Die Entscheidung des Stammes

Etwa eine Woche später erhielt der Varen-Stamm eine Nachricht. Der Anführer des Nari-Stammes, Iaman Nari, würde zu Besuch kommen. Als Juri davon hörte, erschien eine Falte zwischen seinen Augen.

Er weiß über den Nari-Stamm Bescheid, schließlich ist die Anzahl der mittelgroßen Stämme viel kleiner als die der kleinen. Besonders da der Nari-Stamm zu den oberen Stämmen der gleichen Ebene gehört. Wenn möglich, würde er diesen Besuch einfach ablehnen.

Allerdings sind sie ein stärkerer Stamm, und es wäre keine gute Idee, sie zu beleidigen. Also sorgte er dafür, dass der Stamm die Besucher mit offenen Armen empfängt.

Der Stamm geriet sofort in Aufregung. Jeder weiß, dass die Art und Weise, wie der Varen-Stamm seine Bewohner behandelt, völlig anders ist als die der Mehrheit. Wären sie ein Stamm, der nach dem Unterdrückungssystem handelt, würden die Oberen diese Art von Ereignis mögen. Aber das sind sie nicht, also fühlte sich weder das einfache Mitglied, noch die Krieger oder Ältesten dabei wohl.

Am selben Tag versammelte sich Juri mit den Ältesten des Stammes, um darüber zu sprechen. In der Halle der Ältesten war der Ausdruck aller ernst. Es war offensichtlich, dass sie den Besuch des Nari-Stamm Anführers nicht mit guten Augen sehen. Es ist kein Geheimnis, dass der Nari-Stamm nach dem System arbeitet, das sie so sehr hassen. Wenn möglich, würden sie ihn nicht einmal in die Nähe ihres Territoriums lassen.

Juri Varen war der erste, der sprach.

"Was denkt ihr alle über diese Angelegenheit?"

Alanda Ial, der Vizeleiter des Stammes, war derjenige, der antwortete.

"Wir sind keine Idioten. Das Timing war viel zu gut, um ein Zufall zu sein. Wir haben gerade erst zwei neue Talente gefunden, und plötzlich beschließt Iaman Nari zu kommen. Egal wie ich es sehe, er erwartet definitiv, dass wir die Larks' Babys übergeben."

Tirin schüttelte sofort den Kopf.

"Dann kann er weiter träumen! Es ist schwer für einen Stamm, Talente der grünen Stufe oder darüber hervorzubringen. Obwohl Rean und Roans Begabungen nicht mit gesundem Menschenverstand zu beschreiben sind, deutet alles darauf hin, dass sie nicht schlechter sind als Mila Huinan. Solange wir sie richtig fördern, könnten wir in Zukunft mindestens einen aus dem Fundament Aufbau Reich bekommen. Vielleicht sogar drei! Wie können wir sie einfach weggeben?"

Ein anderer Ältester mit scharfen Augen kommentierte dann.

"Das ist nicht das eigentliche Problem hier. Angesichts der Entfernung und der Beziehungen zwischen unseren Stämmen hätten sie nicht von Rean und Roan wissen dürfen. Ich glaube, ihr wisst alle, was das bedeutet, oder?"

Juri Varen und die anderen Ältesten verengten ihre Augen. Es ist offensichtlich, dass eine dritte Partei hinter diesem Ereignis steckt. Diese dritte Partei war definitiv auch jemand aus demselben Territorium wie sie selbst. Es war höchstwahrscheinlich einer der kleinen Stämme, die sich in der Vergangenheit verbündet hatten, um ihren Stamm anzugreifen.

"Das bedeutet, wir sollten nicht nur den Nari-Stamm erwarten. Es besteht kein Zweifel, dass dieser andere Stamm mitkommen wird, um den Druck auf unseren zu erhöhen."

Juri blickte auf die Ältesten des Stammes.

"Bevor wir dieses Gespräch fortsetzen, sollten wir erst entscheiden, was wir tun werden. Wenn wir Rean und Roan, oder vielleicht nur einen von ihnen an den Nari-Stamm geben, wird diese Angelegenheit vorbei sein. Natürlich besteht die Chance, dass er auch nach Mila fragt, da er schon hier ist."

"Wenn wir das tun, wird nicht nur der Nari-Stamm sofort abreisen, sondern auch die dritte Partei hinter dieser Angelegenheit wird sich sofort zurückziehen. Dies ist der einfachste Weg, diese Angelegenheit zu lösen."

"Die zweite Möglichkeit ist, dass wir fest entschlossen sind, keinen von ihnen herzugeben. Aber wir werden auch den Zorn des Nari-Stammes auf uns ziehen, der viel stärker ist als wir. Ganz zu schweigen von dieser anderen Partei im Hintergrund."

Plötzlich brach Alanda Ials Aura hervor, und er zerschmetterte den Tisch vor ihm.

"Na und?! Wenn wir unsere Stammesmitglieder so leicht aufgeben, wird das nur Unruhe bei den anderen Stammesmitgliedern verursachen. Wir haben eine blutige Schlacht geschlagen, um die Irik Familie loszuwerden. Viele der Gefallenen haben Familie, die momentan in unserem Stamm lebt. Unsere Kinder wegzugeben würde diesem Zweck völlig widersprechen. Ich sage, wir sollten fest entschlossen sein, den Nari-Stamm abzulehnen."

Alle waren von dem Ausbruch des Vizeleiters überrascht. Dennoch stimmten sie alle seiner Haltung zu. Selbst Juri konnte nicht anders als zufrieden zu lächeln.

"Gut! Gibt es jemanden, der anders denkt?"

Die anderen Ältesten standen sofort auf und riefen.

"Nein!"

Juri Varen nickte und stand ebenfalls auf.

"Sehr gut. Es ist gut, dass ihr so denkt. Da dem so ist, lasst mich euch noch etwas sagen. Wenn wir unsere Kinder wirklich weggegeben hätten, würde das nicht nur die Moral des Stammes beeinflussen, sondern auch die anderen kleineren Stämme um uns herum. Sie würden denken, dass wir nicht so stark sind, wie sie dachten, und könnten sich erneut zusammenschließen, um uns anzugreifen."

"Aber das ist nicht alles. Wenn wir unsere Talente einfach weggeben, nur weil ein stärkerer Stamm darum bittet, wird unser eigener Stamm niemals wachsen. In Zukunft, wenn Alanda und ich nicht mehr sind, werden die heutigen Kinder die Verantwortung des Stammes erben. Wenn keine starken Anführer zurückbleiben, wie erwartet ihr, dass sie ihn beschützen? Also fürchtet euch nicht, wankt nicht, beschützt unsere Mitglieder und Familien. Wenn Opfer nötig sind, werden wir sie für eine bessere Zukunft bringen."

Juri Varen holte tief Luft und sagte laut.

"Wir kämpfen!"

Alle Ältesten brüllten ebenfalls.

"Wir kämpfen!"

Erst nachdem sie ihren Weg entschieden hatten, begannen die Ältesten endlich zu besprechen, was sie jetzt tun sollten. Sie blieben die ganze Nacht in der Halle der Ältesten, und erst als die Sonne am Horizont erschien, kehrten sie in ihre Häuser zurück.

"Alanda, bleib noch einen Moment. Ich muss mit dir sprechen."

Alanda sah Juri an und lächelte dann.

Als die beiden allein waren, fragte Juri endlich.

"Diese Aura vorhin. Könnte es sein, dass du...?"

Alanda konnte nicht anders als zu lachen.

"In der Tat. Ich wollte es eigentlich als Überraschung für später aufheben, aber es scheint, ich wurde vorhin zu aufgeregt. Es ist wie du denkst. Ich habe endlich das Fundament Aufbau Reich erreicht."

Juri konnte ebenfalls nicht anders als laut zu lachen.

"Großartig! Behalt es für dich und lass es die anderen nicht wissen. Falls der Nari-Stamm etwas im Schatten plant, wirst du unser Trumpf sein."

Alanda nickte.

"Das wird gemacht."