Haarmord

Die Männer des Ostens trugen ihr Haar lang, da es als Zeichen der Tugend galt.

Von dem Moment an, als ein männliches Kind geboren wurde, kümmerte sich seine Mutter um sein Haar, bis es alt genug war, es selbst zu pflegen. Es galt als anstößig, wenn jemand anderes sich darum kümmerte – es sei denn, diese Person war jemand ganz Besonderes, genauer gesagt, ein auserwählter Lebensgefährte oder ein Schicksalsgenosse.

Sobald ein Paar vom Rudel akzeptiert wurde, war es Tradition, dass die Gefährtin dem männlichen Partner das Haar schnitt. Dieses Ritual markierte den Übergang des Mannes – er ging nun von der Obhut seiner Mutter in die seines Partners über.

Von diesem Moment an gehörte er ihr. Alles, von seinem kostbaren Haar bis zu den Sohlen seiner Füße. Deshalb musste sein Haar radikal, bis zur Wurzel, abgeschnitten werden, um das Ende eines alten Lebens und den Beginn eines neuen symbolisch zu bekräftigen.