Dreizehn Wagen rumpelten durch den dichten Wald, ihre hölzernen Räder knarrten auf dem unebenen Erdpfad. Zwei Wachen flankierten jeden Wagen, ihre Augen huschten zwischen den wechselnden Schatten der hochragenden Bäume hin und her.
In einem der Wagen lag Leon ausgestreckt auf dem Sitz und schlief sorglos vor sich hin. Ihm gegenüber saßen drei Mädchen schweigend und beobachteten ihn mit verwirrten Gesichtsausdrücken.
"Dieser Kerl ist anders..." murmelte Lilith, ihre Lippen verzogen sich zu einem amüsierten Lächeln. "Ich habe noch nie einen Mann gesehen, der so entspannt in unserer Nähe ist."
"Er kennt unseren Vater nicht," erwiderte Dana mit ernstem Gesichtsausdruck. "Deshalb ist er so unbekümmert. Sobald er es herausfindet, wird er nur ein weiterer Affe sein, der versucht, von uns wegzukommen."
"Oder vielleicht..." sinnierte Nina, während sie über den Rand ihres Buches zu Leon hinüberspähte. "Vielleicht ist er einfach mutig – jemand, der unseren Vater nicht fürchtet."
Dana schnaubte und verschränkte die Arme. "Kein Mann ist mutig genug, um vor unserem Vater zu stehen. Und ein Typ wie er? Das glaube ich nicht."
Ein leises Murmeln durchbrach die Stille.
"Milfs..." murmelte Leon im Schlaf, ein perverses Grinsen umspielte seine Lippen.
Die drei Mädchen tauschten Blicke aus.
---
Außerhalb der Wagen gingen zwei Mitglieder der Königlichen Garde Seite an Seite, ihre Rüstungen klimperten leise bei jedem Schritt.
"Ich habe gehört, die Anzahl der Dämonischen Wölfe in diesen Wäldern nimmt zu," murmelte eine Wache und scannte die Baumgrenze.
"Ja. Die Abenteurergilde hat ein stattliches Kopfgeld auf sie ausgesetzt," antwortete sein Partner.
"Ich bin ein paar Mal mit meinen Freunden rausgegangen, bestens vorbereitet, aber wir haben nie einen einzigen gefunden."
"Einige Abenteurer sind allein hineingegangen und nie zurückgekommen," sagte die erste Wache mit gesenkter Stimme. "Ich glaube, diese Wölfe sind schlau. Sie kommen nur, wenn—"
Wusch.
Ein scharfes Rascheln im Unterholz unterbrach ihn. Beide Wachen wurden sofort aufmerksam.
"Hast du das gehört?" flüsterte einer, während sich seine Hand fester um den Griff seines Schwertes schloss.
"Irgendetwas stimmt nicht—"
Bevor er den Satz beenden konnte, stürzte ein riesiger schwarzer Wolf aus der Dunkelheit hervor. Fangzähne bohrten sich tief in seine Kehle und rissen Fleisch und Muskeln auseinander, als wären sie nichts als Papier.
Blut spritzte. Ein gurgelnder Schrei erstarb in seiner Kehle. Sein lebloser Körper sackte zu Boden.
"DÄMONISCHE WÖLFE!" brüllte die andere Wache, ihre Stimme hallte durch die Nacht.
Im Wagen rissen sich Leons Augen auf. Er setzte sich auf und spähte nach draußen – nur um den Anblick einer verstümmelten Leiche zu erblicken, unter der sich ein scharlachroter Blutpool bildete.
In dem Moment, als sein Blick auf das glänzende Rot fiel, erstarrte sein Körper. Sein Atem stockte. Sein Herz hämmerte und verlangsamte sich dann zu einem trägen, unnatürlichen Rhythmus.
Und dann sah er es.
Ein gewaltiger Wolf, sein Fell schwarz wie Mitternacht, seine Augen glühten wie Glut in der Dunkelheit. Er starrte direkt auf ihn – raubtierartig, intelligent, gnadenlos.
Leons Welt begann zu verblassen. Seine Sicht verschwamm, in seinen Ohren hallte ohrenbetäubende Stille. Seine Gedanken stürzten in Panik, seine Glieder erstarrten. Dunkelheit kroch an den Rändern seines Bewusstseins und verschlang ihn ganz.
Dann—
[Kritische Bedingungen erkannt.]
[Fertigkeit 'Adaptiver Körper' wird aktiviert.]
[Passe Augenfokus an.]
[Öffne Trommelfelle mit Gewalt.]
[Normalisiere Blutfluss.]
[Zustand aufgezeichnet: Panikattacke. Zukünftige Anpassung wird schneller sein.]
Dreißig Sekunden. Das war alles, was es brauchte.
Seine Atmung beruhigte sich. Sein Herzschlag kehrte zur Normalität zurück. Seine Sicht klärte sich. Sein Gehör schärfte sich.
Und gerade rechtzeitig.
"HILFE MIR—!"
KNACK.
Ein widerliches Knirschen hallte wider, als der Schrei der zweiten Wache abrupt endete und sein Körper neben seinem gefallenen Kameraden zusammenbrach.
Der Dämonische Wolf hob seinen Kopf, Blut tropfte von seinen Kiefern, und richtete seine glühend roten Augen auf seine nächste Beute, ein weiteres Paar der Königlichen Garde, das von hinten auf ihn zukam.
Leon atmete langsam und kontrolliert aus.
"...Fertigkeitshandwerker," flüsterte er.
[Bitte wähle einen Namen für die Fertigkeit...]
"Adrenalinrausch."