Kapitel 43 – Nachwirkungen

Alex geriet in Panik.

Der Schlittenwagen fuhr viel zu schnell für ihn. Er konnte weder die Richtung ändern noch bremsen!

Nach einigen Sekunden der Panik erreichte Alex den ebenen Boden, aber der Schlitten schien überhaupt nicht anzuhalten.

Er fuhr einfach weiter!

"Spring ab!"

Ein kraftvoller Ruf kam von den Stadtmauern, als Alex noch über einen Kilometer entfernt war. Alex dachte nicht einmal darüber nach, wie laut dieser Ruf gewesen sein musste, um aus solcher Entfernung gehört zu werden.

Alex blickte zur Seite auf die schnell vorbeiziehende Umgebung.

Wie sollte er von etwas abspringen, das sich so schnell bewegte?!

Jedoch kam Alex' Verstand, der sich an stressige Situationen gewöhnt hatte, schnell auf eine Lösung.

Alex biss die Zähne zusammen. 'Hoffentlich funktioniert das!'

Alex legte seine linke Hand für zwei Sekunden auf das Eis-Holz hinter ihm. In diesen zwei Sekunden absorbierte Alex viel Eismana, und das vertraute Gefühl des Platzens erschien.

Dann holte Alex tief Luft und sprang zur Seite, wobei er seinen Kopf mit den Armen schützte.

Für Alex schien sich alles in Zeitlupe zu bewegen.

KNALL!

Alex traf auf den Boden, und sein Körper wurde heftig herumgeschleudert. Alex drehte sich mehrmals in der Luft, und er spürte, wie die Zentripetalkraft seine Arme wegzog.

KNALL!

Ein zweiter Aufprall, und mehrere von Alex' Knochen brachen.

Alex verlor völlig die Orientierung, und er hatte keine Ahnung, wohin er sich bewegte.

KNALL!

Alex traf auf etwas, aber nach einem kurzen Moment des Widerstands gab es nach. Er fühlte, wie er sich bei der Kraft, die gerade seinen Körper getroffen hatte, fast übergeben musste.

KNALL!

Alex schlug erneut auf den Boden auf, und seine Schulter brach.

KNALL!

Er traf auf ein weiteres Ding, das schnell unter seiner Kraft nachgab.

KNALL!

KNALL!

KNALL!

Nach mehreren weiteren Aufprallen kam Alex schließlich zum Stillstand.

Alex lag am Boden, und er fühlte sich, als würde er sterben. Doch während jeder andere in einem solchen Zustand Verzweiflung empfunden hätte, blickte Alex nur schockiert zum Himmel.

'Ich lebe noch!'

Alex wusste, dass er überleben würde, da er ähnliche Erfahrungen gemacht hatte. Er wusste, dass das Mana seinen Körper heilen würde.

KNALL! KNALL! KNALL!

Alex hörte die Geräusche von etwas unglaublich Kraftvollem, das durch etwas hindurchschlug, und er wusste, dass dies nur der Schlittenwagen gewesen sein konnte.

'Ich stecke in großen Schwierigkeiten.'

KNALL! KNALL! KNALL!

Weitere explosive Geräusche folgten, und Alex wollte den Schaden, den er verursacht hatte, gar nicht sehen.

Nach zwei weiteren Geräuschen hörte es auf.

Alex blieb einfach liegen.

'Wie soll ich das alles bezahlen?' dachte er. 'Würden sie Eis-Holz als Bezahlung akzeptieren?'

'Wie viele Menschen wurden verletzt?'

'Apropos, ich glaube, ich habe gerade einen dieser Banditen getötet.'

Stille.

Alex blickte nur zum Himmel, während er versuchte, das Geschehene zu verarbeiten.

Nach etwa einer Minute, in der er einfach nur dalag und über das nachdachte, was er getan hatte, stand Alex langsam auf.

Klirr, klirr, klirr.

Alex hörte das Geräusch von sich nähernden, gepanzerten Schritten, und er sah sich zum ersten Mal um.

Er befand sich im Wald neben der Straße.

'Also waren die Dinge, durch die ich geschlagen bin, Bäume', erkannte Alex, als er mehrere zerstörte Bäume sah. 'Wenn ich noch einen normalen Körper hätte, hätte mich der erste Baum getötet.'

Alex hatte eine Spur der Verwüstung im Wald hinterlassen.

"Oh, du kannst dich bewegen?" sagte eine raue Stimme überrascht und ein wenig amüsiert.

Alex schaute hinüber und sah fünf Männer. Einer von ihnen stand vorne und trug eine hell-silberne Rüstung. Die vier Männer hinter ihm trugen graue Eisenrüstungen.

"Welchen Schaden habe ich verursacht?" fragte Alex.

Der führende Mann hatte die Frage erwartet, aber er hatte nicht gedacht, dass es die erste sein würde.

"Keinen," sagte der Mann mit einem Grinsen.

Das verblüffte Alex sofort.

Eine Weile war Alex nicht einmal sicher, ob er richtig gehört hatte.

"Keinen?" fragte er zur Bestätigung.

"Ja, keinen," antwortete der führende Mann mit einem rauen Kichern.

"Wie?!" rief Alex.

Die vier Männer hinter dem Anführer schwiegen, aber der Anführer lachte laut. "Erdmagier sind sehr nützlich," sagte er. "Außerdem, glaubst du wirklich, so etwas sei noch nie zuvor passiert? Händler verlieren ständig die Kontrolle über ihre Schlitten."

"Allerdings muss ich sagen, dass dein Fall der bemerkenswerteste von allen war. Du hattest über eine Tonne Eis-Holz auf deinem Schlittenwagen, und es brauchte vier Erdlehrlinge, um ihn zu stoppen. Sie mussten sogar einige wertvolle Pillen einnehmen, um ihn zu stoppen. Natürlich musst du dafür bezahlen."

Alex war immer noch verblüfft.

Wie hatten sie so etwas aufhalten können?!

"Was ist mit den drei Männern, die ich überfahren habe?" fragte Alex.

"Oh, die? Mach dir darüber keine Sorgen. Sie waren schon eine Weile eine Plage," sagte der Mann. "Es gibt sogar ein Kopfgeld auf sie."

Alex hatte so etwas erwartet, aber er war trotzdem ein wenig überrascht, dass der Wächter sogar über das Schicksal der Banditen lachte. "Haben sie überlebt?"

"Einer von ihnen starb beim Aufprall, einer wurde von uns erledigt, und der letzte floh. Wir verfolgen gerade den letzten," sagte der Wächter erfreut. "Du hast uns einen großen Dienst erwiesen, aber du musst auch für unsere Hilfe bezahlen. Die Pillen, die die Magier einnehmen mussten, waren etwas teurer als die Belohnung, aber ich bin bereit, die Schuld mit deiner Belohnung zu verrechnen. Diese drei Typen haben mich schon viel zu lange genervt."

Alex spürte einen Druck in seiner Brust, als er hörte, dass er jemanden getötet hatte.

Alex hatte schon viele Bestien getötet, aber einen Menschen zu töten, fühlte sich immer noch anders an.

Der Wächter bemerkte Alex' Gesichtsausdruck. "Oh, war das dein erster Kill?" fragte er.

Alex nickte langsam.

"Mann, du hast Glück," sagte der Wächter schnaubend.

"Glück?" fragte Alex schockiert.

Was war daran glücklich?!

"Ja, Glück," wiederholte der Wächter. "Nicht nur war dein erster Kill ein Unfall, sondern du hast auch einen Banditen getötet. Das ist viel leichter zu verkraften, als einen anderen Soldaten oder Zivilisten zu töten. Im Vergleich zu deinem Glücksarsch war mein erster Kill eine Hinrichtung."

Es fiel Alex immer noch schwer, damit klarzukommen, ein anderes menschliches Leben genommen zu haben.

"Ach komm schon," sagte der Wächter, als er näher trat. "Du wirst darüber hinwegkommen. Das war eigentlich eine gute Sache für dich. Es wird dir in der Kriegerakademie helfen."

Alex' Augen weiteten sich. "Woher wusstest du, dass ich dorthin wollte?" fragte er. Alex war immer noch ein wenig verwirrt von allem, was passiert war.

"Du bist jung, du hast einen sehr kräftigen Körper, nach dem zu urteilen, dass du nach all dem noch am Leben bist, und du reist mit einer Tonne Eis-Holz in Richtung Südosten. Dieses Eis-Holz ist offensichtlich für die Sonderprüfung," sagte der Wächter mit einem Grinsen. "Außerdem fühlst du dich irgendwie wie ein Schüler der Kriegerakademie an."

"Komm," sagte der Wächter, drehte sich um und deutete mit dem Kopf zur Straße.

Der Wächter ging an seinen Männern vorbei und lief weiter.

Nach einigen Sekunden schüttelte Alex den Kopf und folgte ihm.

Einige Sekunden später sah Alex den Hang wieder, und seine Augen weiteten sich.

Alex sah einen bildlichen Berg von Schutt, der über den Hang verstreut war. Der gesamte Hang war mit grauen Steinen bedeckt.

"Unsere Erdlehrlinge haben mehrere Mauern aus Stein erschaffen," erklärte der Wächter, während Alex das Resultat betrachtete. "Dein Schlittenwagen hat sich durch sieben von ihnen geschlagen, bevor er von der achten gestoppt wurde. Das ist ein neuer Rekord! Der alte Rekord hatte es nur geschafft, durch drei zu kommen. Ziemlich beeindruckend."

Als Alex hörte, wie die Stadt seinen Schlittenwagen gestoppt hatte, war er überrascht.

Wenn sie ihn mit Steinmauern gestoppt hatten, wieso sah Alex dann nirgendwo Holzstücke?

"Komm," befahl der Wächter erneut, als er zum Ende des Hangs ging.

Alex folgte dem Wächter, und schließlich kam die Gruppe an einer kleinen Mauer aus grauem Stein an. Die Mauer war jedoch nicht gerade, sondern geneigt.

"Oh?" sagte der Wächter überrascht. "Sieh mal einer an. Die letzte Mauer wurde nicht zerstört, aber dein Schlittenwagen hat es geschafft, sie an der Basis abzubrechen. Ich denke, wir können es als Durchbruch durch acht Mauern zählen."

"Schau," sagte der Wächter, als er zu dem Mauerstück ging.

KNALL!

Der Wächter trat leicht gegen das Mauerstück, und die Mauer flog über zwei Meter weit.

Offensichtlich war der Tritt nicht so leicht gewesen, wie er erschienen war.

Alex schaute hinüber und sah die Vorderseite seines Schlittenwagens, und seine Augen weiteten sich erneut.

Die Vorderseite war verbogen, aber immer noch in einem Stück!

Wie?!

"Wie ist er noch in einem Stück?" fragte Alex schockiert.

Der Wächter lachte und trat leicht gegen den Schlittenwagen.

KNALL!

Ein explosives Geräusch hallte durch die Umgebung, aber der Schlittenwagen drehte sich nur ein wenig zur Seite.

Er war immer noch in einem Stück.

Der Wächter wandte sich mit einem Grinsen zu Alex.

"Eis-Holz ist hart. Zu denken, dass du tatsächlich einen Schlittenwagen aus Eis-Holz hast. Das ist ungefähr eines der extravagantesten Dinge, die ich je gesehen habe," sagte der Wächter lachend.