Wiedergeburt

Im schwach beleuchteten Raum öffnete Qin Sheng ihre Augen und spürte immer noch den stechenden Schmerz in ihrer Brust. Vor kurzem war dort ein Messer eingedrungen.

Sie konnte das Gefühl der rasiermesserscharfen Klinge, die ihr Herz durchbohrte, nicht vergessen - die unerbittliche Qual, die sich in ihr Innerstes bohrte und durch ihr Mark brannte.

Auf dem Boden liegend floss ihr Blut stetig, und ihre Atmung wurde zunehmend mühsamer.

Ihr letzter Anblick war der von Qin Churuo, die ebenfalls auf dem Boden lag, ihre Augen vor Wut glühend.

Qin Churuo war tot. Qin Sheng hatte das Messer aus ihrer eigenen Brust gezogen und es gegen sie eingesetzt, entschlossen, ihr beider Leben zu beenden.

Qin Churuo war einst Qin Shengs Schwester gewesen, die Person, der sie am meisten vertraut hatte.

Doch sie war es, die Qin Sheng ausgelaugt und schließlich ihr Leben gefordert hatte.

Qin Churuo hatte sie ausgenutzt, um sich Fu Hanchuan zu nähern.

Sie benutzte sie, um eine Meistermalerin zu werden.

Sie benutzte sie, um den Status einer Filmkönigin zu erlangen.

Sie benutzte sie, um die Qin Gruppe zu einem globalen Top-500-Konzern aufsteigen zu lassen.

Qin Churuo hatte sich alle Ehren selbst zugeschrieben. Obwohl sie unschuldig und harmlos erschien, zielte jede ihrer Handlungen darauf ab, Qin Sheng in den Untergang zu führen.

Neidisch auf ihr künstlerisches Talent, hatte Qin Churuo geplant, ihre Hände zu brechen.

Am Ende, als Qin Sheng wertlos geworden war, vergiftete Qin Churuo ihr Essen und Wasser mit langsam wirkenden Giften.

Jede Erinnerung ließ Qin Shengs Hände das Bettlaken fest umklammern, ihr Herz erfüllt von überwältigendem Hass.

Qin Churuo hatte sie zerstört, ihr ihre Familie genommen und sie allem beraubt.

Aber jetzt?

War sie nicht gestorben?

Warum war sie noch hier, am Leben?

Versuchte Qin Churuo sie zu retten, nur um sie weiter zu quälen?

Qin Sheng fasste sich.

Nein, Qin Churuo würde sie niemals retten, und sie hatte auch Qin Churuo getötet. Qin Churuo war tot.

Qin Sheng sah sich dann ihre Umgebung genauer an.

Ein heruntergekommenes Backsteinhaus, eine von Schimmel befleckte Decke, ein Bett, das kaum lang genug für sie war - alles kam ihr unheimlich bekannt vor.

"Familie Feng?"

Vielleicht aufgrund ihres langen Schweigens war Qin Shengs Stimme leicht heiser.

Sie fasste sich an die Brust. Sie würde diesen Ort nie vergessen können.

Denn sie hatte siebzehn Jahre in diesem Haus gelebt.

Alles, was hier geschehen war, war zu einem unauslöschlichen Albtraum ihres Lebens geworden.

Wie war sie hierher zurückgekehrt?

Qin Shengs Stirn runzelte sich.

In diesem Moment ertönte eine ungeduldige Frauenstimme von der Tür her.

"Faules Mädchen! Warum liegst du immer noch im Bett?"

"Ich sage dir, wenn du deine Schwester noch länger warten lässt, werde ich dich nicht verschonen!"

Shen Mei, die eine Schürze trug, trat ein.

Als sie Qin Sheng auf dem Bett sitzen sah, wurde Shen Meis Zorn noch größer. "Steh endlich auf! Du hattest Fieber und hast zwei Tage im Bett gelegen. Denkst du wirklich, du wärst eine junge Dame? Pah, du bist nichts als ein niedriger Wurm, für den ich mich abgeplagt habe."

Qin Sheng hatte Fieber, und Shen Mei, die nicht bereit war, für medizinische Versorgung zu zahlen, hatte sie zwei Tage im Bett liegen lassen.

Shen Mei wischte sich die Hände an ihrer Schürze ab. "Die Gäste sind da. Mach dich schnell fertig."

Als sie dies hörte, sank Qin Shengs Herz, und ihr Gesichtsausdruck wurde kalt.

Es schien, als sei sie wiedergeboren worden, zurück zu dem Tag, an dem sie in die Qin-Familie zurückgebracht wurde.

Als sie sah, dass Qin Sheng sich nicht bewegte, wurde Shen Mei ungeduldig. "Wartest du immer noch darauf, dass ich dich bediene?"

Ein Brandgeruch wehte aus der Küche.

"Mein Fisch!"

Die Feng-Familie war arm, und Fisch zu essen galt als Luxus.

Jetzt, da der Fisch verbrannt war, gab Shen Mei Qin Sheng die Schuld.

"Du Unglücksbringerin, nichts Gutes ist passiert, seit du in mein Haus gekommen bist."

Shen Mei ging wütend davon.

Qin Sheng erhob sich vom Bett. Nach zwei Tagen ohne Nahrung stand auf dem Tisch im Wohnzimmer etwas Fleisch, Gemüse und Reis.

Qin Sheng konnte nur eine Schüssel Reis essen, bevor sie sich satt fühlte.

Während ihrer siebzehn Jahre bei der Feng-Familie war Shen Mei mit dem Essen geizig gewesen, sodass ihr Magen selbst nach zwei Tagen Hunger nur eine kleine Menge vertragen konnte.

"Ist es fertig?" Ein Mann im Anzug trat ein.

Shen Mei hatte den Fisch bereits serviert, und als sie die Frage des Mannes hörte, verließ sie die Küche mit einem gezwungenen Lächeln. "Kommt sofort."

Sobald der Mann weg war, warf Shen Mei Qin Sheng einen bösen Blick zu. "Beeil dich!"

Qin Sheng, die nicht länger bei der Feng-Familie bleiben wollte, kehrte in ihr Zimmer zurück und packte schnell ihre wenigen Habseligkeiten.

Sie war in kürzester Zeit fertig mit Packen.

Shen Mei und die anderen warteten bereits draußen.

Als Qin Sheng herauskam, gab Shen Mei eine harsche Warnung. "Du wirst besser gut zu deiner Schwester sein, wenn du zur Qin-Familie zurückkehrst. Ohne sie würdest du nicht zurückgehen. Wenn sie dir sagt, du sollst nach Osten gehen, darfst du nicht nach Westen gehen! Verstanden?"