HANBOK

~Sicht Kira~

„Sie will euch Hanboks aufdrängen.", meinte er und ich brauchte kurz, um zu verstehen was er meinte, folgte der Gruppe dann aber.

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Mit einem rot schwarzen Hanbok folgte ich mit den anderen Studentinnen der Führerin der Gruppe, die uns heute das ganze Gelände des Gyeongbokgung zeigte. Sie führte uns gerade durch die offenen Tore der Mauer zu dem ersten grossen Gelände vor einer weiteren grossen Mauer und einem grossen Steinweg genau in der Mitte, die zur Mauer führte. Auch diese Mauer hatte, wie der grosse Eingang hinter mir, ein traditionelles Dach, dass in der Mitte rot und grün gefärbt war. Die Dächer waren schön grün gehalten und zu den Enden hin eher geschwungen. Die Mauer daneben war jedoch nicht wie die Aussenmauer nur aus dicken grossen, weissen Ziegelsteinen, sondern sahen mir so aus, als wären sie aus Holz gebaut. Auch diese hatten ein ähnlich aussehendes Dach drauf, worunter man stehen konnte, wenn es regnen sollte. Rote, aus Holz gebaute, Säulen stabilisierten diese Bauten. Als ich jedoch genauer hinsah, konnte ich erkennen, dass erst jetzt der richtige Eingang kam. Da ich alles so genau bestaunte, wurde ich langsamer, weshalb ich das Kleid anhob und der Gruppe hinterherrannte. Dieses Kleid war sehr unbequem, wenn man rennen musste, jedoch versuchte ich so vorsichtig wie möglich damit umzugehen, damit ich es auch ja nicht beschädigte. Wir gingen nun auf dem steinig gepflasterten Weg und ich konnte weiter vorne am Eingang bereits die Jungs sehen, die ziemlich verwirrt umherblickten.

Sie schienen uns jedoch bemerkt zu haben und nun sahen sie noch verwirrter aus, ehe ihr Blick auf mich fiel.

„Sieh mal einer an.", kam es belustigt von Taehyung und ich sah ihn genervt an.

„Du? In einem Hanbok? Das hätte ich mir im Traum nie vorstellen können.", lachte Jimin und ich boxte ihm gegen die Schulter.

„Ruhe bitte!", rief plötzlich unser Professor und ich wurde still. Er erklärte uns, dass wir das Ticket am Schalter zeigen und es dann bei uns behalten sollten. Er riet auch jedem, während der Tour äusserst gut zuzuhören und mit dem Handy Notizen zu machen, damit wir diese dann zum Lernen nutzen können.

Da ich all meine Sachen in meine Tasche getan hatte, da ich mir ja den Hanbok anziehen musste, öffnete ich die Tasche und suchte mir mein Handy und mein Ticket, doch war dies echt nicht leicht mit einem Hanbok.

„Gib her.", kam es murmelnd von Yoongi, der mir die Tasche abnahm und kurz suchte, bis er dann auch mein Handy und das Ticket weiter unten in der Tasche fand. Er reichte sie mir und machte danach den Reissverschluss der Tasche zu, ehe er diese dann auch über seine Schulter nahm und diese für mich trug. Lächelnd dankte ich ihm leise, worauf er kurz nickte.

„Dann fangen wir mal an.", begann nun die Leiterin der Tour, die uns zuvor durch das grosse Tor geführt hatte.

Nachdem wir nun auch das Ticket an diesem Tor gezeigt hatten, begann die Tour.

Wir begannen am Geunjeongjeon. Dem Thronsaal des Königs, beziehungsweise dem Ort, an dem ich Suga das erste Mal begegnet war.

„Ach, bevor ich nun anfange. Wenn ihr irgendwelche Fragen habt, könnt ihr sie mir jederzeit stellen. Im Übrigen ist mein Name San Jia.", kam es gerade von der Leiterin und wir nickten alle und danach begann sie auch schon zu reden.

Während sie redete, begann ich Notizen zu machen und versuchte gut aufzupassen, während die Jungs gebannt auf die Umgebung achteten und dabei zuhörten. Obwohl sie all dies kannten, begannen sie Fragen zu stellen, die auch mir eigentlich viel nützten, was mich überlegen liess, ob sie mir wohl helfen wollten.

„Warum stellt ihr Fragen...?", fragte ich flüsternd und Jin, der gerade neben mir stand lächelte.

„Um dir zu helfen. Du brauchst Informationen für irgendetwas Wichtiges, sonst würde doch nicht die ganze Gruppe Notizen machen.", antwortete er mir genauso leise und ich nickte verstehend, ehe ich mich danach auch schon wieder auf die Worte der Leiterin konzentrierte. Bis wir hier bei dem Geunjeongjeon ankamen, hatte es 3 Mauern und zwei grosse Plätze dazwischen, welche komplett leer waren.

Während Frau San uns die Geschichte des Geunjeongjeon-Palastes erzählte, stellte sich auch heraus, weshalb es so leer war. Denn es waren nur 40% des zuvor bestandenen Geländes. Als sie den Grund dazu sagen wollte, wurde ich hellhörig und ich zeigte dabei in die Luft, während niemand auf uns ganz hinten achtete. Sogleich bekam ich die Aufmerksamkeit der anderen.

„Schaut da hinten!", sagte ich etwas lauter, jedoch ohne dass es irgendwie stören würde. Die Jungs sahen in die Luft und fragten was ich denn sehen würde, doch versuchte ich sie bloss abzulenken.

„Da, schaut doch. Das Ding, das dort hinten fliegt.", stotterte ich und die Jungs schienen wirklich abgelenkt zu sein, während ich mit einem Ohr zu hörte, was die Frau sagte.

„Deswegen hatte man sich dann vorgenommen bis im Jahre 2010, also vor 7 Jahren, 40% des Geländes neu aufzubauen, was man auch schaffte, wie man wohl bemerkt hat. Leider wird es wohl noch sehr lange dauern, bis das Ganze jemals wieder komplett sein wird.", sagte sie und in diesem Moment, seufzte ich gespielt traurig und zuckte mit den Schultern.

„Da oben wäre ein Flugzeug gewesen, ihr Trottel.", murmelte ich und die Jungs sahen mich verwirrt an.

„Ich erkläre es euch ein anderes Mal, wenn ich eins sehen sollte.", meinte ich und die Jungs nickten und ich drehte mich um und blickte direkt auf Yoongi, der sich jedoch nicht zu mir gedreht hatte.

„Ablenkung nützt nicht bei jedem...", murmelte er und ich erstarrte. Er hatte seine Hände zu Fäusten geballt und ich konnte seine Angespanntheit komplett in seiner Haltung sehen.

„Also, gehen wir zum nächsten Gebäude!", rief Frau San und jeder folgte ihr, wie auch die Jungs, jedoch blieb Yoongi stehen und starrte auf den Boden.

„Deshalb hast du mir auf meine Frage nicht geantwortet...", sagte er völlig emotionslos und ich stand wortlos neben ihm. Ich wusste nicht, was ich darauf antworten sollte. Er hatte gerade mit anhören müssen, dass er sterben wird und mit ihm auch seine Freunde und grösstenteils die Bevölkerung.

„Kommt ihr?", fragte nun Hoseok, der vorne stehen blieb mit den anderen Jungs, die uns nun auch bemerkten.

„Ja.", sagte ich sogleich und ich sah Yoongi bittend an.

„Ist okay, gehen wir weiter.", meinte er daraufhin und sah mit seinen dunklen Augen runter. Die Narbe an seinem Auge konnte ich nun genaustens sehen und ich fühlte mich wirklich schrecklich, als ich ihn so sah.

Nachdem wir weiter gingen, konnten wir auch schon Jungkook hören, der mit der Leiterin diskutierte und die anderen, die versuchten, ihn zum Schweigen zu bringen.

Namjoon sah währenddessen amüsiert zu und hatte seine Arme dabei vor seiner Brust verschränkt.

„Sei schon still Jungkook" murrte Jimin frustriert und Jungkook sah genervt zu ihm rüber und danach wieder zu Frau San die, wie auch die anderen Studenten, verwirrt auf den Jungen blickten, der gerade Sachen aufzählte, die niemand wissen konnte. Als Frau San nun auch anfing zu diskutieren, begannen auch Jimin und die anderen reinzureden und ich versuchte mich hinter Namjoon zu verstecken, um nicht wirklich in Zusammenhang gebracht zu werden, was Namjoon bloss schmunzelnd mit ansah und sich extra vor mich hinstellte.

„Kira... Ich hätte da mal so eine Frage...", murmelte er jedoch plötzlich und drehte sich zu mir, während jetzt auch Yoongi anfing mit den Jungs und der Frau zu reden.

„Was ist denn?"

„Warum machst du das alles für uns? Die Tickets, um hier reinzukommen waren bestimmt teuer und du hast schon so viel für uns getan...", stellte er seine Frage und ich sah ihn kurz still an, ehe ich selbst eine Antwort dazu hatte.

„Ja... Es ist nicht schlimm. Ich möchte euch helfen und ausserdem scheint es euch doch zu interessieren... Eine genaue Antwort auf deine Frage kann ich nicht geben, denn ich bin selbst einfach etwas verwirrt. Hätte mir vor einigen Monaten jemand gesagt, dass ich mich in ein Universum teleportieren könnte mit einem alten Spiegel, der einfach in einem kleinen Möbelladen stand, hätte ich die Person lauthals ausgelacht.", schmunzelte ich und sah nun wieder zu den anderen, die nun Jimin am Ohr zogen, während dieser jammerte, ihn loszulassen. Der Grund dafür war, weil er wieder kurz davor war Dummheiten anzustellen, da Frau San was gegen die Könige von damals gesagt hatte, was ihm natürlich nicht gefiel.

„Doch jetzt sind wir schon hier... Das Ganze ist so aus dem nichts entstanden und die Freundschaft zu euch auch. Sieh mal die anderen Idioten da an. Sie diskutieren hier, obwohl sie wissen sollten, dass es niemand verstehen würde, doch es stört mich. Es kommt mir wirklich so vor, als würde ich euch schon eine längere Zeit kennen und mich daran gewöhnt haben eure Anwesenheit zu geniessen. Das ist mein jetziges Denken, warum ich euch helfe ... klingt das verrückt...?", als ich all das gesagt hatte, war ich doch etwas ausser Puste, da ich ziemlich schnell all dies heruntergerattert hatte, während ich nachdenklich in der Umgebung herum sah und es wirklich hinterfragte. Eigentlich hätte ich den Spiegel ohne weiteren Gedanken einfach wieder zurückbringen oder sonst wo verkaufen können. Oder ich wäre einfach nicht mehr in das andere Universum gegangen, da ich sowieso schon genug verletzt wurde, jedoch hatte ich mich ganz am Anfang dagegen entschieden... Nun realisierte ich erst wirklich, was diese Frage eigentlich bedeutete. Es war eine Frage, die wichtig war, wenn ich noch länger mit den Jungs zu tun haben wollte. Damit ich diesen Gedanken durch andere Sachen nicht vergessen würde, schrieb ich es mir neben all die anderen Notizen des heutigen Tages und legte danach das Handy weg.

„Ich denke nicht, dass es dich verrückt macht, so zu denken. Für mich ist es ähnlich komisch. Am Anfang schienst du sowieso jemandem zu ähneln, den ich kannte, was das ganze echt verrückt macht. Ich hoffe jedoch das du mir bald eine klare Antwort zu meiner Frage geben kannst.", entgegnete er mit einem Lächeln, was seine Grübchen an seinen Wangen hervorhob. Als ich wieder prüfend zu den anderen sah, konnte ich den eher panischen und völlig verwirrten Blick in dem Gesicht von Frau San sehen. Hätte ich bei der Diskussion eingreifen sollen...?

„Okay ... ähm. Ich denke, wir machen am besten weiter. Ich werde mal nachschauen, ob das stimmt.", meinte sie und machte danach weiter mit der Führung.

„Was zur Hölle haben wir verpasst?", fragte ich und Jin wandte sich zu mir.

„Sagen wir mal so... Er hat das mit den Brandmalen erwähnt und dass sie verschiedene Bedeutungen haben und dann sind wir auf immer mehr Themen gekommen." Ich schlug mir gegen die Stirn und sah danach zu Jungkook.

„Was denn? Ich habe doch bloss helfen wollen.", verteidigte er sich und ich seufzte und folgte danach der Gruppe, damit wir diese nicht noch verlieren würden.

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