Kapitel 8: Drei Wölfe

Am nächsten Morgen packte ich etwas zum Essen vom Vortag und Sjn in meinen Kosmosbeutel. Ich war seit dem Vorfall mit Riguldo nicht mehr dort gewesen, sie wissen hoffentlich noch nichts vom Wolf der grünen Flammen. Die Beiden waren wahrscheinlich wütend darüber, dass ich Anuyomi beherrschen konnte und dass ich nun selbst eine Shidao war, würde vor allem Moon aufwühlen. Also nahm ich noch ein paar Süßigkeiten für Solar und noch mehr Sjn für Moon mit. Ich seufzte kurz bevor ich aus der Küche auf die Veranda trat und mir noch eine Zigarette anzündete und kurz auf meinen Kommi schaute. Roro setzte sich von hinten auf meine Schulter, es war früh am Morgen, er war noch etwas verschlafen und knabberte an seinen Frühstücksspeck herum. 

„Hey Loki!"

rief jemand nach mir. Es war Rania. 

„Hallo Rania. Was kann ich für dich tun?"

„Du bist auf den Weg zu Moon, oder?"

„Moon und wahrscheinlich auch Solar."

„Ich würde im Abendroten Land rausspringen. Vater braucht meine Hilfe und ich habe keine Tränke mehr."

„Und da schnorrst du von mir? Es gibt mittlerweile Portale ins abendrote Land und in die Anderswelt."

„Hat einen anderen Grund, warum ich von dir schnorren muss. Apropos, hast du mir ne Zig? Meine letzte habe ich heute Morgen weggeraucht."

Ja, mein Halbzwilling war die Art von Magier, die immer Zigaretten schnorren musste. 

„Aber meine schmecken halt nach Keksteig."

„Igitt, aber danke."

Ich gab ihr eine und zündete sie mit Ignistra an. 

„Also, warum willst du nicht, dass dich jemand sieht?"

„Wie kommst du darauf?"

fragte sie und wirkte nervös. Ich zog die Augenbrauen hoch und sah sie ungläubig an. Mein Halbzwilling seufzte und erklärte sich: 

„Das kann ich dir jetzt noch nicht sagen. Es ist wichtig, dass das unter Verschluss bleibt, und als hoher Magier liegen Augen auf mir."

„Und dass du nur deinen Vater besuchen willst und darüber niemand sich mehr Gedanken machen wird, kam dir dabei nicht in den Sinn?"

Sie sah mich an und ich wusste gerade, sie kam sich wahnsinnig dumm vor. 

„Na gut, jetzt da du eh schon da bist, werde ich dich mitnehmen, aber dafür schuldest du mir eine Schachtel Zigaretten." 

„Was! Wie kommt das zusammen?"

„Du hast schon die ganze Woche bei mir Zigaretten geschnorrt also ist die Rechnung nicht einmal ganz so unplausibel, dann nimmt der Trank den Rest ein."

sie wurde kleinlaut und sagte: 

„Welchen Geschmack magst du und bitte sag, dass du dieses ekelhafte Süßes nicht immer nimmst."

Zugegeben, das waren Nomans Kippen, ich hatte sie ihm gestern heimlich abgenommen. Ich sprang über das Gelände, damit ich nicht die Treppen laufen musste, waren zwar nur drei aber ich war einfach faul. Nebenbei beantwortete ich ihre Frage:

„Sjn, was sonst?"

Ich nahm den Trank aus meiner Lederjacke und baute mit Tarrealis einen Torbogen, der groß genug für uns war, danach war ich die offenen Flasche Zaubertrank rein und es entstand ein blauer Strudel. Roro flog voraus, gefolgt von uns, die ihre ausgerauchten Zigaretten wegwarfen. Das Portal war sehr dünn, es war, als würde man durch eine Türe durchgehen, sofort standen wir im abendrotem Land. 

„Also dann Rania, was auch immer du hier vorhast, wir wünschen dir viel Glück dabei."

Roro wurde schon größer und ich war kurz davor mich auf ihn zu setzen, als Rania mich aufhielt. 

„Pass bitte auf dich auf, wir wollen nicht, dass du noch einmal stirbst."

„Rania, ich kann gut auf mich aufpassen. Aber trotzdem danke."

Roro hob mit mir ab. Das Schild, welches einst das abendrote Land versteckte, war mittlerweile weg, Rulan musste sich ja nicht mehr wegen irgendwas sorgen, also konnten wir direkt steil in den Himmel fliegen. Es war Tagesdämmerung und die Beiden trafen sich dann immer, um kurz miteinander zu reden. Ich sah beide schnell. 

„Tante Kiah! Opa Koray!"

Rief ich und beide sahen in meine Richtung. Sie flogen uns entgegen. 

„Loki, den Göttern sei Dank du bist in Ordnung. Komm lass uns landen."

„Gute Idee ich hab ein paar Leckereien dabei."

Wir landeten. Moon verwandelte sich in einen Menschen und Solar verkleinerte sich etwas. Ich breitete eine Picknickdecke aus und holte alles aus meinen Kosmosbeutel. Ich setzte mich, so wie Moon und Solar, und nahm Roro auf den Schoß. Solar stürzte sich sofort auf die Süßigkeiten und Moon auf das normale Essen, bevor er den Sjn erblickte. Er deutete unsicher darauf ich nickte nur lächelnd und er nahm eine Flasche an sich. 

„Ihr esst, als hättet ihr seit Jahrhunderten nichts mehr gegessen."

Witzelte ich, aber Beide sahen mich so an, als hätte ich gerade eine peinliche Wahrheit über Beide preisgegeben. 

„Wie dem auch sei, wie geht es euch?"

Moon öffnete die erste Sjn Flasche und trank einen Schluck. 

„Uns geht es relativ gut, die Negativen auf der anderen Seite machen zurzeit keinen Terz. Aber wie ist das Thema mit Riguldo weitergegangen?"

Roro sah zu mir hoch, ich hatte beschlossen nichts zu verschönern, das, was geschehen war, wollte ich lückenlos wiedergeben. Und das tat ich auch:

„Ich konnte das, was ich von Riguldo wollte, erfolgreich an mich nehmen. Doch leider führte er am nächsten Tag mit ein paar verbannten Negativfrauen Entführungen von hohen Magiern durch, ich konnte zwar meine Kollegen befreien, doch leider erwischte mich Riguldo und ich… naja ich starb und bin jetzt eine halbe Unkreatur, Merlin nennt es Shidao. Gute daran ist, ist dass ich auch ein Wolf bin."

Moon sah mich schockiert an, Solar Kiefer fiel auf. 

„Bitte was?"

Fragte mich Moon schockiert. Irgendwas in mir sagte, dass er es nicht akustisch nicht verstanden hat. 

„Ich weiß, das hört sich schlimm und seltsam an. Aber Noman hat mich gerettet in dem er selbst einen Deal mit dem König eingegangen ist. Aber die Form habe ich nach wie vor. Es ist ein Wolf, der in grünen Flammen steht."

„Loki, das ist… fruchtbar und du erzählst das so, als wäre es der Wetterbericht!"

Ich wusste nicht so recht, wie ich weitermachen sollte. Mittlerweile hatte ich mich daran gewöhnt, also empfand ich das nicht mehr als schlimm. Man könnte sogar behaupten, dass ich damit geboren worden wäre. Das Moon das als schlimm empfand konnte ich aber auch nachvollziehen. Er hatte seine Familie wegen Okkultisten verloren, zwar an sich am Kontrollverlust, aber während eines Kampfes mit den Okkultisten. 

„Ich weiß, dass was mir passiert ist, ist schlimm, aber dank dem König habe ich die Nacht der grünen Flammen überlebt. Anuyomi kann also gar nicht rein böse ist. Merlin und ich vermuten, dass die Okkultisten einen falschen Ansatz im Umgang mit ihnen hatten. Wir haben das nicht und ich versichere euch Beiden, dass wir alles unter Kontrolle haben."

„Der König mag vielleicht auf den ersten Blick freundlich und zuvorkommend wirken, aber er ist falsch und hinterlistig und die Assassine, egal was sie von dir will…"

„Moon, die Assassine war mal eine Frau aus Esyia, die verraten und getötet wurde. Er will das ich ihre Wurzeln erforsche und sie befreie."

„Willst du nur deswegen dahin?"

„Nein, natürlich nicht. Ich suche nach wie vor Jenson, um Kalli zu zeigen, dass nicht alle Jeevahs Scheiße sind!"

Er sah mich fragend an.

„Das ist eine zu lange Geschichte, die kann ich nicht kurz runter rattern. Auf jeden Fall denkt Kalli, dass alle Jeevahs böse sind. Moon, Solar ich bitte euch, vertraut mir und macht euch keine Sorgen."

Moon und Solar sahen sich etwas stutzig an, aber sie fragten nicht mehr weiter, sondern wechselten das Thema. 

„Apropos Esyia, wie läuft es denn?"

„Großartig, wir haben fast alles, was wir brauchen. Uns fehlt nur noch die Übersetzung von einen Stern in unseren Sinn."

Solar verstand, dass ich durch die Blume meinen Großvater fragte, ob er mir helfen kann, leider war dieser beschäftigt mit seiner zweiten Flasche Sjn. Solar wurde leicht wütend: 

„Koray, ich denke deine Enkeltochter hat eine Frage an dich."

Er sah mich verwirrt an, wischte sich den Mund ab und hakte nach:

„Ach so, was kann ich für dich tun?"

„Kannst du was mit dem Stern Chengmeng anfangen?"

Er sah mir wie ein Fisch an. 

„Nein, das ist kein mir bekannter Stern."

„Chengmeng ist die Bezeichnung für ein Stern in Esyia."

„Ja, kein Wunder, dass ich davon nichts weiß! Bevor wir auch nur ansatzweise daran gedacht haben nach Esyia zu reißen, haben uns Day Light und Nightmare den Gar ausgemacht! Ich habe keine Ahnung vom esyianischen Sternensystem!"

sagte er und nahm frustriert den letzten Schluck aus der Flasche.

„Du weißt, dass du auch als Wolf betrunken werden kannst?"

fragte ihn Solar. 

„Und du kannst auch von deiner ganzen Nascherei fett werden! Wer ist denn vor gut tausend Jahren heulend zu mir in meine Bibliothek gekommen und hat sich bei mir ausgeheult, weil sie sich zehn Kilo binnen einer Blutung angefressen hat?"

Solar sah ihn schockiert an, wurde aber ruhig. Moon konnte schlagkräftig sein, wenn er betrunken war. 

„Tut mir leid Loki, aber ich kann euch nicht weiterhelfen. Hast du Stolas gefragt? Sie weiß vielleicht ein wenig mehr als ich, oder kann dir zumindest ein Buch in der Bibliothek suchen."

„Danke, aber darauf bin ich auch schon gekommen. Leider gibt es kein Buch oder Stolas hat mich so angeschaut, als hätte ich einen Schlaganfall."

Ich seufzte und nahm auch einen Schluck Sjn. Ich sah dabei Moon ein wenig zu ähnlich.

„Oh ihr seid sowas von Großvater und Enkeltochter. Aber mir fällt etwas ein, was uns vielleicht weiterhelfen könnte, dafür müssten wir aber ein kleines Wettrennen rüber in die Elfenstadt machen."

„Rennen? Ich will lieber fliegen…"

„Koray! Wir müssen mal wieder rennen, ich bin tagelang geflogen, dabei hasse ich es zu fliegen!"

Sie stand auf und schüttelte sich groß. Moon sah sehnsüchtig die restlichen unangerührten Sjn Flaschen an. 

„Ich komm wieder und dann trinken wir ohne deine Schwester den Rest."

Versprach ich ihn und er lächelte dankbar, bevor er sich auch zurück in einen Wolf verwandelte. Ich packte schnell zusammen und wollte ich auf Roro setzen, als mich meine Großtante ermahnte: 

„Ah, ah, ah, wenn ich es Koray verbiete, dann dir auch. Verwandle dich in deine Shidaoform und schau, wie du mit uns Alten mithalten kannst."

„Ihr seid körperlich nach wie vor sechzehn und neunzehn Jahre alt. Aber wie ihr wollt."

Ich zeichnete mein Zeichen auf den rechten Handrücken und merkte wir sich mein Körper veränderte. Moon und Solar kamen zu mir und schnupperten wie wild an mir.

„Hey Schnuffelschnauzen weg da!"

Rief ich und knurrte, als mir beide an den Hintern wollten. Die Beiden knurrten zurück und fletschten mich wütend an. Oh, ich verstand, die Beiden spielten Wölfchen, deswegen wollte Solar auch rennen. Vielleicht war das so eine Art Ritus in der Familie? Keine Ahnung, auf jeden Fall ließ ich mich auf ihr kleines Spiel ein und schnupperte an den Beiden. Eine interessante Erfahrung, und das ist kein Sarkasmus. Diese Form erschien mir vertrauter, wenn ich mich so benahm wie ein Wolf. Jetzt verstand ich auch, wie es Solar und Moon es als Wölfe aushielten. Man musste sich einfach auf den Körper einlassen. Solar hüpfte auf und ab, sie freute sich richtig. Roro hob auch ab, und wir liefen los. Solar war so schnell, dass Moon und ich wirklich Mühe hatte hinter zukommen. Erstaunlicherweise hinterließ ich keine Flammenspur, immer wenn ich als Wolf der grünen Flammen brannte alles, was ich berührte, aber in der Nähe von Moon und Solar schien es kalt. Ich merkte gar nicht, dass wir wahnsinnig schnell waren und dass ich Fell hatte, grünes Fell, weswegen ich auch keine Feuerspur hinterließ. Irgendwie war ich wie befreit, ich verstand, warum Solar rennen wollte, diese Form war so unglaublich unbeschwert. Das Gras unter meinen Pfoten, der Wind im Fell, die Sonnen im Rücken. Meine Gedanken waren kurz leer, es gab nur mich, die Eule über mir und die beiden Wölfe neben mir. Plötzlich blieb Solar stehen und riss mich aus den Gedanken. Ich blieb auch stehen und Roro landete auf mir. 

„Du hast Fell, Lolo, und es ist schön weich."

Stellte er fest und wälzte sich auf mir. 

„Ja, das fasziniert mich gerade auch."

Sagte ich und stupste Roro liebevoll mit meiner Nase an. Plötzlich sprang mich Moon an. Ich taumelte ein paar Meter, fing mich aber schnell wieder. Ich wollte wieder knurren, dann merkte ich aber was mir beide zeigen wollten. Die Hauptstadt der Elfen lag direkt vor uns. Sie war ähnlich wie Konihi in einen Krater gelegen. Soweit ich damals wusste, war dieser Krater, in der elfischen Sage, durch einen gefallenen Stern entstanden und die Elfen aus seinen Gestein, was bei seinen Aufprall in Millionen von Teilen zersprungen war, daraus haben sich dann die ersten Elfen entwickelt. 

„Die Bibliothek liegt in der Nähe des Palasts. Wenn jemand Informationen über deinen Stern haben könnte, dann findest du es höchst wahrscheinlich dort."

Erklärte mir Solar und deutete mit ihrer Schnauze direkt geradeaus. Der Palast der Elfen thronte über einen riesigen Stadt, die noch größer war als Konihi und Kanori zusammen und Beide Städte galten als die größten ihrer Ebene. Der weiße Glaspalast nahm fast ein Viertel dieser monomentalen Stadt ein und davon war fast die Hälfte ein anderes Gebäude. Es stach richtig heraus, denn anders als der Palast und auch die anderen sehr hellen Gebäude war dieser Teil eher dunkel. Solar deute genau darauf. Das war also die Bibliothek der Elfen, die als die größte Bibliothek in der gesamten Anderswelt galt. 

„Oh Mann, mich hat jemand übertroffen…"

sagte Moon etwas traurig. Ich schmuste mich etwas an ihn heran und meinte: 

„Du hast nach wie vor die größte Sammlung auf unserer Ebene. Und sei dir gewiss, dass ich sie fleißig erweitere."

Ich sah die Bibliothek direkt an. Wir Magier hatten zwar Frieden mit den Elfen und ein kleines Handelsabkommen mit ihnen, aber man merkte, dass wir uns doch sehr fremd waren. Weswegen ich daran zweifelte, dass sie mich in die Bibliothek ließen. 

„Ich weiß nicht so recht, ob sie mich als Magierin hier so einfach in ihre Bibliothek lassen."

bemerkte ich und drehte mich zu Moon und Solar um. Doch sie waren beide weg, die zwei Stunden des Tages, wo Beide sich frei bewegen konnten, waren verstrichen. Ich beschloss auch in meine gewohnte Form wieder anzunehmen und Roro setzte sich auf meine Schulter. 

„Sollen wir Merlin rufen?"

„Nein, wir versuchen selbst unser Glück. Vielleicht lassen sie mich als hohe Magierin durch."

Ich beschloss den Abstieg zur Stadt der Elfen zu wagen du suchte nach einen Weg, als Roro mich auf etwas ansprach: 

„Sag mal hast du es genossen als Wolf unterwegs zu sein?"

Ich sah ihn an und meinte leicht geniert: 

„Ja, vielleicht ein wenig."

„Du hast auch das erste Mal seit langen wieder ausgelassen gewirkt."

Auuuuuwooooo

Um Moons Willen Merlin musst du mich so erschrecken!

Ja, nicht cool, Merlin!

Entschuldige, ich konnte es nicht mehr unterdrücken, das muss ich auch mal machen, hört sich nach wahnsinnig viel Spaß an. 

Oh, das ist es, vertrau mir.

Ich fand einen Weg, der mit elfischen Schmuck geschmückt war. Es waren überwiegen Ketten aus Steinen und Muscheln, die an geflochtenen Fell und Haaren ihrer Opfer an Pfählen gebunden waren. Ich spürte durch die Bücher mehrere meiner Wesen, die vor Wut kochten. Einige meiner Wesen waren durch die Elfen zu Waisen geworden, Atria und Blue zum Beispiel. Ich blieb kurz vor dem Tor zur Stadt stehen. Das konnte ich nicht. Meine Wesen würden mich dafür hassen. Also wollte ich umdrehen und die ganze Aktion abblasen, als ich direkt vor einem Kitsune stand, es war aber nicht Blue, dieses hatte rot-orangenes Fell und auch nur acht Schwänze. Auf ihm saß ein Mensch mit sechs grauen Flügeln, sie stieg ab und ich erkannte einen Engel in ihr. Dieser Engel hatte hellbraune, leicht gelockte Haare, die bis zu den Schultern gingen, ihre Augen waren stechen grün und behielten mich in ihren Blickfeld, das Gesicht makellos. Ich ahnte bereits, wer das war. Azrael, die Herrin der Anderswelt. Sie kam auf mich zu und musterte mich von oben bis unten. Roro plusterte sich auf und fauchte leicht. Ich hielt ihn die Hand vor dem Schnabel. Doch Azrael schien das nicht zu interessieren, sie kam auf mich zu und ich Kitsune verkleinerte sich, sie es als normalgroßer, einschwänziger Fuchs neben ihr lief. Ihre Augen behielten mich und Roro im Blick. 

„Du bist eine Magierin aus Elystria, oder?"

Fragte sie, als sie mich einmal von oben nach unten gemustert hatte. 

„Ja meine Herrin."

Sagte ich respektvoll und versuchte so charmant wie möglich zu sein. Roro beruhigte sich langsam.

„Was suchst du hier?"

Fragte sie streng, aber auch schüchtern. 

„Ich hatte gehofft einen Blick in die hiesige Bibliothek werfen zu können. Schließlich sind Bücher und Wissen ein Stück weit meine Aufgabe."

„Deine Aufgabe?"

„Ich bin eine von zwölf hohen Magiern von Elystria, um genau zu sein, die erste von zwölf, und für die Sicherheit und für das Wissen der magischen Welt zuständig."

„Zwei sehr unterschiedliche Gebiete. Verzeih, dass ich dir eine Hoffnung nehme, aber die Elfen sind sehe eigen, was ihr Wissen angeht. Verschwende nicht deine Zeit liebe… wie war dein Name?"

„Verzeihung, ich habe mich noch nicht vorgestellt, meine Name ist Loki Esyia Woods."

Sagte ich und streckte meine Hand aus, sie nahm sie und schüttelte sie, bis ihr die Erkenntnis kam. Ihr Gesicht erstrahlte in Freude und sie schüttelte meine Hand etwas energischer. 

„Du bist diejenige, die das erste Portal von Elystria hierher gebraut hat, die viele verwaiste Wesen aufgenommen hat und die, die regelmäßig mit Solar und Moon redet!"

„Ja, die bin ich, Sie haben schon von mir gehört?"

„Rulan hat uns von dir erzählt. Ich stehe in deine Schuld, dank dir haben wir etwas Kontakt zu anderen Ebenen und du hast einigen meine Wesen, für die ich eigentlich verantwortlich bin, unter deine Fittiche genommen. Ich bin dir was schuldig…"

„Nein, nein! Wirklich Blue und Atria sind gute Freunde von mir geworden, sogar schon Familie."

„Doch, doch, ich werde dich persönlich zur Bibliothek bringen und dir beim Suchen helfen."

Das war wahrscheinlich die einzige Möglichkeit, Eintritt in die Bibliothek zu bekommen. 

„So einem gnädigen Angebot kann ich nicht wiederstehen."

Sie ging vor und ihr Kitsune verkleinerte sich und lief neben seiner Herrin. Der Gemütszustand meiner Wesen hatte sich beruhigt. Roro sprang auf meine Schulter, zusammen gingen wir Azrael hinterher. Die Elfen lebten fast wie die Menschen, nur waren sie ungefähr zwei Meter groß, hatten weiße Schuppen und einen Schwanz, sie trugen kam Klamotten, verzierten sich aber des Öfteren mit Körperfarbe und Schmuck, ähnlich wie die Ketten, die ich auf den Weg hierher gesehen habe. Wir fielen auf wie bunte Hunde, aber mir machte das nichts mehr aus, genauso wenig wie Azrael. 

„Frau Azrael, waren Sie schon einmal in Elystria?"

Fragte ich, um mit ihr in ein Gespräch zu kommen. 

„Du kannst mich gerne nur Azrael nennen und du sagen. Und nein, leider nicht. Ich gehe selten unter andere humanoide Lebewesen."

„Dann erlaube mir dich bei Gelegenheit mal rumzuführen. Ich bin mir sicher, du wirst auf deine Kosten kommen."

„Danke, ich verlasse die Anderswelt jedoch nicht gerne. Aber, wenn du möchtest, zeige ich dir mehrere coole Bibliotheken, die der weisen Eulen ist auch sehr ausgeprägt." 

„Hört sich gut an, falls ich, dass, was ich brauche hier nicht finde, würde ich das Angebot gerne annehmen."

Azrael wirkte sehr ruhig und eigentlich sehr sympathisch auf mich. Wir gingen zu zweit durch diese gigantische Stadt und führten ein bisschen Smalltalk. Azrael war etwas introvertiert, aber das kam dadurch, dass sie allein war, ihre Familie existierte praktisch nicht mehr. 

„Sag Loki, was hältst du von meiner Welt?"

Fragte sie als wir kurz vor der Bibliothek ankamen und blieb stehen. Ich sah zu ihr und wusste nicht genau, was sie von mir wollte. Azrael hingegen sah mich erwartungsvoll an. 

„Ich… bin jedes Mal begeistert. Kurz bevor ich angefangen habe nach Esyia zu suchen war ich fast ein halbes Jahr hier und habe geforscht, erkundet und neue Wesen für mich gefunden. Aber Azrael, warum fragst du ausgerechnet mich?"

„Ich möchte einfach wissen, was ich verbessern könnte. Die Elfen habe ich nach den ganzen Waisen zusammengeschissen, aber ich merke, wie schlimm es in manchen Dörfern und Städten wird. Also möchte ich wissen, was kann ich verbessern."

Ich überlegte kurz und meinte:

„Ich kenne nicht alle Probleme der Anderswelt, aber wir in Elystria versuchen Probleme durch Kommunikation zu lösen. Versuch zu vermitteln."

„Hört sich besser an, als das, was ich im Kopf habe. Na komm, suchen wir das, was du brauchst."

Die Herrin der Anderswelt. Dass sie später mal deine beste Freundin werden sollte, war wohl niemanden klar. 

Ja, es war witzig als Feder uns damals zusammengebracht und wir uns schon längst kannten. 

Ach ja, die gute Feder. 

Wer? Was? Ich glaube ich sollte öfters mal zuhören. 

Moons Sorgen waren unberechtigt. Die Elfen hatten ungefähr genauso viele Bücher wie Moon, sie stellten nur jedes Einzelne auf ein Podest. Das Positive daran war, wir konnten so schneller einschätzen, welches ich brauchte. Ich ließ meinen Blick durch die Glaskästen mit den Bücher schweifen. Ja, ich konnte auch elfisch lesen, weswegen ich die Titel nicht übersetzen lassen musste. Azraels Flügelschläge, die zwischen den Stockwerken herumflatterte und nach den Büchern suchte, konnte man leicht mit Roro's verwechseln. Wir waren seit drei Stunden in dieser Bibliothek und hatten nichts gefunden. Auch Roro war verschwunden, um nach einen passenden Buch zu suchen. Aber es schien aussichtslos, obwohl die Suche gut voranschritt, es schien nirgendwo ein passendendes Buch zu meiner Frage zu geben. Azrael landete neben mir und sah auch enttäuscht und erschöpft aus. 

„Lass uns kurz Pause machen. Roro, Beifuß!"

Sagte ich leise und eine Minute später saß Roro mit mir auf einer Treppe, neben mir Azrael. 

„So viele Bücher und kein Anhaltspunkt. Nichts, was auf Chengmeng hinweisen könnte. Ich wird wahrscheinlich noch in hundert Jahren nach Esyia suchen."

Jammerte ich und Azrael legte ihren Flügel um mich, um mich zu trösten. Sie waren schön warm. 

„Danke…"

„Wir finden das Buch schon, lass den Kopf nicht hängen."

Sie hatte recht, es brachte mir nichts rumzusitzen und rumzuheulen. Ich stand auf und meinte:

„Ich such weiter, ihr könnt Beide sitzen bleiben."

Doch auch Roro und Azrael bewegten sich. Zusammen suchten wir zwei weitere Stunden, bis Azrael mir ein Buch zeigte. 

„Ich kenne mich nicht gut mit diesem Thema aus, aber die Zeichen sehen aus, als wären sie esyianisch."

Ich nahm es an und ja, es waren esyianische Zeichen. Die Assassine hat mir esyianisch zumindest grundlegend beigebracht. Es waren Legenden über ihre Götter, aber als ich es überflog fand ich ein Kapitel über die Schildkröte, und ein kleiner Ausschnitt des Nachthimmels um Chengmeng herum. Das war aber genug, um Chengmeng zu identifizieren. Ich erkannte einen Wanderer. Wanderer waren Sterne in Elystria die immer in Bewegung waren. Es gab vier Wanderer, die unterschiedlich liefen. Dieser Stand im Sternzeichen Krieger, kein Sternzeichen, was so wichtig war, wie die Tierkreiszeichen, die uns im Jahr über begleiteten und unsere Geburtsdaten angaben, er war wichtig, wenn man Weissagen wollte, Weissagung für den Kampf. Wenn der Wanderer 4 in ihm stand konnte man für sich selbst ein Trank für die Weissagung brauen, ein paar Runen und den Trank in eine Schale geben, einen Hauch Magie dazugeben und dann zeigten die Runen einen die Zukunft. Je besser man war, desto wahrscheinlicher ist die Zukunft, die der Trank einen gibt. Aber ich hasse Weissagungen und bin sogar relativ sehr schlecht darin, dafür dass ich Moons Ekeltochter bin. Aber nun konnte ich eine ganz klare Vorhersage treffen. Ich hatte es endlich gefunden. Esyia. 

„Das ist es, danke Azrael."

Sie lächelte und sagte:

„Gerne. Willst du noch was essen? Es scheint, als wärst du ab Morgen im Reisestress und das Essen der Elfen ist sehr gut."

„Etwas essen wäre wirklich nicht schlecht."

Und ja, das war der Beginn einer Freundschaft und nur einer Freundschaft. 

Ja, weil du auch kurze Zeit später deine erste Frau kennengelernt hast. Wäre ja schlimm gewesen, wenn du was mit diesem Engel gehabt hättest. 

Dann wäre die ganze Geschichte anders ausgegangen. 

Ja, ich hätte drei Ehefrauen.