Kapitel 12 Stimmen aus der Dunkelheit

Die Nacht hatte sich über die Ruinenstadt gelegt. Ein kalter Wind zog durch die engen Gassen, während Raito und die anderen sich um ein kleines Feuer versammelt hatten. Die Erkenntnis aus dem letzten Kampf ließ ihnen keine Ruhe – Kuro war nicht einfach verschwunden, er war gefangen zwischen den Schatten.

„Das macht keinen Sinn…", murmelte Renji und starrte ins Feuer. „Wie kann jemand zwischen den Schatten gefangen sein?"

Sayaka, die mit verschränkten Armen dasaß, seufzte. „Ich weiß es nicht. Aber wir haben es mit Kräften zu tun, die wir nicht verstehen. Und dieser Kerl vorhin… er wusste mehr, als er uns gesagt hat."

Raito starrte ins Dunkel der Nacht hinaus. „Wenn Kuro noch lebt, dann muss es einen Weg geben, ihn zu erreichen. Wir dürfen ihn nicht einfach aufgeben."

Haru, der bisher geschwiegen hatte, richtete sich auf. „Vielleicht gibt es eine Möglichkeit… aber sie ist riskant."

„Welche?" fragte Kaede vorsichtig.

Haru warf einen Blick auf seine Hände, sein Chakrai schimmerte kurz bläulich. „Es gibt eine alte Technik. Eine Art Chakrai-Resonanz. Wenn wir einen Gegenstand haben, der Kuro gehört hat, können wir vielleicht seine Spur im Schatten finden."

„Das ist Wahnsinn!", entfuhr es Renji. „Du willst eine Verbindung zu etwas herstellen, das wir nicht mal verstehen? Was, wenn wir das Falsche anziehen?"

Raito stand auf. „Ich bin bereit, es zu riskieren."

Sayaka musterte ihn besorgt. „Raito… bist du sicher?"

Er nickte. „Ja. Wenn es eine Chance gibt, ihn zu finden, dann werde ich sie nutzen."

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Das Ritual beginnt

Sie suchten in Kuros Sachen und fanden eine Kette, die er immer getragen hatte. Haru kniete sich hin und legte sie vor sich auf den Boden. Seine Hände begannen zu zittern, als er sein Chakrai bündelte.

„Bleibt wachsam… wenn etwas schiefgeht, brecht es sofort ab."

Die anderen nickten und bildeten einen Kreis um ihn. Haru legte die Hände auf den Boden und murmelte eine alte Formel. Das Licht des Feuers flackerte, als ein dunkler Nebel aufstieg.

Raito spürte, wie sich die Luft veränderte. Es war, als würde die Dunkelheit selbst lebendig werden.

Dann hörten sie es.

„Raito…"

Eine Stimme. Schwach, aber eindeutig.

Raito riss die Augen auf. „Kuro?!"

Die Schatten begannen sich zu bewegen, formten vage Umrisse.

„Ich bin hier…"

Sayaka griff nach ihrem Dolch. „Etwas stimmt nicht. Er klingt… anders."

Die dunklen Formen wurden klarer, doch anstatt Kuro erschien eine groteske Gestalt. Verzerrt, voller Schattenenergie.

Renji sprang auf. „Das ist nicht Kuro!"

Die Gestalt stürzte sich auf sie.

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Kampf in der Dunkelheit

Raito wich knapp aus und zog sein Schwert. „Dunkelstrom! (闇流, Yami Ryū!)" Er hüllte seine Klinge in dunkles Chakrai und schlug zu, doch der Schatten wich aus.

Haru rief eine Blitztechnik hervor. „Donnerschlag! (雷撃, Raigeki!)" Blitze zuckten durch die Luft, doch die Gestalt absorbierte sie.

„Es ernährt sich von Chakrai…", erkannte Kaede entsetzt.

Sayaka sprang in die Luft, ihre Dolche wirbelten. „Schattenstich! (影突き, Kagetzuki!)" Die Klingen trafen – doch anstatt Schaden anzurichten, wurde Sayaka zurückgeschleudert.

Renji brüllte: „Wir müssen es versiegeln! Haru, kannst du es bannen?"

Haru nickte. „Ich brauche Zeit!"

„Dann verschaffen wir sie dir!", rief Raito.

Er und Renji griffen das Wesen von beiden Seiten an, während Kaede Schutzbarrieren erschuf, um Haru zu schützen. Sayaka nutzte ihre Geschwindigkeit, um das Wesen abzulenken.

Haru begann mit dem Bannkreis. „Verlorene Seele, kehre zurück in die Dunkelheit! (失われた魂よ, 闇に還れ!)"

Die Schatten begannen zu flackern.

„Jetzt!", rief Haru.

Mit einem letzten Schlag durchbrach Raito die Verteidigung des Wesens. Harus Chakrai umhüllte es, und mit einem ohrenbetäubenden Kreischen wurde es in die Dunkelheit zurückgerissen.

Stille.

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Was bleibt, ist Hoffnung

Raito atmete schwer. Die Gruppe war erschöpft, doch sie hatten überlebt.

„Das war kein Zufall…", murmelte Kaede. „Jemand oder etwas wollte nicht, dass wir Kuro finden."

Sayaka sah Raito ernst an. „Er lebt. Das wissen wir jetzt. Aber wir müssen vorsichtiger sein."

Raito ballte die Faust. „Dann werden wir weiter suchen. Egal, was es kostet."

Der Kampf war vorbei. Doch der wahre Kampf um Kuro hatte gerade erst begonnen.