Der Morgen begann wie jeder andere. Ich saß mit meinen Eltern am Tisch, während meine Mutter das Frühstück zubereitete und mein Vater wie üblich seine Scherze machte. Doch heute war etwas anders.
Ich hatte beschlossen, es zu versuchen. Ich wollte ihnen sagen, wer ich wirklich war – oder zumindest andeuten, dass ich nicht einfach ein gewöhnliches Kind war. Aber ich wusste, dass es nicht so einfach sein würde.
„Mama, Papa…" Ich zögerte kurz, wählte meine Worte sorgfältig. „Habt ihr euch jemals gefragt, was nach dem Tod passiert?"
Mein Vater hob eine Augenbraue. „So früh am Morgen schon solche Gedanken? Du wirst doch nicht etwa ein Philosoph, oder?"
Meine Mutter lächelte sanft. „Manche glauben, dass es ein Leben nach dem Tod gibt, andere denken, dass alles endet. Warum fragst du?"
Ich schaute auf meine Hände, suchte nach einer Möglichkeit, es klarer zu machen. „Und wenn… wenn jemand schon einmal gelebt hätte? Und dann… wiedergeboren wurde?"
In dem Moment begann alles um mich herum zu verschwimmen. Es war, als würde die Realität selbst zerreißen. Ein stechender Schmerz durchzog meinen Kopf, und ich verlor das Bewusstsein – oder vielmehr, ich wurde zurückgeworfen.
Neustart.
Plötzlich saß ich wieder am Tisch. Das Frühstück war unberührt, mein Vater lachte über einen seiner Witze, und meine Mutter summte leise vor sich hin. Alles war genau wie vorher.
Ich riss die Augen auf. Es war passiert. Wieder.
Ich schluckte schwer und atmete tief durch. Es brachte nichts, es erneut zu versuchen. Ich stand auf. „Ich gehe nach draußen trainieren."
Meine Mutter drehte sich zu mir um. „Bleib nicht zu lange weg, ja?"
Mein Vater lachte. „Und übernimm dich nicht."
Ich antwortete nicht und verließ das Haus.
Draußen auf der Lichtung breitete sich vor mir die endlose Weite des Waldes aus. Die Sonne stand bereits hoch am Himmel, ihre Strahlen tanzten auf den feuchten Grashalmen. Ein leichter Windzug strich über meine Haut. Doch ich achtete nicht auf die Schönheit der Natur – mein Kopf war woanders.
Der Neustart.
Es war das zweite Mal, dass ich bewusst erlebt hatte, wie die Zeit zurückgedreht wurde. Beim ersten Mal hatte ich geglaubt, es sei nur Einbildung gewesen. Doch nun gab es keinen Zweifel mehr. Jedes Mal, wenn ich versuchte, jemandem die Wahrheit zu sagen, wurde ich zurückgeschickt.
Aber warum? Wer oder was bestimmte darüber? War es eine Strafe? Eine Regel? Ein Schutzmechanismus?
Ich schnaubte frustriert und ließ mich auf den Boden sinken.
„Was passiert, wenn ich es noch einmal versuche?" murmelte ich leise. Würde es jedes Mal passieren? War es nur darauf beschränkt, dass ich es meinen Eltern erzählte, oder würde es auch bei anderen geschehen?
Ich schüttelte den Kopf. Dafür hatte ich jetzt keine Zeit. Ich war hier, um zu trainieren.
Ich begann mit dem, was ich bereits konnte – dem Feuer. Ich streckte die Hand aus, sammelte meine Kraft und ließ einen kleinen Funken entstehen. Die Flamme flackerte in meiner Handfläche, größer als am Vortag, stabiler. Ich lächelte.
„Es wird einfacher."
Ich formte die Flamme, ließ sie über meine Finger tanzen, bevor ich sie wieder verlöschen ließ. Dann wandte ich mich dem Wasser zu.
Ich kniete mich ans Ufer des Baches und tauchte meine Fingerspitzen in das kühle Nass. Ich schloss die Augen und konzentrierte mich. Beim letzten Mal hatte ich eine leichte Welle erzeugt – diesmal wollte ich mehr.
Ich spürte die Energie fließen, fühlte, wie das Wasser auf meine Berührung reagierte. Ich hob langsam die Hand – und mit ihr erhob sich eine dünne Wasserschlange aus dem Bach.
Mein Herz setzte einen Schlag aus.
Es war nur für einen kurzen Moment, dann fiel das Wasser zurück. Doch es war da gewesen. Ich hatte es bewegt.
„Interessant…"
Ich experimentierte weiter, kombinierte Feuer und Wasser auf verschiedene Weisen, ließ das Wasser wie eine Peitsche schlagen, versuchte es in einer Form zu halten. Ich testete, wie weit meine Kontrolle reichte, wie präzise ich die Elemente formen konnte.
„Als Schluss hatte ich noch einmal etwas ausprobiert. Ich ließ das Feuer und das Wasser miteinander verschmelzen, in der Hoffnung, eine neue Kraft zu entdecken. Die Elemente reagierten miteinander, und plötzlich stieg ein dichter Nebel auf, der sich schnell ausbreitete und alles in ein undurchdringliches Grau hüllte. Ich konnte nichts mehr sehen, nur noch die dichte Feuchtigkeit, die mich umgab.
Doch während der Nebel mich umhüllte, kam mir ein Gedanke: Vielleicht könnte ich diese Fähigkeit zu meinem Vorteil nutzen. In meiner früheren Welt hatte ich vieles gelernt, Techniken, die in dieser neuen Welt von Nutzen sein könnten. Konzentration, Geduld, die Fähigkeit, verschiedene Dinge zu kombinieren – das könnte der Schlüssel sein, um die Magie wirklich zu beherrschen. Vielleicht war es nicht nur das Feuer und das Wasser, die sich verbinden ließen, sondern auch noch andere Dinge, die ich noch nicht entdeckt hatte. Ich musste einfach weiter nachdenken, weiter experimentieren. Diese neuen Fähigkeiten waren noch nicht vollständig entfaltet, aber ich konnte sie gebrauchen – wenn ich nur wusste, wie."