3 Du verdienst es zu wissen

Davis starrte auf die sterilen blauen Wände der Krankenhausstation, seine scharfen Augen scannten jede Ecke, als wolle er den Raum in sein Gedächtnis einprägen. Das leise Summen des Herzmonitors und das gelegentliche ferne Geplauder vom Flur waren die einzigen Geräusche, die die Stille durchbrachen. Sein Körper schmerzte, er versuchte seine Beine zu bewegen, aber sie reagierten nicht. Er wollte sich die Wahrheit nicht ausmalen.

Die Tür quietschte beim Öffnen und zog seine Aufmerksamkeit auf sich. Ein Arzt trat ein, sein Gesichtsausdruck professionell und unleserlich, eine Krankenschwester mit einem Klemmbrett folgte ihm dicht. Mit geübter Effizienz untersuchte er seinen Körper und die verschiedenen an ihm angeschlossenen Monitore, bevor er vorsichtig die Sauerstoffmaske entfernte; die ganze Zeit über sagte er kein Wort zu Davis. Es war, als wäre er nur eine weitere zu erledigende Aufgabe.

Er justierte den Infusionstropf und notierte die Anzeigen auf dem Monitor. Davis beobachtete ihn mit leerem Blick, seine Gedanken wirbelten in ihm, er öffnete den Mund um zu sprechen, aber seine Stimme war heiser. Die Krankenschwester hinter dem Arzt füllte schnell einen Becher mit warmem Wasser, um ihm die Kehle zu befeuchten.

"Sie brauchen mehr Ruhe und Sie sollten nicht zu viel nachdenken", sagte der Arzt schließlich, sein Ton emotionslos. Nachdem er seine Anpassungen beendet hatte, wandte er sich zum Gehen, hielt aber an der Tür inne. "Ihre Familie wurde benachrichtigt. Sie werden bald hier sein."

"Wie lange bin ich schon hier, Doktor?", fragte er während er ihn ansah.

"Sie sind seit vier Monaten hier", erklärte er, sein Ton ruhig und ein Funken Mitleid huschte über sein Gesicht, aber dann verbarg er es. Es stand ihm nicht zu, etwas zu sagen oder zu fühlen.

Davis konnte das bittere Grinsen nicht unterdrücken, das sich auf seinen Lippen ausbreitete. "Vier Monate im Krankenhaus, ohne dass jemand an meiner Seite war... Das ist wirklich bemerkenswert, von einer Familie, für die ich alles geopfert habe", sagte er, seine Stimme triefend vor Sarkasmus.

Der Arzt zögerte einen Moment, scheinbar unsicher, wie er reagieren sollte, bevor er kurz nickte und den Raum verließ. Die Krankenschwester folgte wortlos und ließ Davis wieder allein.

Als die Stille den Raum zurückeroberte, verblasste Davis' Grinsen und wurde durch einen ernsten Ausdruck ersetzt. Er lehnte sich gegen die Kissen zurück, sein Geist ein Sturm widersprüchlicher Emotionen, während er immer wieder versuchte, seine Beine zu bewegen, aber seine Hoffnung wurde wieder und wieder zunichte gemacht. Er konnte sich nicht mehr bewegen. Langsam hob er das obere Laken, das ihn bedeckte, um zu sehen, ob sein Bein noch da war - ja, es war da, aber reagierte nicht.

Seine Hände zitterten, seine Stimme erstickte, als ihm die Wahrheit dämmerte "er war verkrüppelt, sein Bein konnte sich nicht mehr bewegen". Ein bitteres Lachen entwich seinen Lippen. Es war keine Überraschung, warum er verlassen wurde.

Jahrelang hatte er sein Herz und seine Seele in die Allen-Familie gesteckt. Jede schlaflose Nacht, jedes kalkulierte Risiko, jede Errungenschaft - alles war für die Familie gewesen. Und doch lag er hier, verlassen in seinem schwächsten Moment.

Hatte er die ganze Zeit falsch gelegen?

Der Gedanke nagte an ihm. Sein Leben hatte sich um Pflicht, Loyalität, Verantwortung und Ehrgeiz gedreht. Aber jetzt konnte er nicht anders, als sich zu fragen, ob seine Opfer es wert gewesen waren. Eine Stunde wach, und kein Familienmitglied ist hier.

Während er in Gedanken versunken war, begann eine Werbung im Fernsehen zu laufen und zog seine Aufmerksamkeit zurück in die Gegenwart. Sein Blick auf den Fernseher war forschend, als eine grelle, fette Schlagzeile über den Bildschirm lief "Vera Louis' Verlobung mit Aaron Allen: Eine Verbindung wie im Himmel gemacht".

Der Bildschirm zeigte Aufnahmen von Vera in einem wunderschönen weißen Kleid, das ihre elegante Figur betonte, ihr strahlendes Lächeln fesselnd, als sie Arm in Arm mit Aaron Allen, seinem Cousin, stand. Die Bilder waren verwoben mit Aufnahmen ihrer luxuriösen Verlobungsfeier, der Raum gefüllt mit dem Applaus und der Bewunderung der Gäste, die auch Geschäftspartner, Geschäftspartner und Freunde waren. Worte wie "mächtige Kombination", "Machtpaar" und "perfekte Vereinigung" blitzten über den Bildschirm.

Davis spürte, wie sich seine Brust zusammenzog, ein scharfer, unsichtbarer Dolch bohrte sich in sein Herz. Er starrte auf den Bildschirm, ohne zu blinzeln, als könnte der Anblick allein irgendwie die Realität umschreiben, die sich vor ihm entfaltete.

"Das... das muss ein Scherz sein", murmelte er unter seinem Atem, seine Stimme kaum hörbar.

Seine Hände umklammerten den Rand des Krankenhausbettes, seine Knöchel wurden weiß, als Unglaube und Wut durch ihn strömten. Vera... die Frau, die ich heiraten sollte... verlobt mit Aaron? Der Gedanke hallte in seinem Kopf wider, jede Wiederholung bitterer als die letzte. "Sie hat mich für Aaron verlassen, warum? Warum? Warum?"

Der Verrat war wie Salz in einer Wunde, und der Schmerz in seiner Brust kam nicht mehr nur von seinen körperlichen Verletzungen. Es war der Schmerz eines Mannes, dessen Welt auf den Kopf gestellt wurde, der von der Liebe verlassen wurde.

Während Davis versuchte zu verarbeiten, was er gerade gesehen hatte, näherten sich eilige Schritte. Die Tür zu seiner Station schwang auf und offenbarte eine vertraute Gestalt - Ethan, sein Assistent.

Ethan erstarrte in der Türöffnung, seine Augen weiteten sich vor Schock. Als er sah, dass Davis wach war, brach er in ein breites Grinsen aus, sein anfänglicher Unglaube wurde schnell durch Freude ersetzt, er hatte das Krankenhaus früh am Morgen verlassen, um sich um einige dringende Angelegenheiten in Bezug auf Davis zu kümmern.

"Herr Allen!" rief Ethan aus und eilte an sein Bett. "Sie sind wach! Ich - ich kann es nicht glauben!"

Er schaute ihn immer wieder an. "Fühlen Sie sich irgendwie unwohl? Soll ich den Arzt rufen?" fragte er, als er sah, dass er nicht reagierte. Er machte Anstalten, die Station zu verlassen. "Stop", sagte Davis und brachte ihn zum Stehen.

Davis drehte langsam seinen Kopf, sein Gesicht ohne Emotion. Der starke Kontrast zwischen Ethans Hochstimmung und seiner eigenen Qual vertiefte nur den Schmerz in seiner Brust.

"Ich begann zu denken, Sie würden nie aufwachen", fuhr Ethan fort, seine Stimme zitterte vor Aufregung. "Sie wissen nicht, wie viele schlaflose Nächte ich damit verbracht habe, für diesen Moment zu beten. Ich-"

"Was geht hier vor?" unterbrach Davis, seine Stimme leise aber fest. Sein Blick wanderte zurück zum Fernseher, wo die Werbung nun die Höhepunkte von Veras und Aarons Verlobung wiederholte.

Ethan folgte seinem Blick, sein Gesicht fiel, als er die Übertragung sah. Seine Schultern sackten herab, und ein Ausdruck von Schuld huschte über seine Züge.

"Herr... ich werde es Ihnen erzählen, aber zuerst müssen Sie sich ausruhen", sagte Ethan, seine Stimme resigniert.

"Meine Familie?", fragte Davis bitter und unterbrach ihn erneut. Ethan vermied seinen Blick, während er zum Bett ging, um die Laken über seinem Bein zu richten.

Davis ließ ein hohles Lachen hören, eines ohne jede Spur von Humor. "Sie haben immer einen Weg, sich selbst an erste Stelle zu setzen, nicht wahr?"

Ethan blieb stumm, unsicher, wie er reagieren sollte.

Davis sah ihn an, sein Gesichtsausdruck verhärtete sich. "Erzähl mir alles, Ethan. Keine Lügen mehr. Keine Halbwahrheiten mehr. Ich will genau wissen, was passiert ist, während ich hier lag."

Ethan stand da, hin- und hergerissen zwischen Loyalität und der Last der Wahrheit. Seine Brust fühlte sich schwer an, als er Davis beobachtete, den einst stolzen und unbesiegbaren Erben, jetzt reduziert auf einen Schatten seiner selbst. Das Gewicht des Verrats in der Luft war fast greifbar, und Ethan konnte die Risse sehen, die sich in dem Mann bildeten, den er bewunderte - nicht vom Unfall, sondern von dem Messer, das seine eigene Familie ihm in den Rücken gestoßen hatte.

Er ballte seine Fäuste an seinen Seiten, sein Herz schmerzte. Aber er wusste - er wusste, dass das Hinauszögern der Wahrheit die Wunde nur vertiefen würde. Ein kurzer, scharfer Schmerz war besser als es in die Länge zu ziehen.

Tief durchatmend trat Ethan näher ans Bett. "Herr", begann er, seine Stimme dick vor Emotion. "Sie verdienen es, alles zu erfahren, und ich werde es nicht vor Ihnen verbergen, aber Sie müssen Ihre Gesundheit an erste Stelle setzen."

Davis' durchdringender Blick fixierte ihn, kalt und unnachgiebig. "Dann sprich", forderte er, seine Stimme scharf trotz der Schwäche in seinem Körper. "Was haben sie getan?"