„Meine Frau, du musst weiterleben!"
Auf dem Dach eines Hochhauses flogen die Kugeln in alle Richtungen.
Es gab nirgendwo einen Unterschlupf.
Bai Qinghao war schwer verletzt, als er Fang Xinxin in seinen Armen hielt. Beide stürzten schnell vom Gebäude, während ihnen der scharfe Pfeifton des Windes in den Ohren hallte.
Im freien Fall spürte Fang Xinxin, wie Bai Qinghao ihre Positionen anpasste, um sie vor dem Aufprall zu schützen.
Kurz darauf folgte ein lauter Knall.
Bai Qinghao hatte ihren Sturz abgefedert.
Fang Xinxin hob mühsam den Kopf, während sie auf ihm lag. Ihre Lippen zitterten. „Bai... Bai Qinghao?"
Er antwortete nicht.
Mit zitternden Händen tastete sie nach seiner Nase. Er atmete nicht mehr!
Er... er war tot?
Fang Xinxins leblose Augen weiteten sich. Wie immer sah sie nur pechschwarze Dunkelheit.
Die klebrige Flüssigkeit an ihren Fingerspitzen war das Blut, das aus seinen Lippen floss.
Auch wenn sie ihr Augenlicht verloren hatte, verstand sie, dass er sie mit seinem eigenen Körper geschützt hatte. Sein Körper war zerquetscht und seine Knochen waren zerschmettert.
Aber sie blieb völlig unverletzt.
Ein lauter Schrei der Verzweiflung entfuhr ihren Lippen.
Bai Qinghao, du Idiot!
Wenn er sie zurückgelassen hätte, hätte er sicher entkommen können!
Doch er bestand darauf, sie zu beschützen. Sie war blind und halb gelähmt. War es das wert, sein Leben für ihres zu opfern? War es das wert?
Seit ihrer Verlobung in jungen Jahren hatte sie ihn leidenschaftlich gemieden und sich von ihm ferngehalten.
Während ihrer zehnjährigen Ehe hatte sie ihn als hinterlistige Schlange betrachtet. Sie hatte unzählige Versuche unternommen, ihm Ärger zu bereiten und zu fliehen.
Sowohl vor als auch nach ihrer Hochzeit hatte sie ihm unzählige Probleme bereitet und sein Leben äußerst schwer gemacht.
Er hatte sie im Zorn bestraft, sie gefesselt und mit Gewalt genommen!
Und sie hatte ihn bis in den Tod gehasst.
Doch jetzt, wo er wirklich tot war, warum schmerzte ihr Herz so sehr. Es fühlte sich an, als würde es heftig bluten.
In diesem Moment verstand sie endlich, dass er, egal wer sie war und wie sie aussah, sein ganzes Leben damit verbracht hatte, sie zu lieben und sie über alles andere zu stellen.
Sie verstand endlich, dass er sich schon vor langer Zeit in ihr Herz geschlichen hatte.
Er war mächtig und unbesiegbar, eine Existenz, die nicht zusammenbrechen sollte. Wie konnte er einfach so sterben?
Eine warme Flüssigkeit tropfte von ihren Augen auf ihre Lippen.
Der Geschmack von Blut breitete sich in ihrem Mund aus.
Es waren blutige Tränen.
Sie war so von Schmerz durchdrungen, dass sie blutige Tränen vergoss.
Sie war blind gewesen, sich in den falschen Mann zu verlieben. Es war nur gerecht, dass sie ihr Augenlicht verlor und zu solch einer erbärmlichen Gestalt wurde!
Und jetzt konnte sie, die blinde und halb gelähmte Frau, nicht einmal einen letzten Blick auf ihn werfen.
Eine Gruppe von Fußschritten näherte sich.
Die scharfen Schreie, lauten Rufe und Todesdrohungen, die ihnen gefolgt waren, hielten an.
„Meine Frau, du musst weiterleben!" Seine heisere, tiefe und schwere Stimme schien weiterhin in ihren Ohren zu klingen.
Das waren seine letzten Worte.
Selbst nach seinem Tod blieben seine Arme fest um ihre Taille geschlungen, als hätte er Angst, sie zu verlieren.
Sie hatte eine besondere Fähigkeit. Sie konnte sich in der Menge verstecken und der Verfolgung entkommen.
Doch er hatte sie so sehr geliebt. Wie hätte sie ihn allein dem Tod überlassen können?
Aber jetzt gab es keine Möglichkeit mehr, seine letzte Bitte zu erfüllen.
Ohne ihn konnte sie nicht mehr leben.
Sie senkte langsam den Kopf und lehnte sich an seine feste Brust. Sein Körper bewegte sich nicht mehr, schien aber noch immer seine Wärme zu tragen.
Mit einem kraftvollen Gedanken strömte eine Welle von Energie aus ihr heraus. Ihr Körper explodierte augenblicklich und bedeckte seinen Körper mit Blut.
Im Leben hatte sie ihn enttäuscht.
Im Tod würde sie mit ihrem Geist an seinem Körper haften.
Wenn es eine Möglichkeit gäbe, die Zeit zurückzudrehen, würde sie sich entscheiden, Bai Chenxi nicht zu lieben, sondern Bai Qinghao und seine Liebe richtig zu schätzen und sich nie von ihm zu trennen.
Es tut weh!
Es tut wirklich weh.
Inmitten des scharfen Schmerzes öffnete Fang Xinxin allmählich ihre Augen.