Evaline:
Der zweite Tag nach dem Vollmond war, als die Dinge endlich begannen, zur Normalität zurückzukehren.
Das Heulen in der Ferne hatte aufgehört. Die Energie in der Luft - die rastlose Spannung, die an jedem Flur, Treppenhaus und versteckten Waldpfad haftete - war langsam wie Morgennebel verblasst. Die Wölfe waren wieder ruhig, geerdet. Studenten hatten den Campus mit ihrem üblichen Geplauder gefüllt. Professoren nahmen auch ihre Vorlesungen mit der strengen Energie wieder auf, die sie im Alltag immer mit sich trugen.
Und ich?
Ich tat so.
Tat so, als hätte ich den Vollmond nicht in der Bibliothek eingesperrt mit einem Mann verbracht, der mich eigentlich nicht begehren sollte.
Tat so, als hätten sich Oscars Arme nicht wie etwas angefühlt, wonach ich mich insgeheim sehnte.
Tat so, als würde der Gefährtenbund nicht noch immer leise unter meiner Haut summen, verzweifelt und lebendig, obwohl ich wusste, dass es keine Hoffnung für uns gab.