Winterzauber

"Schätzchen! Sieh dir diese Spielzeuge an!", rief Atticus laut, um absichtlich die Aufmerksamkeit der Umstehenden auf sich zu ziehen.

Daphne drehte sich um und warf ihm einen stechenden Blick zu. Vor so vielen Menschen konnte sie nichts machen. Nichts, was sie wollte, zumindest. Wie etwa ein Seil um den Hals dieses Mannes zu legen und ihn zu erwürgen.

Ein Funkeln zeigte sich in Atticus' Augen. "Findest du nicht, dass das perfekt für unser neues Baby wäre?"

Das Augenlid der Prinzessin zuckte, während sie ihrem Mann einen verärgerten Laut ausstieß. Sie hatte vergessen, wie oft sie diesem Mann schon Todesblicke und voller Zorn geladene Blicke zugeworfen hatte. In den letzten zwei Tagen schien es ihr, als hätte sie alle anderen Emotionen außer Wut vergessen.

"Interessiert sich das entzückende Paar vielleicht für Kinderkleidung?" fragte die Verkäuferin und trat näher heran. Sie schlug die Hände zusammen, bereit, sich auf ihre neuen potenziellen Kunden zu stürzen.

Anständig gekleidet, ordentlich und ohne jeden Schmutz. Die Verkäuferin mit dem Adlerrblick sabberte praktisch bei dem Gedanken an ihren nächsten großen Verkauf.

"Wie alt ist ihr Kind?" fuhr sie fort und beugte sich vor. "Wir haben Waren für die ganz Kleinen bis hin zu Kindern im Alter von sieben oder acht Jahren."

"Ach nein, wir haben keinen—"

"Nur einen Neugeborenen", sagte Atticus. Er zwickte Daphne sanft in die Taille, nicht fest genug, um sie zu verletzen, aber genug, um neben ihm stumm zu brodeln.

"Ja", sagte Daphne mit einem breiten Lächeln und funkelte Atticus aus dem Augenwinkel an. Direkt neben ihr stand momentan ein Neugeborener von fast zwei Metern Größe, der viel Unsinn redete. Es war auch gesellschaftlich inakzeptabel, ihn zu schlagen, um ihn zum Schweigen zu bringen. "Momentan mag er es, viel Lärm zu machen."

Atticus schnaubte, wie ein Baby bezeichnet zu werden war ein neuer Tiefpunkt für ihn. "Ist das nicht etwas Gutes? Unser Kind könnte ein Pfarrer werden! Ganz wie ich hat es einen strahlenden Weg vor sich!"

Diesmal war es an Daphne, zu spotten. "Mach keine Witze, lieber Gatte. Offensichtlich kommt er nach mir!"

Wenn ihr metaphorisches Kind wie Atticus werden würde, könnte sie sich von den Schlossmauern stürzen. Wie sollte sie mit zweien von ihm fertigwerden?

Selbst in diesem völlig hypothetischen, unrealistischen, unsinnigen Szenario musste das Kind nach ihr kommen.

Atticus zwinkerte der Verkäuferin zu. "Das glaubt sie auch."

Die Verkäuferin kicherte. Ach, dieses Paar war ebenso humorvoll!

"Ihr beide seid ein so liebenswertes Paar! Für euer Neugeborenes habe ich genau das Richtige!" verkündete die Verkäuferin begeistert. "Ich erinnere mich, wie mein Erstgeborener die ganze Nacht hindurch geheult hat. Das waren harte Zeiten. Aber keine Sorge, mit meiner Erfindung, dem Sternenblüten, werden sie schneller vorbeigehen!"

Sie zeigte die Erfindung mit einer dramatischen Geste. Sowohl Atticus als auch Daphne starrten in ihre Hände.

Es war ein Plüschtier in Sternform. Es war... ziemlich nett. Sicherlich nichts Extravagantes, aber man sah deutlich, dass viel Mühe in dessen Herstellung gesteckt wurde.

"Ihr dürft es gerne anfassen", signalisierte sie zum Spielzeug hin. "Es ist mit gesponnener Wolle bezogen, so dass es genau die richtige Weichheit für ein Baby hat!"

Daphne strich mit ihren Fingern über das Spielzeug. Es war weich und sie konnte sich gut vorstellen, wie zarte Hände eines Babys oder Kleinkinds es im Schlaf festhalten würden.

Es war ein bezaubernder Gedanke; schade nur, dass er niemals Wirklichkeit werden würde."Was kann es noch?", fragte Atticus neugierig.

Die Verkäuferin schien auf diese Frage gewartet zu haben, denn sie drückte das Spielzeug eifrig zusammen. Unter einem knisternden Geräusch veränderte es seine Form, als wäre es aus formbarem Ton.

"Ihr Kind wird stundenlang Freude daran haben", behauptete sie. "Es ist innen mit Gewichten versehen, aber nicht so schwer, dass es ein Baby nicht heben könnte. Das Gewicht könnte beruhigend wirken."

Auch Daphne drückte es, um es zu testen.

Zur Überraschung aller begann das Sternspielzeug zu leuchten und strahlte eine angenehme Wärme aus, vergleichbar mit dem Gefühl, sich an einem kalten Wintertag unter eine Decke zu kuscheln. Es war nicht heiß, aber die Wärme war in der Winterkälte durchaus angenehm.

"Es wird warm!" rief Daphne überrascht. "Wie ist das möglich?"

Atticus verengte die Augen.

Er und die Verkäuferin sprachen gleichzeitig, er aus Neugier, sie aus offensichtlicher Furcht.

"Magie."

"Wie?" Sie warf Atticus einen verwirrten Blick zu. Magie war doch ausschließlich für Könige und Adelige gedacht. Wie konnte eine einfache Verkäuferin, eine Bürgerliche, etwas Magisches besitzen?

Unmöglich, dass es Daphnes Werk war. Sie verfügte über keine bedeutenden magischen Kräfte! Wie konnte sie durch bloße Berührung einen solchen Effekt erzielen? Doch es ließ sich nicht leugnen, sie hatte es getan. Nichts war passiert, als die Verkäuferin es berührte, und nach ihrem erschrockenen Gesichtsausdruck zu urteilen, hatte sie das auch nicht erwartet.

"Dann nehme ich dieses hier", sagte Atticus, während seine Augen vor Freude funkelten. "Ich bin sicher, meine Frau und mein Kind werden von diesem magischen Spielzeug begeistert sein." In seiner Stimme lag ein Hauch von Vorsicht, fast wie ein Raubtier, das seine Beute im Blick hat. "Wie sind Sie daran gekommen? Verzauberte Gegenstände sind schließlich nicht alltäglich."

"Ich…" Die Verkäuferin schüttelte verzweifelt den Kopf. "Bitte verraten Sie es nicht dem König! Seine Majestät verfolgt magische Praktiken streng. Ich will Vramid nicht verlassen müssen! Ich weiß auch nicht, wie das geschehen ist… Ich schwöre… so etwas ist noch nie vorgekommen!"

"Dann beantworten Sie meine Frage", forderte Atticus, seine Stimme wurde härter. "Woher haben Sie das? Was ist in diesem Spielzeug?"

"Das waren normale kleine Kiesel", sagte die Verkäuferin hastig. "Ich suchte nach einem Ersatz für die Bohnen, da meine Familie diese für die Suppe brauchte. Jemand schlug vor, Kiesel zu verwenden, also habe ich welche gesucht. Die meisten waren jedoch zu rau für Babies und ich konnte das Risiko nicht eingehen."

"Dieser hier ist aber nicht rau", warf Daphne ein. "Er fühlt sich absolut angenehm an. Es ist unglaublich!"

Die Verkäuferin lächelte gequält.

"Das kann nicht Ihr eigenes Werk sein", sagte Atticus und verengte die Augen. "Jemand muss Ihnen dieses Füllmaterial gegeben haben."

Die Verkäuferin wurde noch blasser. "Ich… Nein, ich…"

Ein scharfer Blick von Atticus schickte einen kalten Schauer durch das Herz der Verkäuferin.

"Letzte Chance", mahnte er.

Sie seufzte, Sorge stand ihr deutlich ins Gesicht geschrieben. "Wie… wie haben Sie das gewusst?"