Natalia fasste sich schnell und setzte einen mitleiderregenden Gesichtsausdruck auf. Ihre Stimme, durchdrungen von unschuldiger Kränkung, hallte durch den Raum: "Schwester, was meinst du damit? Diese Kette war eindeutig das Liebespfand, das Vater Mutter gegeben hat. Wie könnte sie irgendetwas mit deiner Mutter zu tun haben? Wenn du sie so sehr magst, kann ich dir anderen Schmuck geben, aber könntest du hier keine Szene machen?"
Katie seufzte leise, ihr Ton sanft, aber mit einem Hauch von Vorwurf. "Selina, ich weiß, du warst schon immer von der 'Ewigkeit der Sterne' angetan, aber die Kette wurde bereits gespendet. Wie könnten wir sie jetzt zurücknehmen? Es gibt so viel Schmuck zu Hause - bist du noch nicht zufrieden?"
Ihr synchronisiertes Schauspiel veränderte schnell die Wahrnehmung der Menge. Die Zuschauer begannen, Selina mit wachsender Verachtung zu betrachten.
"Ist die älteste Miss Clark wirklich so unvernünftig? Jemand spendet etwas, und sie will es zurückhaben?"
"Ich dachte immer, Katie würde die Sachen der ersten Frau zurückhalten, aber es stellt sich heraus, dass Selina diejenige ist, die Ärger macht. Was für ein gemeiner Charakter!"
James' Gesicht nahm eine alarmierende Rotfärbung an, und er hätte fast vor Wut auf den Tisch geschlagen. Mit dem Finger auf Selina zeigend, bellte er wütend: "Die 'Ewigkeit der Sterne' war mein Liebespfand an Katie! Das weiß jeder in der Familie! Wenn du weiter eine Szene machst, geh sofort raus!"
"Liebespfand?" fragte Selina, ihr Ton voller Unglaube, als hätte sie gerade den lächerlichsten Witz gehört. Sie ließ ihren kalten Blick durch den Raum schweifen, ihre Stimme ruhig, aber schneidend: "Mrs. Bryant, sind Sie sich absolut sicher, dass diese Kette Ihnen gehört?"
Obwohl Selinas Stimme nicht laut war, zuckten Katies Augen für einen kurzen Moment, was ihre Unruhe verriet. Die Menge bemerkte diese subtile Veränderung nicht und nahm stattdessen an, dass Selina unangemessen hartnäckig war. Ihre Gesichtsausdrücke wurden noch verächtlicher.
Die Gelegenheit witternd, vertiefte sich Katie in ihre Darbietung und ließ ein paar Tränen aus ihren Augen fallen, während sie hervorstieß: "Natürlich gehört sie mir! Selina, gibt es irgendetwas, das ich dir nicht gegeben habe, wenn du darum gebeten hast? Eine Stiefmutter zu sein ist nicht einfach, aber ich habe immer mein Bestes gegeben, dich gut zu behandeln. Warum kannst du nicht einfach glücklich sein? Warum beschuldigst du mich so?"
Selinas Lippen verzogen sich zu einem spöttischen Lächeln. Sie durchschaute Katies manipulatives Spiel und wusste, dass sie ihr absichtlich eine Grube grub, in die sie fallen sollte, in der Hoffnung, ihren Ruf durch die öffentliche Meinung zu zerstören.
"Genug!" brüllte James, als er abrupt aufstand, sein Gesicht gerötet und sein zitternder Finger auf Selina gerichtet. Seine Stimme donnerte, eine Mischung aus Schuld und Wut. "Dies ist nicht der Ort für deine Wutanfälle! Wenn es dir egal ist, dich zu blamieren, mir ist es nicht egal! Der einzige Grund, warum ich das durchgehen lasse, ist Natalias wegen, aber du wirst jetzt sofort den Mund halten!"
Ein Funken Triumph blitzte in Natalias Augen auf. Mit einem leicht siegreichen Lächeln heuchelte sie Großmut, ihr Ton beschwichtigend: "Schwester, ich verstehe, dass du aufgebracht bist, aber bitte störe die Auktion nicht weiter. Warum gehst du nicht nach Hause und ruhst dich aus?"
Selina lachte, der Klang tief und kalt, der Schauer durch die Luft sandte. Ihr Blick streifte die Menschen vor ihr, ihr Herz wurde mit jedem Moment kälter.
Wie schamlos. Wenn sie so spielen wollten, dann würde sie nicht zögern, die Fassade wegzureißen.
Mit schnellen Schritten zur Bühne eilend, handelte Selina, bevor jemand sie aufhalten konnte. Sie griff sich die Kette von der Auslage und platzierte sie direkt unter dem Projektor, damit alle sie sehen konnten. Ihre Stimme, klar und entschlossen, hallte durch den Raum:
"Diese 'Ewigkeit der Sterne' Kette wurde vor dreißig Jahren von meiner Mutter bei der Turner Schmuckgruppe in Auftrag gegeben. Es ist ein einzigartiges Stück."
Sich leicht vorbeugend, zeigte sie auf die Basis der Kette, die auf dem Bildschirm projiziert wurde. Ein scharfes Lächeln umspielte ihre Lippen. "In die Platinfassung ist der Name 'Victoria' eingraviert. Mrs. Bryant, Sie haben gerade behauptet, diese Kette gehöre Ihnen, nicht wahr? Dann erklären Sie doch bitte, warum der Name meiner Mutter eingraviert ist. Oder haben Sie vielleicht Ihren Namen geändert?"
Der Raum brach in Chaos aus.
"Was? Die Kette hat einen Namen eingraviert?"
"Oh mein Gott, ist 'Victoria' nicht der Name von Mr. Clarks erster Frau?"
Natalias Kopf schwirrte, ihr Gesicht wurde bleich, während sich ihre Fäuste so fest ballten, dass sich ihre Nägel in ihre Handflächen gruben. Katie stand wie erstarrt, ihr Teint aschfahl, während ihr Blick auf den Bildschirm fixiert war, der den Namen in aller Deutlichkeit zeigte.
Wie konnte das passieren?!
"Da ist wirklich ein Name!" rief jemand. "War Victoria Adams nicht Mr. Clarks verstorbene Frau?"
"Also hat Mr. Clark die Kette seiner verstorbenen Frau seiner Geliebten als Liebespfand gegeben? Das ist einfach..."
James' Gesicht wurde noch röter, die Adern an seinem Hals traten deutlich hervor. Er hatte nie damit gerechnet, dass die Kette solch belastendes Beweismaterial bergen würde. Mit zusammengebissenen Zähnen ließ er ein kaltes, gezwungenes Lachen hören, seine Stimme kratzig wie rostiges Eisen: "Und wenn sie ihr gehörte? Victoria war meine Frau, also gehören ihre Sachen mir! Wenn ich sie Katie gegeben habe, was ist das Problem? Du... du freches Mädchen! Alles was du kannst, ist Ärger machen!"
Als sie James' Worte hörten, ging ein Raunen durch die Menge unten.
"Nun ja... wenn man darüber nachdenkt, nach Victorias Tod blieben ihre Sachen im Clark-Haushalt. Dass James sie seiner zweiten Frau gibt, ist technisch gesehen nicht falsch."
"Rechtlich nicht, nein. Aber moralisch? Die Andenken einer ersten Frau wegzugeben... das ist einfach zu viel."
Selina warf einen kurzen, distanzierten Blick auf Natalia, die ihren Kopf senkte, Tränen in ihren Augen schimmernd. Selinas Mundwinkel verzogen sich zu einem noch kälteren Lächeln. Das Opfer spielen? Gut. Mal sehen, wer es besser kann.
Den Blick senkend, wurde Selinas Stimme plötzlich weicher, zitternd, als stünde sie kurz vor den Tränen. "Aber ich habe nie etwas von meiner Mutter bekommen. Vater, warum hast du ihre Sachen jemand anderem gegeben? Ich kam heute zur Auktion, ohne auch nur ein anständiges Schmuckstück zu tragen, während meine Schwester beiläufig eine Kette im Wert von 60 Millionen spendet..."
Keuchen erfüllte den Raum, als eine Welle des Erstaunens durch die Menge ging. Ihre Blicke wanderten zurück zu Natalia, diesmal von Zweifel durchzogen.
"Sie hat Recht. Die jüngere Schwester ist in Luxus aufgewachsen, benutzt die Sachen der ersten Frau, während die älteste Tochter nichts hat. Das ist unglaublich unfair."
James' ganzer Körper zitterte vor Wut. Er schlug auf den Tisch und brüllte: "Ihre Sachen gehören mir! Sie ist tot! Was willst du noch?"
Tränen sammelten sich in Selinas Augen, schimmernd vor Kummer. Ihre Stimme zitterte vor Herzschmerz. "Mir bleibt nichts. Du hast mich nicht einmal zu dieser Auktion mitgenommen, Vater. Du hast nur deine zweite Frau und ihre Tochter mitgebracht und mich absichtlich zurückgelassen. Ich weiß, dass du mich nicht magst, aber ich hätte nicht gedacht, dass du die Sachen meiner Mutter benutzt, um dich bei anderen einzuschmeicheln."
Sie machte eine Pause, ihre Stimme wurde leiser, jedes Wort schnitt wie ein Messer. "Ich habe meine Schwester einmal privat gefragt, ob ich die Kette zurückbekommen könnte, aber Mrs. Bryant sagte mir, sie gehöre ihr und beschuldigte mich, etwas nehmen zu wollen, was nicht mir gehört. Vater... verdiene ich nicht einmal das Recht zu existieren?"
"Halt den Mund!" James' Sicht verschwamm, als Wut und Demütigung ihn fast ohnmächtig werden ließen. Mit zitterndem Finger auf Selina zeigend, rang er nach Worten, aber das Geflüster aus der Menge übertönte ihn.
"Die Andenken einer verstorbenen Frau einer Geliebten zu geben? Das ist absolut herzlos."
"Hat Mr. Clark nicht vorhin so getan, als würde er Selina an der Tür nicht erkennen? Ich dachte, sie würde nur Ärger machen. Jetzt ist es klar - er wollte nicht, dass sie die Wahrheit aufdeckt."
"Diese beiden Frauen haben nicht nur die Sachen der ersten Frau übernommen, sondern auch den Ruf der ältesten Tochter beschmutzt. Die Ironie ist widerlich."
Selina senkte den Blick und wischte sich mit zitternden Händen die Tränen weg. Ihre Stimme, heiser vor Emotion, erfüllte den Raum. "Vater sagt immer, ich sei nicht so gütig wie Natalia. Und er hat Recht. Sie benutzt Dinge, die sie mir gestohlen hat, um sie für wohltätige Zwecke zu spenden, natürlich erscheint sie edler als ich."
Die Halle verstummte, Selinas zitternde Stimme hallte in der Leere wider. Viele der anwesenden Gesellschaftsdamen blickten sie mit Mitgefühl und sogar Trauer an.
"Mr. Clarks Bevorzugung ist schlimm genug, aber eine uneheliche Tochter über die Trauer der Ältesten trampeln zu lassen? Das ist schändlich."
"Dieses arme Mädchen... Die Älteste der Clark-Familie muss von ihnen an den Rand gedrängt worden sein."
Die Veranstaltung, die Natalia verherrlichen sollte, hatte sich völlig im Ton gewandelt.
James' Gesicht lief dunkelrot an, während Scham und Wut in ihm brodelten. Seine Lippen bewegten sich, aber keine Worte kamen heraus, überwältigt von der Missbilligung der Menge. Zorn und Demütigung schnürten ihm die Kehle zu, ließen ihn schwindelig werden.
Warum gaben ihm alle die Schuld? Was war falsch daran, Natalia zu bevorzugen? Sie war seit ihrer Kindheit an seiner Seite gewesen - war es nicht natürlich, sie mehr zu lieben? Außerdem war Natalia in jeder Hinsicht besser als Selina. War diese Voreingenommenheit nicht gerechtfertigt?
Nein. Er konnte nicht zulassen, dass Selina Natalia die Show stahl. Alles, wofür er über die Jahre so hart gearbeitet hatte, konnte nicht von dieser Landtochter ruiniert werden.
Andererseits spürte Natalia, wie ihre Wut in ihr kochte. Diese Elende! Wer glaubt sie, wer sie ist, mich so vor allen zu demütigen?
Aber sie konnte es sich jetzt nicht leisten, die Kontrolle zu verlieren. Tief durchatmend, um sich zu sammeln, hob Natalia den Kopf, Tränen über ihr Gesicht strömend, in jeder Hinsicht die gekränkte Unschuld. Ihre Stimme zitterte, eine Mischung aus Schluchzen und Aufrichtigkeit. "Schwester, ich wusste wirklich nicht, dass diese Kette Mrs. Adams' Andenken war. Es gibt so viele Schmuckstücke zu Hause. Als Vater sie Mutter gab, hat er es wahrscheinlich nicht bemerkt. Wenn wir es gewusst hätten, hätte Vater es sicher nicht getan."
Sie machte eine Pause, ihre Stimme brach, ihre Worte voller flehender Unschuld. "Aber jetzt wurde die Kette bereits für wohltätige Zwecke gespendet. Der Erlös wird Kindern in verarmten Bergregionen zugutekommen. Schwester, willst du sie wirklich zurückhaben? Bitte, zeig etwas Mitgefühl und lass es gut sein."
Jedes Wort stellte Natalia als schuldlos und tugendhaft dar, während es subtil Selina als grausam und egoistisch erscheinen ließ.
Selinas Lippen verzogen sich zu einem schwachen Lächeln, ihr Blick voller Spott. Clever. Natalias Worte ließen ihr keinen Rückzugsweg. Wenn sie die Sache weiter verfolgte, würde sie direkt in die Falle tappen und als herzlos und unmoralisch dargestellt werden.
Es war ein geschickter Zug. Zu schade, dass Natalia sie unterschätzt hatte.
Sich aufrichtend wurde Selinas Ausdruck kälter. Ihr verächtliches Lächeln sagte alles - sie würde Natalia nicht die Genugtuung eines leichten Sieges gönnen.