Kapitel 16: Eine Woche Ruhe

So Loki, da bin ich wieder, was habe ich verpasst?

Ich habe den Schlüssel von Moon erhalten. 

Was so viel, ich habe A-Lyn wirklich lange um die Häuser gejagt. 

Anstatt am nächsten Morgen zu Kalli und Ignis zu gehen war ich noch zu Hause und saß am Frühstückstisch. So leid es mir tat, aber ich musste einfach die Bibliothek von Moon erkunden. Blue, Roro und Noman wollten mitkommen, A-Lyn war mit dem ehemaligen Dachboden beschäftigt, sonst wäre sie wahrscheinlich mitgekommen. Merlin und Sajin hatten beschlossen erstmal nach einer Methode zu suchen, um die Stimmen in Sajins Kopf zu unterdrücken, vielleicht fanden Noman und ich auch eine Aufzeichnung über so einen ähnlichen Fall. Um die Szene zu beschreiben, wir saßen an Alezsas Frühstückstisch und aßen, Noman tötete sein Essen mehr. Die beiden Meister waren nicht da und dadurch das Alezsa immer in eine Art Trance verfiel, wenn sie kochte, nutzte ich die Gelegenheit, um mit Noman zu reden: 

„Nom, du bist immer noch wütend auf Sajin, oder?"

„Ich bin diesem Mann ein treuer und hingebungsvoller Schüler gewesen, habe ihm mein Leben geschenkt, ich habe mit ihm jede verfickte Mission Rücken an Rücken bestritten und er kann mir nicht einmal so etwas wichtiges anvertrauen."

„Noman, ich denke nicht, dass er dir nicht vertraut, ich denke eher, dass er dich schützen will. Er liebt dich auch."

Er sah wütend aus, aber ich bemerkte auch eine Spur Verzweiflung darin. Also drehte ich das Thema wieder. Ich hasse es, wenn er seinen Problemen aus dem Weg ging, aber ich musste akzeptieren, dass er nicht reden wollte. 

„Wie dem auch sei, lass uns alles für unseren Aufbruch in die Bibliothek vorbereiten. Leider sind alle Aufzeichnungen über Moons Bibliothek verschwunden. Also gehen wir blind rein und nehmen Blue mit, sie kann den Weg nach draußen erschnüffeln."

„Hört sich gut an, ich nehme meinen Arztkoffer mit, zum Fall der Fälle. Wir sollten falls dort doch noch was lebt zusammenbleiben."

„Gute Idee. Mir wäre es lieber, wenn ich dich an meiner Seite habe, nur Moon weiß, wie groß dieser Ort ist."

Er lächelte. Dann kamen unsere Meister runter und Noman setzte sein eingeschnapptes Gesicht auf, als er Sajin sah. Das sah so gespielt aus, ich konnte mir ein Grinsen erfolgreich verkneifen und trank einen Schluck Tee. 

„Na, habt ihr euch erfolgreich die Nacht um die Ohren geschlagen?"

Pure Wut, man sah Noman wirklich selten so, eigentlich sah ich ihn das erste und einzige Mal so. Sajin wurde leicht unterwürfig und murmelte: 

„Es wäre schöner gewesen, wenn ihr beide dabei gewesen wärt."

„Schleim dich nicht ein, Meister."

Erwiderte Noman kalt. Ich versuchte die Situation auf mich und Merlin zu lenken: 

„Habt ihr wenigstens einen Ansatz gefunden? Irgendetwas und sei es nur den Schwachpunkt von Allector."

Merlin schüttelte nur den Kopf. 

„Wollt ihr uns nachher in die Bibliothek begleiten?"

Noman fiel der Kiefer ab und sein Tee schwappte aus seinen Mund. Merlin wollte eigentlich ablehnen, er hatte die ganze Nacht durchgemacht und seine Verletzung machte ihm schwer zu schaffen, er wollte den Waffenstilstand, der brav auf beiden Seiten eingehalten wurde, ausnutzen und kurieren, doch Sajin schaltete sich ins Gespräch und sagte nur: 

„So einen großen Schritt, da bin ich gerne Zeuge, und Merlin auch, der hat gestern Nacht schon gierig auf deinen Schlüssel gestarrt, Loki."

Ich lachte etwas, um die Situation aufzuheitern. Noman und Merlin durchlöcherten mich mit Todesblicken. 

„Gut, dann können wir uns aufteilen. Sajin und Loki mit Roro, Merlin und ich mit Blue."

Sagte Noman wütend und warf mir sein Müsli ins Gesicht. 

Eine Stunde später standen wir vor der Badtür, die man nur mit einen Schlüssel öffnen und schließen konnte, dieser lag aber neben der Türe. Wir sechs waren bereit, wenn auch ein wenig zerstritten. Ich steckte den Schlüssel ins Loch und drehte ihn im Uhrzeigersinn, dass Schloss ging auf obwohl wie die Badezimmertür nie abgeschlossen hatten. Das war das Zeichen die Türe zu öffnen. Ich sah hinter mich, in dem Moment versuchten sie zumindest ihre Wut runterzuschlucken und mir beizustehen. Dann öffnete ich die Türe und stand inmitten eines eigenen Palastes. Der Boden bestand aus dunkelblauen Marmor, die Regale, die mindestens Million, wenn nicht sogar Milliarden, Bücher beherbergten waren aus silbernen Holz und die Geländer, der Treppen, aber auch die, die die offenen Stockwerke umgaben, waren aus Amethyst. Ich konnte nur mit meinen Weitblick nach oben sehen, ich sah mitten ins Weltall, Sterne, Planeten, Nebel, alles sah ich durch diese Glaskuppel. Ich ging mitten in die erste Ebene, Noman sah genauso erstaunt aus wie ich. 

„Wenn ich nur wusste, wo wir anfangen sollten, Moon hat gefühlt jedes Buch aus allen Ebenen?"

„Ich kenne da noch jemanden, man merkt, dass ihr beide verwandt seid."

Merkte Merlin an. 

„Am besten fangen wir hier unten an und arbeiten uns hoch."

Schlug Sajin vor. 

„Gut, Loki und ich werden die rechte Seite übernehmen, Sajin und Merlin die andere."

„Vielleicht sollten Schüler und Meister zusammenbleiben."

„Glaub mir Loki, du willst gerade nicht mit mir zusammen sein."

„Und ich will Sajin gerade nicht sehen."

Oh, ein absoluter Tiefschlag für Sajin, Merlins Kommentar war aber genauso schmerzhaft für mich, auch wenn er eher Spaß machte, ich tat einfach so, als würde ich das nicht merken. Mein Plan war es Sajin beizubringen, dass sich sein Schüler in ihn verliebt hatte, auch wenn er das schon wusste, aber ich musste einfach wissen, wie er zu Noman steht. 

„Aber wir sollten nicht zwei Schüler in der Nachlehre zusammen gehen lassen. Ich respektiere deine Gefühle Merlin und nehme Sajin und Blue mit mir auf die rechte Seite. Roro, Merlin und Noman ihr nehmt die linke."

Merlin sah mich etwas überrumpelt an, er dachte wirklich, ich hätte ihn missverstanden. Ich merkte, wie leid es ihm tat und dass er sich Vorwürfe machte. Eine einfache Nachricht auf seinen Kommi würde die Sache aufklären.

Ein paar Minuten später Standen Sajin und ich in der zweiten Regalreihe und durchsuchten diese auf gemeinsame Nenner. Sajin neben mir benutzte die Leiter, ich hatte sie ihn freiwillig überlassen. Leider hatte ich auch Moons Unordentlichkeit geerbt. Es gab keinen Nenner, keine Gemeinsamkeiten, nichts, woran wir uns orientieren könnten. Sajin erklärte mir hin und wieder, was seine Aufgaben waren. Meine zukünftigen Aufgaben war wahrscheinlich die Sicherheit von Elystria, meine Aufgaben als Botschafter, würde auf weitere Gebiete wahrscheinlich vergrößert werden, die Bibliothek war nun auch noch eine Aufgabe. Sajins Aufgaben lagen auch noch im Bereich des Wissen und Literatur, er eröffnete beispielsweise Bibliotheken. Ich kletterte ein Regal hoch und sah mir eine Reihe genauer an als die andere. Das brachte nichts, es war unmöglich hier Ordnung reinzubekommen. Also verwickelte ich Sajin in ein Gespräch, dass, was ich die ganze Zeit schon vorhatte. 

„Du weißt, Noman hat sich in dich verliebt."

Er fiel beinahe vom Regal, hielt sich aber gut auf der Leiter. 

„Ich… habe sowas bereits mehr als geahnt. Bevor du mich weiter ausfragst, ich habe auch diese gewissen Gefühle für ihn. Aber das kläre ich mit ihm."

„Ich will nicht nur das mit dir bereden. Hast du ihm das schon gesagt?"

„Nein, es ist nicht ganz legal, wenn ein Lehrer…"

„Stopp, es geht hier nicht um Legal oder nicht. Noman will dich schützen und ist beleidigt, weil du das nicht zulässt. Sajin, ich bitte dich, wenn wir kein Gegenmittel finden, bring dich zum Willen deines Schülers in Sicherheit. Das ist mein Rat an dich."

Im selben Moment rief Blue nach mir. Sie hatte etwas gefunden, was uns vielleicht weiterhelfen konnte. Ich sprang vom Regal und Sajin kam hinterher, an eine Wand zwischen den Regalen endete unser Lauf. Blue zeigte mir ein kleines, rundes, mit Sternzeichen verziertes, dunkelblaues Becken. Es stand etwas in der alten Sprache darüber. Weder Blue noch ich konnten es lesen. Aber Sajin schien die Sprache einwandfrei zu verstehen. Er übersetzte: 

„An alle die Suchen, der Finder findet, der Schützer schützt, die Eule kennt die Unendlichkeit."

„Ein Finder? Sowas wie die Suchfunktion des Kommi?"

„Wahrscheinlich."

Sajin trat ein wenig näher heran, sodass er nicht ganz über dem Becken hing und sah auf eine schwarze Flüssigkeit. Es roch nicht, sah aber danach aus, als wäre es schon lange verstorben und vergammelt. 

„Ich glaube, was auch immer das war, es ist schon lange nicht mehr."

Stellte er etwas angewidert fest. Ich musste leicht schmunzelt, der Totengräber sah angewidert aus. Dann bemerkte ich aber einen Schatten, der sich über ihn erhob. 

„Weg da!" 

Schrie ich und zog ihn weg, ich beschwor eine Feuerkugel und warf sie gegen die schwarze Masse, hinter mir stieß Blue einen starkwasserstrahl aus und traf das Ding. Es stellte sich hin und ich entdeckte langsam, dass es ein Lebewesen war. Eine Dämoneneule, wie Roro. Es schüttelte sich und ich erkannte die Eule aus Büchern wieder. Sie war größer als Roro, ihr Gefieder war weder schwarz, noch weiß, noch wie das von Roro, es zeigte ein Bild, so wie ich es erkannte war es ein Teil unseres Nachthimmels. Stolas, die Eule, die alles über das Universum wusste. Moons ehemaliges Begleittier. 

„Guten Tag, eine sehr nette Begrüßung, wie ich anmerken muss. Lassen Sie mich erstmal mich vorstellen, vielleicht kann ich ihnen nützlich sein. Ich bin Stolas, der Finder und der Schützer dieser Bibliothek und Sie? Lassen sie mich etwas näherkommen."

Ihr Nacken fuhr sich aus und sie sah erst Blue, dann mich und dann Sajin an. 

„Ah, ich verstehe. Das Kitsune des Ostens, die Tochter von Rulan und ein hoher Magier, der von seiner Fähigkeit gequält wird. Komischerweise suchen die Kinder, die aus irgendeinen Grund schon ihre Unsterblichkeit haben, nach einem Heilmittel für dich, während du und dein bester Freund nach einem Mittel zur Beseitigung von den Kindern der Negativen."

„Miss Stolas, es wäre sehr nett, wenn ich ihnen die Situation erklären dürfte."

„Oh meine Liebe Loki, ich bin sehr wohl im Bilde. Du bist Moons Enkel, er hat dir die Bibliothek vermacht und damit auch mich. Erlaube mir deine Freunde herzuholen, damit alle auf demselben stand sind."

Ich erwartete eigentlich, dass sie es einfach so machte, aber sie wollte tatsächlich, dass ich ihr es erlaubte. 

„Oh, verzeih, ich bitte darum."

Sie hob den Flügel, schwang ihn leicht und plötzlich saßen Noman, Merlin und Roro verdattert vor uns. Als Roro Stolas entdeckte fauchte er sie an und vergrößerte sich auf das Maximum, um sich schützend über uns zu stellen. Ich klopfte ihm leicht auf die Knie, damit er sich beruhigte, dass tat er auch, wenn auch widerwillig. Sajin und ich klärten die anderen kurz. 

„Du bist also Stolas."

Sie nickte und sah mich neugierig an. 

„Loki, ich bin wahrscheinlich die Einzige in der gesamten Galaxis, die Moons Chaos durchschauen kann. Es gibt hier Bücher, die die Antwort auf eure beiden Fragen kennen, soll ich sie für dich holen?"

„Wir wären dir sehr verbunden, wenn du das machen könntest."

Sie verbeugte sich und stemmte ihren riesigen Körper vom Boden ab, um loszufliegen."

„Das war ja ein anstrengender Ausflug."

Meinte Noman sarkastisch. Sajin stellte sich vorsichtig neben ihn und wollte mit ihm reden, doch im selben Moment kehrte Stolas zurück. Sie trug kein Buch bei sich. 

„Streck deine Hände aus."

Das tat ich auch, sie hielt ihren einen Flügel über meine Hände und plötzlich hielt ich zwei Bücher in den Händen. Einmal eine Aufzeichnung von einen Arzt aus längst vergessener Zeit und einmal ein originales Werk über die Kinder, von einem Anhänger selbst verfasst. Noman kam auf mich zu und nahm mir das eine Buch aus der Hand, während ich in das des Negativen hineinsah. Genaue Vitalpunkte, ich musste das sechste Auge nicht mehr einsetzen. Aber Allector hatte das nicht. Plötzlich unterbrach Noman meine unwissende Stille mit einem Jubelschrei. 

„Sajin, ich habe eine Möglichkeit gefunden, deine Fähigkeit von dir zu trennen und alle Zutaten habe ich in meinen Kosmos Beutel. Ich kann dich retten!"

sagte er fröhlich und nahm Sajin in den Arm. Dann aber fiel ihm wieder ein, dass er eigentlich sauer auf Sajin war, dieser hatte aber seine Arme schon fest um seinen Schüler gelegt.

„Das ist schön, ich danke dir, Noman."

Noman wurde rot. Ich hingegen stellte mich neben meinen Meister und zeigte ihm wehmütig das Kapitel von Allector. Er las es sich durch und sein Gesicht sprach Bände. 

„Lass uns erstmal Sajin behandeln und dann denken wir uns was aus."

Ich nickte und steckte das Buch in meinen Kosmos Beutel. Roro sah Stolas nach wie vor wütend an, diese aber sah mich sehr interessiert an. 

„Alles okay, Miss Stolas?"

„Du bist sehr schön, kein Wunder, dass dir alle Mädchen verfallen, du hast den gleichen Charme und siehst meinen Herren Moon auch sei ähnlich."

„Siehst du Loki, das predige ich ihr schon solange ich sie kenne!"

Quietschte Blue und stellte sich auf die Hinterbeine, um Stolas ins Gesicht sehen zu können. Die Beiden unterhielten sich über mich. 

„Ich mag sie nicht…"

Flüsterte mir Roro zu.

„Ja, weil sie in dein Territorium eindringt, aber keine Sorgen, auch wenn ich sie mitnehme, du wirst immer die Nummer eins sein."

„Sehr gut… Warte Was!"

Schrie er mich entsetzt an und zerstörte die romantische Szene, die uns Sajin und Noman lieferten. 

„Ja, wenn Miss Stolas möchte, werde ich sie mitnehmen."

Alle sahen mich und Stolas an. Plötzlich war es vorbei mit der eleganten Eule, die allwissend in Sachen Universum war, sie verkleinerte sich etwas und sprang aufgeregt herum, dann mir mit einem: 

„Auf jeden Fall!"

Wie eine Kanonenkugel in den Bauch zu fliegen. Roro krähte schockiert auf, als ich sie neben ihn auf die andere Schulter setzte. 

„Danke. Ich werde mich als äußerst nützlich erweisen."

Roro grummelte, als ich ihn auf seine Stammschulter setzte. Blue lachte die ganze Zeit und auch meine restlichen Begleiter konnten sich das Grinsen nicht verkneifen. Ich schmulte nach hinten, Merlin ging neben mir, ich sah direkt Noman uns Sajin. Beide hochrot, aber Sajin griff vorsichtig nach Nomans Hand. Ein sehr schönes Happy End für die Beiden. 

Noman sah trillernd im Labor und mischte den Trank für Sajin zusammen, während der Rest von uns über dem Allector Problem saß. 

„Wenn wir ihn in die versteckten Räume einsperren?"

„Ungern, er könnte sich befreien."

„Hier steht, wenn wir ihn enthaupten, kann er sich nicht mehr regenerieren, er wäre nicht Tod, aber außer Gefecht."

„Das ist die einzige Möglichkeit."

Plötzlich hörten wir ein Oh nein. Wir sahen zu Noman der ein leeres Glas in der Hand hielt. 

„Ich habe nicht genug Kanvaswurz, Loki, gehst du Thalia besuchen und bringst mir schnell ein Glas mit?"

„Ich wollte sie eigentlich erst in zwei Stunden abholen und hierherbringen, sie hat Frühschicht beim Versorgungstrupp und ist erst in zwei Stunden wieder."

Er sah mich mit großen, bettelten Welpenaugen an und zog eine Lippe. 

„Noman, ich bitte dich, ich halte es ganz sicher noch eine Weile aus. Ich mein, wäre ich gerade in akuter Lebensgefahr dann würde ich Loki bitten, aber mir geht es gut."

Meinte Sajin ernst. Noman gab ihn und mir einen Todesblick. Merlin sah mich auch etwas Fordernd an. Ich schüttelte den Kopf und nahm das Glas. 

„Ich geh jetzt extra in den Garten der Solar und warte dann geschlagene zwei Stunden auf meine Freundin, dafür schuldest du mir ordentlich Sjn mein Freund."

„Dafür gebe ich dir so viel Sjn, dass du darin baden kannst."

Ich schüttelte belustig den Kopf und bat Merlin um zwei Portaltränke, die er mir in die Hand drückte und mich dann praktisch aus dem Haus warf. 

Was für eine Lovestory, ich dachte eigentlich wir hätten Krieg, wo bleiben die epischen Schlachten, die wir geschlagen haben! Die müden Magier, die uns hoffnungsvoll auf dem Schlachtfeld erwartet haben! Wo die hübschen Frauen die sich uns um den Hals gelegt habe!

Erstens, das ist wichtig, es erklärt nämlich, wie ich zu meiner Stellung gekommen bin, zweitens, wann haben sich dir Mädchen um den Hals gelegt und weiß Ignis davon? Keine Frau würde sich jemals so gehen lassen. 

Du zerstörst meine Träume junge Dame. 

Und es sind auch nicht mehr als Träume!

Ich saß auf einer Mauer und sah auf das volle Glas Kanvaswurz in meiner Hand, das erste Mal konnte ich über all das hier nachdenken. Wir töteten uns gegenseitig, wegen unterschiedlicher Interessen, zusätzlich sind viele dieser Negativen, ganz arme Magier, die einfach geschnappt wurden. Daher, dass ich nicht oft auf dem offenen Schlachtfeld kämpfte, hatte ich keinen Überblick, wie viele gefangen, beziehungsweise befreit, und wie viele leider getötet wurden. Der Beschluss der Hohen, war für mich nachvollziehbar, aber auch unlogisch. Mein Verstand wusste, viele Magier sind gutmütig, wenn sie das wussten, würden sie nachlässig beim Kämpfen werden, und dass würden die Negative, die von der Grausamkeit in Person gesteuert wurden, zu ihren Gunsten ausnutzen. Mein Herz sah aber nach wie vor meinen großen Bruder, der sich für mich geopfert hatte, und ein so reines und gutes Kind war. Ich bin kein Moralapostel, auch ich habe als hoher Magier einiges verheimlicht, hätte mir Thorsten hierfür nicht die volle Erlaubnis gegeben, würde ich das hier nie zugeben. Ich bin heute noch zutiefst bestürzt darüber und bereue es nicht, dass nach dem Bürgerkrieg öffentlich gemacht zu haben. Ich war so tief in Gedanken, dass ich Thalia nicht bemerkte, sie sah mich grübeln und merkte, dass es mir nicht gut ging. Langsam kam sie auf mich zu und umarmte mich von hinten. Damit riss sie mich aus den Gedanken und erlöste mich auch gleichzeitig von ihnen. 

„Was denkst du, Lolo?"

Fragte sie und umarmte mich von hinten.

„Ach nichts wichtiges, nur über die Tatsache, dass ich noch Wäsche waschen sollte. Wie wars, daher dass ihr früher da seid, denke ich, dass alles gut war?"

„Ja, die Negativen halten sich an die Vereinbarung, hast du schon gehört? Sie haben beschlossen eine ganze Woche nicht anzugreifen! Deswegen wird der Versorgungstrupp fürs erste halbiert, was bedeutet, dass ich die Woche frei habe, wenn du willst, dann gehen wir zu Ignis und Kalli."

„Ja, ich hatte heute keine Zeit."

„So Loki, jetzt raus mit der Sprache, du bist nicht ganz du selbst."

Ihre Empathie hatte sich auch verbessert. Sie riss meinen Kopf auf ihren Schoß, streichelte durch meine Haare und sah mich erwartungsvoll an. Also beschloss ich ihr mich anzuvertrauen, ich habe es vor ihr etwas abgeändert, so dass ich einfach Angst vor meinen Bruder hatte. Auch wenn es erfunden war, es tat gut, wie sie mir zuhörte und mich nebenbei beruhigte. Ich hätte theoretisch auch mit Alezsa oder A-Lyn reden können, aber Thalia war mir mittlerweile vertrauter.

„Es tut mir leid, dass dein Bruder sich so verändert hat, aber du hast eine Taktik gefunden seine Fähigkeit zu Nichte zu machen, nachdem er uns so oft übel mitgespielt hat. Du kannst ihn besiegen."

Sprach sie mir gut zu. Dann fiel mir ein, dass wir zu Noman sollten, ihm die Kanvaswurz geben. Ich rappelte mich auf und reichte ihr meine Hand, die sei freudig entgegennahm. 

Wir lagen nebeneinander im Bett, es war Nacht und ich konnte nicht schlafen. Sajin hatte den Trank genommen und mir direkt eröffnet, dass ich übermorgen, beziehungsweise Morgen, es war schon nach Mitternacht, seine Nachfolge offiziell antreten werde. Ich musste mich nach dieser Botschaft erst einmal übergeben, aber ich erinnerte mich an Moons Worte zurück und es mir ging es direkt besser, da ich wusste, dass sich die anderen auf mich verließen. Sajin wurde zusätzlich abkommandiert, er sollte ab sofort Alezsa und A-Lyn beschütze, schließlich war er auch ohne seine magischen Fähigkeiten ein sehr guter Kämpfer, der absolut in der Lage war unsere Hüterinnen zu beschützen. Thalia schlief tief und fest. Ich hatte sie so müde gemacht, dass sie direkt danach eingeschlafen ist. Ja, Training mit mir war ganz schön anstrengend. Leider war ich davon mittlerweile nicht mehr betroffen und deswegen stand ich auf, um ein wenig nach draußen zu gehen und den Kopf freizubekommen. Ich war sechszehneinhalb Jahre alt und damit wäre ich der jüngste hohe Mager in der gesamten Geschichte von Elystria und die erste weibliche Nummer eins. Ich schlich mich an den kleinen Schwester von Merlin vorbei, Alezsa lag in Kallis Zimmer, A-Lyn schnarchte in Merlins, an Sajin und Nomen, die im zweiten Stock auf zwei Klappbetten ruhe gefunden hatten und dann an Merlin, der im Wohnzimmer auf einer sehr unbequemen Kausch schlief. Wenn er schlief, dann schlief er und ich konnte die Haustür öffnen. Ich war allein und sah in den Sternenhimmel. Der Himmel war voller Wolken, somit war das auch keine Option mehr und setzte mich auf die Treppe, um ein paar Nachrichten auf meinen Kommi einzusehen. Das Volk wusste bereits, dass ich schon sehr bald in Sajin Schuhe treten würde, Sajin hatte aber für seinen Rücktritt keinen konkreten Grund genannt. Ich hatte sehr viele Glückwünsche erhalten, Thorstens Ruf wurde auch noch etwas aufpoliert und die anderen hohen Magier hatten angefangen mit mir in Kontakt zu treten… doch es gab auch Schattenseiten. Manche Magier drohten damit, mich umlegen zu wollen, schrieben mir, ich solle mich umbringen, sie drohten sogar meinen Liebsten mit dem Leben. Ich will nicht so tief darauf eingehen, da ich noch genau weiß, wie sehr mich das in Panik versetzt hat. Ich schaltete was anderes ein, auf den Kommi konnte man Videos auch aufzeichnen und öffentlich zugänglich machen. Viele machten in diesen schlimmen Zeiten, aus den Notunterkünften lustige Videos, um die Magier, die an der Front kämpften, wenigstens einen Grund zum Lachen geben. Also suchte ich eines heraus und tippte es einfach an, um es abzuspielen, als ich hinter mir die Türe hörte, Merlin setzte sich neben mich. 

„Was machst du hier draußen noch so spät in der Nacht?"

Fragte er und setzte sich zu mir. 

„Ich konnte nicht schlafen, also bin ich raus, um ein wenig runterzukommen und weil ich ein paar Videos schauen wollte, ohne Thalia zu wecken."

Er zog eine Augenbraue hoch und sah mich ungläubig an. Vor ihm konnte ich nichts verheimlichen. 

„Ich bin ganz aufgeregt Merlin und nicht nur positiv… es wird gerade alles zu viel, der Krieg, die Ernennung, die Tatsache, dass ich meine kleine Schwester seit über einen halben Jahr nicht mehr gesehen habe. Der Waffenstilstand lässt meine Gedanken wirklich freien Lauf. Es sind nicht einmal alle einverstanden, dass ich hohe Magierin werde. Sie drohen mir sogar, vielleicht sollte Sajin doch lieber jemand anderen nehmen, jemand, mit dem alle einverstanden sind."

Merlin saß neben mir und versuchte sich ein Grinsen zu verkneifen. 

„Was ist so witzig, du gefälschter Meister?"

„Denkst du allen Ernstes, dass jeder damals einverstanden war, dass Sajin hoher Magier wird? Weißt du, wie die Magier teilweise auf ihn losgegangen sind? Und gar Thorsten, nur weil ich ihn an meiner Stelle vorgeschlagen habe, waren nicht einmal ansatzweise alle einverstanden mit ihm. Es wird immer Leute geben, die was gegen dich haben werden, dass wird auch so bleiben, wenn du hoher Magier wirst, die Hauptsache ist, dass du deinen Job als hoher Magier für die Mehrheit, die dich liebt, gut machst. Das hat Sajin jeden Tag gemacht, das hat sein Vorgänger gemacht, im Prinzip haben das sogar Solar und Moon gemacht."

„Aber was, wenn ich der Herausforderung nicht gewachsen bin? Ich habe jetzt schon ein schlechtes Gewissen, weil die Gedankenmanipulation der Negativen verheimliche, wie vertrage ich es dann, sämtliche Geheimnisse des Rates der dreizehn zu wahren?"

Merlin lachte und erklärte sich direkt: 

„Das hat sich Sajin auch gefragt, komisch, als er damals mit siebzehn seine Stellte antrat, saßen wir Beide auch eine Nacht vor seiner Ernennung in meinen alten Zimmer bei Riguldo und er sah genauso fertig aus, wie du, damals wusste ich nicht, was ich tun sollte. Ich kam mir ehrlich gesagt auch sehr egoistisch vor, ich stellte meine Neugier und meine Forschungen über das Wohl meiner Freunde, Thorsten ging zwar in seiner Bestimmung auf, aber Sajin hatte vom ersten Moment an Hemmungen, auch wegen seiner Fähigkeit. Also schwor ich Sajin meine endlose Unterstützung, solange ich lebte, würde ich ihn mit allem helfen, das beruhigte ihn schlussendlich. Und das werde ich dir hiermit anbieten. Loki, auch wenn du einen ganzen Sack neuer und schwieriger Verantwortung nun tragen musst, ich bin da, und nach wie vor dein Meister."

Das tat so gut zu hören. Es war, als hätte Merlin genau einen Punk getroffen, aber keinen wunden Punkt, im Gegenteil, er hatte mich auf einen Schlag beruhigt. Ich zitterte noch ein wenig, aber ich lächelte und lehnte mich an seiner Schulter an. 

„Jetzt aber ja nicht auf Kuschelkurs gehen, reicht schon, dass ein Meister in diesen Haus mit seinem Schüler in die Kiste steigt."

„Sei dir gewiss Merlin, bevor ich mit dir in die Kiste zeige, müsste die Welt erst untergehen, und selbst müsste man mir noch alles Gold der verbliebenen Welt anbieten."

Gab ich ihm zurück und setzte mich wieder richtig hin. Er lachte und meinte:

„Und wegen Ignis und Kalli, nach deiner Ernennung wirst du sowieso erstmal alle Auffangstationen besuchen müssen, darunter auch die im abendroten Land, also werden wir sie noch früh genug sehen."

„Hoffentlich halten sich die Negativen wirklich an den Waffenstilstand."

„Sie haben darum gebeten. Hast du im Übrigen den Drillingen die Anweisung zum Sabotagestopp gegeben?"

„Natürlich, ich werde keinen Bruch riskieren."

Sagte ich, er musste lachen, hielt sich aber plötzlich die Wunde. 

„Wie geht es deiner Verletzung, Merlin?"

„Zieht noch ein wenig, aber dank der Woche Ruhe kann ich nächste Woche den restlichen Kinder gehörig in den Arsch treten!"

Er sah mich entschlossen an. Ich musste Lachen, er sah so aus, als würde er demnächst einen neuen Streich vollführen, vor einem Jahr, war das auch noch einer der Wichtigsten Dinge in seinem Leben. Plötzlich schüttelte er sich. 

„Puh, es ist ganz schön kalt für Anfang Frühjahr, lass uns reingehen und ich mach uns einen schönen Tee."

„Das ist ja mal ein Wort, deine beste Idee seit langem."

Merlin… Danke, dass du in dieser Nacht an meiner Seite warst. 

Ja, du solltest dich lieber bedanken, ich habe meinen wertvollen Schlaf für deine komischen Sorgen unterbrochen. 

Jetzt erinnere ich mich wieder, warum ich mich nie bei dir bedanke…

Loki?

Ja?

Jederzeit, aber wehe du erzählst jeden, dass ich so ein einfühlsamer Mann bin, Ignis denkt sonst, sie könnte sich über jeden Schrott bei mir auskotzen.

Würde mir nie einfallen. 

Und am nächsten Tag war es dann so weit. Ich saß in Sajin ehemaliger Wohnung im Palast von Sonne und Moon, wo die hohen Magier ihren Sitz hatten. Mein Vorgänger und sein Schüler hatten es geschafft in einer Nacht die Wohnung für mich vorzubereiten. Auf dem frisch gemachten Bett lag ein langer weißer Mantel, mit kurzen Ärmeln und mit roten Verzierungen. Die Verzierungen spiegelten immer die besondere Fähigkeit eines jeden Hohen wieder. Sajin beispielsweise hatte kämpfende Skellte auf seinen. Meine sahen aus wie Bücher, Worte, alles, was meine Aufgabe beinhaltete, an der Spitze stand die Bibliothek Moons, später, als ich meine besondere Fähigkeit erlangte musste man ihn nicht mehr großartig abändern. Auf dem Mantel stand eine Schatulle. Alle hohen Magier bekamen ein besonderes Diadem, das würde mir zwar von Thorsten überreicht werden, aber die Schatulle dafür hatte ich schon. Man hatte mir auch eine neue und schönere Uniform für diesen Anlass gegeben, es waren zwar nicht einmal ansatzweise so viele Magier in Person dabei, wie normalerweise bei solchen Zeremonien, aber das ganze wurde wie immer Live Übertragen. Das gesamte Spektakel sollte erst in einer Stunde standfinden, also genug Zeit, um aus dem Fenster zu springen und im Exil ein schönes und bequemes Leben zu führen, jedoch wurde mein Plan von Thorsten unterbrochen, der gerade das Zimmer betrat. Moon sei Dank stand ich am Fenster und wollte es gerade erst öffnen, hätte er mich eine Sekunde später, wo ich es locker schon geschafft hätte, einen Fuß aus dem Fenster zu strecken, wäre es sehr peinlich geworden. 

„Thorsten, was kann ich für dich tun?"

„Jetzt noch nichts, Sajin hat dich gestern über alles aufgeklärt, nehme ich an?"

„Natürlich."

„Das kam jetzt alles sehr kurzfristig, aber wir haben alle nicht damit gerechnet, dass Sajin Fähigkeit so schnell versucht ihn umzubringen. Moon sei gedankt, als Tagmagier sollte ich das eigentlich auf Solar beziehen, aber er hat dir den Schlüssel zu deiner Bibliothek gegeben, also verdanken wir ihm das Leben unseres Freundes."

Ich nickte einfach. 

„Gibt es aber noch etwas, was du wissen willst?"

„Was halten die anderen hohen Magier über mich?"

„Überwiegend sind alle begeistert von dir, waren sie schon, wenn du immer wieder im Gespräch warst."

„Überwiegend, lass mich raten, Riguldo hat nach wie vor Bedenken mir gegenüber."

„Nicht nur er, Nummer zwei, Kiren Nutsey, weigert sich vehement mit dir zu arbeiten, wenn er sich nicht zusammenreißt, werde ich ihn wohl oder übel, auch wenn ich das, sowohl zum ersten Mal in meiner Zeit als Höchster als auch nicht gerne mache, ersetzen. Dasselbe Spiel mit Nummer zwölf Toma Hirond."

Die „Ersetzungen durch den Höchsten Magier und somit durch das Volk" war ein Paragraf im Gesetzt von Elystria, der es dem Höchsten, dem Sprecher des Volkes, und auch nur ihm, die Macht gab einen hohen Magier zu ersetzen, wenn er es für richtig hielt, und durch jemanden zu ersetzen, der seiner Meinung nach passend war. Während meiner Eingewöhnungsphase hatte ich davor am Meisten Angst. 

„Ist Merlin schon da?"

„Ja, soll ich ihn für ein paar aufmunternde Wort reinholen lassen?"

„Es geht schon, er, Noman, Sajin, Thalia und Merlins kleine Schwestern haben ihre Plätze schon gefunden, ich möchte sie nicht unnötig stressen."

„Wie nett von dir, aber du weiß, Merlin, ist er wie er ist, dieser Mann hat ganz zu Anfang, als er mir und Sajin von dir erzählt hat, bei seinem Leben geschworen, dass du ein gutes Kind bist, dass seinen Weg bis hierher bahnen wird."

„Ich weiß, er hat mir oft gesagt, dass ich es schaffen könnte, die hohen Magier herauszufordern, und bis zum zweiten meinen Weg zu bahnen. Jetzt stehe ich hier und werde der erste. Ich bin froh, dass ihr mir schlussendlich doch vertraut habt."

„Vertrauen muss erarbeitet werden, und vergiss nie, man kann es auch wahnsinnig schnell verlieren. Aber nun gut, ich lass dich in Ruhe, schau, dass du mir in der nächsten Stunde nicht vollkommen durchdrehst und übe vielleicht noch einmal deine Rede."

Die Rede, die ich in der letzten Nacht mühevoll im Halbschlaf zusammengesponnen habe. Thorsten verließ mich wieder und ich saß allein in einen stillen Raum. Also machte ich etwas Musik an und holte mein Notizbuch mit der Rede heraus. Es war keine lange Rede schließlich wurde die gesamte Zeremonie nach dem Krieg wiederholt werden. Das heute war nur die sporadische Ernennung meinerseits, die mich echt verrückt machte. Bevor ich mich versah, war es nur noch zehn Minuten vor der Zeremonie. Kurz durchamten und dann den Mantel überstreifen. 

„Oh verdammte scheiße!"

Fluchte ich, als ich sah, dass er etwas zu lang war. Ich bin, und war damals schon, einen Meter neunzig, und dieser verdammte Mantel war gute zehn Zentimeter zu lang für mich! Das sah bescheuert aus! Sajin hatte mir Nadel und Faden dagelassen, aber ich musste nicht, wie ich sie verwenden musste. In diesen Moment konnte mir nur eine Person, beziehungsweise ein Phönix, weiterhelfen. Ich rief Ignis an, die auch sofort ranging: 

„Loki, was machst du noch in deiner Wohnung? Thorsten redet schon."

Wow, sogar bei so einer kurzen Veranstaltung schaffte er es so lange zu schwafeln.

„Der wird noch die nächsten zehn Minuten reden, ich brauche deine Hilfe, dringend!"

Ich zeigte ihr den Mantel und sie lachte mich sofort aus. 

„Das ist nicht witzig, schnell, ich muss das Ding hochnähen, sonst wird das der peinlichste Moment meines Lebens!"

Sie kriegte sich wieder ein und sah mich ernst an.

„Dafür ist keine Zeit mehr, hast du noch irgendwo Sicherheitsnadeln herumliegen?"

Ich riss die Schubladen meines Schreibtisches auf und sah sie durch, bis ich ganz hinten in der letzten Schublade eine Schachtel mit Stecknadeln entdeckte. 

„Nicht sehr sicher, aber wenn die das Einzige sind, was du hast, dann bekommen wir das schon hin, bring, wenn du kommst, die restlichen Mäntel mit und ich stutze sie dir. Aber jetzt erstmal klapp das Ende des Mantels in der Mitte so hoch wie du es brauchst und steckte zwei Nadeln, die bunten Köpfe entgegengesetzt ein, vielleicht so, dass die Köpfe innen liegen, dann sieht man sie nicht auf den ersten Blick."

Das tat ich auch. Es ging etwas von der schönen Verzierung verloren, aber ehrlich gesagt, besser das, als dass ich hinfallen würde oder man mich für ein Kleinkind hielt, weil mir das Ding von vorne bis hinten zu groß war. 

„Und jetzt machst du das gleiche nach rechts und links hin, immer im fünf Zentimeter Abstand."

Ich steckte die so schnell rein, dass ich mich mindestens drei oder vier Mal in die Finger stach. Die Seiten machte ich auch mit einer Stecknadel zu. 

„Gut gemacht, das sieht echt sauber aus und jetzt komm runter."

Ich nickte nur und zog den Mantel wieder an. Ich hatte gerade und sauber gearbeitet. Ich hatte zwar statt nur zehn, oder fünfzehn, Zentimeter zwanzig umgeklappt, aber in dem Fall war mehr genau richtig. Die Ärmel faltete ich hoch, mir blieb keine Zeit mehr sie nach innen zu kürzen. Ignis sah mich an und eine Träne rollte über ihre Wange.

„Du siehst so fantastisch aus, ich freue mich, wenn ich dich nachher in real sehe."

„Ich mich auch, vor allem, wenn ich Kalli's Klasse besuche."

„Sie hat seit wir von deiner Ernennung erfahren haben über nichts anderes geredet."

Dann klopfte es. 

„Ich muss auflegen, ich bringe dir die restlichen Roben vorbei, du bist schließlich die einzige Schneiderin, der ich vertraue."

Ich beendete den Anruf und öffnete die Tür. Zu meiner Überraschung stand kein mir fremder Magier vor mir, sondern Merlin, der mich genauso stolz ansah, wie Ignis. Um es zu verbergen, fragte er: 

„Warum hast du die Ärmel hochgeschlagen?"

„Der Mantel ist viel zu lang!"

„Du siehst trotzdem phänomenal aus, ich habe darum gebeten, dich zu holen, einfach weil ich sicher gehen wollte, dass du auch wirklich dort ankommst."

„Hast du Angst, dass ich abhaue? Ich bin bisher jeder Verpflichtung nachgekommen."

„Du hast heute Morgen versucht klammheimlich aus dem Haus zu verschwinden, ich verstehe, dass du wahnsinnig aufgeregt bist, aber du bekommst das hin, ich weiß es." 

Er rückte die Ärmel etwas zurecht, damit es wie beabsichtigt aussah. Ich starrte etwas zu Boden, ich hatte so Angst, aber Merlin nahm mein Kinn hoch, so dass ich direkt in die Augen meines Meisters sah. Er lächelte und meinte: 

„Darauf hast du trainiert, darauf hast du hingearbeitet, auch wenn du es noch so leugnest, ich könnte mir keinen besseren vorstellen als dich."

Dann deutete er mit einer einfachen Kopfbewegung in Richtung des Ballsaales, wo solche Zeremonien abgehalten werden, er lag fast am anderen Ende des Schlosses. Ich stand schon einmal in diesen Saal, als mein Meister und ich nach Sebteka die solarische Tapferkeitsmedaille erhalten hatten. Angeblich wurde dort auch Moons und Amberas Hochzeit veranstaltet, auf der Bühne, auf der ich gleichstehen würde, waren beide getraut worden, und auf der großen Tanzfläche wurden beide von Nightmare ermordet, so zumindest die Legende. Auf der einen Seite des Ganges, den Merlin und ich entlang liefen sah man in eine kleine Parkanlage, die gerade weniger gepflegt war, da alle im Garten der Solar arbeiteten. Auf der anderen waren die Zimmer der hohen, eigentlich waren es mehr Büros, da die meisten hohen Magier ihre eigenen Häuser mittlerweile hatten. Das gleiche würde auch bald für mich gelten, aber nun ging ich diesen Gang entlang. Es regnete, man sah ein paar Regen Tropfen durch die offene Seite zum Park hin auf den Boden des Flures fallen. Ich blieb kurz stehen und sah raus, ich war nicht mehr aufgeregt, irgendwas sagte mir, ich solle keine Angst mehr davor haben. Die Zeit war kurz weg für mich, als ich mich an eine Säule lehnte und kurz raus sah. Es war kühl und der Regen erfrischte mich. 

„Hey, aber nicht türmen, ich bin immer noch schneller als du."

Ich drehte mich zu ihm und sah ihn entschlossen an, dass ich diesen Ausdruck kurze Zeit danach verlieren sollte, war mir nicht klar. 

„Komm Loki, es wird Zeit, dass ich dich dort ablieferte."

Wir kamen rechtzeitig zu dem letzten Satz von Thorsten, der da hieß: 

„Und jetzt übergebe ich an Loki Esyia Woods, der neuen hohen Magierin Nummer eins."

Anwesende klatschten, es war aufgrund der wenigen Magier, die anwesend waren, war es ein leiser Applaus. Ich stellte mich an das Redepodest, holte mein Notizbuch heraus und schlug die zwei Seiten mit Notizen für meine Rede auf, doch im selben Moment floss Blut in die Seiten. Ich wurde leichenblass, ich hatte mich so oft mit den Stecknadeln gestochen, dass nun mein Blut mein Spickzettel tränkte. Durch den Schock entfiel mir auch meine gesamte Rede, davor und danach konnte ich sie perfekt rezitieren, aber in dem Moment, war sie weg. Ich sah zu Merlin, der mir andeutete anzufangen zu reden, aber ich zeigte ihm das Buch, er sagte mit Wisperia, dem Flüsterschrei: 

„Improvisiere."

Ich sah wieder zum Publikum und fing an zu reden. 

„Ich möchte mich erstmal bei allen Magiern bedanken, die mich auf meinen Weg begleitet haben", 

Ich sah wieder zu Merlin, der mir Daumen rauf und mach weiter zeigte: 

„Viele wissen es bereits, ich wurde in die Familie Jeevah reingeboren und habe achteinhalb Jahre mit ihnen gelebt, bis ich nach der Geburt meiner Schwester flüchten konnte. Ich weiß, wie grausam die Negativen sind, dank meines Meister Merlin E. Woods konnte ich uns in Sicherheit bringen. Aber hier und jetzt, im Bürgerkrieg gegen die Negative, muss ich noch einmal die gesamte Grausamkeit meiner eigenen Familie erleben. Als ich mich verletzt zu Merlin in Sicherheit schleppte, schwor ich mir, dass ich so stark werde, dass ich meine kleine Schwester und alle anderen Magier von Elystria beschützen kann. Ich habe lange gekämpft, auf jegliche Weise, um mir das Vertrauen, was mir der Höchste und mein Vorgänger entgegen bringen zu sichern. Ich weiß, viele haben Zweifel an mir und an meiner Herkunft, aber ich bin bereit euch vom Gegenteil zu überzeugen."

War das genug? Waren das meine fünf Minuten Redezeit, ein dezenter Blick zu Merlin, während ich so tat, als würde ich umblättern, verriet mir, ich musste noch ein bisschen reden. So kam einer der berühmtesten Teile meiner Rede. 

„Ich bin bereit sogar für die Magier, die mich hassen, mein Leben zu geben, nicht um mich zu beweisen, sondern weil ihr das Volk seid, was sich Moon und Solar geschworen haben zu beschützen."

In dem Moment war endlich die Redezeit vorbei und mir viel ein riesiger Stein vom Herzen. Als Thorsten mit einen Diadem in der Hand endlich auf mich zu kam fühlte ich eine eigenartige Art von Stolz. Das Diadem aus magischen Stahl mit roten Edelsteinen verziert, an dem Teil, das auf der Stirn baumelte, war ein Anhänger aus Silber im Form eines Buches. Ich musste mich vor ihm verbeugen, damit er mir das Diadem aufsetzen konnte und danach musste ich bei Moon und Solar schwören, dass ich Elystria diene, solange es geht. Dann wurde endlich applaudiert und ich durfte hinter die Bühne gehen. Ich lehnte mich sofort gegen eine Wand und atmete tief ein du aus. 

„Gute Impro. Wusste gar nicht, dass du so gut darin bist."

Lobte mich Merlin und zog mich wieder auf die Beine.

„Das war gerade meine Seele, die versucht hat, mich zu retten."

Sagte ich und mir fiel ein Stein vom Herzen. Das war's noch nicht ganz, aber das Schlimmste war hinter mir. Meine Freunde und Thorsten kamen zu uns Beiden. Noman sah sich meine Fingerkuppen an. 

„Wie ist das den passiert?"

„Du riechst Blut auch auf hundert Meter, oder?"

„Ich bin Arzt."

Das war nicht die Antwort auf meine Frage. 

„Ganz einfach, als ich diesen Mantel angezogen habe, war er etwas zu groß, also habe ich Ignis angerufen und mir erklären lassen, wie ich schnell den Mantel ein paar Zentimeter höher machen kann."

„Du kannst nicht nähen?"

Noman wollte mich schon damit aufziehen, da mischte sich Thorsten.

„Moment, bevor du Loki auf den Arm nimmst, was meinst du mit, dein Mantel ist zu lang?"

Ich krempelte die Ärmel runter. Thorsten sah schlagartig wütend aus. 

„Das war der Kiren, ich wusste, dass er versucht, dich zu sabotieren, aber dass er es wirklich machen würde, ich sollte sofort…"

Sajin sah mich an, so auf die Art, herzlichen Glückwunsch, hier ist deine erste Aufgabe, bring ihn davon ab, scheiße in Zeiten des Krieges zu bauen.

„Thorsten, das könnte genauso gut mein Versehen gewesen sein, ich habe eine sehr undeutliche Schrift, vielleicht hat er sich verlesen. Das ist meine Schuld, ich werde dafür sorgen, dass die Mäntel anständig gekürzt werden."

Thorsten zog misstrauisch eine Augenbraue hoch. 

„Du nimmst also die Schuld auf dich?"

Wieso hörte sich das so an, wie damals, als ich für Noman einmal einen Aufsatz verfassen musste, um ihm zu decken, damit er sich seinen Studien der Anatomie widmen kann. Sajin hatte mich genauso angesehen, weil er haargenau wusste, dass ich log. 

„Ja."

Sagte ich unsicher, aber einigermaßen selbstbewusst, um Thorsten zumindest von seinem Vorhaben abzubringen. Er seufzte und sagte:

„Gut, wenn das für dich okay ist. Pack deine Sachen, wir gehen gleich los."

Sagte Thorsten und nahm es mir, zumindest sah es für mich danach aus, nicht übel. Thorsten klopfte mir auf die Schulter und ging vor. 

„Ui, direkt Stress mit dem neuem Chef."

Sajin stupste Noman mit seinen Ellbogen in die Rippen und sagte:

„Du und Thorsten ihr werdet euch aneinander gewöhnen. Er versucht seit neusten eine neue Masche."

„Oh Moon…"

„Kopf hoch, du kennst ihn, er kennt dich, ihr werdet zusammenraufen und jetzt lasst uns endlich wohin gehen."

Sagte A-Lyn und nahm mich am einen Arm, Alezsa am anderen. Eigentlich wollte Thalia meine Hand nehmen, aber dann belagerten mich auch noch Sajin und Noman. Thalia seufzte, also legte Merlin seine Hand auf ihre Schulter:

„Tja, es scheint, als ob wir uns daran gewöhnen müssen, dass wir sie nun teilen müssen."

„Ja…"

Ich stand vor einer großen Blockhütte, die Schule im abendroten Land. Es war fast auf den Tag genau sieben Monate her, seitdem ich meine Kalli gesehen habe. Wir hatten schon die Highlands abgeklappert und die Erwachsenen hier, ich hielt in jeder Klasse einen kleinen Vortrag, daher, dass im abendrotem Land weniger Magier lebten, reichte eine große Klasse für alle, auch wenn die Schüler unterschiedlich alt waren. Es war früher Nachmittag, das alles dauerte nicht so lange, wie ich gedacht hatte. Das, obwohl der Tag nicht übel war, war die absolute Krönung. Ich betrat das Haus und klopfte am Klassenraum. Ein paar Sekunden später, die ich etwas perplex vor der Türe stand und schon zu einem zweiten Klopfzeichen ansetzte, hörte ich die Stimme eines Lehrers: 

„Bitte kommen Sie rein."

Etwas ruckartig, weil ich wirklich zu meiner kleinen Schwester wollte, öffnete ich die Tür. Doch ich stand im dunklen, wörtlich, bis jemand das Licht ruckartig anschaltete und ich eine kleine Party, von den Kindern organisiert, so richtig mit Banner, auf dem willkommen hoher Magier Loki in krakeliger Schrift aus Wachsmalkreide stand, ein Kuchen und Säfte. Ich strahlte wie die Sonne, noch mehr als Kalli auf mich zu gerannt kam, mit einen schönen Strauß Blumen in der Hand, und sich mir um den Hals warf. Sie war größer geworden, für eine fast Drittklässlerin war sie jetzt sehr groß, und ihre lockigen Haare waren bis zu den Schulter abgeschnitten. Ich nahm sie in den Arm und hob sie hoch, bis sie mit mir auf Augenhöhe war. Wir sagten nichts, sondern sahen uns nur an. Sie strich mit ihren Daumen über meine Narbe im Gesicht, die ich von Miraklis bekommen hatte. Ich nahm ihren Hand und lächelte, Sie umarmte mich wieder und sagte: 

„Ich habe dich so sehr vermisst, Loki."

„Du glaubst nicht, wie sehr ich dich vermisst habe."

Die Lehrerin kam auf mich zu, ich erkannte sie von dem ersten Kampf, der den Bürgerkrieg entfacht hatte. 

„Kahletra wollte Sie unbedingt damit überraschen, und die restlichen Kinder haben sich anstecken lassen, ich hoffe das ist okay. Ihre kleine Schwester war so traurig darüber, dass Sie keine richtige Ernennungsfeier aufgrund des Krieges bekommen haben, also haben wir eine kleine Feier für Sie organisiert."

„Ich freue mich sehr und bedanke mich bei euch allen."

Sagte ich und stellte Kalli ab, die nach meiner Hand griff und sie umschloss. Wir feierten etwas, ich quetschte mich mit einen Stück Kuchen und einem Glas Saft auf einen Kinderstuhl und ein paar Kinder, darunter auch Kalli, setzte sich zu mir und stellten mir typisch kindliche Fragen: 

„Wie alt bist du?"

„Ich bin sechzehn."

„Was für eine besondere Fähigkeit hast du?"

„Bisher habe ich leider noch keine, aber ich hüte tatsächlich die Bibliothek des Moon, bin Botschafterin vom abendroten Land und den Highlands und habe schon fast die Hälfte der Kinder der Negativen vernichtet."

All diese strahlenden Kinderaugen. Ich lächelte und beantwortete eine Frage nach der anderen. Es erwärmte mein Herz zu sehen, wie bewundernd mich diese Kinder ansahen. Bis er kam. Kallis Lehrerin hatte Ignis erzählt, obwohl Kalli bei allen sehr beliebt war und ein sehr liebes, braves und gut erzogenes Kind war, hatte sie einen Schwachpunkt, und der war, wenn man sie oder mich als Negative bezeichnete. Und dieser Junge, sein Name war Toral, er war ein Neffe von Toma, war die Quelle allen Übels, er lehnte sich eingeschnappt gegen die Wand und sah mich mit seinen sehr gefährlichen Todesblick an. Ein Typischer Viertklässler, der einerseits kurz vor der Pubertät stand, und andererseits von seinen Eltern nicht beachtete wurde und deswegen Beachtung bei jemand anderem suchte, und das war leider Kalli. Sie prügelten sich regelmäßig, dank Ranias und meinem Training schnitt Kalli meistens besser ab, dass ich trotzdem nicht sonderlich begeistert davon war, muss ich glaube ich nicht erwähnen. 

„Sag mal, Negativling, wie fühlt es sich an von deinem Herren gefickt zu werden?"

Ich kann es nicht leugnen, bei seiner Wortwahl fiel mir der Kiefer aus dem Schädel, zumindest fühlte es sich in meinen Kopf so an. Ich merkte, wie wütend Kalli wurde, und nahm deswegen ihre Hand. Ich beschloss ausnahmsweise nicht mit meiner gewohnten Art darauf einzugehen, sondern wie folgt: 

„Das kann ich dir leider nicht sagen, ich bin kein Anhänger der Negativen. Ich war es noch nie und werde es auch nie sein."

Antwortete ich reif und erwachsen, obwohl mein rebellisches Teenager Ich, diese kleine Pestbeule am liebsten einmal quer durch die Anderswelt gejagt hätte. 

„Tse, glaubst du ja wohl selbst nicht."

„Toral, bitte geh aus dem Klassenraum, du bist für heute entlassen."

Er grummelte ein wenig, ging an mir vorbei und zischte: 

„Genieß die Zeit, Bastard."

Mir war das ausnahmsweise herzlich egal, erstens, er war ein kleiner Junge, zweitens ich wollte meinen Weg als hoher Magier gehen, außerdem war das ein Spross aus Tomas Familie, von all meinen Kritikern, um sie nett zu bezeichnen, waren die besonders nervig und rücksichtslos. Toma selbst hingegen hielt sich nach seit dem Vorfall an den Schulen zurück, schließlich waren Sajin, Noman, Merlin und ich es gewesen, die seinen Arsch aus der Scheiße gefischt hatte. 

Loki, hör bitte auf zu fluchen, du bist jetzt ein hoher Magier. 

Hast du zu viel Sjn getrunken? Was glaubst du, warum diese Beleidung aller Literaturgattungen entsteht, du selbst hast mir diesen Auftragsmord aufgegeben! Ich bin bereits seit über eintausend Jahren ein hoher Magier und fluch hier schon seit über hundert Seiten herum!

Warum so melodramatisch? 

Ich werde wahnsinnig mit diesen Mann. 

Am Abend hielten Thorsten und ich eine kurze Besprechung in Rulans Salon statt, der so nett und ihn uns zur Verfügung stellte. Den Mantel und das Diadem hatte ich sicher in meinen Kosmos Beute verstaut und etwas Bequemes angezogen, so wie Thorsten. Ich hatte mein Notizbuch und einen Stift bei mir. Es gibt ein paar Dinge, die ich euch nicht erzählen darf, die einfach unter Verschluss bleiben müssen. Aber ich versuche das Gespräch trotzdem so gut wie möglich zu rekonstruieren. 

„Ich hoffe du sicherst das Notizbuch richtig."

„Mach dir darüber keinen Kopf, zu Not vergrabe ich es, aber Merlin geht nicht an meine Sachen."

„Das ist der erste Punkt, über den wir reden müssen. Deine Nachlehre muss ich leider für beendet erklären, offiziell, daher, dass du noch so jung bist, wirst du erstmal noch unter Merlins Fittiche bleiben."

Ich nickte, das aufzuschreiben war Nonsens, das wusste ich schon. 

„Was ist der zweite?"

„Dein offizieller Geheimraum. Du weißt, dass wir oft sehr gefährliche und sehr geheime Dinge dem Volk verschweigen, damit keine Panik ausbricht. Der Geheimraum ist ein Lager für das, was du erarbeiten wirst, was du auf deinen Aufträgen und Reisen erarbeiten wirst und er dient zur Aufbewahrung verbotener Schriften, Bücher und Gegenständen. Daher, dass Merlins Haus nicht dir gehört, müssen wir uns dafür eine Lösung überlegen."

„Ich wollte einen Buchladen aufmachen, nach dem Krieg jedoch, wenn ich mir keine Sorgen machen muss, dass er sich in Rauch auflöst. Vielleicht ergibt sich da was."

„Bis dahin musst du dir aber auch was überlegen."

„Die Bibliothek von Moon, Stolas meinte, es gäbe dort einen kleinen Hohlraum, ich sichere den Raum mit dem Spruch der sechsfachen Versiegelung. Daher, dass entweder ich oder Stolas, immer als Begleiter den Raum betreten, kommt da auch keiner so leicht rein. Das reicht als Übergang."

Thorsten wirkte eher minderzufrieden, aber er kritisierte meine Entscheidung nicht. 

„Hattest du Zeit, dir die Bibliothek genauer anzusehen?"

„Ehrliche Antwort? Nein, daher dass ich gestern meine Ausbildung in einen Tag durchklopfen musste, leider nicht."

Sagte ich vielleicht etwas zu pampig, aber an diesen Abend war ich einfach so müde gewesen, da kam dann er pubertäre Teenager raus. Thorsten rechtfertigte sich sofort:

„Ja, verzeih, das tut mir sehr leid, aber Sajins Fähigkeit sind einfach zu gefährlich geworden."

Ich ruderte zurück und entschuldigte mich bei ihm. 

„Nein, nein, ist schon okay, du bist hier, um mich ein wenig in den Zügeln zu halten. Machen wir weiter derzeit führen wir den Krieg, aber wir dürfen nicht nachlässig werden. Dein und Merlins Anteil wollen wir nicht vergessen, die Drillinge haben auch gute Arbeit geleistet."

„Schmeichel mir nicht zu früh. Du hast mitbekommen, dass Allector mir gedroht hat."

„Das ist der nächste Punkt. Allector scheint einen Narren an dir gefressen zu haben. Hast du Angst?"

„Blöde Frage, ja und nein."

Er sah mich fragend an. 

„Ich bin mir bewusst, wie gefährlich Allector ist. Meine Nachlässigkeit hat dazu geführt, dass Noman mit Schatten infiziert wurde, den hohen Geschwistern sei Dank, dass er das alles bisher gut wegsteckt. Aber ich stand Nightmare schon gegenüber, ich weiß, dass er stärker ist als Allector."

Thorsten bekam eine Gänsehaut. 

„Du standst ihm gegenüber?"

„Stehen und gegenüber sind die falschen Ausdrücke. Er hat keine feste Form, er ist im Prinzip ein dunkler Raum. Seine Aura war so böse und hasserfüllt. Solar sei Dank, dass Kalli an den Tag geboren wurde und wir direkt abhauen konnten."

Thorsten sah mich angsterfüllt an. Ich wusste gar nicht, wieso, für mich fühlte sich das nicht mehr so schlimm an. 

„Gibt es noch was, was wir zu besprechen haben?"

„Ja, ich würde gerne, falls wir die Nummer zwei ersetzen wollen, einen Nachfolger mit dir klären. Die Nummer zwei ist die inoffizielle rechte Hand der Nummer eins, die Kiren Nutsey hat sich leider schon bei Sajin vehement gewehrt, da ist mir schon ehrlich gesagt die Hutschnur geplatzt, aber jetzt versucht er dich wahrscheinlich dich sabotieren. Wir sollten eine inoffizielle Nummer Zwei erklären, das ist die erste Aufgabe, die ich dir stelle, suche dir eine rechte Hand."

Ich nickte nur und hatte keine Ahnung, wenn ich dafür nehmen konnte. 

„Morgen Mittag findet deine erste Konferenz statt, aber geh jetzt erstmal raus, Merlin und Co haben einen kleinen, entspannten Ausklang des Tages vorbereitet."

Ich lächelte etwas müde. 

„Willst du nicht mitkommen? Ich bin mir sicher, die anderen haben nichts dagegen, schließlich haben wir dich seit Kriegsbeginn nicht mehr gesehen."

Sagte ich und stand mit Schwung auf. 

„Wenn dein Chef erwünscht ist?"

„Technisch gesehen, bist du hier der Chef von allen Magiern, also von daher."

Der Höchste nickte nur und lächelte. 

Rulan und Rania hatten sich Merlin, seinen kleinen Schwestern, meiner kleinen Schwester, Ignis, Noman, Sajin, Thorsten, meiner Liebsten und mir angeschlossen. Merlin hatte sich überlegt, ein Lagerfeuer mit Stockbrot und Marshmallows zu machen, er hatte dafür eine Grube gegraben, ein Feuer darin entfacht, natürlich alles mit Magie, und dann hat er ein paar Decken in einem Kreis drum herum ausgelegt und jeden eine kleine Flasche Sjn ausgegeben, ja sogar Rania, mir und Noman, die ja auch noch minderjährig waren. Ich saß mit Kalli und Thalia auf einer Decke, Merlin mit Ignis, Alezsa und A-Lyn zusammen mit Thorsten, Rulan und Rania, Noman kuschelte sich zu Sajin und ich konnte endlich mit Kalli und Thalia kuscheln. Es war das erste Mal an diesen Tag, dass es Thalia schaffte, ihren Kopf auf meine Schulter abzulegen, ich wurde die ganze Zeit von irgendjemanden in Beschlag genommen. Kalli legte ihren Kopf auf meinen Schoß, sie hatte natürlich ein Saftpäckchen bekommen. Ich drehte mein Stockbrot, als mich Sajin, der auf der Nachbardecke saß, fragte: 

„Kommst du mit Kiren zurecht?"

„Bisher kenne ich ihn noch nicht allzu gut. Das wird sicherlich werden."

Noman sah mich etwas besorgt an. Die anderen um uns herum unterhielten sich so eifrig, dass sie uns kaum hörten. Sajin sah zu Noman und sagte ihm mit einen Blick, den wahrscheinlich auch nur Nomen lesen konnte, das Noman mir irgendwas sagen wollte: 

„Lass uns doch ein bisschen unter vier Augen reden, nur kurz."

Thalia und Kalli sahen ihm im Duett böse an. Ich ahnte bereits, um was es ging, also bot ich an:

„Das hat Zeit, lass und nachher darüber reden."

Leider vergaßen wir durch Sjn und guter Laune die Zeit und schliefen dort auf den Decken ein. Aber für euch zur Info, er hatte mir anbieten wollen, den Platz als Nummer zwei zu besetzen.