Aria atmete tief durch und zwang sich, trotz der Spannung in der Luft ruhig zu bleiben. Mit einer leichten Verbeugung murmelte sie: "Danke."
"Aha." Seine knappe Antwort fühlte sich wie ein Schlag an, triefend vor Unzufriedenheit. Sein Blick, scharf und durchdringend, bohrte sich in sie, während er sich lässig zurücklehnte, seine Hand lässig am Griff seiner Klinge ruhend.
Das schwache Grinsen auf seinen Lippen war bar jeglichen Humors und unterstrich nur die Gefahr, die ihn umgab.
"Ich frage mich", begann er, seine Stimme kalt und bedacht, "wohin ist plötzlich das Selbstvertrauen von jener Nacht verschwunden?"
Seine Worte, obwohl beiläufig gesprochen, fühlten sich wie eine Anschuldigung an. Das Karminrot seiner Augen schien sich zu verdunkeln, als sie sich auf ihre fixierten und eine mächtige, fast raubtierhafte Intensität trugen. Er neigte leicht den Kopf und studierte ihre Reaktion mit einer Mischung aus Belustigung und Verachtung.
Arias Stirnrunzeln vertiefte sich, als das Gewicht seiner Frage auf ihr lastete. Selbstvertrauen? Wohin war es verschwunden? Sie biss sich auf die Lippe und erinnerte sich an die Nacht, in der sie ihn mit dreister Verwegenheit konfrontiert und beschuldigt hatte, ein Dieb zu sein. In jener Nacht hatte ihre Wut sie für die Größe ihres Fehlers blind gemacht.
Aber jetzt, wo sie vor ihm stand, schrie jeder Instinkt in ihr, vorsichtig zu sein. Seine Aura war überwältigend, geradezu erstickend, und ließ sie sich völlig exponiert fühlen.
'Entschuldige dich einfach', sagte sie sich entschieden. 'Entschuldige dich und stelle sicher, dass du nie wieder mit ihm in Berührung kommst. Er ist zu mächtig.'
Sie straffte ihre Haltung und zwang die Worte heraus. "Ich... ähm... es tut mir leid wegen der anderen Nacht." Ihre Stimme zitterte leicht, aber sie drängte weiter, in der Hoffnung, dass es genügen würde.
Doch bevor ihre Entschuldigung sich setzen konnte, durchschnitt seine Stimme die Luft wie eine Klinge. "Was geschehen ist, kann nicht ungeschehen gemacht werden." Sein Ton war flach, fast gelangweilt, aber es lag eine unverkennbare Schärfe darin, die ihr einen Schauer über den Rücken jagte.
Er hob einen einzelnen behandschuhten Finger und tippte auf die polierte Oberfläche des Schreibtisches vor ihm, das scharfe Geräusch hallte in der Stille wider. Sein Blick verließ nie den ihren, und der gefährliche Glanz in seinen karminroten Augen wurde schärfer. "Du hast mich beleidigt. Das solltest du wissen."
Ihn beleidigt? Ihr Magen krampfte sich vor Unbehagen zusammen, als seine Worte in ihrem Kopf widerhallten. Diese Nacht war ein Fehler gewesen, ein schrecklicher, impulsiver Fehler. Wenn sie gewusst hätte, wer er war, hätte sie es nie gewagt, so unbesonnen zu sprechen.
Außerdem, was hatte er überhaupt in jener Nacht im Palast zu suchen gehabt, wenn er nicht offiziell angekommen war? War es nicht seine Schuld, dass er sich so herumgeschlichen hatte?
Unfähig, sich zurückzuhalten, platzte es aus ihr heraus: "Du! Wenn ich dich beleidigt habe, warum hast du mir dann geholfen?"
Aber die Frage, die in ihr brannte, weigerte sich, still zu bleiben.
"Wenn ich Sie beleidigt habe", platzte es aus ihr heraus, ihre Frustration überwog kurzzeitig ihre Angst, "warum haben Sie mir dann geholfen?"
Seine Lippen kräuselten sich zu einem schwachen Lächeln, obwohl es keine Wärme enthielt. "Da irrst du dich", antwortete er, seine Stimme ruhig, aber mit einer leisen Bedrohung durchsetzt. "Ich habe dir nicht geholfen."
Ihre Stirn runzelte sich verwirrt. "Aber—"
"Ich bin eingeschritten", fuhr er glatt fort und schnitt ihr das Wort ab. "Nicht deinetwegen, sondern um sicherzustellen, dass die Situation nicht weiter eskalierte. Das Chaos hätte meine Ruhe gestört, und ich habe keine Geduld für solche Unannehmlichkeiten."
Während er sprach, nahmen seine Finger ihr stetiges Tippen wieder auf, jeder Ton eine Erinnerung an seine Irritation. Seine Worte waren schneidend und ließen keinen Raum für Fehlinterpretationen.
Also war es das. Er hatte ihr nicht aus Freundlichkeit oder Sorge geholfen; es war rein eigennützig gewesen. Ihre Lippen pressten sich zu einer dünnen Linie zusammen, als Empörung in ihr aufflammte. Was für ein selbstsüchtiger, arroganter Mann.
"So ist er also", dachte sie verbittert. "Selbstsüchtig. Rücksichtslos. Ein Mann, der keinen Finger rühren würde, wenn es ihm nicht irgendwie nützte."
Als wolle er ihre Gedanken bestätigen, erklang seine Stimme erneut: "Und jetzt", sagte er in einem befehlenden Ton, "störst du schon wieder meine Ruhe. Geh. Sofort."
Seine Worte waren absolut, eine Entlassung, die das Gewicht seiner Autorität trug. Sein durchdringender Blick schwankte nie, und die Luft um ihn herum schien schwerer zu werden, drückte auf sie, bis sie keine andere Wahl hatte, als zu gehorchen.
Aria ballte ihre Fäuste und schluckte die Beleidigungen hinunter, die ihr auf der Zungenspitze brannten. "Störe deine Ruhe? Pah, was für ein unhöflicher Mann!" schäumte sie innerlich. "Wie unhöflich! Wie absolut unerträglich!" Sie wollte ihn anschreien, ihn für seine Arroganz zurechtweisen, aber sie wusste es besser. Er war ein Mann von Macht, einer, den selbst ihre Eltern fürchteten zu beleidigen... und einer, den sie sich nicht leisten konnte, weiter zu verärgern.
Zähneknirschend drehte sich Aria auf dem Absatz um und schritt aus dem Raum, ihre Schritte hallten den Korridor hinunter. Selbst als sie wegging, konnte sie seinen Blick in ihrem Rücken spüren, als würde er sie still verspotten.
'Was für ein unerträglicher Mann', dachte sie verbittert, ihre Hände zu Fäusten geballt.
'Unhöflich, arrogant und völlig selbstbezogen.'
Ihre Wangen brannten vor einer Mischung aus Verlegenheit und Wut, aber sie zwang sich, die Begegnung aus ihrem Kopf zu verdrängen.
Nachdem sie eine Weile ziellos umhergewandert war, fand sie sich in den Gärten des Schlosses wieder. Die kühle Nachtluft und der schwache Duft blühender Blumen halfen, ihre Nerven zu beruhigen. Auf einer Steinbank unter einer ausladenden Eiche sitzend, ließ sie ihre Gedanken zur Ruhe kommen und schwor sich, ihn von nun an um jeden Preis zu meiden. Sie hatte den Fehler gemacht, ihn zu beleidigen, als sie seine Identität nicht kannte, aber jetzt, da sie es tat, konnte sie es nicht wagen...
Schließlich kehrte sie in ihre Gemächer zurück, ihre Erschöpfung holte sie ein. Sie wusch sich, ließ das kühle Wasser über ihre Hände kaskadieren, als könnte es die Frustrationen des Tages abwaschen. Gerade als sie begann, sich zu entspannen, unterbrach ein scharfes Klopfen ihren Frieden.
Aria erstarrte, ihr Herz setzte einen Schlag aus. Wer konnte das um diese Uhrzeit sein? Sie zögerte einen Moment, bevor sie den Raum durchquerte und die Tür öffnete. Ihr stockte der Atem, als sie Königin Seraph dort stehen sah, ihre majestätische Präsenz so einschüchternd wie eh und je.
Ein Funke Hoffnung flackerte in Arias Brust auf. Konnte es sein? Konnte ihre Mutter endlich gekommen sein, um sie zu sehen, um sich nach Jahren der Vernachlässigung zu versöhnen? Vielleicht hatte sie erkannt, dass Aria nicht die Last war, für die sie sie immer gehalten hatte. Vielleicht war sie gekommen, um sich zu entschuldigen, um die Liebe und Zuneigung anzubieten, nach der Aria sich so lange gesehnt hatte.