Kapitel 10: Die Anderswelt

Hui, du machst aber ganz schön spannende Geschichten jetzt rein. Ich dachte, du beschreibst jetzt jedes Buch, was du jemals gelesen hast. 

Ich weiß, Merlin, ich weiß, schön, dass ich dich nach all den Jahren unserer Freundschaft nach wie vor überraschen kann. 

Es war mein dreizehnter Geburtstag, als ich sie endlich in den Händen hielt. Meinen ersten Kosmosbeutel und meinen ersten Kommunikationsstein. Der Kommunikationsstein, umgangssprachlich Kommi genannt, war jadegrün, glatt und rund, mit einen Loch in der Mitte, an ihn hing ein Talisman in Form eines Wolfes. Mein Grinsen übertraf sämtliche Erwartungen meines Meisters. 

„Ich habe zwar gewusst, dass du dir so einen wünschst, aber dass du so aus dem Häuschen sein würdest, damit hätte selbst Moon wahrscheinlich nicht gerechnet und er war der Meister der Weissagung."

Wir feierten zu Hause mit Freunden ihren Meistern. Sogar Thorsten war anwesend, ich arbeitete viel mit ihn zusammen, als Botschafter von Harus und den Highlands war das auch meine Aufgabe. Wir hatten mittlerweile eine gute Zusammenarbeit mit ihnen. Kalli kam zu mir, mit einen selbstgemalten Bild in der Hand. Da waren sie, Thalia und ich drauf, wie wir zusammen Hände haltend auf einer schönen Wiese standen. 

„Hier für dich Loki!"

„Danke, Kalli, das ist wunderschön."

Sie strahlte mich wie die Sonne an. Danach stellte Ignis ihre weltberühmten Dreifachschokoladenkekse hin und wie aßen ein paar. Wir unterhielten uns, naja, die Erwachsenen unterhielten sich, meine Wenigkeit schlich sich nach oben. Ich war kurz davor ein Portal in die Anderswelt in meinen Kleiderschrank zu öffnen. Warum da, fragt nicht, ich habe irgendeine Tür gebraucht, daher dass es außer der Badezimmertür und der Haustür in diesem Haus keine einzige Türe gab, weil Merlin eine Phobie gegen diese Dinger hat, fragt da auch bitte nicht genau nach dem Warum, es gibt kein Warum, musste ich improvisieren, ich hatte keine Lust, wenn Merlin aufs Klo will, Anschiss zu kassieren, weil er urplötzlich in der Anderswelt steht. Meine Nixe, mittlerweile hatten wir sie Perla genannt, schwamm vergnügt in ihren Aquarium hin und her. Wahrscheinlich wusste sie, dass sie Rulan demnächst wiedersehen würde. Auf jeden Fall ich öffnete den Schrank, als Roro durch den Vorhang geflogen kam, gefolgt von meinen Freunden. 

„Sollte der Ehrengast nicht unten auf der Party sein?"

Fragte Atrien und klopfte mir auf die Schulter. 

„Nicht, wenn der Ehrengast kurz davor ist, einen der größten Durchbrüche seines Lebens zu vollenden."

Mitten im Satz öffnete ich meine Schranktür und präsentierte einen hellblauen, noch etwas durchsichtigen, Strudel. 

„Wow…"

Brachte Atrien als einziges heraus. Thalia sah den Strudel gebannt an und Noman kannte das Ding schon. Wir waren beide mittlerweile bei Lektion 7 und arbeiteten oft zusammen, er war etwas frustriert, weil sein Heilmittel gegen Schatten mach wie vor in den Kinderschuhen steckte, während mein Projekt fast fertig war. Er zeigt es nicht offen, aber man merkte es.

„Was brauchst du jetzt noch?"

„Ich weiß es nicht, das letzte Kapitel heißt nur warten, ich weiß nicht was Rulan mir damit sagen möchte."

Erklärte ich. 

„Wer ist überhaupt dieser Rulan?"

Ach ja richtig, die Beiden wussten nicht, wer genau ich war. 

„Ist nicht wichtig für euch, ist so eine Hohe Magier Sache, in die wir beide mitreingezogen wurden."

Redete sich Noman für uns Beide raus. Es war kurz ruhig zwischen uns vieren, bis Atrien aus seiner Tasche eine Flasche Sjn holte. 

„Wer will?"

Thalia sah ihn an, als hätte er gerade eine Waffe gezogen. 

„Hast du sie noch alle! Loki ist erst dreizehn!"

Schimpfte sie, ich hingegen holte ein paar Gläser aus meinen aus Büchern gebautem Bücherregal und sagte:

„Immer her damit, wir haben schließlich was zu feiern."

Thalia sah mich so an, als wäre ich nicht ganz dicht. Tja, sie kannte nicht alle meiner Fassetten, auch wenn sie gerne mal so tat. Atrien schenkte uns allen was ein, wir setzten uns auf meinen Teppich und tranken. Die Stimmung war gut, sogar Noman hatte sich wieder eingekriegt. 

Loki! Wo bist du, wo hast du dich versteckt! Du bist fällig! Alkohol, mit dreizehn ich glaub es hakt bei dir!

So, nachdem ich mich jetzt erstmal gut vor Merlin versteckt habe, wie ging es weiter, ich würde das ja sicher nicht aufdecken, wenn es nicht wichtig wäre. Thalia wurde sehr kuschelig, wenn sie leicht an getütert war. Sie setzte sich auf meinen Schoß und lehnte sich an mir an. Mir war das normalerweise unangenehm, aber leicht angetrunken hielt ich es aus. 

„Bitte nicht vor uns, Mädels…"

Klagte Noman angetüttert. Roro hatte auch getrunken und flog gerade zehntausend Runden durch mein Zimmer. 

„Was die Mädchen können, können wir schon lange."

Sagte Atrien und küsste Noman volle Kanone auf den Mund. Thalia und ich sahen ihn an, wir wussten zwar, dass vielleicht oder vielleicht auch nicht, die Beiden was hatten, aber so einen leidenschaftlichen Kuss hätte keiner erwartet, wahrscheinlich noch nicht einmal der Geküsste selbst. Das merkte man auch an seiner Miene. Sogar meine Eule fiel von der Decke, weil er vergessen hatte mit den Flügeln zu schlagen. 

„Wussten wir es doch."

Sagten Thalia und ich. Noman steht auf beide Geschlechter, Atrien war ich mich persönlich nicht sicher, ob A und oder B. Atrien sah Noman verliebt an, leider erfuhr ich später, dass er Noman sehr schlecht behandelte. Plötzlich vernahmen meine Ohren ein leises Klopfen. Perla klopfte panisch gegen die Scheibe. Ich bewegte die betrunkenen Augen zu ihr und sie deutete hastig auf meine Schranktür, also versuchten sie ihre zu folgen und sahen über meine Schulter. Die beiden entdeckten etwas, was mit das Blut in den Adern gefrieren und mein Herz klopfte im Marschschritt. Sie stand einen Spalt weit geöffnet. Schlagartig war ich nüchtern, vorsichtig setzte ich Thalia von meinem Schoß. Sie sah es auch, die Jungs waren auch bei mir. Langsam und vorsichtig näherte ich mich der Türe und ließ Abendrot mit Staterio in meine Hand schweben. Vorsichtig öffnete ich die Türe und sah, dass das Portal gewachsen. 

„Das ist komisch, dieses Portal sollte eigentlich nicht wachsen. Schließlich ist es in einem kleinen Schrank gefangen."

Noman stellte sich zu mir und sah es auch genauer an. 

„Es scheint durch irgendetwas am anderen Ende des Portals beeinflusst zu werden."

Überlegte er. Roro rappelte sich auf und setzte sich auf meine Schulter. 

„Riechst du was?"

Fragte ich ihn, wohlwissend, wie gut seine Nase war. Er schüttelte aber missmutig den Kopf, also nahm ich meinen ganzen Mut zusammen und streckte die Hand aus und berührtem das Portal, ohne einzudringen. 

„Loki, was machst du?"

Langsam und Stück für Stück nahm ich die Aura des Portal in mich auf, um vielleicht einen kleinen Einblick ans andere Ende zu erhaschen. Es war komisch. Ein Portal hatte zwar wie jeder Gegenstand eine Aura, aber diese unterschied sich immer von der Menschen, Magier oder Tiere, meistens erspürte man die verbliebene Restaura von Lebewesen, welches den Gegenstand berührt hatte. Dieses hier war wie ein lebendiges Wesen, es fühlte und strebte danach größer zu sein. Irgendjemand hatte ihn eine primitive und doch reife Intelligenz gegeben zu haben, aber wer? Plötzlich spürte ich eine Hand, die sich vorsichtig auf meine Handfläche legte. Meine Augen rissen sich auf und ich zog die Hand zurück. 

„Loki, was ist los?"

„Da steht jemand und flößt dem Portal eine Art Leben ein, ich weiß es hört sich unglaublich und unfassbar an, aber ich denke, da ist jemand, der weiß, was ich vorhabe."

Noman versuchte das alles zu erfassen. So richtig nüchtern war er nach wie vor nicht. 

„Warte, du willst damit sagen, das Portal lebt? Es ist ein Gegenstand, es kann nicht leben."

„Das ist mir auch klar, aber es strebt danach größer zu sein. Und jemand, mit dem ich gerade Körperkontakt hatte, beeinflusst es von der Anderswelt heraus."

Nomans trunkenes Gehirn versuchte das alles zu verarbeiten, während Atrien und Thalia schon längst abgeschaltet hatten. 

„Da steht jemand?"

Erst da merkte auch mein alkoholverschleiertes Gehirn, was es da gerade von sich gegeben hatte und wie verdammt gruselig es eigentlich war. Ich sah mit weitaufgerissenen Augen zum blauen Strudel. Es fehlte nur noch, dass jetzt die Hand aus dem Strudel kam und nach uns griff. 

„Loki, das ist übel. Vielleicht sollten wir die Schranktür mit Pentibusutris verschließen."

Im selben Moment brach das Portal endgültig aus meinen Kleiderschrank und stieß einen grellen, weißen Blitz aus. Aus Reflex schlossen wir die Augen und hielten uns die Arme über die Augen. Als dieser komische Vorfall vorbei war, war das Portal wieder auf seine ursprüngliche Form zurückgewachsen und wir standen nach wie vor in meinen Zimmer. Zusätzlich schien diese Intelligenz erloschen zu sein. Alles schien auf den ersten Blick normal zu sein. 

„Das war komisch…"

Sagte Thalia und stand auf. Wir wollten runter gehen, um nach den Erwachsenen zu schauen. Mittlerweile waren wir wieder einigermaßen nüchtern, so ein Vorfall machte einen auch schlagartig nüchtern. Unten angelangt fanden wir unsere Meister und die anderen Besucher in völliger Perplexität vor. A-Lyn hingegen stand mit ihren Schwert am Fenster und sah hinaus, während ihre Zwillingsschwester sich die anderen Partygäste ansah. A-Lyn war als Einzige eher auf Attacke. Sie drehte sich zu mir und entdeckte Abendrot in meiner Hand. 

„Du hast es also auch gemerkt?"

„Was gemerkt?"

Fragte ich unwissend und sah mich genauer um. 

„Ihr seid also nicht von dieser komischen Perplexität betroffen, die anderen Starren und sabbern vor sich hin."

Stellte Alezsa fest und dreht sich auch zu uns. 

„Dieser Blitz hat uns in eine andere Welt geschickt, der Übertritt hat den Meistern geschadet, sie sind letalgisch und ich denke, sie haben hohes Fieber."

Erklärte Alezsa. Da merkte ich es erst, was passiert war, das Portal hatte uns alle in die Anderswelt ohne, dass wir es eigentlich wollten, dieser Druck auf meiner Brust wuchs, als meine Freunde hinter mir Panik bekamen, außer Noman. Ich bewundere ihn bis heute noch dafür, er versuchte ruhig zu bleiben und schaute sich die Erwachsenen genauer an, als angehender Arzt war das die größte Stärke, die man in so einer Situation brauchte. Wir wussten genau, warum wir hier eigentlich nicht ohne Meister sein wollten. Day Light und Nightmare waren hier gefangen, hier hatten die hohen Geschwister sie beide verbannt. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass uns Midnight hierhergebracht hatte, dass er es war, mit dem ich Körperkontakt hatte. Kalli hatte sich an Alezsa Kleid gehangen und hatte Angst. Sie riss sich los und umarmte mich als nächstes. 

„Loki, was ist hier los? Werden Merlin und Ignis je wieder aufwachen?"

Quickte sie, ich legte meine Arme um sie und tätschelte ihren Rücken. Sie weinte bitterlich, aber ich sagte ihr, dass alles gut werden würde und bat Thalia darum, sich ihrer kurz anzunehmen, während ich mit A-Lyn und Alezsa allein kurz reden wollte, um sie über die Lage, und über meine Vermutung, aufzuklären. 

„Wer ist bitte schön in der Lage ein Portal intelligent zu machen, generell wer weiß von deinem Portal?"

Fragte sich Alezsa, trotz der Gefahr, nach draußen zu gehen, beschloss ich:

„Ich nehme Abendrot und gehe nach draußen. Allein."

Sie sahen mich beide an, als hätte ich etwas komplett Wahnsinniges von mir gegeben. A-Lyn drehte sich um, griff nach Merlin Mantel und zog Flixia heraus. 

„Vergiss es, wenn dir was passiert, bringt mich Merlin um."

Sagte wir beide wie aus einem Mund. A-Lyn war wie eine Tante für mich und Kalli, diese verrückte Tante, die einen heimlich Alkohol zusteckte, natürlich war auch Alezsa wie eine Tante für uns, aber sie war eher diese liebe und brave. A-Lyn war aber auch die zukünftige Hüterin des wiedergeborenen Moons. Der Nachterlöser, wie wir ihn nannten, der Moon einmal seine Kräfte wiedergeben sol. Alezsa war das gleiche, nur auf den Tag und somit auch auf Solar bezogen. Deswegen war es an allen Magiern, die Beiden zu beschützen. 

„Vergiss es A-Lyn, du bleibst hier."

„Tse, wenn du denkst ich lass mir einen Kampf entgehen, kennst du mich nicht genug."

Alezsa griff ihre Schwester an der Schulter und versuchte sie davon abzuhalten rauszugehen. 

„A-Lyn, Loki hat Recht."

„Du hältst deine Klappe, Alezsa, ich bin hier derzeit mit Rang Neun die höchste Magierin in diesen Haus. Danach kommst technisch gesehen du, aber du bist ja zu feige, um zu kämpfen und dann kommt Loki mit Rang sechs. Also gehen sie und ich da raus und damit Ende der Diskussion. Schlimm genug, dass wir auf keine einzige Mission gehen dürfen, aber ich würde es mir nicht verzeihen, wenn Loki da draußen was passiert."

Innerlich verdrehte ich die Augen, es war immer dasselbe mit A-Lyn. Sie war eine exzellente Kämpferin, wir trainierten oft zusammen, aber sie war stur wie ein Esel und ließ sich nur äußerst selten von etwas abbringen, also ließ ich sie gewähren. Zusammen verließen wir das Haus. Wir waren auf einer gigantischen Wiese. Ich sah mich um, weit und breit keine Spur von irgendwelchen Leben. 

„Sollen wir ein Stück rausfliegen?"

Fragte sie mich. 

„Nein, ich weiß nicht, was hier so alles in der Luft herumschwirrt. Außerdem wissen wir nicht, wie sich diese Welt auf unsere magischen Fähigkeiten auswirkt. Es könnte sein, dass wir nach zehn Minuten wie Steine vom Himmel fallen und gar nichts mehr beschwören könnten."

Sie gab mir leise recht. Das Grass war wahnsinnig hoch, es ging mir fast bis zur Hüfte. Mich gruselte es bei der Vorstellung, welche Tiere in diesen Gras lebten und wie giftig sie sein könnten. 

„Was für eine schöne Landschaft…" 

Sagte A-Lyn sarkastisch. Stimmt, weit und breit war nur eine weite Ebene. So hatte ich mir die Anderswelt nicht vorgestellt. Ich stimmte ihr leise zu und merkte eine leichte Vibration unter meinen Füßen, daher, dass ich wahnsinnig angespannt war, war mein erster Gedanke, dass dieses Gefühl reine Einbildung war. Als mir A-Lyn das Gegenteil bestätigte, sie spürte es nämlich auch, und A-Lyn war nie vor einem Kampf angespannt, wurde ich doch dann angespannt. Ich sah mich vorsichtig um und sah am Horizont, durch die untergehende Sonne, Gestalten auf uns zu kommen. Menschenähnliche Kreaturen auf Pferden. Ich packte A-Lyn und zog sie in Richtung Haus. Wir waren ein paar Meter doch schon gekommen, das Haus war ungefähr so groß, wie mein Daumen. A-Lyn lief neben mir, auch sie hatte die Bedrohung gesehen. 

„Glaubst du, die können das Haus mit sich reißen!"

„Ich weiß es nicht."

Sie waren schnell und kamen immer näher. Mittlerweile erkannte ich auch, wer auf den Pferden saßen, beziehungsweise, wer diese Kreaturen waren. Es waren Zentauren. In Elystria gab es nur wenige von diesen Wesen, aber diese wenigen hatten ausgereicht, um mal kurz die Präfektur Nippon vollkommen auf den Kopf zu stellen und zu zerstören. Thorsten war gezwungen, die Zentauren auszurotten, sie hätten beinahe die Präfektur Sebteka, seine Heimat, auch komplett zerstört. Diese Wesen waren zwar intelligent, aber brutal und ohne Reue, zumindest die, die in Elystria eingefallen waren. Aber auch diese schienen kein „Stopp, hier gehen Fußgänger" zu kennen. Oh Moon, das würden wir nicht schaffen, naja, einer würde das nicht schaffen, ich ließ mich hinter A-Lyn fallen. Das Haus war noch gute fünfzig Meter weg, die Zentauren nur noch zwanzig, also setzte ich eine Technik ein, die Ictusa verstärken würde. Rulan hatte in seinem Buch an mich, mir eine Technik mitgegeben, wie ich aus Tag, Nacht und Dämmerung kurzzeitig Kraft schöpfen konnte und somit Zaubersprüche um ein zehnfaches, wenn nicht sogar mehr, verstärken. Ich durfte das nur nicht oft einsetzen, da es meine Seele zerreißen könnte. Also setzte ich meinen Plan, A-Lyn mit Ictusa auf die Veranda zu schlagen, in die Tat um, beschwor aber sofort mein Seelenwesen, damit er mich schützen konnte. Mein Körper ging auf die Knie, und ich hielt meine Hände schützend über meinen Kopf, er legte sich über mich und ich spürte, wie diese Kraft der Zentauren auf uns einwirkte. Diese Dinger waren riesig, allein der Pferdeteil betrug in Schulterhöhe fünf bis sieben Meter, mit dem Menschenanteil konnten die mal gut und gerne zehn Meter hoch werden, und diese atemberaubende Geschwindigkeit! Bei genauerem Forschungen stellten Merlin und ich fest, dass sie bis zu zweihundert Kilometer pro Stunde zurücklegen konnten. Zu Fuß! Ich rollte mich zusammen und der Wolf drückte sich immer weiter über mich. Nach ein, zwei Minuten war alles vorbei und ich kroch unter dem Wolf hervor, den ich sofort verschwinden ließ. A-Lyn stand auf alle vieren, die Augen weit vor Schreck aufgerissen. 

„A-Lyn, geht es dir gut?"

Sie sah neben mich. Da stand ein Zentaur mindesten fünfzehn Meter hoch. Er streckte mir seine Hand hin, die ich zögerlich nahm, und zog mich wieder auf die Beine. 

„Verzeih meinen Leuten, der Ruf der Wildnis hat sie gepackt. Machs Gut, kleine Magierin."

Sagte er und preschte von dannen. Mein Herz klopfte noch wie wild. Das Grass war jetzt niedergedrückt worden. 

„Heilige Scheiße, was war das?"

Fragte A-Lyn, als ich ihr aufhalf. 

„Der Grund, warum ich dich da eigentlich raushalten wollte."

Die anderen standen am Fenster, Kalli sah mich an, als wäre ich ein Superheld. Wir betraten kurz das Haus, um uns von diesem Schreck erholen zu können. 

„Was machen wir jetzt?"

Fragte Alezsa. 

„Rausgehen ist gefährlich. Fliegen könnte auch gefährlich werden. Es scheint aber niemand in der Nähe zu sein, der gefährlich werden könnte. Das Haus steht noch nach diesen Überfall, nenn ich es mal, lasst uns erstmal schauen, dass wir die Meister heilen."

Schlug A-Lyn vor. Dagegen konnte ich nichts einwenden. 

Habe ich dich!

Merlin halt, bevor du mich tötest, ich bin gerade dabei den Leuten zu sagen, was für ein glorreicher Meister und Held du bist!

Schleimen bringt bei mir nichts, das wars mit der Geschichte von Loki!

Puh, Merlin hätte mich beinahe geschnappt, dass man sich wegen ein wenig Alkohol so aufregen kann. Jetzt da ich mich erneut in Sicherheit gebracht habe, wie ging es weiter. Ach ja richtig, wir bauten im ersten Stock ein Nacht- beziehungsweise Krankenlager auf und versetzten die Meister mit dem Dorminates Schlaffluch in einen tiefen Schlaf. Noman konnte bisher keinen Grund für das plötzliche hohe Fieber der Meister finden. Für diejenigen, die noch bei Bewusstsein waren stellte ich ein paar Klappbetten in die zweite Bibliothek. Alle gingen schlafen, ich hingegen setzte mich ans Küchenfenster, mit einen Glass Saft in und einen Notizbuch und beobachtete erstmals die Anderswelt. Ich hatte das Erlebnis des Nachtmittages schon reingeschrieben, in der Nacht wollte ich mir mal den Sternenhimmel und vielleicht auch das ein oder andere nachtaktive Wesen ansehen. Aber ich ließ mich ein wenig ablenken und zeichnete alles, was ich erlebt hatte, in das Buch. Roro kam angesprungen und setzte sich auf meinen Schoß. Meine kleine Eule war mindestens genauso wissbegierig wie ich und würde jetzt vor Aufregung nicht schlafen können. Gerade war noch blaue Stunde, da passierte nichts Aufregendes. 

„Was hier wohl alles nachts passiert?"

Fragte er sich und machte es sich wie eine Katze auf meinen Schoß bequem. 

„Vielleicht wird hier gar nicht passieren."

Erinnerte ich ihn. Ich legte mein Notizbuch trotzdem auf den Rücken der Eule ab und sah weiterhin hinaus. Die Sonnen, ja vier, um genau zu sein, gingen bald unter, zehn Minuten ungefähr. Ich gähnte kurz, es war ein anstrengender Tag gewesen. Das Grass hatte sich von den Zentauren Überfall erholt und stand kerzengerade vor dem Haus. Dann öffnete sich der Vorhang für die Nacht. Die Nacht fühlte sich hier das erste Mal vertraut an. Nun wusste ich, wie sich Nachtmagier fühlten. Es war atemberaubend. Als ich Sterne erwartete tauchten plötzlich bunte, tanzende Lichter am Abendhimmel auf. Das Graß veränderte sich in pinke Anemonen und die Lichter strahlten in allen möglichen Farben. Roro und ich sahen uns an und wir wussten, da müssen wir raus. Von den Treppen kamen meine Freunde, Kalli und die Schwestern von Merlin. Sie hatten die gleiche Idee wie ich und Roro. Sofort nach draußen und sich alles genauer anschauen, doch sobald ich einen Fuß in das Grass setzte, leuchtete es noch heller auf. Dann war all der Forschungsdrang vergessen und wir rannten durch das Gras, spielten fange und tanzten. Über uns führten die Lichter einen wunderbaren Tanz auf. Es war ein wunderbarer Moment, ich machte Bilder mit meinen neuen Kommunikationsstein. Wenn Merlin das sehen könnte, er würde toben vor kindlichen Drängen. Ich legte mich ins Grass, etwas außer Atem, und Kalli sprang mir in den Bauch. 

„Das ist so schön, Loki!"

„Ja…"

Sagte ich und nahm sie in den Arm. Meine kleine Schwester legte sich auf mich und sah mit einem Auge hoch in den Himmel. 

„Loki, was sind diese Farben?"

Fragte sie und drehte sich ganz auf mir um, damit sie noch besser in den Himmel schauen konnte. 

„Ich glaube Kalli, dass das die Sterne hier sind. Die Anderswelt ist wie der Name sagt, anders als unsere."

Erklärte ich, doch Kalli war gefesselt vom Anblick der Lichter. Die anderen legten sich in einen Kreis neben uns. 

„Kaum zu glauben, dass wir vorhin noch beinahe gestorben wären."

Bemerkte A-Lyn. 

„Erstaunlich, in der Tat."

Ergänzte ich und sah nach oben. Meine Augen waren mittlerweile geschlossen, als Kalli mich antippte.

„Loki, die Lichter kommen her."

Ich tat das als kindliche Fantasie ab und wollte weiterträumen, doch auch ich merkte, die Lichter kamen näher und ich sah wolfähnliche Kreaturen in ihnen. Nein, die Kreaturen waren das Licht. Mein Körper war augenblicklich wieder in Alarmbereitschaft und ich wies die anderen an:

„Wir müssen sofort in Deckung gehen!"

Die anderen hatten nichts dagegen, als auch sie bemerkten, wie die Lichtwesen immer näherkamen. Wir setzten uns hinter das Geländer der Veranda und sahen den Wesen beim Landen und beim Ruhen zu. Nachdem die Lichtwesen vom Himmel herunter geschwebt waren, sahen wir den echten Nachthimmel der Anderswelt. Wir sahen keine Sterne, wie bei uns, wir sahen die Planeten, Sternennebel und weit entfernte schwarze Löcher. Es wurde auch schlagartig doppelt so kalt, wie zuvor. Wir beobachteten sie, bis ein größerer Wolf landete. Ein geflügelter, dunkelblauer Wolf, mit Sternenverzierungen und Vollmond auf der Stirn. Das war Moon. Als die Negativen beide töteten verwandelten sie sich in ihr Seelentier, den geflügelten Wolf und rissen sie mit in einen Status Quo, in dem keine Partei ihre Magie richtig nutzen konnte. Danach, so heißt es in den Legenden, seien sie mit ihnen in ein fremdes Land ins Exil gegangen. Wir dachten, dass sie ewig gegen Nightmare und Day Light kämpften, doch nun war uns klar, wie sie ihre Gegenteile in Schach hielt. Er sah direkt zum Haus und schnupperte. A-Lyn wirkte angespannt, sie ahnte, dass sie es war, die er sehen wollte, um ihr ein Kind aufs Auge zudrücken, ihre Wortwahl. Ihr ahnt wahrscheinlich, wie sie zu ihrer Bestimmung stand. Sie nannte sich selbst eine Unmutter, die Hüterinnen sollten ja schließlich wie welche sein, sie hingegen hatte noch nie ein Kind gesehen und mütterliche Gefühle entwickelt, ganz anders als Alezsa, die jedes Mal wie ein Honigkuchenpferd strahlte, wenn man erwähnte, was in der Zukunft mit ihr geschehen würde. Doch als Moon näher trat verlangte er nur eine:

„Ambera?"

Meine Freunde sahen mich an, während Alezsa und A-Lyn eher fragend hineinsahen. Sie wussten nicht, dass ich eine Jeevah war. 

„Ambera, bist du das?"

Wusste er nicht, dass Ambera an seiner Seite starb? Seine frisch vermählte Ehefrau? Ich beschloss aufzustehen und mich zu zeigen. Ich sah kurz, wie er aufzuckte, dann aber sah er, dass ich nicht Ambera war, verlor aber nicht die Hoffnung, stellte sich auf die erste Treppe, die hoch zur Veranda führte, und verwandelte sich plötzlich in einen Menschen. In Moon. Meine Knie wurden weich, meine Freunde saßen da, als wäre der Allmächtige, in unseren Sinn war er auch allmächtig, gerade vor uns erschienen, und das auch noch in bürgerlichen Klamotten. Moon hatte lange, sehr lange, dunkelblaue Haare, hellblaue Augen und ein sehr attraktives Gesicht, trotz der Pigementierstörung Vitiligo. Er war sehr weise und klug, steckte aber im Körper eines siebzehnjährigen jungen Mannes, mit Augen, die die Welt sehen wollten. Er nahm meine Hände und fragte:

„Bist du dann mit ihr verwandt? Lebt sie doch noch? Bitte Mädchen, sag es mir."

Ich seufzte, lange hätte ich mein Geheimnis vor Alezsa und A-Lyn eh nicht mehr wahren können, von daher, scheiß drauf:

„So halb, mein Name ist Loki Esyia Woods, ich bin aber als Loki Esyia Jeevah auf die Welt gekommen. Ambera lebt leider nicht mehr, sie ist an eurer Seite gestorben. Aber ich bin ihre Großnichte."

Ich glaube, ich habe Moon kaputt gemacht, er sah mich total erschlagen an. 

„Dann hat sich also die Jeevah Familie wieder auf unsere Seite gestellt?"

Der Junge war etwas schwer von Begriff. Und das war der große Moon… 

„Das ist auch eine sehr lange Geschichte, wenn Sie wollen, erzähle ich sie Ihnen im Haus."

„Du kannst mich duzen, und ich habe zwei Stunden Zeit, bevor ich wieder gehen muss."

Mit einer einfachen Handbewegung befahl er seinen Lichtwölfen, sie sollen wieder fliegen und die Lichter erhoben sich wieder in den Himmel. 

„Okay, willst du einen Tee?"

„Es wäre mir eine Ehre, endlich wieder Tee trinken zu dürfen."

Wir betraten das Haus, eine Masse aus verblüfften Magiern hinter uns. 

Du hast Moon getroffen!

Woher kommst du den plötzlich! Das ist der offizielle Geheimraum eines jeden hohen Magier! Außerdem habe ich Moon öfters getroffen, das weißt du doch! 

Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg, ich häute dich nicht, wenn du mir jede Einzelheit deines Treffens mit Moon beschreibst. 

Du kennst ihn mittlerweile, tu nicht so!

Moon saß auf dem Sofa und sah sich interessiert um. Er war viel zu groß für das Sofa, aber es schien ihm nichts auszumachen, er hatte auf jeden Fall nicht das Verlangen sich ein wenig kleiner zu machen. Er nippte etwas an seinem Tee. Ich hatte fertig erzählt, er sah begeistert aus, während Alezsa schockiert war, ihre Schwester aber sah mich voller Stolz an. 

„Das ist so schön…"

Sagte Moon lächelnd. 

„Du und deine Schwester ihr seid das, für was die Familie Jeevah stand, ihr seid uns nach wie vor treu und das freut mich so sehr."

Sagte er und grinste mich an. 

„Wartet mal kurz also sind Loki und Kalli Negative?"

Fragte Alezsa, der Name Negative stach richtig in meiner Brust, vor allem, weil es von Alezsa kam, die ich sehr mochte, doch meine Freunden und A-Lyn gingen direkt dazwischen und pfiffen sie zusammen. Egal ob zukünftige Hüterin oder nicht, so durfte niemand mit mir oder meiner kleinen Schwester reden. 

„Egal ob Jeevah oder nicht, ich finde Loki supermutig und ihre Flucht beweist, warum die Familie Jeevah einst die Lieblingsfamilie von meiner Schwester und mir waren."

Moon lächelte stolz. Aber Alezsa sah nach wie vor sehr unsicher aus. Also sagte ich:

„Alezsa A-Lyn, daher, dass euer Vertrauen mir gegenüber wahrscheinlich etwas erschüttert, wurde",

A-Lyn sah mich an, als hätte ich etwas unmögliches von mir gegeben, sie hatte nie Misstrauen mir gegenüber. 

„Würde ich vorschlagen einen Seelenschwur mit euch zu vollziehen."

A-Lyn und meine Freunde sahen mich so an, als wäre ich verrückt. Für euch zur Information, ein Seelenschwur bindet die Seele eines Magiers an ein Versprechen. Meines war es, die Beiden unter allen Umständen zu beschützen. Sollte ich dieses Versprechen nicht einhalten, würde meine Seele schnell und schmerzlos auseinandergerissen werden. Alezsa schien zufrieden zu sein, mit meiner Entscheidung, A-Lyn jedoch war eher empört, sie lasse sich doch nicht von einen kleinen Kind beschützen! Hallo, ich war kein Kind mehr! Ich war dreizehn. Aber zum Wohle ihrer Schwester willigte sie schließlich doch ein, jedoch mit einer Bedingung:

„Ich lass mir ganz sicher nicht nachsagen, ich lasse mich von einer dreizehnjährigen beschützen. Ich schwöre dasselbe auf dich. Aber lass es uns abändern. Ich bin mir sicher keiner von uns Beiden will sterben, also lass es uns etwas mildern, so dass wir nur Kopfschmerzen empfinden, wenn wir ihn nicht einhalten können."

Ich stimmte den zu. Das war eine Sache von einer Minute, man legte seine Hände aufeinander und versprach es sich. Auf jeden Fall war Moon ganz aus dem Häuschen. Er war schon lange nicht mehr unter Magiern gewesen und wollte, dass wir ihm erzählten, was in Elystria vor sich ging. Als aber dann mein Portal zur Sprache kam, damit auch unsere Sorgen, bestand er darauf, es zu sehen. Also gingen wir hoch, er musste sich ganz schön bücken, aber er kam unbeschadet oben an und schaute sich das Portal an. Er lächelte als er sah, wessen Werk das war. 

„Du und Rulan seid Beide sehr stark, auch für Dämmerungsmagier. Er hat euch hierhergebracht, keine Sorge um Nightmare und Day Light, die halten meine Schwester und ich fern, das ist das Einzige, was wir noch tun können"

Meinte er mit ein wenig Bedauern in der Stimme. 

„Aber warum hat er unsere Meister ausgeschaltet."

„Rulan ist wahnsinnig schüchtern und skeptisch gegenüber anderen, vor allem gegenüber Erwachsenen, was ironisch ist, da er eigentlich älter ist als die Mehrheit eurer Meister. Zusätzlich waren zwei Meister hier, zwei hohe Magier und der Höchste war zu allem Überfluss auch noch da. Ich würde vorschlagen, ihr lasst eure Meister schlafen, bis ihr wieder zurück seid."

Wir nickten. 

„Ich habe nur noch eine halbe Stunde, dürfte ich vielleicht kurz mit Loki allein reden."

Bat er meine Freunde und sie verließen mein Zimmer. Sofort wurde ich aufgeregt, euphorisch, was hatte Moon wichtiges mit mir, mir, zu bereden? Er sah zu Perla die schlief. 

„Du bist ihm also auf den Versen gewesen. Ach, mein kleiner Rulan, er war wie ein Sohn für mich und Ambera. Am meisten vermisse ich ihn und sie."

„Du musst wahnsinnig einsam sein."

„Ich habe mein Rudel Kleinwächter, die mit mir die Nacht beschützen, aber ja… ich sehe ihn ab und dann in seinem Dorf schlafen, aber er weiß nicht, dass wir hier sind."

„Du weißt, wo er lebt?"

Er nickte nur, wechselte dann aber das Thema:

„Loki, ich weiß, dein Herz gehört bereits jemand, und sehe das bitte nicht als Anmachversuch. Aber Ambera und mir war der erste Tanz auf unserer Hochzeit leider nicht vergönnt. Wärst du vielleicht bereit mit mir…"

Zu Tanzen! Ich konnte keinen Schritt! Moon meinte das aber ernst, todernst. Es ging mir nah, er war nie dazu gekommen, seine Liebste im Tanz zu führen. Also nickte ich, sagte aber im selben Atemzug:

„Ich kann aber wahrscheinlich nicht einmal ansatzweise so gut tanzen, wie Ambera."

Er lächelte, verneigte sich höflich vor, streckte seine Hand aus und meinte:

„Wie kannst du das Wissen, ohne es jemals ausprobiert zu haben."

Ich war wie ausgewechselt. Ich knickte leicht vor ihm und nahm seine Hand. Wir tanzten und es war, als… hätte ich Flashbacks von einer Hochzeit. Meiner Hochzeit, aber es waren weder Moon noch Thalia. Es war eine junge Frau, sie war ungefähr Zwanzig, sie hatte grüne Haare und war wunderschön. Ich kannte sie noch nicht, aber trotzdem war sie mir schon so vertraut. Sie war nicht aus Elystria, das wusste ich, und wir feierten eine zweite Hochzeit, eine hatten wir schon gefeiert. Ich tanzte mit ihr, ich führte, sie konnte nicht tanzen, das merkte man schnell. Und plötzlich flüsterte ich ihr ins Ohr:

„Ich liebe dich…"

Danach war ich wieder im hier uns jetzt. Vor Moon, der mich führte und nach ein paar Sekunden inne hielt. Ich hatte von diesen Effekt schon mal gelesen. Moon war ein grandioser Hellseher. Die Geschichte handelte von einen Jungen, der an seinen Leben gezweifelt hatte und sein Leben beenden wollte. Moon war damals noch nicht an der Spitze Elystrias und in dieser Nacht war er als Wolf unterwegs. Er fand diesen Jungen am Ufer eines Flusses stehen und er wollte sich gerade ertränken, doch Moon fand ihn und sprach ihn auf seine Probleme an. Er überzeugte den Jungen sich auf einen kleinen Rundflug einzulassen. Er setzte sich auf den Rücken des Wolfes und Moon flog durch die Nacht mit dem Jungen auf dem Rücken, der sein Gesicht in seinen Fell vergraben hatte. Moon hatte eine besondere Gabe, durch seine Aura schaffte er es seine Wahrsagungen in die Köpfe anderer zu projizieren. Moon zeigte dem Jungen das, was er verpassen würde, wenn er sich umbringen würde. Bis dahin dachte ich, das wäre einfach nur eine Mythe gewesen. Doch ab da wusste ich, dass war die Wahrheit. Er selbst schien das gar nicht mitzubekommen. 

„Du bist eine hervorragende Tänzerin. Thalia wird sich freuen, wenn ihr eines Tages zusammen tanzt."

Ich nickte nur und verdrängte das eben erlebte. Mit Moon zu tanzen, gehört zwar bis heute zu meinen Lieblingserinnerungen, aber diese komische Vision führte dazu, dass ich meine Beziehung mit Thalia gründlich überlegte. Er beugte sich noch einmal zu mir und sagte:

„Ich habe dir ein kleines Abschiedsgeschenk hinterlassen, schau nachher mal in deinen Kommunikationsstein."

Danach verließ er mein Zimmer, um nach unten zu gehen. Ich trottete ihn hinterher, er stieß sich dieses Mal am unteren Treppenabsatz den Kopf. Er sah dann in A-Lyns Richtung, die alarmiert zurücksah. Er lächelte sanft und meinte:

„Keine Sorge, ich bin auch kein großer Fan dieser Idee."

Danach stellte er sich an die Tür und sagte:

„Meine Zeit ist fast um… ich muss zurück zu den Kleinwächtern."

Sagte er und verneigte sich zum Dank vor uns. 

„Vergesst nicht, diese Welt ist wunderschön, aber wahnsinnig gefährlich."

Dann verließ uns unser Gast…