Plan B oder C oder F?

Ich war nie jemand, der sein Leben durchgeplant hat. Andere Leute hatten mit zehn schon eine Karrierevision, mit sechzehn einen Fünfjahresplan und mit zwanzig eine detaillierte Liste an Lebenszielen. Ich hingegen? Ich hatte immer nur eine Regel: Überleben und irgendwie durchkommen. Tja. Hat ja bisher fantastisch funktioniert.

Denn jetzt sitze ich hier, starre auf mein Handy und versuche, einen Weg aus diesem kompletten Wahnsinn zu finden. Plan A wäre gewesen, einfach nie auf diesem Ball zu erscheinen. Aber wir wissen alle, wie gut das geklappt hat. Plan B? Abtauchen, ignorieren, hoffen, dass sich der ganze Hype von selbst erledigt. Das Problem: Das Internet hat sich auf mich gestürzt wie eine Gruppe hungriger Möwen auf eine einzige Pommes. Plan C? Alles aufklären. Ein nettes Statement abgeben, in dem ich sage, dass ich keinesfalls Teil eines royalen Dramas sein will und dass meine Schuhwahl keinerlei versteckte politische Botschaft hatte. Aber dann? Werde ich einfach aus der Geschichte verschwinden? Die Welt wird vergessen, wer ich bin – aber will ich das überhaupt? Ich lasse mein Handy sinken und reibe mir die Schläfen. Ich brauche einen Plan. Irgendeinen. Gerade als ich darüber nachdenke, einfach in die Berge zu ziehen und als Einsiedlerin zu leben, klopft es an mein Fenster. Ich zucke zusammen. Okay. Das war jetzt nicht das Klopfen an der Haustür. Das war MEIN FENSTER.

Ich drehe mich langsam um – und natürlich. Natürlich ist es Adrian. Er steht draußen, in einer schwarzen Jacke, die Hände in den Taschen vergraben, und sieht mich an, als wäre das hier eine völlig normale Art, jemanden zu besuchen. Ich schiebe das Fenster auf. „Weißt du, du hast eine Vorliebe für dramatische Auftritte." Er grinst. „Und du für dramatische Abgänge." Ich seufze. „Was willst du?"

„Mit dir reden." „Und das ging nicht auf normalem Weg?" „Ich dachte, das hier wäre effektiver." Er hat nicht ganz Unrecht. Ich werfe einen Blick über meine Schulter – Viktoria und meine Stiefschwestern sind nicht in Sicht. Dann schlüpfe ich aus dem Fenster und lande mit einem leisen Plopp auf dem Rasen. „Also?" Ich verschränke die Arme. „Warum bist du hier?" Adrian sieht mich an, und für einen Moment ist da keine Ironie, kein Grinsen – nur Ernst. „Weil ich wissen will, was du vorhast." Ich blinzle. „Was ich… was?" „Viktoria hat mir gesagt, dass du eine Erklärung abgeben wirst."

Ah. Natürlich hat sie das. Ich schnaube. „Hat sie das wirklich? Und was genau habe ich angeblich gesagt?"

„Dass du das Ganze nicht ernst nimmst. Dass du dich distanzieren wirst." Ich beiße mir auf die Lippe. „Und was hältst du davon?" Er mustert mich einen Moment, dann seufzt er. „Ich weiß nicht, was ich erwarten soll. Ich meine, du bist aus einem Ballsaal geflüchtet. Barfuß." „Ich hatte noch einen Schuh an!" protestiere ich automatisch. Er lacht leise. „Trotzdem. Es ist schwer vorherzusagen, was du als Nächstes tust." Ich lasse den Kopf in den Nacken fallen und starre in den Himmel. „Das ist das Problem. Ich weiß es selbst nicht." Adrian bleibt still. Dann sagt er leise: „Dann lass es dir nicht von anderen vorschreiben."

Ich senke den Blick und treffe seine Augen. Er meint es ernst. „Das hier ist nicht nur meine Entscheidung", sage ich schließlich. „Viktoria will, dass ich mich zurückziehe. Die Presse zerreißt mich. Und du hast deine eigene Familie, die dir wahrscheinlich sagt, dass ich die schlechteste Idee aller Zeiten bin." Adrian schnaubt. „Das tun sie tatsächlich. Aber ich habe nie auf sie gehört, also warum jetzt anfangen?" Ich lache leise. Stille. Ich weiß, dass ich mich entscheiden muss. Wenn ich jetzt nachgebe, wenn ich das Statement mache, das alle hören wollen, dann ist es vorbei. Dann werde ich wieder unsichtbar. Aber wenn ich es nicht tue… Dann bleibt das Chaos. Und vielleicht bleibt auch Adrian. Ich atme tief durch. „Ich glaube, Plan B ist raus", sage ich leise. Adrian hebt eine Augenbraue. „Und Plan C?" Ich grinse. „Wird gerade durch Plan F ersetzt." „Plan F?" „Plan: Fuck it. Ich mache, was ich will." Adrian lacht laut. „Das ist der beste Plan, den ich je gehört habe." Ich zucke die Schultern. „Dann los." Denn ich bin fertig damit, mich zu verstecken. Das hier ist mein Leben. Und ich werde selbst entscheiden, wie es weitergeht.