Das letzte Kapitel: Meine eigentliche Reha

Ich wurde von einen Mann quer durch einen Boxring geworfen und landete auf den Bauch. Er riss mich wieder zu sich und gab mir einen linken Haken, der mich ein paar Mal mich um meine eigene Achse drehen ließ. Ich hätte diesen Trottel jederzeit in seinem Himmel schicken können, aber ich musste es spannend machen. Die Menschen wetteten mehr gegen mich, wenn ich kurz vorm verlieren stand, was meinen Anteil größer ausfallen ließ. Er trat mir in den Bauch und mir kam Galle aus dem Mund. Der Mann war ungefähr in meiner Körperklasse und er schaffte es nicht, mich gegen den Stacheldrahtzaun zu schubsen. So langsam reichte es mir aber, mein Lohn war mittlerweile hoch genug. Ich sprang auf, kickte ihn erst, er stolperte nach hinten, ich sprang wieder auf ihn zu und verpasste ihn einen Kinnhaken, den meinen Gegner einen Meter hochfliegen ließ und dann war dieses Schwache Stück Mensch K.O. die Menge buhte, ich war für die Menschen ein normales Mädchen und maßte es mir an einen Mann herauszufordern und dann auch noch zu gewinnen, das gefiel vielen Menschen leider nicht. Ohne darauf einzugehen, ging ich aus dem Ring, durch einen kleinen Gang kam ich zu einen kleinen Raum, wo ich über meinen Sport BH und meine kurze, enge Hose, eine braune Stoffhose mit passendem langärmeligen Hemd zog. Mein Aussehen hatte ich mit einem Trank, den ich täglich einnahm, verändert, ich hatte kurze braune Haare, braune Augen, keine Narben oder ähnliches und war etwas kleiner und zierlicher. Ich war sechs Monate weg und mittlerweile siebzehn Jahre alt. Ich setzte mich und zog die Bandagen, die meine Fingerknöchel schützten, ab und wickelte sie anständig auf. Der Manager von dem ganzen illegalen Spektakel kam und reichte mir ein Bündel menschlichem Geld. 

„Dein Anteil. Gut gekämpft, für ein kleines, schwaches Mädchen."

Bellte er mir entgegen. Ich sah das Bündel an und war einigermaßen zufrieden mit meiner Ausbeute. Das er mehr für sich einsteckte war mir klar, aber diskutieren brachte nichts. Ich nahm meine normale Stofftasche und packte mich. Draußen zog ich eine Jacke mit Kapuze über und zog die Kapuze nach oben. Es regnete außerhalb von der Hütte, die als Arena diente. Einige Zuschauer sahen mich böse und angewidert an, weswegen ich schnell das Weite suchte. Ohne Magie, die ich seit Monaten nicht mehr offen gezeigt hatte, waren selbst bei meinen guten körperlichen Fähigkeiten meine Chancen gegen alle wenig. Ich machte mich auf den Weg zu meiner Unterkunft. Ich lebte seit drei Monaten bei einer alten, unhöflichen Frau, die eine Pension leitete. Fühlte ich mich wohl? Sagen wir mal, ich habe mich bei den Negativen wohler gefühlt. Wollte ich zurück? Ja, aber ich konnte nicht mehr zurück. Es waren fast sechs Monate, keiner würde mir das je verzeihen. Mittlerweile war ich über vieles Hinweg, aber nicht über Thalia. Deswegen versuchte ich erst gar nicht umzukehren. Ich wanderte durch das menschliche Dorf, was sich selbst Koka nannte. Ich kaufte für Roro und die anderen etwas zum Essen und mir etwas Obst. Meine Hausherrin kochte zwar immer für mich, aber sie kochte scheußlich und immer nur fettiges, altes Fleisch, die erste Zeit bei ihr hatte meinen Magen gar nicht gutgetan. Ich aß es zwar, aber auch, weil sie zur Furie wurde, wenn ich nur Miete zahlte, deswegen musste ich jeden Abend essen und dafür blechen. Zusätzlich zu allem machte ich ihr auch noch ein paar Hausarbeiten, meistens Reparaturen oder Bauarbeiten an einer dummen Scheune, sie hatte eine Tierphobie, sie wollte mich wahrscheinlich nur schwitzen sehen. Dafür ließ sie wenigstens mein Zimmer in Ruhe. Wie ich schon sagte, sie duldete keine Tiere, aber ich ließ Roro trotzdem frei herumlaufen, er war ruhig und machte nichts kaputt. Der Ort an sich war klein, keiner hatte je was von Magie gehört, es lag weit weg von Konihi, den Highlands oder anderen menschlichen Städten, die mit Magie Kontakt hatten. Die Menschen waren unfreundlich, ließen mich aber in Ruhe, außerdem hatte der Ort eine Aura, die so ekelhalft war, dass mich, die Aurenempfindlichkeit in Person, hier niemals jemand vermuten würde. Sie waren selbst für diese Aura verantwortlich, so ekelhaft waren die Menschen, die an diesen Ort lebten. Der Himmel war grau, es war nebelig und es roch nach Exkrementen, woher auch immer das kam. Als ich endlich die Pension erreichte hatte ich das Gefühl, dass meine Klamotten nach dieser verdammten Gülle rochen. Würg. Einfach nur würg. Ich öffnete die Tür, die durch ihr Knarzen die Hausherrin anzog. Die alte Dame fuhr mich sofort an. 

„Da bist du Göre ja endlich, los, komm, mach das Dach über meiner Scheune fertig! Und die Miete ist auch fällig, und wie siehst du überhaupt wieder aus! "

Ich zog das Geld aus der Tasche und gab ihr die vereinbarte Miete. 

„Ich bringe kurz meine Tasche nach oben und kümmere mich dann um die Scheune."

„Das will ich hoffen. Wenn du schon hier wohnst, tu auch was!"

Miete zahlen und für ekelhaftes Essen blechen reichte ihr nicht. Sie war gierig. Aber es war mir egal. Ich nickte nur und ging die Treppen hoch, um meine Tasche wegzubringen. Ich öffnete die Tür und verschloss sie genauso schnell, da Roro mich fröhlich anflog. Das war das Schönste am ganzen Tag. 

„Loki, die alte Frau ist heute in da Zimmer gekommen, ich konnte mich gerade so verstecken."

Das mit dem nicht in mein Zimmer rein, hat die Dame dann wohl auch missverstanden. Gut, dass ich all meine Sachen in einer kniehohen Truhe hatte, die durch einen Code geschützt war, den auch nur ich kannte. Oh Moon, wie nostalgisch. Ich gab Roro das Fleisch und sagte, halt dich besser unter dem Bett auf, wenn ich nicht da bin."

Er stimmte mir zu. 

„Du warst wieder bei den illegalen Boxkämpfen."

„Ist die einzige Möglichkeit hier so viel Geld zu verdienen, dass es für die Miete und das Essen hier reicht. Und jetzt geh unter das Bett, ich muss noch weiterarbeiten."

„Okay…"

Er nahm das Fleisch zwischen die Krallen und hüpfte unter das Bett. 

Zwei Stunden später kam ich in das Esszimmer der alten Dame, wo noch drei weitere Personen saßen, und versuchten das Essen zu entziffern. Ich setzte mich und aß einfach. Die Männer versuchten mit mir zu flirten, aber ich ließ sie gnadenlos links liegen. Ich aß einfach auf und verabschiedete mich in mein Zimmer. 

„Und morgen säuberst du das Dach der Pension!"

Schrie sie mich an, als würde ich mich über das Arbeiten beschweren. 

„Ja, meine Dame."

Ich schlürfte mich die alten Treppen hoch, ich wartete auf den Tag an dem mich die alte Schrulle dazu zwang, auch noch die zu reparieren, in mein Zimmer und holte Roro unter dem Bett hervor, der Trank ließ so langsam nach und die alte Loki kam zum Vorschein und ich ging an meine Truhe, um den Rest zusammenzutrommeln. In der Truhe waren meine alten Klamotten plus Kutte, ein paar Bücher meines Vaters, dass schön verzierte Buch mit meinen restlichen Tieren, mein Kommi und mein Kosmosbeutel. Zusätzlich wurde mir kurz bevor ich verschwunden bin, Allectors Schädel anvertraut. Er lag auch noch dort. Ich griff an ihm vorbei, etwas zögerlich, er könnte mich ja beißen, und nahm mir vorsichtig und langsam das Buch mit den Tieren. Ich holte sie alle zu mir, Atria und Perla verkleinerte ich, und sofort wurde diese alte Pension, die nur von ein paar Kerzen beleuchtet wurde, heimeliger. Ich saß auf den Bett und sah ihnen beim Essen und beim leisen Reden zu, die Truhe war offen und ich hörte meinen Kommi vibrieren. Das hörte ich öfter, sie hatten mich nicht aufgegeben, außerdem schrieb mir Kalli jeden Tag, was sie so erlebt hatte. Trotzdem verschloss ich die Truhe, auch wenn es mir im Herzen wehtat. Bis ich meine Tiere wieder ins Buch holte sollten noch ein, zwei Stunden vergehen. Solange die Fünf spielten, machte ich mich daran mit Kartidupli einen neuen Trank zu kopieren, damit ich mich auch morgen erfolgreich tarnen konnte. Dann hörte ich einen dumpfen Aufprall, Atria war vom Bett gefallen. Die Dame lag unter mir und ich hörte sie auf Fluchen. Gleich würde sie vor meiner Türe stehen, also holte ich sofort meine Wesen zurück ins Buch, versteckte es mitsamt Roro in der Truhe, löschte das Licht der Kerzen und zog meine Jacke mit einer Kapuze hoch. Rechtzeitig um der fluchenden Alten in ihrem Schlafanzug die Türe zu öffnen. 

„Sag mal, bist du dummes Gör aus dem Bett gefallen?"

„Entschuldigen sie werte Dame, aber mir ist der Deckel meiner Truhe aus der Hand gerutscht."

Sie schnaufte mich verächtlich an. 

„Schau lieber, dass du deine verdammten Klamotten wäschst, als im Dunkeln eine Truhe zu schließen, du verdammte Dirn. Würde mich ja echt interessieren, wie eine so arme Tagelöhnerin an so eine schicke Truhe kommt."

Ich entschuldigte mich erneut und schloss die Tür. Ich lehnte mich kurz an ihr an und befreite Roro dann. 

„Wir gehen morgen Abend in den Wald. Hier drinnen müssen wir an einem scharfen Wachhund vorbei."

„Tut mir leid, aber Atria konnte einfach das Gleichgewicht nicht mehr halten."

„Das ist nicht deine Schuld oder die von Atria, die Alte ist einfach ein scharfer Wachhund."

Ich zündete die Kerzen mit Ignistra wieder an und las noch ein wenig an dem kleinen Schreibtisch. Mit Roro neben mir. 

„Sollen wir weiterziehen?"

„Nein, die Aura hier ist ideal, um uns zu verstecken. Und die Leute kümmern sich nur um sich selbst. Solange die Alte uns hier leben lässt, haben wir keinen Grund weiterzuziehen."

Ich gähnte und legte das Buch zurück in die Truhe, kramte das Geld aus der Tasche heraus und versteckte es und aß noch etwas von dem Obst, was ich auch in der Truhe versteckt hielt. Danach legte ich mich ins Bett, Roro kuschelte sich zu mir. 

Ich hatte einen furchtbaren Albtraum. Es war eng und dunkel, Allector zischte mir in die Ohren, ich spürte den furchtbaren Schmerz von Schatten und konnte mich kaum bewegen. Das schlimmste war, dass ich Thalias Aura erneut ausgehen spürte. Nur war sie hasserfüllt und wollte sich rächen. Ich wand mich wie eine Raupe, die versuchte diesen furchtbaren Kokon zu entkommen. Und wachte schweißgebadet wieder auf. Solche Träume waren keine Seltenheit mittlerweile, ich erlebe ihn jede verdammte Nacht, egal wie müde ich war. Ich setzte mich auf und hielt meinen Kopf. Die Sonne war am Aufgehen und Roro lag wie Tod neben mir. Aber das war nur die Art, wie er auf dem Rücken schlief. Ich stand auf und suchte Klamotten, die nicht nach sieben Jahre Schweiß rochen und zog sie über meine Unterwäsche. Danach wusch ich mir Zähne und Gesicht über einer Wasserschüssel. Ich sah mich im Spiegel an und sah aus wie drei Tage Regen. Dann nahm ich den Trank, Roro sah mich bittend an, ich sollte das nicht tun. 

„Heute Abend gehen wir in den Wald spielen, aber ich muss jetzt für unseren Unterhalt Arbeiten gehen."

Der nächste Boxkampf war erst am nächsten Tag. An diesen Tag musste ich für die Dame Hausarbeiten erledigen, und dann würde ich mir einen Bauern oder Schenkherren suchen, der mich einen Nachmittag gebrauchen konnte. Roro verschwand mit einem Buch unter dem Bett und ich stopfte alles, was diese Alte mir klauen konnte, in die Truhe und verschloss diese. Danach ging ich zur alten Dame frühstücken. Ich sagte höfflich guten Morgen und bekam verbrannten Speck, grüne Rühreier und trockenes Brot, dem nach Erde riechenden Kaffee ließ ich schön stehen und nahm das bräunliche Wasser, was ich heimlich mit Tarrealis reinigte. Bevor ich den letzten erbärmlichen Bissen nehmen konnte, sprang sie kreischend auf und warf mir einen Kehrschaufel und Handfeger auf den Teller. 

„Geh die Dachrinne machen."

Warum auch immer ich dafür diese Sachen brauchte, ich schob es kurz beiseite und nahm den letzten Speck in die Hand und die Sachen in die andere. Vor einem Jahr hätte ich niemals jemanden so mit mir reden lassen. Aber vor einem Jahr war mein Leben auch noch in Ordnung gewesen. Diese alte Teufelin war meine Art mich selbst zu bestrafen. Ich kletterte auf das Dach und beschwor den Klebeschleim: 

„Moflec."

Damit war die Dachrinne schnell wieder sauber und ich konnte kurz mit Aquarealis mir echtes und gutes Wasser in den Mund zaubern. Ich sah durch den Nebel nach oben und entdeckte ein wenig Frühjahrssonne und kurz war mir so, als würde ich einen Magier mit Cornxga hoch oben am trüben Himmel fliegen sehen. 

Ich kam von einer unterbezahlten Arbeit auf einem Feld in mein Zimmer, nur um die Alte vorzufinden, die versuchte meine Truhe mit einem Brecheisen zu öffnen. Aber nicht einmal da verlor ich die Fassung: 

„Das war nicht in unserer Vereinbarung, dass Sie in meinen Zimmer aufräumen."

Sie war ungewöhnlich perplex: 

„Ich, ähm, habe Ratten hier im Haus gesehen, ich habe sie versucht mit dem Eisen hier zu erschlagen. Du solltest mir dankbar sein, am besten du stellst morgen ein paar Fallen auf."

„Wie Sie wollen, ich werde dem Abendessen heute im Übrigen fernbleiben. Ich möchte einen größeren Spaziergang machen."

„Sei aber ja nicht dreckig, wenn du zurückkommst, ich habe den ganzen Tag den Boden geschruppt."

Es sah aus, als wären Schweine hier durchgelaufen, kein Wunder war das die schlechteste Pension in diesem eh schon verschissenen Dorf. Sie verließ ungewöhnlich schnell das Zimmer, was ich hinter mir schloss und ich zog einen verängstigten Roro unter dem Bett hervor. 

„Es tut mir leid, aber ich hatte zu viel Angst, um die Truhe zu verteidigen."

„Mach dir keine Vorwürfe, die Alte hat einen an der Klatsche. Wir gehen jetzt spielen." 

Ich öffnete die Truhe, und packte die Tasche um. Das Buch, dass Obst vom Vortag und etwas Trockenfleisch, was ich vor Tagen gekauft hatte wanderten in die Tasche, fünf große Stück Fleisch hatte ich schon in der Tasche und ein bisschen Geld wanderte in die Truhe, die ich dieses Mal noch besser schützte. Ich packte Roro und setzte ihn in die Tasche. Ich setzte Lanueris ein und teleportierte mich direkt am den Rand des Waldes. An einer Lichtung, durch die ein kleiner Fluss verlief, setzte ich mich und ließ die Party beginnen. Es war das erste Mal, dass ich richtig Spaß hatte in gefühlten Ewigkeiten. Ich konnte wieder zaubern, ohne Angst zu haben bemerkt zu werden, es war als würde ich aus einer Schale ausbrechen. Dann spürte ich eine sehr starke Aura, wie ich sie nur von den Schülern Riguldos kannte. Doch es war niemand, den ich kannte. Ich sah in die Richtung, aus der ich die Aura kam und bewegte mich langsam in ihre Richtung. Meine Tiere liefen mir hinter. Später sagten sie mir, dass ich wie in einer Trance war. Ich musste ein, zwei Minuten vielleicht laufen, bis ich an einen Bach kam. An seinen Ufer stand eine Frau, oben nur im BH, sie wusch ihr Hemd. Sie sah aus… wie eine weibliche Version meines Meisters. Meine Augen rissen sich bei der Erkenntnis auf, wer das war. 

„Mewina Gordine Woods?"

sie schreckte hoch und sah mich direkt an. Dann aber wurde sie ruhig und sagte: 

„Loki Esyia Woods, der verspielte Bücherwurm. Hätte nie gedacht, dass ich dich jemals persönlich kennenlernen würde."

„Woher weißt du, dass ich es bin?"

„Die Wirkung deines Tarntranks hat nachgelassen."

Ich sah an mir herab. 

„Verdammte Scheiße."

Sie zog ihr nasses Hemd wieder an und machte uns eine kleine Feuerstelle. Sie hatte an einer Schnur mehrere Fische. Sie machte uns jeweils zwei ab und redete zu Anfang nichts. Sie holte sogar eine Flasche Sjn aus ihren sehr vollen Rucksack. 

„Die hohe Nummer eins, was für eine Ehre dich endlich mal kennenzulernen. Also was hat dich dazu bewegt Elystria für immer zu verlassen?"

Ich sah sie schockiert an, woher wusste sie das alles?

„Meine Geschwister halten mich auf den laufenden, auch wenn sie denken, ich hätte meinen Kommi schon lange entsorgt, ganz ohne eine Prise Elystria komme ich doch nicht ganz zurecht. Also, wieso bist du weggelaufen?"

„Ich… bin nicht gut genug für Elystria… Ich habe jemanden verloren, den ich liebe und das ertrage ich nicht."

„Du weißt, dass man einen ganzen Sack voller Verantwortung nicht einfach verlassen kann. Die Leute in Elystria wollen dich als Nummer eins, deswegen hat man dich auch noch nicht abgesetzt."

„Das hattest du auch, wenn auch nicht eine ganz so große."

Sie sah mich mit weit aufgerissenen Augen an. 

„Was machst du jetzt so?"

fragte ich, um das Thema zu wechseln. Sie reichte mir einen Fisch. Es tat gut was anderes als nur ständig fettiges Fleisch zu essen, auch wenn ich Fisch nicht mochte. 

„Ich reise in der Menschenwelt umher wie du siehst und kümmere mich um Monsterjäger. Und du?"

„Ich lebe zurzeit in Koka bei einer ekelhaften alten Dame und halte mich bedeckt."

sie lachte kurz auf. 

„Oh Moon, du bist genauso wie Merlin. Man könnte meinen der alte Drecksack wäre mit dir blutsverwandt. Er schreibt immer so nette Dinge über dich. Loki, du weißt, dass er dich mehr als alles andere vermisst? Wahrscheinlich sogar mehr als mich."

„Dich vermisst er aber auch, er wechselt immer das Thema, wenn Alezsa oder A-Lyn über dich reden wollen, nicht weil er dich vergessen will, sondern weil er dich vermisst und liebt."

Sie lächelte mich schön an. 

„Für mich ist es leider zu spät. Ich kann nie wieder Heim. Aber du kannst es."

„Nein…"

Sie sah mich etwas unsicher an. 

„Du kannst auch gerne mit mir reisen. Ein paar Monsterjäger aufmischen macht wahnsinnig Spaß."

„Danke, aber ich denke, ich wäre zu auffällig. Nachher verpetzen die uns."

„Wie du willst, iss und trink, wer weiß wann du jemals wieder eine gute Flasche Sjn bekommst."

Ich bedankte mich und nach einigen Stunden, die ich mit ihr verbrachte, wo wir über unsere Liebsten ablästerten, verabschiedete ich mich schweren Herzens. Sie sah mir besorgt hinterher und nahm dann ihren Kommi aus ihren Rucksack und das erste Mal seit fünfzehn Jahren schrieb sie ihren großen Bruder eine Nachricht. 

Der nächste Abend, der nächste illegale Boxkampf, ich stand gegenüber von einem Zwei Meter Hünen, dieses Mal wollten mich die Männer leiden sehen. Er warf mich bereits das zweite Mal gegen den Stacheldrahtzaun und das Blut floss über meine Arme und mein Gesicht. Das mich ein nicht Magier so fertig machen konnte, war peinlich. Aber ich machte weiter für das Geld. Er packte mich an meinen Beinen und warf mich in einen Bogen auf den Boden du warf sich auf mich. Im Übrigen, falls ihr euch gewundert habt, seit Schatten spürte ich, wenn ich nicht gerade träumte, kaum noch Schmerzen, aber wenn sich eine menschliche Tonne auf euch wirft, würdet auch ihr trotz Schatten alles spüren. Er packte mich wieder und warf mich auf die erste Stelle, ich lag auf dem Bauch und sah aus irgendeinen Grund in das Publikum. Dort sah ich… Merlin. Nein, das war unmöglich, er konnte nicht da sein. Er sah mich etwas enttäuscht an, er war wahrscheinlich enttäusch, dass sich seine Schülerin so fertig machen ließ. Trotzdem schlug mein Herz schneller, als ich ihn sah. Es schmerzte. Ich blinzelte und der Mann, den ich für Merlin hielt, war verschwunden. Nur eine Halluzination vor Schmerz. Ich sah die Wetteinsätze auf einer Tafel und beschloss, auch wenn ich nicht so viel bekam wie sonst, ich musste mich jetzt verteidigen. Er wollte sich auf mich schmeißen, ich rollte mich aber weg und er fiel durch den Ring. Ich stand auf und sprang auf ihn, um ihn die Fresse zu polieren. Meine Fäuste schlugen so lange auf ihn ein, bis ich die Glocke hörte und als ausgebuhter Sieger den Ring verließ. Ich musste mich dieses Mal Sanetras Maxima behandeln, um zumindest laufen zu können. Wieder kam der Manager und gab mir das Geld. 

„Nicht schlecht, aber das nächste Mal wird ein besserer Kämpfer kommen, der dich hoffentlich endlich besiegen wird."

Ich schnappte mir das Geld und schubste ihn leicht. 

„Das will ich sehen."

Und ging dann wieder in Richtung Pension. Die Merlin Halluzination ließ mich nicht los. Sie riss mein Heimweh wieder auf. Aber ich konnte nicht mehr zurück. Ich war der Angsthase, der weggelaufen war und seine Verpflichtungen verlassen hatte. Der untreue Schüler, der schlechte Freund, die feige hohe Nummer eins, aber vor allem war ich eine furchtbare große Schwester. Ich dachte zu dem Zeitpunkt nicht, dass ich das ertragen konnte. Zusätzlich kam hinzu, dass Thalia gestorben war, ihr Blut klebte an meinen Händen und ihre Familie würde sich sicher dafür rächen wollen. Nicht Elystria war das Problem, sondern ich und deswegen wäre ich hier besser aufgehoben, das war mir klar geworden. Elystria ist wundervoll und hat mir so viel geschenkt, ich bin seinem Glanz nicht würdig. Als ich in die Pension reinspazierte fuhr mich die alte Dame wieder an. 

„Wie siehst du den aus, du unverfrorenes Balg! Wir haben Besuch von einen reichen und gutaussehenden Mann und du siehst aus, als hättest du dich gerade geprügelt. Naja, vielleicht nimmt er dich mir ja trotzdem ab, hilf mir das Essen reinzutragen."

Ich zog die Kapuze ab und ging in die Küche. Auf dem Weg dahin kam ich an einem Kleiderhaken vorbei und sah einen edlen schwarzen Mantel daran hängen. Der Besucher musste wirklich sehr reich sein, dachte ich mir und nahm zwei Teller. Die anderen Bewohner saßen auch am Tisch, einer war heute Morgen abgereist, ein neuer saß mit der Nase im Buch am Tisch. Seine Klamotten sahen auch gut aus, was auch immer er hier suchte, er war wirklich nur auf der Durchreise. Die Hausherrin schubste mich in die Richtung und ich stellte den Teller ab und begrüßte den neuen Besucher. Er legte das Buch weg und ich hätte beinahe den anderen Teller fallen lassen. Das war Merlin. Er lächelte mich an und sagte: 

„Vielen Dank junge Dame, setzen Sie sich doch zu mir."

Meine Knie waren schwach. Hatte er mich entlarvt? Vorsichtig ließ ich mich auf meinen Hintern nieder und schwitzte. Ich aß und versuchte den Schein, von wer auch immer ich hier war zu wahren. Er unterhielt sich mit mir und ich versuchte den Faden zu folgen, ohne mich zu verraten. 

„Darf ich fragen, nach wem Sie hier suchen, so wie Sie von ihren zu Hause erzählen ist es wundervoll."

Er sah etwas niedergeschlagen aus und holte ein Foto aus seiner Hosentasche. Es war ein Foto von mir. 

„Ich suche meine Adoptivtochter. Ihr ist etwas Furchtbares passiert und sie gibt sich selbst die Schuld daran. Daraufhin ist sie weggelaufen und jetzt suche ich sie im ganzen Land."

„Das ist aber sehr nett, dafür, dass Sie nur ihr adoptierter Vater sind."

„Oh meine Liebe, ich kann zwar nicht für Loki reden, aber ich sehe sie eher als meine engste Freundin, fast schon als meine echte Tochter, an. Sie hat Leute, die sie wahnsinnig vermissen und ich hoffe sie nach Hause holen zu können."

Mein Magen drehte sich und es lag nicht nur am Essen. Ich sah ihn an, er meinte das aufrichtig, aber es war, als würde ich gegen die Wand laufen, ich kam nicht aus diesem Kreis raus. 

„Hat Ihre Schülerin Geschwister?"

War das zu offensichtlich? Egal, ich musste einfach wissen, wie es ihr ging. 

„Ja, sie hat eine kleine Schwester. Die arme vermisst sie ganz besonders, schläft nur in einen Shirt von ihr ein. Sie strengt sich so sehr in der Schule an, um sich abzulenken und redet kaum noch mehr mit uns."

Da warf die alte einen Waschlappen in mein Gesicht. 

„Hör auf unseren Gast zu belästigen und geh die Veranda fegen, mir egal ob es dunkel ist."

Ich stand auf und wollte fluchtartig den Raum verlassen, als die Alte noch reden hörte:

„Verzeihen sie mein Herr, dieses Mädchen ist aufdringlich und unhöflich. Sie ist vor drei Monaten in das Dorf gekommen und ich habe mich netterweise um sie gekümmert, leider ist sie so undankbar. Sie war eine typische Prostituierte."

Also so weit war ich nicht gesunken, sie war einfach unmöglich, nachher würde Merlin das noch glauben! Ich ging einfach raus und fegte im dunklen die Veranda, was total schwachsinnig war, weil sie A, der sauberste Bereich im ganzen Haus war und B, selbst wenn da etwas lag, ich würde es nicht sehen können. Aber nach ein paar Minuten, einen dezenten Einsatz von Magie und einer kurzen Zigarette war ich fertig und ging in mein Zimmer. Ich hoffte nach wie vor, dass Merlin mich… obwohl eigentlich wollte ich das er mich sowohl bemerkte als auch nicht. Die Kerzen waren aus. Ich seufzte genervt und sagte:

„Ignistra Kerzen."

Sofort waren alle an. Komisch, schlief Roro? Normalerweise würde er jetzt in meine Arme hüpfen. Sofort sah ich unter mein Bett, aber er war nicht da. Die Truhe war auch weg. Nein, diese alte Schnepfe hatte ihn gefunden und mitsamt der Truhe versteckt. Ich war so wütend und vergaß den Trank zu nehmen, als ich nach unten brauste, wo sich die Alte noch mit Merlin unterhielt, sie besaß sogar die Unverfrorenheit mit ihm zu flirten. Oh, war ich sauer. 

„Wo ist er!"

Schrie ich sie an. 

„Wo ist wer?"

„Hör auf so zu tun, als wüsstest du nicht, von wem ich rede, wo ist meine Eule!"

„Du bist ganz schön respektlos, du verdammte Göre."

Ich merkte es nicht, aber der Trank verlor seine Wirkung, ich wurde langsam wieder zu Loki, vor Merlin. Obwohl, machen wir uns nichts vor, er wusste es doch sowieso schon die ganze Zeit.

„Nenn mich nicht Göre, wenn du wüsstest, was ich kann und zu was ich in der Lage bin würdest du mich auf Knien um Verzeihung bitten."

Da war meine Transformation abgeschlossen. Sie sah mich mit weit aufgerissenen Augen an und stotterte:

„H-H-Hexe!"

„Oh nein, ich bin mehr als nur eine einfache Hexe, ich bin eine Magierin und eine verdammt starke noch dazu also rück jetzt verdammt noch eins meine Truhe und meine Eule raus sonst wird das ganze hier sehr übel enden."

Ich war kurz davor den ganzen Laden abzubrennen. Ich hatte eine Feuerkugel in der Hand und sie flackerte grün. Da stand Merlin auf und sagte:

„Die Dame hier hat nichts damit zu tun, ich habe Roro und deine Truhe weggeschafft. Ich wusste, dass du es bist, ich weiß es schon sehr lange."

Ich wurde ruhig und das Feuer erlosch, Merlin stand auf und stellte sich zu mir. Die alte Dame war mittlerweile ohnmächtig geworden. 

„Heiliger Moon siehst du scheiße aus. Dieser Typ hatte wirklich keine Gnade mit dir. Gut, dass du ihn Dreck hast fressen lassen."

„Merlin, was suchst du hier?"

„Na wen wohl? Dich. Weißt du eigentlich, wie lange ich dich gesucht habe? So, aber jetzt wollen wir uns hier nicht so lange aufhalten und endlich den Heimweganbrechen. Verabschiede dich von der Alten und komme mit mir mit."

Er nahm mich am Arm und wollte mich rausziehen, doch ich machte nicht mit und löste mich. Er blieb verzweifelt stehen. 

„Loki, ich mach keine Witze, wir gehen jetzt nach Hause, Thorsten und Noman können nicht mehr lange so tun, als wärst du in Reha, Kalli redet nicht mehr, ich bin…"

Er verstummte, als er sah, dass ich nicht mitkommen wollte. 

„Ich kann nicht mehr zurück, Merlin. Ich habe versagt. In so vielen Dingen versagt. Ich habe die Liebe meines Lebens verloren, ich habe zugelassen, dass Magier, die eigentlich gut waren, nun für immer auf der dunklen Seite der Anderswelt leben müssen."

„Was redest du da? Loki, du hast uns den Sieg gebracht! Lass uns darüber auf den Heimweg reden."

„Ich kann nie wieder zurück"

„Doch, du musst sogar. Weißt du eigentlich, wie viele Magier dich brauchen? Und ich meine nicht nur unsere Familie. Alle Magier verehren dich."

„Du verstehst das nicht!"

„Dann erkläre es mir! Lass uns darüber reden. Wenn du es wirklich schaffst mich zu überzeugen, dass du nie wieder in unserer Welt leben kannst, dann werde ich dich hierlassen, ansonsten werde ich dich an deinen roten Haaren wieder nach Hause ziehen."

Klang fair. Aber um wirklich fair zu sein war ich dieses Mal ehrlich. 

„Lass uns etwas richtiges Essen, während sich deine Vermieterin ausruht. Ignis hat mir extra dein Lieblingsessen mitgegeben."

Er holte zwei Vesperdosen aus seinen Mantel und gab mir eine mit passender Gabel. Ich öffnete es und es war sogar noch warm. 

„Wie lange sagtest du bist du auf der Suche nach mir?"

„Ich bin kurz nach dir gegangen. Aber du kennst ja die magische Welt, die Dosen halten das Essen länger warm als das Leben die alte Dame, die da den Fußboden küsst."

Ich aß etwas und es war wundervoll. Das beste Essen seit sehr langer Zeit. Ich aß auf und Merlin zog sogar noch was Süßes aus seinen Mantel. Ignis` berühmte dreifach Schokokekse. 

„Du weißt, mit Ignis' Essen allein wirst du mich nicht ködern können."

„Will ich auch nicht. Du hast nur abgenommen, ich habe Angst, dass du mir von der Stange fällst."

„Wenn du auf den Kampf herauswillst, ich habe den Körper absichtlich zierlicher gemacht, und je länger der Kampf dauert, desto mehr Geld bekomme ich."

Ich lehnte mich gesättigt zurück und er sah mich erwartungsvoll an. Ich war es ihm schuldig dieses Mal vollkommen ehrlich zu sein. 

„Ich… ich habe Schuld daran, dass der Versorgungstrupp gestorben ist. Matt und Allector haben mitbekommen, dass Thalia und ich ein Paar waren und dass ich ihr dementsprechend auch meine Sorgen und Bedenken anvertraut habe. Darunter auch vertrauliches, was ich mit den hohen Magier besprochen habe. Die Beiden wollten an diese Informationen. Sie hat versucht zu kämpfen, aber sie hatte keine Chance."

Ich merkte, wie mir wieder Tränen in die Augen schossen. Ich wollte sie verdrücken, aber als sich Merlin zu mir setzte und mich in den Arm nahm, konnte ich sie nicht halten. Ich schluchzte und weinte in seine Klamotten, was ich das letzte Mal vor vier Jahren gemacht habe. 

„Und dann war da noch die Sache mit Urian. Ich habe ihm ein Versprechen geben müssen, nie die Wahrheit über seine Beweggründe zu verraten. Vor allem du darfst seine wahren Beweggründe nicht erfahren. Und Matt, Asmodeus hat mir erzählt wie verzweifelt er war, als er hingerichtet werden sollte. Ich habe dieses Unheil über diese Leute gebracht. Ich bin ein Versager als hoher Magier und als Freundin."

Er drückte mich noch fester. 

„Loki, ich weiß, das wirst du mir jetzt nicht glauben, aber an all diesen Dingen trägst du keine Schuld. Ich erzähl dir mal was, was ich bisher nur mit Thorsten und Sajin beredet habe."

Ich sah zu ihn hoch und er trocknete mein Gesicht mit einem Taschentuch. 

„Ich hatte etwas dagegen, dass du im Krieg als hoher Magier eingesetzt wirst und du weißt, dass Sajin wie ein kleiner Bruder für mich ist, den ich weiß Moon nicht verlieren möchte. Der Krieg war wahrscheinlich die schlimmste Zeit, um dich einzusetzen, unter normalen Umständen hättest du all diese schlimmen Dinge vielleicht nicht durchmachen müssen. Aber sei dir gewiss, du hast alles gut gemacht. So gut, dass Thorsten für dich lügt, weil man dich normalerweise schon lange abgesetzt hätte."

„Wäre vielleicht auch besser…"

„Nein, Loki, wäre es nicht. Es gab bisher keine Nummer eins, die für ihren Job so gut gemacht war wie du."

„Rede bitte keinen Unsinn, ich bin jung und unerfahren."

„Loki, sogar Thorsten hat gemeint, dass du die beste hohe Nummer eins bist, die es jemals gab. Es gab fünf hohe Magier, die die Nummer eins trugen, und laut Moons Tagebüchern hätte keiner in deiner Situation diesen Job so gut gemacht wie du, und vor der Schlacht um Elystria waren es alle geborene Jeevah. Ja, man macht Fehler, du bist nicht unfehlbar, ich genauso wenig, nicht einmal dein Großvater ist unfehlbar, aber verdammt noch eins Loki, davon darf man sich nicht zurückschlangen lassen. Renn nicht davor weg, stell dich deinen Fehlern, stell dich dieser Angst die du gerade hast. Weißt du noch, als du ganz am Anfang deiner Zeit bei mir nicht einmal die Treppen runterlaufen konntest, weil du so klaustrophobisch warst? Und, du bist trotzdem jeden Tag zum Frühstück gekommen, weißt du noch als das mit Samris war? Ja, es gab einen kurz Aufschrei, aber danach wollten dich die Leute trotzdem nicht absetzen."

„Aber Thalia…"

„Schieb nicht alles ihr zu. Ja, sie ist gestorben, und ich will nicht mit ihr tauschen, aber sie war nicht die letzte Liebe, der du in deinem Leben begegnen wirst. Sie war die erste, aber nicht die letzte. Außerdem, wen hätte Thalia lieber gewollt, eine Freundin, die den Schwanz einzieht und wegrennt oder eine Freundin, die weiterhin auf ihren Posten ist, und ich meine nicht nur deinen Posten als hoher Magier, sondern auch als große Schwester, als beste Freundin, als Schülerin und Adoptivtochter."

„Es ist ja nicht so, als würde ich nicht nach Hause kommen wollen, aber wie kann ich diesen Leuten jemals wieder ins Gesicht schauen, wie kann ich Kalli jemals wieder ins Gesicht schauen!"

„Ach komm, das ist nun wirklich eine dumme Ausrede. Wir vermissen dich, aber wir hassen dich nicht. Es wäre schlimmer, wenn ich ohne dich zurückkehre, denn dann hassen mich alle."

Ich musste durch den Rotz meiner Nase lachen. 

„Aha, da ist es wieder, das Lachen der Loki, es ist gegessen, du kommst mit."

Da musste ich nicht mehr lange darüber nachdenken. Am Ende war mein Heimweh doch sehr groß. Ich stand auf, wischte mir das Gesicht ab und nickte nur. Er hüpfte praktisch auf und nahm seinen Mantel vom Kleiderständer. Im selben Moment kam die Alte wieder zu Bewusstsein. Als sie sah, dass ich gehen wollte, stand sie auf und schimpfte los: 

„Du kannst doch nicht einfach gehen, erinnere dich daran, was ich alles für dich getan habe! Wenn du schon eine Hexe bist, dann zaubere mein Haus ganz!"

Ich sah zu Merlin und als ich sein schelmisches Grinsen sah, wusste ich was gleichkam. Er zog eine Phiole mit blauer Flüssigkeit aus dem Mantel, und es war kein Portal, sondern ein blauer Löwe. Mit dem gleichen Grinsen nahm ich die Phiole an mich und öffnete sie. 

„Sie haben Recht, gnädige Dame, ich schulde ihnen was. Nehmen sie das als Zeichen meiner Anerkennung."

Dann ließ ich das kleine Glas fallen und der Löwe verwüstete ihr Haus. Merlin lachte und wir verließen zusammen dieses alte Haus, im Hintergrund die Schreie dieser verdammten alten Frau.

Tut mir leid, Loki…

Für was? Ich bin die, die weggelaufen ist.

Nein, nicht das, ich entschuldige mich, dass ich dieses Gespräch nicht schon viel früher mit dir geführt habe. 

Merlin, gib dir bitte keine Schuld. Schließlich warst du es, der mich wieder zurückgeholt hat, wenn auch mit Mewinas Hilfe. 

Ja, ich weiß noch wie schnell mein Herz schlug, als ich von ihr das erste Mal all diesen Jahren etwas gehört hatte. 

Ich weiß nun, warum du sie so sehr vermisst hast. Mewina Gordine Woods ist außergewöhnlich, so wie alle Kinder der Familie Woods.

Ein paar Tage später stand ich im Garten der Solar. Ich hatte meine normalen Klamotten an, also die blaue Jeanshose, das rot-weiß gestreifte langarm Shirt und vier Ketten aus Metall, eine für den Kommi, die zweite für meinen Kosmosbeutel, an der Dritten hing das Buch mit meinen Tieren und am vierten das mit allen wichtigen Gegenständen, die ich nicht im Kosmosbeutel wissen wollte, ja die Hose rutschte. Roro saß auf meiner Schulter und belauschte mit mir zwei Personen in einem Gewächshaus reden. Noman unterhielt sich mit Toma, der unbedingt wissen wollte, was mit mir geschehen war. Denn wenn ich nicht bald wiederkommen würde, würde er, als Dienstältester hoher Magier meinen Posten übernehmen, Thorsten hatte den Brief ja nicht veröffentlicht, keiner wusste, dass ich weggelaufen war. Noman wusste nicht, dass ich wieder da war, eigentlich wollte ich ihn überraschen, aber ich hörte lieber kurz zu, wie Toma über mich herzog. 

„Ich war sowieso von Anfang an dagegen, so ein junges Ding wie sie in eine so hohe Position zu setzen, und dann auch noch eine Frau. Das gab es noch nie, als hoher Magier gab es schon viele Frauen, aber sie ist in einer zu hohen Position. Stell dir vor Thorsten ist krank oder kann seine Aufgabe nicht mehr richtig erfüllen, sie wäre das Oberhaupt der magischen Welt."

Das letzte sagte er so angewidert, dass er wahrscheinlich vergessen hatte, dass es Solar gab, dabei war er ein Tagmagier. 

„Auf was willst du hinaus, Toma?"

„Ich mein ja nur, wenn du mir sagen könntest, wo sie in Reha ist, könnte ich sie vielleicht dazu überreden abzutreten. Sie ist noch so jung und dumm."

„Also erstens, bin ich gerade einmal ein halbes Jahr älter als sie, zweitens zügle deine Zunge, sie ist meine einzige Freundin, die ich noch aus meiner Kindheit habe und außerdem die beste."

„Ich mein ja nur, ich denke, ich könnte ihren Job besser machen als sie."

Oh nein, du dummer Hund. Ich trat aus dem Schatten und sagte:

„Soso, da versucht jemand eine Blitzbeförderung zu erhaschen. Da ist man einmal auf Reha, damit es einem besser geht, kommt zurück und muss sich erstmal anhören, wie dumm und jung man doch ist."

Toma wurde leichenblass vor Schreck und Nomans Mundwinkel waren so weit oben, ich war mir irgendwie sicher, dass sie seine Ohren berührten. Noman stürmte auf mich zu und umarmte mich, dass mir die Luft wegblieb und Roro auf den Boden fiel. 

„Loki, du bist endlich wieder da!"

„Aber ja doch, mir ging es besser, da habe ich beschlossen, dass ich die Reha beende und zurückkomme, um meinen Platz wieder auszufüllen. Schließlich will ich meinen Ruf, jung und dumm zu sein, nicht nachgehen."

Das letzte richtete ich an Toma. Er ließ mich los und ließ Roro wieder aufsitzen. 

„Entschuldige Loki, aber du weißt doch, wie gerne ich scherze, schön, dass du wieder da bist, ich gehe dann mal und lass euch beide in Ruhe."

Er verschwand und wir beide waren allein. 

„Ich bin so froh, dass du zurückgekommen bist. Tu mir das nie wieder an, du Idiot."

Ich lachte und nahm ihn noch einmal in den Arm. Der Idiot nahm mich sogar hoch und drehte sich hundert Mal um die eigene Achse.

„Ja ich musste über einige Dinge hinwegkommen. Es tut mir leid."

„Bei wen warst du schon?"

„Zu Hause und jetzt bei dir, ich muss noch zu Thorsten und zu Kalli in die Schule."

„Dann würde ich vorschlagen, dass wir Beide zu ihm gehen. Oh, ach ja noch was."

Er holte seinen Kosmosbeutel aus einer Tasche seines Arztkittels und zog einen Schlüsselbund hervor.

„Ich habe einige Sachen für dich geregelt. Und ich gebe dir mit allergrößten Vergnügen den Schlüssel zu Moons Bibliothek, zu deinem Geheimraum und zu deiner Wohnung hier im Palast zurück."

„Du bist mutig alles an einen Bund zu hängen, aber danke."

Ich machte den Schlüssel von Moons Bibliothek ab und verbannte ihn in das Buch mit den Gegenständen und hängte den Rest an den Bund, wo auch mein Hausschlüssel hing, während Noman und ich uns unterhielten. 

„Und du bist jetzt mit dem Garten der Solar betraut worden?"

„Ja, es hat sie herausgestellt, dass ich mich aufgrund meines Studiums auch am besten mich Heilkräuter und anderen Pflanzen auskenne. Wir haben im Übrigen eine neue Nummer sieben."

„Wen?"

„Sagt dir der Name Rania vom Phönixhaus was?"

„Was! Wirklich? Wie habt ihr die den aus dem abendroten Land denn hinbekommen?"

„Rania hat sich vorbildlich um die Kinder der Negativen gekümmert und hat ebenfalls einige Schlachten geschlagen. Außerdem will Thorsten damit versuchen, Rulan und die Dämmerungsmagier wieder in unsere Gesellschaft einzugliedern. Und jetzt da du da bist können wir endlich offiziell zu hohen Magiern werden, eine richtige Feier, wie sie uns Beiden zusteht."

„Darauf freue ich mich. Ich bin froh wieder da zu sein."

Er lächelte und legte seinen Arm über meine Schultern. 

„Und ich spreche für alle Magier, wenn ich sage, wir sind alle froh dich wieder bei uns zu haben."

Als wir durch die Türe nach unten wollten kam uns der Höchste entgegen und ich erwartete ein Donnerwetter, doch er fiel auf die Knie und heulte beinahe, sosehr freute er sich mich wieder zu sehen. Als er mich umarmte fiel Roro das zweite Mal von meiner Schulter. 

„Loki, wir müssen so viel aufarbeiten und ich will alles wissen, wie war deine Reha, komm lass uns in deinen Raum gehen."

„Thorsten, ich würde eigentlich gerne noch Kalli sehen."

„Ich lass sie herholen. Komm, wir gehen in deinen Raum und warten auf sie."

Noman und ich folgten ihm in meinen Raum. Merlin, Ignis, die Hüterinnen und Sajin befanden sich darin. Es war erstaunlich aufgeräumt, nur eine mysteriöse Kiste stand auf meinen Schreibtisch. 

„Was ist denn hier los, ich dachte, ich hätte so viel Arbeit."

„Wir wollten eigentlich nur mit dir darüber reden, was du so alles während deiner Reha verpasst hast und was wir verpasst haben."

„Gerne, aber für was ist die Kiste."

„Das sind all deine solarischen Tapferkeitsmedaillen, die du in deiner Abwesenheit für deinen Einsatz im Krieg bekommen hast."

Ich sah Merlin ungläubig an, doch als ich die Kiste öffnete und eine Menge Tapferkeitsmedaillen vorfand musste ich doch kurz lachen. Es waren mindestens fünfzig von diesen hässlichen Dingern und sie alle waren mir mitunter für die Vernichtung der Kinder verliehen worden. 

„Wir warten noch mit der Willkommen zurück Schrägstrich alles Gute zur siebzehnten Sternzeichenfeier Party auf Kalli, dann haben wir auch noch ein paar Geschenke für dich."

Erklärte Merlin und legte seine Hand auf meine Schulter.

„Das ist doch nicht nötig."

„Doch Loki. Wir haben deinen siebzehnten verpasst, also holen wir den nach."

Siebzehn war in Elystria ein besonderer Geburtstag, denn mit siebzehn wurde Moon zum Anführer der magischen Welt. Deswegen gilt man ab dem siebzehnten Lebensjahr als volljährig, jetzt durfte ich legal Sjn trinken. Ich setzte mich auf mein Bett, neben Noman und Merlin und unterhielt mich mit den anderen. Ich hatte eine Menge Nachkriegssachen verpasst, wie Wiederaufbau, Moon sei Dank keine Hungersnöte, aber ein bisschen hatte die Wirtschaft darunter gelitten, das war aber auch nur ein wenig, und nicht allzu besorgniserregend. Dann klopfte es und ich wusste haargenau, wer vor der Türe stand. Langsam stand ich auf und rupfte meine Klamotten zurecht. Das würde jetzt unangenehm werden. Ein Diener brachte Kalli rein und schloss dann die Tür. Ich war unsicher, sie stand nur vor mir und sah mich wie ein Reh an. Alle waren ruhig. Ich räusperte mich und sagte: 

„Hallo Kalli, wie geht es dir?"

Fragte ich unsicher. Sie kam auf mich zu und schlug mir in den Bauch, ich krümmte mich und sagte:

„Schön zu sehen, dass du kräftiger geworden bist."

Dann umarmte sie mich und sagte: 

„Ich hasse dich du Idiot, aber ich bin so froh, dass du wieder da bist."

„Und ich bin froh, dass ich wieder da bin."

Ich nahm sie hoch und sie sagte: 

„Ich hasse dich nicht, aber du darfst trotzdem nicht einfach so gehen."

Ich musste leicht lachen, dann aber sagte Thorsten feierlich: 

„Dann lasst uns mal die Rückkehr und die siebzehnte Sternzeichenfeier von Loki feiern, besauft euch aber nicht allzu sehr, den heute Abend machen wir noch Nomans und Lokis Eintritt in den Rat der hohen Magier offiziell."

Thorsten hielt ein Geschenk in der Hand, Merlin und Ignis auch, Alezsa und A-Lyn, genauso wie Sajin und Noman. Kalli sprang aus meinen Arm und stellte sich zu Merlin und Ignis. Thorsten gab mir seines zuerst. 

„Ich dachte, die sieht cool an dir aus, und sie schützt deine Augen, wenn du mit Roro ein Rennen fliegst."

Ich packte eine rot getönte Fliegerbrille aus, das Rot passte perfekt zu dem Rot meiner Haare. 

„Danke Thorsten."

Ich zog sie direkt über meinen Kopf. Dann kamen die Zwillinge zu mir. 

„Wir wollten dir das eigentlich schon zum Ende deiner Ausbildung schenken, aber da herrschte ja Krieg, also bekommst du es zu deinem siebzehnten. Wir haben Merlin einen Mantel zum Ende seiner Ausbildung geschenkt, daher, dass der Mantel aber nur an Merlin gut aussieht, haben wir dir was anderes geschenkt."

Ich packte ein Paket aus, worin offensichtlich ein Kleidungstück und eine Flasche darin waren. Ich packte es aus und fand eine wunderschöne Lederjacke, ganz in Merlins Stil vor. In der Lederjacke war eine Flasche mit Sjn darin. Alezsa sah A-Lyn wütend an. 

„Was, jetzt darf sie es offiziell."

„Die Lederjacke hat die gleichen Eigenschaften, wie Merlins Mantel. Und Sjn hat A-Lyn dir ja schon vorgestellt."

Die Lederjacke war super, dann musste ich meine Bücher nicht an den Metallketten tragen. Ich zog sie sofort an und steckte meine Bücher da rein. Sie passte perfekt und sah dem Mantel von Merlin sehr ähnlich. 

„Bitte was!"

Riefen Merlin und Ignis gleichzeitig und schimpften mit A-Lyn. Wenn die wüssten, dass es in Wirklichkeit Atrien war, würden die wahrscheinlich auf sein Grab spucken. Noman und Sajin überreichten mir deswegen ihre Geschenke zuerst. 

„Das ist nichts so Spektakuläres wie die Geschenke von den beiden vor uns, aber es spricht uns aus der Seele."

erklärte Noman. Es war ein wunderbares Geschenk. Eine ganze Kiste Sjn. Ich lachte und sagte zu Thorsten:

„Die nächste Sitzung mit Toma kann kommen."

Er und die beiden lachten. Dann drehte ich mich zu Merlin, Ignis und Kalli. Sie gaben mir eine schön verzierte Schachtel, aber bevor ich sie öffnete legten Ignis und ihr Mann ihren Flügel, beziehungsweise Hand auf meine. 

„Das heißt aber noch nicht, dass du ausziehen musst. Wir wollen dich schon noch ein wenig bei uns."

Ich sah die Beiden perplex an. Dann öffnete ich die Schachtel und zog einen Bund Schlüssel hervor. Auf einen Schild sah ich eine Adresse, Kreis um den magischen Markt Nummer acht. Das waren die Schlüssel zu meinem Traumladen, der seit meiner Kindheit leer stand, als würde er auf mich warten. Ich sah die Beiden an, wohlwissend, dass der Laden wahnsinnig teuer war. Ich musste die Beiden einfach umarmen. Hinter der Ladenfläche war eine Wohnfläche, die genauso groß war. Wie ihr wisst, träumte ich von diesen Laden schon seit ich das erste Mal in Kanori war. 

„Das ist großartig, danke."

„Bedanke dich nicht zu früh, der Laden ist etwas heruntergekommen. Du musst ganz schon renovieren, bevor dort ein Geschäft entstehen kann."

„Trotzdem, danke."

Wir feierten bis spät in den Abend. Bis wir uns für die offizielle Ernennungszeremonie vorbereiten mussten. Die Kunde über meine Rückkehr hatte frohen Nachschall beschert und der Platz um den Palast herum war voll mit Magiern. Ich zog den Mantel an, der mich als hoher Magier erkennbar machte, der mich als das zeigte, was ich war. Ich stand vor dem Spiegel im Bad. Ich sah das erste Mal seit langem wieder gut aus. Ich kämmte trotzdem meine Haare etwas und knotete sie zu einen lockeren, auf meinen Rücken liegenden Pferdeschwanz zusammen. Ich überlegte kurz und stützte mich auf dem Waschbecken ab. 

„Thalia meine Liebste, ich werde dich nie vergessen…"

Es war plötzlich so, als würde sie mich umarmen und sagen, das Leben muss auch für dich weitergehen. Ich nickte und stellte mich anständig hin. Vor meinem Raum warteten meine Freunde und meine Familie. Noman sah auch gut aus und wir beide waren bereit. 

„Also meine Damen und Herren, lasst uns das Spektakel beginnen."

Verkündete Thorsten und machte uns die Türe zu einem gut gefüllten Marktplatz auf. Als sie Noman und mich sahen jubelten sie laut los. Es war, als würde eine neue Sonne über dem Horizont aufgehen, und mit ihr ging auch in mir eine neue Leidenschaft auf. 

So Merlin, dass wars. Einhundertfünfzigtausend Wörter, ist es das, was du wolltest?

Mehr als ich mehr jemals hab vorstellen können. Möchtest du vor der The End noch was sagen? So als Abschluss?

Hui, ich wüsste nicht was. Aber ich versuche es. Egal wie schlimm euer Leben manchmal erscheint, auch wenn ihr denkt, dass niemand hinter euch steht, es werden die Sonne und der Mond immer hinter euch stehen und mit euch allen Problemen trotzen. Es kommen immer bessere Zeiten, gebt nicht auf, nur weil es einmal aussichtslos erscheint. Denn auch in euch gibt es einen Held, der nur darauf wartet rauszukommen. Viel Glück auf euerer Reise und wer weiß, vielleicht sehen wir uns einmal wieder.