Kapitel 19: Schattengift

Achtung! Achtung! In diesem, und dem nächsten Kapitel, passiert sehr viel Schlimmes, was möglicherweise viele Leser triggern könnte, und ich meine nicht wütend, sondern eher Traumas. Ich bitte daher, falls ihr das nicht könnt, ich konnte es auch ganz lange nicht, müsst ihr nicht weiterlesen. Trotzdem, danke, dass ihr mein Buch gekauft habt. 

Drei Monate später feierten wir in Kanoris Schloss. Es war sehr viel passiert in nur drei Monaten die uns fast schon als Sieger dastehen ließen. Die Negativen waren nur hundert starke Männer, die sich um Dorf Jeevah verschanzt hatten, wir konnten fast eintausend Kinder retten und apropos Kinder, es gab von den Kindern der Negativen nur noch Allector und die Drillinge, die standen aber nach wie vor auf unserer Seite. Wir konnten das letzte Dorf nicht untergraben, aber das machte uns nichts aus, wir hatten so gut wie gewonnen. Ich stand mit Sjn auf einem Tisch und tanzte wie wild, vor mir die schöne Thalia, Merlin und Noman tanzten hier in der Nähe herum. Sie verhakte ihre Arme in meinen Nacken und küsste mich. Ich war in diesen Moment sehr glücklich. Mein Job viel mir leichter, sie und ich hatten eine schöne und innige Beziehung, und deswegen wollte ich sie fragen, ob sie mich nach dem Krieg heiraten wollte. Ich weiß, viel zu früh, aber ich war so über allen Wolken, da wollte ich nicht warten, bis wir „erwachsen" waren. Ich umschlang ihre Hüfte und zog sie an meine, so dass wir ganz eng waren, obwohl es die Musik nicht zuließ, tanzten wir eng beieinander. Ich küsste sie und tanzte mit ihr. Seit ich offen und ehrlich mit ihr reden konnte waren wir sogar noch enger geworden. 

„Wollen wir uns etwas zurückziehen? Mein Raum ist hier ganz in der Nähe. Wir könnten uns eine Flasche Sjn mitnehmen und etwas Zweisamkeit genießen."

Sie nickte nur und sprang mit mir vom Tisch. Sie trug ein schönes anthrazitfarbenes Kleid mit violetten eingestickten Blumen. Ich trug eine schöne Ausgehuniform mit meinen Mantel der hohen Magier darüber. Ich schnappte mir eine eisgekühlte Flasche Sjn und zog sie dann aus den Tanzsaal. Die Flure waren leer, man hörte nur noch die entfernte Musik aus dem Saal, aus dem wir gerade kamen. Thalia und ich rannten praktisch die Flure entlang und genossen die schöne Nacht. Sie blieb kurz vor meinen Raum, um genau zu sein direkt gegenüber, stehen und stellte sich an das Geländer. Der Mond sah wunderschön aus und die Sterne erst. Es war fast Herbst und, und das ist das wichtigste, kurz vor Kriegsende. Sie lehnte sich leicht über das Geländer und sah verträumt in den Himmel. Ich kam zu ihr und küsste sie in den Nacken, legte meine Hände auf ihre Hüfte und fragte sie: 

„Von was träumst du gerade?"

„Ich träume nicht, ich genieße nur den Moment… als ob es unser letzter wäre."

„Sag sowas doch nicht, der Krieg kann morgen schon vorbei sein und wir sind dann die Gewinner. Die Negativen sind dann endlich weit weg und kommen vielleicht nie wieder. Dann wird Frieden herrschen in unserem schönen Land und wir beide werden für immer zusammen sein."

Sie legte ihren Kopf in den Nacken, ich wich so aus, dass sie ihn bequem auf meine Schulter legen konnte. Sie sagte, mit geschlossenen Augen und wunderschönen Lächeln: 

„Eröffnest du dann deinen Bücherladen?"

„Ja, ich habe schon ein geeignetes Gebäude gefunden, ein schön großes Haus im Herzen von Kanori, das vordere Haus ist der Laden und hinten dran ist ein Haus mit Garten. Ich träume von ihm schon, seit meiner Kindheit, ich und Kalli werden irgendwann mal darin wohnen, und vielleicht auch du?"

„Ich wäre sehr glücklich, wenn ich bei dir wohnen könnte… Aber ich muss morgen erstmal noch meine letzte Mission im Versorgungstrupp ableisten."

Es sollte mittlerweile nicht mehr allzu gefährlich sein, auf Missionen zu gehen, Thalia hatte sich auch schon genug in Gefahr gebracht, nur um Nahrungsmittel, Medizin und Kleidung zu den Stützpunkten verschiedener Kampfeinheiten zu bringen. Es war wichtig, ja, aber es gab genug Mitglieder im Versorgungstrupp. Aber Sorgen beiseite, ich wollte selbst keine Sorgen und Mitleid von anderen, da wollte ich auch keine Sorgen und Mitleid geben. 

„Wollen wir in meinen Raum gehen?"

Sie nickte nur und drehte sich zu mir. Ich nahm ihre Hand und führte sie in meinen Raum, den ich mit Pentibusutris verschloss. Ich holte zwei Gläser aus dem Schreibtisch und sie setzte sich auf das Bett. Während ich einschenkte, sagte ich:

„Luxis, rot und gedämmt."

Sagte ich und der Raum wurde von dem Licht durchflutet. 

„Antaeplaelis rosa Rosen."

Und Rosenranken erschienen vor unseren Augen. Sie liebte rosa Rosen, also zupfte sie sich eine ab und roch an ihr, bevor sie ihre Hände mitsamt Rose auf den Schoß legte. Ich legte den Mantel ab und trug die Gläser zu ihr, ich setzte mich zu ihr und gab ihr eines. So saßen wir kurz da und tranken. Um die Stille zu durchbrechen, spielte ich romantische Musik mit meinen Kommi ab. Sollte ich sie hier und jetzt fragen, ob sie mich heiraten will, oder sollte ich bis nach den Krieg warten. 

„Loki, weißt du was heute ist?"

Oh Moon unser Jahrestag? Nein, noch nicht lang genug zusammen. Ihr Geburtstag? Der war auch schon dieses Jahr. 

„Nein, welcher Tag ist heute?"

„Der zweite Jahrestag von Sebteka."

Ach ja, stimmt, aber warum musste sie mir gerade damit kommen? 

„Das war das erste Mal, wo du wirklich zu einer Heldin wurdest."

„Ja, aber an dem Tag ist wirklich viel Scheiße passiert. Ich erinnere mich nicht gerne daran."

Sie nickte nur und redete nicht weiter davon. Ich beschloss mit dem Antrag noch bis nach dem Krieg zu warten. Bis heute weiß ich nicht, ob das vielleicht ein Omen dafür war, was noch passieren sollte. Sie setzte sich auf meinen Schoß und küsste mich. 

„Nanana, du ungezogenes, wollüstiges Ding."

Sagte ich gespielt schockiert und umschlang ihre Hüfte.

„Wofür sonst hast du mich von der Party hierhergebracht? Du hast morgen eine Konferenz, vielleicht sogar deine letzte im Krieg. Da muss ich dich vorher entspannen."

Sie schubste mich auf den Rücken und zog meine Uniform aus. Irgendwie wusste sie wahrscheinlich, dass das unser letztes Mal war. Ich wünsche mir, dass ich sie noch einmal spüren könnte, und sei es nur ein kurzer Handschlag. 

Am nächsten Morgen lagen wir noch nebeneinander im Bett und kuschelten, die Herbstsonne weckte uns langsam auf. Meine Augen entdeckten eine schlafende Schönheit neben mir liegen. Es war ein wunderschöner Morgen, ich besorgte uns ein kleines Frühstück, während sie sich duschte, ich wollte mich nach ihr duschen, aber erst einmal baute ich meinen Schreibtisch zu einem Esstisch um, als es klopfte. Etwas genervt öffnete ich die Tür, wer wird gerne an einem so schönen, entspannten morgen schon gestört. Vor ihr fand ich Riguldo vor. Dank der Aufzeichnung seiner ehemaligen rechten Hand war meine Sichtweise ihm gegenüber eher weniger gut. Er sah etwas erschöpft aus, vielleicht waren es die Schuldgefühle, die ihn langsam, aber sicher den Schlaf raubten. Recht geschehen würde es ihm ja. Daher, und weil ich eh schon über die Störung genervt war, fiel auch meine Begrüßung etwas milde aus. 

„Hallo Riguldo, was kann ich für dich tun?"

„Ich bitte dich um Einlass in die Bibliothek von Moon."

„Mit welcher Begründung?"

„Ich brauche ein paar Bücher, wofür sonst sollte ich Einlass in eine Bibliothek wollen?"

Natürlich wollte er in die Bibliothek, er ahnte, dass ich etwas wusste, und in der obersten Ebene hatte ich die persönlichen Aufzeichnungen, unverfälschte Aufzeichnungen, von Moon versteckt. Wenn er da drankommen würde, wären sie Geschichte und ich hatte bisher keine Chance gehabt, sie mir anzusehen.

„Das du Bücher willst, ist mir schon klar, aber welche Bücher brauchst du explizit?"

„Nur ein paar über den Schattenfluch von Allector, ein paar Magier, einschließlich dein bester Freund, haben mit schweren Nachwirkungen zu kämpfen. Je öfter man gebissen wird, desto schlimmer sind sie. Der mit dem meisten Bissen, drei um genau zu sein, scheint manchmal kaum noch Magie benutzen zu können und manchmal scheint er so stark zu sein, dass er sich kaum kontrollieren kann."

Moment, was! Warum redet dieser Idiot von Noman nicht mit mir direkt darüber! Ich warf sofort meine Sorgen weg und sagte zu Riguldo: 

„Ich werde dich gleich mitnehmen. Lass mich nur kurz den Schlüssel holen."

Stolas war zu Hause, also musste ich auf Riguldo aufpassen. Ich holte meinen Schlüssel aus meinen Kosmosbeutel und ging dann ins Bad, wo sich Thalia gerade abtrocknete. 

„Lass mich raten, irgendein hoher Magier will was aus Moons Bibliothek und da Stolas nicht da ist musst du ihm den Weg zeigen. Deswegen wirst du später oder gar nicht zum Frühstück kommen."

Kombinierte sie klug und umarmte mich. Ich nickte nur etwas traurig, sie aber lächelte mich an und küsste mich. 

„Geh nur, das ist deine Aufgabe, ich werde hier auf dich warten."

„Danke Thalia, dass du so viel Verständnis für mich hast. Ich habe manchmal Angst, dass du mich verlässt, weil ich so viel arbeiten muss."

„Nie und nimmer, sieh es ein Lolo, du hast mich jetzt für den Rest meiner Tage an der Backe."

„Und das habe ich liebend gern."

Wir küssten uns kurz und ich schnappte mir dann meinen Kommi und meinen Kosmosbeutel, um beide Objekte an meiner Hose zu verstauen. 

„Lass uns in deinen Raum gehen. Thalia macht sich gerade noch fertig."

„Ach, du bringst Frauenbesuch in das Zimmer, wo all deine Vorgänger geschlafen haben?"

Fragte er mich angewidert, also parierte ich ebenso angewidert: 

„Nun, ich weiß, dass auf jeden Fall nicht Sajin hier geschlafen hat, und der Rest hat leider das zeitliche gesegnet. Also komm, lass uns das schnell hinter uns bringen, ich hoffe, dass ich dann wenigstens noch ein bisschen mit meiner Freundin frühstücken kann."

Ich holte den Schlüssel zu Moons Bibliothek und steckte ihn in Riguldos Tür, als er mich fragte:

„Hast du dich eigentlich schon entschieden, ob die Bibliothek frei zugänglich werden soll?"

Ging das wieder los, ich wusste auf was Riguldo hinauswollte, er wollte, dass ich die Bibliothek nur für hohe Magier zugänglich machte. Wir hatten vor einiger Zeit schon einmal eine, sagen wir mal angeregte, Diskussion darüber geführt. Da war ich sowieso schon so kurz davor seine gesamte Karriere zu ruinieren, in dem ich ihn bloßstellte, schließlich hatte ich nach wie vor die Beweise dafür, dass er korrupt wie menschliche Politiker, die wegen Steuern die Wahrheit vergessen. Ich blieb, wie schon bei besagten Vorfall, ruhig und besonnen und erwiderte: 

„Wahrscheinlich mache ich es kontrolliert öffentlich. Also ich gebe Öffnungszeiten vor, setzte Stolas oder mich selbst rein, um aufzupassen und irgendwann vielleicht mal ausgebildetes Personal."

„Oh Loki…" 

Und hier der berühmte Anfang von Riguldos Moralpredigt. Bei Moon ich konnte verstehen, warum Merlin ihn nicht leiden konnte. 

„Du solltest es wirklich nur begrenzt zugänglich machen, stell dir vor Kinder in Moons Bibliothek. Ich würde niemals junge Schüler in Solars Garten lassen, Kinder sind unberechenbar. Wer weiß, ob du die Bücher jemals heil zurückbekommst."

Ich drehte den Schlüssel etwas zu energisch um und drückte ein etwas Angepisstes: 

„Das lass mal schön meine Sorge sein."

Hervor öffnete die Türe und vor uns breitete sich eine Bibliothek aus, in der nicht mehr Moons Chaos herrschte, sondern Loki's. Riguldo war sichtlich begeistert darüber. Ich hatte echt keine Zeit, eigentlich eher keine Lust, hier das große Aufräumen zu veranstalten, man möge es mir verzeihen, aber ich hatte damals sehr viel um die Ohren. Bei seinen Blick hätte man meinen können, ich wäre ein Tierquäler.

„Wir müssen auf Ebene drei, dort gibt es Bücher über die Kinder. Ich denke es gibt sogar ein Buch, was genau auf dein Problem passt."

Versuchte ich ihn weiter zu zerren, bevor nicht nur sein Blick, sondern auf seine Stimme mir Vorwürfe machte. Die Wendeltreppe war lang und Moon, ich raste förmlich, aber wenn man jede Sekunde wegen Riguldo stehen bleiben musste, weil er irgendeinen scheiß zu bemängeln hatte, wurde sehr schnell sehr schlecht gelaunt. Als wir endlich ankamen merkte ich, dass mir irgendwas sagte, ich solle mich in Acht nehmen. Es war nicht Riguldos Aura, dank seiner besonderen Fähigkeit konnte er sie jederzeit wechseln. Es kam aus der Anuyomi Welt. Die Assassine beschützte mich besonders, auch wenn ich nicht genau wusste, warum. Ich zeichnete vorsichtshalber ihr Zeichen auf meinen von einem Ärmel geschützten Unterarm, ließ aber einen Strich weg, falls doch nur meine Fantasie mit mir durchging. Ich holte ihn ein Buch über Allector an sich aus einem Regal und hielt Riguldo im dritten Auge unter Bewachung. 

„Ich denke, dass wird es sein. Eines aber frage ich mich nach wie vor, warum redet dieser Idiot nicht mit mir darüber, geht es ihm so schlecht?"

Fragte ich und drehte mich zu Riguldo, der mich fest in seinem Blick hielt. Er stand direkt vor mir und sagte: 

„Es tut mir leid Loki, aber die Wahrheit darf nicht ans Licht kommen."

Plötzlich spürte ich ein kaltes Stechen in meinen Torso. Direkt unter meinen Brustkorb steckte ein Messer aus magischen Stahl, nur ein magischer Arzt konnte das heilen. Ich brach zusammen und merkte das Blut, was über meinen Körper rann. 

„Was soll das du Idiot?"

Zischte ich. 

„Ich denke du weißt, warum ich eigentlich herwollte. Es gibt hier Informationen, die vor allem du nicht sehen solltest."

„Etwa Beweise dafür, dass du ein korruptes Arschloch bist? Danke, aber das weiß ich schon."

„Schön, dann muss ich mich nicht noch zusätzlich erklären! Ich werde Moons persönliche aufschriebe zerstören, so wie ich die von Solar zerstört habe, damit die Wahrheit über deine Familie niemals ans Licht kommt."

„Wieso, was ist so schlimm daran, wenn alle wissen, dass die Familie Jeevah auch gute Schafe hatte!"

„Tse, rede nicht über Etwas, wenn du keine Ahnung hast!"

Sagte er und warf ein Buch nach mir. 

„Ich brauche keine Ahnung zu haben, um zu wissen, dass man keine magischen Waisenkinder in die menschliche Welt schickt!"

„Wie ich schon sagte, du hast keine Ahnung, über gar nichts! Diese verdammten kleinen Ratten haben uns überrannt, was hätte ich sonst tun sollen. Ich hatte gehofft, dass du abdankst, aber nein, du bist wie ein lästiger Fels, der sich nicht bewegt, aber du musst weg! Also, niemand wird dich hier vermuten, wenn ich allen erzähle, dass du letzte Nacht einen Brief geschrieben hast, der erklärt, wie überfordert du bist und du deswegen die Bibliothek mitnimmst und für immer ins Exil gehst. Und hoffentlich werden die Nebenwirkungen von Schatten deinen Kumpel von allein so weit treiben."

Wenn er den Schlüssel an sich nehmen würde, der natürlich in der Tür steckte, um die Bibliothek zu fixieren, dann wäre ich hier für immer gefangen. Gut, dass die Assassine schon aktiv war und nur noch auf mein Zeichen wartete. Sie hatte sich sogar heimlich meinen Kommi geschnappt, als Riguldo zugestochen hatte und zeichnete alles auf. Sie war etwas intelligenter als die Fremden und die Monster, zumindest mir gegenüber. Ich musste nur noch ein wenig durchhalten, um endlich Beweise gegen diesen Typen in der Hand zu haben. 

„Du bist korrupt und hast absichtlich Schaden zugefügt wegen was! Wieso mussten diese Kinder sterben?"

„Warum hast du kleine Kinder von ihren Familien getrennt und sie zu Waisen gemacht? Alles hört sich schlimm an, wenn man es einseitig betrachtet. Kerans Tagebuch ist diese eine Seite. Muss ich ihn aber zugutehalten, dem altem Träumer, er hat mich gut beobachtet."

„Kein Wunder, dass ist ja auch insgeheim unsere Aufgabe, zu schauen, dass ihr Höchsten gefälligst eure Aufgabe auch gewissenhaft erfüllt. Er war nicht stark genug dich zu besiegen, deswegen hat er es mir überlassen!"

Ich verlor sehr viel Blut, trotzdem hielt ich durch, nur noch ein bisschen länger.

„Weißt du Loki, du bist ganz schön vorlaut, mehr nicht. Du prügelst dich, besäufst dich regelmäßig und, das, was ich nie verstanden habe, warum Moon und Solar, das erlaubt haben, du schläfst mit dem gleichen Geschlecht. Ich finde es schon schlimm genug, dass einer meiner Schüler seinen Schüler bespringt, aber dass dann noch zwei Homos es geschafft haben in den Rat der Dreizehn aufgenommen zu werden finde ich noch schlimmer und abscheulicher."

Mir fiel die Kinnlade herunter. 

„Du weißt es doch, oder? Vor dir hatte Solar etliche weibliche Partnerinnen, warum glaubst du haben die Beiden das legalisiert!"

„Ja und dann kam ich und habe sie wieder richtig herumgedreht. Hätte man mit dir auch mal tun sollen."

Ich wurde wütend, lachte aber trotzdem. 

„Weißt du ich habe schonmal mit einem Jungen geschlafen, mit Noman."

„Ach diese Schwuchtel kannst du unmöglich als Mann bezeichnen. Dir hätte man schon als Kind Vernunft beibringen sollen."

Der Vorfall in der Familienbibliothek kam mir sofort wieder in den Kopf. Diese Erniedrigung, dieser Schmerz. Die Tatsache, dann auch noch mit diesen Mann unter einen Dach leben zu müssen. Ich zog mich an einen Regal hoch. 

„Du hast doch gerade noch gesagt, dass ich keine Ahnung habe, wovon ich rede und besser die Klappe halten soll, halte dich besser an deinen Rat, denn du hast genauso wenig Ahnung."

Ich stellte mich drohend hin. 

„Du kannst deine Magie nicht einsetzen, ich habe die Klinge mit dem Gift einer Pflanze aus Solars Garten eingeschmiert, die deine Magie für vierundzwanzig Stunden blockiert."

„Ja, aber Anuyomi funktioniert trotzdem, wenn auch von meiner Lebensenergie."

Auf Kommando sprang die Assassine auf ihn und hielt ihn fest. Sie warf mir meinen Kommi zu, den ich geschickt auffing. Ich beendete die Aufnahme und wollte nach Noman rufen, leider hatte die Assassine nicht nur die Aufnahme aktiviert, sondern auch die Liveübertragung und ich hörte Noman, Thorsten und Merlin die Bibliothek stürmen. Oh Moon, die gesamte magische Welt hat gerade gesehen, wie ich abgestochen wurde, aber sie hatte auch gesehen, was er für ein abscheulicher Magier er war. Merlin stürmte zu uns als erste und schlug Riguldo die Fresse ein, so stark, dass er etwas taumelte. 

„Du… jetzt bist du Tod. Fass ja nie wieder meine Schülerin an, du verficktes Stück Scheiße."

Fauchte mein Meister und war kurz davor ihn ebenfalls mit Anuyomi anzugreifen. Thorsten hielt Merlin fest und Noman kam direkt zu mit und sah mich genauer an. 

„Liegst du nicht mit Schattennachwirkungen flach?"

„Ich habe starke Schmerztabletten. Deine Wunde hat wenigstens keine Organe getroffen, wenn ich meine besondere Fähigkeit anwende, kann ich dich direkt heilen." 

Kurze Randnotiz, er hat zwar schon lange seine besondere Fähigkeit Sanetras Majorititia, konnte eine ganze Armee komplett heilen, oder eben eine Person direkt, zwar schloss das Schatten nicht ein, aber zumindest alle anderen Krankheiten, es zog ihn nur direkt, egal bei wem, was und wie vielen, die komplette Magiekraft aus dem Leibe, weswegen ich ihn davon abhielt. 

„Reicht das ein hoher Magier für die nächsten vierundzwanzig Stunden keine Kraft mehr hat. Nähe mich zusammen, umwickle mich mit diesen komischen Mullbinden und wenn du ganz lieb und nett bist, gibst du mir vielleicht noch ein zwei Schmerztabletten, Doc."

„Na, da muss ich aber extrem über meinen Schatten springen. Du ruhst dich trotzdem aus. Thalia kann leider nicht auf dich aufpassen, die ist schon los gegangen, dafür werde ich dir nicht von der Seite weichen."

„Wenn diese Seite in der Konferenz sitzt, darfst du mir gerne nicht von der Seite weichen."

„Oh nein, du ruhst dich aus."

„Danke, aber mir geht es einigermaßen gut."

Noman musste mich trotzdem stützen, Blutverlust ist Blutverlust. Ich rief die Assassine zurück, bevor ich noch daran starb, dass ich sie zu lange aktiv hatte. Thorsten und Merlin hatten Riguldo, ihren alten Meister festgesetzt und schoben ihn in Richtung Ausgang. Merlin hatte Roro mitgebracht, er war vor der Party nach Hause gegangen. Er flatterte vor dem Ausgang der Bibliothek in meine Arme, als ich den Schlüssel abzog. Im Übrigen sahen uns alle etwas überrumpelt an. Riguldo war nach dem Fall der Geschwister das Oberhaupt, der erste Höchste Magier, geworden und viele kennen ihn noch. Er war nach Urians Rebellion freiwillig abgetreten. Dementsprechend kannten viele nur ihn und verehrten ihn. Nun war er eigentlich so eine Art Feind, wenn auch mit angeblich guten Absichten. Was würden sie über mich nun denken? Ich habe ihn schließlich überführt. Also gut, Kopf runter und ab zu Noman in sein Zimmer. 

„Park dich auf meinem Bett und zieh den kümmerlichen Rest deines Oberteils aus, danach legst du dich auf den Rücken."

Meine neue und feinste Uniform wurde von diesem verdammten Blut ruiniert. Als ich mich auf den Rücken legte merkte ich, das Adrenalin ließ nach und diese Wunde tat verdammt weh. 

„Schmerzen, Noman ich habe Schmerzen."

„Ja, ja, jammre nicht so herum du Kleinkind."

„Ich bin abgestochen worden wie ein Schwein, das geschlachtet wurde, wie gedenkst du sollte ich mich verhalten."

Er kam zu mir und setzte sich neben mich. Ich und Roro hielten die Wunde noch zu. Noman sah an mir herunter und lächelte.

„Was grinst du so dämlich?"

Er wollte die Stelle betäuben, noch ich hielt ihn davon ab. Ich war es gewöhnt, genäht zu werden, also tat es nicht mehr weh. 

„Nichts, nur ein nicht enden wollendes Deja Vu. Wenn ich jedes Mal dafür, wenn ich dich zusammenflicken muss, Gold bekommen würde, dann wäre ich reicher als Thorsten."

Er zog meine Hand und Roros Flügel weg und sah sich die Wunde genauer an. 

„Warum machst du es dann noch?"

„Das ist die einzige Chance dich halb nackt zu sehen."

Roro pickte ihn und legte sich unter meinen anderen Arm. Mir war etwas schwindelig, aber er machte seine Sache gut. 

„Er hat Solar sei Dank nur Muskel erwischt, keine Organe. Bist du dir sicher, dass ich dich nicht betäuben soll?"

Er schmierte sich eine cremige Substanz auf die Finger. Das war weder Nadel noch Faden. Später gestand er mir, dass das eine Art Haftcreme für Stichwunden war. Er wollte sie an mir das erste Mal ausprobieren.

„Ja verdammt."

„Wie du willst."

Das letzte, woran ich mich erinnern kann, ist, wie er auf Teufel komm raus, diese Substanz in meine Wunde steckte, ich aufschrie, Roro schimpfte und Noman angriff. Ich war nicht ohnmächtig, aber mein Gehirn hatte einfach beschlossen den Rest zu vergessen. 

Zwei Stunden später saßen Noman und ich mit Thorsten und dem Rest, der nicht im Gefängnis saß, in der letzten Konferenz des Krieges. Optimistisch? Vielleicht waren wir das, aber es sollte wirklich die letzte Konferenz sein. Roro saß auf meinen Schoß, Merlin saß auf dem Schülerplatz hinter mir. 

„Erster Tagesordnungspunkt. Der Notfall, der heute Morgen live übertragen wurde. Loki, es ist sehr schön, dass du schon wieder auf den Beinen bist."

Ich nickte nur und schmulte wütend zu Noman. Er hatte diese Wunde gefingert, dieses perverse Stück Arzt und grinste sich nun ins Pfötchen. 

„Also, wie verfahren wir mit dem hohen Magier Riguldo?"

Fragte Thorsten. Der Grund, warum Merlin dabei war, war einfach, dass er gerade wieder den Zustand von ich muss Loki beschützen aufrechterhielt, außerdem planten wir den letzten Schachzug gegen die verbleibenden Negativen. Wie dem auch sei, lasst uns weitermachen. 

„Riguldo hat uns betrogen und das nachweislich nicht gerade sehr geringfügig. Schicken wir ihn für den Rest seiner Tage nach Lusania."

Schlug Nummer acht wütend vor. Ein paar andere hohe Magier stiegen ein in seine Wut. Ich hob die Hand, um etwas zu sagen, damit ich ihnen etwas den Wind unter den Segel nehmen konnte: 

„Wir sollten vielleicht nicht direkt von null auf hundert gehen. Es reicht schon, wenn wir ihn seinen Rang aberkennen und ihn damit auch Solars Garten nehmen."

Alle sahen mich so an, als ob ich nicht mehr alle Tassen im Schrank hätte, sogar mein bester Freund sah mich so an, ich war mir sogar sicher, dass mich Merlin so ansah. Roro machten die Blicke der anderen hohen Magier wütend, er sprang von meinen Schoß und wollte schon meckern, als ich ihn an seinen Füßen festhielt und zurück auf meinen Schoß zog. 

„Loki hat schon Recht, wir dürfen nicht vergessen, dass wenn wir Riguldo den Garten der Solar nehmen, das allein schon schlimm genug für ihn wäre, wenn wir bedenken, dass Solar seine einzige Liebe war. Aber ich finde, dass auch ihr Recht habt, wenn ihr sagt, dass Riguldo noch mehr bestraft werden sollte."

Thorsten holte ein Buch aus seinem Mantel. 

„Ich habe mir erlaubt das Regelwerk unserer Welt mitzubringen."

Er schlug es auf und eine Wolke aus Staub kam ihn entgegen. Er schmökerte darin herum. Bis er seinen Zeigefinger auf einen Satz legte. 

„Sollen wir ihn verbannen?"

Fragte er und es wurde kurz ruhig. Dass das aus Thorstens Mund kam, konnte keiner glauben. Merlin sah Thorsten auch etwas entsetzt an. Aber ein Widerwort kam auch nicht. Exil war in unserem Verstand die Menschenwelt, dort wäre er wahrscheinlich besser dran als in Lusania. 

„Daher, dass ich keine Widerworte höre, stimmen wir darüber ab. Wer ist für seine Verbannung?"

Ich sah dezent über meine Schulter zu Merlin. Er nickte nur, auch wenn er etwas niedergeschlagen aussah, bei genauerem Hinsehen sah man diesen Blick auch bei Thorsten. Die Abstimmung hingegen zeigte keine Gnade für ihn. Sogar Thorsten hob die Hand. 

„Wann ziehen wir es durch?"

Fragte Nummer acht vorsichtig. 

„Sofort nach der Konferenz. Ich möchte, zumindest was das angeht, mir keine Sorgen machen müssen."

Meinte Thorsten. Wir würden nach dem Krieg nach einer neuen Nummer sieben suchen. 

„Dann lasst uns zum nächsten Punkt gehen, den höchstwahrscheinlich letzten Schachzug in diesem Bürgerkrieg. Loki, was denkst du?"

fragte mich Thorsten freundlich, um die gesamte, letzte Szenerie zu vergessen. Ich räusperte mich und sofort schmerzte meine Wunde wieder, was ich geschickt unterdrückte. 

„Ich denke, es wäre besser, wenn wir sie dieses Mal in ihren letzten Versteck angreifen. Das Familiendorf der Jeevah ist in einem Kreis aufgebaut, wenn wir sie einkesseln müssen sie die Portale nehmen."

„Was ist, wenn sie wieder durch die Portale zurückkommen? Du hast damals selbst gesagt, dass bestimmte Magier sehr wohl wieder aus der Anderswelt ausreisen können."

Warf mir Nummer zehn an den Kopf. 

„Nummer zwei und ich haben noch einmal mit Asmodeus Jeevah geredet. Er hat uns verraten, wie die illegalen Portale aufgebaut sind."

„Wir haben einen Trank dazu entwickelt, wir haben ihn bisher leider nur zwei Mal testen können. Es hat jedoch immer gewirkt." 

„Okay, dann legen wir noch fest, wann wir angreifen wollen."

Ich erspar euch die restlichen langweiligen, und eigentlich auch sehr geheimen, Gespräche der Konferenz, wir traten aus dem Konferenzraum und ich wollte mich eigentlich kurz, mit Roro auf dem Kopf, umziehen, als mein Kommi vibrierte. Thalia versuchte mich zu erreichen, ich ging mit einen verliebten Lächeln ran, doch als ich sie sah, verlor ich es sofort. Sie rannte und war am Kopf verletzt. 

„Loki, Loki, bitte hilf uns, wir werden angegriffen!"

Hinter ihr hörte ich ein hohles und tiefes Zischen und Matts grausames Lachen im Hintergrund. 

„Genau Loki, komm!"

Schrie er, bevor die Verbindung abbrach und Thalia mir ihren Standort mitteilte. Sie war in der Nähe von Whalia, meiner alten Heimat. Ich setzte Roro ab und suchte ganz schnell einen Trank zum Teleportieren.

„Sag Merlin was passiert ist und schick ihn nach Whalia."

„Warte Loki, du willst doch nicht wirklich allein dahingehen! Du kannst gerade deine Magie nicht einsetzen und verletzt bist du auch noch."

„Ich kann nach wie vor mit dem Schwert kämpfen. Flatter jetzt los."

Das war ein Fehler, ein gewaltiger Fehler. Ich fand endlich einen Portaltrank, als Roro endlich die Fähigkeit zum Fliegen zurückerlangt hatte und die Flatter machte. Ich sprang exakt zu dem Standpunkt und rannte direkt in Matt und Allector. Sie standen mit dem Rücken zu mir und lachten. Ich hielt Abendrot schon lange fest in meiner Hand. Von Thalias Versorgungstrupp war nichts zu sehen. Ich schlich mich an und wollte sie beide niederstrecken und endlich nach Thalia und dem Versorgungstrupp suchen. Mein Herz war wie stillgelegt, eigentlich hatte ich die Hoffnung nach wie vor nicht aufgegeben, Matt von der Gedankenkontrolle zu erlösen. Vielleicht konnte ich das noch schaffen, also zielte ich zuerst auf Allector. Dann aber drehten sie sich um und hielten einen goldenen Strang Aura in der Hand. Es war wie damals in Sebteka. 

„Zu spät."

Ich spürte, dass war das letzte bisschen Seele von Thalia, den er da langsam fallen ließ. Das spürte ich klar und deutlich. Er hatte sie genau wie Atrien mit Mortiers umgebracht. Es war, als würde sie mich umarmen und sich entschuldigen, dass sie nicht stark genug war. Die Welt um mich herum war wie in Zeitlupe erfroren, als ich auf die Knie ging. Mein Kopf war leer, sie war weg, Thalia, er hatte sie einfach umgebracht. Abendrot lag neben mir und es war, als würde mein glänzendes Schwert in dem Moment ein paar Risse bekommen. Mein Kopf realisierte erst gar nicht, was diese ekelerregenden Kreaturen getan hatten. Sie hatten meine Geliebte getötet. Ich sah sie an, wie sie über mir standen und lachten. 

„Der hohe Magier Nummer eins, Loki Esyia Jeevah, am Boden vor zwei Negativen, denen sie vor ein paar Tagen noch so zugesetzt hat. Weißt du, Meister Urian und der ehrwürdige Nightmare wollen dich nach wie vor auf ihrer Seite, ich und Allector wollen aber was anderes."

steh auf, Loki, steh verdammt noch eins auf! Meine Verletzung war aufgerissen und blutete, ich konnte mich kaum bewegen vor Schock und vor Schmerzen, ich hatte Schmerzen in jeglicher Form. Das Lachen war beiden vergangen, als Allector sich langsam auf mich zu bewegte. Ich konnte nur die Arme heben, um mich vor seinem Maul zu schützen. Er biss mir erst in den linken Unterarm und dann, als ich endlich denken konnte, und mit Abendrot ihn angreifen wollte, aber er das sofort und biss mit in den rechten. Matt nahm mir das Schwert ab. 

„Es ist gut, dass Riguldo dich verletzt hat. Sonst hätten wir diesen Schritt niemals machen können. Nightmare sei Dank, dass wir einen Kommi von euch stehlen konnten."

Ich spürte das Schattengift in meinen Körper. Es brannte so schlimm, dass ich meine andere Verletzungen vergaß. Meine Blutadern wurden schwarz, tiefschwarz. Ich hatte keine Impfung dabei, also war ich schon so gut wie Tod. Ihr ahnt wahrscheinlich, dass mir das in dem Moment egal war. Matt packte mich und riss mir das Diadem von Kopf und warf es weg. 

„Du weißt es wahrscheinlich schon, aber wir werden dich so lange quälen, bis du Tod umfällst."

Ich sah die Beiden an und man merkte, ich wollte nicht mehr. Also packten sie mich und schliffen mich den Weg entlang, zurück nach Hause. 

Und hättest du ein paar Minuten gewartet, wären Noman, Thorsten und ich gekommen und hätten dich gerettet. 

Merlin, bitte, versuch es mir so einfach wie möglich zu machen, indem du mir kein schlechtes Gewissen einredest. 

Sie ketteten mich in einer Art Grotte an eine Wand. Der Raum war eng, verdammt eng, die Tür lag einen Meter vor mir und schwang auch noch nach innen, sie erwischten mich fast jedes Mal, wenn sie die Türe aufmachten. Die Beiden kamen oft rein und raus, eigentlich kam nur Matt rein und raus, Allector hatte sich noch nicht gezeigt. Er hatte mein Oberteil ausgezogen, so dass ich nur in BH und Hose vor ihm stand. Er hatte irgendein Stück Holz in der Hand, was er mir in den Torso rammte. Schatten aber bescherte mir so viel Schmerzen, dass mir alle andere egal war. Es war als würden kleine, spitze Kieselsteine durch meine Adern fließen. Ich konnte nicht einmal mehr schreien, so sehr schwächte mich das Schattengift. 

„Ach, reicht dir das nicht, bist du dir zu fein, um zu schreien? Was passiert wohl, wenn ich dir die Wunde aufmache?"

Er riss mir die Mullbinde vom Körper und ich musste leicht lachen, als er feststellen musste, dass die Wunde schon lange offen war: 

„Tja Starset, mein Körper ist dir zuvor gekommen…"

Hauchte ich und aus meinen Mund kam Blut. Er wurde wütend und schlug mir mit der Faust ins Gesicht. Wie ich schon sagte, es tat nichts mehr weh. 

„Mein zu Hause hat sich ganz schön verändert… Es ist zu einen noch größerem Drecksloch geworden."

„Oh nein Loki, es ist wunderschön. Das ist das, was uns unser Heiland versprochen hat. Die Erlösung von allen strickten Unterdrückungen der widerlichen Geschwister."

Er rückte mir noch zusätzlich auf die Pelle, er war zu nah bei mir und atmete mich an. 

„Du hast weder deine besondere Fähigkeit noch deine Blutungen, bei Nightmare du bist noch ein Kind und wurdest zu einem hohen Magier, wie verzweifelt musste dein Höchster sein, dich zu nehmen?"

Ich hatte so Schmerzen, dass ich ihm nicht unter die Nase schmieren konnte, dass ich außer Allector alle Kinder der Negativen vernichtet habe, dass meine Taktiken die Negative auf nur noch einhundert dezimiert hatten und dass ich außerdem seine besondere Fähigkeit praktisch nutzlos gemacht habe. Er riss mich an den Haaren und warf meinen Kopf in den Nacken. 

„Sag mal, deine kleine Freundin wollte nicht rausrücken, was du ihr anvertraut hast. Also muss ich jetzt an die Quelle, wo sind eure Zivilisten? Wo kann ich euch alle abschlachten."

Ich grinste, sammelte etwas Blut in meinen Mund und spuckte es ihm ins Gesicht. Er beleidigte mich und trat mir in dem Bauch. Noch mehr Blut kam aus meinen Mund und verteilte sich in der kleinen Kammer. Fluchend verließ er die Kammer, um sich mein Blut aus dem Gesicht zu waschen. Er machte die Tür hinter sich zu. Jetzt konnte ich weinen. Thalia… war Tod, warum schien das mein Hirn erst jetzt zu realisieren? Verfluchter Riguldo, verfluchter Allector und verfluchter Matt… sie alle waren schuld. Ich weinte und sah, wie meine Tränen sich mit meinen Blut auf dem Boden vermischten. Nein, es war meine Schuld, ich war zu unvorsichtig in der Bibliothek, ich war zu langsam hier gewesen und ich habe mich nicht rechtzeitig verteidigt. Die Tür wurde wieder geöffnet, mit allerletzter Kraft konnte ich den Kopf heben. Vor mir stand diese verfluchte Schlange von Allector. 

„Endlich habe ich dich vor mir du kleine Mörderin."

Ich sah ihn an und man sah, am liebsten hätte ich ihn Abendrot durch den Hals gejagt. Er hielt meine Arme noch zusätzlich fest, als wäre ich nicht schon gefesselt genug und biss mir ins rechte Schlüsselbein, ganz nah an der Schulter. Er biss sich richtig fest und ich merkte, es wurden immer mehr Kieselsteine in meinen Adern. Sie wurden größer und spitzer, er biss weiter nach links. Mittlerweile war ich der Magier, der die meisten Bisse von Allector und damit die meisten Infektionen mit Schatten bekommen hatte. Er wanderte zum linken Schlüsselbein und dann noch ein paar Zentimeter weiter, so waren fast schon gespiegelt zu denen auf der rechten Seite. Ich zitterte vor Schmerzen, es war wie ein schlimmes Fieber, gepaart von den anderen Symptomen, die ich schon erwähnt habe. Meine Gedärme drehten sich in mir. Mein Herz zerplatzte und mein Körper wurde von einen ungesunden grau braun Ton durchzogen. Ich spürte, dass meine Augen und meine Nase bluteten. Mir war so schwindelig und ich kotzte, ob es Blut oder normales erbrochenes war, konnte ich nicht mehr einschätzen. Er sah mich erwartungsvoll an, er wollte wissen ob ich vor Schmerzen weinen oder auch nur ein wenig zischen würde, doch diese Genugtuung gönnte ich ihm nicht. Ich sah in sein Gesicht und zeigte ihn mein bestes, emotionslosestes Pokerface. Er knurrte und verschwand wieder. 

Nach einiger Zeit wurde ich wieder klar und vor mir stand weder Matt noch Allector. Es war Merlin, nein, oder? In Wirklichkeit stand Urian vor mir. Er versorgte meine Wunden und wirkte dabei sehr konzentriert. Als er sah, dass ich wach war, drehte er sich um, schrie: 

„Schaut, dass wir Ruhe haben."

Und knallte die Zellentür zu. Komisch, in diesem Moment dachte ich positiver über den Verräter Urian, der eine Rebellion entflammt hatte, seine eigen Schwester jeden Knochen im Körper gebrochen hatte und Merlin mehr als einmal schlimm verletzt hatte, als über meinen eigenen Bruder. Urian war klar im Kopf und machte all diese Dinge bewusst, mein Bruder nicht, dass ist mir sehr wohl bewusst, trotzdem mochte ich ihn in dem Moment mehr sehen. Ich wollte ihm sagen, dass ich wusste, dass er ein Spion war und ich ihn befreien konnte. Doch aus meinen Hals kam nur ein komisches Stöhnen, von dem ich erst gar nicht zuordnen konnte, dass er zu mir gehört. 

„Streng dich nicht allzu sehr an. Du bist sehr schlimm dran. Sei dir gewiss, dass Matt und Allector ihre gerechte Strafe bekommen. Die Beiden sind nur eifersüchtig und fürchten deine Macht, da du einmal sogar mich übertreffen wirst, du musst nur noch überzeugt werden."

Komm schon Loki, rede, sag ihm etwas. Er sah mir in die Augen und ich merkte, er wollte auch, dass ich etwas in die Richtung sage. Doch mein Mund bekam nichts raus. Er sah hinter sich und holte dann seinen Kosmosbeutel aus seiner Robe. Er zog meinen Kommi, meinen Kosmosbeutel und Abendrot heraus und stopfte Abendrot in meinen Kosmosbeutel rein. 

„Hör mal Kleines. Ich weiß, dass du die Wahrheit über mich kennst. Ich weiß, dass du wahrscheinlich versuchst mich zur Umkehr zu überreden. Ich muss dich da leider enttäuschen, es gibt für mich leider kein Leben mehr in Elystria. Aber ich bitte dich, höre mir kurz zu. Falls ich dort drüben sterbe, möchte ich, dass zumindest eine Person weiß, dass ich klar im Kopf und… eigentlich gut bin."

Er tat so, als würde ich das Überleben. Sechs Bisse und ich hatte nicht Nomans Zauberimpfung. Das würde ich nicht überleben. Trotzdem nickte ich. 

„Merlin, Mewina, Sajin und ich haben uns durch so viel Scheiße gekämpft, als wir noch Kinder waren. Die Drei waren so stark und haben immer, immer für uns gekämpft und ich… ich war nur ein schwaches, krankes, nutzloses Kind. Das änderte sich als Riguldo kam und mich und Merlin aufnahm und aufpäppelte. Ich stand immer an der Seite meiner jüngeren Geschwister, er war ein Genie, lernte schneller mit Magie umzugehen als wir anderen, sie eine starke Kriegerin, die keiner von uns jemals in einen Kampf besiegen konnten und Sajin war ein kluger Kopf, der eine der stärksten Fähigkeit in ganz Elystria gemeistert hatte. Ich… liebte und bewunderte die Drei. Aber ich stand leider auch in ihren Schatten. Ich war der zweit schwächste Schüler von Riguldo, Thorsten war noch schlechter. Ich wollte unbedingt die Aufmerksamkeit von meinen Retter. Jahrelang habe ich alles für diesen Mann getan. Sogar so eine selbstzerstörerische Mission. Aber ich war ihm egal, er wendete sich ab und ließ mich hier in der Dunkelheit im Stich. Also rebellierte ich. Ich bin nicht böse, ich bin aber auch nicht gut. Also versuche nicht mich zu retten, wenn ich dich befreie, behandle mich wie alle anderen Negativen und verbanne mich."

Ich sah ihn an, sah er nicht richtig, ich war halb Tod. Da zog er eine Spritze aus seiner Tasche. 

„Dieses Mittel ist zwar nicht so gut wie das von deinen Arztfreund, aber es wird dir Kraft geben, die Kraft, die du brauchst, um diesen Krieg zu gewinnen. Es bewirkt eine Rückkupplung von Schatten. Tu mir ein Gefallen und sag Merlin nichts von dem, was du über mich weißt. Wir kennen ihn sehr gut, er würde wahrscheinlich auf die waghalsige Idee kommen, mich retten zu wollen. Ich möchte, dass er und meine ganzen anderen Mitschüler glücklich werden und das wenigstens eine Person weiß, was alles wirklich passiert."

Ich quickte und versuchte mit ihm zu reden. Er fuhr mir liebevoll durch die Haare und rammte mir die Spritze in den Arm. 

„Das Mittel wird in zwanzig Minuten wirken. Mach sie alle fertig Loki und pass auf meinen kleinen Bruder auf."

Er zog sie wieder raus und verließ die Zelle. Ich hörte noch, wie er ein paar Worte mit den Wachen wechselte und dann schlief ich noch einmal kurz ein. Aber nach nur fünf Minuten weckte mich eine starke Aura wieder auf. Diese Aura kam mir bekannt vor. Ich war nicht mehr in der Zelle, sondern in der Welt der Anuyomi und vor mir stand der König. 

„Hallo Loki. Lange nicht mehr gesehen."

Mein Körper fühlte sich heil an, meine Stimme war wieder da, das konnte nur eines bedeuten.

„Bin ich endlich Tod? Machst du mich jetzt zu einen von deinen?"

„Weder das eine noch das andere. Du bist mir lebend mehr wert als Tod, also mach ich dir noch ein Angebot."

Ich sah ihn gequält an, warum konnte er mich nicht einfach zu sich holen. Ich habe dort nichts mehr, was mich hält. 

„Ich gebe dir die Kraft, alle vier Anuyomis, die du kennst, zu rufen, kombiniert mit dem Heilmittel deines Onkels wirst du damit alle deine Gegner besiegen können, ohne großartige Probleme. Schatten wird dich zwar die nächsten sechs Wochen quälen, aber es kann dich nicht töten."

„Was willst du dafür im Gegenzug?"

Wenn er eine Mimik gehabt hätte, dann hätte er mich schamlos belächelt. 

„Das sage ich dir, wenn die Zeit dafür gekommen ist. Aber jetzt erstmal, wach auf und vernichte die Negativen."

Ich wachte auf und spürte ein Feuer in mir brennen. Ignistra war mir schon immer vertraut, aber dieses Feuer in mir war so stark wie noch nie. Meine Hände waren befreit, ob es Urian war, oder der König ist mir bis heute nicht ganz klar. Ich hob meine Sachen auf und steckte sie ein, danach zeichnete ich, wie in einer Art Automatismus die Zeichen der Anuyomi Unkreaturen, auch das des König, auf den oberen Teil meines Unterarmes, da wo Allector mich nicht erwischt hatte. Meine Augen wurden flammend grün und ich setzte Ignistra Feuerexplosion ein, um mich aus meinen Gefängnis zu befreien. Die Flammen waren grün und die Wachen ergriffen direkt ohne Kampf die Flucht. 

„Scheucht alle in die Portale, sie sollen nicht flüchten können."

Sagte ich zu den Anuyomi Kreaturen und die Fremden, die Monster und der König befolgten das auch, nur die Assassine blieb in meiner Nähe und wachte über mich. Ich ging vor, ganz entspannt, in dem Moment gab mir Urians Mittel, Schatten und das Angebot des Königs so viel Kraft, dass ich nur an den Spruch, den ich sagen wollte, denken musste und schon war er beschworen. Ich brauchte keine Waffe, die Feuerkugeln, die ich mit Ignistra beschwor, reichten als Waffen, ich warf sie und verbrannte binnen kürzester Zeit das Haupthaus. Als ich heraustrat rannten die Negativen und versuchten sich vor den Unkreaturen zu retten. Leider war es nur eine Frage von Sekunden, bis ich die Kontrolle über meinen Verstand verlor und wie ein Psychopath lachte und mit Feuer um mich schlug. Ich sah, wie die schwachen Negativen vor mir wegrannten, einige waren Mitglieder meiner eigenen Familie. Ich kann mich nicht mehr ganz so gut an den Kampf erinnern, ich versuche aber meine Erinnerungen aneinander zu schustern. Ich weiß nur noch, dass ich wahnsinnig wütend war und Spaß dabei empfand sie zu verscheuchen. Man hörte mein Lachen wahrscheinlich in ganz Elystria, bis mich die Assassine antippte und wieder verschwand, hinter ihr schlängelte Allector mit hoher Geschwindigkeit auf mich zu. Ich warf eine Feuerkugel nach ihm und er fiel etwas weiter nach hinten. 

„Du bist stärker, als ich gedacht habe. Aber wenn ich dich noch einmal beiße, dann ist das Thema auch erledigt."

Ich lachte nur und hielt Abendrot in der fest in meiner Hand. Ich machte mich bereit, als er mich erneut angriff schnitt ich ihn die beiden linken Arme ab. Er war so schockiert davon, dass er die Deckung verlor und mir die Möglichkeit gab ihn endgültig den Kopf abzuschlagen. Ich keuchte nicht einmal, als ich den Schädel aufhob und mein Notizbuch hervorholte. Ich war eh schon wie ferngesteuert, aber wenn man seine besondere Fähigkeit bekam, war man wie in Trance. Dürfte ich vorstellen meine besondere Fähigkeit, die Libara Magie. 

„Libara collectoralis."

Der Schädel erschien als Zeichnung in meinen Buch, als Überschrift wurde „Der Schädel des Allectors" eingeblendet. Die Libara Magie besteht aus drei Teilen, Libara collectoralis, der ein Lebewesen oder Gegenstand in ein Buch aufnahm, Libara selecta, der es aus dem Buch heraufbeschwor und Libara Memoralis, bei dem ich meine Erinnerungen aus meinen Kopf in ein Buch verbannen konnte. Warum ich ausgerechnet den Schädel da rein verbannte, wusste ich nicht genau, wahrscheinlich zum Ausprobieren. Darin würde ich auch später meine Wesen verwahren, das erkläre ich auch noch in diesem Buch, wie. Aber jetzt erstmal wieder zurück zum Kampf. Ich sah Matt in Richtung des roten Portals rennen. Noch könnte ich ihn aufhalten und erlösen, aber ich sah ihn nicht mehr als meinen Bruder, sondern als Feind in dem Moment. Er hatte Atrien getötet, er hatte Thalia getötet, er war mein größter Feind. Ich lief langsam und drohend auf ihn zu. 

„Brüderchen, komm Tanz mit mir, beide Hände reich ich dir, einmal hin, einmal her, rundherum das ist nicht schwer."

Sang ich und lachte wieder als ich den größten Feuerball, den ich an dem Tag und in meinen gesamten Leben beschwor und warf ihn nach ihn. Doch er konnte sich noch durch ein Portal retten. Der letzte, der noch dort war, war Urian. Er sah mich schockiert an, dass sein Mittel mich so aufputschen würde, hatte er nicht ahnen können. Ich griff ihn erstaunlicherweise nicht an, soweit konnte ich noch denken. 

„Du kannst noch zurück…"

Murmelte ich und lachte nicht mehr. Er lächelte mich lieb an, aber schüttelte nur den Kopf. Vorsichtig und langsam kam er zu mir und sagte: 

„Ich kann nie wieder zurück. Ich spüre, dass Merlin in der Nähe ist, ich habe einen Aurenstrang hierhergelegt, er ist gleich da und kümmert sich um dich. Geh deiner Aufgabe als Hoher Magier nach, Loki Esyia Woods und beschütze die magische Welt, wenn ich es schon nicht kann."

Ich hörte jemanden in der Ferne nach mir rufen. Es waren Noman, Thorsten und mein Meister. Trotzdem drehte sich Urian um und ging als letzter Negativer durch das Portal. Aber er drehte sich zu mir, lächelte und warf mir noch eine Phiole zu. Es war der Verschließer, den Noman und ich gemacht hatten. 

„Mach schön hinter mir zu, ja?"

Danach ging er durch das Portal und ich warf die Phiole. Das rote Portal verschwand und ich stand allein in einem Meer aus grünen Flammen. Ich ging auf die Knie, die Wirkung vom Mittel und vom König verschwand langsam. Mein Körper wurde schlaff, außer der Assassine verschwanden auch die Unkreaturen. Ich sah durch die grünen Flammen jemanden kommen. Es war Merlin. Er sah mich noch nicht, bis die Assassine ihn am Arm packte und ihn zu mir führte. Ich sah hoch zu ihn, die Bisswunden waren sichtbar und sie schockierten ihn. Er ging zu mir auf die Knie und schrie nach Noman. 

„Es tut mir leid Meister, ich konnte unsere großen Brüder nicht retten."

Danach verschwanden die grünen Flammen aus meinen Augen, um mich herum war es aber nach wie vor grün. Ich war so müde, mein Körper brannte furchtbar. Ich kippte auf seine Brust. 

„Loki, keine Sorge, das wird schon wieder. Ich werde dir helfen, Noman ist auch gleich hier."

„Ich habe sie verloren, Merlin… Thalia ist Tod."

Er nahm mich in den Arm und drückte mich an sich.

„Ich weiß, es tut mir so leid, mein Kind."

„Ich kann nicht mehr, Merlin. Ich habe alles verloren."

Danach wurde ich in den sicheren Armen von Merlin wieder bewusstlos. 

Wäre ich doch nur schneller gewesen, dann hätte ich früher die Wahrheit über ihn gewusst. 

Ist aber auch meine Schuld, ich habe nicht mit offen Karten gespielt. Aber du hast ja gesehen, sie hätten dich vielleicht auch umgebracht. 

Außerdem hast du meinen Bruder etwas versprochen und es auch eingehalten. Dafür bin ich unendlich stolz auf dich. 

Ich wachte vor Schmerzen auf und hielt den Arm von irgendjemanden fest. Die Kieselsteine waren mittlerweile riesig und hatten höchstwahrscheinlich auf Feuer gefangen. 

„Loki, Solar sei Dank, du bist endlich wach. Du hast fast zwei Wochen geschlafen."

Ich wollte was sagen, aber es funktionierte nicht. Noman legte meine Hand wieder auf meinen Bauch und sah mir in dem Mund. Es war kalt, ich lag halb nackt vor ihm in meiner Hängematte. 

„Du hast den Krieg endlich beendet und drei Mal darfst du raten, die Zivilisten sind auch schon wieder da. Sie konnten es nicht mehr abwarten, uns bei den Aufbau von Elystria zu helfen. Die Magier verehren dich als Heldin."

Dann sah er mir in die Augen und schreckte kurz zusammen. Ich wollte nicht wissen, wie ich aussah, aber gerade tat es schon extrem weh, die Augen offen zu halten, ich konnte nicht einmal die Hand wieder heben.

„Das wird schon wieder, was auch immer du für ein Mittel bekommen hast, es hat dich gerettet, aber die Schmerzen sind trotzdem da. Ich bin schon dabei, sie dir zu nehmen. Mach dir keinen Kopf, ich bin bei dir und ich gehe auch nicht weg, Sajin und Merlin arbeiten unten an einem Heilmittel. Kalli und Ignis kommen auch bald."

Was, nein! Ich wollte nicht, dass Kalli mich so sah. Ich versuchte zu protestieren, doch er hielt mir den Mund zu. 

„Ist schon gut. Trotz seiner Türphobie hat Merlin erlaubt, dass ich dir eine hier einbaue, ich verschließe sie, wenn ich raus gehe und ansonsten bin ich eh immer hier."

Geh bitte, die anderen brauchen dich dringender. Er nahm sein Stethoskop und hörte mein Herz ab. 

„Ah das hört sich schon gut an. Blinzle einmal, wenn die Schmerzinfusion anschlägt, zwei Mal, wenn nicht."

Junge ich bin gerade vor Schmerzen aufgewacht, also blinzelte ich zwei Mal. Er nickte und stand auf. 

„Ich habe mir erlaubt deinen Schreibtisch zu benutzen. Ich mache dir kurz eine noch stärkere Infusion. Einen Moment ich rufe Merlin, er macht sich ganz schön Sorgen um dich, auch wenn er es nie zugeben würde. Aber er verschont uns nicht von den ganzen Vorwürfen, die er sich macht, es wird ihm gut tun dich zu sehen."

Er holte seinen Kommi und rief nach Merlin. 

„Willst du Roro, Blue und Stolas auch sehen? Einmal blinzeln für ja, zwei Mal für nein."

Ich blinzelte einmal, ich musste einfach sehen, ob es ihnen gut ging.

„Gut, dann rufe ich sie auch her."

Eine Minute später stürmte mein Meister in mein Zimmer, was meine Mundwinkel leicht anhob, hinter ihm fielen auch die drei anderen rein. Die beiden Eulen setzen sich an mein Fußende, so wie Blue, nachdem sie das Fenster für Atria geöffnet hatte, sie steckte ihren Kopf auch rein. 

„Wir haben und so Sorgen um dich gemacht, geht es dir gut?"

Fragte Stolas ruhig und vernünftig. Ich wollte was sagen, aber Merlin sagte: 

„Lasst sie noch nicht reden. Sie ist noch schwach."

Er nahm vorsichtig meine Hand, was auch so weh tat, aber ich ließ ihn trotzdem. Seine Wärme war so schön und spendete mir ein wenig Trost. Ich sah Roro weinte gleich, was er auch dann tat. 

„Wieso hast du mich weggeschickt, ich hätte dir geholfen!"

Er flog zu mir und legte sich in die Beuge meines Arms. Ich musste auch fast heulen, als er sich an mir ausweinte. Merlin fuhr mir durch die Haare und richtete sie etwas.

„Du hast mich ganz schön erschreckt, Kleines. Ich habe gedacht, dass ich hätte dich endgültig verloren."

Ich versuchte die Augen zu bewegen, aber ich konnte nicht. Ich wollte sehen, was Norman machte, aber es war, als würde ich versuchen Felsen zu bewegen. Dann kam Noman und steckte eine andere Fusion an. 

„Die ist stärker, ich hoffe, du hast damit weniger Schmerzen, ansonsten muss ich sie noch stärker machen und das könnte dich abhängig machen."

Ich merkte nach ein paar Minuten, dass es wurde, so viel besser, dass ich meine Augen endlich bewegen konnte und auch meine Arme. Ich drückte Roro ein wenig. Nun das der Schmerz weg war, merkte mein Körper, dass er durstig war. Ich versuchte mich mitzuteilen. 

„D… D… Dur…Durst."

Moon, war das Anstrengen und ich nuschelte wie sonst was, dass mich Noman und Merlin verstanden hatten war ein Wunder. Die beiden sahen sich unsicher an und flüsterten: 

„Denkst du, sie kann schon schlucken?"

„Ich bin ehrlich gesagt schon erstaunt, dass sie überhaupt schon wach ist. Sie steht noch extrem unter Schock."

Bitte was, ich zeig euch gleich, wie gut ich schlucken kann! Um Moons Willen hört sich das zweideutig an. Im selben Moment betrat Sajin mit einer Kanne Tee den Raum und vier Bechern. 

„Sajin, du kommst im richtigen Moment. Loki hat Durst."

Er sah mich und lächelte mich erleichtert an. 

„Schön zu sehen, dass du noch da bist. Ich habe grünen Tee mit Honig gemacht."

Er schenkte ein und verteilte es an uns. Noman pustete meine Tasse kühl und steckte einen Strohhalm rein. Dann bückte er sich zu mir und stopfte mir das eine Ende in den Mund. Ich saugte sofort so viel wie möglich ein und siehe da, ich verschluckte mich. Er nahm die Tasse weg, drehte mich auf die Seite und klopfte auf meinen Rücken, bis es besser wurde. Oh Moon tat das weh, aber die Schmerzmittel kompensierten das sofort. Er legte mich wieder anständig hin. 

„Saugen kannst du schon, aber schlucken ist noch schwer."

Ich wollte es noch einmal ausprobieren, dass sah Noman in meinen Blick. 

„Sei nicht gierig, sondern nimm kleine Schlucke."

Ich nickte nur ein bisschen. Er gab mir wieder den Becher und den Strohhalm und ich nahm einen kleinen Schluck. Es war warm und durchflutete meinen Mund mit Erfrischung. Ich machte so weiter, bis ich die ganze Tasse ausgetrunken hatte. 

„Willst du noch eine Tasse?"

Ich nickte und Noman schenkte mir noch mehr ein, die zweite Tasse machte ich auch platt. Danach wurde ich wieder müde. 

„Lassen wir sie weiterschlafen. Die Schmerzmittel machen sie müde."

Beschloss Merlin und wollte meine Tiere zusammentrommeln, ich schüttelte, was das angeht den Kopf und drückte Roro näher an mich. Ich wollte sie bei mir haben und Roro würde in Zukunft noch so einige Kuschelattacken ertragen müssen. 

Als ich das zweite Mal aufwachte war es mitten in der Nacht und Noman schlief auf dem Stuhl neben mir, umgeben von meinen Tieren. Mein Körper fühlte sich gut an, als könnte ich schon wieder aufwachen. Hatte ich die restliche Zeit geschlafen und Schatten hatte sich beruhigt? Ich hob den Arm, um nach meiner verfärbten Haut zu sehen. Immer noch dieses braun-grau, also war es noch nicht vorbei, Noman hatte lediglich die Dosis etwas erhöht, damit ich etwas schlafen konnte. Roro war auf meinen Bauch. Ich sah auf Nomans Kommi, der in seiner Hand lag, dass ich wieder drei Tage geschlafen hatte. Mein Magen knurrte, ich fühlte mich gut genug aufzustehen. Aber ich konnte meine Beine nicht bewegen. Ich strengte mich an und erhob meinen Oberkörper, Roro rutschte in meinen Schoß. Jetzt spürte ich wieder den Schmerz, er ließ mich leicht aufstöhnen. Das Schmerzmittel war nicht darauf ausgelegt, dass ich mich bewegen wollte. Vielleicht könnte mir Roro etwas aus der Küche hier hochbringen. Ja, das war der Plan, ich rüttelte leicht an ihm. Als Roro aufwachte sah er mich voller Freude an und wäre am liebsten auf mir herumgehüpft. 

„Oh Loki du hast so viel verpasst, als du geschlafen hast, so viel. Kalli und Ignis sind wieder da und sie haben Alezsa du A-Lyn aus dem abendroten Land mitgebracht, die Leben gerade wieder hier, weil Riguldo ja verbannt wurde. Das sie jemals wieder einen Fuß hier reinsetzen, hätte ich nie gedacht. Thorsten kommt auch fast jeden Tag zu Besuch und er will dir ein Denkmal widmen, du bist eine Heldin, eine große Heldin."

Er blubberte einfach drauf los, während ich vor Hunger starb. Ich rüttelte an ihm und er wurde ruhig. Ich versuchte zu reden.

„Hu… Hu…"

Mein Magen knurrte erneut. Dann fiel der Groschen endlich bei ihm. 

„Hast du Hunger?"

Ich nickte. 

„Noman hat einen Brei vorbereitet, ich hole ihn kurz."

Er flog runter in die Küche und ich versuchte meine Beine zu bewegen. Ich musste mich wahnsinnig anstrengen, aber ich konnte meine Beine aus der Hängematte bewegen. Immer wenn ich mich bewegte spürte ich Schatten. Ich sah mich um. Mein Zimmer sah aus wie eine Arztpraxis, aber ich sah meinen Kosmosbeutel mit dem Notizbuch. Hatte ich wirklich meine besondere Fähigkeit erlangt? Hatte ich Allector wirklich geköpft? Das war mein Ziel. Ich atmete durch, komm schon Loki, das ist nicht schwer, aufstehen und gehen. Doch im selben Moment kam Roro mit einem Glas und einen Löffel in den Krallen zu mir. Meine Augen funkelten und ich vergaß das Notizbuch. Er setzte sich neben mich, machte sich etwas größer und nahm den Löffel in den Schnabel. 

„Ich füttere dich."

Oh bitte nicht, ich kann meine Hand gut heben. Aber er schöpfte etwas auf seinen Löffel, den er im Schnabel trug, und ich wollte einfach nur essen. Es tat so gut zu essen. Ich war etwas ungeduldig und wollte mehr. Ich war wie ein Küken, so sah das wahrscheinlich auch aus, als Noman aufwachte. 

„Loki, du sitzt ja."

Ja du Idiot, schön, dass du auch mal wach wirst. Ne, jetzt mal wirklich, ich hätte ersticken können, und der würde schlafen wie ein Stein. Er nahm Roro den Löffel aus dem Mund und stellte das Glas weg. Nicht mein Essen, das tat in dem Moment mehr weh als mein Körper. Aber er nahm mich hoch. 

„Ich will nicht, dass du aus dieser dummen Hängematte fällst, ich setz dich auf den Stuhl und füttere dich da weiter."

Jede Berührung brannte wie Feuer, ich zeigte das auch, weswegen er mich schnell, aber trotzdem vorsichtig absetzte. Der Stuhl hatte eine Armlehne und war gepolstert, das machte ihn sehr angenehm, kein Wunder war Noman darin eingeschlafen. Woher kam der eigentlich? Mein Schreibtischstuhl war nicht einmal ansatzweise so bequem. Er sah er sich kurz die Infusion an. 

„Ich denke, vielleicht sollte ich die Dosis Schmerzmittel erhöhen?"

Er sah mich an, ich sah aber nur mein Essen an. 

„Du hast Hunger, ich versteh schon. Aber im Dunklen Essen ist nicht angenehm. Luxis Zimmerlicht."

Es wurde hell und ich kniff kurz die Augen zusammen. Ich sah erst jetzt, wie scheiße ich wirklich aussah. Ich war dünn, fast mager, geworden und meine Haut war furchtbar. Er gab mir endlich was zum Essen und sogar was zum Trinken. Als das Glas leer war fragte er mich noch einmal: 

„Loki, wenn ich die Dosis erhöhe, könnte es sein, dass du süchtig wirst. Aber du könntest dich wieder normal bewegen und das würde deine Rehabilitation beschleunigen. Ich könnte jetzt schon anfangen, dir das Sprechen und das Laufen beizubringen."

Ich überlegte und sah zu meinen Kosmosbeutel, wo die Wahrheit über meine besondere Fähigkeit lag. Ich sah auch mein Diadem dort liegen und ich hörte Kalli im Schlaf reden. Egal wie, ich musste wieder auf die Beine kommen. Also nickte ich und sah ihn entschlossen an. Er nickte auch, sah aber sehr besorgt aus. 

„Du weißt, ich werde dich jetzt ganz schön nerven."

Daher, dass ich wieder einmal nur in Unterwäsche vor ihm saß, ließ ich mich darauf aus und legte meinen Kopf auf seine Schulter. Er war jetzt der einzige Freund, den ich aus meiner Kindheit noch hatte. Ein paar Tränen kamen aus meinen Augen, bei dem Gedanken an sie. Er umarmte mich vorsichtig. 

„Jetzt aber nicht in Depressionen verfallen. Sie hätte gewollt, dass du wieder auf die Beine kommst. Weißt du was, lass uns mit einer einfachen Übung anfangen. Ich mache die Infusion und du hältst das Glas und den Löffel."

Er gab mir das Glas in die Linke und den Löffel in die Rechte und ich griff zu. Ich war optimistisch, was diese Aufgabe anging. Aber das Glas war so schwer, wie hundert. Ich zitterte und hatte wieder Schmerzen. Noman, beeil dich. Aber er kam auch schon. Er nahm mir beides aus den Händen.

„Super, ich wusste, du packst das schon."

Ich sah erst jetzt, dass ich auf der linken Hand eine Nadel hatte, daran hing die Infusion. Er stöpselte die eine ab, hielt aber inne bevor er die andere dran machte: 

„Du bist dir hundertprozentig sicher?"

Ich nickte. Dann machte er sie dran und ein paar Minuten später fühlte ich mich wieder besser. Ich sah ihn zuversichtlich an. 

„Willst du noch was halten?"

Ich nickte entschlossen. Roro, Blue und Stolas, die mittlerweile wach waren, feuerten mich leise an, damit wir die anderen nicht wecken. Er gab mir ein dünnes Buch in die Hand. Aber es fühlte sich so schwer an. 

„Geht das?"

Ich nickte und hob es noch etwas höher. Ich zitterte, doch er hielt meine Hand. 

„Sollen wir mit ein paar Sprachübungen weitermachen? Wenn deine Arme erschöpft sind, ist das okay."

Ich schüttelte den Kopf und deutete auf ein anderes Buch, ein dickeres. Siebenhundert Seiten dick, um genau zu sein. 

„Du bist aber euphorisch. Nein, wenn du weiter mit den festhalten machen willst, machen wir mit ein paar kleinen Bällen weiter."

Eine Woche später konnte ich perfekt, greifen, heben und festhalten. Ich konnte meine Hände über den Kopf halten, meinen Oberkörper hin und her bewegen und meine Beine waren auch keine Kartoffelsäcke mehr, ich konnte zwar noch nicht laufen oder stehen, aber ich konnte sie wieder bewegen. Mit dem Reden war es etwas kompliziert, ich redete bisher noch in Satzteilen, am liebsten waren mir Ja und Nein Fragen. Mein Zimmer hatte ich nach wie vor nicht verlassen, die Angst Kalli zu begegnen war zu groß, aber Ignis war zu Besuch gekommen, Alezsa und A-Lyn auch, Merlin kam fast stündlich rein und Noman war fast sowieso ständig hier drinnen. Die neuen Schmerzmittel waren stark, aber sie machten Schatten nicht weniger deutlich. Es war Halbzeit, nur noch drei Wochen mehr und es war vorbei mit dem komischen Aussehen und mit dem Schmerzen, die ich ohne starke Schmerzmittel nicht aushielt. Ich hatte mittlerweile netterweise Kleidung anlegen dürfen, daher dass ich nur noch Pflaster, an den Stellen hatte, wo die Zahnabdrücke waren, statt den komischen Mullbinden. Ich saß auf den Stuhl und las etwas. Mein Kosmosbeutel und mein Kommi lagen auf meinen Kleiderschrank, Noman wollte das als Ansporn nutzen. Ich sah eigentlich die Beiden Gegenstände gierig an. Die Antwort lag in Kosmosbeutel. Noman war gerade duschen, meine Tieren schliefen. Sie hatten mir verboten, mich an diesen Tag noch weiter anzustrengen. Ich legte das Buch weg und stützte mich auf die Armlehnen des Stuhls. Ich richtete mich mit einem Ruck auf und stand, ich schaukelte hin und her, fand aber das Gleichgewicht. Ich nahm die Infusion und hing sie mir an die Hose. Dann atmete ich durch und setzte einen Fuß vor den anderen. Ich fuchtelte mit den Armen, da ich kaum das Gleichgewicht halten konnte, aber ich setzte meine Reise fort, bis ich mich an meinen Regal festkrallen konnte. Ich griff nach meinen Sachen, oh das würde ich nachher Noman unter die Nase reiben. Ich hätte leicht mit Staterio meine Sachen zu mir schweben lassen können, aber ich wollte sie selbst holen. Merlin platzte mit etwas zum Essen und zum Trinken rein und sah mich am Regal hängen. Ich hielt mich mit der einen Hand fest, stemmte die andere in meine Hüfte und zuckte mit den Augenbrauen. Er sah mich so an, als hätte ich gerade die Welt aus den Angeln gehoben. Sofort stellte er das Tablett ab, mich wunderte es, dass er es nicht fallen gelassen hat, und schloss mich sofort in seine Arme. 

„Gutes Mädchen, du schaffst das."

„Du… daran… Zweifel?"

„Nein, nie. Ich habe was zum Mampfen dabei."

Ich nickte und watschelte zurück in den Stuhl. Das war anstrengend gewesen, aber Ignis hatte leckeres Essen gemacht und ich bekam Saft, das war eine großartige Belohnung. Mittlerweile aß ich wieder normal und das war so erfrischend. 

„Ich möchte mit dir über Kalli reden."

Merlin, warum musst du mir den Erfolg versauen?

„Nein…"

Gab ich zurück. Meine kleine Schwester sollte mich nicht so sehen. Sie war gerade einmal acht, dieser Anblick könnte sie auf Ewig verstören. 

„Sie will dich aber wirklich sehen."

„Sieh… mich… schlimm… ganz schlimm… nein… besser nicht."

„Das ist ihr egal, sie denkt, dass du sie hasst, weil du jeden anderen zu dir lässt, nur nicht sie."

Nein, das wollte ich auch nicht. Ich deutete auf das Licht und sagte:

„Tenebras."

Es wurde dunkel. Nur eine Kerze ließ ich brennen, damit Kalli wusste, wo sie hinrennen musste.

„Hol… sie…"

Er stand sofort auf und machte die Tür auf, woraufhin meine kleine Schwester in den stockdunklen Raum fiel und ich wusste sie sah so verdutzt aus. Merlin nickte und sie rannte zu mir, blieb aber kurz vor mir stehen, weil sie nicht wusste, ob sie mir auf den Hals fallen durfte oder nicht. Ich hob sie hoch, was noch etwas schwer war und setzte sie auf meinen Schoß. Sie umarmte mich fest. 

„Kalli… Luft…"

„Oh entschuldige… Es tut mir leid…"

Sie weinte und schluchzte:

„Es tut mir leid, du hasst mich sicherlich."

„Nein… Nein… Kalli…"

Sie weinte so sehr und steigerte sich so rein, dass sie meine Wortfetzen gar nicht hörte. Das war frustrierend. Also nahm ich mich zusammen und sagte meinen ersten Satz seit Wochen:

„Ich liebe dich, ich will dich nur beschützen, ich sehe furchtbar und grausam aus, du würdest mich nicht mehr erkennen. Du hättest Angst vor mir."

Ich war richtig außer Atem und musste kurz meinen Kopf halten.

„Nein, ich will dich sehen, bitte mach das Licht an."

Sagte sie so ruhig und ernst, wie man es von einer achtjährigen niemals erwarten würde. 

„Kalli, meine Haut ist noch verfärbt, ich bin so viel dünner geworden, meine Augen sind so von Blutadern durchzogen, du… erkennst… nicht…"

Sprechen war schwer, wenn man es neu lernen musste, ich war ja doch sehr lange bewusstlos gewesen. Aber dieses Mädchen verstand mich. 

„Loki, bitte, du bist meine Schwester…"

Ich nahm meinen Mut zusammen und sagte:

„Luxis."

Das Licht ging an und Kalli sah mich. Doch anstatt wegzurennen, lachte sie und umarmte mich. Ich fühlte mich auf einen Schlag richtig gut. 

„Ich hab dich so lieb, Loki."

„Und du glaubst nicht, wie sehr ich dich liebe."

„Tut mir leid, das mit Thalia…"

Bitte Kalli, reiß das nicht wieder auf. Ich lag jede Nacht wach und dachte nur an sie. Es tat so unglaublich weh, jemanden zu verlieren den man so sehr liebte, dass man ihn heiraten wollte. 

„Danke Kalli. Aber es wird schon wieder."

Sie stand auf und reichte mir ihre Hand. 

„Wollen wir versuchen runter in Merlins Büro zu gehen?"

„Ja… versuchen… okay."

Ich zog mich hoch und gab Roro, der neben meinen Kopf flatterte, die Infusion in den Schnabel. Kalli ließ mich auf ihrer Schulter mich abstützen. Ich watschelte etwas, aber Kalli hielt sich gut. Ich trat das erste Mal seit drei Wochen aus dem Raum und direkt in die Arme meines Arztes, der mit seinem Partner aus der Dusche kam. 

„Ich glaub mich tritt ein Zentaur! Du stehst und gehst und Kalli…. Ich war doch nur eine halbe Stunde Duschen!"

„Tja, in einer halben Stunde kann viel passieren."

Sagte ich und musste mich anstrengen, ihn noch mehr zu verdutzen. Sajin lachte nur und meinte:

„Die hohen Magier Nummer eins sind immer von einen ganz besonderen Schlag."

Ich lachte auch. 

„Wohin soll die Reise gehen?"

„Wir wollen runter zu Merlin, in sein Büro."

Sagte Kalli. Noman nickte und stützte mich auch.

„Sajin könntest du vor uns gehen, falls Loki hinfällt."

Er nickte und ging rückwärts die Treppen runter Kalli ging leicht vor mir und Noman leicht hinter mir. Die Treppen fühlten sich drei Mal so lang an, als sie normalerweise sind und ich ging nur einen Stock tiefer. Der Schweiß rannte mir über die Stirn. Merlin kam aus seinem Büro und als er mich sah fehlten ihn die Worte. 

„Überraschung Meister."

„Nicht schlecht, aber jetzt kommst du auch die Treppen bis ins Wohnzimmer runter?"

Fragte er mich herausfordernd.

„Merlin, es ist schon ein medizinisches Wunder, dass sie nach einer Woche schon so weit ist."

„Wir können es probieren. Ich muss sowieso noch mit Thorsten sprechen."

Meine Stimme war leicht kratzig. 

„Bist du dir sicher? Schaffst du das?"

Ich nickte. Nach ein paar Minuten und eine kleine Pause später stand ich vor den anderen, die mich überrascht ansahen. Ignis, Alezsa, A-Lyn und Thorsten standen unten und tranken Kaffee. Thorsten sah mich und ließ die Tasse fallen. 

„Du denkst doch nicht wirklich, wenn mein Boss hier zu Besuch kommt, dass ich mich dann nicht zusammenreißen kann."

„Loki, das ist eine gelungene Überraschung."

„Denk ja nicht, das war geplant, Loki stand gerade vor mir, als ich aus der Dusche kam. 

„Das habe ich mir schon gedacht. Schön dich zu sehen Loki."

Wir setzten uns und tranken Tee und aßen Kekse. Es lenkte mich von meiner Trauer ab. Und dann fragte Thorsten, das, was ich schon lange tun wollte. 

„Was ist eigentlich aus Allector geworden? Hast du ihn fliehen sehen."

„Ich weiß nicht genau, lass mich nachsehen."

Ich öffnete meinen Kosmosbeutel und holte mein Notizbuch heraus. Alle sahen mich an, als ob ich verrückt wäre, doch als ich die Zeichnung mit Allectors Kopf fand, mit passender Überschrift, wusste ich, ich war es nicht. 

„Passt gut auf, ich zeige euch jetzt meine besondere Fähigkeit. Dürfte ich vorstellen, die Libara Magie."

Ich legte instinktiv meine Finger auf das Bild und sagte: 

„Libara selecta."

Vor mir erschien der Schädel von Allector, den ich sofort in die Hand nahm und stolz präsentierte. Die Männer, Kalli und A-Lyn jubelten, während Ignis und Alezsa eher besorgt waren. Sie sahen mich und wussten, es hatte einen großen Preis gekostet, einen umzubringen. 

„Und was kann Libara noch?"

Fragte mich Kalli neugierig. 

„Ich kann Lebewesen und Gegenstände in meinem Buch verstecken und meine Erinnerungen und Gedanken in ein Buch verbannen."

„Lebewesen?"

„Ja, Blue möchtest du es mal ausprobieren?"

„Oh ja!"

„Warte, aber sie werden dann ein Bild, das kann doch nicht schön sein."

„Kalli, meine Magie schafft einen wunderschönen Raum, den man nur durch das Buch passieren kann. Blue?"

„Ja, ich will ihn sehen!"

Doch ich spürte, dass alles war, noch zu viel für mich. Ich sackte leicht zusammen, das kam unerwartet und machte mir ehrlich gesagt etwas Angst. Noman kam sofort zu mir, als er sah, dass ich nur erschöpft war, sagte er: 

„Okay meine Damen und Herren, Loki kann nicht mehr. Ich bringe sie nach oben, damit sie sich ausruhen kann."

verkündete Noman und nahm mich hoch. Ich hasste es, wenn mich jemand hochhob! Aber ich war zu müde, um mich zu wehren. 

„Wir machen die Tage mal weiter. Nehmt den Schädel und untersucht ihn. Loki muss sich ausruhen."

Die nächsten beiden Wochen wurde mein Körper immer stärker und ich erlangte viele meiner körperlichen Fähigkeiten zurück, sogar meine Haut bekam langsam, aber sicher meine echte, blasse Hautfarbe zurück. Aber je weniger Noman mich beschäftigte desto länger und intensiver wurde meine Depressionen nach Thalias Tod, mein Wunsch die magische Welt zu verlassen wurde immer größer. Nach außen hin ließ ich alles normal aussehen, nur Noman merkte, dass was nicht stimmte und das auch nur, weil er, wenn er neben mir auf den Boden auf einer Matratze schlief, mich manchmal weinen hörte, auch wenn ich eine sehr leise Heulsuse war. Ich saß an einem Morgen auf der Veranda und las etwas, als er zu mir kam. 

„Hänge ich dir so langsam nicht zum Hals heraus? Wir beide hingen die letzten Wochen aufeinander, ich dachte, wenn ich mich hier raus begebe, können du und Sajin etwas kuscheln."

Sagte ich gespielt belustigt. 

„Ich weiß du hasst es, wenn das jemand zu dir sagt, aber ich mache mir um dich Gedanken."

„Wieso, ich bin wieder topfit. Ich warte nur endlich von dieser verdammten Infusion wegzukommen."

„Loki, es ist nicht dein Körper, der mir Sorgen macht, sondern dein Geist. Ich weiß, dass du nicht mit Thalias Tod, der Folter von Allector und Matt und der restlichen Siegesnacht zurechtkommst. Lass uns eine weitere Therapie an die aktuelle anschließen, nämlich eine Psychotherapie."

Ich war wie versteinert, ich hatte zwar geahnt, dass er mich in der Nacht hörte, aber nicht wirklich gedacht, dass er auf mich zukommen würde. Ich wollte nicht, dass er dahinterkam, dass ich nach der Reha weglaufen wollte. 

„Vielleicht hast du recht, es würde mir guttun, wenn wir reden. Lass uns anfangen, so bald ich mit Schatten durch bin, du wolltest mir dann eh wegen Sucht und sowas auf den Ohren liegen. Also verbinden wir doch gerne beides."

„Ich dachte eigentlich an sofort und unverzüglich."

Meine Augen schlossen sich. Sollte ich nachgeben? Zum Weglaufen war ich noch zu schwach und wenn ich mich noch weiter rausreden würde, würde Noman erst recht dahinterkommen. 

„Okay, wenn du willst. Ich habe eh momentan mehr als genug Zeit."

„Wenn du willst, holen wir auch noch Merlin dazu. Kalli ist noch zu jung dafür und sitzt gerade außerdem in der Schule. Merlin ist deine Bezugsperson Nummer eins."

„Okay, wenn du das für hilfreich hältst."

Ich stand auf und nahm die Infusion wieder in die Hand. Mittlerweile hasste ich dieses Ding. Noman machte mir galant die Türe auf und nahm Merlin, der sich mit Sajin auf dem Sofa unterhielt, am Kragen und riss ihn hinterher. Sajin sah mich fragend an. 

„Klein Noman spielt Psychologe."

„Auch wenn du noch so sehr versuchst mich vor meinen Partner bloßzustellen, du musst dich deinen Trauma stellen."

Merlin sah mich an und stellte sich richtig hin.

„Oh ja ich bin so arm dran, ich brauch Minimum hundert Therapie Sitzungen, bevor es mir überhaupt ansatzweise ein wenig besser geht."

„Loki, darüber macht man keine Witze, nimm das lieber ernst."

Wenn Merlin das sagte, dann galt das für mich, also fügte ich mich erstmal. Wir drei gingen nach oben, ich brauchte mittlerweile keine Pause mehr, aber es war trotzdem anstrengender als jemals zuvor. Für mich war die Sache eh schon gegessen, ich musste weg. Raus aus der magischen Welt. Oben wanderte mein Körper auf meine Hängematte, Noms Arsch auf meinen Schreibtischstuhl und Merlins pompöser Hintern auf meine Fensterbank neben den Blumen, die mir Thalia geschenkt hatte. Sie sollten ewig leben, dass sie sie überleben sollten, wusste ich nicht, als sie sie mir geschenkt hatte. Man merkte, dass ich eigentlich keine großartige Lust hatte, weswegen Noman anfing zu reden: 

„Also Loki, willst du uns nicht erzählen, was passiert ist, nachdem du Roro weggeschickt hast?"

Dieser setzte sich auf meinen Schoß und hatte Blue und Stolas im Schlepptau, sie wollten kuscheln und mich trösten. Ich kam mir so schwach vor.

„Das ist eine dumme Idee, lass uns irgendwas anderes machen."

„Nein, wir machen das jetzt. Du weinst nachts, dem möchte ich nachgehen."

„Hör bitte auf Noman, Loki, es ist das Beste für dich."

Ich seufzte. Irgendwas in mir wollte trotz allem ehrlich sein. Später begriff ich, welcher Teil das war. Es war der Teil, der die magische Welt noch liebte. 

„Ich habe ein Portal geöffnet, ich habe es durchquert und dann habe ich nach den Leuten des Versorgungstrupps gesucht."

„Wo hast du sie gefunden?"

„Ich habe die Klamotten, die Kommis, die Waffen und die Kosmosbeutel in einer Lichtung gefunden. Matt hatte sie alle mit Mortiers vernichtet."

„Das hier ist keine Berichterstattung über die Nacht, was genau ist mit Thalia passiert?"

Ich verheimlichte ihm das. Sie war der Grund, warum ich nichts mehr mit Magie zu tun haben wollte. 

„Ich weiß es nicht, sie ist aber auf jeden Fall Tod."

„Bist du dir sicher, dass du nichts darüber weißt?"

Ich setzte mich auf und schnauzte ihn genervt an: 

„Um Moons Willen ja."

Er sah mich etwas ungläubig an. 

„Schau mich nicht so an, Noman!"

„Okay, wie ging es dann weiter?"

Sollte ich mir die Blöße geben? Wenn ich weiter auf, ich weiß nichts mehr darüber, plädier dann erkennt er sofort, dass was nicht stimmt. Also erzählte ich den Beiden alles, was danach passiert ist. Bis in den späten Abend hinein redeten wir. Ganz ehrlich, es tat gut zu reden. Löste das meinen Konflikt mit mir selbst? Nein, ich wollte weg von allen, auch wenn es mir leidtat, meine Familie, die für mich gesorgt hatten, wie eine Blutsfamilie, zu verlassen. Etwas in dieser Nacht hatte meine Verbindung zur magischen Welt zerbrochen. 

Eine Woche später sah meine Haut wieder normal aus und Noman traute sich sie Infusion abzuhängen. 

„So, und jetzt schauen wir mal, wie du die nächsten Nächte ohne die Infusion überstehst. Es könnte sein, dass du Phantomschmerzen haben wirst, typische Suchtsignale. Mach dir keine Sorgen, dein Organismus hat Schatten komplett abgebaut."

„Was sind die Nachwirkungen von Schatten?"

„Du bist noch stärker geworden, das liegt aber an Urians Mittel. Ich hingegen kann manchmal meine Magie auch ohne mich überanstrengt zu haben, nicht einsetzen. Ich könnte mir vorstellen, dass du manchmal extrem stark sein wirst und im nächsten Moment gar nichts einsetzen kannst. Zusätzlich bekomme ich Schmerzen an der Bisswunde und huste regelmäßig Blut, mein Schlaf ist unregelmäßig und manchmal zu tief. Dank dem Buch aus Moons Bibliothek bin ich aber gerade dabei dagegen Tabletten zu entwickeln, obwohl ich seit Allectors Fall keine Nachwirkungen mehr verspüre. Ich bin trotzdem fast fertig."

„Stress dich nicht meinetwegen. Falls du mich suchst, ich habe Kalli versprochen sie abzuholen. Danach gehe ich noch ein paar Dinge besorgen."

Ich pfiff nach Roro und er setzte sich auf meine Schulter. 

„Bist du dir sicher, dass du den Stress schon verträgst? Die Leute reden nur noch von dir, ich könnte mir vorstellen, dass sie dich belagern werden. Soll ich lieber mitkommen?"

Ich schüttelte den Kopf. 

„Wenn es mir zu viel wird habe ich Kalli schon gesagt, kommen wir sofort zurück."

„Okay."

Roro hatte seinen Sattel schon auf den Rücken, er freute sich, dass nur wir beide mal wieder flogen. Er vibrierte komisch und ich dachte, wenn ich jetzt nicht schnell runterlaufe und vor die Türe geh wird mir meine Dämoneneule explodieren. Also verabschiedete ich mich von Noman und ging. Was weder er noch irgendjemand anderes wusste, ich besorgte mir heimlich die Sachen, die ich brauchte, um wegzulaufen. Nur Roro und meine Tiere, die ich mittlerweile in ein wunderschönes Buch gesammelt hatte, würden mich begleiten. Sie hatten darin wie eine gigantische Wiese, wo sie immer spielen konnten und so viel Futter hatten, wie sie fressen konnten. Perla und Atria mussten nicht mehr in kleinen Räumen ihr Dasein fristen, sie konnten fliegen, beziehungsweise schwimmen, so viel sie wollten und Perla konnte endlich wieder Eier legen und eine kleine Familie gründen. Sienna und die Frettchenschlangen ließ ich für Kalli da. Ich verabschiedete mich kurz und trat dann vor die Tür. Roro sprang von der Schulter und wurde groß. 

„Oh Junge Loki du glaubst gar nicht, wie sehr ich mich darauf freue!"

„Glaub mir Roro, ich weiß. Ich muss auch endlich hier weg."

Bei den letzten beiden Worten merkte ich wie Roro unsicher wurde. Ich setzte mich auf den vorderen Teil des Sattels und er hob ab. 

„Loki, ich wollte mal mit dir über deinen Plan reden."

„Du meinst über das Weglaufen. So etwas wie einen Plan habe ich nicht."

„Willst du das wirklich?"

Ich überlegte kurz und meinte dann:

„Ja, ich muss es sogar. Diese Welt hat mir alles genommen."

„Sie hat dir aber auch viel gegeben."

Rief er mir wieder ins Gedächtnis, aber das funktionierte nicht mehr.

„Du weißt, du musst nicht mitkommen."

„So sehr ich mich auch dagegen sträube, du bist mein Frauchen, ich bleibe immer bei dir, auch wenn ich deinen Weg fragwürdig finde."

Ich tätschelte seine Schulter. 

„Danke mein Freund."

In der Nacht zog ich eine braune Kutte mit Kapuze über und legte den Schlüssel für Moons Bibliothek auf meinen Schreibtisch, das würde Noman übernehmen. Ich hatte noch einen Brief an Kalli, in der ich ihr alles erklärte und auch, dass es nicht ihre Schuld war, einen an Merlin und Ignis, in dem ich mich für alles bedankte, was die Beiden für mich getan hatte, an Noman und Sajin, in dem ich ihnen viel Glück wünschte und mich entschuldigte, dass Noman eine weitere Freundin verlieren würde, und noch einen an Thorsten, in dem ich mich ebenfalls erklärte und einen Nachfolger für mich vorschlug, nämlich Merlin, einen Wunsch von mir konnte er nicht abschlagen. Roro saß auf meiner Schulter und wartete bis ich fertig war. Den für Noman legte ich auf ihn, er schlief auf meinen Fußboden tief und fest, dann ging ich rüber zu Kalli, legte ihren auf ihr Nachtkästchen und küsste ihre Stirn. Die Beiden restlichen Briefe legte ich vor Merlins Zimmervorhang. Danach ging ich runter und verschwand. 

Für sechs verdammte Monate!

Spoiler nicht, auch wenn das letzte Kapitel jetzt kommt. 

Ach Fick dich! Weißt du eigentlich, was wir uns Sorgen gemacht haben!

Und deswegen will ich kein Mitleid!

Um Moons Willen, wie oft soll ich dir noch erklären, dass Mitleid und Sorge nicht dasselbe sind! 

Bevor wir uns hier jetzt endgültig zerfetzen, schreib ich lieber das letzte Kapitel!