K.O

~Sicht Kira~

„Höre ich das recht? Shin Hyunjin gibt mir die Erlaubnis sie zu töten, ohne zu zögern? Gut, dann werde ich das machen, wenn ich sie finde."

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Völlig erstarrt sah ich auf den Boden, während ich meinen Atem anhielt.

„Kira, komm jetzt.", flüsterte Jimin und zerrte mich an meinem Arm nach hinten und bemerkte erst jetzt, wie starr ich eigentlich war.

„K-Kira?", fragte er besorgt und ich sah mit Tränen in den Augen in die von Jimin, der mich nun sanfter festhielt.

„E-Er..." Meine Stimme brach ab und ich versuchte meine Tränen wegzublinzeln, konnte dabei jedoch nicht verhindern, dass mir eine die Wange herunter ran.

„Wir können nicht länger hierbleiben. Wir stehen hier gerade auf einem dünnen Seidenfaden, der gleich zu reissen droht.", warnte er und ich nahm einen tiefen Atemzug. Er hatte recht. Ich wusste jetzt, dass Suga wirklich ein Handy hatte und dass er den Telefonmast gebaut hatte. Dies musste reichen meine Vermutung zu bestätigen, weswegen ich nun Jimin einwilligte, aus dem Palast zu verschwinden.

Nach mehreren Malen, die wir vor Wachen ausweichen mussten, konnten wir kaum noch was sehen, da es immer dunkler wurde. Jimin hielt nicht an, hielt mich jedoch stattdessen an meiner Hand fest und zog mich hinter sich her.

„Jimin! Du hast dieses kleine Vieh tatsächlich gefunden!", hörten wir plötzlich und Jimin drehte sich um und er ergriff meine Schulter. Diese Stimme klang nach Jungkook, jedoch würde er mich niemals als kleines Vieh bezeichnen und schon gar nicht sagen, dass er mich gefunden hatte. Ich drehte mich zu Jungkook um und blickte ihm in seine dunklen Rehaugen, die mich musterten, während dabei ein teuflisches Grinsen in seinem Gesicht hatte. Gänsehaut machte sich auf meiner Haut breit, denn ich hatte kein gutes Gefühl.

Ich hörte das leise Fluchen von Jimin, der mich fester am Arm hielt als zuvor und sich anspannte.

„Natürlich. Du würdest sowas nie hinkriegen.", spielte er den selbstsicheren Macho und ich begann mich in seinem Griff hin und her zu winden, da ich nicht wollte, dass Jungkook etwas von unserer Lüge hier riechen würde.

„Dass du dich sogar so wie dieser kleine Zwerg von Yoongi anziehst, ist wirklich überraschend, aber es scheint sich gelohnt zu haben. Gib mir doch am besten dieses Misststück, damit du dich umziehen gehen kannst.", schlug Jungkook nun vor und ich wurde immer unruhiger, denn würde er mich jetzt in die Finger kriegen, würde dies nicht gut enden.

„N-Nein ist schon gut.", verneinte Jimin und wollte mich hinter sich herzerren, als Jungkook mich schon an meiner Schulter gepackt hatte. Sogleich wollte ich seine Hand wegschlagen, als er diese festhielt und ich nun einerseits von Jimin wie auch dem Jungkook aus Suga's Gruppe festgehalten wurde. Sofort sah ich zu Jimin, der jedoch zögerte, den Jüngeren zu schlagen. Es schien in seinen Augen seinen kleiner Maknae zu sein, obwohl er zu Suga gehörte, weswegen ich ihn auffordernd ansah.

„Lass los...", wisperte ich hastig, was Jimin, ohne zu zögern machte. Sofort holte ich mit meinem rechten Arm aus, und schlug mit meinem Handballen genau unter das Kinn von Jungkook, sodass sein Kopf nach hinten kippte. Er liess mich dadurch los und blinzelte einige Male, um wohl wieder klare Sicht zu bekommen. Ich liess ihn gewähren, denn als er mich angreifen wollte, zielte ich mit meinem Ellenbogen auf seinen Adamsapfel und bevor er darauf reagieren konnte, kollabierte er, doch hielt ich ihn fest. Auch ich hatte einen schwachen Punkt, obwohl er eigentlich böse war. Er war immerhin Jungkook aus einem anderen Universum und sah dementsprechend genau gleich aus, was vielleicht auch bedeutete, dass er den gleichen Charakter hatte, jedoch wurde er gegen uns aufgestachelt. Vorsichtig hielt ich ihn mit Mühe in meinen Armen und legte ihn danach flach auf den Boden, ehe mich Jimin wieder an meinem Arm hinterher zerrte und wir somit Jungkook ohnmächtig zurückliessen.

Nachdem wir endlich an der versteckten Wand ankamen, zog er hastig einen Stein wieder heraus und schob danach die Wand auf. Es erstaunte mich immer wieder, wie man in solch einem Zeitalter so etwas Komplexes bauen konnte, doch konnte ich mich nicht weiter darum kümmern, denn ich musste von hier verschwinden, bevor Jungkook aufwachte. Ausserdem kamen nun immer mehr Wachen und begannen das Gelände zu bewachen.

„Hier lang...", flüsterte er mir zu und liess mich los, damit er die Wand wieder zuschieben konnte. Danach folgte ich ihm wieder durch Büsche und Gassen. Dadurch, dass die Rüstungen der Wachen teilweise aus Metallen bestanden, konnte man diese in der Nähe hören, was uns half, diesen auszuweichen, jedoch wurde ich immer wieder panisch, als ich hörte, wie nahe diese Wachen an uns vorbei liefen und uns dabei glücklicherweise nicht entdeckten.

Als wir in sicherer Reichweite waren, beruhigten wir uns, doch blieben wir weiterhin aufmerksam. Als wir wieder im Herzen des Dorfes waren, gingen wir durch die Gassen und gleich darauf durch die Tür, die uns in das Haus führte, worin sich die Jungs versteckten. In dem Moment, in dem ich in das Versteck trat, kam all mein Stress und die Realisation, dass Hyunjin mich hinterging, hoch.

Während also Jimin die Tür hinter uns schloss, ignorierte ich ihn, ging durch die Flure und direkt in das Wohnzimmer. Sofort schmiss ich mich auf das Sofa und strich mir mit meinen Händen durch mein Gesicht und seufzte verzweifelt.

„Ihr seid zurück" hörte ich Jungkook's Stimme und zuckte zusammen, ehe ich mich wieder daran erinnerte, dass es unser Jungkookie war. Kurz danach hörte ich seine Schritte, die sich zu mir bewegten. Ich ignorierte ihn jedoch und versteckte mein Gesicht weiterhin in meinen Händen und gab keine Antwort.

„Habt ihr irgendetwas herausgefunden? Ist alles gut bei dir?", fragte er vorsichtig und setzte sich nun neben mich. Ich lehnte mich nach hinten und sah dem Jüngsten in die Augen. Er schien sofort zu sehen, dass es mir nicht gut ging und schien nicht zu wissen, wie er reagieren sollte und wie er mir helfen könnte.

„Die Person, für die ich durch Feuer gegangen wäre, hat mich tatsächlich hintergangen...", kam es aus meinem Mund, ehe ich mich selbst einfach unterbrach und spürte, wie es meine Atemwege zuschnürte und sich dabei Tränen in meinen Augen sammelte.

„Jungkook, geh aus dem Zimmer zum Schlafzimmer. Jimin wird dich aufklären. So lange möchte ich mich mit Kira alleine unterhalten.", befahl Yoongi dem Jüngsten, welcher ihn mit seinen grossen Rehaugen ansah, die voller Besorgnis zu mir und danach zu Yoongi schauten, ehe er aufstand und Yoongi und mich allein liess.

„Jimin hat mir erzählt was passiert ist...", sagte er zögernd und ich sah wieder auf den Boden.

„Er hat mit Suga geredet... Es kann kein anderer sein... I-Ich habe ihm vertraut..." Yoongi hörte mir still zu und liess mich reden. Er setzte sich bloss neben mich, während ich ihm mein Herz ausschüttete und nicht wusste, wie ich damit umgehen sollte. Ich wollte es nicht wahrhaben, dass mich Hyunjin hintergangen hatte, doch wusste ich tief im Inneren, dass er es war. Er hatte den kompletten Namen von Hyunjin genannt. Ausserdem schienen die Momente, die ich mit ihm verbracht hatte, darauf hinzuweisen, dass er sich wirklich verändert hatte.

Als ich aufhörte zu reden, nahm Yoongi mich vorsichtig in seine Arme und nun rannen mir die Tränen wie ein Wasserfall die Wange herunter. Ich war nie die Art von Mensch gewesen, die sich bei einer anderen Person ausheulte. Nicht mal bei meinen eigenen Eltern hatte ich jemals über irgendwas geredet und vor ihnen angefangen zu weinen, jedoch war die jetzige Situation etwas, was mich zutiefst verletzte und ich war froh und das Yoongi hier war.

„Mianhae... Ich bin echt schlecht im Aufmuntern.", flüsterte er beschämt und ich schüttelte den Kopf und schluchzte daraufhin ungewollt.

„Ist schon gut..."

So sassen wir nun auf dem Sofa. Ich begann meinen Atem wieder zu kontrollieren und strich mir all meine Tränen weg.

„Danke...", sagte ich und lächelte ihn sanft an. Er erwiderte das Lächeln leicht. Er fragte nochmal nach, ob es mir wirklich wieder gut ging und ich nickte sanft, antwortete jedoch, dass ich noch eine Weile brauchen werde, bevor es mir komplett wieder gut ginge. Dies schien er zu verstehen, doch schien ihm noch etwas in den Sinn gekommen zu sein.

„Kira, auch wenn es die höhere Wahrscheinlichkeit ist, dass es Hyunjin wirklich war, behalte im Kopf, dass er vielleicht auch völlig unschuldig sein kann."

Während er dies sagte, strich er mir eine Strähne, die mir wohl noch im Gesicht hing, hinter mein Ohr und nochmals dankte ich ihm. Nun bat er mich jedoch, mich hinzulegen. Etwas widerwillig stimmte ich zu, da ich wirklich Schlaf brauchte und stand deswegen auf. Yoongi beobachtete mich und hielt mich sanft fest, damit ich mit meinen wackeligen Beinen nicht umfallen würde.

Er meinte dabei, dass Namjoon das Zimmer mit dem Bett mir zu Verfügung gestellt hatte, da er sich wie die anderen Sorgen machte. Als ich jedoch fragte, was mit ihm und den anderen war, meinte er, dass ich mir keine Gedanken darüber machen soll.

Somit führte er mich in das Schlafzimmer.

„Schlaf dich gut aus. Morgen werden wir planen,wie wir Taehyung holen gehen.", riet er mir und als Antwort nickte ich. Danach ging er mit einem kleinen Lächeln aus dem Zimmer und liess mich im nun dunklen Zimmer zurück. Von dem kleinen Fenster kam das Licht der Strassenlaternen in den Raum und seufzend legte ich mich hin und schloss meine Augen.

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