Kapitel 1: Der traurigste Heiligabend

Das große Wohnzimmer der Wilson-Villa fühlte sich schwer und unbehaglich an, trotz der überall funkelnden Weihnachtslichter.

Tannengirlanden und rote Schleifen schmückten den Kaminsims, und der Duft von Zimt und Nelken wehte von den unberührten Bechern Glühwein auf dem Tisch herüber.

Ein Weihnachtsbaum in der Ecke, geschmückt mit gold- und silberfarbenen Ornamenten, warf sanfte Schatten auf die Gesichter der Gäste.

Aber niemand schien die festliche Atmosphäre zu bemerken.

Alle Augen waren auf Chantelle gerichtet, als sie still dastand und Daniels finsteren Gesichtsausdruck betrachtete.

Die Wärme des knisternden Feuers linderte die Spannung nicht, und es schien dunkler zu sein als es an Heiligabend sein sollte.

"Chantelle Bently, du bist eine Mörderin! Warum lebst du noch? Du hättest diejenige sein sollen, die stirbt!"

Daniel stieß sie wütend weg, sein Gesicht so dunkel und leer wie der schwarze Anzug, den er trug.

Chantelle wurde überrascht und verlor das Gleichgewicht, fiel hart auf ihren schwangeren Bauch.

Der Schmerz war unerträglich, und sie schrie auf, während ihr Körper zitterte.

Blut begann auf den Boden zu tropfen.

Trotz der Schmerzen kämpfte sie darum, stark zu bleiben, und blickte mit tränengefüllten Augen auf.

Mit zitternder Stimme flehte sie: "Daniel, wie oft muss ich es noch sagen, bis du mir glaubst? Ich habe deine Familie oder die Wilson Gruppe von Unternehmen nicht verraten, und ich habe auch nicht den Tod deines Großvaters verursacht."

"Du wagst es, mir das zu sagen?! Haben wir dich jemals schlecht behandelt? War es nicht genug, dass du in unsere Familie eingeheiratet und die geliebte Schwiegertochter geworden bist? Stattdessen hast du uns verraten, indem du vertrauliche Geschäftsgeheimnisse verkauft und die Familie in Gefahr gebracht hast! Als Opa herausfand, was du getan hast, hast du ihn kaltblütig beseitigt!"

Chantelle schüttelte verzweifelt den Kopf. "Ich habe dir gesagt, ich war es nicht! Es war Kate!"

Daniels Wut loderte auf. Er starrte sie angewidert an und schnauzte: "Wie kannst du es wagen, deine Schwester in dieses Chaos hineinzuziehen! Hast du ihr nicht schon genug Schaden zugefügt? Was willst du noch?!"

Immer und immer wieder hatte sie mehrere Intrigen gesponnen und Schaden angerichtet, ohne jegliche Reue, und doch hatte er ihr wie ein Narr immer wieder vergeben.

Wut und Groll erschienen in Daniels Augen, als er Chantelle die Scheidungspapiere ins Gesicht warf. "Unterschreib das jetzt! Von diesem Tag an werde ich dich tausendfach für alles bezahlen lassen, was du getan hast!"

Der Anblick des Dokuments traf Chantelle wie ein Dolchstoß ins Herz.

Ihr ganzer Körper erstarrte, als wäre sie in die eisigen Ödlande der Hölle geworfen worden.

Sie schüttelte verzweifelt den Kopf. "Nein... ich werde die Scheidungspapiere nicht unterschreiben. Unser Kind ist noch nicht einmal geboren..."

Sie konnte jetzt keine Scheidung durchziehen.

Sie wollte nicht, dass ihr Kind wegen ihrer Probleme leiden musste.

Daniel packte ihr Handgelenk und schleuderte sie gegen die Wand. "Denk nicht einmal daran, dieses Kind zu benutzen, um mich zu erpressen! Wenn du nicht schwanger wärst, glaubst du, ich würde dich überhaupt am Leben lassen?"

Mehr als alles andere hasste er es, eingeschüchtert zu werden. Doch immer und immer wieder hatte diese Frau es geschafft, genau das mit ihm zu tun.

"Ruft die Polizei und bringt diese Frau ins Gefängnis!"

Daniel drehte sich um und stürmte wutentbrannt aus dem Haus. Er warf nicht einmal einen Blick zurück auf Chantelle.

Chantelle weigerte sich, die Hoffnung aufzugeben. Sie konnte nicht glauben, dass er so grausam zu ihr sein konnte, also versuchte sie, ihm nachzulaufen.

Aber als sie zum Haupteingang kam, saß er bereits in seinem Auto, und neben ihm auf dem Beifahrersitz saß ihre Schwester Kate, die selbstgefällig aussah und sich benahm, als wäre sie die Herrin des Wilson-Haushalts.

Ihre Zwillingsschwester Kate war diejenige gewesen, die hinter all dem Chaos steckte.

Chantelles Wut kochte über, und für einen Moment wollte sie nichts mehr, als ihre verräterische Schwester aus dem Auto zu zerren und zu erwürgen.

Aber bevor sie handeln konnte, durchschnitt der Klang einer Polizeisirene die Luft, und ein Polizeiwagen kam quietschend vor dem Haus zum Stehen.

"Frau Bently, Herr Wilson hat Anzeige gegen Sie erstattet und beschuldigt Sie des vorsätzlichen Mordes und des Verkaufs von Firmengeheimnissen. Wir haben jetzt handfeste Beweise; Sie sind verhaftet!"

Die Beamten packten ihre Arme und begannen, sie zum Auto zu zerren.

Sie stolperte und fiel zu Boden, überwältigt von Hass und Schmerz.

Dort liegend konnte sie nur mit Wut zusehen, wie Daniel und Kate davonfuhren.

Als die Polizei sie wieder auf die Füße zog, kämpfte Chantelle mit all ihrer Kraft.

Ihre Augen starrten auf das davonrasende Auto, und sie schrie aus voller Kehle: "Daniel Wilson, du glaubst immer alles, was diese Schlampe sagt, nie mir! Du wirst das bereuen! Wenn du meinem ungeborenen Kind in irgendeiner Weise geschadet hast, werde ich dir das nie verzeihen!"

Regen begann zu fallen und vermischte sich mit der blutbefleckten Spur, wo die Polizei Chantelle zum Auto geschleift hatte. Ihre kummervolle Schreie durchdrangen den Sturm wie das Heulen einer Banshee.

Als Daniel davonfuhr, erhaschte er einen kurzen Blick auf Chantelles gebrochene, verzweifelte Gestalt in der Ferne.

Ihre Schluchzer hallten in seinem Kopf wider, und ihre Anschuldigungen schienen sich in sein Herz zu brennen.

Er wusste, dass Chantelle die Verantwortliche war, warum fühlte er dann plötzlich, wie seine Kraft schwand?

Fünf Jahre waren vergangen.

Ein kalter, rauer Wind fegte durch die stille, leere Landschaft des Brittin Gedenkparks in Easthan.

Chantelle stand vor dem Familiengrab der Wilsons, schwarz gekleidet, mit einem kleinen Strauß Lilien in der Hand.

Sie beugte sich hinunter und legte die Blumen sanft auf Wesley Wilsons Grab. "Es tut mir leid, dass es so lange gedauert hat, bis ich dich besuchen konnte, Wesley", flüsterte sie.

Sie nahm ihre Sonnenbrille ab und enthüllte ein Gesicht ohne Make-up. Sie sah umwerfend aus, mit einer geraden Nase und natürlich rosigen Lippen. Ihr langes Haar fiel schlicht über eine Schulter.

Selbst in der feierlichen Umgebung des Friedhofs stach ihre Eleganz und kühle Schönheit hervor.

Sie hatte endlich ihr Versprechen gehalten und war nach langer Zeit zurückgekehrt.

Chantelle glaubte, dass Wesley die ganze Zeit ihr Schutzengel gewesen war und sie durch die Ereignisse der letzten fünf Jahre geführt hatte.

Vor fünf Jahren, als sie beschuldigt wurde, vertrauliche Informationen über die Wilson Gruppe von Unternehmen verkauft und Wesleys Tod verursacht zu haben, war ihr Leben zusammengebrochen.

Sie war als Verbrecherin abgestempelt worden, gehasst von allen in Easthan.

In der Nacht ihrer Verhaftung hatte sie stark geblutet und Drillinge zu früh zur Welt gebracht.

Ihr erstgeborener Sohn war ihr auf Daniels Befehl weggenommen worden.

Aber das Schicksal hatte eingegriffen, als eine mysteriöse Person ihr half, die Existenz ihrer anderen beiden Söhne zu verbergen.

Dieselbe Person hatte ihr auch geholfen, ihren eigenen Tod vorzutäuschen, sodass sie verschwinden und überleben konnte.

Jetzt, als sie vor Wesleys verwittertem Foto auf seinem Grab stand, schien sein freundlicher und mitfühlender Ausdruck sie anzulächeln, genau wie zu seinen Lebzeiten.

"Ich habe gehört, sie werden bald heiraten!"

Chantelles Augen wurden sofort kalt wie eine scharfe Klinge, bereit den Feind zu verschlingen.

"Mach dir keine Sorgen, Wesley. Solange ich lebe, werde ich dafür sorgen, dass Kate, diejenige die dich getötet hat, niemals Teil der Wilson-Familie wird!"