„Herr, Ihre Besprechungsnotizen", sagte Lilith mit ihrem professionellen Lächeln, als sie ihm die ordentlich gedruckten Dokumente überreichte. Sie studierte sein Gesicht, auf der Suche nach einem Zeichen der Anerkennung.
Er nickte, sein Gesichtsausdruck blieb unbewegt, als er die Papiere aus ihren Händen nahm. Ihre Finger streiften sich kurz, und für einen flüchtigen Moment glaubte sie, etwas in seinen Augen zu sehen – vielleicht Überraschung oder Neugier – aber es wurde schnell von seinem üblichen kalten Ausdruck überdeckt.
Lilith hielt ihr eigenes Gesicht neutral und achtete darauf, ihre Gedanken nicht zu verraten.
***
Nach Büroschluss machte sich Lilith auf den Heimweg, die Straßen waren ruhig und schwach beleuchtet. Langeweile machte sich breit, als sie die Ereignisse des Tages Revue passieren ließ. Trotz ihrer anfänglichen Aufregung war der Reiz des neuen Jobs verflogen und wurde durch ein Gefühl der Monotonie ersetzt.
Während sie ging, kroch eine Kälte in die Luft, die sie leicht erschaudern ließ. Sie schlang ihre Arme um sich selbst und spürte eine ungewöhnliche Empfindung. War das das, was Menschen als Kälte bezeichneten? fragte sie sich. Es war ein seltsames Gefühl, etwas, das sie in ihrem früheren Leben nie vollständig erlebt hatte.
Ihre Gedanken schweiften zu den Eigenheiten der Menschenwelt – ihren Emotionen, ihren Empfindungen und wie sie miteinander verwoben zu sein schienen. Sie dachte an Sebastian.
Die Art, wie er ihre Hand gestreift hatte, blieb in ihren Gedanken haften und hinterließ ein unerklärliches Gefühl.
Mit leicht rasendem Herzen beschleunigte sie ihre Schritte, begierig darauf, in die Wärme ihres Zuhauses zurückzukehren.
Sie wurde von einer normalen menschlichen Puppe beeinflusst; es war seltsam, über ihn nachzudenken.
Ihre Gedanken wurden jedoch abrupt unterbrochen, als sie plötzlich einen gedämpften Schrei aus der Gasse hörte.
„Lasst mich in Ruhe, bitte!" Die Stimme zitterte vor Angst.
Liliths Gesichtsausdruck verdunkelte sich, als sie ihre Schritte in Richtung des Geräusches beschleunigte. Die Szene, die sich vor ihr abspielte, war herzzerreißend. Eine Gruppe unheimlicher Männer umringte ein kleines Mädchen, ihre Silhouetten bedrohlich im schwachen Licht.
Die großen schwarzen Augen des Mädchens waren voller Tränen und spiegelten ihre pure Angst wider. Ihr Kleid war zerrissen und schmutzig und klammerte sich an ihre kleine Gestalt, als wäre es das Einzige, was sie zusammenhielt. Es war ein erbärmlicher Anblick, der in Lilith ein Feuer entfachte und Emotionen weckte, die sie lange vergraben hatte.
Ohne zu zögern, trat Lilith in die Gasse, ihr Herz raste. Ich werde nicht zulassen, dass sie ihr wehtun. Die vertraute Kraft begann in ihr anzuschwellen und trieb sie vorwärts.
Ihre Kräfte.
„Hey! Lasst sie in Ruhe!" rief sie, ihre Stimme gefährlich und wild.
Die Männer drehten sich bei dem Geräusch um, Überraschung huschte über ihre Gesichter.
„Die ist heiß, Chef!" grölte einer der Männer, seine Augen wanderten gierig über Liliths Figur, besonders fixiert auf ihre Brust.
Liliths Augen blitzten kalt auf, ihr Ausdruck wandelte sich von wild zu gefährlich verspielt. „Natürlich bin ich das... aber das werdet ihr nicht mehr denken, wenn ich euch bei lebendigem Leib verbrenne", grinste sie, ihre Stimme triefte vor Selbstbewusstsein.
Die Männer tauschten Blicke aus, Unsicherheit flackerte für einen Moment in ihren Gesichtern auf.
Dann brach einer von ihnen in Gelächter aus, und bald stimmten die anderen ein. „Hahaha!" gröhlten sie, der Klang hallte von den Wänden der Gasse wider.
„Schaut sie euch an! Sie denkt, sie wäre tough!" spottete einer von ihnen und schüttelte den Kopf, während er sich eine Träne aus dem Auge wischte.
Lilith stand unerschütterlich da, unbeeindruckt von ihrem Spott. Lasst sie nur lachen.
„Glaubt mir, ihr werdet es nicht mehr so lustig finden, wenn die Flammen an euren Fersen lecken", warnte sie mit einem selbstbewussten Lächeln auf den Lippen.
Das Gelächter verstummte, als die Männer innehielten, als sie sie hörten.
„Was will ein kleines Mädchen wie du schon ausrichten?" höhnte ein anderer Mann und versuchte, die Situation wieder unter Kontrolle zu bringen.
Lilith trat näher, ihr Gesichtsausdruck geheimnisvoll. „Ich bin nicht irgendein Mädchen", antwortete sie mit leiser Stimme. „Ich bin jemand, mit dem ihr euch besser nicht anlegt."
Das kleine Mädchen schaute mit großen Augen zu, ein Funken Hoffnung entzündete sich in ihren Augen.
„Werdet ihr sie jetzt gehen lassen, oder muss ich euch zeigen, wozu ich wirklich fähig bin?" forderte sie sie heraus, mit einer gefährlichen Schärfe in ihrer Stimme.
Die Männer zögerten, warfen sich Blicke zu, aber plötzlich begannen sie noch lauter zu lachen, ihr raues Gekicher hallte von den Gassenwänden wider.
Ungeduldig über ihren Spott trat Lilith einem von ihnen kräftig gegen das Schienbein. Der Mann jaulte auf und krümmte sich vor Schmerz. Blitzschnell bewegte sie sich wie der Blitz durch die Gruppe mit wilder Anmut. Bevor sie reagieren konnten, hatte sie zwei von ihnen zu Boden geworfen, ihre Körper schlugen schwer auf dem kalten Pflaster auf.
Das kleine Mädchen starrte sie mit weit aufgerissenen Augen an, ihr Mund stand vor Schock offen.
„Mach den Mund zu, sonst fliegt noch eine Mücke rein", sagte Lilith kichernd, als sie sich zu dem Mädchen umdrehte. Die Leichtigkeit in ihrer Stimme stand im Gegensatz zu der wilden Energie, die von ihrem Körper ausstrahlte.
Die Männer starrten mit offenem Mund, ihr Lachen verstummte, als Verwirrung und Angst sich in ihren Köpfen breit machten. Lilith stand aufrecht da, die Hände in die Hüften gestemmt.
„Wie wäre es, wenn ihr das Mädchen gehen lasst und verschwindet, bevor ich beschließe, wirklich Spaß zu haben?" forderte sie heraus, ihr Ausdruck wild und verspielt.
Einer der Männer, noch am Boden, krabbelte rückwärts und blickte nervös zu seinen Kameraden. „Wir haben nur... nur Spaß gemacht", stammelte er, seine Prahlerei bröckelte.
Lilith trat vor, ihr Blick unnachgiebig. „Lustig, wie Scherze sich in eine schmerzhafte Realität verwandeln können." Sie beugte sich näher zu den gefallenen Männern hinunter, ihre Stimme leise und gefährlich. „Wenn ihr meine Geduld nicht auf die Probe stellen wollt, schlage ich vor, ihr macht euch aus dem Staub."
Die Männer tauschten hektische Blicke aus und einer nach dem anderen begann sich zurückzuziehen, sie stolperten von Lilith und dem Mädchen weg. Als sie flohen, wurde es still in der Gasse, das Echo ihres Lachens wurde durch die sanften Geräusche der Stadt ersetzt.
Lilith richtete sich auf und wandte sich dem kleinen Mädchen zu, das sie immer noch ungläubig anstarrte. „Geht es dir gut?" fragte sie sanft, ihr wilder Gesichtsausdruck schmolz zu einem warmen Lächeln.
Das Mädchen nickte, ihre Augen glänzten vor einer Mischung aus Bewunderung und Erleichterung. „Du... du warst unglaublich!"