Kapitel 10: Die Anderswelt

Oh Moon, Loki du hast mit ihm getanzt!

Du hörst dich an, wie ich, wenn in einem meiner Romane sich die Protagonisten küssen, ich habe nur einem Verwandten einen Gefallen getan.

Am nächsten Tag, als wir uns von unseren Schock erholt hatten schaute ich auf meinen Kommunikationsstein. Wir tranken zusammen Kaffee und Thalia hatte mit Alezsa Hilfe ein großes Frühstück für alle gemacht. Nach der Vision gestern war ich mir nicht so ganz sicher, was genau ich von meiner Beziehung mit Thalia noch halten sollte. Vielleicht hielt es nicht ewig. Gut, wie ich schon sagte, es gibt weitaus besseres als mich und ich war nach wie vor unsicher, was ich von der Beziehung halten sollte. Aber im Moment neigte sie sich zu mir schenkte mir Tee ein und küsste mich. 

„Mädels, Loki wollte gerade ihren Kommi auspacken."

Sagte Atrien genervt. Wir streckten ihn synchron unsere Zungen heraus und ich griff in meine rechte Gesäßtasche. Ich hatte meinen Kosmosbeuteln und meinen Kommi, der Spitzname für den Kommunikationsstein, in meinem Beiden Gesäßtaschen, verbunden an je einer Metallkette, die an meiner Hose. Ich aktivierte ihn und sah unter meinen Ordnern, die ich eigentlich mit Fotos von gestern gefüllt hatte, einen neuen. Er hieß nur, Liebe Grüße Moon. Ich öffnete ihn vorsichtig und ein Jubelschrei verließ meinen Mund. Man sah nur seinen eigenen Kommi, weswegen die anderen nicht wussten, warum ich so losjubelte. 

„Moon hat mir eine Karte von der Anderswelt gegeben."

„Super, wäre nur besser gewesen, er hätte uns direkt nach Hause geschickt."

Noman warf Atrien einen bösen Blick und meinte:

„Wie schön zu sehen, dass du auch Moon nicht zu hören kannst. Er hat doch gesagt, dass er nicht mehr so zaubern kann und das Rulan uns wahrscheinlich hierhergebracht hat, und er kann uns auch wieder Heim schicken."

„Obwohl ich schon neugierig auf diese Welt bin…"

Stellte ich fest. Die Karte vor meiner Nase war die Belohnung, die ich für die letzten Jahre harte Arbeit an meinen Portal in die Anderswelt erhalten hatte, und nun einfach Rulan zu suchen und diese Chance aufgeben erschien mir wie die härteste Strafe überhaupt. 

„Dein Portal funktioniert, du kannst jederzeit hierher zurückkehren."

„Ich weiß, A-Lyn, aber ich habe mich so lange auf diesen Moment gefreut…"

„Schon klar… wie lange ist den Rulans Dorf weg?"

„Zwei Tage Flugzeit."

„Dann wurde ich vorschlagen, dass wir uns aufteilen. Loki, Roro, Atrien und ich werden den Dorf von Rulan einen Besuch abstatten und auf den Weg darf Loki so viel forschen, wie sie will."

Sagte A-Lyn und legte ihre Hand auf meine Schulter. Ich lächelte sie an. Nur Alezsa sah etwas misstrauisch aus, also traute sie mir nicht mehr. 

„Gut, dann packe ich für euch Proviant ein."

Meinte sie grummelnd. Ich hatte ein bisschen Sorge, sie allein mit Kalli zu lassen… nein, Alezsa liebt Kinder, sie würde Kalli nie was antun, aber als Thalia meinen besorgten Blick auffing, nickte sie mir zu. Sie würde aufpassen, da musste ich mir keine Sorgen machen. 

Es tut mir leid, dass sich meine kleine Schwester so benommen hat. Jetzt weiß ich auch, wie sie davon erfahren hat, dass du eine Jeevah bist.

Ist schon gut. Du kannst nichts dafür. 

Sie hätte es nie Riguldo verraten dürfen, dann wäre dir viel erspart geblieben.

Merlin, du weißt, ich will und brauche kein Mitleid. 

Roro flog etwas nah an den Baumkronen. Wir waren schon drei Stunden unterwegs und endlich von dieser Steppe weg. Ich hielt die Karte vor mir, nebenbei machte ich Fotos. Es war einfach schön endlich hier zu sein. Ich jubelte unentwegt, während A-Lyn etwas vor sich hindöste, Atrien übern Sattel hinweg kotzte, er war überhaupt nicht begeistert von Fliegen, dabei segelte Roro entspannt vor sich hin. Wenn ich mit ihm Rennen flog, konnte er mal kurz Schallgeschwindigkeit erreichen, aber normalerweise war er doch eher ein entspannter Sonntagsflieger. 

„Wie kann sich ein Magier nur so freuen, wie du, ich wünschte Thalia oder Noman wären an meiner Stelle hier!"

Motzte Atrien. 

„Komm schon Atrien, du weißt, warum Noman und Thalia nicht mit gegangen sind. Noman ist angehender Arzt und kümmert sich um die Meister, Thalia kann nicht gut kämpfen und greift ihn deswegen Noman unter die Arme und meine Schwester ist geborene Pazifistin. Deswegen musstest du mitkommen."

„Ich komm aber auch nicht ansatzweise an euer Niveau an!"

„Ja, aber sonst wären wir komplett auf uns gestellt gewesen. Sei froh, dass du wenigstens einen Nutzen hast."

„Das ist gemein, A-Lyn, nur weil ich hier mit Rang fünf der schwächste bin!"

Ich lachte ein wenig vor mich hin und nahm ihn deswegen ein wenig auf den Arm, freundschaftlich. 

„Hey Loki, hast du was, mit dem ich mich beschäftigen kann. Atrien beim Kotzen zuzusehen ist nicht ganz so witzig."

„Irgendwo in den Satteltaschen ist ein Zauberwürfel, kannst du gerne versuchen zu lösen, ich bin aber schon auf Ebene Neun."

„Ebene neun! Ich habe meinen vor ebene vier zerstört."

„Ja, aber bitte meinen nicht zerstören, Merlin hat den mir nur gekauft, weil er eine Wette mit mir verloren hat, die Dinger sind nämlich zu teuer für ihn."

Zu der Zeit war das ein Trendspielzeug. Er ändert Form und Farben automatisch, je nachdem welche Ebene man ist, schneller. A-Lyn legte ihn doch lieber wieder in meinen Sattel und legte sich auf den Rücken, die Hände hinter den Kopf und die Augen zu. 

„A-Lyn, Atrien, ich werde mich mal selbst umsehen. Ich nehme meinen Kommi mit, A-Lyn, du hast ja die Karte."

„Okay, lasst dich bitte nicht fressen."

Sagte sie und setzte sich auf meinen Platz, damit sie Roro führen konnte. 

„Cornxga."

Ich beschwor meine Papierflügel und segelte in den Wald hinein. Roro war schnell wieder weg, aber mittlerweile war ich so gut und sicher im Fliegen ohne Roro, dass es mir sogar Spaß machte. Der Wald war anders als alle anderen Wälder, die ich kannte. Gras wuchs wie Blätter auf den Bäumen, Blätter wie Gras auf den Boden. Die Pilze, die ich sah, waren so groß wie Büsche, die Büsche waren so klein wie Pilze. Ich setzte einen Fuß nach den anderen voraus. Ich hörte Rascheln und sah mich neugierig um. Unter den Blättern raschelte was, daher, dass ich dachte, es wäre sicherlich ein kleines Wesen, beugte ich mich runter und mir sprang ein Frettchen entgegen. Ich schreckte hoch und fiel auf meinen Hintern. Bei genauerem Hinsehen war es eine Art Mischwesen aus Frettchen und Schlange, wie es sie in der Menschenwelt gab, ein bisschen Reh war auch mit drinnen, denn es hatte ein kleines Geweih. Es war einen Meter und fünfzig Zentimeter lang, seine Schlangenzunge züngelte heraus und die roten Augen stachen in meine. Das Fell war rosa, die Bauchschuppen Perlmutt. Es stellte sich auf die Hinterbeine und machte Männchen. Kalli hätte dieses Tier geliebt, sie malt gerne Tiere aus zwei verschiedenen Arten. Vielleicht könnte ich es zähmen. Bei Roro und Perla hatte ich das ja auch irgendwie geschafft. Ich holte etwas Trockenfleisch aus meinen Kosmosbeutel und hielt es der Frettchen Schlange hin. Er nahm es in die kleinen, Pfoten und aß es. Danach schlang es sich um meinen Torso und quickte mich fröhlich an. Dann sah ich auch, dass sie mir zwei Anhängsel mitgeschenkt hatte. Eine Mutter mit zwei Kindern. 

„Wie niedlich, Kalli wird sich so über euch freuen."

Die kleinen, klein ist relativ, sie waren fast einen halben Meter, erkundeten mich, die Mutter beobachtet, was ich über sie in mein Buch reinschrieb. Ich durfte mich nicht so weit von Roro entfernen, noch konnte ich mich mit Lanueris giantus hier wegbewegen. 

„Okay, das war's für jetzt, ich komme irgendwann nochmal. Lanueris giantus."

 

Ja, das war der Anfang vom Ende.

Was bei Solar und Moon meinst du mit Ende?

Du und Kalli habt mir danach so viele Tiere heimgebracht, dass ich zwischenzeitig Eintritt für den Zoo verlangen konnte.

Du übertreibst mal wieder maßlos.

Vier Tage später standen wir in einer Schlucht. Ich hielt die Karte vor mir, A-Lyn und Atrien auch. Roro flog über die Schlucht und sah sich um, während die Schlangenfrettchen auf mir herumkletterten. 

„Seltsam, laut Karte müssten sie eigentlich hier sein. Aber weit und breit keine Spur von Leben, Loki bist du sicher, dass diese Karte stimmt?"

Fragte mich A-Lyn. 

„Nun ich verlass mich gerade auch nur auf die Karte. Ich kann dir nicht mit absoluter Sicherheit sagen, dass wir hier richtig sind."

Im selben Moment landete Roro neben mir. 

„Die Schlucht strahlt dieselbe seltsame Aura aus, wie die Highlands letztes Jahr. Ich denke wir werden hier schon richtig sein, aber wahrscheinlich verstecken sie sich. 

„Gibt es einen Punkt, wo die Aura am konzentriertesten ist?"

„Nicht, dass ich es spüren kann. Die gesamte Schlucht wird ungefähr ab fünfhundert Metern von hier von dieser Aura durchgezogen."

„Dann würde ich vorschlagen, dass wir uns dahinbegeben."

Wir kletterten auf Roro und er brachte uns zu der Stelle, ab der die Aura begann. Es war so wie er gesagt hatte, die Schlucht hatte die gleiche Aura wie die Highlands. Mein erster Gedanke war, das dritte Auge einzusetzen, bei genauerem Hinschauen merkte ich aber dann, dass irgendwas mit der Schlucht unter uns optisch falsch war. Es war, als würde man ein Spiegelbild betrachten, nur zeigte es nicht das an, was vor ihm lag, sondern dass, was hinter ihm verborgen war. Ich bat also Roro tiefer zu fliegen. Ich löste die Frettchenschlangen von mir und sprang. Hinter mir ertönte ein, was zur Hölle tust du? Von A-Lyn, als ich mit in der Luft auf einer Art Glas landete. Ich sprang, lief herum, alles ging und es hörte sich hohl an. Roro landete sicher neben mir und ließ A-Lyn und Atrien abspringen. Atrien sprang vergnügt auf der Scheibe herum. 

„Wie funktioniert das?"

„Das ist sowas wie der Zauber Karotonis, der Scheiben undurchschaubar macht, nur tönt er sie nicht schwarz, sondern erschafft ein ganz anderes Bild."

„Merlin würde vor Eifersucht grün werden, er würde toben vor Wut, dass ihm das nicht eingefallen ist."

Plötzlich spürte ich eine kleine, feine und kaum wahrnehmbare Vibration. Also setzte sich das dritte Auge ein, mittlerweile meine Spezialität, um zu sehen, was vor sich ging in dieser Kuppel, oder Würfel, so ganz war ich mir bei der Form nicht sicher. Doch gerade als ich mit dem Auge durch die Kuppel sehen wollte, sprang es zurück und schlug mir ins Gesicht. Ich folg fast einen Meter und landete auf meinen Hintern, Roro fing mich zu spät auf. Meine Nase und die darunter liegende Nasennebenhöhle waren komplett gebrochen, doppelt sah ich auch, Blut kam aus den Ohren und der Nase, A-Lyn beugte sich zu mir und sah sich die Verletzungen an. Solche Schmerzen hatte ich zu dem Zeitpunkt noch nie gehabt. Dass das dritte Auge so eine Schlagkraft hatte, war mir nie bewusst gewesen. Mein Gehirn fühlte sich wie Matsch an, es nahm kaum wahr, was um mich herum passierte. Um ehrlich zu sein, dass was nach dem Schlag kam, weiß ich nur von Roro. Der Boden der Kuppel und mir wurde weich und ich fiel mitsamt Roro und Frettchenschlangen hindurch. Roro fing mich und landete in einen Gebiet was nicht mehr wie die Schlucht aussah, sondern wie die Anderswelt bei Nacht. Leuchtende Pflanzen und Gräser, ein dichter Wald, ein paar Eulen, die aussahen, als würden sie aus Schatten bestehen, und als Augen zwei hellblaue Edelsteine haben. Roro stellte sich über mich und verlängerte seinen Hals. Dämoneneule konnten ihren Hals bis auf das dreifache ihres eigenen Halses ausfahren und so sich umschauen. Er hörte aus der Stille heraus, Bögen, die sich spannten. Er fauchte und knurrte und drückte seinen Körper über mich. Drei junge Magier, zwei Jungen, ein Mädchen, kamen heraus und zielten auf Roro. Sie trugen braune Lederhosen und schwarze Stoffhemden, hatten zerzauste Haare und ihre Bögen waren echt, nicht aus Armistra. Wahrscheinlich waren sie gerade auf der Jagd gewesen. Sie redeten wild durcheinander und zielten nebenbei auf mich und Roro. 

„Rania, Seran, Lion, was ist hier los?"

Ein weiterer junger Mann trat hervor und sah Roro genau am. Er war auch sehr schlicht gekleidet, hatte kurze Haare, die auf der einen Seite Rot und auf der anderen Seite blau waren, und lilane Augen, am seinen Hals sah man, dass auch er ein Feuermahl hatte, so wie und Ambera, und hatte ein Schwert über dem Rücken. Roro fühlte sich immer bedrohter und schob meinen Körper weiter unter sich. Der Junge beobachtete das Szenario und lächelte. 

„Roro, du brauchst keine Angst zu haben. Loki ist hier sicher."

Roro fiel der untere Schnabel fast aus dem Gesicht. Woher kannte dieser Junge uns Beide? 

„Loki ist verletzt, bitte lass Rania sie heilen, damit wir sie ins Dorf bringen können."

„Wer bist du und woher bei Moon kennst du uns!"

Zischte Roro und seine Augen wurden strahlend rot. Der Mann sah sie etwas verwundert an, lächelte aber weiter und meinte:

„Ich bin Rulan vom Phönixhaus."

Roro wäre beinahe zur Seite gekippt. Er spürte keine feindliche Absicht, auch wenn das für ihn kein Grund war mich einfach freizugeben. Trotzdem näherte Rulan sich meiner Eule. Roro fauchte und war bereit zuzuschnappen. 

„Herr… ich denke nicht…"

„Schon gut Seran."

Roro war wie zu Stein erstarrt, als Rulan ihn leicht wegdrückte und mich hervorholte, man sah sofort die Besorgnis in seinen Augen. 

„Rania, komm bitte her, du musst Loki schnell erstversorgen."

Diese Rania kam auf mich zu. Rulan stand auf und drehte sich um und sagte zu seinen Schülern:

„Wir nehmen sie ins Dorf mit. Bereitet ihr die Ankunft unserer Gäste vor."

„Gäste? Entschuldige Meister, aber hier scheint nur ein Gast zu sein."

„Nein, ich werde ein Haus herholen und die zwei die auf der Kuppel herumlaufen hierherholen. Macht euch keinen Kopf."

Die Jungs verschwanden und Rulan blieb noch kurz. 

„Wie geht es ihr?"

„Sie ist schwer verletzt. Vater, ich weiß nicht, ob ich sie behandeln kann."

„Dann stabilisiere sie erstmal. Einer ihrer Freunde ist ein angehender, aber trotzdem sehr begabter Arzt."

„Bist du dir sicher, dass das eine gute Idee ist? Dieses Land hat noch nie ein normaler Magier betreten und außerdem sind die beiden dreckigen Hüterinnen bei ihnen."

„Wir haben keine andere Wahl. Sonst stirbt die, die wir schon so lange erwartet haben. Und ich warne dich erneut Rania, sei respektvoll."

Seine Tochter nickte und behandelte mich mit Sanetras giantus, bis ich zumindest ansprechbar war. Ich setzte mich auf, mein Kopf pochte, wie sonst was und meine Welt drehte sich. 

„Na also, da bist du ja, Loki."

Ich sah diesen fremden Mann und dieses hübsche fremde Mädchen vor mir. Mein Hirn war Kartoffelbrei, ich murmelte wohl irgendwas Komisches vor mich hin.

„Wenigstens ist sie stabil genug, damit wir sie ins Dorf bringen könnten."

Sagte Rania und stützte mich. Sie war in meinen alter. Roro drückte seinen Flügel dazwischen und stützte mich. 

„Ich vertraue euch nach wie vor nicht. Technisch gesehen ist sie euretwegen verwundet!"

Sagte er streng und knurrte. Rulan sah ihn fragend an. 

„So wie sich das gerade anhört, hättet ihr uns direkt hierherholen können. Dann hätte Loki nicht das dritte Auge nutzen müssen und wäre nicht wie von der Kanone getroffen worden verletzt."

Angeblich habe ich Roro einen Klaps auf die Brust gegeben, für mehr war ich wohl nicht in der Lage, gegeben und gesagt:

„Sei gefälligst höfflich…"

Aber er hat das auch nur behaupten können, weil er mein schlechtes Gewissen für den Klaps ausnutzen wollte und ein Leckerli wollte. 

Ich kam erst drei Stunden später vollkommen zu Bewusstsein. Noman hing über mir und nahm meinen Puls. Er sah mich grinste über beide Backen hinweg und sagte:

„Guten Morgen Sonnschein. War wohl keine gute Idee das dritte Auge bei einen Raum einzusetzen, der mit Karatonis erschaffen wurde."

„Halt deine Fressluke, wie bei den hohen Geschwistern kommst du hierher?"

„Ganz einfach, Rulan hat uns hergeholt. Aber, da A-Lyn etwas misstrauisch ist, sind wir erstmal in Merlins Haus geblieben."

„Rulan?"

Ich setzte mich auf und hielt mir den Kopf. Er fühlte sich komisch an, tat aber nicht mehr weh. 

„Ja, dank deiner genialen Idee das dritte Auge in einen vor dem dritten Auge geschützten Raum zu verwenden, hast du den Öffnungsmechanismus aktiviert, weil er wohl auf das Blut und Dämmerungsmagiern reagiert hat, und du bist praktisch vor die Füße von Rulans Tochter und ihren Freunden gefallen. Sie haben uns dann alle in ihr Dorf gebracht, wo ich dich behandeln konnte, gern geschehen."

„Tu nicht so, du bist Arzt. Moment, also wir sind hier in Dorf der Dämmerungsmagier, Rulan ist hier und er hat eine Tochter?"

„Ja, sogar eine sehr hübsche, sie würde dir gefallen, wenn du nicht schon mit Thalia zusammen wärst."

Ich setzte mich auf und merkte, dieser Perverse hatte mich ausgezogen. 

„Tut mir leid, aber ich wollte wissen, wie tief deine Verletzungen waren."

Ich nahm meine Decke und warf sie über sein Gesicht, während ich meine Klamotten zusammensuchte. 

„Du weißt, ich bin Arzt, ich kenne den weiblichen Körper."

Hörte ich seine dumpfe Stimme von sich geben. 

„Du weißt, ich habe ein Schwert und keine Angst es einzusetzen."

Er zog meine Decke vom Gesicht und tadelte mich:

„So langsam kommen Atrien und Thalia dahinter, dass du vielleicht zu den Dämmerungsmagiern gehörst. Vielleicht solltest du mit ihnen, Alezsa und A-Lyn reden."

„Ich gehe erstmal zu Rulan und bitte ihn die Meister zu wecken. Das wird mir jetzt ehrlich gesagt etwas zu seltsam, um es uns Schülern zu überlassen."

„Du suchst doch nur einen Vorwand, endlich mit deinem Idol zu reden."

„Ehrlich gesagt bin ich gerade nicht sehr gut drauf. Was auch immer Rulan erreichen wollte, in dem er uns einmal durch die Anderswelt schickt, er hat dafür gesorgt, dass ich genervt bin, wie schon lange nicht mehr."

„Du bist eher genervt davon, dass du das einzige Tabu beim dritten Auge vergessen hast?"

Sang er in einen nervigen Unterton. 

„Sei froh, dass ich nicht vergesse, dass wir Freunde sind."

Um meine Drohung zu unterstreichen, warf ich ihm ein Buch ins Gesicht. Er lachte und hob vorsichtig das Buch auf, wohlwissend, dass ich zur Furie wurde, wenn man meine Bücher nicht mit Vorsicht behandelte. 

„Aber jetzt ernsthaft. Du hast seit wir beide unsere Lehre bei Merlin beziehungsweise Sajin angefangen haben, darauf hingearbeitet Rulan zu sehen. Willst du dir das jetzt echt zerstören, indem du den tobenden Drachen spielst?"

Rief er mir wieder ins Gedächtnis. Ein Seufzer, gefolgt von einen kurzen, du hast Recht, verließ meinen Mund, als ich mich langsam wieder anzog. 

„Gut. Im Übrigen solltest du dich mal genauer untersuchen lassen. Deine Hormone arbeiten ganz komisch. Du hast deine Blutungen noch nicht und Brüste könntest du auch mehr haben."

Da bekam er das nächste Buch mit der Kante voran, gegen den Schädel. 

„Perverser Idiot!"

Schrie ich ihm noch hinterher. Als ich meine Vorhangtür zurückzog und rausging sah ich Kalli mit ihren neuen Haustieren im Flur spielen. Sie sah mich und strahlte wie die Sonne. Ich nahm sie hoch und fragte:

„Gefallen sie dir?"

Sie nickte und umarmte mich. 

„Geht es dir wieder gut?"

Ich nickte und küsste sie auf die Stirn. Noman kam hinter mir hervor und rieb sich noch die Stelle, wo mein Buch ihm getroffen hatte, während er mir einen bösen Blick zu warf. 

„Loki, wirst du jetzt hierbleiben?"

Fragte mich Kalli traurig. 

„Wieso sollte ich?"

„Du gehörst doch zu ihnen… da wäre es doch gut, dass du hierbleibst. Schließlich weiß ich, dass du dich manchmal einsam fühlst."

Das war wahr. Es war komisch, als einziger Dämmerungsmagier allein in Elystria zu sein. Während Nachtmagier das Moon Fest feierte oder Sonnenmagier das Solar Fest war ich immer irgendwie außen vor. Mein Herz wollte ihr gut zu reden, ihr sagen, dass ich sie niemals verlassen werde, aber meine Gehirn wusste, dass ich dieses Versprechen womöglich nicht einhalten konnte. Mein Mund öffnete sich, um was auch immer zu sagen, da kam Thalia hoch und meinte:

„Kommt bitte runter, A-Lyn will euch sehen."

Wir nickten und ich ließ Kalli wieder auf den Boden. Unten im Wohnzimmer warteten die anderen. Sie sahen mich erwartungsvoll an. Auch Thalia hatte eine ernste Miene, für ihre Verhältnisse, sehr ungewöhnlich. 

„Loki, ich glaube du musst uns so einiges erklären."

Meinte Alezsa streng. 

„Und ich meine damit alles, was dich betrifft. Wer, oder was bist du?"

Das Wort „was" traf mich. Thalia nahm meine Hand, auch wenn sie mich sehr erwartungsvoll ansah und auch endlich eine Antwort von mir wollte. Vorsichtig löste ich meine Hand aus ihrer und seufzte kurz. 

„Eigentlich betrifft das nur mich, die Hohen und den Höchsten, aber solange ihr dicht halten könnt, ist mir das egal. Kalli und Noman wissen es schon, aber ich bin ebenfalls ein Dämmerungsmagier."

Atrien und Thalia waren nicht gerade sehr überrascht davon. Vor allem Thalia nicht, wir verbrachten ja auch sehr viel Zeit miteinander. A-Lyn war ebenfalls wenig überrascht, ob Merlin ihr davon erzählt hatte, oder sie einfach auch mit sowas schon gerechnet hat, konnte ich mir auch nicht einfach so erschließen. Alezsa hingegen war jetzt noch wütender auf mich. 

„Das heißt also, wir sind nur deinetwegen hier. Nur weil du sowohl eine Jeevah als auch so ein verdammter Dämmerungsbastard bist."

Ich griff in meine Klamotten, um Alezsa nicht eine reinzuhauen. Solar hätte sowas auf keinen Fall geduldet. Auch wenn es mehr Aufzeichnungen darüber gab, dass Rulan sich mehr zu Moon hingezogen fühlte, er war in vielen Dingen auch auf Solar fixiert. Der Ausdruck Dämmerungsbastard kam von einen Negativen der versucht hatte Rulan aus der Reserve zu locken. Er stand sehr lange Zeit mit den Beiden an der Spitze von Elystrias Regierung. Moon wollte sie noch aufhalten, aber Solar war größer und etwas stärker als ihr Bruder. Solar hat vor den Augen mehrere Magier diesen Negativen zerstört, und ich meine zerstört, nicht einfach nur getötet. Wenn sie mitbekommen hätte, dass die Hüterin ihrer zukünftigen Erbin sowas sagen würde… Solar war eh immer sehr temperamentvoll, da würde sie sich nicht mehr zurückhalten können. 

„Ich würde an deiner Stelle aufpassen, was ich in diesen Dorf von mir gebe, auch weil sie diejenige ist, die mein Vater so sehnsüchtig erwartet hat."

Rania stand an der Treppe. Wie sie sich reingeschlichen hatte, wussten wir nicht. Die Fenster hatte A-Lyn versiegelt. Sie stand an der Treppe und lehnte sich an der Wand an. 

„Dieses Dorf duldet euch Hüterinnen eh schon sehr wenig. Da würde ich aufpassen."

Sie kam auf Noman zu, lächelte ihn an und gab ihn ein großes rundes Glas. 

„Damit kannst du die Alten heilen, Noman."

Er nahm es sofort an sich und öffnete es. 

„Was für eine Medizin ist das?"

„Das ist eine Pflanze, die nur hier im abendrotem Land wächst. Loki, ich möchte, dass du mitkommst."

Ich nickte nur, als sie an mir vorbeiging und die Türe öffnete. 

Die Häuser der Dämmerungsmagier waren an eine der steilen Felskante angebaut worden. Die Häuser waren in der Wand verkeilt und Hängebrücken verbunden, ähnlich wie die Highlands. Das Land war dauerhaft in einem Zustand der Dämmerung, dieser Effekt wurde von der Kuppel ausgelöst. Es war das erste Mal, dass ich mich mit einer Tageszeit wirklich verbunden fühlte, und diese nicht nur ein paar Minuten dauerte. Die ganzen Tag und Nachtmagier, die das hier lesen werden, werden das vielleicht nur schwer nachvollziehen können, aber das war das erste Mal in meinen Leben, dass ich mich stark fühlte, ohne unkontrolliert zu sein, ohne eine gewisse Erschöpfung zu empfinden. Ich fühlte mich wie eine Katze die sich in der Sonne ausruhen.

„Folge mir, Loki."

Sagte Rania freundlich und kalt zugleich. Sie war hübsch, auch wenn einige Stellen ihrer Haut anders pigmentiert waren, aber ihre Augen zeigte, wie eiskalt sie sein konnte. Sie hatte hellblaues Haar und auch zwei verschiedene Augen. Auch blau und grün. Bei ihr war das rechte blau, bei mir das Linke. Es war komisch, jetzt wo ich mir genauer ansah, sah sie mir auch von der Kopfform und Größe. Alter müsste auch passen… Ich schlug mir komische Gedanken aus meinem Kopf, als Roro auf meiner Schulter landete. 

„Ach, du kannst auch klein sein, ich dachte schon, du wärst so ein Monster wie der Rest deiner Rasse."

Sprach Rania ihn an. Was hatte sie gerade zu meinen Roro gesagt? Sie konnte froh sein, dass Ignis mir ein wenig Anstand gelehrt hatte.

„Ich beschütze meine Loki…"

Knurrte er leicht. Ich nahm ihn vor meine Brust und tätschelte seinen Kopf, damit er nicht noch wütender wurde. 

„Von allen Fabelwesen, die es in Elystria gibt, musstest du ausgerechnet eine Dämoneneule nehmen."

Was! Wie konnte sie es wagen so mit mir zu reden, als wären wir eine Familie? Ich verkniff mir aber einen Kommentar. Schließlich wusste ich, dass sie Rulans Tochter war, ich sagte lediglich:

„Manches im Leben ist Schicksal. Meine Begegnung mit Roro war es auch."

Er rieb sich an mir und sah Rania immer noch etwas kritisch an. Wir liefen die Hängebrücken entlang, im abendroten Land lebten über zweihundert Dämmerungsmagier. Rania erklärte mir, dass die Eigenschaft der Dämmerungsmagie nicht rein auf die Tageszeit beschränkt, wenn zwei Dämmerungsmagier ein neues Leben zeugten, vererbte sich die Eigenschaft automatisch, was bei den anderen Magieeigenschaften nicht ging. Rania erklärte das so, als hätten wir eine überlegende Magieeigenschaft, was einfach nicht stimmte, wenn ich mich in meinen inneren Auge die Macht meines Meisters vorstellte. Sie sahen mich erleichtert an, als hätten sie mich schon lange erwartet. Mir war das unangenehm, rückblickend war der Gedanke daran, dass mich bald auch die Magier von Elystria ansehen würden, nur anders, genauso unangenehm. Ich seufzte und kraulte Roros Kopf. 

„Ich mag diese Aufmerksamkeit auch nicht…"

Sagte Rania so nebenbei und warf ihren Leuten einen eiskalten Blick zu. 

„Meine Wenigkeit ist wohl schon erwartet worden."

„Deine Ausdrucksweise ist sehr hoch, du liest viel."

Ich nickte. Normalerweise nahm ich das als Kompliment, bei ihr hörte sich das aber eher abschätzend an. 

„Ich halte nichts von Leuten, die die reale Welt nicht kennen."

Sagt diejenige die in einem Fischglas lebt.

„Glaub mir, ich habe schon oft genug die reale Welt miterlebt."

Ich betonte das nicht hochnäsig, aber anmaßend genug, um ihr zu zeigen, dass ich mir nicht alles gefallen ließ. Mein Vater hatte mir das Lesen beigebracht, er hatte mir eine neue Welt eröffnet, mir mein schönstes und liebstes Hobby gezeigt und ich werde das ganz sicher von niemanden schlecht reden lassen. 

„Wie ist es?"

Ich sah sie fragend an.

„Wie ist es außerhalb der Anderswelt?"

Fragte sie noch einmal ausführlicher. Mein Vokabular wurde für uns beide reichen. Aber gut, es sah mir sehr danach aus, als würde sie eher jagen oder kämpften, als zu lernen. 

„Elystria ist wunderschön. Die Leute sind sehr nett."

„Gibt es viele Abendteurer bei euch?"

Definiere Abenteurer. 

„Naja, es gibt Forscher, so wie mich und meinen Meister, Soldaten, wie zum Bespiel Meister Sajin, aber auch normale Händler, wie Meisterin Teral und meine Freundin Thalia."

Erklärte ich knapp und kratzte nur an der Spitze des Eisberges. 

„Und habt ihr Feste, so richtig mir Feuerwerken und anderen Dingen?"

Ich nickte. Es war schade, wahrscheinlich feierte Rulan nie das Moon oder das Solar Fest. Dabei waren sie fast schon wie eine Familie gewesen. Wir kamen zum höchsten Haus, als das Haus, was am höchsten lag. 

„Hier wohnt unser… ich meine mein Vater."

Wollte sie gerade unser Vater sagen? Nein, sicher nicht. Ich schlug auch diesen Gedanken aus meinen Kopf. Sie zog sie Holztüre auf und bat mich einzutreten. Die Holzhütte war groß, größer als sie von außen erschien. Das war normal bei solchen Häusern, die Mechanik dahinter war ähnlich wie bei den Kosmos Beuteln, Merlins Haus war dem sehr ähnlich. Rania schloss die Tür und bat mich weiterzugehen. Sie führte mich in einen Salon, wo ein junger Mann, kaum älter als Rania selbst, auf mich wartete. Er hatte am Hals einige Feuermahle, einige Stellen seiner Haut waren anders pigmentiert, seine verschieden farbigen Augen sahen mich an. Er sah Rania sehr ähnlich, aber auch mir. Seine rot-blauen Haaren waren kurz, so wie Ranias, die sich hinter das Sofa ihres Vaters stellte, um ihm zur Not schützen zu können. Wieder kam dieses üble Gefühl in meiner Brust, auch Roro merkte das und sah die Beiden sehr böse an. 

„Hallo Loki, endlich lernen wir uns persönlich kennen, setz dich doch bitte."

Sagte er und deutete auf das Sofa gegenüber seinem. Zögerlich setzte ich mich und stellte Roro neben mich, normalerweise ließ ich ihn bei fremden nie auf die Möbel, aber hier war ich wahnsinnig angespannt gewesen, also war mir meine von Ignis anerzogene Höflichkeit egal. Vor mir stand eine Tasse und ein Kanne. 

„Nimm dir einen Tee, er wird dir Kraft und Ruhe geben."

Sagte er und nahm seine eigene Tasse selbst in die Hand, um an ihr zu nippen. Also machte ich es ihm nach, er beruhigte mich. Rulan lächelte sanft und sah mich genauer an. 

„Du bist sehr hübsch im realen Leben. Ich habe einiges, was ich mit dir bereden möchte. Es wird dein Bild von dir selbst und von mir etwas auf den Kopf stellen. Es ist aber wichtig, dass du es weißt."

Ich nahm noch einen großen Schluck von dem Tee und seufzte bevor ich ihm bat, fortzufahren. Er nickte und fing an: 

„Erst einmal hast du wahrscheinlich schon gehört, dass Moon und Ambera Jeevah mich als Kind wie ihr eigenes aufgenommen haben. Das stimmt nicht. Ambera war eine Tagmagierin, Moon war ein Nachtmagier, dass weißt du, aber wusstest du, dass beide ein Kind hatten?"

Ich schüttelte den Kopf. 

„Ich bin dieses Kind, der leibliche Sohn von Ambera und Moon."

Okay, bisher nichts ungewöhnliches, Moon hatte auch Vitiligo, also diese Pigmentstörung, die die Haut unterschiedlich aussehen ließ, und Ambera hatte auch viele Feuermahle, wie ich. 

„Das ist noch nicht alles. Du weißt, wie Magier sich fortpflanzen?"

„Zwei Magier teilen ihre Seele und fügen sie zu einer Neuen, indem sie einem der Beiden sie in den Bauch setzen? Diese Fortpflanzung?"

Er nickte. 

„Wie oft kann man das?"

„Allerhöchstens drei Mal und dass alle fünf bis zehn Jahre."

„Gut, da hat jemand seinem Meister zugehört. Wusstest du, dass Zwillinge auch entstehen, wenn man die Hälfte einer Seele teilt und sie zwei verschiedenen Magiern einsetzt?"

Da traf mich der Schlag, die bittere Wahrheit. 

„Du hast dein Seelenstück in zwei geteilt und eines meinen Vater gegeben, der es dann meiner Mutter eingesetzt hat."

„Und einen Teil seiner Seele auch noch dazugegeben hat, ja."

Fügte er noch hinzu und Rania hinter ihm nickte nur. Ich brauchte noch eine Tasse des Beruhigungstees. Als ich unten hatte, stotterte ich: 

„Moment, also hast du… bist du… hast du… Was!"

Habe ich gerade noch mit meinen üppigen Vokabular angegeben? Ja, das war in dem Moment weg.

„Ich lass das kurz sacken…"

Sagte er und wollte noch was sagen, doch ich unterbrach ihn: 

„Ich glaube dir nicht…"

Er sah mich erst so an, als hätte er mich nicht verstanden. Roro sah mich auch mit noch größeren Augen an. 

„Wie meinst du das?"

„Mein Vater hat alles für Kalli, Matt und mich riskiert… Er hat mir gesagt, dass er mich mehr geliebt hat… ich glaube dir nicht."

„Loki… eben deswegen hat er dich mehr geliebt, weil er natürlich auch einen Teil seiner Seele für dich gegeben hat, du warst die einzige gute Tat, die er vollbracht hat."

„Lass es, Rulan."

Ich stand auf und nahm Roro auf den Arm, um so schnell wie möglich dieses Haus zu verlassen, doch Rania hielt mich auf. 

„Hör mal, ich weiß, dass deine Welt gerade auf den Kopf gestellt wird, aber bitte hör ihn an. Er ist unser Vater und er wollte immer nur das Beste für dich."

Das war nur ein schwacher Trost, es reicht aber um mich wieder zu beruhigen und ich setzte mich zurück zu Rulan. 

„Es gibt einen Grund, warum ich es dir sage. Ich habe dich bewusst zu deinen Vater gebracht. Wie du weißt, heißt meine Fähigkeit Rätikila. Ich gebe hundertprozentige Zukunftsangaben in Form von Rätsel, so wie dein Buch. Ich weiß nur, dass du eine große und glorreiche Zukunft haben wirst, als erstes mit deiner Arbeit als Botschafter der Highlands."

„Warum hast du mir aber gesagt, dass ich deine Tochter bin?"

„Wie ich schon sagte, die Zukunft ist für mich ein Rätsel, was sich erst noch lösen muss. Ich weiß nur, dass ich es dir sagen sollte. Auch unsere erste Begegnung, als ich dir das mit Matt und der Gedankenkontrolle gesagt habe war von Anfang an geplant, weil es wohl noch sehr wichtig werden wird, auch dass du uns und Elystria wieder zusammenführen wirst."

„Schön, sehr schön, dass auch mal zu wissen."

Murmelte ich zu mir selbst und trank die dritte Tasse Beruhigungstee. 

„Loki, bleib ruhig, das wird schon alles werden."

Meinte Roro und legte seine Flügel auf meine Hand. Rulan wechselte das Thema und wir redeten etwas über Dinge wie, wie kommst du mit deiner Magie zurecht? Oder: „Wie geht es deiner kleinen Schwester?" „Wie geht es deiner Beziehung mit Thalia?" Oberflächlicher Small Talk. Er merkte nach kurzer Zeit schon, dass meine Nerven am Ende waren, stoppte er sich selbst. 

„Okay, ich denke, ich habe dich ganz schön überrumpelt. Ich lass dich für heute nach Hause gehen, dein Meister müsste schon wach sein, geh und rede mit ihm."

Ich nickte und stand auf, um dieses Mal wirklich zu gehen. Von dem, was ich jetzt schon über Rulan und Rania wusste war, dass ich kaum was mit Beiden gemein hatte. Durch den Small Talk hatte ich herausgehört, dass wir verschieden waren, obwohl sie meine „Familie" waren. Roro flog mich nach unten zu meinen Haus, wo Merlin auf der Veranda mit dem dicksten Lächeln, das er jemals hatte auf mich wartete. Als er jedoch sah, wie leichenblass ich war, verging sein Lächeln und er kam auf mich zu. 

„Loki, ist alles okay?"

Ich umarmte ihn und erzählte ihn, wenn auch unter einen trockenen Schluchzen, alles, was Rulan mir erzählt hatte. 

„Aber, aber, dass ist doch gut. So hast du noch einen Vater."

„Ich bewundere Rulan, aber ich kann ihn nicht als meinen Vater sehen… Rania, er und ich haben so wenig gemein, da läge es ehr im Bereich des Möglichen, dass wir beide miteinander verwandt sind."

„Naja, um genau zu sein ich habe dich adoptiert, also…"

„Hör auf, nicht noch mehr, ich habe eh schon Kopfschmerzen, wenn ich an meinen Nachnamen denke."

„Nun, das können wir ganz einfach regeln. Loki Esyia, das passt so weit, das sind deine Beiden Vornamen, Woods-Jeevah vom Phönixhof. Ich hoffe es ist okay, dass ich meinen Nachnamen an erste Stelle setzte."

Ich musste leicht lachen.

„Merlin…"

„Was? Darf ein Vater seine Tochter nicht aufheitern?"

„Hör auf…"

Just in diesen Moment kam Riguldo heraus und zog mich an der Schulter herum und entblößte meinen Unterarm. Mein ehemaliges Mahl, dass eine Narbe gelassen hatte. 

„Du bist also wirklich eine! Der Feind, die elendige Jeevah Brut!"

Sagte er und schubste mich. Er schubst mich so stark, dass ich hinfiel. Merlin wurde wütend und stellte sich über mich. 

„Spinnst du alter Mann!"

Fragte Merlin und hielt Riguldos Schulter fest, bevor er mich noch weiter aufmischen konnte. 

„Dasselbe könnte ich dich fragen! Sie ist der Feind und du lässt sie hier leben, als wäre sie eine von uns."

„Verdammt noch mal, sie ist auch eine von uns. Ich weiß gar nicht, was für seniles Zeugs zu von dir gibst!"

„Merlin, ich habe Alezsa und A-Lyn gesagt, dass ich eine Jeevah war."

Er sah mich am, als hätte ich den Verstand verloren:

„Warum bei allen guten Geistern hast du das gemacht?"

Bevor ich meinen Meister Rede und Antwort stehen konnte, trat Rulan hinter mir hervor und half mir auf die Beine. 

„Riguldo, hätte Solar das gesehen, wäre sie ausgerastet."

„Ich weiß wohl am besten, was meine Verlobte gemacht hätte. Die Jeevah Familie gehört ausgerottet."

Das traf einen Nerv bei Rulan. Er wurde schlagartig wütend. 

„Aufpassen, meine Mutter war nach wie vor eine Jeevah und du weißt, wer Solars beste Freundin war!"

Merlin stellte sich zu mir und sagte:

„Schreib das auf, das ist besser als jeder Geschichtsunterricht, den ich dir jemals geben könnte."

Ich holte ein Notizbuch hervor und hörte zu:

„Das ist was anderes! Deine Mutter hat ihrer Familie den Rücken zugedreht, nachdem sie angefangen hatten, zu rebellieren! Dieses Mädchen hier, gehört trotzdem zu dem Verrätern die deine Eltern getötet haben, bist du nicht zumindest etwas wütend?"

Rulan war ein friedliebender Magier, aber ihm riss langsam die Hutschnur. 

„Riguldo, was musstest du Solar schwören, als du sie das erste Mal nach einer Verabredung gefragt hast?"

„Wieso gräbst du jetzt alte Geschichten wieder auf!"

„Was hast du ihr versprochen?"

„Das ich nie wieder einem ihres Blutes in Gefahr bringe, wegen den Vorfall mit den Nachtdämonen und Moon. Was hat das mit diesen Jeevah Bastard zu tun!"

„Dieses Kind ist Moons Enkeltochter!"

Schrie er wütend, nachdem er das Wort Jeevah Bastard gehört hatte. Er zeigte wütend zitternd auf mich, während Merlin mir beim Kritzeln zusah. Riguldo sah ihn und mich schockiert an, Merlin hingegen nahm das sehr gelassen. Er seufzte und sagte:

„Von denen bekommen wir jetzt nichts mehr, wusste nicht, dass Rulan so schnell mit offenen Karten spielt."

Merlin steckte die Hände in seine Manteltaschen und ging zwischen die Beiden. 

„Meine Herren, wir wissen mittlerweile, dass Loki auf unserer Seite ist. Ich habe vor Thorsten und Sajin immer mit offenen Karten gespielt, was Loki und ihre Entwicklung anbelangten. Verzeih, Meister, wenn ich das jetzt so sage, du bist zwar ein hoher Magier, aber nur die Nummer sieben, solange Thorsten und Sajin mir nicht sagen, ich solle Loki gefangen nehmen, werde ich das nicht tun, sondern werde sie als meine Schülerin und meinen Schützling behandeln."

„Warte mal, Thorsten weiß davon."

Bevor Merlin was sagen konnte, bemerkte ich, dass die halbe Besatzung zuhörte. Thorsten trat zu uns und meinte:

„Ja, danke Riguldo, dass du es in die Welt Hinausposaunen musstest, so dass selbst der gutmütige Rulan eingreifen musste. Wir unterhalten uns später."

Rulan wollte noch was zu mir sagen, doch ich ging zu den Leuten auf die Veranda. Thalia, Noman und Sajin hatten alles mit angesehen und zugehört. Ich wurde nun auch etwas wütend, ob es daran lag, dass Thalia mich wieder mit diesen ekelhaften Sorgenblick ansah, oder dass es vielleicht auch Kalli mitbekommen hatte, weiß ich nicht mehr. Ich ging zu ihnen und zischte:

„Kein Wort zu Kalli, verstanden?"

Sie nickten und ließen mich rein. 

Ich hatte bei meiner kleinen Schwester gerade das Licht ausgemacht und den Vorhang zu ihren Zimmer zugezogen, als mich Thalia auf dem Flur erwartete. Sie hatte etwas zum Naschen in der Hand und diesen mitleidigen Blick, den alle immer mit Sorgen verwechselten. Mitleid und Sorge sind für mich das gleiche, auch wenn alle immer sagen, dass es zwei unterschiedliche Gefühle sind. Wenn ich etwas an Thalia nicht mochte, dann war es, dass ich mich manchmal, trotz Beziehung, bemuttern wollte. Sie war meine Freundin, keine große Schwester und erst recht keine Mutter, außerdem hatte ich Merlin und Ignis, wenn ich etwas auf dem Herzen hatte, waren die Beiden immer für mich da. 

„Loki, willst du über alles reden?"

„Thalia… du weißt ich hasse Mitleid…"

„Das ist kein Mitleid und auch keine Sorge, ich denke nur, dass du vielleicht einfach was loswerden willst."

Innerlich verdrehte ich die Augen. Vielleicht haben es manche, die das hier lesen schon ein wenig mitbekommen, ich war zu dem Zeitpunkt etwas genervt von meiner Beziehung mit Thalia. Merlin hatte mich gefragt, ob ich Thalia wirklich liebte, auf ihn wirkte das so, als wäre ich von ihr in diese Beziehung gezwungen worden. Schlimme ist, mittlerweile fühlte ich ähnlich. Nicht aus demselben Grund, wie Merlin, sondern eher, weil ich immer jemanden an meiner Seite haben wollte, der mit mir kämpfte, der mir Rückendeckung gibt und dem ich auch Rückendeckung geben konnte. Thalia konnte ein Schwert nicht einmal richtig halten. Sie war wie ein Gänseblümchen. Klein, zart, hübsch, nett, aber ein wenig dümmlich und schwach. 

„Na gut, komm rein."

Ich hob den Vorhang auf, damit sie eintreten konnte. Sie setzte sich wieder auf meinen Teppich und deutete mir an, dass ich mich zu setzen sollte, das tat ich auch. Sie gab mir etwas Karamell… ich mochte das eigentlich nicht, habe aber auch nie was gesagt, dass ich es nicht wollte, es gab mir einfach immer wieder unangenehme Erinnerungen an meinen Vater. Ich aß vorsichtig eins und sprach kein Wort. 

„Was hat Rulan dir sonst noch erzählt." 

„Wir haben nicht viel geredet. Es war schließlich sehr spät, aber Morgen werden wir zu dritt miteinander trainieren." 

Sagte ich knapp und vielleicht auch ein wenig kalt. Wie ich schon sagte, ich war nicht mehr so glücklich, wie noch zum Anfang unserer Liebelei. So im Nachhinein, vielleicht hat sie das auch schon gewusst. Trotzdem legte sie ihren Kopf auf meine Schulter und sagte:

„Bist du aufgeregt? Es kommt nicht jeden Tag vor, dass man mit einen so besonderen Mann trainiert."

„Ein kleinen Wenig vielleicht… ich war ihm gegenüber heute etwas unfair, habe ihn fast schon als Lügner dargestellt… ich hoffe, dass ich das morgen wieder gut machen kann, indem ich ihn Abendrot zurückgebe."

Sie hatte eigentlich schon abgeschaltet und wollte kuscheln… wie immer… ich hob sie hoch und platzierte sie vorsichtig auf meiner Hängematte. 

„Ich bin gleich bei dir, ich möchte mich nur kurz umziehen."

Sie nickte und legte sich auf die Seite, um mir beim Umziehen zuzusehen.

„Loki, bist du eigentlich für den nächsten Schritt schon bereit?"

Sex. Mit dreizehn. Dieses halbe Befingern von den Haremsdamen der Highlands letztes Jahr hatte mir schon gereicht. Moon, war ich damals noch unschuldig. Zwischenzeitig war ich ein ganz schönes Playgirl, aber dazu kommen wir später noch. Ich musste kurz durchatmen, bevor ich zu einem kurzen, knappen und etwas zu kaltem Nein ansetzte, aber dann doch innehielt. Warum eigentlich nicht? Thalia war doch auch etwas oberflächlich, da konnte ich es doch auch sein und das von der Beziehung einfordern, wenn ich schon nicht den Rest bekam. Also löschte ich das Licht und drehte mich zu ihr, kam auf sie zu und drückte sie halbnackt wie ich war in meine Hängematte. Ich küsste sie und zog ihr Kleid aus. Sie sah mich an, als wäre sie gerade ganz arg zufrieden mit sich und sofort war meine Libido ganz weit unten. Doch als ich wie aus dem Nichts, naja, es war dunkel, also kam es in gewisser Weise aus dem Nichts, zwischen meinen Beinen berührt wurde und urplötzlich, woher dieses zierliche Mädchen auch immer die Kraft nahm, auf dem Rücken lag, dachte ich an nichts anderes mehr als „Okay verdammt, fühlt sich das geil an". Sie rieb. Zwei Worte können einen neuen Lebensabschnitt beschreiben. Ich stöhnte leise, bevor ich den Mut fasste und auch sie berührte. Kein Vorspiel, kein Gefummel, nicht einmal in die Augen haben wir uns geschaut, nur einen dreckigen Orgasmus. 

Was, du wolltest, dass ich alles, und damit meine ich alles, beschreibe, meine Güte du siehst so aus, als hätte ich gerade einen Porno geschrieben! 

Naja, um ehrlich zu sein, ich dachte immer, weil du es mir später so beschrieben hast, dass es etwas romantischer war. 

Nun ja, das würde es noch werden, leider erst später. 

Am nächsten Morgen lag sie in meinen Arm und hatte noch die Augen geschlossen, als ich aufstand und mich anzog. Kalli war wach, ich hörte, wie sie im Bad stand und versuchte an ihre Zahnbürste ranzukommen. Ihre drei Frettchenschlangen, sie hatte die Mutter Bubbles und die Kinder, ein Männchen und ein Weibchen, Tito und Kiki, typisch fünfjährige, genannt. Ich reichte ihr ihre Zahnbürste und nahm meine auch in den Mund, nach letzter Nacht brauchte ich das. Sie sah mich an, als hätte ich gerade etwas extrem Intelligentes gemacht. Ich weiß nicht, aber den Blick von Kindern, die einen bewundernd ansahen, war irgendwie schön. Obwohl Kalli selbst ein intelligentes Kind war, war ich für sie wie ein wandelndes Buch. 

„Loki…"

Sie war noch etwas verschlafen und kuschelte sich an mich. Ich tätschelte ihren Kopf und tippte auf die Zahnbürste in ihren Mund, damit sie weiter putzte. Im selben Moment kam Merlin rein. 

„Hey Lokilein, wir haben heute eine ganze Menge vor, dein Forscherbuch muss weitergeführt werden."

Sagte er gut gelaunt und schnappte sich seine Haarbürste. Mein Kopf war nun endlich wach und wollte genauso euphorisch antworten, aber dann fiel mir ein, dass Rulan mit mir was unternehmen wollte. Ich spuckte die Zahnpasta aus, wusch mir den Mund und sagte zu ihm:

„Das geht nicht Merlin. Rulan will sehen, was ich draufhabe."

Merlins Hand zuckte kurz, ich merkte immer, wenn er seine wahren Gefühle verbarg, und es tat mir sehr weh, wenn ich ihn enttäuschen musste. Er war mein nach wie vor mein Meister. 

„Ach so, dann morgen, wir Erwachsene haben sowieso beschlossen ein wenig länger zu bleiben. Thorsten ist auch neugierig auf diese Welt, dann frag ich ihn, ob er mitkommen möchte."

„Ich verspreche dir hoch und heilig, morgen und die restliche Zeit, die wir hier sind, werde ich mit dir verbringen."

„Nein, Loki, es ist schon gut so, wenn du mit einen richtigen Dämmerungsmagier kämpfst, Rulan kann dir nach wie vor mehr beibringen."

Sagte er in einem normalen Ton, aber ich merkte, er war enttäuscht. Aber ich… hatte auch ein Stück weit auf diesen Moment mit Rulan gewartet, er war doch ein großes Vorbild für mein dreizehnjähriges Ich, nach wie vor. Also nickte ich nur. Aber Merlin… ihr versteht die Zwickmühle hoffentlich…

Zwei Stunden später stand ich mit Rania und Rulan irgendwo im Wald des abendroten Landes. Ich stand meiner „Zwillingsschwester" gegenüber. Sie hatte auch ein Schwert. Es hat sich herausgestellt, dass Rulan Abendrot, also mein Schwert, und Morgentau, ihr Schwert, für uns, seine Töchter erschaffen hatte und meines dort in den Highlands versteckt hatte. 

„Nahkampf mit Magie."

Sagte Rulan. Ich machte mich bereit, erst abzuwehren, dann anzugreifen, meine bewährteste Technik, auch weil ich Merlin damit immer austricksen konnte. Doch Rania schien auch kein Interesse daran zu haben, anzugreifen und so standen sie und ich eine Minute lang da und sahen uns an, während unser biologischer Vater dastand und geniert lächelte. Okay gut, dann die Noman Technik, wie ich sie nannte. Noman war kein guter Offensiv Kämpfer, also kämpfte er eher defensiv, in dem er den Gegner müde machte und dann erst zu finalen Schlag ausholte. Ziemlich intelligent, aber gut, aus meinem gesamten Freundeskreis, und ich liebte meine Freunde, war Noman der einzige, mit dem ich auf einer Wellenlänge war. In allem. 

„Salires!"

Sagte ich und deutete an, vor Rania zu springen, doch ich setzte gleich dahinter Lanueris ein, um mich hinter sie zu teleportieren. Rania fiel drauf rein und wollte mich mach vorne hin abwehren, ich stand aber schon lange hinter ihr und verseuchte sie mit dem Schwert zu erwischen. Doch sie hatte mich bereits entdeckt und versteckte sich in Fumustis, dem Rauchbombenzauber. Ich bekam die Krise, Fumustis erinnerte mich immer an enge Räume. 

„Aeralis Wirbelwind!"

Ich erschuf eine Windhose und blies Fumustis weg. Rania hatte nicht damit gerechnet, dass ich einen nicht Kampfzauber anwenden würde, was in einen realen Kampf vollkommen schwachsinnig ist, denn dein Gegner kann dich so jederzeit mit einem Überraschungsangriff ins Parafernium schicken, ja so heißt wirklich das Nachleben der Magier! Jedoch sah ich jetzt erst, dass sie die gleiche Idee hatte, nur mit Aquarealis ich hatte Aerialis noch unter Kontrolle und wehrte die Wasserfontäne ab. Leider trafen unsere Angriffe den armen Rulan, der von der Fontäne einige Meter mitgerissen wurde. Wir standen beide mit weit aufgerissenen Augen da. Wir hatten ein bisschen zu viel Kraft angewendet, wenn ich mit meinen Freunden trainierte, waren unsere Attacken gerade Mal halb so stark. Man merkte halt eben doch, ich konnte endlich Kraft in meine Attacken legen, weil Rania und ich Dämmerungsmagier waren. Rania und ich liefen schnell zu Rulan, um nachzusehen, ob er überhaupt noch lebte. Er lag da, die Hände auf der Brust gefaltet und sah in den Himmel. 

„Vater, alles okay?"

Fragte Rania unsicher, woraufhin Rulan Wasser ausspuckte und leise zugab:

„Gut, zu wissen, dass sich meine Töchter im Falle eines Notfalls sehr gut selbst verteidigen können."

Sagte er und setzte sich auf. Innerlich verdrehte ich die Augen, ich sah mich nicht als seine Tochter.

„Wie dem auch sei, fahrt bitte fort."

Wir drehten uns gerade um, weil wir jetzt warm waren und weiterkämpfen wollten, da spürten sowohl Rania als auch ich einen Wasserstrahl am Rücken. Wir drehten uns um, um Rulan zu sehen, der verschlagen dasaß und uns angrinste, wie ein kleines Kind, körperlich war er ja erst sechzehn. Ich und Rania drehten uns um und schlugen zurück, zwei Wasserfontänen direkt in sein Gesicht. Rania lachte und auch mein kleines Ich konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Er wehrte sich und so artete das Ganze in einer kleinen Wasserschlacht aus. Wir saßen irgendwann pitschnass im Gras und lachten. Langsam, aber sicher fühlte ich mich irgendwie den Beiden näher. Auch wenn Rulan für mich nicht wie ein Vater, sondern eher wie ein großer Bruder war und heute nach wie vor ist. Es tat vor allem gut, eine ältere Schwester zu haben, auch wenn ich Kalli sehr liebhabe, man konnte ihr immer gut auch eigene Probleme anvertrauen. 

„Loki, darf ich dich was fragen?"

Fragte Rulan und sah mich an. 

„Hast du doch schon, frag nochmal."

„Willst du hierbleiben, bei uns?"

Wieso musste er diesen schönen Moment mit so einer Frage zerstören? Ich lehnte mich zurück ins nasse Gras und sah in den Himmel, um nachzudenken. 

„Lass dir ruhig Zeit, um darüber nachzudenken. Ich übe da keinen Druck auf dich aus."

Im selben Moment landete Roro neben mir. Er war bei Ignis und dem Rest zu Hause geblieben, während Merlin, Thorsten Sajin und Riguldo die Anderswelt erkunden gegangen sind. Kalli sprang von ihm und rannte zu mir. 

„Loki, Loki, Ignis hat dein Lieblingsessen gekocht. Kommst du?"

Ich nickte und drehte mich zu Rulan und Rania um:

„So wie ich Ignis kenne, wird sie wieder einmal viel zu viel gemacht haben. Zusammen mit Teral und… der lieben Thalia, könnten zwei noch locker mitessen. Kommt ihr mit?"

Die Beiden nickten, Roro sah die Beiden etwas streng und wütend an, Kalli war auch ungewohnt schüchtern, merkte man das so sehr, dass die Beiden mich bei sich behalten wollen? Ich lupfte Kali auf Roro hoch, aber bevor ich Rania und Rulan hochhelfen konnte, bewegte sich Roro einem Schritt weg. 

„Was soll das?"

Fragte ich Roro streng, bevor ich merkte, wie ängstlich er und Kalli waren. Ich legte meine Hand auf seinen Kopf und kraulte ihn, bevor sich Rulan und Rania wiederhochzogen. 

Am Abend saß ich in meinen Zimmer und fütterte Perla mit ein paar kleinen Sardinen. Sie hatte sich dazu entschieden bei mir zu bleiben, Rulan hatte das akzeptiert. Trotzdem war das Wiedersehen der Beiden sehr herzlich gewesen. Das erste Mal seit ein paar Tagen war ich allein. Es tat gut etwas aufzuladen. Roro saß auf der Stange und schlief, ich nahm ein Buch von meinen Buchstapel und konnte das erste Mal seit Tagen in Ruhe lesen, mein Lieblingsleseplatz war das Fensterbrett. Das Fenster war offen. Die Anderswelt hatte Sommer, während in Elystria noch der eisige Winter herrschte, es war also angenehm. Ich öffnete das Buch, mein Lesezeichen war eine Feder von Roro, die er bei seiner ersten Mauser mir geschenkt hatte und Kalli hatte sie für mich schon verziert, als sie vier Jahre alt war, doch bevor ich die erste Zeile lesen konnte, hielt ich inne. Mein Kopf war leer und die Entscheidung, die ich treffen musste, lag mir quer im Magen. Ich zog meine Beine an mich heran, so dass ich eine kleine Kugel verzweifelte Schülerin war, und weinte. Das erste Mal seit langem. Rulan hatte schon Recht. Hier gehöre ich eigentlich hin, aber Elystria war mein zu Hause! Merlin, Ignis, Kalli, meine Freunde, ja sogar A-Lyn und Alezsa, die mich seit diesen Ausflug hasst, sie sind… mein zu Hause geworden. Ich heulte richtig… bis mich jemand entdeckte. Er legte seine Arme um mich und tröstete mich. Diese Wärme, trotz seiner schelmisches Benehmens war er reines und warmes Herzens. Seine Hände drückte meinen Kopf gegen seine Brust und ich hörte sein Herz in seiner Brust schlagen, das Blut durch die Adern fließen und die Lungen sich langsam mit Luft füllten und sie wieder abgaben. Er war mein Vater, schließlich war er da, schon immer. 

„Merlin…"

Murmelte ich und umarmte ihn. 

„Loki, du weißt ich will nur das Beste für dich…"

Rulan hatte mit ihm geredet, wahrscheinlich sogar überredet, so traurig wie er klang. Merlin schien das erste Mal seit langem in seinem Leben richtig traurig und auch etwas verzweifelt zu sein. Ihn lag halt doch was an mir, deswegen wollte er mich nicht verlieren. 

„Ich will nicht weg…"

Hauchte ich unter meinen Schluchzen. 

„Loki, ich fürchte ich kann dich nicht so ausbilden, wie es dein Vater kann."

„Doch, du bist der mächtigste Magier von Elystria."

„Ja, vielleicht bin das, aber gegenüber den Dämmerungsmagier bin ich schwach wie ein einfacher Menschen. Ich bin nach wir vor ein einfacher Nachtmagier."

„Du bist viel stärker als er, du bist sogar stärker als Solar und Moon! Merlin, wir haben zusammen schon so viel gemeistert. Du bist… Du bist…"

Er drückte mich an sich. Es war dunkel, ich konnte Luxis noch nicht einsetzen, um mein Buch zu lesen, aber ich wusste irgendwie, dass es ihn auch nicht ganz kalt ließ. 

„Du weißt, du bist meine beste Freundin, meine erste und liebste Schülerin, und auch allen voran mein Kind, deswegen will ich nur das Beste für dich."

Was geschah gerade? Verlor ich noch ein zu Hause? Mir wurde schwindelig, es war, als würde mein Vater neben mir stehen. Das war eine ganz komische Situation. Doch ich sagte in diesen Delirium zu Merlin:

„Bitte, bitte lass mich nicht allein Papa…"

Und kippte weg.

Habe ich dir eigentlich jemals erzählt, was währenddessen passiert ist, als du weggekippt bist?

Nein, wieso, ist da was Wichtiges passiert?

Um ehrlich zu sein, ja. Rulan hat, bevor ich zu dir hochgekommen bin, zu mir gesagt, dass ich dich nicht richtig ausbilden könnte, da ich zu schwach ihm gegenüber wäre. Das Schlimme daran war, dass er direkt einen wunden Punkt erwischt hatte. Als du gesagt hast, dass ich stärker, als er, Solar und Moon wäre, gab mir das einen Kick. Um ihm zu beweisen, dass ich eben doch stark genug war, dich zu unterrichten, habe ich Rulan zu einen Kampf herausgefordert. Nahkampf mit Magie und Waffen. Alles war erlaubt. Er war sehr wütend, als ich Flixia gezogen habe. Um ehrlich zu sein, war er wirklich stark, stärker als normale Magier, aber ich konnte ihn besiegen und ihn beweisen, dass ich der beste Lehrer für dich war. 

Merlin… du hast das für mich gemacht?

Ich habe all meine besonderen Techniken für dich ausgepackt, um ihn zu zeigen, dass ich zurecht der stärkste Magier in Elystria bin. Naja, nach dir natürlich. 

Merlin…

 

Als ich meine Augen wieder öffnen konnte saß Noman neben mir und fühlte meine Stirn. Als er sah, dass ich wach war fragte er sarkastisch:

„Wie oft muss ich dich noch zusammenflicken?"

„Warum musst du mich immer dumm anmachen, wenn ich gerade aufwache und einen Schädel mit der große von Merlins Arsch habe!"

Ich merkte erst jetzt, dass ich in Merlins Bett lag, beziehungsweise war da etwas Bett unter seinen Haufen Bücher. 

„Warum bei allen hohen Magiern liege ich hier in Merlins Bücherhaufen!"

„Musst du ihn fragen, er hat dich da reingelegt."

Sagte er, und fügte im selben hinzu:

„Und jetzt raus mit der Sprache. Bleibst du?"

„Wieso führen wir diese Gespräche immer, wenn ich flach liege."

„Ganz einfach, weil du dann nicht einfach weglaufen kannst."

Sagte er und ich meine für den Bruchteil einer Sekunde eine kleine, unscheinbare Träne über sein Gesicht zu sehen, welches er sofort umdrehte, um so zu tun, als ob er etwas aus seinem Kosmosbeutel holen würde. 

„Nom, dreh dich um."

Wir benutzten damals seinen Spitznamen nur, wenn ich ihn trösten musste, ansonsten reagierte er nie auf Nom, wenn wir ihn ärgern wollten, nannten wir ihn Nomi oder Nom Nom. Mittlerweile ist das anders, wir nutzen immer unsere Spitznamen. Sein Körper zuckte ganz komisch auf und atmete stockend ein. 

„Bitte geh nicht… du bist meine beste Freundin seit Jahren…"

Ich robbte zu ihm und umarmte ihn. 

„Und du bist meiner, Noman."

Ich stand auf. Wieder war ich oben herum nackt. 

„Du hast echt einen Fetisch damit, deine Patienten auszuziehen, oder?"

Er lachte unter einen kurzen Schluchzen, mein Shirt wanderte wieder über meinen Körper und dann umarmte ich ihn. 

„Du hast meine Frage nicht beantwortet…"

Ich zog den Vorhang zu Merlins Zimmer auf und ging heraus, ohne Nomans Frage zu beantworten. Es war Zeit für mich, diesen Zirkus zu beenden. Wenn Merlin denkt, er wird mich so leicht los, hat sich der alte Sack an seinen geheimen Pornoheften geschnitten, dachte ich mir und stampfte wie ein wütender Drache die Treppen herunter. Ich hörte Merlin und Rulan in Merlins Büro reden. Normalerweise durfte ich dieses Büro nicht mal, Zitat, betreten, wenn Ignis das ganze Haus in einen Flammentornado zerstört. Doch in diesen Moment wäre es mir sogar egal gewesen, wenn Nightmare und Day Light dort drinnen ihren nachmittäglichen Tee trinken würden, ich stürmte das Büro wie ein wildgewordenes Rhinozeros und fand beide Männer am Tisch sitzen und sich unterhalten. 

„Ich will eins klarstellen, Merlin, Rulan, ich weiß, was ich will, und ich weiß, was das Beste für mich ist."

„Loki…"

„Klappe, Merlin! Ich rede jetzt. Rulan, ich mag dich, du bist sehr sympathisch und ich bin absolut sicher, ich könnte bei dir sehr viel lernen, aber Merlin, ich habe bei dir gelebt, und bei Moon und Solar, du bist der Stärkste und der größte Magier, du könntest es sogar mit Solar und Moon gleichzeitig aufnehmen und deswegen will ich bei dir bleiben, Thorsten hat einmal zu Sajin gesagt, dass ich unter dir das Potential zu einen hohen Magier habe und das glaube ich auch, deswegen du alter Knacker wirst du mich ausbilden, hast du das verstanden!"

Machte ich ihm eine Ansage, absolut, habe ich das erste Mal seit langem meinen Meister Widerspruch geleistet? Verdammt ja! Sah er mich gerade so an, als hätte ich den Verstand verloren? Ja, das auch. Rulan und er lachten aber urplötzlich laut auf. Nahmen mich diese Idioten nicht ernst oder wussten die was, was ich noch nicht wusste, was durchaus in Bereich des Möglichen lag. 

„Loki, das stand nie zur Debatte. Ich habe mit Rulan ein Arrangement getroffen. Setz dich."

Er hob einen Stuhl mit Magie hoch und stellte ihn vor mich. Also gut ich setzte mich und hörte ihn an. 

„Also, herzlichen Glückwunsch, du wirst Botschafter für das abendrote Land."

Ich sah ihn an, als hätte ich ihn gerade missverstanden. 

„Was?"

„Rulan, Thorsten und ich haben uns überlegt, wie wir unsere drei Wünsche unter einen Deckel zu bekommen. Rulan und mein Wunsch dir eine gute Ausbildung zu ermöglichen und Thorstens Wunsch gute Kontakte zu den Dämmerungsmagiern zu bekommen. Also haben wir dich als Botschafter, du hast ja schon Erfahrung, also setzen sie dich ein. Dann kann dich Rulan per Fernstudium, über den Kommi, unterstützen und ich kann dich auch ausbilden."

„Merlin ich bin dreizehn!"

„Tu nicht so, du hast neulich Kalli allein an der Grundschule angemeldet."

Ich seufzte. 

„Also gut, das hört sich ehrlich gesagt gut an. Rulan hast du einen Kommi?"

Er sah mich verwirrt an. Ich holte meinen aus der Hosentasche und erklärte ihm das Ding.

„Das ist genial. Bring mir und Rania und am besten allen Dämmerungsmagiern so einen bei deinem nächsten Besuch mit."

Ich nickte nur und bereitete mich mental darauf vor, dass es in Zukunft sehr stressig für mich werden wird.

Rulan stand allein auf der Veranda und sah in den Himmel. Außerhalb des abendroten Landes war es Nacht, das spürte er. Ich sah ihn, als ich kurz runter gegangen war, um mir was zum Trinken zu holen. 

„Rulan?"

Fragte ich vorsichtig nach und berührte ihn an der Schulter. Er drehte sich zu mir und sah mich mit einem Lächeln an. 

„Ach naja, weißt du, es ist die Nacht…"

Ich nickte. 

„Als wir hier ankamen war es so, als würde ich meinen Vater spüren. Als wäre er hier und würde mich beschützen…"

Ich sah ihn an. Er lächelte traurig.

„Und dann siehst du meiner Mutter so ähnlich… Ich fühle mich wieder wie der kleine Junge, der seinen Eltern nachweint und Angst hat dem Druck nicht gewachsen zu sein."

Er sah so aus, wie ich, wenn ich Angst hatte, also beschloss ich es ihm zu sagen. Moon kann sich nicht immer zeigen, daher, dass er neulich zwei Stunden bei uns war, hatte ihn vielleicht zu sehr geschwächt. Trotzdem, ich musste es riskieren.

„Er ist hier…"

„Komm mir bitte nicht mit diesen sentimentalen Unsinn. Er und meine Mutter sind gestorben."

Ich schüttelte den Kopf und rief Roro zu mir. 

„Ich zeig's dir."

Wir sprangen auf Roro und flogen aus dem Abendrotem Land heraus, weiterhinauf in den Himmel. Bis wir die Kleinwächter erkannten. Die kleinen Wölfe. Ich erklärte ihm, warum ich ihn hierhergebracht hatte. 

„Willst du damit sagen, dass die Beiden den guten Teil der Anderswelt schützen?"

Ich nickte. Er sah sich um. 

„Die Kleinwächter. Die richtige Idee, nur leider zu spät. Mein alter Herr, naja, er sah sehr jung aus, liebte Bücher… genau wie du. Aber er hat die Gefahr vergessen…"

Das meinte Rania damit, als sie mir sagte, dass sie nichts von Leuten hielt, die die reale Welt nicht kannten. 

„Ich wünschte, ich könnte ihn sehen… versteh mich nicht falsch, ich bin dir überhaupt nicht undankbar, aber ihn nur zu fühlen ist komisch und erinnert mich an meine rebellische Teenager Phase, wenn ich mich heimlich rausschlich und fühlen musste, ob er schläft oder noch wach ist."

Ich kicherte leicht.

„Du bist meinen Eltern wahnsinnig ähnlich, Loki. Tut mir leid, dass du vielleicht wenig mit mir und Rania gemein hast und davon vielleicht etwas enttäuscht warst."

„Schon gut, ich mag euch sehr, aber ich habe schon ein zu Hause, indem ich mich sehr wohl fühle."

Er lächelte sanft. 

„Falls du aber trotzdem mal von Merlin E. Woods genervt bist, darfst du jederzeit hierherkommen."

Sagte er und gab mit eine Phiole. Ein Portal der direkt in das abendrote Land führte. 

„Danke Rulan."

Plötzlich hörte ich ein Wolfgeheule. Ich sah in die Richtung und setzte einen Zauber ein, der mich weitsehen ließ, ein. Ich entdeckte Moon in seiner Wolfsform. Ich steuerte Roro in die Richtung, Rulan wusste nicht wie ihm geschah, als wir plötzlich neben Moon flogen, der uns zuerst gar nicht bemerkte. Rulan setzte sich zu mir nach vorne. Wir waren nach wie vor in Moons totem Winkel. Vorsichtig streckte Rulan seine Hand aus und berührte Moon, der sofort aufzuckte und sich schockiert umsah. Er sah mich zuerst und lächelte:

„Hallo Loki, schön dich nochmal zu sehen…"

Dann erst schien er zu bemerken, wen ich mitgenommen hatte. 

„Rulan, geht es dir gut?"

War seine erste Frage, als er in seiner menschlichen Form auf Roro kletterte und seinen Sohn in die Arme schloss. Und wieder ein zwei Meter großer Mann auf einer eigentlich großen Eule, die neben ihn eher wie eine kleine Eule wirkte. 

„Ich bin okay. Aber wie konntest du überleben? Wie viel kannst du schon? Sind die Hüterinnen doch nicht nötig?"

Moon sah ihn etwas gequält an. 

„Rulan, ich kann nicht zurückkommen. Meine Kräfte sind auf das, was du gerade siehst, beschränkt, und dass geht auch nur weil deine Mutter mir ihre Kräfte bei ihren Tod übergeben hat. Solar ist gar nicht mehr in der Lage in ihre menschliche Form zurückzukehren. Rulan, ich weiß, es ist schwer für dich, aber es wird nie wieder so sein, wie früher."

Rulan sah enttäuscht und unsicher aus. 

„Aber es wird eine neue Zeit anbrechen und auch wenn es tausend Jahre dauern wird, ich werde wieder zurückkommen."

Rulan lächelte knapp und deutete mir dann an, näher zu kommen, was ich auch tat. 

„Ich will die Stimmung nicht unnötig bedrücken, also kommen wir zu was Gutem. Du kennst Loki schon. Aber weißt du auch, dass sie deine Enkeltochter ist?"

Moons Kinnlade fiel runter, er riss mich sofort an sich und umarmte mich. 

„Das ist so schön! Ich wusste, dass wir verwandt sind in dem Moment, wo ich das erste Mal deine Buchsammlung gesehen habe."

„Du hast sogar noch eine, aber Rania ist noch in meinen Dorf. Ich bring sie mal vorbei."

„Ich bin jede Nacht hier…"

Sagte er etwas verbittert. 

„Für dich auch liebe Loki."

Ich lächelte. 

Am nächsten Morgen traf ich mich mit Merlin allein in seinem Büro. 

„Gehen wir? Du wolltest doch mitkommen?"

„Ich komme gleich, Loki."

Nach dem, was in den vergangenen Tagen passiert war, musste ich ihm kurz einmal in den Arm nehmen. 

„Danke, dass du für mich da bist, Merlin…"

Sagte ich kurz, bevor er seine Hand auf meinen Rücken legte und antwortete:

„Ich bin immer da, wenn du mich brauchst."

Auch wenn ich danach mich oft mit meiner Blutsfamilie traf, meine Adoptivfamilie war immer meine liebste Familie. 

„Aber wenn du noch einmal in mein Büro gehst, ohne dass ich es dir erlaube, bekommst du für immer Hausarrest."

Ach ja, die Anderswelt, wir hatten eine schöne Zeit. Wir haben zusammen sehr viel geforscht und neue Freunde und Erkenntnisse gewonnen. Außerdem hat es uns alle nähergebracht, auch wenn es danach bei dir und Thalia gebröckelt hat… 

Ja, ich liebe es auch heute noch, wenn ich die Chance habe in die Anderswelt zu reisen… und Rulan und Rania, ich freue mich immer wieder die Beiden zu sehen. Aber jetzt erstmal zu einen anderen Ereignis. Thorstens dreißigster Geburtstag. 

Du meinst den Sebteka Amoklauf?

Genau den meine ich.

Da muss ich dich jetzt leider enttäuschen meine Liebe, so einfach kommst du mir nicht davon.