Ihre Wärme zeigen

Die Tür zu Arias Gemächern schwang auf, das Geräusch hallte wie ein Donnerschlag wider. Königin Seraph schritt herein, ihre königliche Präsenz gebot sofortige Stille. Ihr Kleid floss wie flüssiges Silber und betonte die kalte, scharfe Schönheit ihrer Züge. Die Verachtung in ihren Augen war unverkennbar, als sie sich auf Aria richteten, die instinktiv unter dem vernichtenden Blick ihrer Mutter zurückwich.

Arias Herz sank. Sie wusste, dass dies kommen würde, aber sie hegte die Hoffnung, dass ihre Mutter vielleicht, vielleicht nicht hier war, um sie anzufahren, sondern um sie zu trösten, aber die Realität war so viel schlimmer. Der Ausdruck von Königin Seraph konnte die Sonne gefrieren lassen, und ihre Stimme, als sie endlich sprach, war eine Klinge, die ohne zu zögern schnitt.

"Was hast du dir dabei gedacht, Aria?" Ihr Ton war ruhig, aber er trug eine Schärfe, die Arias Knie weich werden ließ. "Hast du keinen Sinn für Anstand? Für Verantwortung? Was um alles in der Welt hast du in seinem Zimmer gemacht?"

Aria schluckte hart, ihr Hals war trocken. "Ich war nicht—"

"Versuche gar nicht erst, dich zu verteidigen", schnappte die Königin, ihre Stimme wurde lauter. "Der Ruf des Großen Kalden Veyl ist über jeden Zweifel erhaben, und jetzt hast du ihn mit deiner Dummheit befleckt. Und Medrick—wie denkst du, dass sich das auf ihn auswirkt? Du hast ihn völlig in Schande gebracht!"

Aria zuckte bei der Erwähnung ihres ältesten Bruders zusammen. Ihr Kopf raste nach Worten, aber nichts schien ausreichend. "Ich wollte keinen Ärger machen", flüsterte sie schließlich, ihre Stimme kaum hörbar. Sie war diejenige, die von Medrick gedemütigt worden war.

"Ärger scheint alles zu sein, was du je verursachst", konterte Königin Seraph, ihre Lippen kräuselten sich vor Verachtung. "Hast du eine Ahnung, was das für unsere Familie bedeuten könnte? Dass du in einer solch kompromittierenden Situation gefunden wurdest—es ist mehr als inakzeptabel."

Arias Hände zitterten, als sie versuchte zu erklären. "Ich... Ich wollte nicht, dass es passiert. Ich bin nur dorthin gegangen, weil—"

"Genug", unterbrach ihre Mutter sie und hob eine Hand, um sie zum Schweigen zu bringen. "Ich habe genug von deinen Ausreden, Aria."

Arias Brust zog sich zusammen, ihr Herz schmerzte, als die harten Worte ihrer Mutter einsanken. Sie hatte an der schwachen Hoffnung festgehalten, dass ihre Mutter sie endlich sehen, verstehen, vielleicht sogar verteidigen würde. Aber wieder einmal war sie nichts als eine Enttäuschung in den Augen der Königin. Ich wollte glauben, dass sie für mich hergekommen ist, dass sie sich dieses Mal vielleicht kümmern würde. Aber nein. Ich bin nur eine Last für sie—ein Fehler, den sie bereinigen muss.

Königin Seraph trat einen Schritt näher, ihr Blick eisig und unnachgiebig. "Dies ist deine letzte Chance, Aria. Wenn du noch einmal Mist baust, werde ich keine andere Wahl haben, als dich ins Ravenhollow-Heiligtum zu schicken."

Arias Atem stockte. Ravenhollow-Heiligtum. Der Name allein ließ ihren Magen sich zusammenziehen. Am Rande des königlichen Territoriums gelegen, war es ein abgeschiedenes Anwesen, umgeben von friedlichen Wäldern und tosenden Wasserfällen. Es war der Ort, an den Mitglieder der königlichen Familie geschickt wurden, um ihre Magie durch monatelanges intensives Training und Meditation zu meistern. Obwohl nicht hart, war es isolierend, und die Erwartungen waren zermürbend.

Ihre Brüder waren bereits erfahrene Veteranen von Ravenhollow, hatten vier Runden des Trainings abgeschlossen und kehrten nun für ihre fünfte zurück. Sie waren keine bloßen Auszubildenden mehr, sondern Aufseher, beauftragt, neuere Rekruten anzuleiten und für Disziplin zu sorgen. Der Gedanke, dort zu sein—unter ihrer ständigen Prüfung und ihrem Urteil—war unerträglich.

Arias Panik stieg. Wenn sie dorthin geschickt würde, könnte sie ihnen nicht ausweichen. Sie wäre von ihrer Präsenz umgeben, ihren spöttischen Blicken und der unerträglichen Spannung, die ihre Interaktionen immer begleitete. Die Vorstellung, Monate auf engem Raum mit ihnen zu verbringen, war ein Albtraum, dem sie sich nicht stellen konnte.

"Nein, bitte", sagte Aria schnell und schüttelte den Kopf, während ihre Stimme zitterte. "Mutter, ich werde es besser machen. Ich verspreche es. Nur... schick mich nicht dorthin."

Königin Seraph hob eine Augenbraue, unbeeindruckt von ihrem Flehen. "Du hast schon früher versprochen, Aria. Und doch sind wir hier."

"Dieses Mal wird es anders sein", beharrte Aria, ihre Verzweiflung war deutlich. "Ich werde nicht noch einmal Mist bauen. Ich schwöre es."

Der Ausdruck der Königin wurde weicher, aber nur leicht. "Dir gehen die Chancen aus, Aria. Wenn du die Würde dieser Familie nicht aufrechterhalten kannst, wird Ravenhollow deine einzige Option sein. Verstehst du mich?"

"Ja", flüsterte Aria, ihre Stimme kaum hörbar.

Königin Seraph drehte sich auf dem Absatz um, ihr Kleid fegte hinter ihr her wie eine Gewitterwolke. "Gut. Lass mich nicht bereuen, dir diese Chance gegeben zu haben." Damit verließ sie den Raum und schloss die Tür hinter sich mit einer dröhnenden Endgültigkeit.

Die darauffolgende Stille war ohrenbetäubend. Aria stand wie erstarrt, ihre Gedanken ein chaotischer Wirbelsturm. Langsam sank sie auf ihr Bett, ihre Hände umklammerten den Stoff ihres Kleides, als ihre Fassung zerbröckelte.

Warum kommt es immer dazu? dachte sie, Tränen brannten in ihren Augen. Warum bin ich nie genug? Egal wie sehr ich mich anstrenge, sie sieht nur meine Fehler, mein Versagen. Warum dachte ich überhaupt, dass es dieses Mal anders sein würde?

Ihre Brust schmerzte vor tiefer, vertrauter Trauer. Die Hoffnung, die sie genährt hatte—dass ihre Mutter sie endlich sehen, ihren Wert anerkennen würde—war wieder einmal zerbrochen. Sie wischte sich die Augen, entschlossen, die Tränen nicht fallen zu lassen. Weinen würde nicht helfen. Es half nie.

Aber der Gedanke an Ravenhollow hing über ihr wie ein Schatten. Die Vorstellung, dort gefangen zu sein, umgeben von ihren Brüdern und ihrer kalten Verachtung, ließ ihren Magen sich zusammenziehen. Wie kann ich das überleben? Wie kann ich sie überleben?

Ihre Schultern bebten, als sie ihr Gesicht in ihren Händen vergrub. Ich will nicht gehen. Ich will nicht dort mit ihnen sein. Aber welche Wahl habe ich? Wenn ich noch einmal Mist baue, werde ich keine Wahl haben. Und ich kann nicht für immer davonlaufen.

Das Gewicht der Worte ihrer Mutter und die drohende Gefahr von Ravenhollow lasteten auf ihr und erstickten ihren Geist. Aber tief in der Verzweiflung begann ein Funke Entschlossenheit zu glimmen. Ich muss einen Weg finden, das durchzustehen. Zu beweisen, dass ich mehr bin als das, wofür sie mich halten. Selbst wenn es mich umbringt.