Ein kalter Wind zog durch die alten Ruinen der vergessenen Stadt. Die Mauern waren zerfallen, nur einige Säulen ragten noch in den düsteren Himmel. Raito stand am Rand eines großen Brunnens, dessen Wasser pechschwarz wirkte. Die Stadt war seit Jahrhunderten verlassen, doch die Schatten hier wirkten lebendig.
„Hier soll Kuro verschwunden sein?", fragte Haru skeptisch und trat näher.
Seiji nickte. „Wir wissen, dass er gefangen ist… aber wie genau? Und warum?"
Sayaka blickte besorgt zu Raito. „Geht es dir gut?", fragte sie leise.
Er atmete tief durch. Seit Sayaka ihm geholfen hatte, seine Kräfte wieder zu kontrollieren, fühlte er sich besser. Doch der dunkle Schatten in ihm schlief nur – er war nicht verschwunden.
„Ja, ich komme klar", antwortete Raito, ohne sie anzusehen.
Plötzlich erklang ein Geräusch. Ein Scharren, tief aus der Dunkelheit einer zerfallenen Gasse. Alle zogen instinktiv ihre Waffen oder konzentrierten ihr Chakrai.
„Nicht bewegen", flüsterte Seiji.
Aus der Finsternis trat eine Gestalt hervor. Ein Mann in dunkler Kleidung, mit einer tief ins Gesicht gezogenen Kapuze. Seine Augen glühten rot.
„Ihr sucht Kuro", sagte er mit rauer Stimme. „Ihr seid ihm näher, als ihr denkt."
Raito spürte eine unheimliche Präsenz. „Wer bist du?"
Der Fremde lachte leise. „Ein Bote des Schattenbundes. Ihr steht kurz davor, eine Grenze zu überschreiten, die ihr nicht versteht."
Renji trat vor. „Wenn du etwas weißt, dann sprich."
„Er ist gefangen zwischen den Welten", erklärte der Mann. „Sein Körper existiert, aber seine Seele ist in den Schatten gebunden. Ihr könnt ihn nicht einfach zurückholen."
„Dann sag uns, wie!", forderte Sayaka.
Der Mann grinste. „Es gibt einen Weg… aber ihr müsst tief in die Ruinen steigen. Dort ist eine Kammer, in der die Dunkelheit bewahrt wird. Wenn ihr den Schlüssel findet, könnt ihr das Tor zu den Schatten öffnen. Doch seid gewarnt… es gibt Dinge, die besser verborgen bleiben."
Er drehte sich um und verschwand in der Dunkelheit.
Ein Moment der Stille. Dann sprach Seiji: „Wir haben keine Wahl. Wir müssen hinabsteigen."
Haru schüttelte den Kopf. „Wenn wir das tun, setzen wir uns großer Gefahr aus."
„Aber es gibt keine andere Möglichkeit", sagte Sayaka entschlossen. „Wir müssen Kuro retten."
Raito sah sie an und spürte ihre Entschlossenheit. Er nickte. „Dann los."
Die Gruppe begab sich in das Innere der Ruinen. Sie folgten einem langen Korridor, der in die Tiefe führte. Je weiter sie gingen, desto kälter wurde es. Die Luft war schwer, als würde sie von unsichtbaren Händen festgehalten.
Plötzlich spürte Raito etwas. Eine Bewegung im Dunkeln. „Vorsicht!", rief er.
Aus den Schatten lösten sich Kreaturen – geisterhafte Wesen mit glühenden Augen. Sie griffen an.
„Feuersturm! (火嵐, Karan)" rief Seiji und schleuderte einen brennenden Chakrai-Angriff nach vorne. Die Wesen wichen zurück, doch mehr erschienen.
Renji schlug mit einer Chakrai-Welle zu. „Erdbebenstoß! (地震衝, Jishinshō)"
Der Boden bebte, doch die Schattenwesen kämpften weiter.
Raito schloss kurz die Augen. Er durfte die Kontrolle nicht verlieren. Dann fokussierte er sich. „Schattenstrom! (影流, Kage Ryū)"
Er verschwand für einen Moment und tauchte direkt hinter einem der Kreaturen wieder auf, sein Schlag war blitzschnell. Sayaka kämpfte an seiner Seite, mit einer beeindruckenden Präzision.
Nach einem erbitterten Kampf verschwanden die Kreaturen. Die Gruppe atmete schwer.
„Das war nur eine Warnung", sagte Seiji. „Wir müssen vorsichtig sein."
Sie setzten ihren Weg fort und erreichten schließlich eine große Kammer. In der Mitte stand ein Altar mit einem alten Siegel darauf.
„Das muss der Schlüssel sein", murmelte Haru.
Raito trat vor. Er spürte die dunkle Energie, die davon ausging. „Wenn wir das lösen, kommen wir Kuro vielleicht näher."
Sayaka legte eine Hand auf seine Schulter. „Wir sind bei dir."
Er nickte, dann legte er seine Hände auf das Siegel.
Ein Flackern. Ein Schatten bewegte sich in der Luft. Und dann – ein leiser Flüsterton.
„Ihr seid zu spät…"
Die Gruppe erstarrte. Was hatte das zu bedeuten?
Die Schatten um sie herum bewegten sich erneut. Und diesmal… war es keine Illusion mehr.
Fortsetzung folgt…