LITTLE DISGUSTING WORMS

~Sicht Kira~

Als ich meine Augen einen winzigen Spalt öffnete, kam mir ein Gesicht entgegen und ich weitete meine Augen und fiel nach hinten auf den hellen Holzboden.

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Als ich an die weisse Decke meines Zimmers sah, realisierte ich erst, dass ich wieder Zuhause war. Ich hatte nur mein eigenes Gesicht im Spiegel gesehen und dies nicht erwartet. Deshalb war ich so zurückgeschreckt.

Nach diesem Vorfall hatte ich aber immer noch dieses alte Papier. Darauf war mit Tinte geschrieben worden und ich hatte mir in diesem Moment nicht mehr die Mühe gemacht, um diese zu lesen, denn ich war zu müde und musste sowieso am nächsten Tag ausgeschlafen zur Arbeit gehen.

Seit dem Tag sind mehrere Wochen vergangen. Ich hatte schon die Freunde von Hyunjin kennengelernt und war auch bereits in der Uni gewesen. Die Uni war eigentlich wie jede andere und die Studenten waren recht angenehm. Sie liessen mich in Ruhe und ich sie und solange dies so blieb, war ich freundlich gegenüber den Studenten.

Natürlich bemerkte ich manchmal ein paar nicht gerade nette Blicke, doch dies interessierte mich recht wenig. Was meine ganze Aufmerksamkeit auf sich zog, war die Bibliothek, der Geschichtsunterricht und auch die einzelnen Schulclubaktivitäten, in denen man sich einschreiben konnte. Das alles war wirklich sehr interessant.

Da ich gesehen hatte, dass es einen Kendō-Club gab, hatte ich mich dort für einen Besuchsnachmittag eingeschrieben und mich auch erkundigt, ob sie mit richtigen Schwertern trainieren würden, was der Fall war. Dies wäre nämlich mal was Neues, was ich ausprobieren könnte.

Heute war der Tag, an dem ich dorthin gehen musste, um dort gegen jemanden zu kämpfen; um mein Können zu zeigen, damit ich eingestuft werden konnte. Ich selbst hatte keine Ahnung, da ich schon sehr lange nicht mehr in einem Kendō-Club gewesen war. Also erwartete ich, dass ich ziemlich schlecht abschneide. Je nachdem wie ich mich in diesem Team fühle, bleibe ich oder gehe ich und konzentriere mich weiter auf den Unterricht.

Es waren sowieso die letzten zwei Wochen, bevor wir unseren Abschluss haben, also wäre es sowieso einfach nur ein kleiner Zeitvertrieb.

Mit meiner Tasche in der Hand, schlenderte ich in den grossen Sportsaal, wo bereits die Mitglieder des Kendō-Clubs standen und auf mich warteten. Sofort erblickte ich Jemanden, den ich von früher kannte.

„Kira!", rief dieser fröhlich und kam auf mich zu. Wir umarmten uns und ich legte meine Tasche gleich ab.

„Ist schön dich wieder zu sehen Sasori", schmunzelte ich und wir liessen uns los.

„Und das soll diese Kira sein?", fragte plötzlich jemand und ich hatte jetzt schon kein gutes Gefühl. Sasori sah mich kurz an und danach zu diesem Typen, der mit seiner ‚coolen Gang' wohl einschüchternd wirken wollte.

„Hallo, ich bin Kim Kira und habe mich angemeldet für die von euch genannte ‚Eintrittsprüfung'" stellte ich mich ironisch freundlich vor und obwohl ich mich sonst immer kurz etwas nach vorne beuge, sah ich einfach in seine Augen.

Obwohl ich eigentlich wissen sollte, dass ich nicht eine zu grosse Klappe haben sollte, konnte ich nicht anders und sah sie provozierend an.

„Wenn du schon passiv aggressiv bist, kannst du gerne eines der Holzschwerter dort drüben nehmen und gegen einen von uns kämpfen", lächelte er schon jetzt ziemlich triumphierend, obwohl wir noch nicht mal angefangen hatten. Was war das für eine Clowns Show?

„Nimm sie nicht zu hart ran Kira", hörte ich Sasori und musste kichern. Er war früher mit mir in einer der Kendō-Clubs in der Schule gewesen und er wusste, dass ich eigentlich ziemlich gut war.

„Keine Sorge. Ich tue kleinen schäbigen Würmchen nichts", antwortete ich ihm so, dass es die anderen hörten. Ich wusste jetzt schon, dass sie leicht zu provozieren waren und ich so besser im Kampf sein würde. Ausserdem wusste ich auch, dass ich wohl ziemlich sicher nicht in diesen Club eintreten werde, da ich nicht meine Zeit verschwenden wollte mit diesen eingebildeten Typen.

Ich ging zu den Holzschwertern, nahm eines und ging danach zu diesen Typen.

„Wer ist der Anführer dieses Clubs?", fragte ich und sah jedem einzeln in die Augen. Ich konnte erkennen, dass alle ziemlich kampflustig waren und ich sie provoziert hatte, obwohl die Sprüche von mir so ziemlich kleine Sprüche waren. Ich hatte mich zusammenreissen müssen, um nicht gleich die Bombe platzen zu lassen.

„Das bin ich und würde auch gerne gegen dich kämpfen, denn du scheinst sehr gerne eine grosse Klappe zu riskieren", sagte einer der Typen und kam mit einem der Holzschwerter nach vorne. Er hatte bläuliche Augen und seine Haare waren nach hinten gegelt und sahen so aus als wären sie geleckt. Etwas angeekelt nickte ich und spürte bereits wie meine Finger vor Aufregung kribbelten. Wir hatten keine Schutzkleidung, da dies eigentlich lediglich ein kleiner Test sein sollte, doch er schien es ziemlich ernst zu meinen, denn er wartete gar nicht auf ein Startsignal, sondern versuchte sofort einen Treffer zu machen.

Ich wehrte seinen Schlag etwas überrascht ab und trampelte etwas unbeholfen nach hinten. Einerseits durch Tollpatschigkeit und andererseits, um etwas Abstand zu kriegen. Mein Blick fiel kurz von diesem Typen vor mir auf die Seite zu Sasori, der von den anderen angeschnauzt wurde. Mir gefiel die ganze Sache nicht und Sasori machte auch nichts dagegen, was mich etwas wütend machte.

Durch die leichte Wut, die ich spürte, machte ich kurzen Prozess mit dem Anführer und schlug ihm mit voller Kraft das Schwert aus der Hand, ging danach zu den Holzschwertern und legte mein Schwert weg. Ich nahm dafür ein Holzmesser und schmiss es ohne darüber nachzudenken wie ein Wurfmesser zwischen Sasori und den Jungs durch. Diese schritten voneinander weg und ich ging nun zu Sasori.

„Ich habe gewonnen.", sagte ich einfach. Die Typen sahen mich ungläubig an und danach fielen ihre Blicke auf ihren Anführer, der gerade etwas perplex das Holzschwert aufhob. Ich hatte ihn wohl etwas erschrocken mit meinem Angriff. Kein Wunder, denn die Schwertspitze ist haarscharf an seinem Gesicht vorbei gegangen.

„Ihr habt keine Geduld, seid leicht provozierbar und seid kein Stück besser als Sasori im Kendō-Kampf, doch schikaniert ihr ihn anscheinend. Ich habe keine Lust einem Kendō-Club beizutreten, in dem nur Hornochsen sind, deshalb solltet ihr euch mal selbst etwas zusammenreissen. Leider wird das wohl jetzt auch nichts mehr bringen, da es die letzten paar Wochen sind, bevor es das Ende des Studiums für uns alle ist.", sagte ich und zog danach Sasori mit mir aus der Halle und nahm dabei gerade all meine Sachen mit.

„Warum bist du mit solchen Leuten in einer Gruppe?", fragte ich ihn und er zuckte bloss mit seinen Schultern. Diese Gruppe schikaniert ihn nur und behält ihn dort, damit sie die Lehrer verarschen können. Wie ich das meine? Na, wenn einer der Lehrer kommt, sind sie die netten Studenten, die trainieren und von Sasori ‚lernen' und wenn sie nicht hinschauen, machen sie irgendwelchen Mist. Kein Wunder, dass es so leicht war, diesen sogenannten ‚Anführer' das Schwert aus den Händen zu schlagen. Er hatte das Schwert nicht mal richtig in den Händen.

„Ich möchte Kendō weiterhin lernen und deshalb bin ich immer noch bei denen...", antwortete er mir etwas missmutig und ich seufzte. Wirklich verlernen würde ich es auch ungern, wenn ich er wäre, denn es ist sein Hobby. Ausserdem, durch irgendwelchen anderen Typen sein Hobby aufzugeben, würde ich nie im Leben zulassen.

„Hör mal", fing ich an und blieb stehen. Ich hielt ihn an seine Schultern fest und er blickte runter auf den Boden. Er war ein bisschen kleiner als ich und deshalb sah ich auf ihn runter.

„Ich weiss, dass du ein richtiges Monster im Kendō bist, wenn du mal richtig ernst bist und auch mit den richtigen Leuten in der Gruppe bist. Also mach denen mal richtig Feuer unter dem Hintern. Dann können sie sehen, mit wem sie es hier zu tun haben.", sprach ich ihm zu. Er sah etwas nach oben und sah mich mit einem eher unsicheren Blick an.

„Und bevor du fragst: Ja, ich meine das alles, was ich gesagt habe, ernst!", antwortete ich ihm auf seine bereits im Kopf stehende Frage. Ein Lächeln bildete sich auf seinen Lippen und er nickte nun selbstbewusst.

„Danke Kira! Auch wenn du manchmal etwas emotionslos und ironisch wirkst, bist du immer die Beste mit deinen Worten", sagte er und schien immer noch etwas verunsichert, jedoch konnte man sehen, dass ihm meine Worte wirklich was bedeuteten.

„Ich muss jetzt los. Wir sehen uns!" rief er mir zu, während er bereits ging. Ich winkte ihm kurz noch zum Abschied zu und ging danach mit meinen Sachen in die Bibliothek. Dort setzte ich mich an einen freien Platz in einer leeren Ecke. Ich holte das alte, schriftrollenartige Blatt, welches ich von meinem kurzen und verwirrenden Aufenthalt im Palast hatte, aus meiner Tasche und einen Notizblock, um zu versuchen das Ganze zu entziffern, was auf dem Blatt stand und dann zu notieren.

Mit Hilfe von anderen Büchern, die in der Bibliothek standen, entzifferte ich das Ganze und starrte nun perplex auf das Blatt.

Es stand dasselbe auf dieser Jahrhunderte alten Schriftrolle, wie auf den Informationsblättern über den Spiegel, oder irrte ich mich gerade gewaltig!?

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