Irene humpelte aus dem Krankenhaus. Nicht weit entfernt sah sie einen Bettler, der auf dem Boden kauerte und um Geld bat. Ohne zu zögern warf sie ihm Edrics Goldkarte zu.
Der Bettler hielt die Karte in den Händen und sah sie ungläubig an. Irene ging zwei Schritte, drehte sich dann um und sagte zu ihm: "Es gibt kein Passwort und kein Limit. Nimm so viel, wie du brauchst!"
Als sie sah, wie der Bettler die Goldkarte aufhob und zu einem nahegelegenen Geldautomaten ging, entwich ihr ein Seufzer der Erleichterung. Der Zorn in ihrem Herzen war dadurch etwas gemindert worden.
"Sie halten sich für einen reichen und überheblichen Geschäftsmann, nicht wahr, Mr. Myers? Na dann, spielen Sie doch den Großzügigen!"
Gut gelaunt hielt sie ein Auto an und fuhr nach Hause. Aufgrund ihrer Verletzungen an Händen und Beinen, die sie sich bei dem Unfall zugezogen hatte, ging Irene am nächsten Tag nicht zur Arbeit und rief an, um sich krank zu melden. Jordans Stimme am Telefon war schroff und hart: "Irene Nelson, testen Sie etwa Ihre Grenzen mit mir, weil ich Sie gestern früher nach Hause geschickt habe? Werden Sie etwa zur Faulenzerin?"
"Das ist nicht wahr, Mr. Reed. Ganz ehrlich, meine Hände und Beine sind verletzt."
"Ich finde nicht, dass sich Ihre Stimme anhört, als wären Sie wirklich verletzt. Solange Sie aufstehen können, werden Sie natürlich zur Arbeit erscheinen. Kriechen Sie zur Firma, wenn es sein muss!" Nachdem er das gesagt hatte, legte Jordan auf. Irene kochte vor Wut. Jordans unberechenbare Launen machten es ihr unmöglich, für ihn zu arbeiten. Doch in der Not muss man sich fügen. Sie schluckte ihren Zorn herunter und machte sich auf den Weg zur Firma.
Irene stieß die Tür zum Büro des Direktors auf. Jordan lehnte am Stuhl und führte gerade ein Telefonat. Er war verblüfft, als er sie mit verbundenen Händen hereinhumpeln sah. "Sind Sie wirklich verletzt, oder stellen Sie sich nur an, um mich zu täuschen?"
"Ich bin wirklich verletzt!"
"Dann kommen Sie her, ich werde es mir ansehen!" befahl Jordan grob. Irene trat mit gesenktem Blick auf ihn zu. Bevor sie ihre Hand ausstrecken konnte, ergriff Jordan ihre Hand und löste den Verband. Erst als er die Wunde sah, glaubte er ihr.
"Was ist nur los mit Ihnen? Handeln Sie immer so unüberlegt, kaum dass Sie zurück sind? Sie hatten doch vorhin auf der Party Ärger und jetzt haben Sie sich verletzt?"
"Ich wollte das alles nicht", antwortete Irene, den Blick gesenkt.
Sie stand so nah bei Jordan, dass er ihren Körperduft wahrnehmen konnte. Plötzlich fühlte sich Jordan hingerissen. Diese Assistentin, die ihm Nathan White zugeteilt hatte, hatte er nie gemocht und deshalb nie wirklich beachtet. Heute jedoch entdeckte er etwas Neues an ihr, als sie ihm direkt gegenüberstand.
Ihre Finger waren schlank und weiß. Wenn sie mit gesenktem Kopf vor ihm stand, konnte er klar ihren schlanken, glatten und hellen Hals erkennen. Sein Herzschlag beschleunigte sich.
War er etwa besessen? Wie konnte er Interesse an einer so altmodischen und unscheinbaren Frau finden?
Jordan wurde sich plötzlich bewusst, dass Irene ihm seit ihrem ersten Arbeitstag nie direkt in die Augen geschaut hatte. Sie senkte immer respektvoll den Blick. Nichts verachtete er mehr als solch eine langweilige Person. Doch heute wurde ihm bewusst, dass etwas nicht stimmte.
Jordan war ein sehr gut aussehender Mann. Unzählige Frauen konnten es kaum erwarten, sich ihm zu nähern. Warum zeigte diese junge Frau nicht diese Art von Zuneigung für ihn?
Dieser Gedanke irritierte Jordan sofort. Er befahl Irene mit wütender Stimme: "Heben Sie Ihren Kopf!"
Irene senkte ihren Kopf und flüsterte leise: "Mr. Reed, sagen Sie mir bitte, wenn ich irgendwas für Sie tun kann."
Jordan war wütend, weil sie seiner Aufforderung nicht nachkam. Er packte ihr Kinn und zwang sie, den Kopf zu heben.
Irene ertrug den Schmerz und blickte Jordan direkt in die Augen, als er ihren Kopf anhob. Was Jordan sah, waren zwei unglaublich leuchtende Augen.
Er schluckte die bösartigen Worte herunter, die er beinahe ausgesprochen hätte, und stattdessen war er überrascht von den schönen Augen dieser Frau.
Jordan war es gewohnt, umgangssprachlich zu sein und sich um nichts zu kümmern. Er nahm die Brillen, die Irene trug, ab und betrachtete ihre Augen genauer.
Ihre Gesichtszüge waren exquisit und ihre Haut sehr glatt. Ihre anziehenden Augen leuchteten besonders strahlend.
Jordan fluchte leise: "Nathan White, das ist noch nicht vorbei!"
Irene verstand nicht, was mit Jordan los war und warum er plötzlich Nathan White verdammte. Ihr Kinn schmerzte von seinem Griff. Sie unterdrückte ihren Zorn und sagte: "Mr. Reed, können Sie mich jetzt bitte loslassen?"
"Sie loslassen? Okay, kein Problem. Aber Sie müssen mir eine Sache versprechen!"
"Und die wäre?"