Jeans letzter Atemzug

"Ich habe dir gesagt, du sollst auf sie aufpassen, nicht sie ins verdammte Meer fliegen lassen!"

Farahs Lippen öffneten sich, ihr ganzer Körper zitterte weiterhin. Ihre Augen, noch immer vor Schock geweitet, blickten an ihm vorbei, unfokussiert. Sie war zu erschüttert, um zu sprechen, zu verängstigt, um zu antworten. Sie sah aus, als hätte sie noch nicht vollständig begriffen, was gerade passiert war.

Junho stieß sie weg. "Ugh, erbärmlich," zischte er.

Er fuhr sich mit der Hand durch sein durchnässtes Haar, lief einen Moment auf und ab und kalkulierte in seinem Kopf. Er konnte das nicht an die Öffentlichkeit gelangen lassen. Konnte nicht zulassen, dass jemand zusammensetzte, was wirklich geschehen war. Es musste einen Ausweg geben.

Dann traf es ihn.

Die Sicherheitsaufnahmen.

Die Yacht hatte hochmoderne Sicherheitstechnik. Mehrere Kameras. Aufnahmen von allem, einschließlich Jean, die Farah jagte, einschließlich Logan, der schrie und sprang. Und er, der sie erpresste.

Wenn diese Aufnahmen herauskommen, bin ich erledigt.

Junhos Augen verengten sich, als er zum Oberdeck blickte. Der Kontrollraum des Kapitäns.

Ohne ein Wort drehte er sich um und rannte über die rutschige Oberfläche der Yacht direkt zum Sicherheitsraum.

Er konnte niemandem vertrauen, nicht einmal Farah. Wenn er die Beweise vernichten wollte, musste er es selbst tun.

Er würde sich selbst retten, egal wer sonst ertrinken musste.

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In dem Moment, als Logan auf das Wasser traf, durchfuhr ein Schock seinen Körper. Der Ozean war kälter als erwartet, und bevor er richtig Luft holen konnte, drückten ihn die Wellen unter Wasser.

Es war dunkel. Er öffnete die Augen, aber alles war verschwommen. Er konnte nicht erkennen, wo oben war. Salz brannte in seiner Kehle und seinen Augen. Er trat kräftig, versuchte zur Oberfläche zu schwimmen, aber die Strömung zog ihn in alle Richtungen.

Seine Brust wurde eng. Er brauchte Luft, aber das Wasser war zu stark. Er konnte nicht aufsteigen. Jedes Mal, wenn er versuchte, nach oben zu drücken, brach eine weitere Welle über ihm zusammen und zwang ihn zurück nach unten.

Ihm lief die Zeit davon.

Wo ist sie? Wo ist Jean?

Die Panik begann sich in seiner Brust aufzubauen. Er konnte sie nicht sehen, konnte nichts hören außer dem Rauschen des Wassers um ihn herum. Er trat erneut, härter, kämpfte mit allem, was er hatte, gegen die Strömung an.

Dann, gerade als seine Lungen zu versagen drohten, entdeckte er etwas, einen Hauch von Rot, der nicht weit entfernt trieb.

Jean.

Ohne nachzudenken, zwang er sich in ihre Richtung.

Logan schwamm mit allem, was er noch hatte, auf den roten Fleck zu. Seine Muskeln brannten, und seine Lungen schrien, aber er hörte nicht auf. Als er näher kam, wurde die Form deutlicher... sie war es. Jeans Körper trieb knapp unter der Oberfläche, ihr Arm schlaff, die Haare wie Tinte im Wasser ausgebreitet.

Er streckte die Hand aus und packte ihr Handgelenk, zog sie zu sich. Sie bewegte sich nicht.

Nein.

Nein, nein, nein.

Mit einem Arm fest um sie geschlungen, trat er nach oben, stemmte sich gegen den Sog des Ozeans. Es fühlte sich an, als würde er totes Gewicht ziehen, aber das war ihm egal. Er würde sie nicht loslassen.

Als er die Oberfläche durchbrach, schnappte Logan nach Luft, würgte an Regen und Meerwasser. Der Sturm tobte um sie herum, aber er hielt sie über Wasser und schüttelte sie leicht.

"Jean! Hey... Jean! Wach auf, verdammt!"

Sie reagierte nicht.

Er blickte zur Yacht, die durch die Regenschleier nur noch verschwommen zu sehen war. Sie schien unmöglich weit entfernt.

Aber er gab nicht auf.

Mit Jean fest in einem Arm gehalten, begann Logan zurückzuschwimmen, die Zähne zusammengebissen gegen die Kälte und die Angst, die an seinem Herzen nagte.

Der Sturm zeigte keine Gnade. Die Wellen warfen sie wie Stoffpuppen umher, und Logan konnte spüren, wie seine Kraft schnell nachließ.

Seine Gliedmaßen waren schwer, und Jeans bewusstloses Gewicht in seinen Armen zog ihn nur tiefer in die Erschöpfung. Die Yacht war jetzt nur noch ein verschwommener Fleck hinter einem Vorhang aus Regen und Schaum.

Er klammerte sich fester an sie. "Komm schon, Jean... bleib bei mir." Seine Stimme brach, kaum lauter als ein Flüstern.

Wieder schwappte Wasser über seinen Kopf, und für einen Moment sank er... Panik brodelte in seiner Brust. Das war's, dachte er bitter. Ich konnte sie nicht retten... und jetzt werden wir beide sterben.

Er betrachtete ihr Gesicht durch den Regen... friedlich und blass. Und für einen Moment nagte Schuld schärfer als die Kälte an ihm. Warum habe ich ihr nicht früher geholfen? Warum habe ich gewartet, bis es zu spät war?

Seine Sicht verschwamm, ob vom Salzwasser oder seinen eigenen Emotionen, konnte er nicht sagen.

Dann tauchte etwas auf.

Eine leuchtend orange Form, die heftig mit den Wellen schaukelte.

Ein Rettungsfloß.

Sein Herz machte einen Satz.

"Gütiger Himmel," atmete er aus. Erleichterung durchflutete seine Brust, ließ ihn fast ersticken. Wir sind noch nicht am Ende.

Er sammelte jeden letzten Funken Kraft, trat durch die erdrückende Flut darauf zu. "Halt durch, Jean," murmelte er. "Ich hab dich. Ich hab dich."

Das Floß tauchte ein und schwankte wild, seine leuchtende Farbe ein Leuchtfeuer im Wahnsinn. Logan schwamm härter, die Zähne zusammengebissen, jeder Muskel schrie vor Protest.

Die Kälte nagte an seinen Knochen, aber er weigerte sich, Jean loszulassen. Nicht jetzt. Niemals.

Als er endlich den Rand des Floßes erreichte, klammerte er sich mit einem Arm daran fest und schnappte nach Luft. Der Sturm brüllte um ihn herum wie ein Biest, aber er zwang sich, konzentriert zu bleiben. Jeans Kopf ruhte schlaff an seiner Schulter, Wasser tropfte aus ihrem Haar.

Er versuchte, sie hochzuheben, aber das Floß war glitschig und rutschte immer wieder aus seinem Griff. "Komm schon," knurrte er und positionierte sie neu. Seine Arme brannten, seine Lungen standen in Flammen.

Eine Welle schlug gegen sie, zog ihn fast wieder unter. Er keuchte, dann hustete er und spuckte Meerwasser aus. "Nein, nein, nein... Jean, bleib bei mir!"

Diesmal positionierte er sich besser, nutzte sein ganzes Gewicht, um von unten zu drücken, während er sich am Rand festhielt. Mit einem letzten Grunzen hievte er sie über die Seite. Ihr Körper fiel mit einem dumpfen Geräusch ins Floß.

Logan packte die Seilgriffe und zog sich hinter ihr her, kollabierte neben ihrer zitternden Gestalt. Seine Brust hob und senkte sich, seine Augen brannten vom Salz.

Der Regen prasselte auf sie nieder. Donner krachte über ihren Köpfen.

Aber sie waren am Leben.

Er beugte sich über sie, strich ihr das durchnässte Haar aus dem Gesicht. "Komm schon, Jean. Öffne deine Augen." Seine Stimme brach. "Bitte."

Der Sturm hatte noch nicht nachgelassen, aber vorerst waren sie aus dem Wasser... treibend, aber vor dem Ertrinken sicher.

Er wusste nicht, was als Nächstes kam.

Aber er wusste eines.

Er würde sie nicht verlieren. Nicht so.

Logans Hände zitterten, als er ihre Handflächen heftig rieb, sein Atem kam in rauen Stößen. "Komm schon, Jean," murmelte er mit heiserer Stimme. Er bewegte sich zu ihren Füßen, massierte sie und versuchte, irgendeine Reaktion zu bekommen... irgendetwas.

Aber sie blieb reglos.

Ihre Haut war blass. Ihre Lippen hatten ihre Farbe verloren.

"Nein. Nein! Verdammt, tu mir das nicht an." Panik durchflutete ihn wie eine Flutwelle. Er zögerte nicht mehr.

Er bewegte sich an ihre Seite, verschränkte seine Hände über ihrer Brust und begann mit den Kompressionen. "Eins, zwei, drei..." zählte er laut, seine Stimme zitterte. Das Floß schaukelte unter ihnen, aber er hörte nicht auf. Schweiß und Regen vermischten sich auf seinem Gesicht. "Vier, fünf, sechs..."

Er beugte sich hinunter, kniff ihre Nase zu und gab ihr Mund-zu-Mund-Beatmung. Einmal. Zweimal.

Nichts.

Er kehrte zu den Kompressionen zurück, jetzt kraftvoller. "Jean, atme. Bitte." Er schrie gegen den Wind an. "Ich habe das alles nicht durchgemacht, nur um dich jetzt zu verlieren!"

Er gab ihr wieder Luft, presste seine Lippen so sanft wie möglich auf ihre, dann zog er sich zurück, beobachtete. Wartete.

Immer noch nichts.

Ihre zerbrechliche Gestalt lag leblos da.

Sein Herz fühlte sich an, als würde es zerbrechen. "Jean, bitte wach auf," seine Stimme brach, "bitte lass mich nicht allein."