Orion nahm Eldrics ausgestreckte Hand und stieg aus der Kutsche, sein Blick wurde sofort nach oben gezogen, als das weitläufige Anwesen in Sicht kam.
Die Villa der Familie Helstorm stand stolz vor ihm, ein großes und imposantes Gebäude aus elegantem grauen Stein, dessen große Fenster das Sonnenlicht reflektierten.
Um die Villa herum erstreckten sich akribisch gepflegte Gärten mit leuchtenden Blumen, ordentlich geschnittenen Hecken und Marmorstatuen, die wilde Krieger und majestätische Bestien darstellten. Ein zentraler Weg aus glatten Steinplatten führte direkt zum Eingang, gesäumt von Reihen blühender Bäume, deren zarte Blüten bei jeder vorbeiziehenden Brise sanft herabschwebten.
"Willkommen zu Hause, Orion," sagte Eldric herzlich, als er Orions Bewunderung bemerkte. Selene lächelte sanft und legte eine beruhigende Hand auf Orions Schulter, während sie zum Eingang der Villa gingen.
Als sie sich näherten, öffneten sich die großen Doppeltüren und enthüllten eine Gruppe von Dienstmädchen und Butlern, die aufmerksam in zwei ordentlichen Reihen zu beiden Seiten der geräumigen Eingangshalle standen.
"Willkommen zurück, Meister Eldric und Herrin Selene." sprachen sie alle im Chor und verbeugten sich respektvoll.
Eldric lachte leicht und gestikulierte stolz. "Diese feinen Leute sind das Personal, das unseren Haushalt führt und pflegt. Wenn du etwas brauchst, zögere nicht zu fragen."
Orion nickte höflich und beobachtete jeden Einzelnen, als sie sich aufrichteten, ihre Gesichtsausdrücke ruhig und professionell, aber dennoch einladend.
Eldric ging weiter und winkte Orion und Selene, ihm zu folgen, als sie eine große Treppe mit verzierten Geländern hinaufstiegen. "Lass mich dir die Leiter unseres Personals vorstellen, die dafür sorgen, dass hier alles reibungslos läuft."
Sie erreichten die Spitze der Treppe, wo zwei Gestalten geduldig warteten. Ein Mann mittleren Alters mit silberdurchsetztem schwarzen Haar und scharfen Augen verbeugte sich respektvoll, während neben ihm eine Frau Anfang vierzig mit einer sanften, aber autoritären Ausstrahlung stand, ihr dunkles Haar ordentlich zu einem Dutt gebunden.
"Orion, das ist Edgar, unser Hauptbutler," stellte Eldric vor und deutete auf den Mann. Edgar richtete sich auf und lächelte höflich: "Es ist mir eine Ehre, Sie kennenzulernen, Junger Meister Orion. Ich werde Ihnen fleißig dienen."
"Und das ist unsere Hausdame, Helena," fuhr Eldric fort und wandte sich der Frau zu.
Helena trat mit einem warmen, mütterlichen Lächeln vor: "Willkommen, Junger Meister Orion. Bitte fühlen Sie sich wohl und informieren Sie mich, wenn Sie Vorlieben oder Wünsche haben."
Orion nickte anerkennend und fühlte sich in der Gegenwart von Edgar und Helena wohl. "Danke euch beiden. Ich freue mich auf eure Anleitung."
Eldric lächelte zufrieden und klopfte Orion auf die Schulter: "Ausgezeichnet! Nun lass uns weiter erkunden. Es gibt noch viel mehr zu zeigen."
'Woher zum Teufel wussten sie, dass ich komme? Hat der alte Mann sie mit seiner Magie informiert?' fragte sich Orion, während er hinter Eldric herging.
Aber Eldric hielt nicht an, als er ihm aufgeregt die ganze Villa zeigte.
Sie besuchten mehrere Räume, darunter eine geräumige Bibliothek voller alter Schriftrollen, eine Trainingshalle mit verzauberten Puppen und Waffen, einen großen Speisesaal mit goldenen Kronleuchtern und Gästezimmer, die mit den Suiten edler Gasthäuser konkurrieren konnten.
Am hinteren Teil der Villa stellte Eldric Orion stolz einen üppigen Garten vor.
Der Garten war gefüllt mit lebhafter Flora, einige leuchteten sogar schwach mit magischer Energie. Es gab einen klaren Teich mit kristallblauem Wasser und einen kleinen Holzsteg, der hineinragte. In der Nähe befand sich eine flache Grasfläche, perfekt zum Entspannen oder für Kampfübungen. Einige Bänke säumten den schattigen Teil des Gartens.
Orion atmete tief durch, nachdem er den Garten betreten hatte, und fühlte sich rundum wohl.
'Das ist das friedlichste Gefühl, das ich hatte... seit meiner Reinkarnation.' Dachte er, bevor er sich zu Eldric umdrehte.
"Opa Eldric, warum hast du dich entschieden, mich nach Hause zu bringen?" Er stellte direkt die Frage, die ihn schon eine Weile beschäftigte.
Eldrics sanfter Ausdruck wurde ernst, als er in den Teich blickte, seine Augen in die Ferne gerichtet, als ob er sich an etwas erinnerte, das tief in seinem Herzen vergraben war. Das lebhafte Zwitschern der Vögel und das Rascheln der Blätter schienen leiser zu werden, als Eldrics Stimmung das umgebende Mana beeinflusste.
"Du fragst, warum ich dich hierher gebracht habe..." begann Eldric schließlich, seine Stimme fest, aber mit einer unverkennbaren Traurigkeit durchzogen. "Es ist, weil ich, als ich dich zum ersten Mal an diesem Fluss sah, Orion, es war, als hätte ich einen Geist gesehen—einen sehr lieben Geist."
Orion beobachtete still und spürte die Schwere hinter Eldrics Worten.
"Mein Sohn, Lucian," fuhr Eldric sanft fort, ein sanfter Stolz vermischte sich mit Kummer in seiner Stimme, "er war ein Genie unter Genies—talentiert über alle Maßen, die hellste Flamme, die dieses Königreich je hervorgebracht hatte. Lucian war tapfer, mächtig, aber vielleicht zu leichtsinnig."
"Als er während einer vom königlichen Hof genehmigten Expedition das Geheimreich betrat..." Eldrics Stimme verstummte, und er schüttelte langsam den Kopf, der Schmerz deutlich auf seinem gefurchten Gesicht zu sehen.
"Er kehrte nie zurück," sprach Selene sanft, trat vor und legte eine tröstende Hand auf Eldrics Schulter. Ihre eigenen Augen schimmerten vor stillem Kummer. "Wir verbrachten Jahre mit Warten, Suchen, gaben Geld und Schätze als Belohnung für Nachrichten von ihm, hofften auf seine Rückkehr. Aber es kam nie etwas."
Eldric holte tief Luft, gewann seine Fassung zurück, bevor er sich wieder Orion zuwandte. "Als wir dich fanden, Orion, war da etwas in deinen Augen—deine ganze Aura—die mich so tief an Lucian erinnerte. Stärke, Mut, vielleicht ein Hauch von Schicksal."
Orion spürte ein Rühren in seiner Brust bei Eldrics Worten, Wärme vermischte sich mit widersprüchlichen Gefühlen.
"Aber da ist noch mehr," fügte Eldric hinzu und blickte Orion fest in die Augen. "Vor vielen Jahren kam ein halbverrückter Seher zu mir und flüsterte von einer Prophezeiung. Er sprach von einem Kind, das an einem Fluss gefunden wurde—eines ohne Vergangenheit, dessen Zukunft aber durch diese Welt donnern würde, geformt von den Regeln des Donners und Feuers."
Selene nickte sanft und fügte mit sanfter Stimme hinzu: "Wir glaubten es zunächst nicht, hielten es für bloßen Unsinn. Aber als Eldric dich sah, verstand er, dass das Schicksal vielleicht Pläne hatte, die keiner von uns noch begreifen konnte."
Eldrics Augen hielten einen Funken Entschlossenheit, als er vortrat und sanft Orions Schulter umfasste. "Vielleicht war es Torheit, vielleicht Sentiment, oder vielleicht beides. Aber als ich dich fand, Orion, entschied ich mich, den Worten des Sehers zu glauben. Und noch wichtiger, ich entschied mich, an dich zu glauben—als meinen eigenen Enkel."
Eine heitere Stille legte sich über den Garten, als Orion Eldrics herzliche Offenbarung aufnahm. Er hatte seine eigenen widersprüchlichen Gefühle; er wollte kein Ersatz für ihren Sohn werden. Aber Eldrics letzte Worte beruhigten sein Herz. Sie sahen ihn nicht als ihren Sohn an; stattdessen verwöhnten sie ihn als ihren Enkel.
Er spürte wirklich das Gewicht und die Aufrichtigkeit von Eldrics Worten tief in seinem Herzen. Zum ersten Mal in beiden seiner Leben fühlte Orion ein wahres Gefühl der Zugehörigkeit. Ein stiller Entschluss begann sich tief in seinem Körper zu formen.
"Danke, Opa Eldric, Oma Selene," flüsterte Orion leise, seine Stimme trug echte Dankbarkeit. "Ich verspreche—ich werde euch nicht enttäuschen."
Eldric lächelte sanft, seine Augen kräuselten sich warm. "Es gibt nichts, worin du uns enttäuschen könntest, mein Junge. Lebe einfach glücklich und habe keine Reue wie wir. Für jetzt—willkommen zu Hause."