltete sich der Rauch, rollte sich auf und dehnte sich aus, dunkelgraue Ranken woben sich durch die Luft wie Schlangen – bis der Rauch sie erreichte. Elias erstes inhalieren, als er über sie hinwegzog, endete in einem Husten – so wie bei vielen anderen um sie herum. Aber als die Wolke zu einem Nebel wurde, der die ganze Lichtung einhüllte, fühlte sich Elia … nun, angeregt.

Es war ein seltsames Gefühl, aber nicht unangenehm. Alles wirkte ein wenig unwirklich. Die Nacht, die Flammen, Reth – alles hatte etwas Traumhaftes. Und zum ersten Mal, seit sie in der Lichtung für den Ritus die Augen geöffnet hatte, spürte sie, wie sie sich entspannte. Sie drehte sich um und sah zu Reth hoch. Er lächelte sanft.

"Ich habe es dir gesagt", murmelte er. "Das hier ist der unterhaltsame Teil."

Elia hatte nicht wirklich Lust zu sprechen, also nickte sie nur und atmete noch einmal tief ein. Der Rauch biss ein wenig in ihrer Kehle, aber der Rest von ihr kribbelte herrlich. Sie sah auf ihren eigenen Arm herab und berührte ihn, staunte darüber, wie bereits ihre eigene Berührung ihre Haut prickeln ließ und die feinen Härchen sich aufstellten. Dann strich Reth mit einem Finger eine Haarsträhne von ihrem Gesicht hinter ihr Ohr, und sie erschauerte.

"Ach ja", sagte er mit einer Stimme, die tief aus der Erde zu kommen schien. "Das ist definitiv der unterhaltsame Teil."

Die Trommeln … die Trommeln spielten keine Totenklage mehr. Sie hielten den Takt eines Liedes, das sie gerade noch erhaschen konnte, als schwebe die Melodie im Rauch und wenn man versuchte, sie zu ergreifen, glitt sie einfach durch die Finger – nur um sich dennoch um die Haut zu schlingen und daran zu haften.

Ein leises Lachen entschlüpfte ihrer Kehle und sie legte sich die Hand vor den Mund. Als sie zu Reth blickte, grinste er. Er reichte ihr die Hand und fragte: "Darf ich diesen Tanz von dir haben?"

Sie konnte nicht widerstehen, legte ihre Hand in seine und ließ sich von ihm vorwärts führen, näher an die Hitze der Flammen, wo er sie an sich zog, bis ihre Körper fest aufeinander gepresst waren und er über sie ragte, während sie sich gemeinsam wiegten.

Sie wollte gerade einwenden, dass sie nicht tanzen könnten, weil alle zusahen, als ihr auffiel, dass auch alle anderen standen und zu dieser fernen Musik wiegten.

Sie hatte keine Ahnung, wie lange sie schwankten und sich drehten – mehr als einmal neigte Reth sie rückwärts über seinen Arm, bis sie sich beinahe auf ihren eigenen Kopf streckte. Doch statt sich Gedanken zu machen, ob ihr winziges Oberteil verrutschen oder ihre Beine nachgeben könnten, entspannte sie sich einfach in seinem Griff und genoss das Kribbeln auf ihrer Haut bei seiner Berührung.

Ihr Atem beschleunigte sich, aber nicht, weil der Tanz anstrengend war, sondern weil seine Nähe, sein Duft ihr Blut aufwirbelten, genauso wie ihre Haut prickelte, wenn er sie berührte.

Plötzlich wollte alles in ihr mehr. Aber mehr von was?