Kapitel 18: die Wahrheit über Riguldo Clouds

Ach komm schon, noch ein Lückenfüllerkapitel?

Also ich würde dieses Kapitel nicht als Lückenfüller bezeichnen, aber wenn du willst, darfst du gerne Tee kochen gehen, während ich das Kapitel schreibe… Moment du machst doch das Inhaltsverzeichnis! Also beschwer dich nicht, wenn ich nicht direkt zum Grande Finale komme! 

Vier Monate später buddelten wir unter einen der letzten drei Dörfer. Wir hatten dank meiner Strategie über eintausend Negative auf die dunkle Seite der Anderswelt verbannt und vierhundert Kleinkinder gerettet. Sie kamen in eine der provisorischen Städte im Abendroten Land oder in den Highlands. Ich wusste, dass Ignis und Kalli sich rührend um die Kinder kümmerten und die Kinder vertrugen es so weit ganz gut. Viele verstanden noch nicht, was los war, aber ich glaube, selbst wenn, sie würden es annehmen. Ich buddelte mich mit Tarrealis unter einem Dorf, neben mir Timion. Pro Dorf brauchten wir immer so circa eine Woche. Für meinen Geschmack etwas zu langsam, aber Thalia hatte sich uns angeschlossen und buddelte fleißig neben mir und Timion, sie war auch oben ohne, so wie ich, es war ganz schön heiß, aber ich hielt es aus. Diese Enge war jedoch eine einzige Tortur für mich, mir floss richtig der Angstschweiß über den gesamten Körper. Ich hielt kurz inne und sah mich um. In dem Gang, in dem wir arbeiteten, waren auf der gegenüberliegenden Seite noch zwei andere Magier. Wir arbeiteten schon lange, Zeit für eine kleine Pause, dachte ich mir und bot an Essen und Trinken von oben zu holen. Ich ging die Gänge hoch, nebenbei schaute ich auf meinen Kommi. Stolas und Roro flogen über das Dorf und Umgebung, sie waren getarnt und hielten Ausschau, bisher war alles ruhig. Die Negativen ahnten nicht, dass wir da waren, sehr naiv und dumm. Mit einem Augenrollen wanderte mein Kommi wieder in meine Gesäßtasche und ich steckte gerade meinen Kopf aus dem Loch, da überhörte ich eine interessante Unterhaltung zwischen Thorsten, was auch immer er hier suchte, und Merlin, der in einem anderen Gang arbeitete. 

„Loki darf davon nichts erfahren. Sie würde sich ewig die Schuld darangeben."

„Es tut mir nur für die Jugendlichen Ausreißer und natürlich auch für Samris leid."

„Niemand gibt auch richtig Loki die Schuld oder den Jugendlichen, wir konnten alle nicht ahnen, dass es Matt und Urian schaffen ein illegales Portal zu erschaffen, dass sie direkt nach Samris bringt. Solar sei Dank sind nur zehn Menschen gestorben, dass hätte schlimmer enden können. Asmodeus ist ein wahnsinnig guter Magier."

Damit verabschiedete sich Thorsten und ließ mich allein am Höhleneingang. Das ist nicht passiert… Ich habe Scheiße gebaut. Bullshit. Die Negativen haben Samris gefunden und angegriffen! Asmodeus hat meinen Job erledigt, ich fühlte mich wahnsinnig nutzlos. Es war eh zurzeit sehr schwer, ich war fast ein halbes Jahr ein hoher Magier, hatte aber noch keine besondere Fähigkeit und meine Blutung war auch noch nicht aktiv. Beides sollte so langsam kommen. Noman hatte beides schon, Thalia auch, wahrscheinlich bekommt Kalli ihre vor mir und jetzt habe ich auch noch eine falsche Entscheidung getroffen, die auch noch Menschenleben gekostet hat! Ich musste mich an der Wand abstützen. Das war schlimm, das war sehr schlimm. Mein Hirn schob das kurz weg, als Merlin sich auf den Weg zum Eingang machte. Ich stellte mich sofort gerade hin und tat so, als würde ich gerade erst den Eingang erreichen. Merlin kam mir mit einem etwas niedergeschlagenen Blick entgegen. Um mich selbst und ihn abzulenken, fragte ich mit einen dicken Grinsen im Gesicht: 

„Was ist den dir über die Leber gelaufen?"

Er sah mich etwas überrumpelt an, ging dann aber auf mein Schauspiel ein und erwiderte: 

„Ach diese Graberei, sieh dir mal meinen Mantel an, er ist komplett versaut! Aber diese feigen Kinder der Negativen und ihre Anhänger sind zu feige sich zum Kampf zu stellen."

Merlin zeigte mir seinen Mantel, er war von oben bis unten nicht mehr schwarz, sondern hellbraun. 

„Tja, aber meine Strategie ist wirksam, wir bekommen immer mehr Ruhe."

Diese Worte fühlten sich so arrogant und selbstverliebt an, wenn man bedenkt, was durch meine Nachlässigkeit geschehen war und bei Moon sie brannten richtig auf der Zunge. Merlin hingegen lächelte mich stolz an, es war nicht gespielt, aber es fühlte sich trotzdem nicht echt für mich an. Er legte seine Hand auf meine Schulter und meinte: 

„Du machst bisher deinen Job sehr gut, Thorsten ist dir sehr dankbar für alles. Wie dem auch sei, war ein netter Plausch meine Schülerin, ich gehe das Essen in meinen Kosmosbeutel zu meiner Gruppe bringen, du solltest dir und deiner Gruppe auch etwas schnappen, bevor der Versorgungstrupp wieder die Biege macht. Bis nachher bei der Ablöse, wir gehen ja heute Abend bei Ignis und Kalli zu Abendessen, Noman geht zu Sajin und meinen kleinen Schwestern."

„Danke, kannst du Ignis noch kurz Bescheid geben, dass ich Thalia auch noch mitbringe?"

Er nickte nur und verschwand wieder im Dunklen. 

Ein paar Stunden später durchquerten wir ein Portal in das abendrote Land. Es herrschte wegen den Flüchtlingskindern, wie das Volk sie nannte, heiterer Trubel. Wir suchten Kalli und Ignis, wir waren dreckig und rochen nach Schmutz und Schweiß, weswegen Rania, die uns fand, direkt an den See schickte, damit wir baden konnten. Sie legte uns sogar unsere Zivilklamotten hin. Ich wusch mich in Unterwäsche neben Merlin und Thalia den Dreck ab. Meine Laune war von Trauer und selbsthass auf Wut umgeschlagen und die Beiden merkten es mir auch an. Merlin schickte Thalia weg, nachdem sie schneller fertig war als ich, was früher nie der Fall gewesen wäre. Ich hingegen schrubbte meine Beine mit einem Schwamm so sauber, dass ich leicht wund wurde. 

„Loki, freust du dich gar nicht, dass wir hier sind, es ist schon so lange her, dass wir mit unseren Beiden Mädchen zu Abend gegessen haben oder mit den Beiden vor dem zu Bett gehen noch ein paar Brettspiele spielen. Wirst du nachher noch mit Kalli trainieren?"

„Ich weiß es noch nicht…"

Gab ich etwas pampig zurück. 

„Okay, jetzt buttern wir mal die Fische, was bei allen hohen Magiern ist mit der Nummer eins los?"

Der spielt echt dumm. Also gut, ich musste es ihm gestehen.

„Ich habe dich und Thorsten belauscht, ich weiß, was in Samris passiert ist."

Merlin seufzte, und hielt sich mit zwei Fingern den Nasenrücken. 

„Das war so klar. Wieso wusste ich das nur!"

Ich sah ihn an und wartete darauf, dass er seine Aufmerksamkeit auf mich richtete.

„Hör mal Loki, Fehler passieren. Es war nicht einmal dein Fehler, es hätten alle mitdenken können. Das Mahl der männlichen Negative ist gleichzeitig ein Peilsender. Keiner hätte ahnen können, dass sie es schaffen ein Portal in die Menschenwelt zu kreieren."

„Du verstehst das nicht Merlin! Samris ist uns gegenüber eh schon sehr kritisch. Dieser Vorfall, bei dem Menschen gestorben sind, ist uns verschuldet, sie werden sich vielleicht endgültig gegen uns entscheiden."

„Ich habe mit Thorsten geredet, Samris versteht die Lage, dank deiner Idee, die Jugendlichen dort unterzubringen, haben sie sich unserer Welt endlich angenähert."

Ich zog meine wunden Beine an mich und legte meinen Kopf auf die Knie. 

„Loki, vielleicht solltest du dir mal die Aufzeichnungen der Beiden hohen Magier vor dir besorgen. Keran Warus und Sajin hatten es am Anfang auch nicht leicht, und anders als du hatten die keinen Krieg um sich herum."

Was sollte mir das in dieser Situation bringen? Es würde die Toten nicht wieder lebendig machen. Trotzdem stimmte ich dem zu und wollte mich auf den Abend konzentrieren. Wie schon Merlin gesagt hat, die ruhige Zeit musste man ausnutzen. 

Ein paar Minuten später wollten wir Ignis und Kalli holen, wir fanden beide in einen Zelt mit Kinderkrippen vor. Merlin und ich trugen unsere normalen Klamotten, was sich nach fast einem Jahr Uniform ganz komisch anfühlte. Es war als hätte ich mein Leben zurück, ohne Krieg, ohne Tote und ohne meinen Titel als hoher Magier. Während Merlin Ignis abknutschte, was bei einen Mensch und einem Phönix sehr verrückt und komisch aussah, suchte ich nach meiner Schwester. Kalli hielt ein Baby in den Armen, der Traum hing mir ab und zu nach wie vor in den Knochen, also gab mir dieses Bild ein komisches Gefühl in der Magengegend. Als sie mich entdeckte gab sie das Baby weiter, rannte zu mir und fiel mir um den Hals. 

„Loki, du bist zurück, es ist schon so lange her."

„Ja, zu lange, ich habe deine achte Sternzeichenfeier verpasst, es tut mir leid, ich habe dein Geschenk vergessen."

„Es reicht mir, dass du da bist."

Sie umarmte mich. Roro und Stolas waren die einzigen Tiere, die mich begleitet hatten, Kalli liebte Atria und Blue, es tat mir leid, dass ich die Beiden nicht mitnehmen konnte. Beide Eulen saßen auf meinen Schultern. Wir hatten das Dorf noch zerstören können und jetzt waren es nur noch zwei. Das Hauptdorf der Familie Rokio und mein altes zu Hause, letzteres war auch der Sitz von Allector und den restlichen Kinder. Aber sie hielten sich zurück, vielleicht weil sie zu geschwächt waren, vielleicht aber planten sie den letzten Vernichtungsversuch ihrerseits. Das letztere hoffte ich fast schon. Dieser ganze Bürgerkrieg ging schon zu lange, ich wollte, dass es endlich aufhört. 

„Los komm, lasst uns endlich mal wieder zu Abendessen. Thalia ist mit Rania vor zu Rulan gegangen."

„Nimm mich Huckepack!"

Sie sprang mir auf den Rücken und schubste beinahe Stolas und Roro von meinen Schultern. Wir rannten vor. Ignis und Merlin sahen uns etwas verwirrt an. Der hohe Magier Nummer eins ließ sich als Mitfahrgelegenheit ausnutzen. Die Beiden rannten uns hinterher. 

Ich lag zwischen Thalia und Kalli, es war Nacht und beide krallten sich an mir fest. Sogar Ignis schlief bei Merlin in einem Bett und nicht auf ihrer Schlafstange, normal hasste sie es auf den Rücken in Merlins Armen einzuschlafen, aber in dieser Nacht war ihr alles egal. Das zwischen meinem Meister und seiner Ehefrau war wahre Liebe, auch wenn es nicht danach aussah, so oft wie Ignis wütend auf ihn war, so sehr liebte sie ihn auch. Diese gezwungene Trennung durch den Krieg hatte ihnen beiden einen Teil ihrer Seele zerrissen. Ich merkte es Merlin so oft an, dass er sie am liebsten zu sich holen würde. Ignis war, wie fast jeder Schüler Riguldos sehr stark, nur leider wurde sie von Urian in diese Form gezwungen und verlor einen Großteil ihrer Macht. Beide redeten nicht gerne darüber, ich wusste aber vieles von Thorsten und Sajin. Ignis war das Vorbild für sie, aber auch für viele weibliche Magier. Und Merlin liebte sie seit seiner Kindheit abgöttisch, ich kann mir immer noch gut vorstellen, dass sie der eigentliche Grund war, dass Merlin Riguldo ausgehalten hat. Er hat ihr den Antrag gemacht als sie in eine Depression verfiel, nachdem Urian sie verwandelt hat. Sie hätte nie gedacht, dass Merlin sie nach wie vor liebte. Merlin heiratete sie, kurz bevor wir uns kennenlernten. Als wir dann noch dazukamen, fand diese endlich ihr Familienglück, so wie sie es sich immer vorgestellt hat. So eine Liebe kenne ich nicht einmal von mir und meinen Geliebten. Doch in dieser Nacht dachte ich nicht nur über diese reine Liebe der Beiden nach. Sondern auch über die beiden hohen Magier vor mir. Keran Warus war bei Urians Rebellion verstorben, er diente Riguldo, der der höchste Magier vor Thorsten war, der mittlerweile hoher Magier Nummer sieben war. Ich setzte mich auf und es gelang mir Kalli und Thalia schlafen zu lassen, ich nahm meinen Kommi und setzte mich in Rulans Salon. Ich suchte nach Büchern über Keran Warus, fand aber nichts, auch als ich meinen Status angab und damit eigentlich alle geheimein Bibliotheken einsehen konnte. Nichts, alles wurde von Riguldo auf „auf Anfrage" gesetzt, was bedeutete, dass ich ihn erst einmal fragen musste, ob ich die Dokumente einsehen durfte. Das wäre an sich kein Problem, mittlerweile kam ich mit Riguldo ganz gut aus, aber das waren geheime Informationen aus seiner Zeit an der Spitze, nur um mein Ego zu befriedigen wollte ich ihn nicht in diese Situation bringen, es reichte auch, wenn ich mit Sajin darüber reden würde. Ich wollte schon ein paar witzige Videos anschauen, dann machte jemand das Licht an.

„Hey Loki, was machst du noch spät in der Nacht hier?"

fragte mich Thalia. Sie schlief doch nicht so fest, wie ich gedacht habe. 

„Ich war noch nicht sehr müde."

„Dir hängt etwas in den Knochen, der Krieg ist sicher nicht so einfach."

„Der Krieg ist es nicht einmal… Es geht um meinen Job als Nummer eins. Ich habe einen Fehler gemacht, der Menschenleben gekostet hat und auch dieses ganze mit allem verheimlichen liegt mir einfach nicht."

„Du weißt, du kannst mit mir über alles reden."

„Wenn das jemand mitbekommt, bist du in großer Gefahr."

„Es wird niemand mitbekommen, vertrau mir bitte."

Das war ein Fehler, einer der schlimmsten, die ich jemals gemacht habe, aber ich vertraute mich ihr an. Sie war etwas wütend, dass ich nicht schon früher ihr gegenüber mit offenen Karten gespielt habe, aber meine geliebte Thalia verstand auch, dass ich es nur zum Schutz der Magier unter mir gemacht habe. Und obwohl es ein Fehler war, ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ein ganzer Berg von meinen Schultern fiel. Ich lag mit den Kopf auf ihren Schoß und sie tätschelte meinen Kopf. 

„Loki, ich weiß, dass du dich schuldig fühlst, aber diese Menschen und diese Magier sind nicht deiner Nachlässigkeit, sondern der Boshaftigkeit der Negativen zum Opfer gefallen. Du hast sehr viele Magier, die hinter dir stehen, alle finden, dass du als dritte Nummer eins einen genialen Job machst."

„Danke, das weiß ich auch, aber die wissen nicht, dass das passiert ist, Thorsten hat beschlossen zu meinem Schutz das geheim zu halten."

„Dann rede mit ihm und sage, dass er es öffentlich machen soll, dann wirst du sehen, dass ich recht habe."

Das war zumindest einer Überlegung wert. Ich richtete mich auch, krabbelte leicht über sie und küsste sie zärtlich. Ich sah sie direkt an und streichelte über die Wange. Als ihre Augen in meine sahen wusste sie, was ich wollte. Ich wollte sie hier und jetzt. 

„Willst du es wirklich hier im Salon deines leiblichen Vaters treiben?"

„Keine Sorge, sie schlafen und die Schlafzimmer sind am anderen Ende seines Hauses. Wir werden sie hören, falls sie aufwachen, wenn wir leise sind, geht das in Ordnung."

Ich legte sie auf den Rücken und küsste mich ihren Hals herunter. 

That`s what she said. 

Sag bloß du hast uns gehört. 

Nö, aber ich kann mich noch gut daran erinnern, dass ich zu selben Zeit Pinkeln gegangen bin, ich hätte also jederzeit in eure kleine Kuschelstunde reinlaufen können. 

Ja klar, im Übrigen hast du am nächsten Morgen genau da gesessen wo Thalia und ich uns vergnügt haben. 

Wie bitte!

Das Frühstück hielten wir im Salon und es war schön mal wieder in dieser normalen Runde zu sitzen und richtig frühstücken zu können. Meine Sorgen waren zumindest etwas weg, aber trotzdem habe ich Thorsten gebeten den Vorfall publik zu machen. Der Aufschrei war kurz, aber am Ende klang er wieder ab und verschwand in den Geschichtsbüchern. Sajin hatte mir schon angeboten mit mir zu reden, heute war Solars Geburtstag, zwei Tage Waffenruhe waren auf Beiden Seiten für angebracht empfunden worden, die Negativen wollten eigentlich zumindest ein Dorf wiederaufbauen. Wir würden aber am Abend wieder abreisen. Thalia hatte ihren Kopf auf meine Schulter gelegt. Sie war etwas müde, ich hatte sie doch die halbe Nacht wachgehalten. Es war so schön, wenn sie so kuschelig war. Kalli wurde leicht eifersüchtig, aber ich war ja noch bis zum Abend da. Noman, Sajin und Merlins kleine Geschwister würde ich nachher auch noch holen. Hier würde ein kleines Fest stattfinden, nichts Großes. Wenigstens ein bisschen Vergnügen. Ich las mir auf meinen Kommi ein paar Nachrichten durch. Nichts wirklich interessantes, meine Lieblings Band bringt trotz Krieg ein neues Album heraus, das werde ich mir beim nächsten Kampf so richtig schön reinziehen, zusätzlich haben mir viele ihr Beileid ausgesprochen, wegen dem Vorfall. Thorsten hatte es so dargestellt, wie es war, dass es mir die Seele zerrissen hat, daher, dass ich jetzt noch daran mit Scharm, Trauer und Wut auf mich selbst zurückdenke hatte er auch Recht. Ein leiser Seufzer verließ meinen Mund, im selben Moment schob mir Thalia einen Löffel Rühreier in den Mund. 

„Hör auf in Selbstmitleid zu schwelgen und iss was."

Schimpfte sie und Ignis mischte sich ebenfalls ein:

„Genau, was passiert ist, ist scheiße, aber du hast diese Menschen nicht auf dem Gewissen. Genauso wenig wie ich oder ein anderer hoher Magier, und jetzt iss anständig und kein Kommi am Esstisch."

sagte Ignis und stellte mir einen großen Teller mit Essen hin. Die Frühstücke meiner Ziermutter waren immer so mittelmäßig, sie konnte Mittag und Abendessen eindeutig besser, aber im Vergleich mit dem Messezelt, und auch Alezsa, die mich wahrscheinlich umbringen wird, wenn sie das liest, war sie ein zehn Sterne Koch. Ich liebte dieses Essen in diesem Augenblick. Die anderen am Tisch lachten ein wenig, als sie mich sahen. 

Am frühen Nachmittag holte ich die Vier ab. Noman sah mich voller Mitleid an. 

„Nom, du weißt was mit dem Letzten passiert ist, der Mitleid mit mir hatte. Mein Meister hat die Narbe nach wie vor."

„Ich mache mir mehr Sorgen um dich, du siehst etwas müde aus."

„Tja mein Lieber, ich habe sehr wenig geschlafen, wenn du verstehst."

Sagte ich und zwinkerte mit dem rechten Auge zwei Mal, unser Geheimzeichen für ich hatte letzte Nacht Sex. 

„Hoho, ich auch nicht, wenn du verstehst."

Sagte er und zwinkerte mit dem anderen Auge. Sajin und er hatten von A-Lyn ein kleines Gästezimmer gebaut bekommen, seitdem waren sie oft intim und heilige Scheiße das tat Noman sehr gut, vor allem, weil Sajin nun endlich auch begriffen hatte, wie „es" funktioniert. Hinter ihm erschien eine genervte A-Lyn. 

„Jaja, wir wissen es mittlerweile, wir hören euch fast jede Nacht."

Alezsa, die ihr, als Sajin neben ihnen hochrot anlief, eine mit der flachen Hand auf den Hinterkopf schlug, beruhigte die Beiden: 

„Nein, ihr seid nicht laut, macht euch keine Sorgen, Merlins Schnarchen dringt vom Wohnzimmer bis zu uns nach oben. Das übertönt alles."

„Danke Alezsa."

sagte Sajin, dessen Kopf etwas an Rötung verlor. Blue kann die Treppen herunter mit einer Tasche im Schlepptau. 

„Warum muss ich eigentlich Gepäck mitschleppen, wir kommen heute Abend wieder nach Hause."

„Nope, ich werde im abendrotem Land bleiben."

meinte A-Lyn. Ich seufzte lautstark und motzte: 

„Jetzt fängt das wieder an, wie oft muss ich dir noch sagen, dass du gefälligst hierzubleiben hast." 

„Du kleine Hosenscheißerin hast mir gar nichts zu sagen!"

„Wie hast du mich genannt! Erstens einmal bin ich eine hohe Magierin, zweitens einmal müsste ich das mit Thorsten und dem Rest abklären, Noman, warum lässt du das zu?"

„Entschuldigung, ich habe bis eben auch nichts davon gewusst. Du weißt, ich hätte sie auf jeden Fall aufgehalten."

„Wie dem auch sei, Blue lass den Koffer da und komm so mit. Ich muss noch Atria schrumpfen."

„Danke, Loki." 

Ich sah es ihr an, sie musste raus aus diesem Haus, in dem wir sie seit fast einem Jahr gefangen hielten. Also beschloss ich über meinen Schatten zu springen und versprach ihr bei der nächsten Konferenz mit Thorsten zu reden. Sie fiel mir um den Hals. Ein paar Minuten später hoppelte eine kleine Atria neben mir und wir durchquerten ein Portal direkt in eine Feier hinein. Es war die Schule im abendrotem Land, die eine kleine Aufführung veranstalteten. Alle stellten sich um eine selbstgebaute Bühne, wir hatten Merlin und den Rest gefunden und warteten auf die Klasse. Die Kinder kamen und stellten sich in einer Reihe auf. Ich sah Kalli beim Singen zu, sie hatte sogar ein Solo, als ich jemanden nach mir mit Wisparia rufen hörte. Diese Stimme kam mir nicht bekannt vor, es war eine männliche Stimme. Etwas ungern verschwand ich kurz von der Feier und folgte Wisparia. Ich kam an einen Busch an und spürte, dass der Mann, der hinter dem Busch war, nicht gesehen werden wollte. Neben dem Busch stand ein Baum, ich lehnte mich an und fragte in Animoris: 

„Was wollen Sie von mir?"

„Du bist die derzeitige Nummer eins, oder?"

„Ja, ich frage Sie noch einmal, was kann ich für Sie tun?"

„Ich habe gemerkt, dass du nach Keran Warus gesucht hast."

Aus dem Busch wurde ein kleines Buch herausgeschoben. 

„Dieses Buch hier hat er dem ersten weiblichen hohen Magier Nummer eins hinterlassen, das bist in dem Fall du. Aber ich gebe es dir nicht aus deinem Grund, Riguldo hat während seiner Zeit als Höchster sehr viel korruptes Zeugs gemacht. Ich gebe es dir nur, weil ich will, dass er seinen Sitz verliert und das einer Person Gerechtigkeit widerfährt."

Wie konnte er sowas behaupten! Ich fuhr herum und schaute hinter dem Busch, nur um niemanden vorzufinden. Verwirrt hob ich das Buch mit Staterio auf und schlug es, ohne es anzufassen auf. Es war ein ungefährliches Buch, also keine präparierte Bombe. Eine Fälschung konnte ich zu dem Zeitpunkt aber noch nicht ausschließen. Selbst wenn seine Aura keine Spur von einer Kopie oder einer Fälschung zeigte, es könnte auch von der Person von Hand geschrieben worden sein. Auch weil ich Bedenken hatte, warum sollte er es gerade mir überlassen, Ich war zu seiner Zeit gerade erst geboren. Zu meiner zweiten Sternzeichenfeier war er schon Tod und Sajin stand an seiner Stelle. Ich steckte es erstmal in meinen Kosmosbeutel und ging zurück zu den anderen. Als ich dort ankam sangen die Kinder nach wie vor und die Stimme meiner süßen kleinen Schwester klang wie die eines Engels. Sajin kam zu mir und legte seine Hand auf meine Schulter. 

„Hey, ich habe gehört was dir widerfahren ist. Kann ich dir irgendwie helfen?"

„Nein, mir geht's besser… aber Sajin kanntest du Keran Warus?"

Er wurde etwas rosa-rot und sah verlegen an mir weg.

„Ja klar, er war Riguldos bester Freund und mein Vorgänger. Er hat auch einen großen Teil zu unserer Ausbildung beigetragen. Warum fragst du ausgerechnet nach ihm?"

„Hat er mal über eine weibliche Nummer 1 geredet?"

„Nicht das ich mich spontan daran erinnern könnte, aber ich weiß, dass er von Moon persönlich die Kunst der Weissagung erlernte, könnte also sein, dass er von dir schon wusste, bevor du überhaupt geboren wurdest. Vielleicht hat er einmal mit Merlin über dich geredet. Keran war so ein Typ Magier, der immer mit dem Kopf in den Wolken gelebt hat. Aber woher kommt das plötzliche Interesse an ihm?"

„Pure Neugier. Danke dir, ich muss mir mal kurz deinen Freund ausleihen."

Daraufhin schnappte ich mir Noman und zog ihn hinter mir zu einen Sjn Stand. 

„Zwei Gläser des stärksten Zeugs, was ihr dahabt."

Sagte ich und redete mit Noman in Animoris. Ich hatte ihn bereits über die Geschehnisse aufgeklärt, als zwei Gläser dunkelgelben Sjn auf den Tresen gestellt wurden und ich meine Lippen daransetzte. 

„Das ist unvorstellbar, wir beide kennen Riguldo, auch wenn er dir gegenüber ein Arsch war, korrupt war er nie."

„Wie ich schon sagte, ich weiß nicht, ob ich diesem Buch Glauben schenken soll oder nicht."

„Sollen wir Thorsten ins Boot holen?"

„Noch nicht, lass mich erstmal das Buch an sich durchlesen."

„Kopiere mir die letzte Hälfte des Buches, dann sind wir schneller."

„Wir sollten auch so schnell wie möglich anfangen. Am besten setzen wir uns heute Nacht daran."

Noman becherte einen zweiten Sjn runter. 

„Davor sollten wir aber abklären, ob das Buch echt ist oder nicht, geh zu Merlin und zeig es ihm, bevor wir unsere Zeit verschwenden."

Ich dachte kurz nach. Mit dem sechsten Auge könnte ich den Ursprung des Buches vielleicht herausfinden. 

„Lass es mich erstmal mit einer anderen Methode versuchen. Ich möchte die ehemaligen Schüler von Riguldo nicht unnötig Gedanken machen." 

Ich stellte meinen leeren Becher auf den Tresen und bat um nachfülle, Noman trank bereits seinen dritten. Ich legte etwas Geld auf den Tresen und nahm den Becher mit mir. Er redete normal mit mir und fragte: 

„Zuckerwatte?"

„Gerne."

Bei allen guten Geistern, warum bei Moon hast du mir dieses Buch nicht gezeigt!

Ich habe das gerade in diesem Elenlangen Text erklärt, Minimum drei Mal.

Es war echt. Das Buch war so echt, wie das Papier, auf dem es geschrieben wurde. Noman und ich saßen in meinen sporadischen Geheimraum in Moons Bibliothek. Stolas und Roro hatten sich auch ein paar Seiten geschnappt und lasen. Es war übel. Noman entdeckte den ersten großen Skandal von Riguldo. Ganz am Anfang dieses Buches habe ich in einem Nebensatz erwähnt, dass es kaum Waisenkinder in Elystria gab. Ja, warum nur? Riguldo hat nach dem Krieg mit den Negativen die Kinder gefallener Magier in die Menschenwelt geschickt. Das ist wahnsinnig gefährlich, wenn sich Kinder nicht unter Kontrolle haben, und das auch nicht lernen. Ich kannte mich nur oberflächlich mit der menschlichen Geschichte aus, aber ich wusste von einen Geschenk von Harus, ein Buch mit Badischen Erzählungen, dass es von circa fünfhundert Jahren mehrere Vorfälle gab, wo sogenannte Teufelskinder explodiert sind, im wahrsten Sinne des Wortes. Dabei ist eine ganze Metropole zugrunde gegangen. Roro und Stolas entdeckten, dass Riguldo einige Tatsachen, die auch die originale Familie Jeevah in den Dreck zieht, verdreht und verfälscht hat. Die Geschichtsbücher stellten nur Ambera als gut hin, alle anderen waren böse, im Wahrheit war nur mein Großvater böse, alle anderen sind auf Grund der immer schlimmer werdenden Vorwürfe verschwunden. Über was ich stolperte, brach mich. Unter dem Strich gesagt Urian ist nach wie vor auf unserer Seite, mehr oder weniger. Riguldo hat ihn als Spion auf die Seite der Negativen geschickt, was zwischendurch zwischen den Beiden geschah wusste ich nicht. Keiner von seinen Schülern oder gar Merlin und seine kleinen Schwestern haben je erfahren, was wirklich passiert ist. Das erklärte so einiges, was Urians Benehmen mir gegenüber erklären würde. Wahrscheinlich wurde er manchmal von Nightmare beobachtet und benahm sich deswegen wie Midnight, dann, wenn Nightmare von im abließ, konnte er ein paar Minuten er selbst sein. Wir saßen total erschöpft und erschlagen in meinen Geheimraum und starrten die Decke an. 

„Das es niemanden gab, der ihn aufgehalten hat, verwundert und verärgert mich."

„Die hohen Magier sind nach Urians Rebellion vor gut fünfzehn Jahren allesamt erledigt worden, außer Riguldo und Toma. Die gemeinen Magier wussten davon wahrscheinlich auch nichts."

„Wir müssen etwas unternehmen Loki. Dieser Mann ist korrupt!"

Auch wenn Noman Recht hatte, musste ich trotzdem ablehnen. 

„Er ist gerade in einer ungefährlichen Position, er kann gerade nichts davon durchsetzen. Auch weil das nach wie vor alles erstunken und erlogen sein könnte, auch wenn es noch so echt ist, es gibt keine handfesten Beweise."

„Dann lass uns Beweise zusammensuchen. Riguldo wird mit absoluter Sicherheit ebenfalls einen Geheimraum haben. Wir suchen ihn und die Beweise."

„Ja, aber lass uns das machen, wenn wir keinen Krieg mehr haben. Denn auch wenn er ein Hintern auf zwei Beinen ist, er ist nach wie vor stark genug, um ein hoher Magier zu sein."

Das musste Noman auch einsehen, so sehr er das auch nicht wollte. Ich beschloss, dass wir uns aufheitern mussten und zog eine Flasche Sjn aus einem Loch im Boden und zwei Gläser. 

„Ciesglaelis."

Der Eisspruch fügte den Beiden Gläsern ein paar Eiswürfel hinzu. Er nahm mit einem matten Lächeln sein Glas und ich befüllte seinen und meines mit rotem Sjn. Rot, weil er mit Beerensirup verfeinert war. Sjn schmeckt bitter, dieser schmeckt eher süßlich, es gibt auch einen der eher salzig schmeckte, mittlerweile gibt es sogar welche, die wie Lebkuchen, Torte oder Eier schmeckten, nicht mein Fall, aber auch sehr interessant. Wir Beide tranken noch ein wenig und beschlossen irgendwann gegen zwei Uhr schlafen zu gehen. Leicht angetrunken, aber noch einigermaßen klar im Kopf erhielten wir einen Notruf. Die Negativen hatten den Waffenstillstand gebrochen und griffen Kanori an. Also mussten wir sofort kommen und die Stadt verteidigen. 

Loki, du hast das damals schon gewusst, du weißt, du hättest es mir damals schon gestehen können, dann wäre vieles vielleicht nicht passiert. 

Wie ich schon in dem letzten Absatz erklärt habe, mir haben die Beweise gefehlt. Außerdem, sei doch mal ehrlich, hättest du es damals schon wissen wollen?

Wahrscheinlich nicht, damit hast du schon Recht. Sag mal, wie lange soll das hier noch gehen. Wir haben über hunderttausend Wörter zusammengetragen. 

Nur noch zwei Kapitel. Merlin, diese beiden letzten Kapitel werden mir sehr wehtun, kannst du so lange an meiner Seite bleiben?

Nein, jetzt wo es spannend wird, werde ich ganz sicher gehen.

Keine Sorge, Loki, du weißt, wenn es spannend wird, gehe ich nicht.