Part Drei: Der Aufstieg der Loki Esyia Woods Kapitel 13: Die Kriegserklärung

Bin schon gespannt, wie lange du dafür brauchst.

Sei froh, dass ich dieses Massaker überhaupt schreibe.

Ich saß an einen Brunnen in Stadtteil Rosia und wartete auf jemanden. Noman. Meine Augen waren tief versunken in einen Buch, Blue lag auf den Boden und schlummerte, Roro saß auf meiner Schulter und las mit. Leise seufzte ich und klappte das Buch zu. Nicht nur war es ein schlechtes Buch, Hauptcharakter sehr unsympathisch, Nebencharaktere hohl wie sonst was, nein, eigentlich hätte mich Noman schon vor einer Stunde hier einsammeln sollen. Ich sah auf meinen Kommi, keine neuen Nachrichten. Dieser Idiot hatte mich ernsthaft zum dritten Mal diese Woche versetzt. Schlimme ist, ich konnte ihm keinen Vorwurf machen, er war ziemlich aufgeregt, seit neustem war er ein vollausgebildeter Arzt, er ging fast jede Nacht feiern. So wie wir beide eigentlich an diesen Abend feiern wollten, aber er hatte sich wahrscheinlich dazu entschieden, allein loszugehen und mich wie bestellt und nicht abgeholt hierzulassen. 

„Los kommt, wir klappern die Tavernen ab, mal wieder."

Blue stand auf und streckte sich, als meine Füße den Boden berührten. Wir wanderten durch die Gassen und wurden von ein paar Magiern gegrüßt. Seit Sebteka war mein Spitzname der inoffizielle hohe Magier, mache nannten mich bei meinen bevorzugten Spitznamen, der verspielte Bücherwurm. Mittlerweile war ich mit Lektion zehn so weit fertig, das letzte, was noch offen war, war der Trank der Unsterblichkeit. Aber ich war fünfzehn und fast ein halbes Jahr, also wollte ich mindestens noch ein Jahr damit warten, perfekt, ich war jünger als Merlin, aber alt genug, um wenigstens etwas ernst genommen zu werden. Wie dem auch sei, mir war nicht wohl dabei, wenn mich die Leute inoffizieller hoher Magier nannten. Ich war ein einfacher Botschafter und wollte auch nicht mehr werden. Mit Macht kommt Verantwortung und so eine Verantwortung konnte ich damals noch nicht tragen. Ein einfacher Buchhändler schien mir damals angemessener. Ich kam an der Taverne von Atriens Eltern vorbei. Seit seiner Trauerfeier hatte ich die Beiden nicht mehr gesehen. Sollte ich reingehen? Noman war ganz sicher nicht dort. Meine Hand war schon am Türgriff, aber ich entschied mich dagegen. Wie ich schon sagte, Noman war ganz sicher nicht dort. Es gab da eine neue Bar, zum Platin Horn, da war er auch schon die letzten Abende gewesen. Es war Herbst, Kalli ging in die zweite Klasse, Noman würde demnächst sechzehn werden. Eigentlich durfte man erst mit siebzehn trinken, aber in der neuen Taverne galten wohl besondere Regeln. Das Platin Horn lag in einem anderen Stadtteil. Etwa dreißig Minuten Fußmarsch durch die dunklen Gassen. Blue neben mir sah mich interessiert an. 

„Was ist so interessant an mir?"

Fragte ich leicht grinsend. Blue war manchmal etwas albern, sie meinte:

„Du bist hübsch Loki, alle Frauen, die wir gerade gesehen haben, haben dir hinterher geschaut."

„Alberner Fuchs…"

Sagte ich und schubste sie leicht mit der Hüfte. Endlich sah ich das Platin Horn, gerade flog einer durch die Scheibe, wahrscheinlich eine Prügelei. Ich seufzte und betrat mit Roro auf den Kopf und ein Rottweiler großes Kitsune die Taverne. Es war laut, es war voll, es roch nach Sjn. Aber das machte mir nichts aus, nachdem ich Noman entdeckte. Er tanzte auf den Tisch, im wahrsten Sinne des Wortes, mit einen vollen Glas in der einen Hand und einen Fremden in der anderen. Ich stellte mich vor ihm und sah ihn ernst an. 

„Lolo! Alle man sagt Hallo zu meiner bestesten Freundin auf dieser Ebene Loki Woods!"

Der Laden grüßte mich, ich gab nur kurz ein genervtes Jaja von und fragte Noman:

„Hast du nicht etwas vergessen?"

Er sah mich an, noch war er ansprechbar, noch. Er war noch nicht betrunken und wusste haargenau, dass er mich vergessen hat. 

„Tut mir leid."

Sagte er leicht unterwürfig.

„Das ist das dritte Mal diese Woche!"

„Ja, ich weiß, als Entschädigung gebe ich dir einen aus."

Er gab mir von woher auch immer ein Glas Sjn. Langsam knickte ich ein. Damals war ich eine ziemliche Partydiva gewesen. Oh Moon, ich hab mit so vielen Frauen rumgemacht, dass es schon echt nicht mehr witzig war. Ich nahm es und trank was davon. 

„Und jetzt komm hoch und tanz!"

Die Musik wurde von einen Magier mit, Überraschung, Magie hergestellt. Es hörte sich nicht wie Instrumentale Musik an, eher wie künstlich hergestellt, für mich hörte sich das auch so an, die Menschen haben so was ähnliches, sie nennen es Techno. Ich war eher ein Fan von einer Mischung von lauten Gitarren, dröhnenden Schlagzeugen und ein Sänger, der es schafft zu schreien, es aber nach Musik klingen zu lassen. Das menschliche Äquivalent war Metal. Merlin hasste es, wenn ich beim Lernen Musik hörte, aber meinen Kommi konnte er nun mal nicht ausschalten. Noman reichte mir seine Hand und zog mich hoch. Er gab mir ein weiteres Glas und wir tanzten. Blue und Roro tanzten mit, wenn auch auf ihre eigene tierische Art. Ein, zwei Stunden später wollte ich gehen, es war schon Abend und ich wollte morgen Kalli in die Schule bringen, die letzten Tage habe ich immer bis drei Uhr gefeiert und bin dann beinahe eingeschlafen, wenn ich Kalli in die Schule brachte oder ihr bei den Hausaufgaben helfen musste. Ignis Strafen waren ungnädig, aber gut, wenn ich mich von Noman anstecken ließ, war ich selbst schuld. Nach einer halben Stunde Tischtanz ließ ich mich auf die Bank fallen und war so erschöpft, dass man denken konnte, ich war gerade in einen Kampf gegen die Negativen verwickelt gewesen. Er setzte sich auf mich und tackerte mich gegen die Wand der Bank. 

„Gehst du auf Kuschelkurs, Idiot!"

Sagte ich und drückte ihn neben mich. Er lachte wie ein Idiot. Meine Alk Toleranz war höher als seine. Nach gefühlt drei Gläsern war er dicht und dann wollte er mir immer an die Wäsche. Mir war das zu dem Zeitpunkt schon zwei Mal passiert, dass wir im Bett landeten, nach dem zweiten Mal passte ich besser auf mich auf. Er legte sich erneut auf mich. 

„Du wirkst nicht so gut gelaunt, wie du tust, sonst gehst du nie mit mir auf Kuschelkurs, ohne auf die nächste Stufe aus zu sein, du Ding aus Nightmares Arsch."

Sagte ich und drückte ihn wieder weg. 

„Heute war Atriens Mutter bei mir…"

Lallte er. Um Moons und Solars Willen, was wollten die von ihm? Seine Eltern und seine große Schwester waren so davon überzeugt, dass Atriens Tod Nomans schuld war, und dementsprechend verhielten sie sich auch ihm gegenüber. Mir gegenüber nicht, trotzdem mied ich die Familie. Naja, das war nicht ganz so wahr, seine Schwester und ich haben in dem Jahr seit ich von Thalia getrennt war, einmal rumgemacht, zu meiner Verteidigung, ich habe das Mädchen drei, vielleicht vier Mal in meinem Leben gesehen und als ich ihren Namen erfuhr, danke Noman dafür, habe ich sie sofort von meinem Schoß geschubst. Ich seufzte, knallte dem Barkeeper Geld hin und nahm Noman über die Schulter. 

„Was, wohin gehen wir Lolo?"

„Zu dir nach Hause."

„Uh, zu mir nach Hause, in mein Bett…"

„Ach halt die Klappe, Noman."

Ich trug ihn, ja ich konnte ihn ohne Probleme tragen, durch Rosia, bis wir endlich bei Meister Sajin ankamen. Ich klopfte und hoffte, dass ich Sajin nicht schon aufweckte, schließlich war es schon weit nach zehn Uhr, doch als er mir die Tür in seinen Straßenklamotten aufmachte stieg Erleichterung in mir auf. Noman lallte und sang fröhlich über meiner Schulter und meine Tiere lachten ihn aus, ich war total zerzaust und roch etwas nach Sjn, ein Bild für die hohen Geschwister, die sich wahrscheinlich im Grabe umdrehten, sagten die Zeitzeugen, die die Beiden kannten. Als jemand der regelmäßig mit Moon „Tee" trank muss ich diesen altertümlichen Spruch leider der Wahrheit berauben, Moon kann ordentlich bechern. Sajin der vor mir stand erwartete eine Antwort, zumindest sagte das sein Gesicht, das mich streng ansah, obwohl er wusste, dass mich Noman oft, viel zu oft, zum Trinken begeistern konnte. Er seufzte und sagte:

„Lass mich raten, er hat dich mal wieder versetzt."

Ich wollte meinen Freund nicht in Schwierigkeiten bringen, Sajin hatte wohl noch üblere Strafen auf Lager als Ignis. 

„Nun…"

Er sah mich an und kannte die Antwort. 

„Nimm es ihm bitte nicht übel, Sajin, aber er hat heute wohl Atriens Mutter gesehen und wahrscheinlich hat ihn das etwas umgehauen."

Sajin sah kurz so aus, als wurde er sich wirklich sehr große Sorgen um Noman machen, das sah man selten. 

„Kommt rein, tu mir ein Gefallen und bring Noman hoch in sein Bett. Willst du einen Tee, der vielleicht den Geruch nach Sjn überdeckt. Schließlich will Ignis nicht, dass du trinkst."

„Das wäre sehr nett, Sajin."

Die Tiere traten ein und Sajin stellte sofort Wasser für die Beiden bereit. Sajins und Nomans Haus war nicht so groß, schließlich lagerte Sajin sehr viele Bücher in seiner Wohnung, im Palast der hohen Magier und des Höchsten. Er lebte zwar in diesen kleinen Haus in der Stadt, nahe am Portal zu Konihi, aber er nutzte die Wohnung somit wenigstens klug. Ich ging zwei Stockwerke hoch und betrat Nomans Zimmer. Ich beneidete den Jungen um seine Tür. Sein Bett war eigentlich fast schon zu klein für ihn, wie er dort regelmäßig Männer und Frauen verführen konnte war mir ein Rätsel, ich legte ihn auf das Bett, er pennte sofort ein. Leise schlich ich mich wieder runter zu Sajin, der zwei Tassen Tee in der Hand hielt. Ich setzte mich zu ihn an seinen Küchentisch und trank langsam den warmen Tee. Er schmeckte köstlich. 

„Was sollen wir nur mit ihm machen?"

Fragte er mich etwas verzweifelt. 

„Ihn in seinem Zimmer einsperren und den Schlüssel wegwerfen. Spaß beiseite, ich mache mir so langsam Sorgen. Er ist sonst immer wahnsinnig zuverlässig, heute wollten wir eigentlich was anderes machen, als in diese verkackte Bar zu gehen."

„Das er feiern will, weil er endlich Arzt ist, ist verständlich, aber ich habe Angst, dass mein Schüler, der bisher immer ein Vorzeigeschüler war, durch diese Familie zum Alkoholiker wird."

„Hast du mitbekommen, was da heute zwischen ihm und der Mutter von Atrien vorgefallen ist?"

„Tse, natürlich nicht… ich war den ganzen Tag in einer Notfallkonferenz."

Notfall, was hatte das zu bedeuten? Seit dem Vorfall in Sebteka war ich sehr hellhörig geworden, zum Wohle meines Freundes wollte ich das Gespräch wieder in seine Richtung lenken, aber Sajin sagte wütend:

„Das könnte ich alles verhindern, wenn ich einfach zurücktreten könnte. Thorsten wird aber zum kleinen Kind, wenn ich das erwähne, vor allem seit dem Sebteka Vorfall."

Ich konnte mir ein kleines Lachen nicht verkneifen. Der Gedanke, dass der Höchste zu einem kleinen Schreikind wurde, das sich an Sajins Bein klammerte, war wahnsinnig witzig. 

„Ich habe bei meinen letzten Besuchen wieder eine kleine Gruppe gesehen, die Schilder in der Hand hatten. Lumunis zum Höchsten."

„Oh Moon, erwähn das bitte nicht… um ehrlich mit dir zu sein, Loki, ich möchte in den nächsten zwei Jahren zurücktreten. Endgültig. Ich habe Thorsten einen Nachfolger vorschlagen können, den er akzeptiert hat."

„Merlin? Noman?"

„Lass dich überraschen Loki."

„Darf ich fragen, warum nicht gleich?"

Er sah etwas bitter berührt aus, lehnte sich aber zu mir und sagte leise:

„Das, was du jetzt hörst, darfst du nur mit deinen Meister und nur mit deinem Meister bereden."

Ich nickte, dann neigte er sich weiter zu mir, sodass er nur in mein Ohr flüsterte:

„Wir haben einen Boten der Negativen gefangen, eigentlich ließ er sich fangen, er eröffnete uns, dass es wahrscheinlich zu einem Bürgerkrieg kommen wird, wenn wir nicht Platz für Nightmares Hohen machen. Wir geben keine Verhandlungsbasis, also machen wir uns insgeheim erstmal dazu bereit, einen Bürgerkrieg führen zu müssen. Das heißt ich kann jetzt noch nicht zurücktreten. Meine Fähigkeit wird noch gebraucht."

Er setzte sich zurück und mir wurde angst und bange, ich schob Noman ganz kurz weg und wollte hundert Dinge gleichzeitig fragen, aber ich brachte nur eines raus, was vollkommen hirnrissig war:

„Habt ihr Rulans Theorie überprüfen können?"

Er nickte nur. 

„Der Magier wurde tatsächlich kontrolliert, aber er erzählte uns, dass nicht alle kontrolliert werden. Mitglieder der großen Familien zum Beispiel nicht. Er wird heimlich wieder eingegliedert."

„Heimlich?"

„Wir wollen keine Panik auslösen, naja Thorsten will keine Panik auslösen."

Verständlich. 

„Trotzdem, wenn man in einem Krieg kämpfen muss, kann man nicht alle retten. Das haben wir wohl oder übel heute auch entschieden."

Sagte er bitter berührt und nahm einen kräftigen Schluck Tee. Ich ahnte, dass er, obwohl er nicht oft trank, einen kleinen Schuss Alkohol in seinen Tee hatte. 

„Aber gut, wie oft haben uns die Negativen schon in den letzten Jahren gedroht? Das letzte Mal richtig gekämpft haben sie bei der Rebellion, wo sich Urian gedacht hat, er müsse er müsse ein altes Feuer entfachen und nun sind wir hier. Wir dürfen diese verfluchten Negativen nicht unterschätzen, aber sie überschätzen sich maßlos."

„Was wenn sie dieses Mal alle Kinder auf ihrer Seite haben? Die Kinder von Day Light haben sich bei der Rebellion zurückgehalten."

„Diese Eventualität haben wir natürlich auch in Betracht gezogen, und wir sind uns einig, dass wir nur beten können, dass sie sich nicht angeschlossen haben."

Mir stockte der Atem. 

„Aber hab keine Angst. Die hohen Magier sind dazu da die magische Welt zu verwalten, zu vertreten und zu beschützen."

Zitierte er Solar und machte mir so wieder ein wenig Hoffnung und Mut. Ich lächelte. 

„Trotzdem, falls ihr Hilfe braucht, macht von dem Wehrhaften Bürgern gebrauch."

Mit wehrhaften Bürgern ist die Armee von Elystria gemeint. Jeder, der Kämpfen kann und zum Kämpfen bereit ist meldet sich bei einen hohen Magier und bekommt dann eine Robe und Ausrüstung zum Kämpfen, davon können die hohen Magier unter solchen besonderen Umständen Gebrauch machen. Er lächelte mich an, als ob er zufrieden wäre. Ich sah auf die Uhr. Wir hatten fast eine Stunde geredet. Den Sjn in meinen Atem roch man schon gar nicht mehr. 

„Ich sollte so langsam gehen. Kalli will, dass ich sie morgen zur Schule bringe."

„Sag Merlin schöne Grüße."

„Natürlich, falls er mit dir über heute Nacht reden will…"

„Sage ich ihm nicht, dass du getrunken hast, dass Noman dich wieder versetzt hat, et cetera."

„Danke dir."

Ich weckte Blue und Roro und bat ihn mich nach Hause zu fliegen. Ich saß mit Blue auf den Sattel, die legte ihren Kopf auf meinen Schoß und schlief weiter. Ich hingegen dachte über das nach, was Sajin mir erzählt hatte. Ein Bürgerkrieg? Womöglich mit allen Kindern der Negativen? Vielleicht war es der Sjn, aber ich fühlte mich sehr schwer. Also beschloss ich an was anderes zu denken, auch wenn es schwerfiel, ich las das Buch weiter. Es war nach wie vor schlecht, aber erträglich. 

Oh Sajin, wenn ich diesen Hund finde, sei ehrlich Loki, wie oft hat er dich gedeckt? Wie oft muss ich ihn schlagen. 

Also erstens, du weißt, warum du ihn nicht schlagen kannst, und zweitens sehe ich wirklich so lebensmüde aus? 

Ich weiß, nach wie vor, dass ich ihn niemals ernsthaft schlagen würde. Du musst mich nicht ständig daran erinnern.

Ich kam gegen Mitternacht endlich nach Hause, um ja nicht Ignis, die immer im Wohnzimmer schlief, zu wecken, flog mich Roro direkt vor mein Zimmerfenster, welches ich mit Pentibusutris öffnete. Atria und Sienna, ihm ging es nicht so gut, waren zu Hause geblieben. Atria war mittlerweile sehr groß, fast schon etwas zu groß für das Haus. Perla hatte Eier gelegt, aber auch gegessen, also war alles soweit okay bei meinen Tieren. Ich legte Blue zu Atria und Sienna, Roro stellte sich auch schon auf seine Stange und ich war gerade am Umziehen als ich eine Stimme sagen hörte: 

„Luxis."

Und das Licht ging an. Es war Merlin. In seinen schwarzen Schlafanzug und mit überkreuzten Armen. Ich war halb nackt, aus Reflex sagte ich deshalb:

„Tenebras!"

Und es wurde wieder dunkel. Er wiederholte seinen Spruch und siehe da es wurde wieder hell, aber ich hatte es geschafft meinen Pyjama anzuziehen. 

„Loki Esyia Woods wo bei allen Hohen Magiern warst du?"

Machte er mir die Ansage. Mittlerweile galt die Aussage, Noman und ich haben zusammen gebüffelt, nicht mehr, da wir ja durch waren. 

„Noman und ich haben über seine Patienten ab gelästert… und ich habe mich dann auch noch mit Sajin verquatscht. Außerdem stand ich wieder lange vor meinem Lieblingshaus, meinem zukünftigen Buchladen."

„Du willst wirklich einen Buchladen? Bei deinen Talent könntest du mindestens ein hoher Magier werden."

„Es reicht mir, dass ich Botschafter für zwei große Länder bin."

Er schüttelte kurz den Kopf, er war vom Thema abgekommen. 

„Schau trotzdem, dass du in Zukunft früher nach Hause kommst, ich bin etwas paranoid, weißt du was vergiss es."

Nein, seine Sorgen waren tatsächlich berechtigt, das sah man auch in meinen Blick, weswegen er sich auf meinen Schreibtischstuhl setzte, daher das Sajin mir sein Okay gegeben hat, mit Merlin über diese Thematik zu reden, musste ich auch nichts verheimlichen. Also erzählte ich ihn alles, was mir Sajin erzählt hatte. Merlins Miene wurde immer strenger und auch etwas verstört. 

„Okay, das ist übel, lass uns morgen früh darüber reden."

Sagte Merlin und stand auf, um mein Zimmer zu verlassen. Was war gerade passiert? Ich erzählte ihm, dass ein Bürgerkrieg ausbrechen würde und er ging einfach wieder schlafen! Typisch Merlin. Man konnte nur den Kopf schütteln und auch ins Bett gehen. Nein, ich wollte darüber mit Merlin reden, doch er war nicht in seinen Bett, er war unten in seinen Büro, was keiner betreten durfte, natürlich ging ich hinein und beobachtete ihn heimlich. Ich hatte mich auch brav mit Blevicia unsichtbar gemacht. Er arbeitete an einen alten Zettel, den ich nur aus seinen Erzählungen kannte. Die originale Seite des Anuyomi Buches. Er war so vertieft in seine Arbeit an der Seite, dass er mich nicht wahrnahm. Ohne das sechste Auge würde ich nicht merken, was er an der Seite versuchte. Mit dem sechsten Auge war es möglich die Form eines zerstörten Objekts in der Vergangenheit zu begutachten. Leider hatte Merlin zu wenig Ausdauer und versuchte deswegen eine Kraftquelle zu finden, die es ihm ermöglichte längere Zeit das sechste Auge zu verwenden. Merlin hatte in dem Büro mehrere alte, teilweise auch verbotene, Bücher, die er sich ebenfalls zu Rate zog. Er bereitete sich vor. Wenn er es schaffen würde das Buch in seiner vergangenen Form zu betrachten wäre es ihm möglich mehr Wesen aus der Anuyomi Welt zu rufen. Ich wollte mich zurückziehen, aber das Buch, was er aus dem Regal neben sich zog, war zu interessant. Es war ein Buch, das man bei uns das Nominium Infernes nannte, die Unterwelt Regeln. Es zeigte alte Techniken früherer Okkultisten, eines der wenigen verbotenen Bücher. Woher hatte er all diese Bücher? Bei der Reformation der hohen Geschwister wurden alle Bücher der Okkultisten verbrannt. Ich musste mich irgendwann mal in dieses Büro schleichen, aber da meine Nachlehre inoffiziell schon begonnen hatte wurde ich oft allein auf Missionen geschickt und kam meist sehr erschöpft zu Hause an. Das Buch war riesig, die Seite des Anuyomi Buches war auch fast einen halben Meter auf einen Meter. Die Okkultisten mussten riesig gewesen sein, um diese Bücher zu lesen. Ich beschloss auf eines seiner Bücherregale zu klettern, um ihn näher zu beobachten. 

„Maquia…"

Murmelte ich und schwebte los, ich schwebte über eines der Bücherregale und sah meinen Meister besser über die Schulter. Irgendwann seufzte er und ließ von den Büchern ab. Es war doch schon spät und eine der Lieblings-Beschäftigungen meines Meisters war es zu schlafen. Perfekte Gelegenheit für mich, das Buch und die Seite mit Kartidupli zu duplizieren. Er ging aus dem Büro raus und hoch in sein Schlafzimmer, zumindest hoffte ich das. Ich hörte auf zu schweben und sprang geschickt wie eine Katze von dem Regal, ich warf nur beinahe einen Kerzenständer um, und stand direkt neben den Tisch. Ich legte eine Hand auf das Buch und sagte: 

„Kartidupli."

Es dauerte immer sehr lange, einen Gegenstand zu duplizieren. Für dieses Buch brauchte ich fast über zehn Minuten. Danach wollte ich eigentlich die Seite kopieren, aber ich hörte das Räuspern einer Person. Ignis stand direkt hinter mir. Mir wurde heiß und kalt, würde sie mich verraten? 

„Loki, was machst du da?"

Fragte sie etwas genervt und enttäuscht. 

„Ich soll für Sajin was kopieren, Merlins Art mich zu bestrafen, weil ich zu spät heimgekommen bin."

Log ich sofort los. 

„Und jetzt die Wahrheit meine liebe Loki."

„Das kann ich nicht, du würdest es mir eh nicht glauben. Was muss ich tun, damit du mich nicht verrätst?"

„Putz morgen den Boden der Veranda und Merlin wird nicht erfahren, dass seine Schülerin seine Bücher kopiert."

„Klingt fair, gute Nacht Ignis."

„Nacht Loki und es gibt morgen dein Lieblingsessen."

Ignis war zwar eine heißblütige Frau, aber gerecht und eine gute Mami. Erinnert euch daran, dass ich das jemals gesagt habe, denn als ich die Bodendielen unserer Veranda putzen musste, die voller magischen Moos waren, und magisches Moos lässt sich kaum bekämpfen, habe ich diese Frau verflucht. Ich kopierte die Seite, das dauerte nur fünf Minuten, Moon sei gedankt, und danach ging ich nach oben. Es war mittlerweile nach ein Uhr und daher, dass Kalli und meine Wenigkeit morgen um sieben Uhr losmussten, weil diese verdammte Schule eine Stunde weit weg war, beschloss ich das diese Nacht am Arsch war und nahm mir das Buch, um es durchzulesen. Als ich es jedoch öffnete merkte ich den Schwachpunkt meines Plans, das Buch war in einer anderen Sprache, die aus komischen kryptischen Runenschriftzeichen bestand, das war die Runensprache der Okkultisten. Ich schüttelte den Kopf, so dumm fand ich mich selbst in dem Moment. Also gut, ich nahm einen Roman, einen guten Roman, und legte mich auf meine Hängematte. 

Loki, wieso erfahre ich in diesen Buch mehr über deine verbotenen Aktionen, als mir eigentlich lieb ist?

Ganz einfach Merlin durch meine Verbotenen Aktionen, wie du sie nennst, habe ich das erreicht, was ich erreicht habe. Man muss manchmal Regeln brechen, um seine Ziele zu erreichen. Weißt du, wer mir das beigebracht hat?

Ganz recht, mein lieber Herr Meister, du. 

Am nächsten Morgen ging es mir dementsprechend. Ich stand vor den Spiegel und versuchte mich mit dem Spruch Exoranau Speciemes einigermaßen vorzeigbar zu machen. Kalli kam müde in das Bad. Ihre Haare reichten ihr bis zu der Hüfte und waren noch brauner und noch lockiger als noch im Jahr zuvor. Sie war größer geworden und ging mir mittlerweile bis zu der Brust, gegen die sie müde kippte und brummte. Sie war sieben geworden und eine richtige, hübsche kleine Dame, die gerne bastelte und Dinge erschuf, die ich niemals erschaffen konnte, sie wollte einmal magische Gegenstände herstellen und verkaufen. Ihre Noten waren gut, aber sie brauchte sich darüber keine Gedanken machen, ich würde sie einmal ausbilden, Noten beeindruckten in unserer Welt nur die Meister, aber auch nicht mehr alle. 

„Ich bin müde, ich könnte noch einmal schlafen…" 

Murmelte sie in meine Klamotten, als ich ihr ihre Zahnbürste übergab. 

„Tja, so ist es nun mal, Kinder müssen in die Schule, Schüler müssen ihren Meister hinterherlaufen und Meister müssen arbeiten."

„Kann ich nicht einmal außerhalb der Schule Ferien haben?"

„Nope, du gehst heute brav zur Schule, ich bringe dich auf Roro, dann können wir entspannt frühstücken."

Eine Stunde später flogen wir auf Roro im wunderschönen Morgenhimmel. Kalli schlief noch eine Runde, ich hingegen suchte nach einen Buch über meinen Kommi. Ein Buch über alte Sprachen. Leider fand ich nichts über die Runensprache der Okkultisten. Wunderbar. Ich steckte meinen Kommi in die Tasche zurück und holte die Seite heraus. Vielleicht könnte ich mit meiner etwas besseren Ausdauer das ganze Buch in all seiner vergangenen Schönheit betrachten. Ich tauchte ein in die Welt des sechsten Auges und sah mir die Seite an. Leider war ich damals nicht ganz so bewandert mit dem sechsten Auge, wie ich es jetzt bin. Aber ich sah etwas anderes, viel Interessanteres. Ein illegales Portal, das von Kanori nach Whalia führte. Sofort holte ich meinen Kommi heraus. 

„Roro, bring Kalli in die Schule."

„Loki, was ist los?"

„Tu was ich sage, bleib heute bei ihr, falls ich dich nicht in zwei Stunden abhole, benachrichtige Merlin. Cornxga, Blevicia." 

Bevor meine Eule protestieren konnte, war ich schon über alle Berge. Unsichtbar flog ich näher an das Portal. Es war wie jedes illegale Portal rot und zwischen zwei Bäume, deren Äste sich berührten, gespannt. Ich fotografierte es und schickte es mitsamt Standort an Sajin. Auf meiner Seite war niemand, der es bewachte, die andere Seite hingegen wurde bewacht, streng bewacht. Unsichtbar könnte ich mich sicherlich da durchschleichen. Ich hatte noch Zehn Minuten mit den Flügel und der Unsichtbarkeit. In meinen Kosmosbeutel hatte ich einen Trank, der mich mindestens eine Stunde Unsichtbar machen könnte. Ich holte ihn heraus und trank ihn. Dann ging ich hindurch, ohne zu Atmen damit mich ja keiner bemerkte. Ich stand mitten in meinem alten Familiendorf. Nur waren hier mittlerweile mehr Magier als je zuvor, darunter sehr viele Kinder und Jugendliche. Hatte ich einen Plan? Nein, weswegen ich einfach mal alles beobachtete und versuchte Matt zu finden, vielleicht wäre es mir möglich gewesen, Informationen zu sammeln. Es waren Mitglieder anderer großer Familien der Negativen da. Ich notierte alle Familien, die ich kannte. Darunter waren die Familien Rokio und Freyfru, die nach den Jeevahs die größten bildeten. Ich fotografierte alles, Moon sei Dank gab mein Kommi keinen Laut von sich. Ich wanderte weiter zum Haupthaus, meinem alten zu Hause. Ich suchte Matts Zimmer, er lag im Bett und schlief. Also gab es keine Probleme mit ihm und seiner besonderen Fähigkeit. Ich ging weiter und versuchte Urian zu finden, was ich auch tat. Er saß allein am Fuß eines Baumes und hielt ein Buch in der Hand. Wow, auf den ersten Blick könnte man wirklich meinen, er wäre Merlin. Ich näherte mich ihn. Auch seine Augen waren von Adern durchzogen, die hohen Magier gingen davon aus, dass das ein Zeichen dafür war, dass Nightmare einen kontrollierte. Auch das fotografierte ich und rannte dann zurück zum Hauptplatz. Das alle großen Familien der Negativen hier waren, war sicherlich kein Zufall und auf gar keinen Fall ein fröhliches kleines Festchen. Sie waren hier, um sich auf einen Krieg vorzubereiten. Ich nahm Gespräche über eben diesen Krieg auf und dann kamen sie. Die Kinder der Negativen. Alle neunundvierzig auch die von Day Light. Meine Knie zitterten, ich war kurz davor vor Aufregung zu kotzen, ich musste hier so schnell wie möglich weg, Sajin drehte gerade durch, Merlin drehte gerade durch, die beiden hatten vor zum Portal zu kommen. Sofort rannte ich in Richtung des illegales Portal, als ich ein interessantes Gespräch aufschnappte:

„Wir werden ihnen heute den Krieg erklären, in dem wir die Schule in Kanori angreifen, um eine der kleinen Schwestern von Matterius Jeevah, dem Oberhaupt der Jeevah Familie, zu entführen."

Schule in Kanori, Kalli entführen, innerlich schellten alle meine Alarmglocken. Ich rannte einfach nur noch, um schnell raus aus dem Portal zu kommen. Da hielt mich plötzlich jemand am Arm. Es war Urian, er konnte mein entsetztes Gesicht nicht sehen, ahnte es aber. Er flüsterte:

„Lauf, bevor Matt dich entdeckt."

Er drückte mich in Richtung Portal und steckte mich durch. Ich fiel vor Sajin und Merlin die gerade dabei waren das Portal zu stürmen, ich war noch unsichtbar, weswegen beide erstmal auf Angriff gestellt waren. Ich gab aber direkt einen Laut von mir. 

„Loki, du bist wahnsinnig." 

„Habe ich auch gerade festgestellt. Urian ist ganz komisch, er wird offensichtlich kontrolliert schafft es aber irgendwie sich manchmal zu befreien."

„Mir ist es gerade vollkommen egal, was haben sie gesagt?"

Oh stimmt, Kalli!

„Sie wollen die Schule in Kanori angreifen!"

Sagte ich und rannte voraus, die Beiden hinterher. 

„Sie wollen sich Kalli unter die Nägel reißen, das gute ist, dass ich Roro bei ihr gelassen habe."

„Ich alarmiere die Lehrer und den Direktor."

Sagte Sajin. Toma war der Direktor, beziehungsweise er war für die Verwaltung der einzigen Schule in ganz Elystria zuständig. Ich rannte automatisch schneller. Der Gedanke, dass diese Nulpe gerade versucht meine kleine Schwester zu beschützen lag mir sehr quer im Magen, sogar ich konnte ihn mittlerweile besiegen, wenn ich das hätte wollen. Merlin warf eine Phiole mit blauer Flüssigkeit, einen Portaltrank, der uns direkt zu Kallis Schule brachte. Dort war bereits die Hölle über uns hereingebrochen. Lehrer, die gegen Magier in Uniform der Negativen kämpften. Meine Augen waren weit aufgerissen. Toma rannte wie ein wildgewordenes Huhn umher und kämpfte weniger als die Lehrer. Ich holte Abendrot aus meinen Kosmosbeutel und fing an zu kämpfen, Merlin beschwor die Monster und die Fremden und Sajin setzte ohne unnötige Kompromisse zu machen seine besondere Fähigkeit ein und zu den Unkreaturen von Anuyomi gesellten sich Untote. Ich stieß vor und betrat die Schule, ich hörte die Schreie von Kindern und entdeckte einige Negative. 

„Moflec!"

Der Klebeschleimzauber, der einige Gegner, je nachdem wie viel er erwischte, an die Wand, den Boden oder die Decke klebte. Ich war stark, mein Moflec legte sich über den Gang des gesamten ersten Stockwerkes. Es waren Angehörige der Familie Jeevah. Ich griff einen, der an der Wand klebte, und schlug ihn, bevor ich verlangte:

„Wo zum Parafernium ist meine kleine Schwester?"

„Tse, sag du uns das doch, Abschaum!"

Er spuckte mich an, ich schlug ihn bewusstlos. Ich hatte Roro oder ein anderes meiner Wesen nicht dabei und die Schule war riesig, außerdem gab es auch noch andere Kinder hier, die ich ebenfalls retten wollte. 

„Animoralis soula realis."

Vor mir erschien mein Seelentier, ein schwarz-weiß gefleckter Wolf, ich befahl ihm Kalli zu suchen. Ich öffnete das erste Klassenzimmer. Eine Lehrerin erwartete mich und setzte schon zum Angriff an. 

„Solar sei Dank, die Heldin von Sebteka, der verspielte Bücherwurm."

Begrüßte die Lehrerin, ich sah die staunenden Blicke der Kinder. Aber ich hatte keine Zeit dafür, stolz auf mich zu sein. 

„Ich halte die Negativen auf, bitte, führen Sie die Schüler in Sicherheit, nutzen sie Tarrealis, um einen Tunnel für alle zu graben, ich gebe ihnen kurz Rückendeckung."

Sajin, der unter anderem auch für die Sicherheit in Elystria zuständig war, hatte mir nach Sebteka erklärt, was ich zu tun habe, wenn so was ähnliches passieren sollte. Die Negativen versuchten die Versiegelungen der Türen, die die Lehrer in so einen Fall belegen, zu lösen, weswegen dadurch ein Tauziehen entsteht, und die Lehrer können nicht fliehen, die Tür ging entweder auf, wenn jemand, der auf derselben Seite stand, am anderen Ende der Tür war, oder wenn man die komplette Türe wegsprang. Die Lehrerin grub einen Tunnel, sie und ihre Schüler waren kurze Zeit später in Sicherheit. Danach machte ich weiter, Moflec würde nicht mehr lange halten, die Negativen versuchten sich aus meinen Moflec rauszusprengen, ich musste einen nach den anderen mit Ictusa ins Land der Träume schlagen, zusätzlich erwarteten mich mehr auf den anderen Stockwerken und wer weiß, wie lange die Lehrer noch aushielten. Nach gefühlten Stunden war ich endlich fertig und wollte hoch in den nächsten Stock, da kam mir Noman entgegen:

„Geh weiter, ich kümmere mich hier um alles."

Schrie er mir entgegen. Ich schrie ihm ein Okay zurück und ging weiter, da stand er vor mir. Matt, er taumelte aus einen Klassenzimmer heraus, er wurde nämlich von Roro und von meinen Seelentier angegriffen. Da war sie endlich, meine kleine Schwester, Kalli! Ich griff aber, bevor ich erleichtert durchschnaufen konnte, Matt an. Ich schubste ihn. Kalli kam mir mit einem Rohr entgegen, ihre Lehrerin war Tod, sie hatte gekämpft! Mein Training mit ihr hatte Früchte getragen. Ich hatte aber keine Zeit, um stolz zu sein, sie musste so schnell wie möglich hier raus. 

„Roro, nimm die restlichen Kinder aus Kallis Klasse und flieg weg, weit weg!"

„Loki, ich will dir helfen!"

„Das schaff ich allein, verschwinde Kalli!"

Roro schnappte sie am Rücken ihres Kleides und hob sie hoch, danach flog er mit allen Kindern weg. 

„Na endlich, da bist du ja, wusste ich doch, dass ich dich vorhin gehört habe du Verräter!"

„Ich bin hier nicht der Verräter. Matt, ich bitte dich, wach auf, das bist nicht du, dass was du sagst, flüstert dir Nightmare zu."

„Oh vertrau mir Loki, ich bin mir vollkommen im Klaren. Dein großer Bruder hat nun endlich verstanden, was die Negativen erreichen wollen, und das ist der Ursprung."

Der Ursprung? Er meinte doch nicht etwa… Die Urmagie, diese Verrückten wollten uns tatsächlich zurück auf den Ursprung setzen. Aber warum? Egal, wie dem auch sei, ich musste ihn aufhalten. Ich griff ihn an, ich wollte andeuten von oben zu kommen, um dann aber doch von unten anzugreifen, Matt las aber nach wie vor meine Gedanken und sah jede Taktik, die ich einsetzen wollte. Es nervte. 

„Tja, scheint, als wären die Negativen überlegen."

Sagte er hochmütig und schlug mich mit Ictusa weg. Er brauchte nicht einmal mit Armistra eine Waffe zu beschwören, er wich aus, während ich mich komplett auspowerte. Deswegen wurde es Zeit für einen Schlag zwischen die Beine. 

„Ja, aber ohne die Kinder eurer Herren wärt ihr keine Gefahr." 

Da wurde er richtig sauer und griff mich endlich an. Auf den Pausenhof waren mittlerweile Verstärkung auf beiden Seiten aufgetaucht, für uns wurde es langsam eng, also konnte ich mich nicht ewig mit Matt beschäftigen. Ich wehrte ihn ab, mir schwirrte schon lange eine Idee, die es wert wäre, sie auszuprobieren. Die Assassine war eine Unkreatur, die zwar einen Verstand hatte, der war aber nicht fassbar, so wie die Gedanken der Lebenden. 

„Oh nein, das wirst du nicht!"

Ich wich aus, steckte Abendrot kurz weg und kritzelte mir das Zeichen der Assassine auf den Handrücken, mitsamt ihrer Falle. Vielleicht könnte ich Matt erlösen. Sie kam sofort und griff ihn an, sie wusste, was sie zu tun hatte. Sie löste mich ab und ich konnte zu Merlin rennen, Noman kam mir entgegen. Wir hatten dieselbe Idee gehabt. Doch bevor wir anfangen konnten zu kämpfen betrat Urian das Schlachtfeld und schrie: 

„Achtung, ihr ungläubigen Verehrer falscher hoher Geschwister."

Die Negativen und auch unsere Magier hielten ein und sahen ihn an. Wir suchten unsere Meister und fanden sie Moon sei Dank, auch unversehrt. 

„Ich, der Sprecher Nightmares, Midnight, erkläre hiermit, der magischen Welt Elystria den Krieg, wir wollen diese Welt die Macht zurückgeben, die uns die hohen Geschwister Solar und Moon gestohlen haben. Wir, damit meine ich auch die Kinder unserer Beiden Herren, Day Light und Nightmare, werden alle vernichten, die auf der Seite von den Bastardkindern Moon und Solar stehen. Wer sich widersetzt, stirbt, wir werden diese Welt wieder bekommen."

Diese Worte schnitten sich in unser Fleisch. Im selben Moment raste ein zehn Meter hohes Wesen durch das Schulgebäude. Es hatte den Körper eines Mannes, der im Übrigen keine Kleider trug, und hatte den blanken Schädel eines Nashorns auf den Kopf, dessen gesamte Löcher mit tödlichen Gift gefüllt waren. Es war ein Kind des Nightmares, Rinosha. Es schrie, lauter aber schrie Toma, Sajin hielt ihn fest, knallte ihn gegen den Boden und faltete ihn zusammen, da er das Nutzloseste auf dem gesamten Kampffeld war. Urian verschwand wieder, so wie die anderen Anhänger der Negativen. Merlin und ich hatten noch unsere Anuyomi Kreaturen, die wir auch direkt auf den Angriff schickten, Sajin schickte seine Untoten hinterher. Die Assassine hatte mit ihrer Falle Matt leider nicht fangen können, aber die Unkreaturen waren zumindest eine gute Möglichkeit gegen ihn anzutreten. Rinosha hingegen schlug sie weg, als wären sie Fliegen. Er sah uns direkt an, nur uns Vier. Ich versetzte mich ins sechste Auge und sah ihn mir genauer an, währen er mit Trümmern der zerstörten Schule spielte. Ich sah den Kern, da wo man vielleicht ein Gehirn vermutet hätte, lag ein kleiner Hohlraum. Ich sah Merlin an, er verstand. Sajin lenkte Rinosha mit seinen Untoten ab, Noman teilte seine Kraft mit seinen Meister, Merlin und ich hingegen wollten Rinoshas Kern zerstören, um dieses Vieh zu Fall zu Bringen. 

„Corngxa!"

Wir flogen beide los. 

„Das Ding hat seinen toten Winkel zwischen den Augen, direkt am Kern, versuch hinter mir zu fliegen und passe deine Bewegungen an!"

Ich nickte und konzentrierte mich auch Merlin, der vor mir flog. Rinoshas Bewegungen waren ruckartig, also mussten wir den Schnellflugzauber Ygafure um sowohl die Geschwindigkeit als auch unsere Reaktion um ein Vielfaches zu verstärken. Zwei Sekunden, dann saßen wir zwischen seinen Augen und rammten unsere Schwerter in seinen Schädel. Ein kleines Loch entstand, aber Rinosha hatte uns bemerkt und schlug nach uns, als würde er eine Mücke erschlagen wollen. 

„Gurfurealis Schlag!"

Merlin wehrte Rinoshas Hand mit einen Blitzschlag ab, den er aus seiner flachen Hand schoss. 

„Ich wehr ihn ab, Loki geh du als Maus in das Loch und zerstöre den Kern."

Er hatte recht, ich konnte als Maus in den Schädel kriechen, also verwandelte ich mich in eine Maus mit dem Spruch Okomo Unda. Ich musste mich trotzdem durchquetschen, der Schädel war fast zwei Meter dick. Aber ich gelangte hinein und verwandelte mich zurück. Der Kern sah aus, als würde ich in das Herz eines Hurricanes schauen nur leuchtete dieser in einen unheilvollen roten Licht. Ich kam mit Abendrot nicht so einfach an ihn heran. Also griff ich den Kern mit Magie an, aber egal welchen Spruch ich benutzte es funktionierte nicht. Ich riss mich zusammen, ließ los und fiel direkt, Abendrot voraus, in den Kern. Mein Leben flog kurz an mir vorbei, dann aber traf die Klinge in meiner Hand auf etwas festes, dem Kern. Ich schwang das Schwert kurz herum und schnitt den Kern in zwei. Der Rest verpuffte, ich knallte auf den unteren Teil des Hohlraumes und wurde kurz darauf wild umhergeschleudert, da Rinosha umfiel. Der Schädel zerbrach bei dem Aufprall und ich wurde kurz unter den gesplitterten Knochen begraben. Ich konnte mich aber selbst befreien. Merlin und Sajin kamen zu mir. Es war ruhig, Noman behandelte einige Verletzte, und Toma wimmerte irgendwo vor sich hin. Am liebsten hätte ich diesen nutzlosen Stück Magier die Abreibung seines Lebens verpasst. Eltern, die mitgekämpft hatten, wollten eigentlich nur ihre Kinder in die Schule bringen. Normale Bürger sollten sich eigentlich auf die hohen Magier verlassen können, tja, Toma war da wohl die Ausnahme. 

„Loki, Merlin, ich fürchte, wir stecken knietief in einen Bürgerkrieg. Ich nehme die wehrhaften Bürger hiermit in Betrieb und frage euch direkt, könnt ihr euch um die Kinder kümmern?"

War klar, dass er uns das jetzt fragte. Schließlich hatten wir schon zwei Kinder der Negativen erledigt. 

„Lass uns erstmal mit Thorsten reden…"

Ich kann mich noch genau daran erinnern. Es wurden überall Flugblätter verteilt, um die Magier zu den wehrhaften Bürgern aufzurufen, und du hast direkt mit Rulan und Harus ein Arrangement getroffen, damit sie unsere Kinder und die Magier, die nicht kämpfen wollten, aufnehmen, einige Dämmerungsmagier kamen sogar als Verstärkung. 

Leider mussten wir uns aber dann von den uns wichtigsten Verabschieden.

Ich packte Kallis Sachen zusammen, um sie direkt zu Rulan ins Abendrote Land zu schicken. Wenigstens war sie nicht allein, Ignis war bei ihr und passte auf sie auf, ihre Frettchen und Sienna würden ihr auch noch Gesellschaft leisten. Atria, Blue und Roro wollten an meiner Seite kämpfen. Denn Merlin und ich hatten beschlossen, Sajins Bitte zu folgen, wir wollten uns um die Kinder kümmern. Kalli stand am Türrahmen und sah mich vorwurfsvoll an. 

„Schau mich nicht so an, Kalli."

„Tu ich aber…"

Sagte sie und streckte mir die Zunge entgegen. Ich stemmte meine Arme in die Hüfte und sah sie ernst an. 

„Kalli, du weißt, warum du nicht mitkämpfen darfst."

„Dann lass mich zumindest hierbleiben, ich will euch unterstützen."

„Ich riskiere nicht noch einmal, dass Matt versucht dich zu entführen."

„Wer ist er überhaupt und was will er von uns!"

Fragte sie frustriert und wurde laut. Ich seufzte, ließ kurz von ihrem Koffer ab und setzte mich auf ihr Bett, woraufhin auch sie sich setzte. Es wurde Zeit, dass Kalli erfuhr, wer wir beide waren, also erzählte ich ihr alles. Die Wahrheit über mich, über uns und schlussendlich auch über Matt. Sie sah mich mit großen Augen an, anstatt aber in Tränen auszubrechen, wie noch vor einem Jahr, stellte sie sich auf ihr Bett und jubelte: 

„Meine Schwester ist meine Schwester und eine richtige Heldin!"

Ich lächelte, nahm sie hoch und drehte mich mit ihr zum Spaß immer wieder im Kreis herum, bis mir schlecht wurde und ich sie kurz einfach auf dem Arm behielt, um sie ein letztes Mal bei mir zu haben. In dem Moment war meine Angst, den Krieg zu verlieren, weg, ich wollte einfach meine kleine Schwester nicht aus den Armen geben, und sie ließ mich auch nicht los. 

„Loki, du weinst…"

Murmelte sie und tatsächlich, mein Gesicht war nass. Sie küsste mich auf die Wange und ich ließ sie endlich auf den Boden zurück. 

„Seid ihr soweit?"

Fragte Merlin sanft, er war wohl die gesamte Szenerie über bei uns gewesen. Zusammen gingen wir runter, wo Ignis schon wartete, ihrem Gesicht zufolge war ihr der Abschied von Merlin genauso schwergefallen, wie mir der von Kalli. Ich trug Kallis Koffer runter und bevor ich auch nur was sagen konnte, umarmte mich der Phönix. Und hauchte leicht traurig, leicht verunsichert in meine Ohren: 

„Pass auf dich und Merlin auf…"

Ich legte meine Hand auf den Rücken des Phönix und nickte nur.

„Rulan wird euch in Konihi abholen. Ihr werdet bei ihm leben, nicht in den Notzelten. Wenn ihr was braucht, fragt ihn, und Kalli, ich habe ein kleines Abschiedsgeschenk für dich."

Normalerweise würde sie jetzt Saltos schlagen, sie liebte es, wenn ich ihr Geschenke gab. Wahrscheinlich war es der bevorstehende Abschied, der ihr schwerfiel. Ich holte eine kleine Schachtel aus meinen Kosmosbeutel. Darin befand sich ein Kommi. Eigentlich durften Kinder keinen eigenen Kommi besitzen, aber in Anbetracht dessen, dass sie jetzt gehen würde…

„Der ist für dich, damit wir uns regelmäßig sehen können, Ignis wird dir netterweise erklären, wie er funktioniert."

Sie umarmte mich noch einmal. Danach mussten Merlin und ich uns von den Beiden für eine lange Zeit verabschieden.

Merlin und ich arbeiteten bis spät in die Nacht. Er hatte mehrere Bücher über die Kinder der Negativen, aber sie alle gaben uns nur schwammige Erklärungen. Trotzdem trugen wir alles, was wir über sie fanden, zusammen und ich speicherte die Informationen in unsere Kommis ein. Merlin war kurz unten und machte Tee, während ich den stärksten der Kinder ansah. Allector. Er war körperlich gesehen, der Schwächste, aber sein Gift, Schatten, war das schlimmste Gift überhaupt. Und er musste nicht einmal fest zu beißen, es reichte, wenn man seine Zähne nur ein wenig berührte. Er war furchtbar, auch weil er weder Kern noch sonst eine Schwachstelle hatte. Ich war wie gefesselt von seinen Anblick, als Merlin kam mit wieder hoch kam mit zwei Päckchen in den Armen. 

„Wolltest du nicht Tee machen?"

„Sajin hat uns unsere Uniformen gebracht. Zieh deine an."

Er warf mir ein Päckchen zu und traf mich beinahe am Kopf. Es war ein Wappenrock, ähnlich wie bei den Negativen, meiner war Lila, Merlins dunkelblau. Ich zog meine Klamotten aus und diese an. Es war komisch… dieser Wappenrock, es war als würde ich auf einen Schlag erwachsen werden müssen. Mir wurde schlecht und ich musste kurz innehalten. Ich durfte wenigsten die Ketten, an denen mein Kommi und mein Kosmos-Beutel hingen, behalten, so hatte ich wenigstens etwas von mir an dieser Kluft. Merlin stand urplötzlich neben mir. Er trug auch seine Uniform, man merkte sein Unbehagen. Individualität ist das Wichtigste, egal wo. Wenn man sie aufgeben musste, nur weil es die Situation oder die Gesellschaft es von einen Verlangte, war das eine der schlimmsten Taten, die eine Gesellschaft einem antun konnte. Aber dieses Mal hatten wir keine Wahl. Aber er blieb sich trotzdem treu und trug seinen Mantel. 

„Komm, je schneller wir die Kinder ausschalten, desto schneller können wir unsere Liebsten wieder nach Hause holen."

„Das ist furchtbar Merlin…"

Er nickte nur. 

„Aber mach dir keine Sorgen. Du hast schon zwei von den Kindern getötet und seien wir ehrlich, Rinosha war nicht sehr stark, weil er keine Intelligenz hatte, und das haben über die Hälfte von diesen Dingern nicht, Wesen kann man sie ja nicht nennen."

Plötzlich schmiegte sich Blue an mich, Atria legte ihren Kopf auf meinen und Roro sprang vor mich.

„Und uns hast du auch. Wir kämpfen Seite an Seite mit dir."