Beweise (Teil 2)

Der Schmerz, den ich erwartet hatte, blieb aus. Er glitt in mich hinein wie ein geräuschloses Ruder, das ins Wasser gleitet, und hinterließ nur ein kräuselndes Gefühl, das sich tatsächlich ... angenehm anfühlte.

Ich schlang meine Arme um seine Schultern und zog ihn tiefer zu mir heran. Ich mochte seine Nähe, und ich wollte nichts anderes zwischen uns haben. Der Rhythmus, in dem sich sein Körper über mir hob und senkte, war beruhigend, und das Anspannen seiner Muskeln erinnerte mich wieder an den Blick, den ich erhascht hatte, seine anmutige Gestalt, die in der goldenen Nachmittagssonne vergoldet war.

Seitdem war nur eine Woche vergangen, und doch hatte sich so viel verändert.

Seine Hand fuhr immer noch über meinen Körper, streichelte jeden Zentimeter von mir mit seiner Berührung, entlockte mir unablässig Keuchen und Keuchen. In mir regte sich ein Flattern, und ich fragte mich plötzlich, wie er sich wohl anfühlte, also folgte ich seinem Beispiel und fuhr mit meinen Fingern langsam seine Wirbelsäule hinunter. Sein breiter Rahmen und seine schlanken Sehnen pulsierten unter meiner Handfläche, und seine Haut war überraschend glatt und strahlte Wärme aus.

"Du verbrennst mich", hauchte er, seine Lippen waren heiß auf meinen.

Das Flimmern verstärkte sich. Ich hörte die Ermutigung in seiner Stimme, und meine Hand glitt weiter nach unten, vorbei an seiner starken Taille, seinen breiten Hüftknochen. Ich hätte mit seiner Figur nicht vertrauter sein können, nachdem ich ihn in den letzten fünf Jahren im Dunkeln beobachtet hatte, aber die Berührung war fremd, verlockend, verzehrend. Er verbrannte auch mich.

Sein Atem wurde schwer, als ich seinen muskulösen Unterleib erreichte, und mir wurde plötzlich klar, dass ich fast an dem Punkt war, an dem wir eins wurden. Hitze stieg in meiner Kehle auf, aber meine Hand hielt inne und gab meiner falschen Illusion von Bescheidenheit nach.

Ich wollte nicht, dass er mein Zögern mit Widerwillen verwechselte, und ich kämpfte gegen meinen Starrsinn an. Doch bevor ich mich dazu durchringen konnte, mich wieder zu bewegen, legte er seine Hand auf meine und führte sie an seine Brust, an sein Herz gedrückt.

"Qing-er", er schaute mir in die Augen, sein Pulsschlag war stark unter meiner Handfläche. "Ich weiß, was mein Herz begehrt, und ich kenne das deine. Du brauchst dich nicht zu zwingen, mir etwas zu beweisen."

Ich starrte ihn an wie in Trance. Selbst als sich unsere Körper auf die intimste Weise umschlangen, lösten diese einfachen Worte etwas anderes aus. Wärme floss und erfüllte mich, schwoll an wie eine sprudelnde heiße Quelle.

Wenn er meinte, was er sagte ... dann war das nicht mehr einfach nur duale Kultivierung. Es war etwas mehr. Viel mehr.

Ich ließ meine andere Hand nach oben greifen und strich mit dem Daumen über seine vollen Lippen, den Nasenrücken und die Spitzen seiner dichten Wimpern. Das fahle Mondlicht warf einen weichen, kühlen Schatten auf seine scharfen Züge, aber sein Gesicht fühlte sich heiß an, wie der Rest von ihm.

"Ich ... ich wollte das schon beim letzten Mal tun", sagte ich, als ich seine Wange streichelte. Seine Lippen kräuselten sich zu einem Lächeln, und er neigte den Kopf leicht und drückte mir einen Kuss auf die Handfläche.

"Und das." Ich schlang beide Arme um seinen Hals und zog ihn näher an mich, vergrub mein Gesicht in seinen breiten Schultern und wiegte mich im Takt seiner Bewegungen. Sein langes Haar fiel in Kaskaden über mich, seidig und kühl auf meiner Haut, und es roch nach frischem Sommerregen. Ich hielt ihn fest, als würde mich das davon abhalten, ihn mir wegzunehmen, als wäre das das Letzte, woran ich mich auf dieser Welt festhalten wollte.

Seine Hand glitt durch mein Haar, und er küsste mich auf den Scheitel. "Ich gehe nicht weg", versicherte er mir, als könnte er meine Gedanken lesen.

Wärme breitete sich wieder in mir aus und im nächsten Moment waren meine Lippen hungrig auf seinen. Ich verlangte nach seinem Duft, seinem Atem, seiner Liebe. Er stöhnte leise und drang tiefer in mich ein. Das Gefühl von Wärme verstärkte sich noch und plötzlich wurde mir bewusst, was ich wirklich fühlte.

"Bai Ye …", flüsterte ich und umklammerte nervös seine Schultern.

Die Empfindung war so fremdartig, sie schien nicht zu meinem Körper zu gehören. Anfangs war sie ganz subtil, doch sie intensivierte sich schnell mit jeder seiner Bewegungen, jeder Herzschlag stärker und schärfer. Der Raum erhitzte sich. Schweiß trat auf meine Stirn und die Laken klebten an meinem Rücken.

"Qing-er." Er strich eine feuchte Haarsträhne aus meinem Gesicht. "Das wollte ich beim letzten Mal schon tun", hauchte er die Worte in mein Ohr und umschlang mich fester, küsste mich intensiver, stieß heftiger zu.

"Ähm … Bai Ye … ah …" Ich konnte meine Stöhnen nicht länger unterdrücken, sie hallten mit unserem schweren Atem durch den Raum. Ich kam mir vor wie ein winziges Floß im hohen Meer, trieb dahin, hob und senkte mich den wilden Wassern ausgeliefert. Die Wellen türmten sich höher und höher, so sehr, dass mir vor dem Brechen graute. Ich wand mich in seinen Armen und klammerte mich an ihn, aus Angst, von dem unerklärlichen Gefühl verschlungen zu werden. Und doch war es so unwiderstehlich, so ... genussvoll.

"Und das", sagte er und stieß hart und tief in mich hinein.

Ich schrie laut auf, als die Welle der Empfindungen mich endlich zum Höhepunkt trug und ein Schaudern durch mich hindurch bis in die Fingerspitzen, die Zehen, meinen ganzen Körper schoss. Es war eine Sensation, von der ich nicht wusste, dass ich sie empfinden konnte, und sie überwältigte alle meine Sinne, verdunkelte meine Gedanken und ließ meinen gesamten Körper im Freudentaumel erzittern.

Ich keuchte, meine Atemzüge eine abgehackte Kette zittriger Hauche. Ich konnte nicht fassen, was gerade passiert war; die Welt hörte auf zu existieren.

Ein sanftes Lippenstreichen holte mich in die Realität zurück. "Gefällt dir mein Beweis?" Er zog mich in seine Arme. Die unverwechselbare spirituelle Kraft, die von ihm ausging, pulsierende bereits in meinen Adern, kräftig, liebevoll.

Da verstand ich, wie falsch ich gelegen hatte. Es ging nie um seine Pflicht, mein Leben zu retten. Es ging um mich.

"Warum ich?", fragte ich, meine Stimme zitterte noch.

Es gab eine kurze Stille. Dann küsste er mich erneut. "Glaubst du an Schicksal?"

Ich lächelte und presste meine Lippen auf seine. Doch in meinen Gedanken antwortete ich: Ich glaube nicht an Schicksal. Ich glaube an dich.