Kapitel 7: Die Schildkröte

Uh, es wird immer spannender! 

Ja, los Loki, schreib schneller! 

Um Moons Willen, ich schreib ja schon, wenn ihr für fünf Minuten die Fresse halten könntet, wäre ich schon lange fertig!

Ich hing am nächsten Morgen über den Dokumenten aus dem Geheimraum von Matterius Jeevah, aus meinen Kommi drang Musik. Es war noch niemand wach, ich hatte auch nur ein paar Stunden geschlafen, danach hatte mich die Neugierde überwältigt und ich hatte alles, was wichtig war rausgesucht und angeschaut. Doch auch er hatte nur einen Bruchteil von den Informationen, die wir gebraucht hätten. Vielleicht war doch über die Zeit sehr viel abhandengekommen. Aber eines war dann doch interessant, es war auch die Erklärung, warum ich mit dem sechsten Augen nicht weiterkam. Esyia war ein Land auf dem Rücken einer gigantischen Schildkröte, die sich immer bewegte und nie stillstand. Ob sie immer die gleiche Route schwamm oder immer anders, konnte ich aus diesem Text nicht erschließen. Das andere Problem war das Schutzschild. Es erschwerte das sechste Auge immens, also war es uns kaum möglich durchzusehen. Ich seufzte und stand auf. Vielleicht sollte ich so langsam Frühstück machen, Ignis und Merlin waren nach wie vor nicht da, sie holten ihre Hochzeitsnacht nach, außerdem konnte auch ich ein paar Rühreier machen, ein Frühstück war nach wie vor nicht das schwerste auf dieser Welt. Unten in der Küche war noch niemand, ich begann mit Rühreiern und Speck. Ich hatte fast drei Dutzend Eier verbraucht und ein halbes Kilo Speck, bei so vielen Person unter einem Dach war ja auch klar, dass ich so viel brauchte. Im Hintergrund machte ich mit Magie ein frisches Brot. Marmelade hatten wir noch da, das musste ich nicht machen. Als ich das Brot mit Ignistra erhitze und nebenbei mit dem selben Spruch die Rühreier und Speck warmhielt hörte ich Sajin und Noman kichernd die Treppen runter kommen. Als sie mich sahen, hätte man annehmen können, das Solar und Moon persönlich in Merlins Küche standen. 

„Du… kannst kochen?"

Fragte mich Noman. 

„Ja, kann ich. Rühreier und Speck, sowie ein einfach Laib Brot ist nicht so schwer. Helft mir den Tisch zu decken, ich schneid noch etwas Obst auf."

Sajin holte Joghurt aus dem Vorratsschrank und Noman machte den Tee, nebenbei schwebte Essgeschirr auf den Tisch. Anweisungen eins A befolgt. 

„Die Eier riechen sogar besser als die von Ignis."

Stellte Sajin erstaunt fest. 

„Lass das Ignis nicht hören. Die bringt dich sonst um."

Ermahnte ihn Noman. Die Beiden wirkten so verliebt an diesen Tag. Ich freute mich sehr für Noman und schaltete meinen Neid etwas zurück, um mich dem Obst zuwenden zu können. Leider bemerkten Beide meinen Blick und Sajin stellte sich neben mich, Noman auf die andere Seite. 

„Was ist denn jetzt los, werde ich eingekesselt?"

„Ja Loki, wir wollten Beide mit dir über ein wichtiges Thema reden, du haust bei diesem Thema immer ab."

„Wollt ihr heiraten?'

„Was, nein, dafür sind wir Beide noch zu jung. Es geht um dich."

Oh bitte nicht, mir schwante übles. Noman sah Sajin so an, als würde er ihn einen imaginären Schubser geben wollen. 

„Loki, ich habe eine Cousine, sie ist ebenfalls lesbisch und in deinem Alter."

Sagte er , und es hörte sich schlecht gespielt euphorisch an. 

„Oh heiliger Moon, bitte nicht."

Ich ließ das Obst beiseite und musste mich an der Arbeitsfläche abstützen. 

„Lolo, ich bitte doch, triff dich mit ihr, du hast seit guten zwei Jahren nur ein paar unbedeutende Bettgeschichten gehabt und Saja ist wirklich reizend, als Sajin mir seinen Onkel und seine Tante vorgestellt hat saß sie in der Ecke und hat gelesen."

Ich nahm das Messer und zielte mit der Spitze in Richtung meiner Brust, bereit diese Misere jederzeit zu beenden.

„Du und sie haben wirklich viel gemeinsam."

Sagte Noman und nahm mir das Messer ab. 

„Ja wir lesen Beide gerne, wirklich viel."

„Komm schon, gib ihr eine Chance."

„Ich habe keine Zeit. Esyia und meine Arbeit als hoher Magier erlauben mir zurzeit nur ein paar Bettgeschichten. Ich hoffe ihr habt der Kleinen keine Hoffnungen gemacht."

„Nein, trotzdem Lolo, such dir bitte jemanden. Es tut mir immer leid dich so ganz allein in der Ecke zu sehen, so wie gestern auf Merlins Hochzeit oder gerade eben."

Noman sah mich ernst an. Ich nahm das Obst wieder zur Hand, schälte einen Apfel und sagte zu Noman und Sajin:

„Ich bin kein Beziehungstyp, war ich noch nie, werde ich nie sein, das mit Thalia war eine einmalige Sache. Danke, aber ich brauche kein Mitleid von euch."

„Wir bemitleiden dich nicht, wir sorgen uns um dich."

„Ist dasselbe."

Im selben Moment kam Kalli die Treppen runter. Sie gähnte und sah dann uns in der Küche stehen. 

„Muss ich Angst vor einer Lebensmittelvergiftung haben?"

Fragte sie frech. 

„Loki hat gekocht, aber es riecht relativ lecker."

Sie wurde stutzig und setzte sich. Ich stellte ihr ne Schale Rühreier hin, etwas Speck und eine Scheibe Brot. Sie nahm vorsichtig einen Bissen und ich sah es ihr an, sie war begeistert. Sie schaufelte sich mehr auf die Gabel und aß. 

Noman und Sajin sahen sich an und nahmen sofort auch was zum Essen. 

„Loki, du kannst ja kochen!"

„Das riecht nicht nur besser als das von Ignis, das ist sogar besser als das von Ignis."

Sagte Sajin ungewöhnlich erstaunt. 

„Bei Moon, es sind nur Rühreier!"

Nachdem alle gegessen hatten, besprach ich mit Sajin, Noman und Thorsten, was ich gestern erlebt hatte. 

„Also erstmal Respekt, dass du diesen Trip überlebt hast, zweitens, wer könnte etwas über eine schwimmende Ländertragende Schildkröte wissen?"

Fragte sich Thorsten. Wir überlegten kurz, dann klickte etwas bei Sajin. 

„Keran hatte ein ganzes Buch über diese Wesen. Ich weiß nicht warum, aber irgendwas faszinierte ihn an Schildkröten."

„Lass mich raten, in seinen Geheimraum."

„Ja…"

„Weißt du noch, wo er seinen Geheimraum hatte. Schließlich hattet ihr oft Nachhilfe dort."

Sajin wurde rot und Noman grinste sich einen ab. 

„Der Raum war so wie Moons Bibliothek ein fliegender Raum, den Schlüssel hat nach seinem Tod seine Frau bekommen."

Sagte er und versuchte vor Thorsten sein knallrotes Gesicht zu verbergen. Ich sah zu Noman und er deutete mit einen Gesichtsausdruck an, dass er mich später aufklären würde. 

„Ich habe noch guten Kontakt zu Frau Warus, ich würde nachher Loki und Noman mitnehmen, wenn das okay ist."

„Natürlich, ich warte hier auf Merlin und Ignis, um die Beiden aufzuklären."

Wir nickten und verließen das Haus. Sajin bekam langsam seine normale Hautfarbe zurück, bis Noman mir erklärte:

„Sajin hat in diesem Raum seine Jungfräulichkeit verloren."

Sajin sah aus, als Noman ihn gerade eigenhändig umgebracht. Noman lachte sich schlapp und auch ich konnte mir das Grinsen nicht mehr verkneifen, tut mir leid Sajin.

 

So viel will ich nicht über das Sexleben meines Freundes wissen!

Wie sich Noman im Hintergrund Tod lacht, ist mir dein Unwohlsein wert.

Ich hasse euch alle. 

Eine Flugstunde später standen wir in Lamada vor einer Holzblockhütte. Roro konnte endlich wieder fliegen und genoss es wieder, er setzte sich stolz auf meine Schulter. Sajin war nervös, trotzdem klopfte er an die Tür. Noman hatte heimlich seine Hand genommen, um ihn zu beruhigen. Moon, die Beiden waren ein Zuckersüßes Paar. Ich versuchte dieses Gefühl von Einsamkeit zu begraben, bevor ich die Beiden doch um Sajas Nummer bat und konzentrierte mich. Eine junge Frau trat an die Tür und begrüßte Sajin freundlich. 

„Lange nicht mehr gesehen Sajin, kommt rein, ich hab euch Tee gemacht."

Wir traten vorsichtig ein und setzten uns. 

„Um was geht es denn. Deiner Nachricht zu Folge ist es sehr ernst."

„Ja, Annika, es geht um Kerans Geheimraum. Wir suchen nach einigen Informationen."

Das Gesicht von Annika Warus verfinsterte sich. Sajin wusste gar nicht was los war, genauso wie Noman und ich. 

„Das hättest du wohl gern. Vergiss es."

Die sah aus, als wäre sie plötzlich von einen Dämonen besessen worden. Sajin wusste gar nicht wie ihm geschah. Ich beschloss einzuschreiten, um ihn da rauszuholen. 

„Es ist wichtig. Ich bitte Sie, lassen Sie es mich nicht befehlen."

Sagte ich und versuchte sowohl ernst als auch einfühlsam zu sein. Aber sie beachtete nur Sajin. Mein bester Freund und ich sahen uns an und wussten gar nicht was los war. In dem Moment waren nur Annika und Sajin im Raum. Zwei Magier, die sich in einen Magier verliebt hatten, leider liebte der Magier nur einen von den Beiden zurück und nutzte die andere zum Vorwand.

„Was meinst du damit?"

Stellte sich Sajin dumm, wir Beide merkten aber, wie nervös er wurde, und Annika auch. 

„Hör auf mich für blöd zu verkaufen. Du weißt ganz genau, was ich meine."

Sajin wurde aschfahl. 

„Woher bitte schön weißt du davon? Keran hätte sich eher die Zunge rausgeschnitten, als dir was davon zu erzählen."

Sie gab darauf keine Antwort, sondern stand auf und ich dachte sie wollte uns aus dem Haus werfen. Doch sie holte eine Schachtel, aus einen anderen Zimmer, und stellte sie vor Sajin. 

„Da drinnen ist der Schlüssel. Du willst wissen, wie ich herausgefunden habe, dass Keran dich mehr liebte? Ganz einfach, diese Schachtel kann nur derjenige öffnen, den er am meisten geliebt hat und drei Mal darfst du raten, ich war das nicht."

Dann wurde sie ruhig, als hätte sie sich damit abgefunden. Im Gegenteil, sie schien kurz Frieden damit geschlossen zu haben. 

„Ich habe schon immer so etwas geahnt. So wie er dich immer angesehen hat, du hast es mir zuliebe versucht zu verstecken. Ich habe es ihm nie gesagt, dass ich es weiß, weil ich das Problem mit Riguldo kannte. Tut mir leid, dass ich kurz wütend geworden bin, aber auch ich habe diesen Mann geliebt, auch wenn er mich nie lieben konnte. Es tut weh zu wissen, dass man nicht der richtige Partner für jemanden ist. Nimm ihn und suche, dass, was ihr braucht."

Sajin war nach wie vor aschfahl, aber er nahm die Schachtel, stand mit uns auf und sagte: 

„Ich weiß, dass er dich auf eine andere Weise sehr geliebt hat. Du warst seine beste Freundin. Und bitte, mach weiter, du verdienst dein eigenes Glück."

Sie sah ihn an und war gerührt. 

„Danke dir Sajin."

Wir wollten das Haus verlassen, aber Noman drehte sich kurz zu ihr und sagte: 

„Du weißt, Annika, Sajin und ich werden immer für dich da sein, wenn du was brauchst, darfst du jederzeit an meiner Haustür klingeln, naja an Merlins Haustür."

„Danke Noman."

Wow, also bei den ganzen Thema mit Keran Warus erwies mein bester Freund eine gewisse Größe, die ich ihm ehrlich gesagt nie zugetraut hätte. 

Was soll das den bitte heißen!

Was? Es stimmt doch, du wirst schon eifersüchtig, wenn Sajin ein anderen nur anlächelt. 

Loki, ich war sogar mit ihm an Kerans Grab! Wenn man jemand liebt, und derjenige hat jemanden verloren, den er oder sie einst geliebt hat, dann macht man sowas. 

Große Worte von dir, Noman. 

Wir saßen wieder auf Roros Rücken und Sajin öffnete die Schachtel, leicht rot. Er zog einen Schlüssel heraus und meinte: 

„Das ist der Schlüssel, lasst uns so langsam dieses Buch suchen."

„Wir machen einen kleinen Abstecher in das Schloss der Hohen. Merlin, Ignis und Thorsten erwarten uns dort bereits. 

„Hast du das gehört, Roro?"

„Absolut, Lolo, festhalten, ich will endlich wieder schnell fliegen."

Er raste los wie ein verrücktes Hühnchen. Ich musste lachen, er war so ein kleines Kind manchmal. Sajin und Noman wären beinahe aus dem Korb gefallen. Sie waren dieses Tempo meiner Dämoneneule nicht gewöhnt. Die Beiden krallten sich wie Katzen am Korb fest, meine Wenigkeit hingegen holte sogar ihren Kommi aus der Lederjacke. 

„Wie kannst du jetzt irgendwelche Videos schauen! Wir fliegen mit einer Geschwindigkeit… Pass auf!"

Plötzlich packte mich etwas von oben und zog mich von Roros Sattel. Diese Klaue, die mich über den Himmel trug, gehörte zu einen Wesen, welches ich noch nie zuvor gesehen hatte. Dieses Ding sah aus wie ein Roro großer Rabe, nur mit bunten Gefieder, drei paar Flügel und einen echsenartigen Schwanz. Es hatte mich um den Torso gepackt und meinen rechten Arm eingequetscht. Auf ihm ritt eine komplett verschleierte Person, die Verschleierung sah aus, wie die der Assassine. Irgendwas sagte mir, dass dieser Typ mir etwas über die Assassine erzählen konnte. Trotzdem versuchte ich mich aus seinen Fängen zu befreien. Denn wie sollte ein Bewohner Esyias bitte schön den Weg hierher finden?

„Ictusa!"

Ich schlug diesen seltsamen Wesen gegen die Beine, aber es ließ mich nicht los. 

„Ictusa Twilaris!"

Der Schlag war stärker, das Wesen wackelte etwas. Ich spürte wie sich Roro näherte und ihn angriff. Ich winkte Roro zurück, denn ich wusste, wie ich mich lösen konnte. 

„Ignistra."

Mein grünes Feuer zeigte sich in Form eines Feuerstrahls. Das Wesen wurde panisch, sein Reiter konnte sich gerade so auf ihm halten, aber es ließ mich endlich los und ich stürzte hinab, direkt auf Roro. 

„Wow, was war das denn für eine Aktion? Wer war dieser Typ?"

fragte mich Noman und kam nach mir sehen. Dieses Wesen hatte mich so stark gehalten, dass ich Druckstellen an den Stellen hatte, wo mich eine Krallen erwischt hatte. Sajin war mit Cornxga hinterher geflogen, ein gescheiteter Verfolgungsversuch später stand er wieder vor und auf Roro. 

„Wer auch immer das war, er weiß, wie er sich vor uns verstecken kann. Mit anderen Worten, er ist weg, über alle Berge."

„Danke Sajin, du hast es versucht."

Er setzte sich nach vorne, um Roro zu steuern. Die Druckstellen taten furchtbar weh, jedes Mal Noman eine untersuchte biss ich vor Schmerz die Zähne zusammen. 

„Das sind alles nur Prellungen. Dieses Mistvieh hat dich ordentlich erwischt. Wenn wir im Schloss sind, kann ich dich ordentlich verarzten."

Irgendwie fiel mir das Atmen extrem schwer, Nom merkte das und holte seinen Kosmosbeutel aus seiner Hosentasche. Etwas panisch suchte er nach etwas, ein paar Sekunden später holte er sein Stethoskop aus ihm. 

„Versuch ein und auszuatmen."

Er zog mein Shirt über meinen Kopf und horchte. 

„Scheiße, das ist ein Pneumothorax. Das Ding hat deine Lungen so zusammengedrückt, dass die eine nun kollabiert."

Meine Sicht wurde schwarz, aber ich sah noch wie Noman in seinen Kosmosbeutel herumwühlte. 

„Verdammt ich hab nichts, aber auch gar nichts dabei, um das zu kurieren."

Er legte seine Hände auf meinen Brustkorb und sagte: 

„Sanatras Giantus."

Ich bekam wieder Luft, es tat zwar weh, aber meine Sicht wurde klarer. 

„Ich hasse diesen Zauberspruch, aber anders ging es jetzt nicht. Geht es dir besser?"

„Ja, etwas."

Sajin trieb Roro noch etwas schneller an. 

Ein paar Minuten später kamen wir in Kanori an. Ich saß in Nomans Raum und er behandelte mich richtig, sogar die Prellungen waren besser geworden. Thorsten, Sajin, Merlin und eine menschliche Ignis standen an der Tür und sahen uns zu. 

„Hast du eine Ahnung, wer das gewesen sein könnte?"

„Nein, ich habe auch das Wesen, auf dem dieser Arsch geflogen ist, noch nie gesehen. Zumindest war es keins aus der Anderswelt."

Es war kurz ruhig, während mir Noman wieder mein Shirt in die Hand drückte. 

„Wie dem auch sei, solange wir nicht wissen, wer das gewesen ist, wurde ich vorschlagen fortzufahren. Schließlich können wir gerade eh nichts tun."

Ich zog das Shirt an und bat Sajin den Raum für uns zu öffnen, schließlich hatte er nach wie vor den Schlüssel. Er holte ihn aus seiner Jackentasche und bat alle in den Raum einzutreten, bevor er die Tür schloss, den Schlüssel reinsteckte und umdrehte. Wieder öffnete er die Tür und wir standen in einem zweistöckigen Gebäude, ein sehr dunkles Gebäude, die Möbel und alles drum herum waren komplett schwarz angemalt worden. Man hörte sechs verschiedene Stimmen sagen:

„Luxis."

Jeder von uns trug eine kleine weißleuchtende Kugel in der Hand. 

„Hatte Keran keine Lampe oder sowas? Sajin, du warst doch sooft bei seinem Nachhilfe Unterricht, wie habt ihr was sehen können?"

„Meistens haben wir uns in den Raum des ersten gesetzt und das dortige Licht genutzt. Ich war nur ein paar Mal hier mit ihm ein paar Bücher holen."

„Wow wie privilegiert, soweit ich weiß, durfte noch nicht einmal seine Frau hier rein, einen Schüler, der nicht einmal sein eigener war, hier reinzulassen, er musste dich echt gerngehabt haben."

Noman und ich sahen uns an und mussten und ein pubertäres Lächeln verkneifen. Sajin sahen wir beide gerade nicht, keine Ahnung wie rot er wieder war. An diesen Tag musste er sehr leiden. 

„Also, wir sollten uns aufteilen."

schlug Thorsten vor. 

„Gute Idee ich melde mich freiwillig für den ersten Stock."

sagte Sajin sehr schnell, da oben musste irgendwas sein, was er verheimlichen wollte. 

„Ich komm mit dir nach oben, was meinst du Loki? Hast du uns Beiden schon satt oder hältst du noch eine Runde Noman und Sajin aus?"

„Na auf jeden Fall. Viel Erfolg euch, die ihr hier unten bleiben müsst."

sagte ich und eilte hinter. Sajin rannte praktisch die Treppen hoch. Oh, das musste etwas sehr sagen wir mal Erotisches sein, wenn er so versessen darauf war, es wieder zu bekommen. Meine Neugierde war mal wieder größer als ich selbst. Oben sahen Noman und ich wie Sajin einen Schreibtisch untersuchte und eine Mappe einsteckte. Noman hielt mich noch kurz zurück. Er kam langsam und elegant auf seinen Partner zu und fragte mit sanfter und fast schon verführerisch klingender Stimme:

„Was hast du da, Sai?"

Sai? Das war also Sajins Spitzname, oder Kosename, so genau wusste ich das nicht. 

„Das geht dich einen Scheiß an, ich habe heute schon genug gelitten."

„Komm schon Sai, zeig es mir, dann darfst du auch heute Abend mit mir duschen."

Stopp! Du willst das doch nicht wirklich öffentlich machen, oder?

Wenn du es mir verbietest, dann nicht. 

Besser nicht, wir wollen Merlin nicht endgültig verstören. Der liegt schon halb ohnmächtig in der Ecke, schäumend vor Wut. 

Schade, ich hätte dem Alten gerne den Gnadenstoß gegeben, schließlich stehe ich in seinem Testament. Aber um die Leser nicht ganz im Dunklen zu lassen, nenne ich drei Optionen und eine davon ist es. Option A, es waren Liebesbriefe von Sajin an Keran, Option B, es waren Zeichnungen von Sajin, die der liebestrunkene Keran gemalt hatte und Option C es waren Nacktbilder die Keran von Sajin, während dem Akt gemacht hatte. 

Das hört sich alles nicht schlecht an, danke Loki, du hast mich auf ein paar neue Ideen gebracht. 

Nachdem wir in die Mappe geschaut haben und die dreckige Seite meiner beiden Vorgänger herausbekommen hatten, suchten wir weiter. Oh Moon, wie viele Geheimräume meiner Vorgänger musste ich noch unter die Lupe nehmen, bis ich endlich nach Esyia gehen durfte. Wie dem auch sei, Meister Warus hatte sehr viele sehr interessante Bücher. Darunter auch welche über den Okkultismus. 

„Hey Sajin, kann ich mir ein paar der Bücher ausleihen?"

„Wieso fragst du da mich?"

„Naja, so wie ich das verstanden habe hat Keran dir den Raum vermacht. Also frage ich dich, denn du bist der neue Besitzer."

„Nun, um ehrlich zu sein hatte ich gehofft, dass wir den Raum auch noch in Moons Bibliothek unterbringen könnten."

„Das ist eine gute Idee, wenn wir alle sensiblen Informationen entfernen, hier aufräumen und Licht installieren, eine Tür in Moons Bibliothek errichten können wir eine neue Abteilung aufmachen."

Bastelte ich eine Idee zusammen. Sajin hörte mir begeistert zu. Dann kam Noman um die Ecke und warf mir ein Buch gegen den Kopf. 

„Das ist es Lolo, Sai. Da drinnen steht etwas über diese Riesenschildkröte und wie sie schwimmt."

„Super, dann lasst uns die anderen erlösen und mach Hause gehen. Dann haben wir auch was von der menschlichen Ignis."

Wir gingen die Treppen runter und ums erwarteten schon die drei anderen am Treppenansatz sitzen. 

„Wir haben es gefunden, lasst uns gehen."

„Super…"

Ist es vorbei?

Ja Merlin, du wirst so schnell nichts mehr von Sajins Sexleben mitbekommen. 

Auch wenn ich bezeugen kann, dass es sehr leidenschaftlich ist!

Noman!

Ich stand mit Merlin, Sajin, Noman und Thorsten in Merlins Büro und lasen und das Kapitel über die Riesenschildkröte durch. 

„Sie folgt also einem Stern. Das bedeutet sie muss eine feste Bahn haben."

Fasste Sajin zusammen. 

„Der Stern Chengmeng. Jetzt bleiben nur noch zwei Fragen offen, welcher Stern ist Chengmeng in unserem Sternebild und wo genau befindet sich die Schildkröte im Moment?"

Gab ich zu bedenken. 

„Kannst du die Assassine fragen?"

„Das bringt nichts, sie darf uns nicht helfen. Außerdem möchte der König zurzeit, dass sie nur kommt, wenn sie von einem von uns gerufen wird, die Lage in der Anuyomiwelt muss sehr angespannt sein."

Erklärte Merlin Thorsten. 

„Wir bekommen das auch so hin, wir müssen nicht schummeln. Vielleicht könnte ich Moon fragen, ob er uns weiterhelfen kann."

„Gut Loki, mach das. Zigtausend Sterne können selbst wir nicht unter die Lupe nehmen."

Eigentlich wollte ich nicht ständig zu Moon rennen, um ihn über Informationen auszuquetschen. Er half mir zwar gerne, aber gerade in letzter Zeit war ich nicht gerade eine Vorzeigeenkeltochter. 

„Es könnte sein, dass ich etwas länger bei ihm sein werde…"

sagte ich und wollte runter in die Küche gehen, um ein wenig Sjn und ein paar Snacks zu holen, als Merlin mich an der Schulter festhielt. 

„Ignis möchte etwas Zeit mit euch verbringen, bleib bitte heute zu Hause. Glaub mir, es könnte sich für dich lohnen."

Innerlich verdrehte ich die Augen, aber er hatte Recht. Ich könnte auch noch in der Nacht Moon besuchen gehen. Sajin und Noman verabschiedeten sich in ihre kleine Wohnung im zweiten Stock und auch Thorsten beschloss sich den restlichen Nachmittag freizunehmen. Unten saßen nur Kalli und Ignis. Ignis zeigte ihr einige Lektionen, die sie ihr als Phönix nicht zeigen konnte. 

„Ah, Loki, Merlin, seid ihr für heute fertig?"

Merlin nickte nur und lächelte. 

„Kalli, lass uns für heute Feierabend machen. Loki, dir möchte ich auch etwas zeigen. Komm mit mir bitte raus."

Ich musste mich erst daran gewöhnen, dass Ignis auch eine menschliche Form hatte, seit meinen vierten Lebensjahr kannte ich nur den liebevollen und doch heißblütigen Feuervogel, der mich großgezogen hatte. Wir traten zusammen nach draußen. 

„Wir haben eine große Gemeinsamkeit, Ignistra. Wie du weißt, lernt man die Elemente während seiner Ausbildung kennen. Ignistra für das Feuer, Aquarialis für das Wasser, Aerialis für die Luft, Tarrealis für die Erde, Gurfurealis für die Blitze, Ciesglaelis für das Eis, Avlaelis für die Lava und Antaeplaelis für die Pflanzen. Von all diesen Elementen gibt es eines, mit dem wir uns am wohlsten fühlen. Bei Merlin ist es Erde, bei Thorsten Luft, bei Sajin das Wasser. Bei uns beiden war es das Feuer. Bei mir ging diese Verbindung mit meinen Element so weit, dass sie meine besondere Fähigkeit einschloss."

„Wenn ich das noch richtig weiß, Phinextria, ein riesiger Feuervogel, der alles unter sich verbrennen kann."

„Genau. Aber es gibt auch noch ein Sekundäres Element, was uns bestimmt. Bei mir war es Luft."

„Auf was genau möchtest du hinaus, Ignis?"

„Lass mich erklären. Darauf aufbauen hatte ich eine Theorie. Was, wenn man das auch noch andere Magier mit allen Elementen könnten? Ich habe lange über dieser Theorie gegrübelt und ich denke, es könnte möglich sein, es könnten viele neue Zaubersprüche daraus resultieren."

Wow, eine neue Art der Elementmagie, das hörte sich genial an. Aber gut, von einer Schülerin Riguldos hätte ich auch nichts anderes als genial erwartet. 

„Deinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen bist du daran interessiert?"

„An sich ja, aber Ignis, warum willst du das ausgerechnet ich deine Theorie in die Tat umsetzen?"

„Nun ja, selbst als ich noch ein Magier war und nicht in meine Phönixform gezwungen wurde habe ich außer meinen primären Element und meinen sekundären Element keine weiteren Elemente kombinieren können. Ich war einfach nicht stark genug. Du als Enkelin Moons und Dämmerungsmagierin müsstest dazu aber in der Lage sein, auch wenn dir vielleicht nur zwei Elemente liegen. Vielleicht findest du dann auch einen Weg es anderen Magier beizubringen. Was sagst du dazu, Loki?"

Ich überlegte kurz. Das war wirklich eine einzigartige Möglichkeit, aber was, wenn sie sich in mir irrte? 

„Ich zeige dir gerne meine besondere Fähigkeit, dann kannst du sehen und spüren, was mich damals so fasziniert hat."

Ich nickte und setzte das sechste Auge auf, damit konnte ich das sicher leichter nachvollziehen. Sie sammelte sich kurz, es war sicherlich schon Jahrzehnte her, seit sie Phinextria eingesetzt hatte. Dann sah ich das Feuer ihrer Seele in ihren Augen und sie sagte: 

„Phinextria!"

hinter ihr erschien ein flammender Vogel, der hinter ihr abflog und immer größer wurde je länger er in der Luft war. Er sah selbst durch das sechste Auge noch wunderschön aus. Am liebsten hätte ich ihn stundenlang einfach nur beobachtet, doch ich wusste, dass ich eine Aufgabe hatte. Das Zusammenspiel von Luft und Feuer beobachten. Es war, als würden die beiden Elemente verschmelzen und zu etwas neuem werden. So als würde man zwei Flüssigkeiten miteinander vermischen. Ich verstand besser, was sie daran so fasziniert hatte. Sie ließ ihn verglühen und sah mich erwartungsvoll an. Ich deaktivierte das sechste Auge wieder und sagte: 

„Okay Ignis, du hast mich. Ich versuche deine Theorie in die Tat umzusetzen. Aber bitte hab Verständnis, dass ich gerade sehr mit Esyia und allen anderen drum herum auch noch beschäftigt bin." 

„Ja, du kannst nicht einmal deinen Laden weiterreparieren, es tut mir leid, dass ich das jetzt noch auf dich lade."

„Dafür musst du dich nicht entschuldigen, das ist eine geniale Theorie."

Ignis wurde leicht rot, als hätte man ihr noch nie so ein Kompliment gemacht. Sie umarmte mich und ich sie, was sich so komisch und ungewohnt anfühlte. 

„Es ist schön dich mal als Mensch umarmen zu können. Danke dir für alles, Loki."

„Dafür bedankt dich bitte nie wieder. Ich wünschte nur wir könnten dich komplett befreien."

Wir sahen uns kurz an und dann sagte sie: 

„Ich habe gehört, dass du heute Morgen eine sehr gutes Frühstück gemacht hast? Möchtest du mir vielleicht beim Kochen helfen? Kalli macht sicherlich auch mit."

„Gerne."

Wir gingen zusammen rein und haben für acht Personen gekocht. Aber ich konnte nur noch an Esyia und an die neue Elementarmagie denken.