Es gibt Momente im Leben, in denen man einfach weiß: Jetzt ist es vorbei.
So wie wenn man bei einem Videospiel die falsche Entscheidung trifft, der Bildschirm schwarz wird und in großen, gnadenlosen Buchstaben „GAME OVER" aufleuchtet. Genau so fühlt sich das hier an. Ich sitze auf meinem Bett, mein Handy in der Hand, und scrolle durch einen endlosen Strom aus Nachrichten, Artikeln und Kommentaren. Egal, wie oft ich blinzele, es ändert sich nichts. Ich bin immer noch das Hauptthema der Woche. Es ist egal, was ich tue. Egal, ob ich versuche, das alles zu ignorieren oder mich zu verstecken – ich komme aus diesem Chaos nicht mehr raus. Und als ob das nicht schon genug wäre, steht Viktoria plötzlich in der Tür. „Ella", sagt sie mit dieser eisigen Ruhe, die mich sofort alarmiert. Ich hebe den Kopf. „Ja?" Sie tritt ins Zimmer, verschränkt die Arme vor der Brust und mustert mich mit einem Blick, der nichts Gutes verheißt. „Ich habe mich mit einigen Leuten beraten." Ich setze mich auf. „Beraten? Über was?" „Über dich." Mir läuft ein eiskalter Schauer über den Rücken. „Oh wow, ich fühle mich direkt geschmeichelt." Sie ignoriert meinen Sarkasmus. „Ich hoffe, dir ist klar, dass du inzwischen eine öffentliche Person bist. Das bedeutet, dass dein Verhalten nicht nur dich betrifft, sondern auch uns. Deine Schwestern. Und mich." Ich lehne mich zurück. „Aha. Und das ist jetzt mein Problem, weil…?" Viktoria hebt eine Augenbraue. „Weil du unsere Familie repräsentierst. Und weil wir einen Weg finden müssen, diesen plötzlichen Ruhm zu nutzen, anstatt ihn zu einem Skandal werden zu lassen." „Oh nein." Ich schüttle den Kopf. „Kommt nicht in Frage." „Ella." Sie seufzt, als würde sie mit einem trotzigen Kind sprechen. „Du kannst das nicht einfach ignorieren. Die Presse will eine Geschichte. Und wenn wir sie ihnen nicht geben, dann werden sie sich eine eigene ausdenken." „Dann lass sie doch." Ich verschränke die Arme. „Was interessiert mich, was irgendwelche Klatschblätter schreiben?" „Vielleicht interessiert es dich nicht", sagt sie kühl. „Aber Adrian schon." Ich erstarre. „Was soll das heißen?" frage ich langsam. Sie zieht ihr Handy aus der Tasche, tippt ein paar Mal darauf herum und reicht es mir dann. Ich blicke auf den Bildschirm – und mir bleibt fast die Luft weg.
„Königshaus besorgt über Prinz Adrians neue Bekanntschaft – ist Ella eine Gefahr für sein Image?"
Mein Magen zieht sich zusammen. Ich öffne den Artikel und überfliege die Zeilen. Es ist genau die Art von Mist, die ich befürchtet habe: Spekulationen darüber, ob ich „würdig" genug bin, ob ich nur auf Aufmerksamkeit aus bin, ob meine Chucks irgendein respektloses Statement gegen die Monarchie waren. Und dann der schlimmste Satz von allen:
„Quellen aus dem Umfeld des Palastes berichten, dass Adrian bereits unter Druck gesetzt wird, sich von ihr zu distanzieren."
Ich spüre, wie mein Herz ein kleines bisschen langsamer schlägt. „Das ist nicht wahr", murmele ich. „Bist du dir da sicher?" Viktorias Stimme ist so kühl wie immer. „Es wäre nicht das erste Mal, dass das Königshaus sich gegen eine Person stellt, die nicht ins Bild passt." Ich schüttle den Kopf. „Aber Adrian ist nicht so. Er würde nicht—" „Du glaubst wirklich, dass er die Kontrolle über alles hat?" Viktoria hebt eine Augenbraue. „Er ist vielleicht ein Prinz, aber er ist nicht allmächtig. Es gibt Regeln. Erwartungen. Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass er gegen seine eigene Familie kämpfen würde, nur um dich zu beschützen?"
Ich schlucke. „Hör auf, so zu tun, als wäre das hier ein Spiel", sagt sie leise. „Du bist nicht die Hauptfigur in einem romantischen Märchen. Du bist ein Mädchen, das durch einen Zufall ins Rampenlicht geraten ist. Und wenn du jetzt nicht klug handelst, dann könnte das alles sehr schnell gegen dich verwendet werden." Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Zum ersten Mal seit diesem ganzen Wahnsinn habe ich das Gefühl, dass ich die Kontrolle komplett verloren habe. „Also, was schlägst du vor?" frage ich schließlich. Viktoria lächelt – und es ist das Lächeln einer Frau, die genau weiß, dass sie gewonnen hat. „Du wirst dich öffentlich äußern", sagt sie. „Du wirst klarstellen, dass du keinerlei romantisches Interesse an Adrian hast. Dass du die ganze Sache nicht ernst nimmst. Und dann… dann gehst du zurück in dein normales Leben." Mein normal… was? Ich lache trocken. „Du glaubst also, wenn ich das einfach sage, dann hört dieser Wahnsinn auf?" „Vielleicht nicht sofort", gibt sie zu. „Aber es wäre ein erster Schritt. Und es würde Adrian helfen, aus der Schusslinie zu kommen." Adrian. Der Typ, der mich so angesehen hat, als wäre ich mehr als nur eine Schlagzeile. Der Typ, der mich verteidigt hat, als alle anderen mich bereits verurteilt hatten. Und jetzt soll ich ihn einfach… aufgeben? Ich sehe Viktoria an. „Und wenn ich das nicht tue?" „Dann wird die Presse weitergraben", sagt sie ruhig. „Sie werden alles über dich auspacken. Jede Schwäche, jeden Fehler, jede kleine Peinlichkeit. Und du wirst allein damit klarkommen müssen." Ich presse die Lippen zusammen. Game Over. Ich weiß, dass ich diese Partie nicht gewinnen kann. Aber verdammt, ich hasse es zu verlieren.