Chapter 4

Es war ein normaler Tag in der Schule, doch für Riku fühlte sich alles anders an. Seitdem Yuna ihm in der vergangenen Woche diesen kurzen, aber bedeutungsvollen Blick zugeworfen hatte, konnte er sich nicht mehr auf den Unterricht konzentrieren. Die Worte, die sie in seinem Kopf wiederholte, waren immer noch frisch – die Nähe, die sie teilten, die Blicke, die immer häufiger zwischen ihnen hin und her flogen.

„Du bist heute irgendwie abwesend", sagte Hiroki, Rikus Klassenkamerad, der ihm gegenüber saß. Er grinste und legte eine Hand auf Rikus Schulter. „Vielleicht solltest du mal ein Auge auf Yuna werfen, bevor einer der anderen Jungs es tut."

Riku starrte auf den Tisch. „Das ist nicht nötig. Sie ist meine Freundin."

„Vielleicht mehr als das", fügte Hiroki an, mit einem aufmunternden Lächeln. „Aber pass auf, Riku. Du bist nicht der Einzige, der sie mag."

Riku wusste, dass Hiroki Recht hatte, aber es ließ ihn nicht ruhiger werden. Yuna war beliebt, und viele Jungs, wie er wusste, würden nie aufhören, ihr hinterherzusehen. Aber er konnte nicht aufhören, sich Gedanken zu machen. Was, wenn seine Chance, ihr Herz zu gewinnen, schon vorbei war?

Am Nachmittag ging er mit Yuna nach der Schule nach Hause. Sie plauderten über die Hausaufgaben, doch Riku bemerkte immer wieder, dass sie ihn mit einem anderen Blick ansah, als würde sie etwas auf dem Herzen haben. Es war, als ob sie kurz davor war, ihm etwas zu sagen – aber es nie tat.

„Riku", sagte Yuna plötzlich, während sie an einer Straßenecke standen, „glaubst du, dass sich Freunde manchmal... in etwas anderes verwandeln können?"

Die Frage traf ihn wie ein Schlag, und er fühlte, wie sein Herz schneller schlug. Sie sah ihn mit ernsten Augen an, als ob sie eine Antwort erwartete. Doch Riku wusste nicht, was er sagen sollte. Hatte sie... hatte sie dieselben Gedanken wie er?

An diesem Tag war Riku wie versteinert. Yunas Frage hatte in ihm eine Kettenreaktion ausgelöst, und er konnte sich nicht mehr auf nichts anderes konzentrieren. Am nächsten Morgen traf er sie wie gewohnt vor der Schule, doch es fühlte sich anders an. Es gab diese unausgesprochene Spannung, die zwischen ihnen hing.

„Guten Morgen, Riku", sagte Yuna mit einem Lächeln, das er in letzter Zeit als besonders freundlich empfand. Doch sie wirkte auch nachdenklich.

„Guten Morgen", antwortete er, doch seine Stimme klang ein wenig unsicherer als sonst. „Wie geht's dir?"

„Ganz gut", sagte sie, ihre Augen nicht ganz auf ihn gerichtet. „Ich wollte dir noch etwas sagen, aber... vielleicht später."

„Später?" fragte Riku, der immer noch versuchte, ihre Stimmung zu deuten. „Was ist los, Yuna?"

„Nichts..." Sie zögerte, dann grinste sie schüchtern. „Ich will nur sicher sein, dass es der richtige Moment ist."

Riku konnte nicht anders, als sich zu fragen, ob es der Moment war, in dem sie endlich zu ihm kommen würde. Doch was, wenn er sie nur enttäuschte? Was, wenn er nicht das war, was sie wollte? All diese Fragen wirbelten in seinem Kopf herum, während sie zusammen in die Schule gingen.

Es war spät am Nachmittag, als Riku Yuna endlich traf. Sie standen vor einem kleinen Park, der in der Nähe ihres Viertels lag. Yuna hatte eine leichte, fast nervöse Ausstrahlung, die Riku auffiel. Normalerweise war sie die, die immer einen klaren Kopf behielt, doch heute wirkte sie nachdenklicher, fast wie eine andere Person.

"Du hast gesagt, du wolltest mir etwas zeigen", sagte Riku, ein wenig zögernd, als sie nebeneinander auf einer Bank saßen. "Was ist es?"

Yuna atmete tief ein und drehte sich zu ihm. "Es geht um uns, Riku", begann sie, ihre Augen schimmerten im letzten Licht des Nachmittags. "Ich weiß, dass wir schon lange befreundet sind, aber ich... ich muss dir etwas sagen."

Riku spürte, wie sein Herz schneller schlug. Was wollte sie ihm nur sagen? Konnte es das sein, worauf er heimlich gewartet hatte?

"Ich habe mich in letzter Zeit sehr zu dir hingezogen gefühlt", sagte Yuna leise. "Ich denke, du weißt es, aber ich wollte es aussprechen. Ich mag dich, Riku. Mehr als nur als meinen besten Freund."

Diese Worte trafen ihn wie ein Blitz. Alles um ihn herum schien stillzustehen, während er versuchte, die Bedeutung dieser Erklärung zu erfassen. Yuna, die immer so lebendig und freundlich war, hatte endlich den Mut gefunden, ihre Gefühle zu gestehen.

Doch was würde er nun tun? Er hatte ebenfalls Gefühle für sie, aber hatte er den Mut, seine eigenen zu zeigen?

"Ich... ich weiß nicht, was ich sagen soll", stammelte er, während ein Kribbeln in seinem Bauch aufstieg. "Ich mag dich auch, Yuna, sehr. Aber ich habe Angst, dass das unsere Freundschaft verändert."

Yuna lächelte sanft, als sie seine Hand ergriff. "Vielleicht sollte es das. Vielleicht können wir etwas Neues anfangen, etwas anderes, was auch immer es sein mag."

Die Worte hingen in der Luft, und Riku wusste, dass dies der Moment war, in dem sich ihr Leben, ihre Freundschaft und vielleicht alles zwischen ihnen verändern würde.

Der Tag, der alles verändern sollte, kam schneller als erwartet. Riku hatte seine Gedanken nicht mehr unter Kontrolle, als er sich Yuna gegenüber sah. Sie hatte ihn nach der Schule zu diesem kleinen Park eingeladen, einem Ort, den sie oft aufsuchten, um alleine zu sein und über alles zu reden.

Als sie nebeneinander auf der Bank saßen, fühlte Riku sich nervöser als je zuvor. Es war, als ob alles, was zwischen ihnen war, sich in diesem einen Moment auflösen würde.

„Riku", begann Yuna mit einer sanften Stimme, die ihn zugleich beruhigte und in Aufregung versetzte. „Es geht nicht nur um uns, sondern um meine Gefühle. Ich habe mir lange überlegt, wie ich dir das sagen soll..."

Er konnte es kaum ertragen, den Blick von ihr abzuwenden. „Du musst dir keine Sorgen machen. Wenn du mir etwas sagen willst, Yuna, dann..."

Sie unterbrach ihn mit einem Lächeln. „Es geht nicht nur um Freundschaft, Riku. Ich glaube, ich habe mehr für dich empfunden, seitdem wir uns kennen. Und ich möchte, dass du es weißt. Ich mag dich."

Es war wie ein Moment der Klarheit. Riku starrte sie an, unfähig, etwas zu sagen. Die Gefühle, die er in seinem Herzen trug, kamen plötzlich ans Licht, und er spürte, dass dies der Moment war, auf den sie beide hingearbeitet hatten. Doch statt die richtigen Worte zu finden, zog er sie einfach näher und legte seine Hand auf ihre.

„Ich mag dich auch", flüsterte er. „Mehr, als du dir vorstellen kannst."