Gebrochene Königin - 1

Jeder kennt diesen Moment – kurz bevor das Unheil zuschlägt –, in dem die Welt noch in Ordnung zu sein scheint. Diese perfekte Sekunde, in der der Boden noch fest unter den Füßen liegt und der Sturm den Himmel noch nicht verschlungen hat.

Dann gibt der Boden nach und der Fall beginnt. Und obwohl manche Stürze lautlos sind, hallen andere nach wie Kriegsgeschrei.

Violet war sich immer bewusst gewesen, dass sie hier auf einem schmalen Grat wandelte, balancierend zwischen Widerstand und Zerstörung. Sie hatte das Spiel mitgespielt, im Auge des Sturms getanzt und geglaubt, sie könnte das Chaos beherrschen und nicht davon verschlungen werden.

Doch das Problem mit Stürmen ist, dass sie um niemandes Erlaubnis bitten, bevor sie losbrechen. Und Mauern hindern die Welt nicht daran zuzuschauen, wie sie schließlich zusammenstürzen. Und zusammengebrochen waren sie.