Kapitel 17: Ich, der (überarbeitete) hohe Magier

Auch der schöne Waffenstillstand fand ein jähes Ende, und so war ich, drei Monate später, nach einer Jagd auf ein sieben Meter hohes negatives Riesenbaby, im wahrsten Sinne des Wortes, dass das arme Sebteka in einen Wutanfall halb zerstört hatte, Moon sei Dank nur Wildnis, zurück im Palast des Rates der dreizehn. Merlin, Noman und ich hatten mittlerweile zu dritt effektiver arbeiten können und nun waren dreißig Kinder der Negativen bei ihren Eltern in den ewigen Jagdgründen. Ich zog die Robe und das Diadem über eine dreckige Uniform und zerzausten Haaren, Merlin lag auf meinen Bett und ruhte sich etwas aus. „Hast du es bequem? Soll ich dir noch ein Kissen bringen lassen?"„

Hör auf so sarkastisch zu sein. Wer hilft dir bis spät in die Nacht, deine komischen Arbeiten von Thorsten über was weiß Moon was, auszuarbeiten."

„Na gut, dass Noman mir ab jetzt helfen wird, falls du es vergessen hast, er ist seit vorgestern die neue Nummer zwei."

Ja, ihr habt richtig gehört. Nachdem die alte Nummer Zwei sich mit Händen und Füßen gewehrt hat, mich auch ein Stück weit immer wieder vor den anderen Hohen bloßgestellt hat, haben wir ihn entlassen. Einmal hat er meinen Platz mit Gianturalis vergrößert dann aber mit seiner Fähigkeit, einen Tarnspruch, was jetzt auch nichts Besonderes ist, so getarnt, dass das nicht auffiel. Versteht mich nicht falsch, Merlin und ich haben oft Streiche gespielt, aber er hat sich darüber lustig gemacht, weil meine Beine herunterbaumelten, wie bei einem Kleinkind, was auf einen Erwachsenenstuhl saß. Ja, ich war jung, im Vergleich zu einem Riguldo war ich wahrscheinlich tatsächlich noch ein Kleinkind, aber ich wurde von den meisten hohen Magiern und vom Höchsten anerkannt, nachdem ich auch Riguldo einen heimlichen Tipp gegeben hatte, dass er mal am Tag in der Anderswelt durch die Wolken fliegen sollte und Ausschau nach einen großen geflügelten Wolf namens Solar halten sollte, war auch er davon überzeugt, dass ich gut war. Nur leider kamen solche Sachen von ihn zu oft, einmal hatte er sogar mich mit Minimalix geschrumpft, während ich um eine Karte von Kanori herumlief und einen guten Punk für einen Hinterhalt gesucht hatte. Merlin und ich hatten nie in einer Konferenz eine Streich gespielt, und wir haben auch nie jemanden lächerlich gemacht, klar Toma hatten wir einmal die Haare blau gefärbt, aber den nahm sowieso keiner ernst. Wir hatten sogar einen Gruppenchat ohne ihn, wo schon oft von allen der Begriff Nulpe gefallen war. Ich holte mein Notizbuch heraus und sah zu Merlin. 

„In der rechten Schublade sind Snacks, kann zwar kein Abendessen ersetzen, aber den kleinen Hunger kann es trotzdem stillen."

„Danke Mama, aber ich warte auf das Abendessen."

Ich warf ein Handtuch nach ihm, ja ich hatte dort ein Bad, wo ich ab und dann duschte, weil wir dort nicht das arschkalte Wasser aus dem Nixenteich nutzen mussten, sondern warmes Wasser hatten. 

„Bis nachher, schau, dass du dich, bevor ich wiederkomme, geduscht hast."

Dadurch, dass Noman und Sajin hier duschten, sparten wir das wenige warme Wasser für Alezsa und A-Lyn, die seit meiner Ernennung und nach dem Waffenstilstand wieder unter Hausarrest gestellt worden waren. A-Lyn hatte mittlerweile einen wunderschönen Unterstand für Atria gebaut und einen genialen Keller, den Merlin so lange bauen wollte, aber nie Zeit gehabt hat. Nun hatte ich sie damit beauftragt mit Stolas Moons Bibliothek in Ordnung zu bringen, damit auch mal mehr Magier die Bibliothek nutzen konnten, und auch weil es sehr peinlich war, als die anderen Hohen dieses Chaos sehen mussten. Roro saß auf meinen Stuhl und aß. Leider durfte kein anderer Magier, außer Schüler der hohen Magier, die Lektion sieben bestanden hatten, durften anwesend sein, mussten aber ein Schweigegelübte ablegen. Da war Roro, als intelligentes Wesen, das sprechen konnte, leider keine Ausnahme. 

„Bis nachher und Merlin, dusche, ich will nach meiner Dusche sofort nach Hause, auch ich habe zwei Nächte nicht geschlafen."

Ich trat aus dem Raum und schloss die Türe hinter mir, zeitgleich verließ auch Nummer zwei neben mir seine Räumlichkeiten und zupfte seinen Mantel zurecht. Seiner hatte Verzierungen, die an Heilkräuter und an medizinische Symbole erinnerten, sein Diadem war fast so wie meines, nur war der Anhänger, der seine Stirn berührte, ein Äskulapstab. Er sah mich stolz an. 

„Nah, Nummer zwei, bist du bereit für deine erste Konferenz?"

„Absolut. Ich freue mich, dass ich dir die Gefallen, die du mir getan hast, endlich erwidern kann."

„Du weißt, dass ich dich nicht deswegen empfohlen habe."

Noman lächelte und wir gingen zusammen in den Konferenzraum der hohen Magier. Wir setzten uns auf unsere Plätzte und unterhielten uns noch kurz, bis die andren kamen.

„Hast du was von A-Lyn gehört?"

„Nein, ich mach mir Sorgen, dass sie meine Bibliothek auseinandernimmt."

„Warum hast du sie dann damit beauftragt?"

Fragte er belustigt. 

„Ehrlich? Sie nervt, ich versuche sie mit allem zu beschäftigen, was mir so einfällt."

„Nun, da hätte ich vielleicht was. Sajin und ich leben ja bei euch…"

„Das habe ich mittlerweile auch mitbekommen, auf was willst du hinaus?"

„Vielleicht könnte sie uns Beiden ein kleines Gästezimmer in der zweiten Bibliothek zusammenschustern. Die Feldbetten sind so unbequem und ich mag es auch nicht so offen in der Bibliothek zu pennen."

Ich grinste Noman wohlwissend an. 

„Du willst nur ungestörten Sex mit Sajin, habe ich nicht Recht?"

Er war so schnell rot, dass eine Tomate blass dagegen erschien. Ja sie waren endlich ein paar, auch wenn sie es noch geheim hielten. 

„Rede mit Merlin darüber, es ist nach wie vor sein Haus."

Während unseres Gesprächs kamen immer mehr Hohe und als der Höchste eintraf wurden die Türen zugeschlagen und es war kurz ruhig, bis Thorsten seinen Hintern auf seinen Thron platziert hatte. Unter normalen Umständen würde ein Sprecher erste die Namen aller Hohen Magier und des Höchsten verkünden und danach das Protokoll von der letzten Versammlung verlesen. Daher, dass derzeit Krieg herrschte, hielten wir uns damit nicht auf, und dass Protokoll wurde von einen der Hohen geschrieben, aber nie von Toma, der schaffte es nur seine Schulen zu verwalten, sonst war dieser Idiot zu nichts fähig. Riguldo hatte sich freiwillig gemeldet, um alle Protokolle festzuhalten und zu schreiben. Apropos Riguldo, wo blieb er, der Höchste war schon da, es galt als äußerst unhöflich nach dem Höchsten zu einer Konferenz zu erscheinen. 

„Wir warten noch ein paar Minuten auf ihn."

Er nickte mir zu und ich wusste mittlerweile, was das für mich hieß. Schau mit dem sechsten Auge nach. Ich suchte Riguldo und entdeckte ihn auch, auch wenn mir der Atem stehen blieb. 

„Riguldo wird abgegriffen, die Negativen versuchen die Protokolle zu stehen."

Sagte ich und stand ruckartig auf, so wie alle anderen. 

„Sofort alle zu Riguldo, diese Protokolle dürfen nicht in die Hände der Negativen fallen."

Wir rannten raus, ein paar Kämpfer schlossen sich uns an. 

„Wo ist er?"

„In Rosia, er ist fast vor seinen Haus angegriffen worden. Im Übrigen greifen die Negativen auch noch andere Stadtteile an."

Ich pfiff, solange mich Roro noch hören konnte. 

„Loki, flieg mit Noman zu Riguldo, der Rest versucht sie entweder zu fangen oder aus Kanori rauszujagen. Haltet sie auf jedem Fall vom Schloss fern."

Roro flog durch das Schloss und sammelte Noman und mich ein. Merlin saß auf ihn und sah uns verschlafen:

„Was ist los?"

„Riguldo wird angegriffen, er hat die Protokolle von unseren Sitzungen!"

Merlin war wach. 

„Weißt du wer da ist? Urian und Matt?"

„Bisher noch nicht, es sind nur niedere Negative. Jugendliche, wahrscheinlich Schüler. Ungefähr in meinen und Nomans Alter. Riguldo hält sich dementsprechend gut."

„Sie können trotzdem jederzeit kommen, Roro flieg schneller."

Wir kamen sehr schnell in Rosia an und sprangen von Roro ab, um Riguldo zur Hilfe zu eilen. Dieser hielt ein Armistra Schwert und ein Schild aus Cliperus in der Hand. Es waren wirklich ein Haufen Jungs, in meinem und Nomans Alter. Als sie uns Beiden in unseren Mänteln sahen und Merlin merkten ihr, das waren tatsächlich keine Negativen, die kontrolliert wurden. Sie waren Kinder, die so erzogen wurden, alle Magier als böse anzusehen, als sie uns aber sahen, sahen sie ängstlich aus und ihre Waffen zitterten, als sie Abendrot und mein Geschenk an Noman, seinen aus magischen Stahl hergestellte Waffe, einen Speer, an dem eine große und breite Klinge steckte sahen wichen sie tatsächlich zurück. Noman hatte seine Waffe nach seiner verstorbenen Mutter, Sen-Sen, genannt, in der Hoffnung Allector damit erledigen zu können. 

„Moon sei Dank, ihr habt mein Verschwinden bemerkt."

„Wenn unser Protokollmeister fehlt, merkt auch wir das."

Flüsterten Noman und Riguldo, ich stellte mich etwas vor, die Negativen deaktivierten ihre Waffen und hoben die Hände in die Luft. Sie gingen vor mir auf die Knie und schrien:

„Wir ergeben uns."

Im Chor. Ich sah zu Noman und Riguldo, die genauso verwirrt aussahen wie ich. Erstens, es waren Jugendliche, Schüler, die noch keine Unsterblichkeit hatten, kein einziger Meister war unter ihnen, zweitens, selbst wenn, auch diese Kinder konnten gut kämpfen, sie hätten sich nie kampflos ergeben. Ein paar andere Magier, die die Negativen festnahmen führten einen achtzehnjährigen zu mir. Ich kannte diesen Jungen… er war ein Cousin, enger Cousin, von mir. Er war gut befreundet mit Matt, daher dass ich meine gesamte Zeit bei den Jeevahs damit verbracht habe, meine Flucht zu planen, weswegen wir jetzt nicht so eng waren. 

„Nummer eins, das ist der vermeintliche Anführer, Asmodeus Jeevah der achte. Er will mit ihnen reden, über das, was jetzt auf ihn und seine Leute zukommen wird."

Ich sah ihn genau an. Seine Hände waren am Rücken mit magieunterdrückenden Seilen festgebunden, damit er keine Magie einsetzen konnte. Er hatte genauso wie alle anderen Jeevah Fuchsrote Haare, hellblaue Augen, die er mit schwarzen Eyeliner und Wimperntusche verziert hatte, die eine Seite seiner Haare waren, abrasiert und seine Arme waren voller Tattoos. Ich sah in seine Augen und bemerkte, dass er unbedingt mit mir reden musste. 

„Ich übernehme ihn, den Rest erstmal auf dem Platz vor dem Schloss. Ich, Merlin Woods und Nummer zwei werden ihn uns anhören. Hol den Höchsten und sage ihm auch Bescheid, dass er in meinen Raum kommen."

Ich packte den Gefangenen am Oberarm und führte ihn in Kanori. Roro hinter ihm, mit Todesblick in Richtung Asmodeus. Nom stellte sich auf meine andere Seite und flüsterte:

„Das ist ein Jeevah."

„Ach was du nicht sagst."

Ich setzte ihn auf meinen Bett ab und Noman gab ihm eine Spritze. Ich setzte mich auf den Schreibtisch, nahm Roro auf den Schoß und Merlin ließ sich auf meinem Stuhl nieder. 

„Das sind Magieblocker, damit können wir deine Fesseln lösen so können wir uns angenehmer Unterhalten."

Erklärte Noman und löste direkt die Fesseln. 

„Das ist unnötig, ich habe keine feindlichen Absichten. Vor allem nicht gegenüber meiner Verlobten."

Sagte er und sah in meine Richtung. Die Drei sahen mich schockiert an. Traurig, aber wahr, die Familie hatte mich bei meiner Geburt meinen zwei Jahre älteren Cousin versprochen. Trotzdem musste ich irgendwie lächeln, als er das sagte. 

„Asmodeus, das liegt schon lange in der Vergangenheit."

„Acht Jahre sind in unserem Verständnis noch lange keine Vergangenheit."

„Verzeih, ich habe mich unklar ausgedrückt, das liegt in meiner Vergangenheit, ich habe nichts mehr mit der Familie Jeevah zu tun und auch nichts mit dir."

Er lehnte sich leicht vor und sagte:

„So schnell wirst du mich nicht los."

„Ich glaube schon. Denn du denkst doch nicht wirklich, dass ihr jemals aus dem Gefängnis rauskommt."

In selben Moment kam Thorsten rein mit einer großen Flasche Wasser und Bechern. 

„Hier bin ich. Was habe ich verpasst?"

„Das ist Lokis Verlobter."

Sagte Noman schadenfroh. Thorsten sah mich etwas überrumpelt an. 

„Loki, das geht alles so schnell, willst du dich wirklich schon verheiraten?"

Ich wurde wütend und erklärte mich. 

„Das ist Asmodeus Jeevah, mein Cousin, dem ich bei meiner Geburt versprochen wurde, um Noman zu korrigieren."

Noman streckte mir die Zunge heraus. Thorsten hingegen sah mich eher besorgt an. 

„Bist du dann überhaupt hierzu in der Lage?"

Fragte er und runzelte die Stirn.

„Um Moons Willen, natürlich. Ich kenne ihn kaum."

Knirschte ich. Thorsten Stirn lag nach wie vor in Falten. Weswegen ich mich an Asmodeus richtete:

„Was habt ihr hier gesucht?"

„Lasst mich raten, wir sind die ersten Kriegsgefangenen, die tatsächlich in der Lage sind euch Informationen zu geben."

Ich sah ihn schief an. 

„Ja liebe Loki, es ist rausgekommen, auch bei uns. Wir wissen das manche kontrolliert werden."

Wir sahen uns an und alle stellten sich um Asmodeus herum und ich verlangte eine Erklärung.

„Matt hat mit mir noch einmal geredet, nachdem er geschnappt wurde. Er hat mir ein Tagebuch gegeben, wo er alles notiert hat. Die Wahrheit über die Negativen, die euer Vater euch mitgegeben hat. Er gab es mir mit der Bitte, weil er es nicht tun konnte, dass ich viele Jugendliche unter mir versammle und in Sicherheit bringe, bei den Erwachsenen ist jeglicher gesunder Magierverstand in Rauch aufgegangen. All diese Leute, die ihr gefangen genommen habt, wollten gefangen werden."

Ich unterbrach ihn:

„Moment, du konntest mit Matt reden, was hat er gesagt?"

Er sah mich etwas traurig an: 

„Er dachte er würde sterben müssen, aber er hat dir nie eine Schuld gegeben, er hätte auch nicht gewollt, dass du zurückkommst, wenn es das ist, was du wissen willst." 

Ich sah ihn an, darauf wollte ich eigentlich nicht hinaus. Okay, vielleicht doch ein wenig. 

„Was hat er über die Flucht gesagt, was hat er alles weitergegeben?"

„Nichts, als er noch nicht unter Nightmares Kontrolle war."

Ich sah kurz zu meinen Freunden, die mich etwas mitleidig ansahen, also, bevor sie wirklich noch dachten, dass ich meine privaten Gefühle über mich siegen lasse, fragte ich Asmodeus:

„Du und diese anderen Jugendlichen, ihr habt euch ergeben, was hat das mit Matt zu tun?"

„Ich habe das Tagebuch von Matt durchgelesen. Daraufhin habe ich jeden den ich kannte darüber berichtet. Matt hatte einen eigenen Plan ausgeheckt, um noch mehr in Sicherheit zu bringen. Für euch wäre es die Wahrheit, du weißt, was die Negativen ihren Kindern beibringen."

Innerlich verdrehte ich die Augen bei den Gedanken, meinen Großvater sagen zu hören: Die hohen Geschwister wollten uns unterdrücken, sie wollten die gesamte Macht für sich. Was für ein Quatsch, Verzeihung, dass ich mich aufrege, aber es gibt handfeste Beweise darüber, wie unkontrolliert die Urmagier waren, dass wenn jemand mir versucht, ernsthaft diesen Scheiß zu verkaufen, ich sofort Zweifel am gesunden Magierverstand habe! 

„Rede einfach weiter."

Sagte ich genervt. 

„Wie du wüschst. Also mussten wir irgendwie versuchen, dass wir, wir sind all die ihr heute gefangen genommen habt, so schnell abhauen, wie möglich. Erstens, ihr habt viele Dörfer unter die Erde gebracht, meine Anhänger waren zwar in unserem zu Hause, aber ich schlug vor, hierherzukommen, etwas Ärger zu machen und wenn ihr kommt, dass wir uns ergeben."

Thorsten mischte sich ein und fragte etwas wütend: 

„Warum seid ihr dann nicht einfach auf uns zugekommen und habt uns um Hilfe gebeten?"

Asmodeus lachte lauthals los. 

„Erstens wir werden beobachtet, die ganze Zeit, entweder von unseren Familienmahlen, von Midnight oder Starset, seiner rechten Hand."

„Ich habe Starset schon vor über vier Jahren umgebracht."

„Den neunen Starset nicht. Matt hat mit großem Vergnügen seine Stelle vor ungefähr drei Monaten übernommen."

Er räusperte sich und sagte: 

„Zweitens, so gutgläubig, dass ihr uns geglaubt hättet, seid ihr nicht, auch wenn Nightmare es gerne mal behauptet."

„Da hast du recht. Hast du irgendwelche Beweise, sonst wende ich Veritares mandi ein."

Er wollte in seine Robe greifen, sofort griff ich an Abendrots Griff, aber er zog ein Buch hervor, ein altes, zerflattertes Tagebuch, er hob es mir entgegen. Ich traute ihm nach wie vor nicht, auch wenn er in einem gewissen Sinne auf unserer Seite war. 

„Staterio."

Das Buch schwebte zu mir und ich ließ es neben mir auf meinen Schreibtisch zu Ruhe kommen. 

„Tu dir aber keinen Zwang an, setz Veritares mandi gerne bei mir ein."

Sagte er und schlug die Beine übereinander und saß kerzengerade auf dem Bett. Ein kurzer Blick zu Thorsten, der mir klar machte, dass ich das sehr wohl tun sollte. 

„Veritares mandi. Sag uns deine wahren Beweggründe."

Seine Augen wurden schläfrig, er wackelte leicht hin und her, wiederholte sich aber auch durch Veritares mandi noch einmal. Ein erneuter Blick zu Thorsten und er deutete mir und Noman an, nach draußen mit ihm zu gehen. 

„Was denkst du Thorsten?"

Fragte ich und lehnte mich gegen die Wand etwas in meinen eigenen Gedanken versunken. 

„Er könnte nach wie vor lügen. Ich denke wir sollten ihn und seine Anhänger erstmal in das Hochsicherheitsgefängnis in Lusania bringen, zumindest in Untersuchungshaft setzen und ihnen dann allen einen Wahrheitstrank verabreichen. Den können sie nicht brechen."

„Ich werde die Tränke brauen, Loki, könntest du dir ein paar Magier schnappen und die Negativen nach Lusania bringen?"

Ich nickte nur. Lusania war die kleinste Präfektur Elystria. Es war eine kleine Felseninsel inmitten eines riesigen Abgrundes, der jegliche Magie verschluckte, es sei denn, man bekam eine spezielle Impfung im Vorhinein verabreicht. Deswegen stand in Lusiana nur ein Gefängnis uns sonst nichts.

„Gut, dann macht euch an die Arbeit, die Konferenz wird auf morgen verlegt. Nachdem ihr beide fertig seid, geht bitte nach Hause, ihr riecht und seht sehr fertig aus."

Mit diesen erniedrigenden Worten verließ er uns. 

„Ich hole die Zutaten, viel Spaß in Lusania."

„Ach klappe, Medicus."

Ich ging wieder rein und schnappte mir das Seil, um Asmodeus Hände erneut zu fesseln. 

„Asmodeus Jeevah ich bringe dich und deine Anhänger in das Gefängnis nach Lusania."

„Das war mir schon klar, besser Gefängnis als die dunkle Seite der Anderswelt."

Er stand auf und ich führte ihn ab. 

Ich hatte seine Gruppe vor einem großen Portal, was gerade erst noch erschaffen wurde, gesammelt und hatte mir ein paar Magier geschnappt, die Gruppe hatte hundert Mitglieder, alle in meinen Alter. Asmodeus stand neben und redete mit mir. 

„Du hast dein Mahl abgelegt."

„Ja, wie ich schon sagte, ich bin keine Jeevah. War ich nie, werde ich nie sein."

„Sei stolz auf deine Herkunft."

Ich fuhr zu ihn herum und hätte ihm eine gelangt, wäre ich nicht als hoher Magier unterwegs gewesen. Normalerweise brannte ich zwar schnell durch, aber nicht so schnell. 

„Wie kannst du es wagen, die Jeevah Verräter als gut darzustellen."

„Ich sagte nicht, dass sie gut sind, und Solar bewahre mich gut über unsere Familie zu reden. Ich rede über die Zeit vor den Negativen. Über unseren gemeinsamen Verwandten Jenson Jeevah, dem Druiden, der als erster hoher Magier Nummer eins gearbeitet hat."

Ich hatte schon über ihm gelesen. Es stimmte, die Familie Jeevah war vor dem Fall der hohen Geschwister, die liebste Familie der hohen Geschwister, Moon war ja auch mit Ambera verheiratet und hatte mit ihm ein Sohn. 

„Jenson hat den Beiden mehr als nur einmal den Rücken freigehalten, in jedem Kampf. Du solltest mal deinen Boss fragen, wo Jensons Tagebuch ist."

Das Portal war endlich fertig und ich führte die Gruppe durch. Ich sah erst jetzt, dass Asmodeus es geschafft hatte, auch Frauen mitzunehmen und ihnen sogar Magie beizubringen. Wir traten durch ein Portal und uns erwarteten die Gefängniswärter. Auch ein ganz besonderer Schlag Magier, sie erinnertem mich an die Monsterjäger, aber man merkte, das waren Elite Kämpfer. Jeder von ihnen musste einen Blutschwur bei Thorsten und bei Sajin ablegen müssen, ich hatte bisher noch keinen Vereidigen müssen, jeder von ihnen besaß eine Waffe aus magischen Stahl und jeder von ihnen war mindesten das Doppelte von mir und Asmodeus, der auch das erste Mal sein vorlautes und schelmisches Gesicht ableget. Sein Blick war voller Ehrfurcht. Ihr könnt es euch vielleicht denken, ich hatte einen Tag nach meiner Ernennung Lusania besucht. Diese Männer sahen mich respektvoll an, man könnte ihnen ein Kleinkind vorsetzen, wenn der Höchste sagt, dass ist euer neuer Boss, dann befolgten sie dem Befehl, ohne mit den Wimpern zu zucken, bei ihnen musste ich mir keine Sorgen machen, dass sie sich womöglich von ihrer Wut leiten ließen, wie es vielleicht viele normale Magier gemacht hätten. Zu mir trat der Verwalter des Gefängnisses. Er war ganz anders als die anderen. Sein Name war Kanis, mehr nicht, einfach nur Kanis. Er war klein und etwas korpulent, seine Haare waren dünn und blond und, und das faszinierte mich am meisten, er war blind. Seine Fähigkeit war dieses Gefängnis, er konnte alles in ihm sehen, die Räume blitzschnell verändern. Wenn dich das Terrain nicht einschüchtert, dieser Typ und seine Fähigkeit taten es. Zusätzlich war er auch einer der wenigen, die Solar und Moon noch persönlich kannten. Er lächelte mich an und sagte:

„Nummer eins, es ist mir eine Freude dich wieder zu sehen."

Er streckte mir die Hand zum Grüße hin, natürlich schüttelte ich sie und sagte: 

„Die Freude ist ganz meinerseits."

„Anders als beim letzten Mal scheinst du eine etwas ernstere Arbeit mitzubringen."

„Ganz genau. Überwiegend sind es Jugendliche der Familie Jeevah, aber auch ein paar von den anderen großen Familien. Es sind insgesamt hundert. Sie sollen erstmal in Untersuchungshaft, da wir morgen noch ein Verhör mit ihnen führen müssen, um ein paar wichtige Dinge zu entscheiden."

„Gut, mach dir keine Sorgen, wir haben bereits ein Arrangement getroffen. Ihr da, bringt die Gruppe in die Zellen."

Die Wächter nahmen die Jugendliche, darunter auch Asmodeus, der mir kurz noch einen gequälten Blick zuwarf. Wenn er wirklich nicht log, würden sie nur eine Nacht hier verbringen müssen, das würde er überleben. 

„Darf man fragen, warum die ein zweites Verhör bekommen?"

„Angelegenheit der Hohen. Kurz gesagt hat mir der Anführer unter Veritares mandi gestanden, dass er seine Anhänger in die Freiheit führen will. Aber wir überprüfen das noch etwas genauer, bevor wir weitere Schritte einleiten."

„Ach herrje, arme Kinder. Aber gut, ich werde dafür sorgen, dass sie heute gut behandelt werden… Aber apropos Familie Jeevah und Negative. Ein gewisser Jana Jeevah verlangt dich zu sprechen. Er behauptet dein Onkel zu sein. "

Es war als würde man mir schlagartig eine mit einem Brett überziehen. Wann hatten wir den denn festgenommen? Das musste noch vor meiner Zeit als hoher Magier passiert sein. 

„Sag ihm, er hat kein Recht nach mir zu verlangen, mach ihm seinen Status klar."

Bevor ihr an Folter denkt, es war nur ein Tag lang kein Essen, weder Solar noch Moon waren begeistert von der Folter, selbst das war für Moon noch zu streng. 

„Wie du wünschst. Ich wünsche dir einen schönen Abend. Und Loki, geh duschen."

Danke, Kanis, ich weiß, dass ich stinke, dachte ich mir. Ich ging wieder durch das Portal und stand vor Riguldo.

„Loki, hast du kurz Zeit?"

Meine Dusche ruft mich! Warum versteht das keiner?

„Klar, was gibt's?"

„Ich hatte gehofft, dass du die Protokolle zumindest in deinem Geheimraum in Moons Bibliothek verstauen könntest."

Ja klar, weil ich noch so super fit aussehe!

„Natürlich gerne, machen wir es in Zukunft am besten so, dass du mir das Protokoll einfach nach der Versammlung in die Hand drückst."

„Okay, hier in dem Koffer sind sie."

Dafür, dass wir das nur eine Stunde alle drei Tage machten, war da ganz schön viel Papierkram zusammengekommen. 

„Ist das alles?"

„Ja, beschütze die Dinger mit deinem Leben, sie könnten über den Verlauf des Krieges entscheiden."

Das weiß ich auch mittlerweile, darf ich jetzt endlich duschen gehen? 

„Ich werde sie mit meinen Leben hüten."

Er nickte nur und verabschiedete sich. Ich ging in mein Zimmer. Merlin kam gerade aus der Dusche und bekam direkt einen Koffer von mir in die Fresse geknallt. 

„Beschütz ihn mit deinem Leben, und schau ja nicht rein, während ich endlich unter die Dusche…"

Und das, ich gebe es zu, war im Nachhinein gesehen, sehr dumm von mir, aber das war Merlin, er schaute da nicht rein. Während ich noch sprach, klopfte Noman und trennte mich erneut von meiner Dusche. Ich riss mit meinem Todesblick die Türe auf. Noman war direkt kleinlaut und erklärte: 

„Die Tränke sind fertig, wir können morgen direkt los, und noch was…"

Schnell, ich muss ihm schnell über den Mund reden. 

„Wir gehen morgen um neune los, jetzt lässt du mich erstmal duschen."

„Das ist mein zweites Anliegen. Können wir zusammen duschen? Meine ist gerade defekt, mein Vorgänger hat sie mir so hinterlassen."

„Okay, aber wehe du fasst mich an."

„Kann ich dir nicht versprechen."

Sagte er ohne seinen normalen sarkastischen Unterton. Er trat ein und sah Merlin mit dem Koffer in der Hand auf dem Bett sitzen. Er deutete verwirrt auf ihn. 

„Frag nicht, noch mehr Verantwortung."

Wir betraten das Bad und eine Minute später stand ich unter meiner lang ersehnten Dusche. Wir standen Rücken an Rücken, trotzdem merkte ich, ihm wurmte etwas. 

„Also, schieß los, du seufzt mehr als mein Körper nach zwei Tagen Schlafentzug."

„Haben du und Thalia wieder Sex?"

Um Moons Willen, nicht die Art von Gespräch, warum musst du mir in meine warme Dusche pissen?

„Ja klar, aber nicht so oft, wie bei unserem ersten Versuch."

„Kuschelt ihr danach?"

„Ja schon, das macht man, wenn man sich gerade gegenseitig… naja du weißt schon."

„Jaja, ich weiß, sogar wir haben danach gekuschelt, als wir in der Höhle um unser Leben gefürchtet hatten."

Noman und ich haben ganz zu Anfang des Krieges die Truppen im bergigen Lambada unterstützt. Dabei wurden wir in einer Hölle eingesperrt, als wir uns allein umgeschaut haben. Wir sind dabei etwas kuschliger geworden, erstens weil wir Angst hatten, sterben zu müssen, zweitens weil wir uns gegenseitig attraktiv finden und es, wahrscheinlich, zwei Mal davor aus Versehen und stockbesoffen getrieben haben und es einmal nüchtern erleben wollten, bevor Mortiers und gnadenlos vernichtet. Für mich war es nett, das habe ich ihm nie in die Augen gesagt, da ich Angst hatte ihn kränken zu können, aber ich war einfach auf Frauen. Er ist Bi, aber er sieht mich nach wie vor als seine beste Freundin, und das darf gerne auch so bleiben. Ich weiß aber auch, dass er sich nicht in mich verliebt hatte, aus mittlerweile offensichtlichen Gründen. 

„Ja. Auf was willst du hinaus?"

„Du weißt, ich rede nicht gerne über mein Sexleben mit dir, du redest darüber ja auch nicht mit mir. Aber ich muss das einfach loswerden."

„Mach, du weißt, ich bin deine beste Freundin und werde dir immer, immer, den Rücken stärken."

„Sajin und ich machen es… und dafür, dass ich sein erstes Mal war, macht er seinen Job sehr gut, aber ich weiß nicht, ob er die Höflichkeiten danach kennt."

Oh nein, das will ich wirklich nicht wissen!

„Wie meinen?"

„Er dreht sich um und schläft. Ich fühl mich benutzt."

AHHHHHHHHHH. Ich wäre am liebsten im Boden der Dusche versunken, warum!

„Einmal ist er danach einfach aufgestanden und in die Küche gegangen."

Oh Moon, nicht Merlins Küche.

„Vielleicht solltest du mit ihm reden, sag ihm, dass du dich benutzt fühlst, wenn er dir nicht seine Zuneigung danach zeigt."

Moon, Loki das will ich nicht wissen!

Wenn du mir schon über die Schulter schauen musst, dann leide mit mir Meister. 

Bist du dir sicher, dass du nicht auf der Seite der Negativen bist?

Loki, warum siehst du mich so an?

Renn, renn um dein Leben, Merlin Woods. 

Ich kam endlich zu Hause frisch geduscht an. Endlich etwas zum Abendessen, endlich die Füße hochlegen du schlafen, meine erste Aufgabe am Morgen begann um neun, das hieß ich durfte endlich nach über achtundvierzig Stunden Action endlich zur Ruhe zu kommen. Nur noch eine kleine Aufgabe, die Protokolle in meinen geheimraum Verstauen und dann würden ich endlich ein paar Stunden Ruhe haben. Doch im selben Moment, wo ich die Bibliothek durch die Badezimmertür betrat, warf mir jemand ein Buch ins Gesicht. 

„Bist du des Wahnsinns mir diese unmögliche Aufgabe aufzuerlegen! Wenn ich Moon erwische, bring ich ihn um, aber jetzt erstmal reicht es mir seine Enkeltochter unter die Erde zu bringen!"

Knurrte A-Lyn und sprang auf mich. Sie riss mir wie verrückt an den Haaren herum. Stolas hob sie mit ihren Schnabel hoch und setzte sie weg von mir. Ich blieb auf dem Rücken liegen und sah an die Glaskuppel, die den Nachthimmel zeigte und wollte einfach nur liegen bleiben, aber A-Lyn sprang wieder auf mich und wollte mir den Rest geben, als Merlin reinkam. 

„Na A-Lyn, wie steht es, machst du hier schön Ordnung."

„Fick dich Merlin, ich werde wahnsinnig, dieses Chaos ist schlimmer als das von dir, mir und Loki zusammen, was auch immer dieser Irre hier gemacht hat, ich werde es nicht beseitigen. Ha Ha Ha, fickt euch, macht euren Scheiß allein!"

Und damit stürmte sie aus der Bibliothek. Ich lag einfach auf dem Boden. Merlin wusste nicht was los war. 

„Loki, alles okay?"

Ich grinste nur und es musste auf ihn so wirken, als hätte ich den Verstand verloren.

„Ich habe gerade Angst um dich, Loki, weißt du was, leg dich schlafen."

Ich rührte mich nach wie vor nicht, was mir im Kopf herumschwirrte, war mir nicht klar. Wahrscheinlich sowas wie, noch mehr Arbeit, noch mehr Verantwortung, noch weniger Schlaf. Er sammelte mich vom Boden auf und warf Stolas den Koffer zu. Binnen Sekunden war ich eingeschlafen. 

„Gute Nacht, Loki."

Merlin erzählte mir, dass Noman und Alezsa danach noch versucht hatten, mit mir über was auch immer zureden, doch er hielt sie davon ab. Das große Problem waren nicht die letzten zwei Tage, sondern eher die letzten drei Monate seit meiner Ernennung. Vormittags war ich unterwegs, um die Kinder auszuspüren, nachmittags kämpfte ich und abends gingen die Konferenz bis tief in die Nacht. Und wenn wir kein Kind zum Vernichten hatten, fanden kämpften wir morgens bis abends. Mein Körper meldete Insolvenz an, dabei war ich erst sechzehn. Das schlimme war daran, dass man mich nicht einmal im Traum in Ruhe ließ. 

Mitten in der Nacht merkte ich, wie sie mir alle Haare zur Berge standen und wie meine Haut eine Gänsehaut bekam. Irgendwas rief mich. Ich merkte regelrecht, wie sich mein Magen vor Angst zusammenzog. Sofort versteckte ich mich unter der Bettdecke. Bett? Warum lag ich in einem Bett? Ich hatte eine Hängematte. Es roch vertraut, aber es fühlte sich unheimlich an. Als wäre ich direkt neben dem Schlachtfeld eingeschlafen. Ich schaute durch ein kleines Loch in der Decke und merkte, dass ich nicht mehr bei Merlin war. Ich sah mich durch das Loch um. Ein karges Zimmer, nur ein Bett, ein Tisch und ein Kleiderschrank, ein Fenster, was im ersten Stock lag. Es war schon Tag, dabei fühlte ich mich überhaupt nicht ausgeschlafen. Vorsichtig deckte ich mich auf. Ich trug eine schwarze Uniform der Negativen. Meine Haare waren genauso kurz, wie die von den Männern. Da stürmte jemand in mein Zimmer. Matt und Kalli. Kalli sah aber überhaupt nicht fröhlich aus, Matt hingegen sah sehr fröhlich aus. 

„Heute ist es so weit, oder?"

fragte ich, aber ich wusste eigentlich nicht, was los war. 

„Ja, Asmodeus wartet bereits auf dich. Du hast gestern tapfer gedient, das musst du ab sofort nicht mehr."

Was war los, warum wartete mein Cousin auf mich? War das etwa mein Leben? Hatte ich mein Leben bisher nur erträumt?

„Mach dich fertig, Asmodeus wartet."

Wach auf Loki, Zeit aufzustehen! Mir gefällt das absolut nicht. Ich weiß du hattest in letzter Zeit sehr viel Stress, aber das ist noch lange keine Rechtfertigung für so einen Traum. Plötzlich wand er sich an Kalli.

„Ich werde meinen zukünftigen Ehemann nicht warten lassen Bruder."

Versprach Kalli Matt. 

„Ich hoffe du hast deine letzte Nacht allein genossen."

Fragte ich sie. Mein Magen drehte sich, das war nicht meine Hochzeit, war das Kallis? Was war das für ein Traum. Ich will nach Hause zu Merlin, das fühlte sich alles so irreal an. Ich stand im Bad und sah noch schlimmer aus, als ich mich schlafen gelegt hatte, so ich nicht einmal halb so schlimm aus. Wach auf, wach auf, wach verdammt noch eins auf! Ich wusch mir das Gesicht mit kaltem Wasser. Vielleicht dürfte ich dann endlich aufwachen. 

„Es ist eine Schande, dass du keine Kinder bekommen kannst."

Sagte Kalli, die urplötzlich im Bad stand. Doch auch sie wirkte verändert. 

„Was suchst du im meinen Bad du verdammte Schnepfe."

Beleidigte ich sie. 

„Das ist mein besonderer Tag, Mutter sagt, du hast mir zu helfen."

Sagte sie, da wurde mir eines klar. Sie wurde an Asmodeus verheiratet, aber wieso wartete er auf mich? Kinderhochzeiten waren bei den Negativen leider keine Seltenheit. Kalli hatte wahrscheinlich ihre erste Blutung bekommen, die parallel zu der von Asmodeus verlief, sie mussten nun beide heiraten und eine Seele zeugen. Hoffentlich war Asmodeus Manns genug und würde das Kind austragen, schließlich war er gute zehn Jahre älter als Kalli. Eine Geburt könnte sie umbringen. Mir wurde bei dem Gedanken schlecht, aber meinen Traum Ich war das offensichtlich egal. 

„Ich habe heute etwas anderes zu tun. Asmodeus, Matt und ich werden ein paar Verräter hinrichten. Geh zu den anderen Frauen."

„Du bist aber auch eine! Nightmare mag dich vielleicht zu einem Krieger auserkoren haben, aber am Ende wirst auch du heiraten und Kinder kriegen, das ist deine Bestimmung."

Ich packte sie an den Haaren und riss sie zu mir, das würde ich nie, nie, egal wie sehr sie mir auf den Sack gehen würde, machen!

„Ich habe was anderes für unseren Herren zu erledigen und der Wille unseres Herren steht über deinem und Mutters, also verschwinde, noch bist du meine kleine Schwester, noch habe ich dir zu sagen, was Sache ist."

Mit diesen Worten warf ich sie aus meinem Bad. Das Nächste, woran ich mich erinnern kann, da merkte ich dann auch endlich, dass es nur ein Albtraum war, aus dem ich nicht erwachen konnte, ich hatte die Bibliothek betreten. Jana lehnte über meinen kleinen Ich und nahm mich. Sofort spürte ich diesen Schmerz in mir wieder hochkommen, den ich so lange verdrängt hatte. Ich suchte ein Buch, aber statt Bücher war eine komische schwarze Masse in den Regalen, diese schwarze Masse war Allector. 

„Na, hattest du Spaß bei der Hinrichtung. Du hast Merlin und die Hüterinnen getötet. Nightmare ist sehr stolz auf dich."

Ich sagte nichts, sondern drehte mich um, um direkt auf Merlins Veranda zu stehen. Matt und Asmodeus standen dort. Es war nur die Veranda, kein Haus, kein Boden, kein Himmel, gar nichts. Auf den Treppen standen an den Seiten vier Köpfe, Ignis, Merlin und die Hüterinnen. 

„Na, lieber Schwager, wie wird deine erste Nacht mit ihr ablaufen?"

Sagte Matt und lachte so dämlich und ekelhaft pervers. 

„Sagen wir mal, ich freue mich ihr eine Seele reinzudrücken, was meinst du, Cousin?"

Sagte er und sah mich an. Ich hatte keine Kontrolle über mich, sonst würde ich diesen Wichser eine reinhauen, dass er seinen Schöpfer schneller wiedersieht als geplant. Niemand fasst Kalli an, niemand. 

„Sie ist ein Kind, willst du nicht lieber die erste Seele austragen?"

Er lachte und erklärte:

„Sie ist doch selbst schuld, wer so früh seine Blutung bekommt, verdient es nicht anders."

Du ekelhaftes Monster! Ich bring dich um, wenn du sie anfasst. Doch ich sagte:

„So möge es sein. Möge sie dir drei wunderschöne Jungen schenken."

Ich ekelte mich vor diesem Traum, ich hasste diesen Traum, ich hasste die pure Vorstellung daran, dass meiner kleinen Schwester dasselbe widerfahren würde, wie mir. Wach endlich auf, egal wer mir diesen Traum beschert hat, Gnade dir, wenn ich dich finde. Mein Herz schlug, mein Magen hatte sich so oft rotiert, dass er wahrscheinlich schon lange gerissen war. Dann stellte sich jemand zu uns, Kalli in einem Hochzeitskleid. 

„Sehr schön, komm her."

Ich war wie gelähmt, als er sich meine kleine Schwester holte. Doch sie veränderten sich. Es war nicht mehr Asmodeus, es war nicht mehr Kalli. Es waren Jana und mein kleines Ich. Ich drehte mich vor Schreck um, hoffte, dass ich nicht wieder alte Wunden aufreißen musste. Da sah ich meine kleine Schwester. Zu ihren Füßen lag ein Kind, ein Totes Kind. Ihr nackter Körper war voller Blut, das Kind war ihr aus ihrer Gebärtasche geschnitten worden. Ihre Augen waren von einem grauen Schleier durchzogen. Sie war tot. Das, was ich verhindern wollte. 

„Schade, schade, ihr Körper war zu schwach."

Sagte Matt nüchtern. Innerlich schrie ich und davon wurde ich dann endlich wach. Mein eigener Schrei hatte mich geweckt und ich fiel aus meiner Hängematte auf den Holzboden. Roro, Stolas, Blue und sogar Atria steckte ihren Kopf durch das offenen Fenster zu mir, um nach mir zu sehen. Für einen Moment wusste ich nicht, was geschehen war und ob es wirklich nur ein Traum war. Mein erster Instinkt war Kalli. Ich musste schnell zu ihr. 

„Loki, Loki, was ist passiert?"

Fragte mich Roro. Ich rappelte mich auf, angezogen war ich ja noch und raste runter, dabei weckte ich das gesamte Haus. Ich stolperte zur Tür hinaus und endlich hielt mich jemand auf. Merlin. 

„Moment, Moment, wohin willst du denn so spät?"

Ich nahm ihn nicht als meinen Meister wahr, sondern als meinen Feind.

„Lass mich los."

Da merkte er auch, dass irgendwas sehr falsch mit mir in dem Moment war. Ich schlug nach ihm, bevor er auch nur ansatzweise passend reagieren konnte. Mein Verstand sagte mir nur eines, dass ich nach Kalli sehen musste. Ich traf Merlin an der Nase und zwischen den Beinen. Sofort sackte er zusammen, ja auch der stärkste Magier überhaupt, hat diese eine Schwachstelle. Ich rannte weg, bis mir jemand Wasser ins Gesicht spritzte und mich so wieder auf den Boden der Tatsachen holte. Ich saß auf meinen Hintern und realisierte erst dann, dass ich wach und alles wieder in Ordnung war. Noman kam zu mir und sah mich an. 

„Oh Solar, Lolo, was ist passiert?"

„Ich muss zu Kalli."

„Loki, die schläft. Du solltest auch schlafen, meine Güte du schwitzt wie sonst was."

Ich schubste ihn weg, rannte weiter und öffnete ein Portal ins abendrote Land. Ich rannte das Dorf hoch und klopfte wie ein Psychopath an Rulans Haustür. Rulan öffnete wutentbrannt die Tür, als er mich sah, sah er mich eher entsetzt an. 

„Es ist mitten in der Nacht!"

„Wo ist Kalli?"

„In ihrem Bett, sie schläft."

Bevor er mich abwürgen konnte, schubste ich ihn zur Seite, rannte zu meiner kleinen Schwester, riss die Türe auf und sah Kalli in ihrem Bett, Ignis fiel vor Schreck von der Stange und Kalli wachte langsam auf. 

„Loki, was suchst du hier? Ist zu Hause alles okay?"

Fragte mich Ignis. Kalli lebte, trotzdem viel ich ihr um den Hals. 

„Loki, was ist denn?"

Fragte mich Kalli schockiert. Ich hatte oft Alpträume, aber dieser hatte mich wieder in das kleine Mädchen verwandelt, das so Angst vor ihrer Familie hatte und Angst davor ihre kleine Schwester zu verlieren. Ihr denkt, ich würde übertreiben, aber diese Angst existiert noch heute in mir, dieser Traum hatte sehr viel in mir aufgerissen und ich musste einfach sicher gehen, dass Kalli in Ordnung war. Der Stress, meine Psyche, und dieser Traum hatten mir jetzt einfach den Rest gegeben. Ich lag halb auf meiner kleinen Schwester. Mehr weiß ich im Übrigen nicht mehr. Ich weiß, weil Kalli mir danach erzählt hat, dass Ignis Merlin Bescheid gegeben hat, dass ich da war. 

Ich habe in übrigen immer noch Nasenschmerzen durch deinen Schlag.

Ich musste ein weiteres Mals mein Trauma durchstehen und du hast keine anderen Probleme.

Als ich am nächsten Morgen aufwachte war es, als wären meine Gedanken klar, nun wusste ich, was wir tun könnten, um den Krieg endgültig zu beenden. Mich begrüßte das süßeste Wesen ganz Elystrias mit einen Ignis Frühstück und den nettesten Lächeln, das ich seit langem gesehen habe. Ich gähnte und setzte mich auf. Kalli saß am Bett und sah mich mit großen Augen an. 

„Habe ich dich gestern arg erschreckt?"

„Ein bisschen, ja, ich dachte jemand hätte dich vergiftet."

Da fiel es mir Moon sei Dank ein, was ich sie fragen wollte. 

„Kalli, hat dich irgendjemand angefasst! Hat dir irgendjemand wehgetan! Geht es dir gut?"

Sie nickte nur und lehnte sich an mir an. 

„Mir geht es gut, aber was ist mit dir?"

Ich sah sie an und grinste, um sie dann zu kitzeln. Sie lachte und versuchte sich zu wehren. 

„Hör auf Loki, ich muss gleich zur Schule."

Ihre Haare waren noch ganz zerzaust, also nahm ich die Bürste und kämmte sie vorsichtig durch. Ich konnte kaum Zöpfe wusste aber, dass die Lehrerin wollte, dass sie mit welchen kam. Also knotete ich ihr die Haare so zusammen, dass die Haare aus ihrer Stirn weg waren. Ihre lockigen Haare kamen unter einen Pferdeschwanz nicht so gut zur Geltung, wie sie es so kamen, am liebsten trug sie zwar die Haare offen, aber damit machte ich ihr eine Freude. 

„Ich bringe dich noch zur Schule und danach muss leider was wichtiges erledigen."

„Aber Noman hat gesagt, dass du erstmal hierbleiben und dich beruhigen sollst."

Ich verweilte kurz und überlegte. Nein, auch wenn ich sehr angespannt war, ich musste wieder dahingehen. Kalli ging es gut, dass hatte ich jetzt mit meinen eigenen Augen gesehen. Ich stand auf, Moon sei Dank, meine Uniform und meine Haare rochen kaum. Ich reichte ihr, wie ein Gentleman, meinen Arm und sie hakte sich unter und griff noch kurz nach ihrer Schultasche. Ich sagte kurz Ignis und Rulan guten Morgen und entschuldigte mich für die Unannehmlichkeiten, die ich in der Nacht verursacht hatte. Ignis war besorgt um mich und wollte mich ungern aus ihren starken Flügeln lassen. Aber ich hatte Verantwortung und musste ihnen gewissenhaft nachgehen. Mittlerweile schaffe ich es, private Gefühle von denen, die ich bei meiner Arbeit empfand, zu trennen, damals, wie ihr jetzt sicher gemerkt habt, hat das noch nicht funktioniert. Der Krieg war aber auch sehr hart, für alle, die darin kämpften. Ich lief mit Kalli um die Wette, nach unten zu ihrer Schule und verabschiedete mich dort von ihr. 

„Ich werde dich vermissen, Loki."

Ich lächelte sie an und sagte zu ihr: 

„Ich werde dich noch viel mehr vermissen. Aber weißt du was, ich werde dich ab sofort versuchen euch regelmäßiger zu besuchen. Dieses Mal verspreche ich es dir."

Sie grinste mich an und küsste mich auf die Wange, bevor sie fröhlich in ihr Klassenzimmer lief und ich den Rückweg durch ein Portal direkt in mein Raum im Palast machte. Ich zog meine Robe und Diadem an und schaute auf die Uhr meines Kommi. Acht Uhr achtundvierzig. Noman musste schon da sein. Ich klopfte am Raum nebenan und mir öffnete ein vollkommen überraschter Noman die Tür. 

„Was suchst du hier, ich schaff das mit Asmodeus auch sehr gut allein."

„Nein, das tust du nicht. Es ist nach wie vor meine Aufgabe mich um die Sicherheit von Elystria zu kümmern, das gehört nun mal dazu."

„Mir gefällt das nicht, du hast dich gestern nicht gesehen. Du sahst aus, als hätte man dir richtig wehgetan."

„Hat man mir aber nicht. Also komm, je schneller wir da sind, desto schneller können wir zur Konferenz. Ich weiß jetzt, was wir tun müssen, um die Negativen in die Flucht zu schlagen."

„Weist du mich ein?"

„Wir konzentrieren uns erstmal auf die Dörfer, dann haben sie keine Männer und rücken die restlichen Kinder heraus. Es wird kein Blitzkrieg werden, ein halbes bis dreiviertel Jahr werden wir sicherlich noch brauchen, aber ich bin mir sicher, wenn wir diese Strategie folgen, werden wir die Sieger sein und die Negativen sind erstmal im dunklen Teil der Anderswelt gefangen."

Er sah mich stolz an. 

„Dann werden wir dir folgen, Loki."

Es war wie Asmodeus gesagt hatte, sie haben nicht gelogen. Wir saßen gegen Mittag endlich bei der Konferenz und ich trug meine Erkenntnisse vor. 

„Wir sollten sie erst nach Kriegsende wiedereingliedern, jetzt wissen wir nicht, ob sie vielleicht doch die Gunst der Stunde nutzen und uns doch in den Rücken fallen."

Schlug ich vor, der Rest stimmte mir zu. 

„Weißt du, wo sie die Zeit verbringen sollen?"

„Der Bürgermeister von den Samris Kolonien in der Menschenwelt wollen eine anständige Stadt bauen. Kanis kann vier seiner Männer vom Dienst entbinden und sie als Überwacher für die Gruppe abstellen."

Schlug ich vor.

„Hört sich gut an. Sie sind weit genug weg, werden überwacht und wir bekommen in Samris gute Kontakte."

Lobte mich Thorsten. 

„Hast du noch was Loki?" 

„Jawohl Höchster. Ich habe eine Strategie ausgeklügelt. Derzeit dauert es sehr lange, die Dörfer unter die Erde zu bringen. Ich würde gerne einige Magier abkommandieren, um mir dabei zu helfen, die Familiendörfer der Negativen unter die Erde zu bringen. Sie verstecken die restlichen Kinder zurzeit und ich denke, so könnten wir sie sowohl minimieren als auch die Kinder herauslocken, damit wir endlich weiterkommen."

„Sehr gut, mach das. Noman und Merlin werden dir sicher helfen wollen."

Noman neben mir nickte nur. Eine Sache brannte mir aber noch auf der Seele. 

„Zusätzlich bitte ich darum, die jüngeren Kinder der Negativen einzusammeln und sie in unsere Gesellschaft einzugliedern."

Die anderen sahen mich etwas überrascht an.

„Und wie gedenkst du das zu tun?"

„Stolas hat eine besondere Fähigkeit, sie kann so viele einsammeln, wie sie will und das aus einem Flug über das Dorf. Kurz bevor wir sie zum Einstürzen bringen, holen wir die Kinder da raus."

„Definiere Kinder. Du weißt, sie könnten eine Rebellion planen, wenn sie sich an ihre Leben vor uns erinnern können."

Machte mir Nummer neun schmerzlich bewusst. 

„Ich denke es werden alle Kinder unter fünf sein. Sie werden sich nie daran erinnern können."

Ich glaube man merkte meinen verbitterten Unterton. 

„Loki, mach dir keinen Vorwurf. Du hast als einzige daran gedacht, dass die Familiendörfer nicht nur Kasernen der Negativen sind. Auch wenn es vielleicht nicht allzu viele sein werden, die, die du mit deinem Vorschlag gerettet hast, werden dir dankbar sein."

Heiterte mich Thorsten auf. 

„Ich denke wir sind uns einig, Loki darf so fortfahren. Viel Glück euch."

Was für ein komisches und schweres Kapitel. 

Nun, ich habe diesen Part dafür gebraucht, um endlich auf unsere Erfolgsstrategie zu kommen. 

Hat trotzdem fast noch ein dreiviertel Jahr gebraucht.