Lass mich los!!!

Sie schlenderten in seine Bibliothek, und er schloss die Tür hinter ihnen.

"Was ist los, Leia? Haben sie dich angefasst? Wenn ja, sag es mir und..."

"Nein, großer Bruder. Es geht nicht um mich. Es geht um dich." Leia schüttelte den Kopf, und ein verwirrter Ausdruck erschien auf seinem Gesicht.

"Bruder, sie wissen, dass du eine Pflegerin eingestellt hast..."

"Und wenn schon, dass sie es wissen?" erwiderte er.

"Bruder, du und ich wissen, dass du keine Pflegerin brauchst. Du bist ein Vampirprinz und obendrein ein Hybrid. Dass du blind bist, hindert dich keineswegs daran, irgendetwas zu tun. Du bist fähiger als jemand, der sehen kann, also sind sie genauso verwirrt wie ich, weshalb du eine Pflegerin gebraucht hast."

"Der Unterschied ist allerdings, dass sie etwas Schreckliches im Schilde führen. Ich weiß nicht, was es ist, aber sie planen, sie als Teil ihres dunklen Vorhabens zu benutzen. Deshalb schlage ich vor, dass du sie entlässt. Bitte, Bruder, lass sie gehen, sonst wird sie dir Probleme bereiten."

Sie flehte und ein leiser Atemzug entwich Valerios Nase.

Ein halbes Lächeln bildete sich auf seinem Gesicht, und er zog Leia in eine warme Umarmung.

"Keine Sorge, mir wird es gut gehen. Glaubst du wirklich, dass sie mir etwas anhaben können?" fragte er, und Leia hob den Kopf, um ihn anzusehen.

"Ich weiß, Bruder, aber trotzdem. Ich will nicht, dass dir etwas zustößt. Du bist der Einzige, den ich noch habe." Sie begann zu schluchzen, und Valerio streichelte sanft ihr Haar.

"Keine Sorge, ich werde dich nie im Stich lassen, okay? Ich habe versprochen, dich zu beschützen, also werde ich das auch tun." Er lächelte sie an, und Leia löste sich aus der Umarmung.

"Versprochen?" fragte sie, streckte ihren kleinen Finger aus, und Valerio musste lächeln.

"Versprochen." Er nahm ihre Hand in seine und verschrankte seinen kleinen Finger mit dem ihren.

Egal, was er durchgemacht hatte, nur seine kleine Schwester konnte diese Seite von ihm sehen.

"Okay, ich werde jetzt gehen", sagte sie und wandte sich zum Gehen, doch Valerio hielt sie mit einem besorgten Gesichtsausdruck auf.

"Leia, du kannst jetzt nicht nach draußen. Es ist spät. Bleib und komm morgen zurück, bitte?" bat er, aber Leia schüttelte den Kopf.

"Bruder, wir sind in der Nacht am stärksten, und selbst wenn irgendein armseliger Mensch versuchen sollte, mich zu berühren, kann ich mich verteidigen. Außerdem muss ich zurück, damit sie keinen Verdacht schöpfen, vor allem Logan nicht, okay?"

Sie lächelte ihn warmherzig an und verließ das Arbeitszimmer.

Dann verließ sie die Villa und stieg schnell in ein Taxi.

Valerio seufzte leise, unsicher, warum er sich Sorgen machte.

Er wandte sich an Everly, die im Wohnzimmer saß.

"Everly.", rief er, und sie stand sofort von der Couch auf.

"Ja, Sir Avalanzo." antwortete sie, und er streckte die Hand nach ihr aus.

"Lass uns in mein Zimmer gehen.", sagte er zu ihr, und gemeinsam machten sie sich auf den Weg nach oben in sein Zimmer.Sie schloss die Tür hinter ihnen, und Valerio ging zur Couch, um sich hinzusetzen. Er schlug die Beine übereinander und holte tief Luft, bevor er zu sprechen begann.

"Möchtest du aufhören, meine Pflegerin zu sein?" fragte er. Everly zog verwundert die Augenbrauen zusammen.

"Hm? Ich habe nie danach gefragt, also... warum diese Frage?" Sie antwortete seine Frage mit einer Gegenfrage, und Valerio runzelte die Stirn.

"Gut, dann gehe ich davon aus, dass deine Antwort Nein lautet. Aber das bedeutet auch, dass du zuhören und alles tun musst, was ich dir sage."

Er hob den Kopf, um sie anzusehen, und Everly, die nicht mochte, wohin das Gespräch führte, verengte die Augen.

"Ist... alles in Ordnung?" fragte sie. Valerio erhob sich von der Couch und trat auf sie zu. Erst als sie nur noch zwei Zentimeter voneinander entfernt standen, hielt er inne.

"Ich will nicht, dass du auf irgendjemanden außer mir hörst. Sobald du das Haus verlässt, egal wer dich ruft, antworte nicht. Geh einfach deinen Weg und kehr sicher zurück, klar?" sagte er.

Everly runzelte die Stirn, immer noch recht verwirrt. "Ich verstehe nicht. Ist irgendwas passiert?" fragte sie mit erkennbarer Sorge in den Blicken. Valerio presste verärgert die Zähne aufeinander.

"Hör einfach auf mich. Du musst nicht alles wissen. Aber wenn du sicher sein willst, dann hör auf mich und tue, was ich sage, verstanden? Keine weiteren Fragen."

Er ließ sich erschöpft zurück auf die Couch fallen und warf den Kopf zurück.

Everly starrte ihn an, und weil sie nicht ignorieren konnte, dass definitiv etwas nicht stimmte, biss sie sich besorgt auf die Unterlippe.

"Soll ich dir ein Bad einlassen?" fragte sie, und er winkte ab.

"Ja, mach schon."

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Das Taxi erreichte das Ziel, und Leia stieg aus. Sie bezahlte den Fahrer und wollte gerade das Anwesen betreten, als sie plötzlich von zwei Männern in schwarzen Anzügen gepackt und weggezerrt wurde.

"Lass mich los!" rief sie.

Um jede Art von Ärger zu vermeiden, hielt einer der Männer ihr den Mund zu.

"Sei still", forderte er und starrte sie wütend an. Leia wollte sich befreien. Sie biss ihm fest in die Hand und als er vor Schmerz aufzischte, konnte sie sich losreißen.

"Du kleine ..." Er knurrte wütend und machte sich erneut auf sie zu. Es gelang ihm, sie wieder zu packen.

Leia versuchte, sich zu wehren, doch da er wesentlich stärker und auch älter war als sie, konnte er sie festhalten.

"Bleib still!" befahl er ihr mit finsterer Miene, doch Leia wollte nicht auf ihn hören und wehrte sich nach Leibeskräften.

"Bruder! Großer Bruder!" schrie sie in der Hoffnung, Valerio wäre in diesem Moment da, doch da sie wusste, dass das unmöglich war, blitzte tiefe Angst in ihren Augen auf.

"Lass mich los!" kämpfte sie weiter, doch als er nun einsehen musste, dass es unmöglich war, sie zum Schweigen zu bringen, schlug der Unbekannte ihr wuchtig ins Gesicht und setzte sie sofort außer Gefecht.