Kapitel 4: Arme Ignis

Apropos Hühnchen.

Merlin!

Und ich habe mich geirrt, die Suche nach dem Geheimraum von Marius Jeevah verlief so problematisch, dass wir kurz davor waren die ganze Aktion abzublasen. Nach einem halben Jahr haben wir, außer einem geheimen Süßigkeitenversteck von Solar und Moons heimlichen Alkohol Vorrat, nichts, aber auch gar nicht gefunden. Dreißig Suchaktionen, endlose Schritte, und unzählbare Nerven hatte es uns gekostet und nun waren alle so stinkewütend, dass meine neunzehnte Sternzeichenfeier reichlich Sjn und so viel Essen enthielt, dass es ein Wunder war, dass wegen uns keine Hungersnot ausbrach. Wenigstens einmal in dieser Zeit waren wir vergnügt. Ich saß auf Merlins Treppen und unterhielt mich mit Kalli über ihr Training. Sie und Ignis hatten sich etwas von der Suche zurückgezogen, aber auf meine Bitte hin. Kalli soll sich auf ihr Training konzentrieren, außerdem konnte ich so schamlos fluchen. 

„Ignis ist eine gute Lehrerin. Aber sie kann durch ihren Zustand nicht alles. Loki, ich weiß du hast kaum Zeit, aber ich möchte bei dir ein paar Sachen lernen."

„Ich kann dir nicht versprechen, dass ich das schaffe. Du weißt, was zurzeit los ist."

Sie sah etwas traurig aus. Ich verstand, was sie eigentlich wollte. Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen.

„Wenn du mir morgen mit dem Laden hilfst, dann werde ich dir zeigen, was du willst."

Sie grinste und umarmte mich. 

„Danke Lolo."

„Sei froh, dass ich dir keinen Wunsch abschlagen kann."

Sie lachte gespielt böse. 

„Loki, wann werden wir dort leben?"

Ich wollte eigentlich noch nicht ausziehen, aber Kalli liebte das neue Haus und der Gedanken daran, dass es dann nur noch wir beide sind.

„Irgendwann. Wenn Merlin und ich uns so satthaben, dass ich nicht mehr hier leben will."

Sie sah mich ungläubig an. 

„Das wird wahrscheinlich nie sein, oder?"

„Wahrscheinlich. Aber sei froh darüber, Merlin und Ignis sind gut zu uns und außerdem müsstest du bei mir im ewigen Chaos leben."

Ich kitzelte sie und sie lachte. Sie warf sich auf mich, um mich davon abzuhalten, sie weiter zu kitzeln. 

„Hey ihr Beiden, prügelt euch nicht."

Merlin kam zu uns und deutete mir an, mitzukommen. Kalli setzte sich auf und ging. 

„Was gibt's?"

„Anuyomi, ich weiß, dass du deine neunzehnte Sternzeichenfeier anders verbringen willst, aber das ist wichtig."

Wir hatten seit neusten zehn neue Bücher über Anuyomi. Diese Menge hätten Merlin und ich nie erwartet. Seit einem halben Jahr sammelten wir die Wesen, Merlin beschwor welche, ich beschwor welche, so versuchten wir es sie aufzuteilen. Dass dabei über tausend zusammenkamen, war uns nicht klar gewesen. Wir gingen in sein Büro. Wir hatten überall den Boden mit Papier gepflastert. 

„Was gibt's? Du holst mich sicher nicht ohne Grund in dieses Chaos."

„Um ehrlich zu sein, doch. Es gibt es, über das ich dich bitten muss. Und zwar von Bürger zu hoher Magier."

Er reichte mir ein aufgeschlagenes Buch. Es war eines der besagten Okkultismus Bücher, dass sich nicht mit Anuyomi, sondern mit Tränken beschäftigte. Er war schwarz, mit weißen Schriftzügen.

„Lese dir bitte die Seite aufmerksam durch."

Ich schlug besagte Seite auf und las sie durch. Es war ein Gegenmittel zum Aufheben von Gestaltverändernden Flüchen. 

„Das könnte Ignis zumindest für einen Tag pro Sternzeichen zurückverwandeln…"

Murmelte ich. Aber es gab zwei Haken. 

„Aber dafür brauchen wir das Blut des Verursachers. Sprich Urian und der ist nicht da."

„Vielleicht nicht ihn direkt, aber mich, wir sind Drillinge, das Blut müsste also gleich sein."

Irgendwie wusste ich, dass das kam. Das zweite konnte ich aber unmöglich brechen. 

„Das eine Kraut bekomme ich nur im verbotenen Teil des Gartens der Solars. Du weißt, das kann ich nicht machen."

In verbotenen Teil des Gartens hatten nur die Hohen Magier ab Rang zwei, also Noman, Thorsten und ich, Zugang. Problem war, dass wir es immer absprechen mussten, wenn einer rein geht und ein Kraut holt. Grund war, dass die Kräuter, die dort wuchsen, wahnsinnig gefährlich waren. Eigentlich hatten wir uns darauf geeinigt gar nicht erst den Teil des Gartens zu betreten, die Pflanzen waren aggressiv genug, um sich selbst zu versorgen. 

„Du weißt, ich würde dich um sowas nicht bitten, wenn es mir nicht absolut ernst ist."

„Ja, das ist mir schon klar. Aber ich kann Thorsten und Noman nicht sagen, dass ich eine Pflanze, und dann auch noch eine so gefährliche, für Okkultismus brauche. Nom hätte nicht einmal was dagegen, aber Thorsten würde sich quer stellen."

Er sah mich mit Welpenaugen an. Ihm war genauso klar wie mir, dass ich nie eine offizielle Erlaubnis bekommen würde. 

„Bist du wirklich so sexuell frustriert, dass du mich in so eine Lage bringen willst? Ich bestehle damit meinen besten Freund."

Er nickte. 

„Ignis und ich haben noch nie… naja…"

„Ich will kein Kopfkino, okay, ich mach es. Noman und Sajin haben morgen Abend ein Date, Thorsten besucht morgen seine Familie in Sebteka ich werde dann gehen."

Er fiel mir um den Hals. 

„Okay, hör auf, auf Kuschelkurs zu gehen!"

Ich drückte ihn weg, aber er riss mich wieder an sich. 

„Merlin freu dich nicht zu früh, wir wissen nicht, ob es funktionieren wird. Schließlich bist du nicht Urian."

„Oh doch, du wirst schon sehen, wenn wir alles richtig machen, wird es funktionieren. Oh Loki, ich weiß nicht, wie ich dir danken soll!"

Ich weiß nicht, wie ich mich bei dir bedanken soll, schließlich hast du mir das Leben gerettet, und mir verziehen, dass ich dich verraten habe. Aber ich sagte:

„Gerne, aber ich bitte dich, freu dich nicht zu früh."

„Okay. Du hast Recht. Kannst du trotzdem so schnell wie möglich das Kraut besorgen."

Ich verdrehte die Augen und sagte:

„Ich geh heute Nacht. Aber dafür will ich morgen zum Frühstück Schokokekse."

„Auf jeden Fall."

Wir hörten Ignis von unten rufen, sie hatte meinen Lieblingsbraten gemacht. 

„Moon sei Dank, was zum Essen. Wir kommen!"

Rief ich und drückte ihn erneut weg. Wir eilten runter.

Es tut mir leid, dass ich damals in diese Situation bringen musste, und dann auch noch an deinen neunzehnten Geburtstag.

Merlin, ich stehe selbst heute, tausendfünfhundert Jahre später, noch so tief in deiner Schuld, dass das das Mindeste ist, was ich für dich tun kann.

Sag das noch einmal und ich knall dir eine, dass deine Ohren in den nächsten tausendfünfhundert Jahren noch klingeln. 

In der Nacht schlich ich mich auf dem Haus. Alle, vor allem Noman, schliefen tief und fest, als ich mich aus der Tür stahl. Ich nahm einen Trank zur Teleportation, Roro wollte ich da nicht auch nicht reinziehen. Außerdem war ich so schneller wieder da. Der Trank wurde geöffnet und ich durchquerte den blauen Nebel, eine Sekunde später stand ich im dunklen Garten der Solar. Ich schnappte mir einen goldenen Apfel, aß ihn und ging in Richtung des verbotenen Teils des Gartens. Selbst jetzt im Winter blühte der Garten in vielen schönen Farben. In letzter Zeit war ich nicht oft dort gewesen. Die Erinnerung an Thalia tat doch zu sehr weh. Bevor mein Herz erneut beginnen konnte zu bluten, gesellte sich jemand anders zu mir. Die Assassine. Ich lächelte sie an, als sie aus den tiefen ihrer schwarzen Bandagen eine Flasche herauszog. An ihr hing eine schwarze Bandage, die aussah wie eine schwarze Schleife. Ein Geburtstaggeschenk, aber es war keine Flasche Sjn. Nach den Schriftzeichen zu urteilen, kam sie aus Esyia, so wie die Assassine, und sie sah schon recht alt aus, als ich sie öffnete, roch ich einen vertrauten Geruch. Ich kannte diesen Art Alkohol nicht, aber ich war mit trotzdem irgendwie sicher, dass ich wusste, wie er schmeckte. 

„Danke, aber woher hast du sie?"

Sie gurrte nur, das musste mir dann wohl als Antwort genügen. Der verbotene Teil war von einen Stacheldraht und einer massiven Holztür abgegrenzt. Ich zeigte meinem Kommi vor und mir wurde Einlass gewährt. Die Tür gab kein Signal weiter als Zeichen des gegenseitigen Vertrauens. Mir wurde bei dem Gedanken diese Vertrauen zu missbrauchen sehr unwohl. Aber Ignis, auch wenn ich sie eher aus puren Sarkasmus Mama nannte, sie war doch immer eine bessere Mutter gewesen als meine eigene. Vorsichtig betraten wir dem Garten. Die Kräuter, die hier wuchsen, gaben einen immensen Kontrast zum restlichen Garten ab. Ich sah die Kräuter kaum, weswegen ich Luxis heraufbeschwör und damit herum leuchtete damit herum. Persönlich war meine Wenigkeit noch nie in diesem Teil. Wie schon gesagt die Pflanzen hier waren höchst gefährlich. Er war größer als gedacht, Noman hatte ihn einmal mit „eine Ecke" beschrieben, das war geschätzt ein Sechstel des gesamten Gartens. Es dauerte etwas, als ich nicht das gewünschte Kraut fand, sondern eine Tür. Ich musste sie ein wenig von den Pflanzen befreien, aber dann sah ich, wem diese Tür gehörte. Marius Jeevah und ich schlug mir frustriert auf die Stirn. Das war der einzige Teil, den wir im vergangenen halben Jahr nicht durchsucht hatten und ausgerechnet dort lag der Geheimraum von Marius!? Ich öffnete ihn und betrat ihn und fand ein paar tote Magier. Körper von Magier verfielen nicht, weswegen es weder roch noch mir einen sehr unschönen Anblick bescherte. Das waren also Marius und ein paar andere Jeevah, die seit mehreren hundert Jahren hier herumlagen. Die Unkreatur hinter mir wurde aufmerksam, aber das Blut war schon lange eingetrocknet. Wer auch immer das getan hatte, wir würden wahrscheinlich nie einen Täter finden. Ich sah mich um und durchsuchte alles. Die Assassine half mir, aber ich wollte nicht zu lange hier sein, also schickte ich sie los, um das Kraut für Merlin zu suchen. Ich fand unter dem Bett ein paar Briefe von Marius, aber auch von Jenson. Aber auch eine kleine Box mit der Uhr darin. Ich packte sporadisch alles ein und wand mich dann den drei toten Jeevahs zu. Marius saß an der Wand und hatte eine tiefe Bauchwunde. Ich hob seinen Kopf am Kinn hoch. Er hat seine Unsterblichkeit mit siebzehn oder achtzehn Jahren bekommen, gestorben war er aber mit zweihundertzweiundzwanzig. Die Beiden anderen lagen am Boden, der eine auf dem Rücken, der andere auf dem Bauch. Sie waren von wem auch immer überrumpelt worden. Ich konnte mir auch gut vorstellen, wer das gewesen war, mein „Großvater", Matterius Jeevah der erste. Er saß in Lusania ein, da er die beim Sturz der hohen Geschwister sie verraten hatte, sobald ich für den Mord an der zweiten Nummer eins Beweise hatte, konnte ich ihn tiefer einbuchten lassen. Ich wollte ihn gerade wieder loslassen da passierte etwas. Kurz dachte ich, er würde sich bewegen. Moment, ich ging mit dem Gesicht näher an seines, er bewegte sich ein kleines Stückchen. Ich blinzelte kurz und dachte mich verguckt zu haben. Meine Augen hatten seine Beiden Arme fest im Blick, ich zog einen hoch, da wo ich und andere Familie Jeevah ihr Familienmahl hatten. Er hatte auch eins, aber statt einer Schlange, die sich um einen Wolf gewickelt hatte, sah ich einen Wolf mit Flügeln, das Wappen der hohen Geschwister. Die Lieblingsfamilie der hohen Geschwister, das waren sie wirklich. Es war prachtvoll, ich bewunderte es kurz, als sich eine andere Hand auf meine legte. Mir fuhr es eiskalt den Rücken runter, die Leiche bewegte sich. Es war Marius ich sah zu ihm und er blickte mir etwas verschlafen entgegen. Ich sah ihn an, er mich und wir beide schrien wie am Spieß los. Meine Wenigkeit hüpfte drei Meter hoch, knallte gegen eine Kommode, fiel hin und auf mich fiel die Kommode. Er drückte sich in eine Ecke. Nach ein einer Minute, die mein Gehirn brauchte, um zu verstehen, dass er sich in eine Art Schlaf begeben hatte, um den Tod zu entgehen, beruhigte ich mich ein wenig. Mein Vorgänger wusste gar nicht was los war, dementsprechend hatte er Angst. 

„Marius, beruhige dich!"

Bat ich und er sah mich verwirrt an. 

„Was ist passiert? Wo bin ich? Wie viel Zeit ist vergangen. Oh je, ich muss sofort zu Moon und Solar, wenn sie Matterius als meinen Nachfolger nehmen werden sie untergehen!"

„Es sind über fünfhundert Jahre vergangen. Ich denke ich sollte mich erstmal vorstellen. Ich bin die derzeitige Nummer eins, Loki Esyia Woods. Moon und Solar sind vor Fünfhundertneunzehn Jahren gefallen, Nightmare und Day Light zwar auch, aber ihre Anhänger konnten wir erst vor ungefähr drei Jahren beseitigen."

„Sie sind Tod?"

Ich schüttelte den Kopf und begann ihm die ganze Geschichte zu erzählen. Man sah in seinem Gesicht die Verzweiflung. 

„Ich habe versagt. Ich konnte die Beiden nicht beschützen. Ich bin die schlimmste Nummer eins, die es in der Geschichte von Elystria gibt."

Das war eigentlich eher Matterius Jeevah der erste, aber innerlich wusste er das, hoffentlich.

„Sie haben unserer Familie leider blind vertraut. Es war unvermeidlich."

„Unsere Familie?"

Ich zog ihn auf die Beine. Leider waren seine beiden Begleiter wirklich Tod. Später würden wir sie in Whalia auf dem Friedhof, wo auch mein Vater lag, beerdigen. Wir unterhielten uns, naja, eigentlich klärte ich ihn über mich und über die letzten fünfhundert Jahre auf. Die Assassine übergab mir ein Glas mit dem besagten Kraut, ich steckte es in meine Lederjacke. 

„Danke dir, geh lieber, bevor deine Kraft dich verlässt."

Sie nickte und verschwand. Ich wollte gerade die Türe zum verbotenen Gartenteil verschließen, da tippte mich jemand an und ich wusste, es war nicht Marius. Ich drehte mich um und sah direkt in Nomans Gesicht. 

„Ah, du auch hier… so früh schon, wie kann ich dir helfen?"

Marius merkte auch, dass etwas nicht stimmte. 

„Loki, bitte erklär mir, was bei Moon und Solar hast du in diesem Teil zu suchen!"

Marius hob die Hand und sagte:

„Wahrscheinlich mich. Frau Woods hat mir erzählt, dass ihr auf Jensons Spuren seid."

Nahm er mich in Schutz. Noman sah ihn total erschlagen an, wir kannten Marius von Fotos. Das war meine Chance zum Lügen. Tut mir leid Noman.

„Ich bin nochmal tief in mich gegangen und dann ist mir klar geworden, wo wir noch hätten suchen können. Daher dass ihr alle schon geschlafen habt, bin ich dann einfach ohne weiter darüber nachzudenken gegangen."

Er seufzte. 

„Na dann, lass uns wieder nach Hause gehen und Thorsten hiervon nichts erzählen, ist ja nach wie vor meine Zuständigkeit der Garten hier. Außerdem sind Sie, Herr Jeevah, verletzt."

„Ach, das ist nicht so schlimm. Meine besondere Fähigkeit heißt Nye Mortalis, ich kann nicht sterben, wenn mich jemand tödlich verletzt, schlafe ich, bis mich jemand aus meiner eigenen Familie berührt, deswegen konnte mich Frau Woods befreien. Die Verletzung ist schon lange weg."

Als wir zu Hause ankamen wurden wir schon mit einem Frühstück begrüßt. Merlin schob mir klammheimlich eine Dose Schokokekse zu und ich ihm das Glas mit den Kraut. Die anderen beachteten Marius mehr als ihm lieb war, später verließ er uns, um beiden Jugendlichen der Jeevah zu leben, die während des Bürgerkrieges geflohen waren. Thorsten, der zurzeit jeden Tag bei uns frühstückte stellte ihn einige Fragen, also verzogen Merlin und ich uns nach oben. Er hatte alles nötige schon zusammengemischt. Mein Meister wartete nur auf das Kraut. Dieser Mann war zu einen kleinen Kind mutiert, während ich weg war. So ungeduldig wie da habe ich mich ihn noch nie erlebt. Wir gaben alles dazu, rührten und rührten… doch es passierte nichts. 

„Das Blut…"

Bemerkte ich, doch auch ich wusste, es hätte eigentlich funktionieren müssen. Drillinge haben immer dasselbe Blut, zumindest war das so in unserer Welt. Merlin sah nachdenklich zum Fenster raus. Er dachte über den Vorfall nach. Weder ich noch Kalli wussten, wo oder wie Ignis damals verflucht wurde. Wir wussten, dass es wahrscheinlich Urian war, aber die komplette Geschichte haben wir nie erfahren. 

„Merlin, ich weiß du redest nicht darüber, aber wer war noch dabei, als Urian Ignis verflucht hat. Vielleicht haben wir einen anderen Ansatz."

„Es waren damals nur Urian, Ignis und ich. Wir hatten gehofft ihn allein zur Umkehr zu bewegen. Doch er hatte geplant mich zu verfluchen, als er mich in den Arm nahm, versuchte er mich zu erwischen, meine Ignis ging dazwischen. Ich war es nicht, aber wenn mein Blut nicht funktioniert, dann war es auch nicht Urian. Wer bei den hohen Geschwistern war es?"

Ich wollte nicht so einfach aufgeben und überlegte mit. Dann kam mir eine zündende Idee. Ich zog die Box mit der Uhr hervor. 

„Wir reisen in der Zeit zurück und finden die Antwort. Nutzen wir den ersten Versuch dafür, dass wir herausfinden, wer Ignis verflucht hat."

Ich öffnete die Box und fand eine Taschenuhr und einen Zettel hervor. Die Uhr war golden, sie trug die Zahlen eins bis zwölf, aber auch druidisch, sie hatte ein großes Fenster, dass das Datum anzeigen würde. Sie hatte eine goldene Kette, mit der man sie sich an die Hose stecken konnte. Auch der Zettel war in der druidischen Sprache geschrieben, ich las ihn vor und übersetzte gleichzeitig:

„Erstens: Ihr werdet wie Geister sein, ihr könnt die Vergangenheit nicht ändern, ihr könnt nur ihr Zeuge sein, eure Magie wird auf ein Minimum begrenzt sein, die Magier der Vergangenheit werden euch weder sehen noch hören können. Zweitens: Ihr müsst in der Gegenwart an dem Ort stehen, wo ihr hinwollt. Dritten: der Knopf über der Zwölf stellte die Tageszeit ein, der Regler neben der Drei, das Jahr, der an der sechs das Sternzeichen und der an der neun den Tag, drückt auf die Mitte und eure Reise beginnt. Viertens: Wenn ihr in einer Gruppe reißt, stellt sicher, dass jeder die goldene Kette berührt. Zum Zurückkehren setzt das Datum und die Zeit auf null und drückt erneut den Knopf, wieder, stellt sicher, dass jeder die goldene Kette berührt. Fünftens, wenn ihr die Zeit anhalten wollte, öffnet das Glasgehäuse und legt euren Finger auf die Überkreuzung der Zeiger. Sechstens, die scheint sehr wichtig zu sein, denn sie ist in Rot geschrieben, wenn die Uhr kaputt geht, es reicht, wenn auch ein kleiner Riss entsteht, dann setzte ihr in der gegeben Zeit fest, bis ihr sie repariert habt." 

Das waren alles.

„Oh Moon, ganz schön streng. Aber gut, Zeitreisen hört sich schon an sich gefährlich an. Nimm sie in dein Buch mit besonderen Gegenständen auf. Lass uns direkt gehen und es ausprobieren."

Ich nickte und zog es aus meiner Lederjacke. 

„Libara collectoralis."

Die Uhr erschien als Bild in dem Buch, die Überschrift Zeitreiseuhr des Jenson Jeevahs erschien.

„Sollten wir jemanden einweihen?"

„Wendern Noman oder Sajin, die anderen will ich da erstmal raushalten. Vor allem will ich Ignis keine falschen Hoffnungen machen."

„Gut dann lass uns die Beiden einweihen und mitnehmen."

Wir gingen nach unten und stupsten beide an, mitzukommen. Auf dem Weg zu dem Ort, an dem Ignis verfluchte musste ich Noman gestehen, was ich wirklich im Garten wollte. Er trug es mir nicht allzu sehr nach, er wusste zwar, dass Okkultismus eigentlich illegal war, aber wir hatten so viele Kampfe mit Okkultismus gewonnen, da war es ihm jetzt auch egal. Wir standen irgendwann in Whalia ungefähr dreißig Kilometer entfernt von dem ehemaligen Jeevah Familiendorf. 

„Okay, ich weiß nicht, wie so ein Zeitsprung funktionieren wird, ob wir direkt wieder hierstehen, ob wir erst in einer Stunde wieder da sein werden, oder ob uns vielleicht auch irgendwas auffressen wird, bleibt hier und wenn wir bis heute Abend nicht wieder da sind, ruft nach Hilfe, am besten Marius."

Sie nickten und wirkten beide besorgt. Ich nahm Nomans Hände und sagte:

„Keine Sorge Nom, es wird schon alles gut gehen, die nächste machen wir dann zusammen."

Er nickte nur und lächelte mich unsicher an. Merlin stellte die Uhr schon ein, so ungeduldig war er. 

„Ich gebe uns einen zehn Minuten Puffer."

„Okay. Ich bin bereit. Lass uns loslegen."

Er gab mir ein Stück der Kette in die Hand. Dann drückte er den Knopf und sofort bildete sich ein Wirbel um uns herum, ein weißer Wirbel, mit ein paar schimmernden Farben. Drei Sekunden später standen wir dort, wo wir gerade noch waren. Doch vor uns standen Riguldo und Urian. Das war wohl so eine Art Berichterstattung. Urian war zu dem Zeitpunkt fünfzehn, es war kurz nach meiner Geburt. 

„Der Hausherr hat eine Tochter bekommen. Sie sieht ungewöhnlich hübsch aus und wahrscheinlich eine Dämmerungsmagierin. Wenn ich endlich nach Hause dürfte, könnte ich sie mitnehmen, denn eines ist sicher, unter Nightmare wird sie…"

„Wer sagt, dass du schon nach Hause kommen darfst?"

Es war kurz ruhig, Urian zitterte vor Angst. 

„Bitte Meister, ich bin so müde, ich kann das nicht mehr lange. Das letzte Jahr war schlimm für mich, seine Lehren sind schlimm für mich, ich halte das kaum aus. Merlin kommt gleich, ich werde ihn die Wahrheit sagen, und auch, dass ich nach Hause will."

„Wenn du das tust Urian, wird deine Schwäche deinen kleinen Bruder und deinen Schwestern teuer zu stehen bekommen."

Urian wirkte eingeschüchtert, ihn so zu sehen war ungewöhnlich, und auch ein wenig befriedigend, für mich, aber nachdem was ich alles über Riguldo erfahren hatte, wunderte es mich nicht. Merlin war wahnsinnig wütend, das spürte ich, weswegen ich meine Hand auf seine Schulter legte. Wir hörten den fünfzehnjährigen Merlin und sahen eine nicht verwandelte Ignis. Ignis hatte lange braune Haare, sie trug eine rote Leggins und ein rotes Shirt, ihre Haut war schön braun und in ihren Augen sah ich das Feuer, dass in ihr brannte. Riguldo versteckte sich in einem Gebüsch hinter Urian. Als Merlin Urian sah kam er freudig auf ihn zu und umarmte ihn, was Urian erwiderte. 

„Moon sei Dank, du bist da, was sollte das, Uri? Mewina und die Zwillinge machen sich so Sorgen um dich. Du kommst jetzt wieder mit, ja?"

„Es tut mir leid, bitte…"

Die Brüder lagen sich in den Armen. Da bemerkte Ignis, dass was ihr Verhängnis werden sollte.

„Pass auf, Merlin!"

Rief sie und schubste ihn weg. Riguldo war es gewesen. Er hatte versucht, Merlin zu verfluchen, doch da Ignis ihn gerettet hat, traf der Fluch nun sie. Merlin hielt sie in seinen Armen, als sie sich langsam wieder verwandelte. 

„Was hast du getan, Urian!"

Schrie Merlin und griff seinen Bruder mit Ictusa an. Urian sah erschrocken und verzweifelt aus. Er rannte weg. Das war das Ende, das Ende der Geschwisterliebe zwischen Merlin und Urian. Mein Merlin sah an, wie sein jüngeres Ich seine Geliebte in den Armen hielt, sie war ohnmächtig. Er stand auf und trat näher zu den Beiden, ich ihn hinterher. Riguldo trat aus dem Busch und kümmerte sich liebevoll um die Beiden. 

„Dieser falsche Hund. Wäre er nicht da gewesen, wäre mein Bruder noch bei mir und meine Ehefrau wäre noch eine Magierin."

Kurz sah es für mich so aus, als würde Merlin weinen wollen. Vorsichtig nahm ich ihn in den Arm, das war schlimm für ihn, sehr schlimm. 

„Lass uns zurückkehren und die nächsten Schritte besprechen."

„Nein, noch nicht, eine Sache möchte ich noch machen."

Er ging in Richtung Familie Jeevah. 

„Was hast du vor."

„Ich möchte dich einmal in meinen Leben als Baby sehen."

Sagte er und wirkte so frech wie immer. Und um diesen Mann hatte ich mir sorgen gemacht. 

„Ach komm schon Merlin! Ich will nicht dahin gehen."

Protestierte ich. 

„Aber ich."

Er stand um mein Kinderbett und sah meinen ein Monaten alten Ich dabei zu, wie sie schlief. Er fotografierte mich. 

„Warum machst du Fotos von mir?"

„Ignis und ich haben Bilderalben von dir und Kalli gemacht, aber daher, dass wir nur Babyfotos von Kalli haben, konnten wir deines nie vervollständigen, das möchte ich das ändern."

Ich seufzte und lehnte mich gegen eine Wand. Plötzlich geschah etwas anderes, was anders als mein Baby Ich, sehr spannend war. Urian stürmte in mein Zimmer. Er sah so aus, seine Augen waren verweint, rot und verklebt. Baby Loki wachte natürlich auf, schrie aber nicht, als ob ich gewusst hätte, dass er mir nichts schlimmes wollte. Er nahm mich aus dem Bett, ich lachte nur, als er mich auf den Arm nahm. Dieser Mann, der sonst so grausam zu mir war, sah mich nun so an, als wäre ich das wertvollste auf der Welt.

„Wir Beide hauen ab, wir können nicht nach Elystria, aber diese Ebene ist groß, wir werden uns zurechtfinden."

Er wollte aus dem Zimmer gehen, da kam mein Vater rein. 

„Midnight, hat Loki geschrien?"

In dem Moment wurde wahrscheinlich Urian wieder beobachtet. Sein Wesen veränderte sich komplett. 

„Ja, bring deinem Gör gefälligst Manieren bei."

Er übergab mich meinen Vater und verließ den Raum. Mein Vater lächelte das Baby an. 

„Tut mir leid, dass du noch nicht fliehen kannst und so sehr mir der Junge leidtut, er muss auch noch hierbleiben. Du musst unter dem anderen Bruder lernen, so wie Rulan gesagt hat." 

Dann sah er genau zu mir, also meinen Zeitreisenden Ich, was er eigentlich gar nicht sehen sollte.

„Ja, das ist das Beste, für dich."

Dann verließ er das Zimmer. Merlin und ich sahen uns an. 

„Dein Vater war auch kein null acht fünfzehn Magier."

„Absolut nicht. Komm lass uns zurückgehen. Noman und Sajin warten."

Ich holte die Uhr aus meinen Buch und gab ihn ein Teil der goldenen Kette. Ich stellte das Datum und die Uhrzeit auf null, bevor ich auf den Knopf drückte. Wieder umschloss uns der weiße Wirbel und wir standen vor Sajin und Noman. 

„Alles okay, ihr wart nur eine Sekunde weg?"

Fragte mich Noman. Merlin und ich sahen uns an. 

„Wir waren fast drei Stunden weg, in unserer Zeit."

„Das ist doch jetzt egal, wer hat den nun Ignis verflucht?"

Sajins Frage machte Merlin wieder wütend, nicht auf ihn, sondern auf Riguldo. 

„Riguldo… es war Riguldo, wir erzählen euch auf den Weg nach Hause alles."

Merlin klärte beide auf. Während er auch noch die Babybilder von mir zeigte. 

Zu Hause wurden wir erwartet. Marius wurde endlich in Ruhe gelassen, Ignis hatte ihm etwas zum Essen und zum Trinken gegeben. Wir mussten uns hingegen erklären. Ich stupste Merlin vor, schließlich war das alles seine Idee. Sajin, Noman und ich setzten uns zu Marius. 

„Funktioniert die Uhr noch?"

Ich nickte. Hörte aber dann Merlin zu. 

„Ignis, meine Liebste, ich habe so mindergute Neuigkeiten. Es ist mir endlich gelungen einen Trank zu finden, der dich zumindest einmal in jedem Tierkreiszeichen in deine echte Gestalt zurückverwandeln kann. Loki hat mich dabei unterstützt und war gestern deswegen im verbotenen Garten. Als ich aber mein Blut nehmen wollte, meines ist ja identisch zudem von Urian und Mewina, merkten wir, dass mein Blut nicht richtig war. Also nahmen wir die Uhr und führten dem ersten Test mit ihr durch."

Er nahm ihre Flügel in seine Hände und sah sie voller Bedauern an. 

„Das wird jetzt für alle ein schwerer Schlag sein, aber Ignis, Riguldo hat dich verflucht."

Ich sah Ignis an, sie war kurz vorm Weinen. Ich deutete allen an, mit mir rauszukommen. Die Beiden wären besser dran, wenn sie allein wären. Vor der Tür zündete ich mir eine Zig an und überlegte, wie ich diesen Wichser finden konnte. Kalli sah mich traurig an. Sie trug Roro auf den Kopf, ich nahm ihn ihr ab. 

„Was ist mit Ignis?"

Ich nahm einen Zug und erklärte:

„Sie ist von ihren Meister verraten worden… Ich könnte versuchen ihn mit dem sechsten Auge zu finden."

„Tu das Loki, aber dann bringt ihn her, ich buchte diesen Sohn einer Hure so tief in Lusania ein, dass Kanis eine neue Ebene für ihn erfinden muss."

„Überlass die Sicherheit mir und Riguldo auch, ich werde ihn allein aufsuchen."

„Loki, unterschätze ihn nicht, er ist nach wie vor ein Schüler Moons gewesen."

Oh Thorsten, bring mich nicht auf Ideen, ich hatte in dem Moment eine für meine Verhältnisse gute Idee. 

„Dann wissen er und Solar sicher seine Schwachstelle, bevor ich ihn suche, was mit dem sechsten Auge eine Sache von ein paar Minuten sein wird, werden ich und Roro die Beiden aufsuchen. Morgen früh bin ich sicher wieder da."

Ich zog einen Teleportationstrank aus meiner Lederjacke. 

„Schaut, dass sich Ignis beruhigt."

Zur Dämmerung stand ich auf einer weiten Ebene, als zwei geflügelte Wölfe vor mir landeten. Beide freuten sich und drückten ihre Schnauzen gegen mich. 

„Es ist auch schön euch zu sehen, aber ich bin in Eile. Schnell, was hat Riguldo für Schwachstellen?"

„Das kommt jetzt sehr aus dem Kontext gerissen."

Ich gab ihnen die schnelle Version der vergangenen Ereignisse. Solar war so wütend, sie wäre am liebsten mitgekommen. 

„Er hat wenige Schwachstellen, aber ich weiß noch, dass er gegen Jenson und anderen, die in der Lage waren Okkultismus zu benutzen unterlegen war. Das wird dir aber wahrscheinlich nichts bringen, oder?"

Ich hatte Moon nie gestanden, dass ich sehr wohl in der Lage war, dafür war es wohl so langsam Zeit. Die Assassine stand direkt hinter mir, nachdem ich nur kurz an sie gedacht hatte. Moon trat erschrocken zurück. Solar hingegen schnellte nach vorn, aber die Assassine blockte ihren Angriff, nur geblockt, sie hat sie nicht angegriffen. 

„Loki, bist du etwa eine Okkultistin?"

Fragte Moon schockiert. 

„Mehr oder weniger, ich beherrsche die von Merlin reformierte Form des Anuyomi. Sie hier ist meine treuste."

„Treu! Diese Wesen sind nicht treu, Loki. Lass es lieber, bevor das noch ins Auge geht."

Die Assassine blickte zu mir und ich ahnte, dass sie Angst hatte, dass ich sie nicht mehr rufen würde. 

„Verzeiht, wenn ich euch beiden widersprechen muss. Aber dieses Wesen hat mir in der Nacht der grünen Flammen das Leben gerettet. Ich kann derzeit über hundert Anuyomi Unkreaturen rufen. Also werde ich gegen Riguldo bestehen können. Vielen Dank, ich komme demnächst mit Sjn vorbei."

Moon versuchte mich aufzuhalten. Er hatte sich verwandelt und seine eine Hand lag nun auf einer meiner Schulter. 

„Ich bitte dich, tu das nicht."

Ich sah kurz zurück und sagte:

„Ignis und Merlin sind das einzige Paar, dass ich kenne, dass ich mit wahre Liebe beschreiben kann, ich werde es tun, damit sie zumindest einmal in jedem Tierkreiszeichen eine Magierin sein kann. Der Fluch wird niemals gebrochen werden können, das ist zumindest ein schwacher Trost für die Beiden."

„Trotzdem wären Beide wahrscheinlich verzweifelter, wenn du nicht mehr wärst, also überlege es dir gut."

„Ich habe schon genug darüber nachgedacht, keine Sorge, die Assassine und Roro sind bei mir. Außerdem ist noch nie jemand meinem grünen Feuer entkommen, Riguldo kann noch so stark sein, Ich bin gerade so wütend, dass ich sogar gegen Nightmare und Day light siegen könnte."

Moon nickte nur besorgt. Ich benutzte das sechste Auge und suchte nach Riguldo. Ich fand ihn in einen abgelegenen Menschendorf. Insgeheim hoffte ich trotzdem mit ihm verhandeln zu können, dass er mir ein wenig Blut freiwillig gab. Trotzdem zog ich einen Zauberstab, den mit Kalli zu meiner gestrigen Sternzeichenfeier geschenkt hatte. Ein Verstärker für meine Magie. 

Loki… ich heul gerade wieder…

Um Moons Willen, soll ich dir eine Galeone Eis holen? Ist deine Blutung wirklich so schlimm?

Ich habe meine Blutung gerade nicht! Meine Tochter ist einfach so ein guter Magier!

Ich stand vor einer kleinen Hütte. Ich hatte den Zauberstab fest in der Hand, Roro neben mir war fast fünf Meter hoch und sein schlangenartige Nacken gab ihn noch einmal über das doppelte seines Körper, die Assassine hielt ein paar schwarze Messer in den Händen. Aber ich ließ die Beiden noch ein paar Meter Abstand halten. Ich klopfte an die Hütte und fragte: 

„Riguldo, bist du da?"

keine Antwort. 

„Hör mal ich weiß, dass du hier bist!"

Ich hörte eine gedämpfte Stimme und im nächsten Moment flog ich zehn Meter weg. Er kam aus der Türe und griff mich mit Pesetra, den Krallenzauber an. 

„Ictusa!"

Schrie ich und er fiel ein paar Meter nach hinten. 

„Giantus Manustra!"

Der Zauber der riesigen Hände, er schlug damit nach mir und traf mich, aber die Assassine und Roro wehrten weitere Schläge ab. Ich nutzte direkt meine Chance und sagte: 

„Ignistra Feuerball!"

Ein grüner Feuerball bahnte sich seinen Weg zu Riguldo, dieser wehrte ihn mit Cliperus, dem Schutzschild ab. Er warf Roro und die Assassine mit den riesigen Händen weg. Er wollte sie wieder auf mich abrichten, doch ich wehrte sie mit Gurfurealis ab und sprang mit Salires auf ihn zu, um ihn eine zu verpassen. Ich setzte mich auf seinen Torso und versuchte seine Hände ruhig zu halten. 

„Hör mal, ich will mit dir verhandeln."

„Dafür ist es schon lange zu spät, du hast alles ruiniert! Deinetwegen ist mein Ruf weg!"

„Das hast du zu verschulden! Ich bin hier, damit du freiwillig einen Fehler wieder gut machen kannst, aber wenn du das nicht willst, werde ich es, ohne zu bitten, einfordern!"

„Misasatra!"

Er glitt durch mich hindurch und schlug mich gegen einen Baum. Aber die Assassine stürzte sich für mich in den Kampf. Sie lenkte ihn ab, ich konnte ihn mit den Dorminates Fluch in den Schlaf versetzen. Ich drehte mich zu ihm, ich hatte eine kleine Wunde an der rechten Augenbraue und meine Lippe auf offen. Ich deutete mit meinen Zauberstab auf ihn und sagte: 

„Dorminates!"

Er sacke sofort schlafend zusammen. Roros Flügel war gebrochen, nichtsdestotrotz hoppelte er tapfer zu mir und gab mir ein Einmachglas. Man konnte Blut mit Aquarialis kontrollieren, ich schnitt eine kleine Wunde in seine Ellenbeuge und zapfte ihn ein Glas ab. Es war keine lebensgefährdende Wunde, sogar ich konnte sie notdürftig behandeln, ich ließ ihn draußen schlafen und dachte kurz nach. Durch Ignis Heilung, die mir wahnsinnig sehr am Herzen lag, war ich von meinen eigentlichen Ziel angekommen. Riguldo würde wohl noch ein wenig schlafen, also durchsuchte ich sein Haus, auf der Suche nach Hinweisen, egal auf was, Esyia und oder eine Heilung für Ignis. 

„Loki, was machst du, wir sollten nach Hause, Merlin und Ignis drehen durch!"

„Geh du schon mal mit dem Glas Blut nach Hause, Roro. Ich werde mich mit der Assassine im Haus umschauen."

„Oh nein, ich lass dich nicht allein, reicht schon, dass du ohne mich in der Vergangenheit warst."

Seit dem Vorfall mit Allector und Matt war er immer bei mir, wenn es gefährlich wurde. Aber dieses Mal würde nichts geschehen, schließlich schlief Riguldo tief und fest. 

„Tschüss, Roro, ich pack das, außerdem hol ich Blue noch, wenn es dich beruhigt."

„Wenigstens etwas."

Er verschwand durch den blauen Nebele des Teleportationstranks. Meine Wenigkeit hingegen zog sich ins Haus zurück und holte Blue. Das blaue, ponygroße Kitsune erschien neben mir. 

„Hier stink es nach Riguldo, was suchen mir im Haus dieses Verräters?"

„Wir suchen nach allem, was wichtig erscheint, am besten hole ich noch Stolas, je schneller wir von hier wegkommen, desto besser."

Gesagt getan, meine andere Dämoneneule erschien auch, zwar in einer kleineren Form, aber sie war da. Wir durchsuchten viel, er hatte einiges mitgenommen, beziehungsweise gestohlen. Ich packte alles, was er gestohlen hatte, ein und kopierte alles, was er nicht gestohlen, sondern erarbeitet hatte. Er war ein kluger Kopf, aber leider machtbesessen und korrupt. 

„Ich glaub wir haben alles abgesucht, lasst uns auch heimgehen."

Da wurde ich wieder in den Rücken gestoßen und flog durch die Wand nach draußen. Wann hatte sich Riguldo wieder aufgerafft? Natürlich er kann seine Aura restlos unterdrücken, ich spürte ihn dann nicht. Stolas und Blue griffen ihn direkt an, wurden aber auch abgewehrt, die Assassine hielt sich da besser. Trotzdem kam ich ihr zu Hilfe:

„Ictusa!"

Ich benutzte den Stab und er flog einige Meter weit weg. Er setzte zum nächsten Angriff an, als ich plötzlich einen sehr üblen Schmerz spürte. Bevor er mich überhaupt angreifen konnte, erledigte mich mein eigener Körper. Schatten brach wieder aus.

„Wir müssen verschwinden."

Ich hustete Blut hoch und meine Kraft verschwand. Ich zog Abendrot aus meiner Lederjacke und hielt es, trotz schwindender Kräfte hoch. Im vergangenen halben Jahr hatte ich fast monatlich einen Anfall von Schatten, Noman auch, witzigerweise nicht die anderen infizierten. Stolas nutzte ihre Magie, um ihn fernzuhalten, so machte es auch Blue, ich hingegen suche einen Teleportationstrank heraus. Aber ich hatte meine ganzen Zaubertränke verbraucht. 

„Verdammt, Stolas, Luftrettung!"

Ich sprang auf sie und sog mit meiner letzten Kraft Blue ins Buch zurück. Die Assassine pfiff auch weg, auch wenn sie nicht wollte. Stolas wehrte die letzte Attacke ab und erhob sich dann schnell zurück in die Luft. Riguldo ließ nicht ab, er flog mit Cornxga hinterher. Irgendwas musste ich doch noch haben und sei es nur ein schweres Buch, was ich ihn an die Stirn werfen konnte. Die Zeitreiseuhr! Ich konnte damit vielleicht auf die Gegenwart einfrieren, scheiße die steckte auch in einem Buch, die konnte ich jetzt nicht mehr hervorrufen. Ich musste mit Stolas also den Attacken ausweichen, bis er nach zwanzig… nein, in meinen Kosmosbeutel war die Uhr, für den brauchte ich keine Magie. Ich zog sie heraus, öffnete das Glas der Uhr und legte die Kette um mich und Stolas bevor ich auf die überkreuzten Zeiger drückte und sah zu, wie Riguldo hinter mir einfror. 

„Oh Moon sei Dank bin ich so nachlässig."

Ich brach auf Stolas zusammen, hielt die Uhr aber fest. Sie sah nach hinten und landete. 

„Loki, Loki, Nomans Medizin, wo ist die?"

„In… meinen… Kosmosbeutel…"

Sie zog ihn aus meiner Lederjacke und suchte die Pillen. Noman hatte sie entwickelt, falls ich allein bin und der Anfall mich daran hindert Allector erneut zu töten. Ich schluckte sie runter und nahm direkt Allectors Schädel aus dem Buch und schabte das Innere mit Abendrot aus. Ich keuchte wie wild, aber Schatten wurde wieder besser und ich setzte mich anständig hin. 

„Wir müssen nach Hause, wo sind wir?"

Ich holte meinen Kommi heraus, um eine Standortbestimmung durchzuführen. Drei Stunden Heimflug, oh ich verfluchte mich in dem Moment. Ich setzte mich auf Stolas und sie trug mich tapfer nach Hause. 

Trotz der Tatsache, dass ich fünf Minuten die Zeit angehalten hatte, kam ich mitten in der Nacht nach Hause. Ich versuchte mich leise die Treppen hoch zu Noman zu schleichen, doch als ich zwei Schritte in das Haus gemacht hatte, hörte ich Ignis sagen:

„Luxis."

Sie stand auf ihrer Schlafstange im Wohnzimmer. Sie sah wütend aus und qualmte etwas.

„Also dieses Mal bin ich wirklich nicht betrunken…"

Scherzte ich, doch sie sprang direkt auf die Kommode neben mich und sah mich trotzdem streng an. 

„Schau mich nicht so an, ich hatte dieses Mal einen guten Grund dafür."

„Setzt dich hin, ich gebe dir was zum Kühlen."

Knurrte sie. Da war ich wütend, ich hatte das alles für sie gemacht und sie war trotzdem sauer auf mich. Sie gab mir ein bisschen Eis in einen Küchentuch. Danach stellte sie zwei Gläser Sjn auf den Tisch und setzte sich zu mir. Ich hatte Ignis noch nie trinken sehen, aber sie setzte an und zog das Getränk mit einen Zug runter. 

„Jetzt hör mir mal zu, Loki. Weißt du eigentlich, wie viel Angst ich um dich hatte, dann ist Noman auch noch zusammengebrochen mit Schatten und du warst weg…"

„Ignis ich wollte euch keine Angst machen, aber ich konnte das nicht einfach so stehen lassen. Riguldo hat dir das angetan."

„Das ist mir klar, aber Loki, ich will nicht, dass du für mich kämpfst."

„Das ist aber für mich eine Ehrensache. Du hast so viel für mich und Kalli getan…"

Sie nahm mein Gesicht in ihre Flügel. 

„Loki, du stehst weder in meiner noch in Merlins Schuld. Entschuldige, falls wir dir jemals das Gefühl gegeben haben, dass es so ist."

Aus irgendeinem Grund zitterte ich. Nein, ich wollte nicht, dass Ignis dachte, ich würde das aus Schuldgefühlen machen. Schließlich war sie… eine Mutterfigur für uns beide Schwestern. 

„Ich… habe das nicht wegen Schuldgefühlen getan…"

„Wieso denn dann?"

„Naja, weil du und Merlin… ihr habt euch um uns gekümmert wie…"

Ich konnte es ihr nicht sagen. Aber das musste ich auch nicht, Ignis hatte mich mehr als genug verstanden. Sie hüpfte zu mir und nahm mich in den Arm. 

„Und deswegen darfst du weder mir noch Merlin sowas jemals wieder antun. Die Nacht der grünen Flammen und dass du danach weggelaufen bist, hat uns schon gereicht."

Ich drückte sie an mich. 

„Es tut mir so leid…"

Sagte ich. 

„Schon gut. Ich hole Noman, damit er deine Wunden versorgt."

Ich ließ sie los und sie flog nach oben. Ich nahm das Glas in die Hand und sah, dass meine Hände auch bluteten. Genau an der Lebenslinie… das war die Blutung. Das hätte jetzt nicht auch noch sein müssen. Als Noman die Treppen herunterkam und das sah, war sein einziger Kommentar:

„Na, auch endlich erwachsen?"

Ich warf das Tuch mit Eis nach ihm. Unbeeindruckt hob er es auf und warf es in die Spule. 

„Heilige Solar, siehst du scheiße aus."

Stellte er fest. 

„Halt die Klappe, hilf mir lieber… was mach ich jetzt?"

„Fingerlose Handschuhe, damit du nicht alles vollblutest."

„Kannst du das nicht beenden?"

Er setzte sich zu mir und sah sich meine Lippe und die Kopfplatzwunde genauer. Dabei merkte er wie wahnsinnig verängstigt ich war. Er hielt kurz inne und setzte sich. 

„Was ist los? Belastet dich das so sehr?"

„Wie hast du dich damals gefühlt?"

Er ging kurz in sich und musste dann lachen. 

„Was lachst du so?"

„Nichts, aber ich weiß noch, wie ich damals, ein frisch ausgebildeter Arzt, wie ein kopfloses Huhn herumgerannt bin und mir erstmal eine Ohrfeige von meinen Meister eingefangen musste. Lolo, niemand springt vor Freude auf, wenn sie oder er seine oder ihre erste Blutung bekommt. Nicht einmal Sajin ist da ganz cool geblieben, und mein Freund ist immer cool."

Das Cool der neue Begriff für ernst war, war mir neu, weswegen ich die Augenbrauen hochzog. Darauf ging er nicht ein, sondern säuberte meine Kopfplatzwunde und meine Lippe. 

„Ich gebe dir für heute Mullbinden für deine Blutung und morgen gehen wir dir schicke Fingerlose Handschuhe kaufen. Ich brauch auch mal wieder ein neues Paar. Dann zeig ich dir, wo du welche bekommst."

Ich bedankte mich bei ihm und wir gingen gemeinsam hoch. Er merkte, ich war nicht gerade begeistert. 

„Sieh es mal positive, falls du mal doch Kinder haben willst, kannst du das jetzt."

„Das einzige Kind, was ich jemals mochte, war meine Schwester."

Gab ich murrend zur Kenntnis. 

„Hör mal, ich weiß nicht, wie ich dich irgendwie aufheitern kann, weswegen ich dich schlafen schicke, wir setzen und morgen mit Thorsten zusammen und bereden das weitere Vorgehen wegen der Jeevah Familie, ruh dich aus und komm runter."

Ruh dich aus und komm runter, toller Rat Doc. Ich schliff mich die restlichen Treppen hoch und wollte den Vorhang zu meinen Zimmer aufziehen, da pfiff mich Ignis zu sich. Sie war in Merlins Zimmer. Ich betrat es und fand sie vor, sie deutete auf meinen Meister und Kalli, die in seinem Bett schliefen. Sie hüpfte zu den Beiden und winkte mich mit ihren Flügeln zu sich. Eigentlich war mir das peinlich, aber ich war zu müde, um zu diskutieren, also legte ich mich zu den Beiden. Ignis selbst legte sich auf Merlins Kopfkissen direkt an seinen Hinterkopf. Ich rückte zu Kalli und nahm sie von hinten in den Arm.