Siebzehn Sommer

Lina erwachte aus einem weiteren Albtraum. Diesmal fand sie sich an einem vertrauten Ort aus ihrem ersten Leben wieder - zwischen goldenen Säulen und goldenen Dächern, die zum Himmel aufstiegen, mit roten Mauern, die die Paläste voneinander trennten und Wächtern, die an jedem Eingang postiert waren. In der Ferne flatterte das Banner von Ritan stolz im Wind.

Lina war zurück an dem Ort, an dem alles begonnen hatte.

Der Himmel war schwarz gefärbt, und Wolken verdeckten unheilvoll einen blassen Mond. In der Ferne zirpten Grillen, Glühwürmchen leuchteten im Gras der Gärten, und der Wind wehte an Lina vorbei.

"Prinzessin, Prinzessin, warte!" rief eine vertraute Stimme und packte das Handgelenk der Prinzessin.

Lina drehte sich um und erschrak, als sie sah, dass Sebastian das Handgelenk der Prinzessin hielt – Lina selbst war gemeint. Sie konnte sich schwach an diese Szene aus ihren Erinnerungen erinnern.

"Lass mich los", knurrte die Prinzessin, entwand sich seiner Hand und warf Sebastian einen vorwurfsvollen Blick zu.

"Ihr müsst meine Erklärung hören, Prinzessin, bevor—"

"Ich werde mir selbst ein Bild machen", entgegnete die Prinzessin kühl. Bevor Sebastian sie erneut aufhalten konnte, schritt sie auf die Tür von Kades Palast zu. Bewaffnete Wächter flankierten den Eingang, und weitere lauerten im Schatten.

Die Prinzessin hob einen Anhänger hervor, der im Lanternenlicht glitzerte. Aus glattem Obsidian gefertigt und mit Gold verziert, war darauf der Name mit weißem Jade eingearbeitet: Kade, der zweite Prinz von Ritan. Dieser Anhänger bedeutete nur eines – sie war die Frau des Prinzen.

"Tretet beiseite", befahl die Prinzessin.

Ohne die Macht zu widersprechen, wichen die Wächter widerstrebend und beunruhigt zurück, als die Prinzessin in den Palast stürmte.

Sofort erklang eine Frauenstimme: "Was machst du da?!"

Lina folgte schnell der Prinzessin. Die Wächter hielten sie nicht auf, was bedeutete, dass sie nichts als ein wandelndes Gespenst war. Niemand konnte sie sehen. Nicht einmal die Götter.

Lina beobachtete, wie die Prinzessin eine Frau am Hals packte. Das Haar der entbehrten Priscilla leuchtete wie gesponnenes Gold, ihre Augen glichen dem smaragdgrünen Meer.

"Wenn du es noch einmal wagst, mein Königreich zu beleidigen, wird es das letzte Mal sein, dass du eine Zunge hast", spuckte die Prinzessin aus und warf Priscilla einen gefährlichen Blick zu.

"Lina", warnte Kade und zog seine Frau an sich heran, um sie von Priscilla wegzuziehen.

Die Prinzessin schüttelte seine Hand ab und fuhr fort, Priscilla mit dem Tode zu bedrohen.

"Du magst die Lieblingsdienerin des Kaisers sein und wie ein Schwein auf einer Auktion gekauft worden sein, aber ich bin der Grund, warum Ritan mit Taren vereint wird", warnte die Prinzessin.

Ohne Priscilla noch eines Blickes zu würdigen, schleuderte die Prinzessin die Dienerin zu Boden. Sie stieß Kade von sich und in ihren Augen blitzte Hass.

"Was ist das Problem?" fragte Kade ruhig, nahm ihre Hand und zog sie an sich heran. Zögern lag in ihrem schönen Blick und er lächelte sanft.

"Komm, erzähl deinem Mann, was dir im Kopf herumgeht." Kade geleitete die Prinzessin aus dem Zimmer, ohne Priscilla eines Blickes zu würdigen. Er sah nicht die finsteren Blicke, die der Prinzessin hinterher stachen. Auch sah er nicht das Verlangen in ihren Augen.

"Du bist nicht mein Mann", konterte die Prinzessin, ihr Herz brannte vor Zorn. "Was hast du mit der Frau gemacht, die Taren, mein Heimatreich, beleidigt hat?"

Taren.

Bei der Erwähnung dieses Namens traten Lina die Tränen in die Augen. Sie senkte den Blick und ihre Lippen zitterten. Ein vergessenes Reich. Eine vergessene Prinzessin. Und alles nur wegen eines Schwertes. Sie hatte vergessen, wie überheblich sie in ihrem ersten Leben war, und alles, was ihr in den Weg kam, an sich gerissen hatte. Sie war eine verwöhnte Prinzessin, die von ihrem ganzen Reich und ihrem Vater bevorzugt wurde, weshalb ihr Herz verfault war.

"Also das ist die Art von Ehefrau, die du sein würdest", stichelte Kade, und seine Lippen hoben sich zu einem Lächeln. "Du würdest unsere Ehe aufkündigen und sagen, das Kind sei nicht meins, wenn du wütend bist?"

Kade führte sie zu den Gärten und zu ihrem Lieblingspavillon hinüber. Dort hatte sie früher gesessen und den Mond bewundert, solange sie konnte, denn Taren war das Königreich des Mondes.'They said the Moon shined the prettiest there, ever so clear and sharp, for that was the Kingdom that the Moon Goddess protected.

"Yes," the Princess bitterly admitted.

Kade scoffed at her words. "I see my dear wife is quite spoiled."

The Princess paused. "You were the one who said I should be spoiled by your love and affection. To be so spoiled that no other man in the world could compare to your devotion."

A dark and dangerous smile appeared on Kade's face. As sadistic as ever, he pulled her close and rested his forehead against hers. Malicious thoughts crossed his mind, but he would treat her well, lest she flee. And she was quite good at fleeing.

"Have I not kept my promise?" Kade asked, locking his hands behind her back, leaving her no choice but to lean into his chest.

"Have I not declined every offer of another concubine? Have I not given you everything you desired? Have I not allowed you to train, despite never wanting my wife to be injured by a blade?" Kade confessed, gently caressing her cheek.

She pressed her face against his hand. His heart beat faster, and desire tightened in his loins. Her eyelashes fluttered as she closed her eyes, savoring his tender touch.

Kade wanted more than that. He wanted to be the only man to see her hesitation, her vulnerability, her weakness. He yearned for her, body and soul, heart and mind.

"You shall be the only woman I will ever spoil and cherish," Kade vowed, softly pressing his lips to hers.

Then, she buried her face in his chest.

Kade chuckled and wrapped his arms around her, enveloping her with his embrace. He kissed the top of her head.

"In this lifetime and the next, you shall be mine," Kade solemnly swore. "If anyone dares to part us, the heavens will crumble, and the earth will crack. I will wage a war against heaven and earth just to hold you in my arms one last time."

The Princess's heart quivered. With trembling hands, she clung to his garments, her breathing growing labored. How could she reveal that Teran wanted her back after such a daunting declaration?

"I have been informed by the Emperor," Kade said slowly, "the wedding has been called off."

The Princess stilled. Kade's grip strengthened.

"Tell me why," Kade demanded, his voice steady but menacing. "Now."

"Father believes I am too young," the Princess confessed. "I am barely seventeen summers old, I—"

"Stay," Kade urged, pulling her face to his chest, his fingers weaving through her hair.

He admired her silky tresses, hoping to shield his furious mien from her. His wife was to only witness beauty, touch opulence, and inhale grandeur.

"In your kingdom, women are wed at sixteen, and yet he expects me to wait?" Kade fumed.

"Kade, my father—"

"Will be cursed if he breaks his promise."

A lump formed in Lina's throat. The Princess hadn't seen his wrath, but Lina had.

In retrospect, Lina wished she had known sooner. Wished she had recognized the depth of Kade's love, bordering on obsession. She wished she had grasped the weight of his words. Heaven and hell, he would bring disaster upon all lands, only to behold her once again.

It was the very reason why blood was spilled on the battlefield. Not the blood of soldiers, but that of the very cause that ignited the war.